Ibsen als Norweger und Europäer - Nathalie Klepper - E-Book

Ibsen als Norweger und Europäer E-Book

Nathalie Klepper

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2008
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Skandinavistik, Note: 1,0, Humboldt-Universität zu Berlin (Nordeuropa-Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: Der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen (1828 – 1906) verbrachte 27 Jahre seines Lebens im europäischen Ausland. Hier schrieb er seine bedeutendsten Dramen, die auch den Katalysator für die literarische Epoche des Naturalismus in Deutschland darstellten. Einem Schriftsteller aus dem kleinen Norwegen gelang es, einen nachhaltigen Einfluss auf die deutsche, europäische und internationale Dramenkunst zu haben. Ibsen setzte Norwegen auf die Landkarte, und was die Anzahl der weltweit aufgeführten Ibsen-Stücke betrifft, kann nur Shakespeare mit dem Skandinavier konkurrieren. Ibsen, der nach eigenen Aussagen vom Skandinavier zum Europäer wurde und sich Europa zuwandte, war ein scharfsinniger Beobachter gesellschaftlicher Umwälzungen in seiner Zeit. Man kann Ibsens Dramen als eine Symbiose des Norwegischen und des Europäischen verstehen. Die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen, die zu Ibsens Zeit in Europa vor sich gingen, sind verbunden mit einer Ernsthaftigkeit und psychologischen Tiefe, wie sie wohl nur die Einsamkeit des norwegischen Fjords hervorbringen konnte. Das Psychologische und Individuelle ist mit dem Sozialen und Gesellschaftlichen verwoben, da das eine das andere bedingt. In folgender Abhandlung soll in Hinblick auf Ibsens Biographie analysiert werden, was es für Ibsens Leben und Werk bedeutete, sowohl Norweger als auch Europäer zu sein, und warum seine Stücke uns auch heute noch etwas zu sagen haben.

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Ähnliche


Inhaltsverzeichnis
1 „Auf Kriegsfuß mit der kleinen Gesellschaft“ - beschränkte Lebenswirklichkeit und
Literatur als Hoffnung.
1.1 Soziale Deklassierung
1.2 Erste dichterische Gehversuche
2 Berufung zum Dichter.
2.1 Auf der Suche nach einem norwegischen Nationaldrama
2.2 „Schlüsselerlebnis“ Deutschland.
2.3 Die große Enttäuschung
3 Ibsen im Ausland.
als künstlerische Offenbarung
3.2 Deutschland
3.2.1 Gründerjahre und Nationalstaat - Kaiser und Galiläer als „deutsches“ Drama
3.2.2 Ibsens Durchbruch in Deutschland
3.2.3 Eine neue Epoche für die deutsche Literatur - Ibsen und der Naturalismus

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Einleitung

Der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen (1828 - 1906) verbrachte 27 Jahre seines Lebens im europäischen Ausland. Hier schrieb er seine bedeutendsten Dramen, die auch den Katalysator für die literarische Epoche des Naturalismus in Deutschland darstellten. Einem Schriftsteller aus dem kleinen Norwegen gelang es, einen nachhaltigen Einfluss auf die deutsche, europäische und internationale Dramenkunst zu haben. Ibsen setzte Norwegen auf die Landkarte, und was die Anzahl der weltweit aufgeführten Ibsen-Stücke betrifft, kann nur Shakespeare mit dem Skandinavier konkurrieren. Ibsen, der nach eigenen Aussagen vom Skandinavier zum Europäer wurde und sich Europa zuwandte, war ein scharfsinniger Beobachter gesellschaftlicher Umwälzungen in seiner Zeit. Man kann Ibsens Dramen als eine Symbiose des Norwegischen und des Europäischen verstehen. Die gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Veränderungen, die zu Ibsens Zeit in Europa vor sich gingen, sind verbunden mit einer Ernsthaftigkeit und psychologischen Tiefe, wie sie wohl nur die Einsamkeit des norwegischen Fjords hervorbringen konnte. Das Psychologische und Individuelle ist mit dem Sozialen und Gesellschaftlichen verwoben, da das eine das andere bedingt. In folgender Abhandlung soll in Hinblick auf Ibsens Biographie analysiert werden, was es für Ibsens Leben und Werk bedeutete, sowohl Norweger als auch Europäer zu sein, und warum seine Stücke uns auch heute noch etwas zu sagen haben.

1 „Auf Kriegsfuß mit der kleinen Gesellschaft“ - beschränkte Lebenswirklichkeit und

Literatur als Hoffnung

1.1 Soziale Deklassierung

Der 1828 in Skien, Südnorwegen, geborene Ibsen entstammte einer vornehmen und wohlhabenden Familie, doch 1835 musste Henrik Ibsen miterleben, wie sein Vater Knud, ein bis dahin florierender Geschäftsmann, bankrott ging. Die Familie verarmte und musste aufs Land ziehen, Henrik Ibsen die Schule verlassen.1Was dieses frühe Trauma des Verlustes der bürgerlichen Existenz für den Siebenjährigen bedeutet haben muss, kann nur vermutet werden. Jedoch liefert Ibsens dramatisches Werk mit Stücken wieDie WildenteoderEin Puppenheim,in denen die Willkürlichkeit und Brutalität des Geschäftslebens mit dem skrupellosen Geschäftsmann Werle oder dem Neureichen Thorvald Helmer dargestellt ist, genug Anhaltspunkte. Der junge Henrik Ibsen konnte nur für einige Jahre die Bürgersschule in seiner Heimatstadt Skien besuchen; für eine weiterführende Schule reichten die Mittel der

1Bei diesen und den folgenden biographischen Angaben stütze ich mich vor allem auf die Bildmonographie von Gerd Enno Rieger, 2003