Hurlebaus jagt den Fälscher - Jochen Bender - E-Book

Hurlebaus jagt den Fälscher E-Book

Jochen Bender

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Beschreibung

Ein Toter in der Hall of Fame – Mitten in der Nacht stapft Kommissar Hurlebaus quer über den Cannstatter Wasen zum Tatort. Zwischen einem eigenwilligen Graffiti und einem Oldtimer wurde ein Journalist zerquetscht. Im Zuge der Ermittlungen entdeckt Hurlebaus, dass der Journalist eine Enthüllungsstory über Fälschungen von Sammlerstücken für Millionen plante. War das sein Todesurteil? Welche Rolle spielt ein Händler exklusiver Oldtimer bei dem Fall? Was bezweckt die schöne Staatsanwältin mit ihren Avancen? Während der Kommissar den Spuren eines Fälschers quer durch Stuttgart, über die Alb bis ins Tal der Fils folgt, bleibt es nicht bei einem Mord.

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Der Autor

Jochen Bender

forschte als Psychologe bei den Kriminalisten, arbeitete im Knast und unterstützte die Polizei bei Amok-Übungen. Aus bewegenden realen Geschehnissen kreiert er spannende Krimis mit kunstvoll ineinander verflochtenen Erzählsträngen. Neben seinen zwölf Schwaben-Krimis veröffentlichte er bisher zwei Ostsee-Krimis.

Impressum

Dieser Kriminalroman spielt an realen Schauplätzen. Alle Personen und Handlungen sind frei erfunden.Sollten sich dennoch Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen ergeben, so sind diese rein zufällig und nicht beabsichtigt.

© Oertel + Spörer Verlags-GmbH + Co. KG 2024Postfach 16 42 · 72706 ReutlingenAlle Rechte vorbehalten.Titelbild: © AdobeStockGestaltung: PMP Agentur für Kommunikation, ReutlingenLektorat: Bernd WeilerKorrektorat: Sabine TochtermannSatz: Uhl + Massopust, AalenISBN 978-3-96555-186-2

Besuchen Sie unsere Homepage und informieren Sie sich über unser vielfältiges Verlagsprogramm:www.oertel-spoerer.de

Titel

Jochen Bender

HURLEBAUS JAGT DEN FÄLSCHER

Ein Schwabenkrimi

Oertel+Spörer

Angespannt umrundete er im Halbdunkel eine weitere Ecke. Abrupt stoppte er. Die dunkle Masse vor ihm, war das ein Mensch? Zögernd machte er einen Halbschritt rückwärts, als mit einer Kaskade lauter Klacken die Deckenbeleuchtung ansprang. Der Schatten entpuppte sich als ein Bär von Mann. Aus seinen massigen Schultern wuchsen muskelbepackte Oberarme. Die lässig neben seinen Hüften baumelnden Fäuste erinnerten an Vorschlaghämmer. Hurlebaus schluckte laut, der Gesichtsausdruck des Riesen verfinsterte sich.

»Wer bist du?«

Der Bär machte einen Schritt vorwärts.

»Und was zum Teufel hast du hier zu suchen?«

Drohend schritt er auf Hurlebaus zu, dessen Schlagfertigkeit versagte.

»Ähh …«

»Hier wird nicht geklaut!«

Die Pranke des Riesen schoss in die Höhe. Im letzten Moment brachte sich der Kommissar durch einen Sprung rückwärts in Sicherheit.

»Ich …«

»Schnauze!«

Wie durch Zauberei hielt der Typ plötzlich einen massiven Schraubenschlüssel in der Hand. Drohend hob er ihn in die Höhe, so, als wollte er mit dem Werkzeug den Schädel des Eindringlings zertrümmern.

»Das ist mein Grund und Boden!«, brüllte er. »Du hast hier absolut nichts zu suchen!«

»Stimmt, das habe ich nicht!«

Wie konnte er sein Gegenüber beschwichtigen? Hurlebaus hob seine Linke, streckte dem Riesen die flache Hand entgegen, um ihm Einhalt zu gebieten. Da es nicht funktionierte, wich er Schritt um Schritt weiter zurück.

»Ach! Bist auch noch ein Klugscheißer! Ganz schön frech für einen Langfinger!«

»Aber ich bin kein Dieb! Im Gegenteil, ich bin Polizist!«

»Du? Ein Bulle?«

Der Riese stoppte, zog seine Augenbrauen zusammen und legte seine Stirn in Falten. Hurlebaus atmete erleichtert aus.

»Ja! Wenn Sie wollen, kann ich mich ausweisen!«

»Brauchst du nicht!«

Erneut setzte sich der Riese in Bewegung.

»Ein Bulle hat hier ebenfalls nichts zu suchen! Und leiden kann ich euch sogar noch weniger als Langfinger!«

»Stopp!«, rief Hurlebaus so energisch er konnte.

»Jetzt reicht’s!«

Routiniert griff seine Rechte zum Holster an seiner Hüfte. Verzweifelt tastete er dort nach seiner Pistole, während ihm siedend heiß einfiel, wo sich seine Waffe befand. Er stöhnte laut auf, hatte er doch stets nur Verachtung für TV-Kommissare übrig, die unbewaffnet einem Mordverdächtigen gegenübertraten. Solch ein schwachsinniges Verhalten eines Polizisten entblößte seiner Meinung nach den jeweiligen Drehbuchschreiber als lebensfremd.

Jetzt passierte es ihm im wahren Leben selbst. Sein Verfolger hatte Recht. Er war tatsächlich nur ein erbärmlicher Klugscheißer. Hurlebaus schwor sich, das zu ändern, sollte er die Sache hier überleben!

Der Kommissar drehte leicht den Kopf, um einen Blick nach hinten zu werfen, ohne seinen Angreifer aus den Augen zu verlieren. Innerlich machte er sich bereit, um die nächste Ecke zu huschen und seine Beine in die Hand zu nehmen. Bei einem Kampf rechnete er sich keine Chance aus. Flucht war seine einzige Option.

Was er hinter sich sah erschreckte ihn derart, dass er den Kopf komplett drehte und so seinen Gegner aus den Augen verlor. Scheiße! Er war im Rückwärtsgang falsch abgebogen und in einer Sackgasse gelandet! Rechts, links und hinter ihm befanden sich meterhohe Regale, zwischen ihnen nicht die kleinste Lücke!

»Ups! Jetzt sitzt du in der Falle!«

Der Riese grinste feist, entblößte sein Gebiss inklusive zweier fieser Zahnlücken. Hurlebaus schluckte erneut. Gleich besäße er Gewissheit, ob er es hier bloß mit einem Mordverdächtigen zu tun hatte. Oder mit jemanden, der zu morden in der Lage war. Aber diese Erkenntnis wäre möglicherweise seine letzte.

Alles hatte wenige Tage zuvor mit einem nächtlichen Anruf angefangen. Schlaftrunken tastete Hurlebaus nach seinem Handy, um das nervtötende Tuten zu stoppen.

»Ja?«

»Jens? Bist du das?«

»Wer denn sonst?«, brummte er unwillig.

»Ich war mir nicht sicher, ob du nicht mittlerweile deine Nummer gewechselt hast.«

Hurlebaus stöhnte laut auf. Wer aus seiner Vergangenheit wagte es, um diese Stunde anzurufen? Er nahm das Handy vom Ohr, um sich die Uhrzeit anzusehen.

»Ich bin’s! Ellen!«, quakte es aus dem Gerät.

Missmutig nahm er es wieder ans Ohr.

»Ellen? … Etwa Ellen Engel vom Kriminaldauerdienst?«

»Genau die!«

Vor seinem inneren Auge sah er ein Strahlen durch ihr Gesicht laufen.

»Schön, dass du mich wenigstens nicht vergessen hast!«

»Ellen, es ist drei Uhr morgens und du hast mich soeben aus dem Tiefschlaf gerissen! Ich hoffe, du hast einen guten Grund für deinen Anruf!«

»Reicht dir eine Leiche? Quasi vor deiner Tür?«

»Vor meiner Tür?«

Hurlebaus saß aufrecht im Bett.

»Na ja, nicht ganz, aber fast. Kennst du die Hall of Fame unter der König-Karls-Brücke?«

Er schwieg. Offenbar handelte es sich um einen seiner seltsamen Träume, und zwar um einen von der ganz kuriosen Sorte. Mit Ellen war er vor Jahren einmal in der Kiste gelandet. Am Morgen danach hatten sie es beide als Fehler gewertet. Seither hatte er nichts mehr von ihr gehört. Sie würde ihn nie um diese Uhrzeit anrufen. Außerdem existierte in Stuttgart keine Hall of Fame. Er hatte zwar keine Ahnung, was das sein sollte, hätte von ihr aber bestimmt gehört.

»Jens? Bist du wieder eingeschlafen?«

»War ich überhaupt wach? Das hier träume ich doch, oder?«

»Nein!«

»Aber es gibt in Stuttgart keine Hall of Fame!«

»Doch, die gibt es! Die vielen Graffiti unter der Neckarbrücke am Ende des Cannstatter Wasens sind die Stuttgarter Hall of Fame! Du kannst von deinem Küchenfenster aus vielleicht sogar den Asterix und einige weitere Werke erkennen!«

»Okay, okay! Ich weiß, wo du meinst!«

Ein stechender Schmerz jagte durch seinen Schädel. Hurlebaus zuckte zusammen. Anscheinend träumte er das Ganze doch nicht. Gemeinsam mit Bianca hatte er für die Kriminalinspektion 1, kurz K1, Bereitschaft und Ellen vom Kriminaldauerdienst hatte sich offensichtlich für einen Anruf bei ihm entschieden.

»Und in dieser Hall of Fame liegt eine Leiche?«

»Nun …,« sie zauderte, »… liegen tut sie genau genommen nicht direkt. Ihre genaue Position zu erklären ist ein bisschen kompliziert. Am besten ziehst du dir etwas über und schaust dir die Sache persönlich an. Die Leiche ist übrigens noch warm, nur wenige Stunden tot.«

»Woher weißt du das?«

»Ein Radfahrer hat den Sterbenden gefunden. Unfreiwillig musste er den Todeskampf mit ansehen.«

»Wie alt?«

»Die Leiche …«

»Nein, der Radfahrer!«

»Es handelt sich um einen jungen Mann von neunzehn Jahren.«

Hurlebaus bedauerte den Jungen. Diese Begegnung würde ihn vermutlich für sein restliches Leben prägen.

In dieser Nacht hatte er kaum geschlafen. Es war falsch gewesen, das Geld anzunehmen. Aber als man es ihm anbot, schien es so verführerisch leicht verdient. Er wusste ohnehin nichts, wollte nichts wissen. Hinschauen und Wissen brachten nur Scherereien mit sich. Wegschauen war bequemer. Von dort war es nur ein winziger Schritt, sich fürs Wegschauen bezahlen zu lassen.

Dann war vorgestern plötzlich dieser Prolet vor seiner Tür gestanden. Betrunken hatte der ihn angepöbelt und bedroht, sogar Geld von ihm verlangt. Dabei hatte er doch nichts mit der Sache zu tun! Glücklicherweise hatten seine Nachbarn die Polizei gerufen. Das Martinshorn hatte den Eindringling vertrieben.

Hätte er den Polizisten alles erzählen sollen? Sie waren misstrauisch gewesen, hatten ihm nicht geglaubt, dass er den Mann nie zuvor gesehen hatte. Aber wer rechnete auch mit so etwas?

Tief in seinen Gedanken versunken hatte er die Haustür geöffnet. Zu Tode erschrocken war er daraufhin zusammengezuckt, sich in Erwartung eines Angriffs weg geduckt. Sein Herz hatte gerast. Als die Attacke ausblieb, hatte er zögernd in Richtung Eingang gesehen. Der dunkle Schatten, den er für einen Angreifer gehalten hatte, entpuppte sich als riesige Krähe. Die Spitze eines ihrer Flügel war roh an seine weiße, schleiflackierte Holztür genagelt, der Körper hatte leicht hin und her gebaumelt. Laut hatte das Pochen des Blutes in seinen Ohren gedröhnt. Das hier war eindeutig eine Warnung. Sollte er reden, würde es ihm wie dem schwarzen Vogel ergehen.

Kommissar Hurlebaus stapfte quer über den Cannstatter Wasen durch die Kälte der Märznacht in Richtung der grellen Beleuchtung der Kriminaltechnik. Aus dem Bett war er in seine Klamotten geschlüpft, hatte Zähne geputzt und seine abgewetzte Lederjacke übergestreift. Kaffee vertrug sein Magen zu dieser frühen Stunde noch nicht. Die kalte Nachtluft weckte auch so seine Lebensgeister. Ellen eilte ihm verzagt lächelnd entgegen, was er in doppelter Hinsicht unpassend empfand.

»Das Ganze ist ziemlich bizarr! Wahrscheinlich ist der Mörder zu Fuß geflohen. Zu dieser nachtschlafenden Zeit dürfte er noch nicht weit gekommen sein. Die Kollegen der Schutzpolizei in den Neckarvororten, Ost und Mitte sind alarmiert. Sie fahren verstärkt Streife und halten nach verdächtigen Personen Ausschau. Genügt dir das? Oder willst du noch weitere Maßnahmen einleiten? Sollen wir einen Hubschrauber mit Wärmebildkamera anfordern?«

»Puh, du überfällst mich gerade ziemlich! Lass mich zunächst einmal den Tatort in Augenschein nehmen! Hierbei handelt es sich doch um den Tatort, oder?«

»Definitiv! Du hast Recht! Verschaff dir erst einmal einen Überblick.«

Hurlebaus umrundete den Sichtschutz, den zwei Kollegen der Schutzpolizei soeben errichteten. Ein wandfüllendes Graffiti auf einer Betonwand nahe des Neckars zeigte einen Kapitalisten, erkennbar an der Melone auf seinem Kopf, der Zigarre zwischen seinen Zähnen und den fetten, grünen Geldbündeln, die ihm aus allen Taschen quollen. Einer abgemagerten Gestalt in löchriger Kleidung zog der gierige Bonze ihren einzigen Geldschein aus der Tasche. Aber der Kapitalist hätte nichts davon. In seinem Rücken zielte die Sense des als Skelett dargestellten Todes auf ihn.

Zwischen der Betonwand und einem wuchtigen, auffällig rot-weiß-lackierten Amischlitten älteren Baujahrs war ein Mann eingeklemmt. Seine schmerzverzerrten Gesichtszüge zeugten von seinem qualvollen Tod. Bei seinem Anblick begriff Hurlebaus Ellens Bemerkung, die Leiche läge nicht.

»War die Gerichtsmedizin schon da?«

»Ja. Die Leichenschau dauerte nur kurz. Der Wagen zerquetschte dem Mann Oberschenkel und Becken, zerfetzte große Blutgefäße und Organe. Das Opfer durchlitt einen qualvollen Todeskampf, der aber wenigstens nur kurz dauerte.«

Hurlebaus schwieg. Die Szenerie bedrückte ihn.

»Übrigens handelt es sich bei dem Toten um den Halter des Wagens.«

Verblüfft wandte der Kommissar sich seiner Kollegin zu.

»Der Mann wurde also mit seinem eigenen Auto getötet?«

Sie nickte.

»Woher weißt du das?«

»In seinem Geldbeutel fanden wir den Fahrzeugschein, in dem sein Name steht.«

Hurlebaus schüttelte den Kopf und musterte die Szenerie noch eingehender. Langsam ließ er seinen Blick nach rechts und links schweifen. Rechts gruppierten sich drei Mülltonnen um eine runde Betonsäule, die vor Lacksprühdosen überquollen. Die Plastiktonnen waren ebenso wie die Säule, alle Wände in Sichtweite, sowie weite Teile von Decke und Boden über und über mit Graffiti bedeckt, die einander überlappten und überdeckten. Es war nicht zu übersehen, dass es sich hier um einen Hotspot der Stuttgarter Sprayer-Szene handelte.

»Was hat sich deiner Einschätzung nach hier zugetragen?«

Ellen schwieg. Hurlebaus wartete, wandte sich ihr schließlich zu. Mit zusammengepressten Lippen starrte sie ihn an.

»Ist was?«

»Eines gleich vorweg, damit du es mir nicht erneut zum Vorwurf machst: Ich will noch immer zur K1!«

In ihrer einzigen gemeinsamen Nacht hatte sie sich direkt nach dem Sex an ihn geschmiegt und ihn gefragt, ob er bei der damaligen Leiterin der K1 ein gutes Wort für sie einlegen würde. Seinerzeit hatte er ihr dieses Timing übelgenommen. Jetzt nickte er.

»Okay, dann hätten wir das vorab geklärt. Trotzdem interessiert mich, was sich deiner Meinung nach hier zugetragen hat?«

Die Kommissarin zögerte noch immer.

»Mensch Ellen, trau dich! Ich reiße dir schon nicht den Kopf ab!«

»Gut, ich äußere eine Vermutung, lege aber großen Wert darauf, dass es sich hierbei nur um eine von mehreren Möglichkeiten handelt!«

Hurlebaus nickte lächelnd. Offensichtlich hatte sie ihre Lektionen gelernt. Wobei nicht er es gewesen war, der ihre Bewerbung in die K1 wegen ihrer vorschnellen Urteilsbildung zurückgewiesen hatte.

»Meine erste Hypothese lautet, Herr Bommel, so heißt der Tote, parkte seinen Wagen frontal wenige Meter vor dem Graffiti. Die Autoscheinwerfer sollten ihm Licht für sein Werk spenden. Mit einer goldfarbenen Sprühdose …«

»Moment, hat der Tote das Kunstwerk erschaffen?«

»Nein, aber er sprayte in Gold ein B unter den Kapitalisten. Zumindest weisen seine Jacke und seine Hände entsprechende Farbspuren auf und wurde wenige Meter neben dem Wagen eine entsprechende Spraydose sichergestellt. Jede Wette, die Kriminaltechnik wird auf ihr seine Fingerabdrücke finden!

Wahrscheinlich wollte Herr Bommel dem Bösen einen Namen verpassen. Daran störte sich jemand so sehr, dass er Herrn Bommel mit seinem eigenen Auto totfuhr. Vielleicht wollte der Täter ihn gar nicht umbringen, sondern ihn nur erschrecken, was tragisch schiefging.

Vermutlich kniete Herr Bommel zum Sprayen vor der Figur. Deswegen kam er nicht schnell genug hoch oder gar ganz weg. Sein Alkoholpegel dürfte dabei eine Rolle gespielt haben.«

Behindert durch die großräumige Absperrung der Kriminaltechniker zur Spurensicherung, konnte Hurlebaus sich alles nur aus einiger Entfernung ansehen.

»Da steht aber kein B unter dem Bösen, sondern eine 3!«

»Das sollte bestimmt ein B werden!«

»Möglicherweise wollte er gar keinen Namen sprayen, sondern schlicht Bonze oder Böse?«

»Das ist natürlich ebenfalls möglich.«

Ellen zuckte mit den Schultern.

»Vielleicht wollte er auch seinen eigenen Namen dorthin sprayen. Er heißt Bodo Bommel.«

»Bodo Bommel!«

Hurlebaus starrte seine Kollegin entsetzt an.

»Ach du Scheiße! Wie kann man seinem Kind so etwas antun!«

»Das habe ich mich auch gefragt.«

»Aber …, Moment, ist er nicht …«

Hurlebaus musterte erneut das Gesicht des Toten. Schließlich nickte er.

»Was ist? Kennst du den Mann etwa?«

»Nicht wirklich …«, Hurlebaus schüttelte sein Haupt, »… aber ich habe ihn zumindest einige Male aus der Ferne gesehen.«

Nachdenklich in Richtung des Toten starrend murmelte er:

»Deshalb kamen mir dein Name und dein nicht gerade unauffälliges Auto so bekannt vor!«

»Klärst du mich auf?«

»Bodo Bommel war Reporter der Stuttgarter Post. Er berichtete unter anderem aus Gerichtssälen und löcherte mich bei unseren Pressekonferenzen mit Fragen.«

»Ein Reporter? Glaubst du, er war gerade dabei, irgendwelche Schweinereien eines Reichen aufzudecken? Kosteten ihn seine Recherchen das Leben?«

In diesem Moment wurde ein anonymes Prepaid-Handy eingeschaltet, in dessen Speicher sich eine einzige Nummer befand, die soeben abgerufen wurde. Erst nach dem siebzehnten Klingeln wurde das Gespräch angenommen. Eine Darth Vader ähnelnde Stimme erklang.

»Ja?«

»Ihr Problem ist gelöst! Endgültig!«

»Gut. Was wusste er?«

»Nichts.«

»Sicher?«

»Absolut!«

Die Stimme schwieg. Offensichtlich behagte ihr das Gehörte nicht.

»Wozu dann eine endgültige Lösung? So etwas zieht Ermittlungen nach sich, erregt unnötige Aufmerksamkeit!«

»Er hat seine Quelle massiv unter Druck gesetzt, damit sie endlich sprudelt. Daher konnte ich nicht warten!«

»Die von mir vermutete Quelle?«

»Ja.«

»Dann war es richtig. Auch diese Quelle muss versiegen! Endgültig!«

»Aber gehört er nicht zu uns?«

»Es gibt kein uns, zumindest nicht für Klatschbasen! Wer redet stirbt! Das ist auch in Ihrem Interesse!«

»Was, wenn die Polizei Verbindungen findet?«

»Das wird sie nicht! Die Quelle ist zu weit weg. Sie müssen sie nur anders versiegen lassen. Außerdem werden andere Polizisten zuständig sein!«

»Was ist mit meinem Geld?«

»Wie immer.«

Um Viertel vor Sieben stand Hurlebaus in der Botnanger Nittelwaldstraße vor einem Mehrfamilienhaus aus den Dreißigerjahren. Zwischen den Treppenstufen aus rotem Sandstein sprossen reichlich Wildkräuter. Garten und Gebäude wirkten auf eine sympathische Art ungepflegt. Die Klingelschilder deuteten auf drei Parteien hin, die hier privilegiert residierten. Frau Zehnder, die geschiedene Frau des Toten, bewohnte das mittlere Stockwerk.

Eigentlich hätte Hurlebaus lieber länger damit gewartet, sie mit Herrn Bommels Tod zu konfrontieren. Aber er wollte nicht riskieren, dass die gemeinsamen Kinder in der Schule vom Tod ihres Vaters erfuhren. So warf er den beiden ihn begleitenden Notfallseelsorgern einen letzten fragenden Blick zu. Auf deren Nicken hin klingelte er.

»Ja?«

»Guten Tag, mein Name ist Jens Hurlebaus, von der Kripo Stuttgart. Spreche ich mit Jana Zehnder?«

»Ja, was ist passiert?«

Trotz der lausigen Verbindung war ihre Angst nicht zu überhören.

»Es geht um Ihren geschiedenen Mann. Können wir das Bitte von Angesicht zu Angesicht besprechen? Am besten nicht hier auf der Straße, sondern im Haus?«

Aufgeschreckt durch allerlei unerquicklichen Gedanken zögerte sie.

»Bitte!«

»Also gut, kommen Sie rauf.«

Es summte. Hurlebaus drückte die Türe auf. Stufe um Stufe erklomm er die Treppe. Auf der Fahrt hatte er pro forma seine Kollegin Bianca angerufen. Theoretisch wäre es kein großer Umweg gewesen, sie vor ihrer Wohnung im Stuttgarter Westen aufzulesen. Aber Bianca war bereitwillig auf seinen Vorschlag eingegangen, sich diesen Termin zu ersparen und erst zu ihrer üblichen Zeit ans Präsidium zu kommen.

Vor der Haustür empfing ihn eine dunkelhaarige Frau in den Vierzigern. Gegen die Kälte hatte sie sich in eine graue, grobmaschige Strickjacke im XXL-Format gehüllt, deren Ärmel auch ihre Hände bedeckten.

»Kann ich Ihren Ausweis sehen?«

»Aber selbstverständlich …, hier.«

Hurlebaus streckte ihr die Plastikkarte hin. Frau Zehnder musterte jene eingehend, nickte, warf fragende Blicke in Richtung seiner beiden Begleiter.

»Die beiden sind Notfallseelsorger …«

»Notfallseelsorger! Ich wusste es! Oh Gott, wie schrecklich!«

Sie schlug sich die Hände vor den Mund. Angsterfüllt starrte sie die Helfer an.

»Ist Bodo tot? Hat man ihn ermordet?«

Ihre Reaktion fand Hurlebaus interessant.

»Lassen Sie uns die Details bitte im Haus besprechen!«

Energisch griff der Kommissar nach ihrem Ellenbogen, drehte sie sanft, aber bestimmt in Richtung Tür und schob sie mehr oder weniger vor sich her ins Haus. Schräg hinter ihr gehend, bereit, sie im Falle eines Schwächeanfalls aufzufangen, stieg er die restlichen Stufen empor. In der Wohnungstür empfing sie die dreizehnjährige Tochter.

»Mama! Was wollen die Männer und die Frau von dir? Wer sind die?«

»Ich bin Polizist. Wir sind wegen deines Vaters hier.«

»Wegen Papa?«

Sie runzelte ihre Stirn.

»Hat er wieder Scheiße gebaut?«

Auch die Reaktion der Tochter fand Hurlebaus durchaus interessant.

»Das erklären wir, wenn alle beieinandersitzen. Wo ist dein Bruder?«

»Muss der dabei sein?«, wandte Frau Zehnder mit sich überschlagender Stimme ein. »Tobi ist doch noch so klein!«

In diesem Augenblick öffnete sich eine Tür und der Elfjährige betrachtete verschlafen die morgendliche Ruhestörung.

»Das liegt natürlich allein in Ihrem Ermessen. Bedenken Sie aber bitte, dass er die Nachricht höchstwahrscheinlich demnächst ohnehin erfährt. Besser Sie sind dabei, wenn er es mitbekommt.«

»Was ist mit Papa?«

Leichte Panik mischte sich in die Stimme der Dreizehnjährigen.

»Das besprechen wir gleich in Ruhe. Wohin sollen wir uns setzen?«

Hurlebaus sah die Mutter fragend an. Ihrem Gesichtsausdruck nach wusste sie, was er zu sagen hatte. Aber sie schaffte es, sich zusammenzureißen.

»Gehen wir ins Wohnzimmer, kommt mit.«

Die Mutter legte ihrer Tochter den linken Arm um die Schulter, ihrem Sohn den rechten und bugsierte die beiden dorthin. Frau Zehnder setzte sich in die Mitte einer langen Couch. Der Sohn schmiegte sich an sie, die Tochter schüttelte jedoch im letzten Moment den mütterlichen Arm ab und setzte sich auf den Boden. Dort lehnte sie sich mit dem Rücken an den Heizkörper. Die Notfallseelsorgerin setzte sich auf einen Sessel in der Nähe des Mädchens, ihr männlicher Kollege nahm auf dem Sofa neben dem Jungen Platz. Dabei hielt er so viel Abstand wie möglich. Für Hurlebaus blieb der andere Sessel. Sobald er saß, räusperte er sich, holte tief Luft und sagte:

»Es tut mir sehr leid euch mitteilen zu müssen, dass euer Vater heute Nacht verstorben ist. Ich möchte euch und Ihnen mein tief empfundenes Beileid zu diesem schrecklichen Verlust ausdrücken!«

Während des Sprechens sah er die drei Angehörigen reihum an.

»Was ist passiert? Ich meine, Sie sind von der Polizei! Da muss doch …«

Frau Zehnder brach ab, drückte ihren Sohn fest an sich.

»Euer Vater starb leider keines natürlichen Todes. Er wurde von seinem eigenen Auto überfahren. Wer ihn allerdings …«

»Diese Scheißkarre! Nichts als Unglück hat sie über uns gebracht!«

»Wer … den Wagen gefahren hat und wie es dazu kam, wissen wir noch nicht. Wir hoffen, dies in den nächsten Tagen herauszufinden.«

Schweres Schweigen lastete auf der Runde. Der Mutter traten Tränen in die Augen, die Kinder starrten vor sich hin. Ihre Seelen begriffen noch nicht, was ihre Ohren gerade vernommen hatten. Hurlebaus holte tief Luft und sank zurück in den Sessel.

»Das ist jetzt ein Schock für Sie alle«, ergriff der Notfallseelsorger das Wort. »Sie brauchen Zeit, Ruhe und ihre gegenseitige emotionale Unterstützung, um das zu verarbei…«

»Ich will in die Schule!«, unterbrach die Tochter ihn schrill.

Sie sprang vom Boden auf.

»Ich will zu meinen Freundinnen!«

»Darüber sollten wir in Ruhe mit deiner Mutter reden. Die Nachricht wird demnächst die Runde machen. Euer Vater war Reporter, stand somit in der Öffentlichkeit. Es besteht auch das Risiko, dass demnächst Bilder, die keiner von Ihnen sehen sollte, im Internet kursieren. Wir bieten Ihnen …«

»Wie kann das sein!«

Vorwurfsvoll starrte Frau Zehnder Hurlebaus an, den sie offensichtlich dafür verantwortlich machte.

»Das würde ich gerne unter vier Augen mit Ihnen besprechen!«

Sie senkte den Blick, sah besorgt auf ihren Sohn hinab, der sich eng an sie kuschelte.

»Mama …«

»Gleich!«

Sie wandte sich an ihre Tochter.

»Kümmere dich bitte um Tobi, während ich mit dem Kommissar rede!«

Die Tochter öffnete den Mund, schloss ihn jedoch kommentarlos wieder. Zögerlich lief sie zu den beiden und setzte sich auf die andere Seite ihres kleinen Bruders.

»Komm Tobi!«

Sie zog ihn an sich, was er geschehen ließ. Die Mutter erhob sich.

»Danke! Kommen Sie!«

Hurlebaus folgte ihr in die Küche, wo er die Tür hinter ihnen schloss.

»Ihr geschiedener Mann starb, als sein Auto mit Wucht auf ihn fuhr und ihn an eine Betonwand quetschte, auf der ein auffälliges Graffiti prangt. Es war ein äußerst qualvoller Tod, der aber zum Glück wenigstens nicht lange dauerte. Allerdings machte ein Unbekannter Fotos des Sterbenden. Es werden schreckliche, aber in gewisser Weise auch … spektakuläre Aufnahmen sein. Bitte lassen Sie nicht zu, dass Ihre Kinder heute in der Schule durch Mitschüler damit konfrontiert werden! Warten Sie ab, ob die Bilder veröffentlicht werden! Und ich bitte Sie eindringlich …«, er sah ihr tief in die Augen, »… lassen Sie die Seelsorger vorher die Lehrer Ihrer Kinder informieren und ihnen Anleitung geben, wie sie sich verhalten sollen!«

Die Dame des Hauses nahm seine Worte mit versteinerter Miene zur Kenntnis.

»Wurde Bodo ermordet? Fuhr ihn jemand mit voller Absicht tot?«

»Das zu entscheiden, ist es noch zu früh. Auch ein technischer Defekt seines Autos kommt infrage. Lassen Sie uns und sich Zeit mit der Beantwortung dieser Frage!«

»Technischer Defekt? Wie soll das gehen?«

»Herr Bommel ließ möglicherweise den Motor laufen, stieg aus und trat freiwillig zwischen Wand und Auto. Der Wagen ist alt und mit einem Automatikgetriebe ausgestattet. Unsere technischen Experten prüfen, ob es nicht auch ohne menschliches Zutun zu dem Unglück gekommen sein könnte.«

Ein Satz aus dem Mund der geschiedenen Frau des Toten trieb Hurlebaus um. Kurzerhand beschloss er, statt zurück ins Präsidium direkt zur Redaktion der Stuttgarter Post zu fahren. Bianca war noch zu Hause, also las er sie kurzerhand mit seinem alten Daimler Diesel vor ihrer Tür auf. Als sie seine alte Karre erblickte, verzog sie ihr Gesicht, ehe sie einstieg.

»Guten Morgen Jens, es wird höchste Zeit, dass du deine Dreckschleuder verschrottest. Falls meine Tochter mich hier einsteigen sieht, muss ich heute Abend wieder endlose Diskussionen mit ihr führen!«

»Dann kannst du ihr ja erklären, wie nachhaltig es ist, nicht ständig einwandfrei funktionierende Maschinen wegzuwerfen und durch neue zu ersetzen.«

Während seiner Worte grinste er gut gelaunt vor sich hin. Schlagartig wurde er wieder ernst.

»Wie geht es Fred?«

Biancas Mann bekam seit zwei Wochen in der Onkologie des Robert-Bosch-Krankenhauses eine Chemotherapie. Bei seiner Frage entgleisten ihre Gesichtszüge. Ihre Augen schimmerten feucht.

»Den Umständen entsprechend, aber lass uns bitte nicht darüber reden!«

»Ich mache mir halt Sorgen! Übrigens auch um dich, Fred.«

»Stopp! Ich schaffe es einzig, weil ich mich an Alltag und Normalität klammere, statt komplett in Depressionen zu versinken, indem ich ständig um Krankheit und Tod kreise! Also lass uns bitte über unsere Arbeit reden!«

Hurlebaus zauderte, aber nur kurz, dann grinste er wieder und meinte:

»Die ja so rein gar nichts mit dem Tod zu tun hat!«

Bianca brauchte kurz, dann grinste sie ebenfalls, wenngleich etwas bemüht.

»Wenigstens nicht mit dem unserer Liebsten! Erzähle mir über den Toten. Was weißt du über ihn? Wo stehen die Ermittlungen?«

Er tat wie verlangt. Auf der Fahrt durch den Wald hoch auf die Fildern brachte er seine Kollegin einigermaßen auf den Stand. Während er vor der Redaktion des Lokalblatts einparkte, fragte sie:

»Und vom Chefredakteur hoffst du zu erfahren, welchen Skandal sein Reporter drauf und dran war aufzudecken?«

Bianca löste den Sicherheitsgurt.

»Warum nicht? Der Mann wird doch hoffentlich wissen, woran sein Reporter arbeitete!«

Hurlebaus schnallte sich ebenfalls ab.

»Ist der Chef überhaupt schon so früh da?«

»Ausnahmsweise ja, ich habe angerufen. Er erwartet uns.«

Sie stiegen aus. Mit einem satten Ton fielen die Türen des alten Daimlers in ihre Schlösser. Hurlebaus sperrte beide ganz altmodisch mit dem Schlüssel ab. Dann marschierten sie auf das Redaktionsgebäude zu. Ihm fiel auf, dass dessen Fassade mal wieder einen Anstrich gebrauchen könnte. Außerdem hingen zwei Jalousien leicht schief aus ihren Kästen. Die Glanzzeit der Tageszeitungen war vorüber und würde nicht zurückkommen. Vermutlich fehlte dem Verlag das Geld für eine perfekte Fassade. Wer las auch heutzutage noch Zeitung?

Bianca hatte während des Laufens unentwegt auf das Display ihres Handys gestarrt. Jetzt stoppte sie unvermittelt, hielt auch ihren Kollegen durch einen Griff an seinen Ellenbogen zurück.

»Was ist?«

Wortlos streckte sie ihm ihr Smartphone entgegen. Das Display zeigte die Online-Ausgabe der Stuttgarter Post. Seine Kollegin war also eine der Rest-Leserinnen des Blattes. Er kniff seine Augen zusammen und ging näher an das Display heran. Neben einem Porträt des Toten prangte ein Foto des Graffitis, vor dem er gestorben war. Darunter stand in Fettdruck: Wir trauern um unseren Kollegen.

»Die sind ja fix!«

»Das auch, ich wundere mich aber hauptsächlich darüber, dass die offensichtlich ein Foto jenes Graffiti im Archiv hatten. Oder glaubst du, unsere Kollegen haben den Tatort bereits komplett geräumt und freigegeben?«

»Unmöglich!«

Eine Viertelstunde später bat Chefredakteur Winter sie in sein Büro. In narzisstischer Manier waren dessen Wände mit aus seiner Feder stammenden, gerahmten Zeitungsartikeln bedeckt. Der Typ selbst erinnerte mit seinem schwarzen Basecap an einen schwäbischen Rapper, der einfach nicht von seinen Jahrzehnten zurückliegenden besten Zeiten lassen konnte. Vermutlich erging es dem Chefredakteur genauso und sehnte er sich ebenfalls in seine Zwanziger zurück. Ein bisschen beneidete Hurlebaus ihn, hatte er selbst doch nie eine eindeutig beste Zeit gehabt.

Sie nahmen in seiner Besprechungsecke Platz. Die beiden Kriminalisten drückten ihr Beileid aus und baten um die Erlaubnis, die Befragung aufzunehmen. Nach einem kurzen Zögern gestattete er es ihnen.

»Was können Sie uns über den toten Herrn Bommel sagen?«

Er seufzte, sein Blick schweifte in die Ferne.

»Bobo und ich kennen uns schon ewig! Früher tranken wir ab und an gemeinsam ein Feierabendbierchen. In den letzten Jahren verloren wir uns aber weitgehend aus den Augen.«

Sein Blick kehrte zurück. Er musterte die beiden Kommissare nacheinander kurz, rang sich ein Lächeln ab.

»Bobo war ein guter Mann, solide und zuverlässig.«

Die beiden warteten, der Chefredakteur schwieg.

»Wie lange kennen Sie ihn schon?«

»Oh, das dürften über zwanzig Jahre sein.«

»Zwanzig Jahre! Und dann ist solide und zuverlässig alles, was Ihnen zu Herrn Bommel, den Sie ganz vertraut Bobo nennen, einfällt?«

»Ich will nicht …«

»Wir suchen seinen Mörder! Jemand ermordete Ihren Kollegen brutal und ließ ihn leiden! Uns hilft nur die ungeschminkte Wahrheit über Ihren Mitarbeiter! Bitte weder Beschönigungen noch Hemmungen!«

»Also gut!« Er gab sich sichtlich einen Ruck. »Obwohl Bobo erst einundfünfzig Jahre alt war, kam er mit den gesellschaftlichen Veränderungen nicht zu Recht. Das stellte ein echtes Problem dar. Wir Journalist:innen müssen mit den Trends gehen, am Puls der Zeit sein, sonst verlieren wir unsere Leser:innen! Bobo wetterte gegen das Gendern, regte sich über die Wehleidigkeit – Ein Zitat, nicht meine Meinung! – der Jungen ebenso auf, wie über die angebliche Beliebigkeit des eigenen Geschlechts. Und natürlich noch über vieles andere!

Ich musste immer genau überlegen, über welche Themen ich ihn noch schreiben lassen konnte. Gegen seinen Willen ließ ich ihn zunehmend aus Gerichtssälen berichten. Die trendigen Themen bekamen jüngere Kollegen, was ihn zunehmend frustrierte. Er schoss dann verbal gegen die Kollegen und manövrierte sich damit innerhalb der Redaktion immer stärker ins Abseits.

Waren Sie schon bei Jana?«

Er sah die Beamten fragend an. Hurlebaus nickte.

»Jana ist eine tolle Frau! Bobo, der Idiot, gönnte sich eine klischeehafte Midlife-Crisis, kaufte sich einen Angeberschlitten und schwänzelte jungen Frauen hinterher. Kein Wunder, dass Jana irgendwann die Faxen dicke hatte und ihn vor die Tür setzte. Danach ging es leider nur noch rascher bergab mit ihm.«

»Woran arbeitete er?«

Verblüfft starrte der Chefredakteur Hurlebaus an.

»Vermuten Sie in Bobos Arbeit das Motiv? Das ist doch hoffentlich nicht Ihr Ernst?«

»Wie üblich ermitteln wir offen in alle Richtungen!«

»Sehr löblich! Aber …«, er zuckte mit den Schultern, »… in Bobos Arbeit kann ich mir beim besten Willen kein Motiv für einen Mord vorstellen! Für heute war er für die Pressekonferenz der Stuttgarter Kinderärzte eingeteilt. Bobo hätte kaum mehr getan, als deren Pressemitteilung zu zitieren. Das übernimmt jetzt eine Kollegin für ihn.«

»Und davor? Worüber schrieb er im letzten Vierteljahr?«

»Wie ich bereits sagte, über nichts Besonderes. Ich lasse Ihnen gerne eine Mappe mit seinen Artikeln des letzten Jahres zusammenstellen.«

»Das wäre wunderbar, vielen Dank! Die von Ihnen offensichtlich geschätzte Jana Zehnder sagte heute Morgen aus, er habe an einer großen Enthüllungsstory gearbeitet, die einige verbrecherische Reiche ins Gefängnis bringen würde.«

Mit offenem Mund starrte der Chefredakteur Hurlebaus etliche Sekunden an, bis er schließlich seinen Kopf schüttelte.

»Tut mir leid, aber davon weiß ich nichts! Ehrlich gesagt kann ich mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, wie ausgerechnet Bobo auf eine derart hotte Story gestoßen sein soll.«

»Wollen Sie damit sagen, einer Ihrer Reporter recherchierte hinter Ihrem Rücken und ohne Ihr Wissen einen brisanten Fall?«

Hurlebaus beugte sich vor.

»Echt jetzt? Herr Bommel recherchierte eine heiße Story, ohne je mit Ihnen als verantwortlichem Redakteur darüber gesprochen oder Ihnen gar das Thema angeboten zu haben?«

Der Kommissar starrte den Chefredakteur provokativ an. Winter lehnte sich in seinen Stuhl weit zurück. Daumen und Zeigefingern beider Hände drehten einen goldenen Kugelschreiber. Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Plötzlich hellte er sich jedoch wieder auf. Er schoss richtiggehend nach vorne.

»Spielen Sie vielleicht auf den Betrug mit den Oldtimern an? Darüber sprach Bobo tatsächlich mit mir. Aber ich lehnte die Geschichte ab!«

»Betrug mit Oldtimern?«

Hurlebaus warf Bianca einen fragenden Blick zu, die kaum merklich ihren Kopf schüttelte.

»Das sagt mir nichts, klären Sie mich bitte auf.«

»Das sagt Ihnen nichts? Echt jetzt? Aber was ein Oldtimer ist, wissen Sie schon?«

»Klar weiß er das, er fährt schließlich selber einen!«

Hurlebaus warf Bianca einen strafenden Blick zu. Sie zuckte nur mit den Schultern, konnte sich ein Grinsen jedoch nicht gänzlich verkneifen.

»Immerhin lenke ich Bianca soeben erfolgreich von der Krebserkrankung ihres Mannes ab!«, dachte Hurlebaus.

»Oh! Tatsächlich? Sie fahren einen Oldtimer?«

Der Chefredakteur lächelte süffisant.

»Was fahren Sie als Beamter denn? Ich tippe mal auf einen Volkswagen. Vielleicht einen Golf III von 1991?«

Hurlebaus würde am liebsten aufstehen und wortlos gehen, den arroganten Schnösel einfach stehenlassen. Aber das ging leider nicht. Also atmete er tief durch und erwiderte:

»Hier geht es nicht um mich …«

»Nur um einzuschätzen, wie ich Ihnen die Sache mit dem Betrug passend erklären kann! Bitte!«

Hurlebaus wollte das Ansinnen erneut zurückweisen, gab sich jedoch einen Ruck.

»Nichts Besonderes, einen alten Daimler Diesel.«

»Immerhin einen Daimler! Vielleicht einen W123?«

Lauernd blickte er Hurlebaus an.

»Nein, die darauffolgende Baureihe, einen W124.«

»Okay, Sie können immerhin mit den Baureihe-Kürzeln etwas anfangen. Dann wissen Sie vielleicht sogar, was ein Mercedes Gullwing ist?«

»Klar, der W198 ist schließlich eine Legende! Wobei er im deutschsprachigen Raum üblicherweise als 300SL oder Flügeltüren-Mercedes bezeichnet wird.«

Nicht ohne Stolz warf er seiner Kollegin einen Seitenblick zu, die ihm anerkennend zunickte.

»Der Herr Kommissar weiß Bescheid. Würden Sie gerne einen 300SL fahren?«

»Das ist jetzt keine ernstgemeinte Frage!«

»Doch, ist es!«

»Klar würde ich das. Aber dafür fehlt mir das nötige Kleingeld.«

»Mit Kleingeld wäre es nicht getan. Schätzen Sie mal, was ein gut erhaltenes Exemplar heutzutage kostet.«

»Keine Ahnung!« Hurlebaus zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ein paar Hunderttausend?«

»Und Sie Frau Kommissarin, was schätzen Sie?«

»Ich kenne mich mit Oldtimern überhaupt nicht aus!«

»Bitte!«

»Also gut, dann schließe ich mich meinem Kollegen an und sage zweihunderttausend. Wobei ich das als viel zu viel Geld für ein altes Auto empfinde!«

»Sie liegen beide viel zu niedrig, unter eins Komma sechs Millionen Euro läuft nichts! Der teuerste Oldtimer der Welt entstammt einer Sonderedition dieser Baureihe und wurde sogar für einhundertfünfunddreißig Millionen Euro versteigert.«

»Wie bitte?«, entfuhr es den beiden Kriminalisten synchron.

»Sie haben richtig gehört! Im Stuttgarter Speckgürtel sitzt ein auf Oldtimer von Mercedes spezialisierter Händler. Er gilt weltweit als der anerkannte Gullwing-Experte. Vor einigen Wochen schickte ich Bobo zu einer gemeinsamen Pressekonferenz des LKA und der Staatsanwaltschaft. Das Ganze klang zunächst nach einer Routinesache, dann aber ließen die Behörden die Bombe platzen: Gegen Herrn Fiechtele bestehe der Anfangsverdacht, einen Gullwing gefälscht und verkauft zu haben. Bobo war nach der Pressekonferenz total aufgekratzt. Er telefonierte eifrig in der Gegend herum und verschanzte sich stundenlang hinter seinem Computer. So aktiv und konzentriert hatte ich ihn schon lange nicht mehr gesehen. Ich wunderte mich ein bisschen und war gespannt auf seinen Artikel. Der war dann aber eher enttäuschend, eben das Übliche.

Zwei Tage später bat er mich dann um ein Gespräch. Darin kündete er an, eine Hintergrundgeschichte zum weltweiten Betrug mit Oldtimern recherchieren zu wollen. Er forderte hierfür eine Freistellung vom Tagesgeschäft, sowie ein üppiges Spesenkonto, das ihm Fernreisen erlauben würde. Ich hielt es für eine weitere seiner Spinnereien und lehnte natürlich ab!«

»Und jetzt, nach dem Mord? Halten Sie es für möglich, dass er die Story auf eigene Faust weiterverfolgte?«

»Das er das wollte durchaus, aber … Bitte verstehen Sie mich nicht falsch! Auf der Journalistenschule träumten wir alle davon, auf den Spuren Bernsteins und Woodwards zu wandeln! Jeder von uns sah sich dort als erfolgreicher Enthüllungsjournalist korrupte Politiker aus Amt und Würde jagen, sie Kraft seiner geschriebenen Worte ins Gefängnis bringen und dadurch die Welt zu einem besseren Ort zu machen! Aber den wenigsten von uns gelingt im Laufe ihres Arbeitslebens auch nur eine einzige, echte Enthüllungsstory. Leider ist Bobo keine gelungen, nichts, was dem auch nur entfernt ähnelt! Wie die meisten Kollegen musste er lernen, kleinere Brötchen zu backen, in den vergangenen Jahren sogar noch kleinere. Es ist hart das zu sagen, aber Bobo besaß einfach nicht das notwendige Format für einen guten Journalisten!«

»Im Gegensatz zu dir!«, dachte Hurlebaus.

Natürlich verzichtete er auf diese Provokation. Stattdessen überlegte er, was er von der Sache halten sollte. Bianca sprang umgehend ein und führte die Befragung fort.

»Aber, falls er seine Recherche fortgeführt hat, beinhaltet diese verschiedene Mordmotive. Wenn ich Sie richtig verstehe, dreht es sich bei Oldtimer-Fälschungen schließlich um Millionensummen. So ein Geschäft gibt keiner gerne auf. Sollte jemand durch Herrn Bommels Recherchen eines Betrugs im Millionenbereich überführt werden, riskierte er eine entsprechend lange Haftstrafe!«

»Schon, aber Sie kennen Bobo eben nicht! Während unseres damaligen Gesprächs behauptete er großspurig, er kenne Joachim Fiechtele persönlich und der Mann würde ihm ein Exklusivinterview geben. Ich entgegnete, wenn er mir dieses bringt, könnten wir erneut über die Sache verhandeln. Natürlich lieferte er mir das großspurig angekündigte Interview nie! Bobo produzierte einfach viel zu viel heiße Luft!«

»Okay, lassen wir das vorläufig so stehen. Mal etwas ganz Anderes: Woher haben Sie das Bild des Graffitis für Ihre Onlineausgabe?«

Herr Winter lächelte breit.

»Sie gehören zu unseren Lesern? Sehr schön! Wie Sie sehen, verfügen wir über ein ausgezeichnetes Fotoarchiv!«

»Das glaube ich Ihnen natürlich, aber …«

»Bisher war unser Gespräch eine recht einseitige Sache. Wie wäre es, wenn Sie mir ebenfalls ein paar Informationen liefern? Die Öffentlichkeit hat das Recht auf die Wahrheit! Außerdem handelt es sich bei dem Toten um einen von uns!«

»Wir sind die Polizei!«, entgegnete Bianca spitz. »Und Sie als Zeuge haben …«

»Zeuge? Pah! Zeuge bin ich hier in keinem Fall, schon gleich gar nicht, was die Quellen unseres Fotoarchivs angeht!«

»Wenn Sie nicht freiwillig …«

»Lass gut sein Bianca!«, unterbrach Hurlebaus seine kampfeslustige Kollegin. »Selbstverständlich informieren wir die Presse angemessen, allerdings ohne hierdurch den Erfolg unserer Ermittlungen zu gefährden!«

Bei seinem letzten Halbsatz wandte er sich demonstrativ Bianca zu. Mit fest aufeinander gepressten Lippen und vor der Brust verschränkten Armen starrte sie ihn missmutig an. Er wandte sich wieder Herrn Winter zu.

»Ich mache Ihnen folgendes Angebot: Sie lassen meine Kollegin die Person befragen, die das Foto mit dem Graffiti geliefert hat, während ich hier mit Ihnen zeitgleich ein Hintergrundgespräch führe.«

Der Chefredakteur musste nicht lange überlegen. Noch während er antwortete, erhob er sich und lief zur Tür.

»Einverstanden! Meine Sekretärin wird Kommissarin Walter begleiten. Streetart gehört zu den Leidenschaften einer unserer Volontärinnen. So konnte uns Frau Kleiber aus ihrem privaten Fundus das passende Bild liefern.«

Er öffnete die Tür und sah Bianca auffordernd an. Jener war ihr Unmut deutlich anzumerken, trotzdem fügte sie sich und stand auf.

»Frau Müller, würden Sie bitte unsere Besucherin hier zu Frau Kleiber bringen? Die Kommissarin hat ein paar Fragen an sie. Sagen Sie ihr bitte, sie soll ruhig offen antworten.«

Unwillig, ihren Kollegen Hurlebaus demonstrativ ignorierend, verließ Bianca das Büro und folgte der Sekretärin. Im Präsidium war es ein offenes Geheimnis, dass Hurlebaus exzellente Kontakte zur Presse pflegte, die er gerne zum Verdruss mancher Vorgesetzter nutzte. Allerdings hatte er sie bisher nie eingesetzt, um für sich einen persönlichen Vorteil herauszuschlagen, sondern nur, wenn man ihn bei seinen Ermittlungen behindern oder jene in bestimmte Richtungen steuern wollte. Letztendlich hatte er also die Presse entsprechend ihrer vornehmsten Aufgabe genutzt, der Kontrolle staatlichen Handelns. Da die Polizeiarbeit unterm Strich davon profitierte, selbst der Polizeipräsident persönlich schon von Hurlebaus Kontakten profitiert hatte, störte sich kaum jemand ernsthaft daran. Abgesehen davon, dass man ihm ohnehin nichts nachweisen konnte. Trotzdem ärgerte Bianca sich in diesem Moment über sein Verhalten.

Die Sekretärin stoppte vor einem Schreibtisch, hinter dem eine junge Frau saß. Konzentriert starrte jene auf einen großen Bildschirm.

»Frau Kleiber, darf ich Ihnen Kommissarin Walter von der Kripo vorstellen? Herr Winter meint, Sie sollen ihr offen Auskunft zu all ihren Fragen erteilen.«

Die junge Frau errötete und erhob sich von ihrem Stuhl, während die Sekretärin sich bereits wieder entfernte.

»Hallo, ich bin Maren Kleiber und arbeite bei der Stuttgarter Post als Volontärin.«

»Hallo Frau Kleiber, mein Name ist Bianca Walter. Ich bin Kriminaloberkommissarin und ermittle die Umstände des gewaltsamen Todes Ihres Kollegen Bommel.«

Sofern überhaupt möglich, errötete die junge Frau noch stärker. Hatte sie etwas zu verbergen? Oder war sie einfach nur schüchtern?

Die Volontärin schluckte.

»Wie kann ich Ihnen helfen?«

»Ihr Chef meinte, das Foto aus der Hall of Fame stamme von Ihnen?«

Die Augen der jungen Frau leuchteten auf.

»Sie wissen, was die Hall of Fame ist?«

»Klar.«

»Toll!«

Ihre Schüchternheit war plötzlich wie weggeblasen.

»Ich bin ein großer Streetart-Fan! Einmal wöchentlich schaue ich in der Hall of Fame vorbei und fotografiere alles Neue, na ja, genaugenommen fast alles!«

»Dann zeigen Sie mir bitte einmal alle Fotos, die sie von dem Graffiti geschossen haben.«

»Gerne.«

Die junge Frau nahm wieder Platz. Ihre Finger huschten flink über die Tastatur, dann klickte sie rasch hintereinander mehrmals auf die Maus. Ein Foto des Werkes erschien auf dem Bildschirm. Bianca studierte es eingehend. Die junge Frau konnte fotografieren und der Sprayer verstand sein Handwerk ebenfalls.

»Ein außergewöhnliches Werk, es wirkt bis ins letzte Detail durchkomponiert und fast dreidimensional!«

»Genau das finde ich auch! Deshalb habe ich auch besonders viele Aufnahmen von ihm gemacht, auch von Details!«

Sie klickte weiter. Biancas Einschätzung, dass Frau Kleiber das Fotografieren beherrschte, festigte sich.

»Kennen Sie eigentlich alle Künstler der Hall of Fame?«

»Natürlich nicht! Keiner kennt alle! Eine Hall of Fame definiert sich so, dass sich dort jeder ausprobieren darf, auch Künstler aus anderen Städten oder Anfänger, die erstmals eine Spraydose in die Hand nehmen!«

»Kennen Sie das Tag des Künstlers dieses Werkes?«

»Nein, bisher war er in Stuttgart nicht tätig. Hier ist übrigens sein Tag.«

Eine Detailaufnahme zeigte als Signatur, bei Graffiti zumeist Tag genannt, drei schwarze, ineinander verkeilte Dreiecke.

»Also handelt es sich bei ihm definitiv weder um einen Anfänger noch um einen lokalen Künstler?«

»Meiner Meinung nach eindeutig ja.«

»Haben Sie eine Idee zu ihm?«