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Dieser Fachartikel eignet sich sowohl für verantwortungsbewusste Pferdebesitzer, als auch für Hufschmiede für die Fortbildung. Das Ebook enthält Thematiken zu den Bereichen Gewichtsverlagerung, Spitzbeschlag, Schwerpunkte und weiteres. Es sind Bilder zur Veranschaulichung enthalten.
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Ein Pferd muss einen Beschlag bekommen, weil sich ansonsten der Huf, bzw. die Horn-Kapsel übermäßig abtreibt und es gilt, dies damit abzuwenden.
Obwohl das Pferd als domestiziertes Tier gilt, müssen wir immer daran denken, dass diese Tiere in Hinsicht auf die Beanspruchung der Hufe frei leben. Frei lebende Tiere und Pferde in der Wildbahn haben kurze Hufe – ganz besonders kurze – das ist wichtig, damit das Tier schnell Boden gewinnt und vom Fleck kommt. Die Hufkapsel des Pferdes kann man sich so ähnlich wie eine Pyramide vorstellen. Diese besteht aus einer Wand vorne, links, rechts und unten. Im unteren Bereich gibt es eine Verstrebung, bzw. die Sohle. Wenn diese Sohle immer weich ist, bricht die Kapsel irgendwann aus – langsam. Es kann auch vorkommen, dass die Sohle zu hart wird, so dass das gesamte Gebilde allzu starr ist. Die Folge kann beispielsweise Lahmheit oder Ähnliches sein. In unseren Breiten kommt diese Situation aber sehr selten vor. In den Rocky Mountains in Amerika oder im Süden Europas habe ich solche Fälle schon beobachtet. Sobald das Eisen auf den Huf genagelt wird, bzw. auf die Hornkapsel, kann der Huf frei wachsen, weil das Hufeisen des Horngebildes vor dem Abrieb geschützt wird. In so Ferne macht es nur Sinn, das Pferd beschlagen zu lassen, wenn wir das Nachgewachsene Horn auch zur richtigen Zeit wieder schneiden lassen. Vor Augen sollte man sich dabei stets halten, dass Wildpferde immer kurze Hufe haben. Genau bei diesem Punkt kommt es zu den ersten unprofessionellen Aussagen.
Das Wachstum des Hufes selbst ist einigen ausschlaggebenden Faktoren unterlegen, so dass man eben nicht pauschal sagen kann, dass die Hufe nach 6,7 oder acht Wochen wieder beschlagen werden müssen. Die wichtigsten Kriterien, bzw. Punkte dafür sind hauptsächlich Kälte, beziehungsweise Wärme, sowie das Futter und die Bewegung des Tiers. Als Faustregel gilt meiner Meinung nach, die Hornkapsel immer dann zu kürzen, wenn diese ca. 10 % gewachsen ist.
Ein kurzes Beispiel: am Tag des Beschlages war der Huf des Pferdes 11 cm vom Saumrand bis zum Hufeisen entfernt. Der neue Beschlag sollte gemacht werden, sobald dieser Abstand ca. 12,5 cm beträgt. Genauso liegt jeder Pferdebesitzer richtig mit der eigenen Schätzung und es spielt dabei keine Rolle, ob man in Europa oder auf den Philippinen lebt. Wichtig ist, dass die Hornkapsel immer kurz ist. Der Hufbeschlag selbst ist eigentlich eine simple Sache. Wichtig ist aber, Acht zugeben, das Hufeisen auch dort hin zu nageln und zu platzieren, wo es hingehört. Das Hufeisen gehört nämlich nicht auf die Hornkapsel genagelt, sondern darunter.
Normalerweise wird in unseren Breitengraden in den Lehrstätten, in denen Hufschmiede ausgebildet werden der typische klassische Beschlag gelehrt. Auf die Hinterhand kommen Hufeisen mit zwei seitlichen Kappen, an den vorderen Hufen kommen Hufeisen mit einer Zehenkappe. Sie dürfen mich nicht einmal fragen, weshalb das so ist. Was ich Ihnen mit meiner über 30jährigen Erfahrung aber sehr wohl sagen kann ist, dass diese Methode nur in den seltensten Fällen wirklich passend ist. Durch diese Vorgehensweise wird der Bereich an der Vorhand des Pferdes bei der Zehe zusätzlich nach oben geschmiedet, was man in Fachkreisen als so genannte Zehenrichtung bezeichnet. Dies soll eine Hilfe für das Pferd beim Abfußen darstellen. D.h., dass das Tier sollte sich beim Gehen abrollen.
Eigentlich kann das Pferd auf diese Art aber gar nicht abrollen, denn es fußt sowohl im Trachtenbereich auf, als auch wieder ab. Die Zehenspitze touchiert beim Abfüßen den Boden, was wiederum individuell auf das Tier ankommt. Nachdem sich sowohl das Fesselgelenk, als auch das Karpalgelenk nach dem Auffüßen schließen, ist das abrollen auch unmöglich. Beide diese Gelenke können sich nur nach hinten öffnen, was die Sache plausibel erklärt.
Wer sein Pferd auf diese Art und Weise beschlagen lässt, sorgt garantiert dafür, dass der Huf bereits am Tag des neuen Beschlages auf dem Bereich der Eckstreben und Trachten steht. Wie bereits oben erwähnt, ist der vordere Teil des Eisens eher nach oben hin geschmiedet. Das Ganze ist nicht wirklich dramatisch, denn ab dem zweiten Nagelloch verläuft der Hut der Huf relativ spitz nach vorne und ist nicht mehr breit. Das ist genau der Fall, eben weil das Eisen an die Hornkapsel genagelt wird. Die Folge ist, dass die spitze Zehe in einem noch schmäleren Winkel nach vorne hin wächst, was wiederum das Gewicht in den hinteren Sektor verlagert – am Beschlagstag.