Entdeckendes Lernen. Entstehung, notwendige Voraussetzungen und Kompetenzen, Praxis - Jochen Bender - E-Book

Entdeckendes Lernen. Entstehung, notwendige Voraussetzungen und Kompetenzen, Praxis E-Book

Jochen Bender

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2006
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Pädagogik - Schulpädagogik, Note: 1, Pädagogische Hochschule Heidelberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Vorliegendes Buch gibt einen Überblick über das entdeckende Lernen als Lehr– und Lernprinzip. Zunächst werden mögliche Definitionen des Begriffs „entdeckendes Lernen“ erörtert. Auch wird der Fokus auf den Ursprung entdeckenden Lernens gelegt. In diesem Rahmen wird die von Bruner beschriebene Methode des entdeckenden Lernens näher betrachtet. Der entdeckende Lernprozess kann in zwei Hauptelemente untergliedert werden. Diese Elemente werden in vorliegender Arbeit analysiert. Entdeckendes Lernen, eine Form des offenen Unterrichts, soll schrittweise eingeführt werden, denn es stellt Anforderungen an Schüler und Lehrer. Welche Kompetenzen dafür nötig sind und auf welche Art und Weise diese erworben werden können ist Thema zweier Kapitel dieses Buches. In der einschlägigen Literatur finden sich zahlreiche Begründungen für entdeckendes Lernen. Welche diese sind und inwiefern sie miteinander zusammenhängen wird genauer erörtert. Im letzten Kapitel vorliegenden Buches wird die Umsetzung des entdeckenden Lernens in die Praxis behandelt. Die Organisation des Unterrichts und dabei auftretende Probleme stehen im Zentrum dieses Kapitels.

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Impressum:

 

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Coverbild: pixabay.com

Inhaltsverzeichnis

 

Inhaltsverzeichnis

1. Entdeckendes Lernen – eine Definition?

2. Entdeckendes Lernen als Methode von Bruner

3. Aspekte entdeckenden Lernens

4. Der Beginn eines entdeckenden Lernprozesses: Eine Frage finden

5. Der Lernprozess: Lernen, etwas herauszufinden, das Sinn macht

6. Anforderungen an die Schüler

7. Anforderungen an den Lehrer

8. Begründung für entdeckendes Lernen

9. Umsetzung in die Praxis - Organisation

10. Literaturverzeichnis

 

1. Entdeckendes Lernen – eine Definition?

In der einschlägigen Literatur finden sich viele, auch von einander abweichende Definitionen zum Begriff entdeckendes Lernen. Eine Erklärung sieht Hartinger darin, „dass entdeckendes Lernen, verstanden als Lernprozess von Schülern, in verschiedenen Lehr- Lernformen realisiert wird.“ (Hartinger 2001, S. 133).

In seinem Resümee schreibt Hartinger schließlich: „Auf der einen Seite gibt es nur sehr wenige aktuelle Studien und neue systematische Beträge zum entdeckenden Lernen. Auf der anderen Seite existieren sehr viele Unterrichtsvorschläge, die mit dem Schlagwort entdeckendes Lernen versehen werden. [...]. Diese Beiträge beziehen sich auf nahezu sämtliche Fächer der Grundschule“ (Hartinger 2001, S. 134). Bei diesen Unterrichtsvorschlägen liege, genau wie in einigen Büchern zum Thema entdeckendes Lernen, selten eine klare und differenzierte Verwendung des Begriffes der Entdeckung zugrunde. (vgl. Hartinger 2001, S. 134). Trotzdem bezeichnet Hartinger diese Beiträge als „fast durchwegs [..]. innovativ“ (Hartinger 2001, S. 134).

Auch mir ist aufgefallen, dass in einigen Unterrichtsbeispielen der Entdeckungsakt, so wie ihn Copei  als erster beschrieb, nur schwer oder auch überhaupt nicht auszumachen ist. Copei (1927) ist zufällig bei einem Klassenausflug auf das Prinzip des Entdeckens gestoßen. Einige Kinder seiner Klasse machten bei dem Versuch eine Milchdose zu öffnen in diese ein Loch und bemerkten, dass keine Milch heraus floss. Hier liegt für die Schüler eine problemhaltige Situation vor. In meinem Referat habe ich diesen Moment auch als Moment des Entdeckens bezeichnet. Wagenschein beschreibt in diesem Zusammenhang die „Produktive Verwirrung“ (Wagenschein 1986) um Selbstverständliches und verfestigte Alltagsvorstellungen in Frage zu stellen als wertvolle Motivation (vgl. Weidmann, Handout, 2001).

Ich denke eine problemhaltige Situation dieser Art führt auch zu Verwunderung und Neugier. Genau dies bemerkte ich selbst,  als ich einer Freundin von Copei und der Sache mit der Milchdose erzählte. Sie zeigte sich überrascht und verwundert darüber, dass aus einer Milchdose mit nur einem kleinen Loch keine Milch heraus fließt. Sofort wollte sie wissen, wieso dies so ist.

Ähnlich erging es wohl auch Copeis Schülern. Bei den Kindern wurden Fragen aufgeworfen. Sie entwickelten eigene Lösungstheorien und schlugen Methoden vor, wie man dem Problem auf dem Grund gehen könnte.

Heute glaube ich, dass es noch einen zweiten Moment des Entdeckens bei dieser Sache gibt, nämlich den Moment, indem die Schüler merken, dass Milch herausfließt, wenn ein zweites Loch in die Milchdose gestochen wird.

An dieser Stelle möchte ich nun eine erste einfache Definition für entdeckendes Lernen in der Grundschule nennen, die Herr Weidmann in einem Seminar diktierte:

„Kinder sollen durch die Bearbeitung einer problemhaltigen Situation selbständig Methoden und Fakten entdecken. Danach werden die Fakten gemeinsam zusammengetragen“ (Weidmann, 2001).  Natürlich ist es auch von Bedeutung, im gemeinsamen Gespräch die Methoden, also den Weg der Erkenntnis, zu diskutieren.

Eine Definition für entdeckendes Lernen von Hartinger lautet: „Als entdeckendes Lernen wird ein Lernen bezeichnet, bei dem sich Schüler/Innen weitgehend selbständig mit Sachverhalten des Unterrichts beschäftigen, eigenständig Probleme lösen, damit Lösungen und Lerninhalte selbst ergründen und so neue kognitive Strukturen aufbauen“ (Hartinger 2001, S. 330).     

Schon in der Reformpädagogik wurde die Selbsttätigkeit des Kindes betont, die eine Grundvoraussetzung für entdeckendes Lernen ist (vgl. Terhart 1989).

Der Reformpädagoge Gaudig (1860-1923) forderte bereits, der Lehrer müsse darauf hinarbeiten, dass der Schüler selbst Methode hat. Diese Forderung wird beim entdeckenden Lernen erfüllt. So meint Terhart, neben neuem Wissen und neuen Fähigkeiten werde beim entdeckenden Lernen auch ein Wissen entwickelt, wie man in offenen, problemhaltigen Situationen mit vorhandenem Wissen und Fähigkeiten umgehen kann (vgl. Terhart 1989). Das heißt doch, dass beim entdeckenden Lernen das entdeckende Lernen selbst gelernt wird. Es werden Methoden erlernt, die bei dieser Lernweise benötig werden.

Für Terhart geht es beim entdeckenden Lernen darum, „über das dargebotene Material hinaus eigenständige Erkenntnisse zu bilden“ (Terhart 1989).

Diesen „Prozess-des-über-die-gegebene-Information-Hinausgehens“ bezeichnet Terhart als Problemlösungsprozess. Dieser Prozess stellt schon bei Bruner, dem eigentlichen Begründer entdeckenden Lernens, ein zentrales Charakteristika des Lernprozesses dar. Er verwendet hierfür den Begriff der Transformation.

2. Entdeckendes Lernen als Methode von Bruner

 

Erst seit 1970 gewann der im vorigen Kapitel schon erwähnte Gedanke der selbständigen Schülertätigkeit unter der Bezeichnung „entdeckendes Lernen“ neue Aktualität, allerdings nicht als Wiederentdeckung reformpädagogischer Konzepte, sondern als Reaktion auf die Entwicklungen in der Lernpsychologie. In den 70er Jahren vollzog sich die kognitive Wende der Psychologie und mit ihr fand ein Paradigmenwechsel statt - weg vom Behaviorismus und hin zur Kognitionstheorie.

 

„Lehrmethoden, die auf behavioristischen Überlegungen basieren, setzen den Schwerpunkt auf die möglichst optimale Gestaltung der Lernumgebung, da sie das Verhalten des Lerners als durch die Reize der Umwelt determiniert erachten“(Hartinger 2001, S. 331).

 

Da Lernen nach dieser Theorie nur eine Reaktion auf äußere Reize darstellt, liegt dem Behaviorismus eine passive Vorstellung von Lernen zugrunde.

 

„Kognitionstheoretisch ausgerichtete Lernmodelle [..] sehen den Lernprozess als Aktivität, die durch die lernende Person selbst gesteuert wird “(Hartinger 2001, S. 331).

 

„Bruner  (der Begründer des Begriffs entdeckendes Lernen) grenzt sich vom mechanischen Lern- und Verhaltensbegriff des Behaviorismus ab. Ihm geht es darum, die Schüler zu selbständigem Denken und Handeln zu befähigen“ (Terhart 1989, S. 144).