Hungerkralle - Jürgen Ebertowski - E-Book

Hungerkralle E-Book

Jürgen Ebertowski

4,9

Beschreibung

Es ist der Beginn des Kalten Krieges: Fieberhaft suchen die westlichen Geheimdienste nach den Geldfälschern, die Reichsmark-Blüten in großem Stil in Umlauf bringen. Karl Meunier, früher Detektiv im Hotel Adlon, verdächtigt ehemalige Nazifunktionäre. Doch schon bald wird der Jäger zum Gejagten, während die ersten "Rosinenbomber" in Tempelhof landen. Ein packender Roman - menschlich bewegende, hoch spannende Zeitgeschichte.

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Jürgen EbertowskiHungerkralle

Jürgen Ebertowski

Hungerkralle

Roman

eISBN 978-3-86789-580-4

© 2013 (2008) by BEBUG mbH / Rotbuch Verlag, BerlinUmschlaggestaltung: www.buchgestalter.netUmschlagabbildung: ullstein bild / Schnellbacher

Ein Verlagsverzeichnis schicken wir Ihnen gern:Rotbuch Verlag, BEBUG mbHAlexanderstr. 110178 BerlinTel. 01805 / 30 99 99(0,14 Euro/Min. aus dem deutschen Festnetz,abweichende Preise für Mobilfunkteilnehmer)

www.rotbuch.de

Meiner Frau

INHALT

1. Kapitel DER SCHWARZMARKTKÖNIG

2. Kapitel CAPTAIN MILLERS RÜCKKEHR

3. Kapitel »STILLE NACHT, HEILIGE …«

4. Kapitel DIE VILLA IN FROHNAU

5. Kapitel STANISLAW GORMULLOWSKIS TRAUM VON KALIFORNIEN

6. Kapitel ELLENBOGENHEBEL IM HINTERHOF

7. Kapitel MAJOR MILLERS BERLIN-ERKUNDUNGEN

8. Kapitel DIE KLAVIERSAITE

9. Kapitel RAZZIA

10. Kapitel DIE WIEDERERÖFFNUNG DESORIENTAL

11. Kapitel HUNGERWINTER

12. Kapitel TEILWEISE ERLEUCHTUNG DURCH FRÄULEIN SCHWANDT

13. Kapitel EIN UNFALL MIT FAHRERFLUCHT

14. Kapitel VERA

15. Kapitel DIE FRONTEN KLÄREN SICH

16. Kapitel ÜBERLEBEN

17. Kapitel BENNOS GEBURTSTAG

18. Kapitel KRISENSITZUNG NICHT NUR IM FÖHRENWEG

19. Kapitel D-MARK, CLAY-MARK UND TAPETENMARK

20. Kapitel DIE LUFTBRÜCKE

21. Kapitel EIN FEIND AUS ALTEN TAGEN

22. Kapitel EUGEN

PERSONEN

GLOSSAR

1. Kapitel

DER SCHWARZMARKTKÖNIG

Nachdem die Sowjetsoldaten die Pferde getränkt hatten und weitergezogen waren, rann nur noch ein dünner Strahl aus der Wasserpumpe. Unterdessen war die Menschenkette in der Pankower Florastraße länger und länger geworden. Sie wand sich von der Pumpe an den ausgebrannten und wie von Gigantenfaust zerdrückten Wehrmachts-Lkws vorbei, machte einen Bogen um drei Grabhügel mit flüchtig zusammengezimmerten Holzkreuzen und überquerte einen notdürftig zugeschütteten Bombentrichter vor der Hausruine auf der anderen Straßenseite.

Karl Meunier stellte sich mit seinem Blecheimer ans Ende der Warteschlange. Zwei Frauen vor ihm unterhielten sich leise miteinander. Er kannte sie nur flüchtig vom Sehen, wusste aber von Vera, dass sie bei Fliegeralarm im Gesundbrunnen-Bunker immer gebetet hatten. Die Gebete waren erhört worden, zumindest was den Bombentod betraf. Nur was unmittelbar nach dem Einmarsch der Roten Armee mit ihnen und wohl den meisten Frauen in der Straße geschehen war, hatte der Herr im Himmel nicht abwenden können. Falls Vera noch lebte, war ihr zumindest das entwürdigende Schicksal einer Vergewaltigung erspart geblieben. Dienstverpflichtet als Hilfskrankenschwester, hatte sie zwar mit einem der letzten Lazarettflüge Berlin in Richtung Westen verlassen können, aber die Sorge, ob der Verwundetentransport jemals Schleswig erreicht hatte, war ein endloser Albtraum, der Karl auch über die schlaflose Nacht hinaus in den Tag hinein verfolgte. Er konnte nur inständig hoffen, dass es ihr gelungen war, unversehrt der Feuerwalze zu entkommen, die die Hauptstadt des »Tausendjährigen Reichs« in eine Steinwüste verwandelt hatte, denn beten wie die beiden Frauen konnte Karl schon lange nicht mehr.

Der Glaube an einen gütigen Gott, der es mit seiner Schöpfung wohlmeinte, war in ihm gestorben, und dazu hatte es nicht erst einer marodierenden russischen Soldateska bedurft. Zwölf Terrorjahre unter dem größenwahnsinnigen Vegetarier und seiner braunen Gefolgschaft waren ausreichend gewesen, um jeglichen Glauben auf ewig zu verlieren, nicht nur an den Allmächtigen, sondern auch an seine Mitmenschen als denkende Wesen.

»Ja, ja, ja!«, hatten die Massen im Sportpalast sich heiser gebrüllt, als der Hinkefuß sie gefragt hatte, ob sie den totalen Krieg wollten, als Berlin bereits zusehends in Schutt und Asche versunken war und Reichsluftmarschall Göring schon längst »Meier« hieß.

»Führer, befiehl! Wir folgen dir!« Und blind gefolgt waren sie alle ihrem Führer sogar noch auf dem Weg in den Abgrund, kritiklos und schicksalsergeben wie Lemminge. Fast alle jedenfalls.

An der Balkonbrüstung eines weitgehend unzerstörten Hauses befestigte eine Frau unter dem überlebensgroßen Porträt Stalins eine breite rote Stoffbahn. Dort auf dem Balkon von Familie Schultheiß hatte immer die größte Hakenkreuzfahne geweht, aber nach dem Sieg der slawischen »Untermenschen« war plötzlich quasi jeder zu einem Widerstandskämpfer mutiert oder hatte seine jüdischen Nachbarn vor den Gestapo-Häschern versteckt. Karl spuckte angewidert aus, denn Frau Schultheiß – Mutterkreuz, Goldenes Parteiabzeichen – war natürlich, vermutlich zumindest, auch insgeheim die Leiterin einer kommunistischen Untergrundzelle gewesen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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