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Wenn ein Welpe in die Familie kommt, geht große Freude meist mit Unsicherheit Hand in Hand. Unsicherheit und Druck, der durch die vielen verschiedenen Meinungen und Ansätze entsteht. Wenn der Welpe einzieht scheint plötzlich jeder ein Experte zu sein und genau zu wissen, was man UNDBEDINGT und auf GAR KEINEN FALL tun soll. Auch wenn der selbsternannte Experte nur mal im Fernsehen eine Sendung über Hunde gesehen hat. Ich möchte dir mit diesem Buch helfen, dass du ein gutes Bauchgefühl dafür entwickelst, was deinem Hund und dir hilft und was für euch unpassend erscheint. Dazu gebe ich dir Wissen an die Hand, mit dem du die üblichen Fragestellungen, die am Anfang des gemeinsamen Lebens auftauchen, für dich beantworten kannst. Und natürlich auch genügend Wissen, damit du nicht in die üblichen Fallen tappst, aus denen sich im Laufe der Monate ausgewachsene Probleme entwickeln können. Ich spreche all die Punkte an, mit denen Hundehalter mit großem Problemen zu mir ins Einzeltraining kommen, bei denen ich denke: „Wären sie doch mal früher gekommen, dann hätten wir jetzt gar nicht so eine ernste Situation.“ So erkläre ich dir zum Beispiel: ✦ Warum es normal ist, dass Welpen am Anfang ihre Zähne einsetzen und wie du ihnen beibringst, das nicht zu tun. ✦ Wie du die Körpersprache deines Hundes lesen lernst und warum Knurren erlaubt ist. ✦ Warum es Phasen gibt, in denen dein Welpe ängstlich wird und wie du damit umgehst. Auch den Alltagsfragen widmen wir uns, damit ihr einen entspannten Alltag haben könnt: ✓ Stubenreinheit ✓ Tierarzttraining ✓ Leinenführigkeit ✓ Anspringen ✓ Alleine bleiben ✓ Leinenführigkeit ✓ Bewegungspensum & Spaziergänge ✓ Warten & Grenzen akzeptieren Dabei werde ich dir nicht jedes Thema bis ins Profi-Level erklären, das ist zu Beginn eurer gemeinsamen Zeit noch gar nicht nötig, denn auch dein Welpen kann nicht alles auf einmal in Perfektion lernen. Mir geht es viel mehr darum, dass ihr die richtigen Weichen stellt, mit denen ihr es später, wenn der Hund soweit ist, ganz leicht habt mit dem passenden Training gute Fortschritte zu erreichen. Auch ein paar der klassische Mythen der Hundewelt, bezogen auf die Welpenzeit, werden wir uns anschauen. Zum Beispiel die Frage beantworten, ob es einen Welpenschutz gibt und was es damit auf sich hat, wenn von „Dominanz“ gesprochen wird. Ich wünsche mir für dich, dass du die Zeit mit deinem Welpen genießen kannst und dass das Buch hilft, dass ihr euren Weg finden könnt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 182
Veröffentlichungsjahr: 2020
Inhaltsverzeichnis
Auf ins Abenteuer Leben
Das erwartet dich hier
Teil 1
Die Auswahl des Hundes
Was braucht ein Hund zum Glücklichsein?
Die Eigenschaften deines Hundes
Teil 2
Wenn der Hund einzieht
Teil 3
Was soll mein Hund lernen?
So lernt ein Hund – Trainingsgrundsätze
TEIL 4
Die großen Welpenfragen: A-Z
TEIL 5
Grundsignale und Übungen für den Alltag
Die kommenden Jahre
Alles fließt – immer dem Bauchgefühl nach
Danke
Hundetraining für Welpen und Junghunde
Welpenerziehung inkl. Stubenreinheit, Beißhemmung, Grunderziehung, Sozialisierung, Leinenführigkeit, Verhaltensentwicklung, Pubertät, Junghundeprobleme
Sarah Both
Herz & Verstand Logo
Copyright © 2022 Sarah Both
bothshunde.com
Coverbild: Katharina Düwel
Illustrationen & Grafiken: Anja Horn, Sarah Both
Grafische Umsetzung: Anja Horn | marken-hund.de
Alle Rechte vorbehalten.
Einmal im Quartal gibt es die Möglichkeit für dich, einen meiner Onlinekurse deiner Wahl zu gewinnen.
Darunter zum Beispiel „Entspannter Hund - Entspannter Alltag“ im Wert von 127 €, oder „Hundebegegnungen easy meistern“ im Wert von 97 €.
Das geht ganz einfach und kostet nur wenig Zeit. Alles, was du tun musst, erfährst du unter:
www.bothshunde.com/welpenbuch
Wenn ein Hund in die Familie kommt, ist das immer eine spannende Zeit. Wenn der Hund dann auch noch ein Welpe ist, stehen in den kommenden Wochen und Monaten einige Veränderungen gleich mit vor der Tür. Das Hundekind darf bei dir das Leben lernen – sowohl die Regeln der Menschenwelt als auch die der Hundewelt erfahren. Dabei wird es schöne und weniger wiederholungsbedürftige Situationen erleben. Und gleichzeitig zu dem ganzen Neu-Lernen verändert sich der Körper des Hundes ständig. Nicht nur die Knochen und Muskeln wachsen, sondern auch die Sinne schärfen sich, die Hormone sind in einem ständigen Balanceakt zwischen Wachstum und Weiterentwicklung.
Natürlich hört die Veränderung ein Leben lang nicht auf – denn wie heißt es so schön? Nichts ist beständiger als der Wandel.
Dennoch: Die ersten zwei bis drei Lebensjahre deines Hundes sind ganz besondere. Damit diese Zeit für dich und deinen Hund möglichst problemlos und mit ganz viel Freude abläuft, habe ich dieses Buch geschrieben.
Als Hundetrainerin begleite ich Menschen mit ihren Welpen und Junghunden durch den Alltag. Immer wieder fällt mir dabei auf, dass die Prioritäten dessen, was ein Welpe lernen sollte, von Familie zu Familie unterschiedlich sind. Und nicht nur das. Auch die unterschiedlichen Charaktere von Hund und Mensch in der Familie beeinflussen was und auch, wie der Hund am besten lernt, damit der Alltag genauso entspannt wird, wie man ihn sich erträumt hat. Dabei gibt es meiner Meinung nach nicht den einen „richtigen“ Weg, sondern immer nur passende Regeln des Zusammenlebens, Methoden und Vorgehensweisen für diesen speziellen Hund in dieser Familie mit deren Alltag.
In den Medien wird allerdings ein anderes Bild vermittelt. „Sitz, Platz, Bei Fuß“ – das scheinen die wichtigsten Dinge zu sein, die ein Hund lernen soll. Also wird ab Tag 1 „Sitz“ mit dem Hund trainiert. Er wird sozialisiert, bis er umfällt – „das Zeitfenster dafür ist schließlich so klein“. Der Welpe bekommt ein Trainingsprogramm, bei dem das berühmte Wunderkind mit den Ohren schlackert. Und wofür? Dafür, dass im Alltag und bei den wirklich wichtigen Themen dann gar nichts mehr funktioniert. Damit dir das mit deinem Welpen nicht passiert, verrate ich dir in diesem Buch, wie du heraus findest, was wirklich wichtig für deinen Hund ist. Und natürlich auch, wie du ihm Schritt für Schritt beibringst, was er in eurem Alltag können muss.
Auch wenn du keinen Welpen hast, sondern einen jungen Hund bis zwei Jahre, ist dieses Buch hilfreich für dich. Du wirst ein tieferes Verständnis für deinen Hund entwickeln und leichter mit den auftretenden Herausforderungen umgehen können.
Dieses Buch soll dir ein Begleiter in der wahrscheinlich aufregendsten Zeit des Hundelebens sein. Dabei möchte ich im Gegensatz zu vielen anderen Autoren und Trainern den Fokus nicht darauf legen, welcher Lehrplan ab Tag 1 umzusetzen ist. Mein Ziel ist es, dass du ein Grundverständnis für Hunde im Allgemeinen und deinen speziellen Hund entwickelst.
Natürlich wirst du auch ein paar Übungsanleitungen finden, die dich Schritt für Schritt durch die Basics der wichtigsten Signale im Alltag bringen. Aber du wirst auch erfahren, warum ich es wichtig finde, an einem anderen Punkt anzusetzen als bei den reinen Signalen/Kommandos. Es geht schließlich um ein gemeinsames Leben und nicht um ein Kasernen-Dienstgrad-Verhältnis.
Wir werden uns im ersten Teil des Buches damit beschäftigen, wie du bei der Auswahl deines Hundes am besten vorgehen kannst. Ich werde dir erklären, wie sich die verschiedenen Hundetypen und -rassen voneinander unterscheiden und du lernst einzuschätzen, was die jeweiligen Eigenschaften für deinen eigenen Alltag in der Realität bedeuten können. So kannst du entweder eine bessere Entscheidung bei der Auswahl des passenden Hundes für dich treffen. Oder lernst den Hund, der schon da ist, und seine Verhaltensweisen nochmal aus verschiedenen Blickwinkeln kennen.
Im zweiten Teil geht es um den Einzug des Hundes. Auch wenn der Abschnitt eher kurz ist, hat er doch einen eigenen Platz bekommen, denn diese Zeit empfinden die meisten frischgebackenen Hundehalter als besonders aufregend. Wir klären die Fragen nach der Erstausstattung und dem Ablauf der ersten Tage.
In Teil 3 steht „das Leben lernen“ im Vordergrund. Hier schauen wir uns die ersten Tage nach dem Einzug an, damit ihr einen möglichst entspannten Start in euer gemeinsames Leben habt. Danach stellen wir uns den Fragen: Wie lernt ein Hund? Was soll mein Hund überhaupt lernen? Und wie gestalte ich den Alltag so, dass der Hund einen guten Start hat und alles Wichtige kennenlernt, aber nicht überfordert wird?
In Teil 4 beantworte ich die klassischen Welpenfragen, die sich wahrscheinlich jeder Hundehalter im ersten halben Jahr stellt. Wie wird der Welpe stubenrein? Was tun, wenn der Welpe beißt? Ist mein Hund dominant? Sollen wir eine Welpengruppe besuchen? Das und noch viel mehr findest du in diesem Bereich des Buches.
Zum Abschluss zeige ich dir in Teil 5 die Signale und Übungen, die aus meiner Sicht für einen entspannten Alltag am hilfreichsten sind. Hier geht es nicht nur darum, dass der Hund am Ende Signal XY ausführen kann. Sondern auch darum, dass du anhand der Beispiele lernst, wie du deinem Hund alles beibringen kannst, was für euren Alltag wichtig sein könnte.
Mein Ziel ist, dass du am Ende des Buches einen Grundstock an Wissen erlangt hast, der essentiell für den Umgang mit deinem Hund ist. Außerdem möchte ich erreichen, dass du bei allen wichtigen Themen einen guten Start hast, ohne dabei in die üblichen Stolperfallen zu treten. Damit du auf dieser Basis mit einem guten Bauchgefühl alle weiteren Entscheidungen in eurem gemeinsamen Leben treffen kannst. Egal, ob es darum geht, welchem Trainer du vertraust, oder ob du die Meinung von Hundewiesenprofi Hugo über deinen Hund annimmst.
Was das Buch nicht kann, ist:
Alle Fragen beantworten, die jemals im Hundeleben vorkommen können.
Übungsanleitungen bis in jede Eventualität und Lebenssituation erläutern.
Für aufkommende Probleme passende Lösungen für jeden Einzelfall aufzeigen.
Das Buch schafft dir einen guten Start. Einen sicheren Rahmen. Von dem aus du dich dann in den einzelnen Fragestellungen eures Lebens weiterbilden kannst.
Du wirst im Buch keine Hochglanzbilder finden, denn ich bin der Meinung, dass man in den klassischen Bilderfolgen nur schwer den eigentlichen Punkt und Ablauf einer Übung erkennen kann. Dafür findest du überall im Buch verteilt den Hinweis auf die Website zum Buch. Auf der Website findest du eine Vielzahl von Videos zu den einzelnen Übungen. Außerdem verlinke ich dir dort weiterführende Literatur und Produkte, die ich als Erstausstattung empfehle. Und vieles Hilfreiches mehr.
Zur Website kommst du hier:
www.bothshunde.com/welpenbuch
Zur besseren Orientierung findest du im Buch immer wieder verschiedene Icons, die dich zum Beispiel auf Alltagsgeschichten, Übungen oder Beobachtungsaufgaben hinweisen.
Das Icon mit dem Buch wird dich bei den Geschichten begleiten.
Verteilt im Buch findest du einige konkrete Übungsanleitungen, die du als Inspiration oder konkrete Umsetzungsschritte für dich nutzen kannst. Für die Übungen gibt es das Icon mit der Fahne.
Das Video Icon zeigt Übungen an, die du auf der Website zum Buch als Videos findest. Es lohnt sich da auch für die anderen Übungen auf die Website zu schauen, denn ich werde die Website immer wieder aktualisieren und neue Videos aufnehmen.
Die Lupe zeigt dir an, wenn es darum geht genau hinzuschauen und zu analysieren.
Das Ausrufezeichen macht dich auf wirklich wichtige Informationen aufmerksam, die du in deinem Alltag mit Hund beachten solltest.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen und wünsche dir und deinem neuen Familienmitglied eine tolle, spannende und freudvolle Zeit!
Einen Großteil späterer Probleme mit dem Hund kannst du vermeiden, indem du den Hund passend zu dir und deinem Leben aussuchst Oder – falls der Hund schon da ist – indem du erkennst welche seiner Eigenschaften gut zu deinem Leben passen und wo es Potential für größere Herausforderungen gibt
Genau darum geht es in diesem Abschnitt:
• Die Auswahl des Hundes • Was braucht ein Hund zum Glücklichsein?
• Die Eigenschaften deines Hundes
Ganz bewusst beginne ich dieses Buch nicht erst dann, wenn der Hund eingezogen ist, denn schon vorher werden die Weichen für ein entspanntes Miteinander gestellt.
Auf der Suche nach dem passenden Hund wälzen die meisten Menschen Bücher oder befragen Google zu der tollsten Rasse.
Häufig bilden die dort gefundenen Informationen allein die Basis bei der Suche. Man „verliebt“ sich in eine Rasse und ein Züchter wird gesucht. Aus meiner Sicht ist die Auswahl der Rasse eher Schritt 3 bei der Suche. Und auch dann sollte die Rasse an sich nur eines von vielen Kriterien sein. Denn bei Hunden – genau wie bei uns Menschen – ist es so, dass der Charakter entscheidend ist und nicht das, was auf dem Papier einer geschönten Rassebeschreibung steht.
Und wenn ich hier von der Rasse eines Hundes spreche, dann ist dabei völlig unerheblich, ob sie durch ein standardisiertes Zuchtprogramm entstanden ist oder durch natürliche Selektion. Jeder Hund – egal ob vom Züchter oder aus dem Tierschutz – hat Eigenschaften, die durch seine Rasse beeinflusst werden. Und es lohnt sich, dass du dich mit den Eigenschaften von Rassen auseinandersetzt, auch wenn du einen Mischlingshund zu dir holst. Denn wie der Name schon sagt, mischen sich in einem solchen Hund die Eigenschaften bestimmter Rassen. Und auch wenn jeder Hund ein großes Überraschungspaket bleibt, wenn man die Rasse(n) ungefähr einschätzen kann, sind böse Überraschungen seltener, als wenn man sich gar keine Gedanken darüber macht.
Ich habe bereits Labradore erlebt, die die perfekten Familienhunde waren und auch solche, die im hektischen Familienalltag einfach nicht klargekommen sind – selbst aus einem einzigen Wurf.
Ich kenne Malteser, die als absolut pflegeleichte Familienhunde gelten, deren angeborener Jagdtrieb selbst erfahrene Hundetrainer vor Rätsel stellt, und ich kenne Hunde aus einer passionierten Jagdhundezucht, die nicht mal mit der Wimper zucken, wenn ein Reh direkt vor ihnen aus dem Gebüsch springt.
Keiner dieser Hunde ist gut oder schlecht. Der passionierte Jagdhund kann, für einen Menschen, der bewusst diese Eigenschaft sucht und in der Lage ist damit umzugehen, der perfekte Hund sein! Der quirlige Hund, der bei jedem Geräusch sofort mit Feuereifer dabei ist, kann ein toller Hund sein für Menschen, die genau das wollen. Für eine Familie, in der sowieso schon viel los ist, wäre eben genau derselbe Hund eher nicht geeignet.
Auch wenn die Rasse des Hundes nicht das einzige Entscheidungskriterium sein sollte. Und man schon gar nicht davon ausgehen sollte, dass der Hund so ist, wie die vielen hochglanzpolierten Rassebeschreibungen es vermuten lassen, so spielt sie dennoch eine Rolle. Auch wenn die Eigenschaften nicht in Stein gemeißelt sind. Wir Menschen haben Rassen genau dafür gezüchtet, dass bestimmte Eigenschaften der jeweiligen Hunde wahrscheinlich sind. Welche Eigenschaften deines Hundes durch seine Genetik beeinflusst werden und was das für dich im Alltag bedeuten kann, darum geht es in einem der nächsten Kapitel. Doch wie bei Menschenkindern auch, ist jeder Hund anders. Menschliche Geschwister sind genauso individuell wie Wurfgeschwister bei Hunden. Und die ersten Erfahrungen, also z. B. die frühen Erlebnisse, während sie noch mit der Mutter zusammenleben, sind ebenso entscheidend wie die Erziehung bei der späteren Familie.
Der erste Schritt bei der Hundeauswahl fängt bei dir an. Bevor du dich mit den Eigenschaften des zukünftigen Familienmitglieds auseinandersetzt, werde dir klar darüber, was du dir für dein Leben mit einem Hund wünschst. Betrachte dabei auch, wie dein/euer Alltag aussieht und welche Anforderungen sich daraus für einen Hund ergeben. Was kannst und willst du leisten und an Aufwand in die Erziehung des Hundes investieren? Welche Kompromisse bist du bereit zu machen, wenn die Bedürfnisse des Hundes mit deinen eigenen kollidieren? Damit du diese Fragen gut beantworten kannst, erzähle ich dir in den folgenden Kapiteln mehr über die Grundbedürfnisse von Hunden und welche typischen „Problemkonstellationen“ zwischen Menschenalltag und Hundebedürfnissen sich dabei ergeben. So wirst du Seite für Seite immer mehr Klarheit darüber bekommen, welche Eigenschaften des Hundes für dich in deinem Alltag wichtig sind und worauf du für deinen zukünftigen Hund besonderen Wert legen möchtest. Für den Moment bleiben wir noch auf einer übergeordneten Ebene für ein paar Grundgedanken.
Wenn man einen Hund zu sich holt und ein gemeinsames Leben erschafft, dann kommt es auch mit dem Hund, der optimal passt, garantiert zu Herausforderungen, an die man noch nicht gedacht hat. Deswegen empfehle ich den meisten zukünftigen Hundehaltern, nicht schon bei der Auswahl des Hundes sehenden Auges aufkommende Problemstellen mit „einzukaufen“. Denn die meisten Hundehalter – und da zähle ich mich auch dazu – möchten einfach ein entspanntes und schönes Leben mit ihrem Hund haben. Und nicht jahrelang ständig trainieren und Lösungen suchen und dauerhaft große Kompromisse eingehen, damit der Alltag ansatzweise rund läuft.
Ich erlebe das ganz oft in der Beratung von Hundehaltern. Die meisten Familien, die sehr viel Unterstützung und lange intensives Training brauchen, trainieren im Grund ständig dagegen an, dass sie für ihre Lebenssituation einen unpassenden Hund ausgewählt haben. Egal, ob sie sich bewusst für diese Probleme entschieden haben und unterschätzt haben, was das im Alltag wirklich bedeutet, oder weil der Hund andere Verhaltensweisen zeigt als die, mit denen die Menschen im Vorfeld gerechnet haben.
Unpassend, weil er mit seinem Charakter und seinen (Rasse-)Eigenschaften in diesem Umfeld immer wieder mit Herausforderungen konfrontiert wird, die ein anderer Hund in der Situation ganz easy regeln könnte. Derselbe Hund in anderer Umgebung und mit anderen Anforderungen an den Alltag könnte völlig unproblematisch mitlaufen und die kleineren Herausforderungen im Alltag wären einfach zu lösen.
Das bedeutet ausdrücklich nicht, dass jeder Hund, der seine Menschen vor Herausforderungen stellt, dort nicht hinpasst oder sich unwohl fühlt. Es gibt auch ganz viele andere Gründe für aus Menschensicht unpassendes Hundeverhalten. Und trotzdem gibt es viele Fälle, in denen die Schwierigkeiten durch die Auswahl eines besser passenden Hundes im Vorfeld hätten vermieden werden können.
Der Hund für eine Familie mit trubeligem Alltag, bei der der Hund sich möglichst schnell und unkompliziert einfügen sollte, ist optimalerweise von seinem Gemüt her sehr ruhig, damit er den Trubel auch aushalten kann, ohne völlig auszuflippen. Hier ist dann eher der Welpe geeignet, der bereits beim Züchter in jeder Situation schlafen kann. Es ist anstrengend, zusätzlich zum Familienalltag einem Welpen das Leben und die Regeln des Zusammenlebens zu erklären. Wenn der Welpe dann noch besonders energiegeladen ist und schwer zur Ruhe kommt, steigt der Aufwand, ihn zu einem gelassenen Begleiter im Alltag zu entwickeln, exponentiell an. Auch Welpen, die eher schüchtern und vorsichtig sind, werden sich in einer Familie mit kleineren Kindern tendenziell eher schwertun und es würde jede Menge Aufwand bedeuten, diesen vorsichtigen Hund so selbstbewusst zu machen, dass er keine Angst bekommt, wenn die aufgeweckten Kinder sich aus seiner Sicht bedrohlich verhalten.
Lebst du allein und dein Alltag ist eher ruhig und abseits vieler Reize für den Hund, du möchtest aber in der Freizeit ab und an mit dem Hund richtig Gas geben und dir die Zeit nehmen, die quirlige Energie in die richtigen Bahnen zu lenken? Dann kann es auch der Welpe sein, der sofort auf dir rumturnt, sobald du in Sichtweite kommst. Dir darf dann bewusst sein, dass ein solches Energiebündel wahrscheinlich viel Unterstützung dabei braucht, Ruhe zu lernen und immer wieder auch auf Reize reagieren wird, die du nicht „auf dem Plan“ hattest. Auch ein eher unsicherer Hund wäre in deinem Umfeld besser aufgehoben als im städtischen Trubel, wo ihn jede Straßenecke mit neuen potentiellen Gruselbegegnungen überrascht. In ruhigerer Umgebung hast du eher den Raum, einem unsicheren Hund einen Rahmen zu schaffen, in dem er sich gut weiterentwickeln kann.
Auch die Charaktere der menschlichen Familienmitglieder spielen eine Rolle. Sind sie eher aufgedreht, immer auf Achse und zappelig, wird es einem Hund mit gleichem Charakter sehr schwerfallen, sich Ruhephasen zu gönnen und Probleme sind vorprogrammiert. Können die Menschen klar und eindeutig, souverän und ruhig kommunizieren, dann wird wahrscheinlich auch ein durchsetzungsstarker Hund passen, der von seiner Rasseanlage her sehr selbstständig und ohne Absprache mit dem Menschen handelt. Fällt es den Menschen schwer, ruhige Konsequenz auszustrahlen und sind sie auch in der Kommunikation eher flatterhaft, dann haben diese Familienmitglieder bereits mit einem „einfachen“ Hund einen wundervollen Lernprozess vor sich. Denn selbst so ein Hund, der sich schon von der Grundanlage dem Menschen anschließt und gerne die gemeinsam definierten Lösungen nutzt, braucht einen Menschen, der klar und eindeutig kommuniziert, damit der Alltag ein schönes Miteinander wird.
„Doch woher weiß ich denn, welcher Hund die richtigen Eigenschaften mitbringt und wie finde ich den?“, fragst du dich jetzt vielleicht.
Ein guter Züchter kennt seine Hunde und kann genau einschätzen, wie die Welpen drauf sind und er wird meistens die Welpen nicht danach vergeben, wer wen am schönsten findet, sondern danach, welcher Hund am besten in die neue Familie passt. Wichtig dabei ist, dass der Züchter DEIN Zielbild kennt. Und nicht danach aussucht, wie er persönlich sich das Zusammenleben mit dem Hund vorstellt.
Beim Tierschutzhund gilt es, die Menschen, die den Hund aktuell betreuen, zu befragen und herauszufinden, wie er sich verhält. Meistens ist es auch hier möglich, schon vor der Entscheidung Zeit mit dem Hund zu verbringen oder Videos von verschiedenen Situationen zu sehen.
Wenn du ganz sicher sein möchtest, dann lässt du dich bereits im Prozess der Züchter-/Welpenauswahl von einer guten Hundetrainerin (oder einem -trainer) begleiten.
Die Auswahl des richtigen Hundes für die Familie spart später sehr viele nervenaufreibende Momente und auch intensive Trainingsarbeit während der aufkommenden Herausforderungen. Zeit und Geld sind also vorab wirklich gut investiert.
Auch um den passenden Züchter auszuwählen, ergibt es Sinn, einen Menschen mit Erfahrung einzubeziehen. Heutzutage tarnen sich die Vermehrer, die Welpen einfach nur zum Geldverdienen produzieren, so gut, dass man als zukünftiger Hundebesitzer gar nicht besonders blauäugig sein muss, um dem Betrüger aufzusitzen.
Insgesamt haben sich die folgenden Schritte bei der Hundeauswahl als sinnvoll herausgestellt:
Sich über die eigenen Bedürfnisse und Erwartungen an ein Leben mit dem Hund klar werden. Und herausfinden, welche Anforderungen aus dem eigenen Alltag an einen Hund entstehen.
Auf Basis von Schritt 1 grob Hundetypen und -rassen herausfiltern, die tendenziell gut passen könnten.
Die passenden Rassen möglichst einmal selbst erleben. Und nicht nur einen Hund, sondern mehrere. Zum Beispiel einen Züchter besuchen und Zeit mit den Hunden verbringen. Die Theorie der Rassebeschreibung mit der erlebten Realität vergleichen.
Für die Rasse(n), bei der/denen es „Klick“ gemacht hat, auf die Suche nach dem passenden Züchter gehen.
Auf Welpen hoffen und sich selbst die Daumen drücken, dass in dem Wurf ein Hund dabei ist, der auch charakterlich gut zu einem passt.
Mit diesen fünf Schritten kannst du ziemlich sichergehen, dass du keine bösen Überraschungen erlebst, weil der Hund völlig anders ist, als du es dir vorgestellt hast. Und dass auch der Hund sich mit seinen Bedürfnissen und Talenten als Teil deines Lebens und deiner Familie wohlfühlen kann. Die Grundvoraussetzungen für ein entspanntes gemeinsames Leben sind so schon sehr gut.
Übrigens: Auch wenn es um einen Tierschutzhund geht, kannst du die Schritte anwenden. Hier suchst du statt einem Züchter nach einer guten Tierschutzorganisation und dann nach dem passenden Hund. Dafür hast du meistens eine höhere Unsicherheit dabei, herauszufinden, welche Rassen/Hundetypen in dem jeweiligen Hund zusammenkommen und kannst daher weniger gut ableiten, welche Verhaltenstendenzen er wahrscheinlich mitbringt. Doch oft besteht im Tierschutz die Möglichkeit, den jeweiligen Hund und sein Verhalten vorher schon genauer kennenzulernen, was im Vergleich zum Züchterwelpen wieder ein Vorteil ist.
Natürlich bedeutet das nicht, dass du nur den richtigen Welpen aussuchen musst und damit die ganze Erziehung abgeschlossen ist. Jeder Hund darf die Regeln des Alltags lernen, jedem Hund darfst du die Signale beibringen, die für eure Kommunikation relevant sind. Wie bei jedem Menschenkind auch wird das mal ein einfacher und mal ein herausfordernder Prozess sein. Jeder Hund wird hin und wieder Blödsinn machen und es wird mit jedem Welpen Momente geben, bei denen du nicht recht weiterweißt. Diese werden mit dem passenden Hund jedoch deutlich weniger und einfacher zu lösen sein als mit einem, dessen Charakter weniger gut zu dir passt.
Damit es dir noch leichter fällt, einzuschätzen, worauf du bei der Auswahl konkret achten kannst, schauen wir uns in den folgenden Kapiteln an, welche Bedürfnisse Hunde generell haben. Im nächsten Schritt zeige ich dir dann auf, welche Eigenschaften durch die Zucht bei einzelnen Rassen verstärkt werden und wie du herausfindest, ob die Eigenschaften auch für einen Hund in deinem Leben vorteilhaft wären. Außerdem werfen wir einen Blick auf die teils blumigen Beschreibungen aus Rasseportraits. Ich werde dir zeigen, wie du Beschreibungen so liest, dass du einen realistischen Eindruck bekommst.
Wenn wir einen Hund in unsere Familie holen, dann steht ein Wunsch bei allen Menschen auf dem Zettel. Ganz gleich, welche konkreten Vorstellungen sie vom Zusammenleben mit einem Hund haben und welche Wünsche die Menschen haben: Alle wollen ein harmonisches Miteinander und miteinander glücklich sein. Wenn der Hund glücklich und zufrieden ist, können die Menschen es auch sein und umgekehrt.
Doch was braucht ein Hund eigentlich, um glücklich zu sein? Ganz schnell denkt man bei dieser Frage wieder in „Rasseschubladen“. „Du hast einen Australian Shepherd? Oha! Da bist du ja den ganzen Tag beschäftigt!“ – „Ui. Dein Garten wird ja aussehen wie ein Schlachtfeld, wenn du einen Dackel hast.“ – „Wahnsinn, wie schaffst du das nur mit zwei Jagdhunden? Das ist ja ein Fulltime-Job!“
So lauten zumindest die Aussagen, die man auf der Straße ganz häufig ungefragt präsentiert bekommt, wenn man sich mit Hundewiesenprofis unterhält.
Mir ist das viel zu spät angesetzt. Wenn wir wissen wollen, was ein Hund zum Glücklichsein braucht, dann geht es erstmal um die Bedürfnisse der Spezies Hund. Denn egal, welcher Rasse sie angehören, sie alle sind Hunde.
Und wenn ich die Bedürfnisse der Hunde kenne, dann und erst dann kann ich einschätzen, was gezüchtete Rasseeigenschaften daran an kleinen Veränderungen vornehmen. Aber die Basis sind immer die Grundbedürfnisse des Hundes.
Wenn du die kennst, dann wird dir nicht nur die Interpretation von Rasseportraits bei der Auswahl des Hundes leichter fallen. Du wirst auch viel schneller herausfinden, was dein eigener Hund braucht und wo es klemmt, wenn mal was nicht läuft, wie geplant. Du wirst außerdem wesentlich besser unterscheiden können, ob eine Meinung (egal ob von Fachleuten oder Hundewiesenprofis) zu Haltung, Training oder generellem Umgang mit dem Hund zu dir und deinem Hund passt, oder ob da nur uralte Zöpfe am Leben erhalten werden. Und genau das machen wir jetzt. Wir schauen uns die Bedürfnisse der Hunde anhand der Maslowschen Bedürfnispyramide an.
Die Bedürfnispyramide, die ich dir gleich zeige, wurde vom Humanpsychologen Abraham Maslow entwickelt. Es hat sich herausgestellt, dass diese Hierarchie und die Grundprinzipien dieses Modells nahezu auf jedes Lebewesen übertragbar sind. Daher nutze ich sie sehr gerne, um die Bedürfnisse von Hunden darzustellen.
Die ursprüngliche Pyramide, die ich hier nutzen möchte, besteht aus fünf Stufen, die hierarchisch aufeinander aufbauen.
Dabei gelten folgende Grundprinzipien:
Je niedriger die Stufe, desto essentieller das Bedürfnis. Die Bedürfnisse der unteren Stufen sind absolut überlebensnotwendig und bekommen daher immer Priorität.
Bedürfnisse der jeweils unteren Stufe müssen zu mindestens 70 % erfüllt sein, damit die Bedürfnisse der nächsthöheren Stufe Relevanz bekommen.
Selbst wenn schon alle Bedürfnisse aus allen Stufen erfüllt waren – in dem Moment, in dem ein Bedürfnis aus den unteren Stufen nicht mehr ausreichend erfüllt ist, werden alle darüberstehenden Bedürfnisse irrelevant.
Keine Sorge – das klingt komplizierter, als es ist. Wir steigen jetzt direkt in die Stufen ein, dann verstehst du schnell, worum es geht.
Die Basis und unterste Stufe der Bedürfnispyramide bilden die physischen Bedürfnisse. Also Bedürfnisse, die rein das körperliche Überleben sichern. Dazu gehören: Atmen, Schlaf, Nahrung, Wasser und Fortpflanzung/Körperkontakt.
Wenn eines dieser Bedürfnisse nicht ausreichend erfüllt ist, tritt alles andere in den Hintergrund.
Wenn ich gerade nicht atmen kann, dann kümmere ich mich ausschließlich darum, dass mein Körper wieder mit Sauerstoff versorgt wird. Wenn der Körper nicht mit ausreichend zu ihm passender Nahrung und Wasser versorgt ist und der Hund schlichtweg Hunger hat, dann interessiert ihn nicht, welche späteren Bedürfnisse da noch kommen könnten. Oder wenn im Futter Bestandteile enthalten sind, die nicht zu dem jeweiligen Hund passen und er dauerhaft Bauchschmerzen hat, wird er sich im Training nur mit viel Wohlwollen dem Menschen gegenüber konzentrieren können. Und wenn der Hund nicht genug schläft, dann kommen all die Probleme zu Tage, die wir auch von uns kennen, wenn wir zu wenig geschlafen haben.
„Ist ja klar.“, denkst du jetzt vielleicht. Aber in der Praxis sieht es oft anders aus. Die allermeisten Probleme, die im Alltag mit dem Hund auftreten, resultieren daraus, dass Bedürfnisse auf den unteren Stufen nicht oder nicht ausreichend erfüllt sind.
Hier auf Stufe 1 zum Beispiel – eins der häufigsten Themen: Schlafmangel. Ein Welpe hat ein Schlaf-/Ruhebedürfnis von ca. 20-22 h am Tag. Und auch ein erwachsener Hund braucht noch locker 18-20 h Ruhe und Schlafzeiten, um sich zu regenerieren. Das bedeutet: Hunde müssen, um langfristig gesund zu sein, auch tagsüber schlafen können, wenn die Menschen aktiv sind. Sie müssen in der Lage sein, allen Trubel auszublenden und zu ignorieren und nicht „auf jeder Party mitzutanzen“. Früher, als die Hunde noch ihre Jobs hatten, lebten sie selten so eng mit dem Menschen zusammen. Sie hatten Phasen, in denen sie im Einsatz waren, und den Rest der Zeit waren sie in irgendeinem Bereich/Hof/Stall für die Hunde, wo sie nicht viel Ansprache hatten. Hunde wurden also darauf gezüchtet, zu jeder Zeit auf jeden Reiz zu reagieren, damit es für uns Menschen leichter wurde, wenn wir sie brauchten. Und da die Einsatzzeiten nur kurz waren, kam der Hund trotzdem zu seinem Schlaf. Im modernen Alltag, in dem wir ganz eng mit unseren Hunden zusammenleben, müssen wir dem Hund beibringen, Reize zu ignorieren und sich zurückzuziehen, auch wenn wir wach sind, sonst schläft der Hund für seine Bedürfnisse deutlich zu wenig, denn unsere für Menschen üblichen 8 h Schlaf sind für einen Hund nicht mal die Hälfte dessen, was er braucht.
Die Auswirkungen von Schlafmangel kennen wir alle von uns und unseren Kindern. Wer zu wenig geschlafen hat, wird reizbar, unkonzentriert, fahrig, überdreht, vielleicht sogar aggressiv. Und oft genug kommt es im Training vor, dass ein Hund, der die ganze Zeit durch die Wohnung rennt oder aggressiv anderen Hunden gegenüber wird, an der Leine zieht wie wild oder im Freilauf nur im Vollspeed unterwegs ist, eigentlich ein Schlafdefizit hat. Und wer unter Schlafmangel leidet, der braucht kein Anti-Aggressionstraining, keine ADHS-Medikamente oder mehr Wiederholungen beim Training. Wer unter Schlafmangel leidet, braucht Schlaf.
Auch das Thema Nahrung ist im Alltag häufiger die Ursache von Problemen, als man sich wahrscheinlich vorstellt. Es kommt immer noch vor, dass Hunde nur einmal am Tag gefüttert werden. Und ja: Es gibt Hunde, für die das passt und die gar nicht mehrmals am Tag fressen würden. Für die meisten Hunde ist einmal am Tag Nahrung zu sich zu nehmen aber zu wenig. (Welpen sollten sowieso mehrere Mahlzeiten am Tag bekommen.)
Und dann wundert sich Frauchen, warum der Hund bei ihrer Morgenrunde immer so ungehalten ist und öfter mal abhaut. „Danach gibt’s immer Frühstück, das weiß er doch. Und auf der Mittagsrunde mit Herrchen macht er so einen Quatsch auch nicht.“ Du glaubst gar nicht, wie viele solcher Probleme schon durch Änderung solcher vermeintlichen Kleinigkeiten, wie zweimal zu füttern oder eine Veränderung der Futterkomponenten, einfach gelöst waren und gar kein Training mehr nötig war.
Und wann immer ein Trainer vorschlagen sollte, dass für das Training nötig sei, dass der Hund vorher hungert und sich sein Futter vollständig erarbeitet, dann darfst du hier ganz große Fragezeichen auspacken. Egal, wie logisch man das erklären mag – das verwehren eines Grundbedürfnisses, damit der Hund sich besser an menschliche Regeln anpasst, hat in meiner Welt nichts mit wertschätzendem und partnerschaftlichem Zusammenleben und Training eines Hundes zu tun.
Es spricht nichts dagegen, dass der Hund sich einen Teil seiner Nahrung im Training mit Freude erarbeitet. Aber in jedem Fall sollte er immer auch satt werden, ohne eine Leistung dafür erbringen zu müssen.
Sind die Bedürfnisse aus Stufe 1 zu einem Großteil erfüllt, d. h. der Hund kann atmen, hat ausreichend geschlafen und er hat keinen wahnsinnigen Hunger, dann kommen Bedürfnisse der Stufe 2 ins Bewusstsein. Auf dieser Stufe geht es um körperliche und seelische Sicherheit.
Hier kann man sich gut die Grundprinzipien der Pyramide ins Gedächtnis rufen. Denn wenn die Bedürfnisse der Stufe 1 nicht erfüllt sind und der Hund schon tagelang wahnsinnigen Hunger hat, dann kann es sein, dass er auf der Suche nach Nahrung große Risiken eingeht und sein Sicherheitsbedürfnis völlig hinten anstellt.
Neben der offensichtlichen Bedeutung von Sicherheit ist hier auch hervorzuheben, dass es in unserer Welt auch darum geht, dass der Hund seine Umgebung einschätzen kann. Dass er eine gewisse Stabilität erwarten kann:
Eine Lebensumgebung, die nach Regeln funktioniert, die er vorhersehen und einordnen kann.
Stabilität in Abläufen oder zumindest der Umgebung oder sozialen Gruppe, zu der er gehört.
Was auf keinen Fall auf das gefühlte Sicherheitskonto eines Hundes einzahlt, ist:
Ein Mensch an seiner Seite, der völlig unvorhersehbar reagiert. Mal total freundlich und plötzlich wütend ist und laut wird.
Kinder, die den Hund auf seinem Platz schlafend mit ihrer Zuneigung überfallen.
Gerade wenn der Welpe neu in die Familie kommt, ist sein Sicherheitsgefühl meist erstmal aus den Angeln gehoben. Weg von allem Bekannten, Vertrauenspersonen und Hundefamilie sind weg, er ist in einer völlig neuen Umgebung und bei Menschen, deren Regeln und Kommunikation er noch nicht kennt. All diese Sicherheitsaspekte kommen dann erst wieder, wenn der Hund die neue Situation kennenlernt.
Gerade bei Hunden aus dem Ausland, die bis zur Ankunft in ihrer eigentlichen Familie schon aus mehreren Zwischenstationen gerissen wurden, kann es auch länger dauern, bis sie sich wirklich darauf einlassen und der Stabilität vertrauen.
Doch auch bei Züchterwelpen kann das Wiedererlangen der gefühlten Sicherheit im neuen Zuhause einiges an Zeit einnehmen. Wie lange das dauert, hängt von vielen Faktoren –unter anderem natürlich dem Charakter des Hundes – ab.
Bei einer ganzen Reihe von Problemen im Alltag, zum Beispiel beim Alleinbleiben oder bei Aggressionen gegenüber Menschen oder anderen Hunden, ist auf dieser Stufe der Bedürfnisse die Ursache zu finden. Denn meistens reagieren Hunde aggressiv, wenn sie das Gefühl haben, sich schützen zu müssen. Dagegen dann mit Methoden zu arbeiten wie dem Hund „nur mal zeigen, wer der Boss ist“ oder zu sagen „das hat er einfach nicht zu tun“, wären Lösungsansätze, die dann funktionieren könnten, wenn die Ursache in höheren Bedürfnisstufen liegt. Doch wenn der Hund sich unsicher – also nicht sicher – fühlt und deswegen aus unserer Sicht unerwünschtes Verhalten zeigt, dann muss auch die Problemlösung bei dieser Unsicherheit ansetzen. Nur so kann man nachhaltig und bedürfnisgerecht Verhaltensprobleme lösen.
Auf Stufe 3 der Pyramide kommen wir langsam in Bereiche, die über die absoluten „Überlebensbasics“ hinausgehen. Allmählich geht es nicht mehr nur ums Überleben, sondern auch um das “Wie“.
Auf dieser Stufe finden wir die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, das Eingebundensein in soziale Strukturen, deren Regeln und Sprache man versteht.
Die soziale Gruppe eines Hundes ist seine Familie. Die Menschen und auch andere in der Familie lebende Hunde. Gerade wenn der Hund neu einzieht, ist es daher nach der Sicherstellung der Bedürfnisse der Stufen 1 und 2 wichtig, dass wir ihm geduldig erklären, wie das Leben bei uns so aussieht. Welche Regeln es gibt, was von ihm in bestimmten Situationen erwartet wird. Und natürlich auch, dass wir mit ihm eine gemeinsame Sprache entwickeln.
Stell dir vor, du steigst in den Flieger, wirst über einem Dorf im Dschungel abgeworfen und sollst ab sofort dort Leben. Nachdem du einen sicheren Ort zum Schlafen hast und die Menschen dort dir etwas zu Essen angeboten haben, was glaubst du bräuchtest du, damit du dich wohlfühlst?
Optimalerweise vielleicht jemanden, der sich dir annimmt, dich herumführt, dir zeigt, wo alles ist und der dir geduldig die ersten Worte der im Dorf gesprochenen Sprache beibringt.
Wenn du Regeln verletzt, die du noch nicht kennst, würdest du dich sicher fühlen, wenn dir jemand ruhig erklärt, wie du dich anders zu verhalten hast, statt dich anzuschreien, sobald du einen Schritt in die falsche Richtung machst.
Die ersten Wochen werden sehr anstrengend sein, weil du ständig auf Situationen triffst, bei denen du unsicher bist, wie du damit umgehen sollst. Je länger du da bist, desto seltener werden die Momente, in denen du Unterstützung brauchst.
Ungefähr so geht es auch deinem Hund.
In Stufe 4 kommen Wertschätzung, Vertrauen, Erfolgserlebnisse, Freiheit und Unabhängigkeit.
Ganz genau wie du wird auch dein Hund richtig strahlen können, wenn es jemanden gibt, der ihn sieht. Mit allem, was er ist. Wenn jemand ihm echte Wertschätzung entgegenbringt, statt ihn als Befehlsempfänger zu betrachten. Auch ein Hund freut sich, wenn er Erfolgserlebnisse hat, wenn er Herausforderungen bewältigt, die vorher noch schwierig waren. Schon über die Art des Trainings können wir hier viel dafür tun, dass dieses Bedürfnis befriedigt wird. Und zwar, indem wir den Fokus darauf legen, was der Hund gut macht. Statt nur dann mit ihm zu kommunizieren, wenn etwas falsch läuft. Dazu später mehr.
Freiheit und Unabhängigkeit sind Begriffe, über die Menschen manchmal stolpern, wenn es um Hunde geht. Bei uns selbst ist uns klar, dass das wichtig für uns ist. Wir wollen für uns selbst entscheiden, auch mal Fehler machen dürfen. Wir wollen unser Leben so gut es geht selbst bewältigen können, unabhängig von der Unterstützung anderer.
Und auch wenn die meisten unserer Hunde nicht so starke Individualisten sind wie viele Menschen, so brauchen sie trotzdem auch ein Stück weit eigene Handlungsfähigkeit. Das betone ich deshalb besonders, weil Hunde in unserem Menschenalltag üblicherweise nicht besonders viel selbst entscheiden. Wir bestimmen den Tagesablauf. Wann, wo und wie lange spazieren gegangen wird. Und oft auch, was der Hund dabei tun und lassen darf. Wir entscheiden, wann und was er zu Fressen bekommt. Wir geben die Regeln des Zusammenlebens vor. Im Grunde ist der gesamte Alltag des Hundes durch uns fremdbestimmt.
Wenn wir nicht darauf achten, dass es auch Momente gibt, in denen ganz bewusst der Hund entscheiden kann, dann wird er es irgendwann in Situationen tun, wo es uns gerade gar nicht passt.
Dabei ist es meist gar nicht schwer, dem Hund auch solche Auszeiten zu ermöglichen. Ein Spaziergang, bei dem der Hund entscheidet, wo der Weg langgeht. Auf dem nicht trainiert und geübt wird, auf dem er einfach nur gemeinsam im Trödeltempo die Gerüche auf einer Wiese erkundet und so lange an einem Grashalm schnüffelt, wie er möchte.
Und da sind wir bei Stufe 5 angelangt. Hier geht es um das Entfalten des eigenen Potentials, um die Nutzung der eigenen Talente. Für Hunde im Grunde darum, dass sie das, was sie besonders gut können, auch in ihrem Leben zeigen können.
Genau wie bei uns Menschen auch, kommt dieses Bedürfnis meist dann zum Vorschein, wenn alle anderen Bedürfnisstufen bereits zu einem großen Teil erfüllt sind.
Erst auf dieser Stufe unterscheiden sich die Bedürfnisse der Hunde, je nachdem welcher Rasse sie angehören. Einfach deshalb, weil die Rasse bestimmte Talente des Hundes wahrscheinlicher macht. Wer einen besonders guten Geruchssinn hat, hat Freude daran, Fährten zu verfolgen oder Gerüche bewusst unterscheiden zu lernen. Und er wird darin besser sein als ein Hund, dessen Geruchssinn nicht so stark ausgeprägt ist. (Im Vergleich zu dem des Menschen ist dieser natürlich trotzdem noch um ein Vielfaches besser.)
Der Optimalfall ist natürlich, dass ein Hund auch die Bedürfnisse der fünften Stufe in seinem Leben erfüllen kann. Doch – genau wie bei uns Menschen auch – selbst wenn die eigenen Talente nicht besonders im Vordergrund stehen und „nur“ die Bedürfnisse bis Stufe 4 erfüllt sind, dann geht es einem schon richtig gut und das Leben kann wundervoll sein. Was meinst du, wie viele Menschen in ihrem Leben und mit ihrem Beruf jemals auf einem Level ankommen, auf dem die Bedürfnisse der ersten vier Stufen so gut erfüllt sind, dass sie sich Gedanken um Stufe 5 machen? Wahrscheinlich ist das ein Bruchteil der Gesellschaft, der hoffentlich mit der Zeit immer größer wird. Aber es heißt auch, dass ein Hund, der nicht jeden Tag und jeden Monat seines Lebens mit der Ausübung und Förderung seiner individuellen Talente verbringt, sehr glücklich sein kann.
Die Bedürfnispyramide kann dir helfen, eine bessere Vorstellung vom Zusammenleben mit einem Hund zu entwickeln. Wenn du dein aktuelles Leben mit den Bedürfnissen eines Hundes abgleichst, hast du wahrscheinlich schon ein paar Punkte, die richtig gut zusammenpassen und ein paar, bei denen nicht ganz klar ist, wie die unterschiedlichen Bedürfnisse zusammenpassen. Das ist ganz normal. Wie in einer Partnerschaft zwischen zwei Menschen, wird beim Start in ein gemeinsames Leben ein bisschen Anpassung auf beiden Seiten nötig sein.
Wird der Spagat wegen der unterschiedlichen Bedürfnisse zu groß, trennen sich die Wege dann meist wieder. Und damit genau das möglichst mit deinem Hund nicht passiert, ist es wichtig, sich darüber vorher Gedanken zu machen.
Im nächsten Kapitel werfen wir einen Blick auf die Eigenschaften eines Hundes und wie du die Informationen zur Rasse eines Hundes sinnvoll für dich nutzen kannst, ohne auf die oft nichtssagenden Rasseportraitbeschreibungen bauen zu müssen.
Wichtig dabei ist auch, dass du dir bewusst machst, dass die individuellen Eigenschaften des Hundes die Bedürfnisse in der Pyramide keinesfalls in ihrer Position verschieben. Nur weil ein Jagdhund sehr schnell und ausdauernd auf Reize reagiert und dabei auch über seine Grenzen gehen kann, heißt das nicht, dass sein Schlafbedürfnis geringer ist als bei einem anderen Hund. Es kann sein, dass es schwerer oder leichter wird, bestimmte Bedürfnisse zu erfüllen, je nachdem, wie der Hund „tickt“. Doch dass ein Hund ein hohes Schlafbedürfnis hat und Nahrung benötigt, die zu ihm passt (Stufe 1) ändert sich nicht durch die Rasse oder seine Charaktereigenschaften. Je höher die Stufe der Bedürfnisse ist, desto größer wird der Einfluss des Charakters auf ihre Ausprägung.
Auch im Alltag und wann immer Probleme auftreten kann die Bedürfnispyramide eine gute Hilfestellung sein. Und sie kann dabei helfen, durch die Vielzahl von Methoden und Meinungen zu navigieren und die herauszufiltern, die vor allem etwas mit dem Ego und den „Status“-Bedürfnissen des Menschen machen, mit dem Verhalten und den Bedürfnissen des Hundes aber nicht viel zu tun haben. Sondern sich eher die Methoden und Meinungen als Inspiration und Richtschnur zu nehmen, die wirklich mit den Bedürfnissen des Hundes arbeiten und Probleme an ihrer echten Wurzel packen.
Wow, da sind wir zu Beginn des Buches schon ganz schön tief eingestiegen. Ich verspreche, auch wenn du jetzt noch an der ein oder anderen Stelle Fragezeichen hast, wie das im Alltag dann konkret aussieht, im Laufe des Buches werden viele der Fragezeichen sich auflösen. Und mit manchen Fragen muss man leben. Denn viele Antworten entwickelt man gemeinsam mit dem Hund.
Wo wir uns jetzt angeschaut haben, welche Bedürfnisse Hunde grundsätzlich haben, beschäftigen wir uns in den kommenden Kapiteln mit den unterschiedlichen Eigenschaften der Hunde. Und kommen dabei unweigerlich auch in das Gebiet der verschiedenen Rassen. Spannend geht es also weiter.
Zu wissen, welche grundsätzlichen Charaktereigenschaften dein Hund mitbringt, ist nicht nur für die Auswahl, sondern auch später im Training und bei der Erziehung sehr hilfreich. Das ist natürlich auch völlig unabhängig davon, ob du dich bewusst für diese Eigenschaften entschieden hast, oder ob der Hund jetzt schon da ist und du mit diesen Eigenschaften umgehen (lernen) darfst.
Gerne möchte ich mit dir in diesem Kapitel systematisch vorgehen. Ich beginne mit den sehr offensichtlichen äußeren Eigenschaften und komme nach und nach zu denen, die die Persönlichkeit des Hundes ganz individuell zeigen und von äußeren Eigenschaften völlig unabhängig sind.
Das, was auch aus Entfernung zuerst an einem Hund auffällt, ist seine Körpergröße. „Was hat das denn mit dem Charakter und Verhalten zu tun?“, fragst du dich vielleicht. Ganz viel! „Hab ich doch schon immer gewusst, dass kleine Hunde von sich aus kratzbürstig sind!“, würde Hundewiesenexperte Klaus vielleicht sagen. Das stimmt so nicht ganz. Der Charakter eines Hundes wird unter anderem durch seine Erbanlagen, Prägung und seine Erfahrungen beeinflusst. Ein großer Hund sammelt dabei ab dem ersten Tag seines Lebens andere Eindrücke als ein sehr kleiner Hund.
Wo sich große Hunde häufig bereits durch ihre reine Masse ein wenig mehr Respekt verschaffen, werden kleine Hunde sowohl von Menschen als auch von Artgenossen schnell überrumpelt oder nicht ernst genommen. Viele kleine Hunde machen so recht schnell die Erfahrung, dass ihnen nur dann zugehört wird, wenn sie laut sind. Das hat keinesfalls etwas mit den Hunden zu tun, sondern damit, wie die Umwelt mit ihnen umgeht. Große Hunde würden in derselben Situation genauso reagieren, nur sind sie solchen „Übergriffen“ selten so ausgeliefert wie die kleinen.
Ein Welpe liegt in seinem Körbchen. Die Kinder der Familie beugen sich immer wieder über ihn, stören seine Ruhephasen, fassen ihn an, bedrängen ihn. Der Labradorwelpe mit 12 Wochen ist bereits zu diesem Zeitpunkt schwerer als ein ausgewachsener Chihuahua und daher eindrucksvoller, wenn er knurrend darüber informiert, dass er sich unwohl fühlt. Der knurrende Chihuahua wird mit demselben Verhalten belächelt und vielleicht sogar weiter bedrängt, sodass er sich irgendwann gezwungen fühlt, zu deutlicheren Kommunikationswegen zu greifen.
Bei Begegnungen an der Leine ist ein ähnliches Phänomen zu beobachten. Viele Hunde fühlen sich nicht wohl, wenn sie fremden Hunden frontal und auf engen Wegen begegnen müssen. Wenn ein großer Hund deswegen einen Bogen läuft, stehenbleibt oder knurrt, wird der Mensch am anderen Ende der Leine dieses Verhalten zumindest wahrnehmen und sich viel früher damit beschäftigen, eine Lösung zu finden als der Halter eines kleinen Hundes. Wie schnell so ein kleiner Hund mit der Leine mitgezogen ist, auch ohne dass man das als Halter unbedingt als „Mitziehen“ empfindet. „Und guck mal, wie niedlich, der ist ja größenwahnsinnig, den großen Hund auf der anderen Straßenseite anzuknurren“. Der kleine Hund wird häufig nicht ernst genommen. Aber er hat dasselbe Problem wie der große Hund und muss oft sehr deutlich in seiner Kommunikation werden, damit er (wenn überhaupt) mit seinen Bedürfnissen wahrgenommen wird.
Ähnliche Situationen lassen sich im gesamten Alltag finden.
Ganz unabhängig von den Erfahrungen, handelt ein kleinerer Hund natürlich in manchen Situationen anders als ein großer. Schon allein, um sich zu schützen. Es ist eben ein Unterschied, ob ich 2 kg oder 25 kg wiege, wenn ein anderer Hund auf mich zukommt oder wenn ein Mensch mich anfassen möchte. Die Kleineren müssen sich viel früher schützen und dabei auch sehr klare Grenzen ziehen. Wenn ein tollpatschiger, aufgedrehter Junghund mit 15 kg meine Hündin (20 kg) anrempelt, dann ist ihr das unangenehm und sie wird ihn auch darüber informieren, aber es wird ihr nicht körperlich gefährlich. Würde meine Hündin selbst nur 5 kg wiegen, würde sie wahrscheinlich schon lange vor dem Rempler dafür sorgen, dass der distanzlose Hund auf Abstand bleibt. Einfach, weil es sonst ernsthaft weh tun könnte, wenn er sie umrennt.
Für deine Hundeauswahl bedeutet das Folgendes: Ein kleiner Hund braucht im Alltag von dir häufiger Unterstützung und Schutz als ein großer. Einfach, weil mit seiner geringen Größe und Masse Begegnungen mit Menschen und Hunden viel schneller für ihn gruselig und gefährlich werden können.
Hast du dagegen einen großen Hund, gilt es, darauf zu achten, dass er auch mit kleinen Hunden respektvoll umgeht. Und im Zweifel – wenn er das selbst gerade nicht kann – weil er zum Beispiel zu aufgeregt ist, dafür zu sorgen, dass er kleine Hunde nicht bedrängt oder ihnen versehentlich weh tut.
Nach der Körpergröße fallen uns am Hund noch weitere äußerliche Körpermerkmale auf. Die Farbe, die Länge des Fells, die Stellung der Ohren, die Position der Rute und viele weitere. Auch hierbei ist es nicht so, dass Hunde mit hängenden Ohren sich grundsätzlich anders verhalten als Hunde mit Stehohren.