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Knisternde Romantik in einer sinnlichen, fernen Welt Nach einem Raumschiffabsturz haben ich und einige andere Frauen auf dem eisigen Planeten Not-Hoth ein neues Zuhause und ein paar von uns unter den Einheimischen sogar die große Liebe gefunden. Einer von ihnen, Aehako, flirtet ständig mit mir und hat deutlich gemacht, dass er mich will – und ich ihn insgeheim auch. Es ist verdammt schwer, ihn zurückzuweisen, wenn ich ihn doch eigentlich nur an den Hörnern packen und mich von ihm zu seinen Fellen tragen lassen will … Doch auf eine Beziehung, egal welcher Art, kann ich mich wirklich nicht einlassen. Meine Anwesenheit hier gefährdet alle. Was soll ich nur tun? *** Der Sensationserfolg aus den USA: Die Ice Planet Barbarians erobern die Welt! In jedem Band dieser heißen Romance-Reihe wird die Love Story eines neuen Pärchens erzählt, das in einer unwirtlichen Welt voller Eis und Schnee zueinander findet. *** Dies ist der dritte Band der Ice Planet Barbarians. Weitere Bände der Reihe: Ice Planet Barbarians – Georgie und Vektal (Band 1) Ice Planet Barbarians – Liz und Raahosh (Band 2) Ice Planet Barbarians – Kira und Aehako (Band 3) Ice Planet Barbarians – Harlow und Rukh (Band 4) Ice Planet Barbarians – Tiffany und Salukh (Band 5)
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Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Michaela Link
© Ruby Dixon 2015
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
»Barbarian Lover«, Selbstpubliziert von der Autorin 2015
Published in agreement with the author, c/o Baror International, Inc., Armonk, New York, USA
© Piper Verlag GmbH, München 2023
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Covergestaltung: Guter Punkt, München
Coverabbildung: Guter Punkt, München, Markus Weber unter Verwendung von Motiven von iStock/Getty Images Plus und AdobeStock
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Cover & Impressum
Triggerwarnungshinweis
Teil 1
Kira
Aehako
Kira
Aehako
Teil 2
Kira
Aehako
Kira
Aehako
Teil 3
Aehako
Kira
Aehako
Kira
Teil 4
Kira
Aehako
Kira
Teil 5
Aehako
Kira
Kira
Aehako
Kira
Harlow
Aehako
Kira
Aehako
Kira
Teil 6
Kira
Liebe Leserinnen und Leser,
Inhaltswarnung
Anmerkungen
Inhaltsübersicht
Cover
Textanfang
Impressum
Liebe Leser*innen,
Ice Planet Barbarians – Kira und Aehako enthält Themen, die triggern können. Deshalb findet ihr auf Seite 271 eine Inhaltswarnung[1].
Achtung:
Diese beinhaltet Spoiler für die gesamte Geschichte. Wir wünschen euch allen ein bestmögliches Leseerlebnis.
Euer Piper-Fantasy-Team
Von zwei Höhlen weiter sind die unverkennbaren Geräusche von Sex und das Stöhnen einer Frau zu hören. »O Gott, ja, genau so«, ruft Nora. »Versohl mir den Hintern. Genau so.«
Ein leises Klatschen hallt in meinem Übersetzungsgerät wider, und seufzend lege ich beide Hände auf das verhasste Ding. Ich drehe mich auf die Seite und versuche, es in das Kissen zu drücken, das ich aus Stofffetzen gemacht habe. Aber dadurch wird es nur noch fester in meinen Gehörgang gepresst, woraufhin mir ein stechender Schmerz durch den Schädel schießt. Also lege ich mich auf den Rücken und starre zu der steinernen Decke der Junggesellinnenhöhle empor.
»Ganz genau so, meine große, starke, heiße Bestie«, ruft Nora jetzt.
»Nnnngggghhh«, antwortet ihre große, starke, heiße Bestie (auch bekannt als Dagesh). Als ob das nicht schon alles schlimm genug wäre, höre ich jetzt zudem noch eine andere Frau kichern, und dann legen auch Stacy und Pashov los, die sich wegen der Enge eine Höhle mit Nora und ihrem Gefährten teilen.
Würg.
Ich hasse diesen Übersetzer. Hasse, hasse, hasse ihn.
Ich presse mir das Kissen aufs Gesicht und ignoriere die Fellfussel, die an meinem Mund kleben bleiben. Es wäre ja alles halb so wild, wenn er einfach nur jedes Gespräch in Stereo wiedergeben würde, während er es übersetzt. Aber nein. Er verstärkt auch alle anderen Geräusche. Also höre ich jeden Klaps auf den Hintern, jedes Stöhnen, jedes Keuchen, jeden Kuss … einfach alles.
Und die Stammeshöhlen platzen in letzter Zeit aus allen Nähten von sich paarenden Leuten. Weil wir Menschen hier abgestürzt sind und am Ende alle das annehmen mussten, was die Außerirdischen einen Khui nennen. Das ist ein Symbiont, der es uns möglich macht, auf dem Planeten zu leben, ohne dass die Atmosphäre uns umbringt. Doch es ist eine der Nebenwirkungen des Khui, dass er entscheidet, mit wem und wann man sich paart, und dagegen lässt sich nichts ausrichten.
Wenn man bedenkt, dass es im Stamm der Außerirdischen – Sa-Khui genannt – viermal mehr Männer als Frauen gibt, überrascht es mich nicht, dass hier eine Verpaarung nach der nächsten stattfindet. Von den zwölf Menschenfrauen, die den Absturz überlebt haben und hier gestrandet sind, haben sich schon sechs verpaart.
Ich gehöre nicht dazu.
Bisweilen ist es schwer, es nicht als Zurückweisung zu empfinden, dass mein Khui schweigt. Wenn er den perfekten Partner für jemanden gefunden hat, beginnt er zu vibrieren. Es ist ein wenig wie ein Schnurren, bloß melodiöser. Die Außerirdischen nennen es: »Der Khui wird in Schwingungen versetzt«, und bei einem Mann passiert das nur bei der für ihn bestimmten Frau und umgekehrt. Und trotz der Instant-Verpaarung sind alle, die auf diese Weise zueinandergefunden haben, überglücklich. Georgie liegt ihrem Außerirdischen Vektal, dem Oberhaupt des Stammes, zu Füßen. Meine Freundin Liz hat ihrem Gefährten Raahosh gegenüber einen heftigen Beschützerinstinkt entwickelt. Stacy, Marlene und sogar die weinerliche, verängstigte Ariana lieben ihre Männer. Und es ist klar, dass Nora ebenfalls total auf ihren Gefährten steht, nach den Geräuschen zu urteilen, die sie von sich gibt, wenn er ihr Klapse auf den Hintern gibt. Alle »übrig gebliebenen« Frauen – auch bekannt als die Unverpaarten – wurden in eine Höhle gesteckt. Ich hatte das Glück, eine Ecke zu ergattern, die mit einem Vorhang zumindest etwas Privatsphäre bietet. Nicht dass das viel dazu beitragen würde, die Geräusche zu dämpfen. Ich höre trotzdem alles … und ich kriege es auch mit, wenn sich jemand herausschleicht, um einen Typen zu besuchen, so wie Claire gerade.
Claire ist eine der Frauen aus den Tiefschlafröhren, daher kenne ich sie nicht so gut wie einige der anderen. Als wir von Außerirdischen gefangen genommen worden sind, hielten sie bereits mehrere Mädchen in in der Wand eingelassenen Kapseln fest, wo sie nichts von ihrer Umgebung mitbekamen. Wir übrigen – Liz, Georgie, ich und noch ein paar andere – wurden wie Tiere in den überfüllten, schmutzigen Frachtraum gezwängt, wo wir wochenlang lebten. In einer solchen Situation verbündet man sich, und ich vermisse meine Leidensgenossinnen.
Claire ist mir nicht so nah wie sie. Ich habe mich nicht wochenlang an sie gepresst und Wärme und schmelzenden Schnee mit ihr geteilt, nur um etwas zu trinken zu haben. In gewisser Weise nehme ich es den Frauen aus den Röhren fast übel, dass sie es leicht hatten, während wir ums Überleben gekämpft haben. Es ist nicht ihre Schuld, und die Entführung durch die Außerirdischen hat sie genauso schockiert und traumatisiert wie uns. Uns ist es einfach länger schlecht gegangen als ihnen.
Im Geiste beschwöre ich ein Bild von Claire herauf. Sie ist hübsch, mit kurz geschnittenem, ganz weichem Haar, das ihr schmales Gesicht perfekt umrahmt. Sie ist extrem still und neigt nicht zu exzessiven Weinkrämpfen wie Ariana. Und ihr Khui wurde nicht in Schwingungen versetzt.
Warum sie sich also hinausschleicht, um einen der Außerirdischen zu vögeln, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Ich weiß auch nicht, um welchen der Typen es sich handelt, aber es macht mir Sorgen. Wurde sie unter Druck gesetzt? Hat man ihr eingeredet, sie müsse ihren Körper hergeben, um in Sicherheit zu sein? Sind die unverpaarten Männer hier in der Höhle zu direkt, sodass die Frauen sich nicht trauen, sie abzuweisen?
Ich nehme mir vor, morgen früh mit ihr zu reden. Irgendwie fühle ich mich verantwortlich für die Frauen hier. Ich war die Erste, die nicht in eine Kapsel gesteckt wurde, daher fühle ich mich quasi wie die Dienstälteste. Obwohl Georgie unsere inoffizielle Anführerin ist, bin ich zur Höhlenmutter für uns Menschenfrauen geworden. Und ich mache mir Sorgen, dass sie ausgenutzt werden könnten. Tatsache ist, dass wir, auch wenn Vektals Stamm uns mit offenen Armen willkommen geheißen hat, nach wie vor Fremde sind und ihre Bräuche und ihre Welt nicht kennen. Es kann nichts schaden, vorsichtig zu sein.
Als erneut Sexgeräusche ertönen, presse ich mein Kissen gegen mein Übersetzungsgerät, um den Lärm zu dämpfen, und warte darauf, dass alle einschlafen.
* * *
Tatsächlich schummere ich erst sehr spät ein und kann, als ich gähnend aufwache, kaum aus den Augen schauen. Der Übersetzer, der mir in einer Operation ins Ohr eingepflanzt wurde, verursacht mir Schmerzen, weil ich die ganze Nacht draufgelegen habe, und ich bin erschöpft. Ich quäle mich aus dem Bett und setze mich an die Feuerstelle in der Mitte der Junggesellinnenhöhle. Megan stochert mit einem Stock im Feuer herum, während Claire Fleischstücke röstet. Auf diesem Eisplaneten wächst nicht viel Gemüse, und die einzigen Beeren, die wir kennen, werden zum Waschen benutzt. Im Vorratsraum gibt es zerstoßenes Getreide für Grütze, die als Reiseproviant dient, und Kräuter für Tee. Davon abgesehen ernähren sich alle von haufenweise Fleisch. Manchmal roh, manchmal gebraten, je nach Geschmack. Liz isst ihr Fleisch roh wie die Jäger, aber ich kann mich nicht dazu überwinden, es zu probieren. Ich bin ein Waschlappen.
Ich setze mich neben Claire und winkle die Beine an. »Morgen.«
»Eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass wir frühen Nachmittag haben«, sagt Megan. Sie untersucht die brennende Spitze ihres Stocks und hält ihn dann wieder ins Feuer. Normalerweise denkt Megan immer positiv und hat für jeden ein paar aufmunternde Worte, egal wie ausweglos die Situation ist. Aber seit wir in den Höhlen der Außerirdischen sind, ist sie … in sich gekehrt. Still.
Auch um sie mache ich mir Sorgen.
Claire reicht mir wortlos einen Stock und dann einen großen Steinteller voll rohem Fleisch. Vorsichtig spieße ich ein paar Stücke für mein Frühstück auf und halte sie über das Feuer. »Hast du Hunger, Meg?«, frage ich.
»Megan hat ihr Fleisch roh gegessen«, flüstert Claire.
Megan bedenkt mich lediglich mit einem schmallippigen Lächeln.
»Dann hast du einen robusteren Magen als ich«, sage ich. Es liegt mir nicht, die Cheerleaderin zu spielen.
»Schmeckt nach nichts, wenn es gar ist«, antwortet Megan und stochert wieder im Feuer herum.
Sie hat nicht unrecht. Mit dem Khui in uns verändern sich gewisse Dinge in unserem Körper. Gerüche sind weniger stark – keine schlechte Sache, wenn man bedenkt, dass sich in der Mitte der Höhle eine heiße Quelle befindet, die nach Schwefel stinkt. Auch der Geschmackssinn ist weniger ausgeprägt. Alle Sa-Khui essen ihr Fleisch roh, und ihr Reiseproviant ist stark gewürzt. Einige Menschen haben sich angepasst. Andere dagegen nicht.
Ich halte meinen Fleischspieß über die Flammen.
»Aehako war heute Morgen hier«, sagt Megan, während sie mit ihrem Stock ein Stück Kohle zur Seite schiebt.
»Ich habe kein Interesse an Aehako«, antworte ich schroff und knabbere dann an meinem Frühstück.
»Er aber an dir.« Sie sieht mich an. »Wenn du dich mit ihm verpaaren würdest, würdest du zumindest deine eigene Höhle bekommen.«
Ich spüre, wie meine Stirn sich in Falten legt. »Mein Khui hat bei ihm nicht angeschlagen.«
»Das heißt nicht, dass du nichts mit ihm anfangen kannst.« Megan meint es ernst.
Ich bin schockiert. »Ich werde nicht mit einem Typen schlafen, nur um an eine Höhle zu kommen. Außerdem, wo sollten wir hin? Es gibt keine freie Höhle mehr!« Ich deute auf unsere Umgebung. »Die Leute schlafen doch schon in den Lagerkammern.«
Megan zuckt die Achseln. »Es wäre doch schön, einen Mann zu haben, der sich um dich kümmert, so wie Vektal sich um Georgie. Und Aehako ist nett.«
Mein Gesicht wird vor Verlegenheit ganz heiß. Aehako ist wirklich nett. Und sieht gut aus, jedenfalls für einen Außerirdischen. Zudem flirtet er gern. Doch er hat meinen Khui nicht in Schwingungen versetzt, daher spielt das alles keine Rolle.
Bei Georgie und Vektal ist das was anderes, weil ihre Khui füreinander angeschlagen haben. Sie wäre auch alleine ganz gut klargekommen, aber er beschützt sie. Nun sind sie ein Paar und kleben ständig aneinander, und Georgie ist schwanger.
Claire verfolgt schweigend unser Gespräch, aber das Thema Männer verschafft mir die Chance, die ich brauche. Ich würge einen weiteren gerösteten Brocken von dem geschmacklosen Fleisch herunter und werfe Megan einen vielsagenden Blick zu, mit dem ich sie bitte, uns für ein paar Minuten allein zu lassen. Sie steht auf und geht zu ihrer Koje, mummelt sich in ihre Felle ein und dreht sich zur Wand. Darum muss ich mich wohl auch kümmern. Bald schon.
Stattdessen berühre ich Claires Arm. »Können wir reden?«
Ein misstrauischer Ausdruck gleitet über ihr elfenhaftes Gesicht. Sie nickt.
Ich deute auf das Übersetzungsgerät, das aus meinem Ohr hervorschaut. Es sieht ein wenig aus wie eine Muschel aus Metall. »Ich habe dir doch erzählt, wozu dieses Ding gut ist, stimmt’s?«
Wieder nickt Claire.
»Habe ich auch erwähnt, dass ich damit eine Menge hören kann? Mehr als der Durchschnittsmensch?«
»Wie zum Beispiel …?« Ihre Stimme ist nur noch ein Flüstern.
Ich beuge mich zu ihr vor. »Zum Beispiel, dass Frauen, die keinen festen Partner haben, nachts Männer aufsuchen.«
Ihr Gesicht nimmt eine zornige Röte an, und sie springt auf. »Hältst du dich für meine Mutter?«
»Was? Ich – nein! Ich wollte bloß …«
»Ich bin erwachsen«, fällt sie mir ins Wort, die Hände zu Fäusten geballt, und einen Moment lang denke ich, dass sie mich schlagen wird. Ihre Wut überrascht mich derart, dass ich sie nur anstarren kann. »Ich darf einfach so zum Spaß Sex haben, weißt du. Ich kann tun und lassen, was ich will. Und entschuldige bitte, wenn ich versuche, in einer miesen Situation ein wenig Trost zu finden, verdammt!«
»Claire, bitte. Ich wollte mich bloß vergewissern, dass es dir gut geht. Dass niemand dich dazu drängt …«
»Nicht alle sind so hochnäsig und prüde wie du«, zischt sie. Sie wirft ihr geröstetes Fleisch ungegessen ins Feuer und stürmt aus der Höhle.
Mir bleibt der Mund offen stehen. Wow. Ich bin etwas verletzt, doch vor allem schockt es mich, einen so heftigen Wutausbruch bei einer so kleinen, zurückhaltenden Person zu erleben.
Nicht alle sind so hochnäsig und prüde wie du.
Autsch.
»Na, das ist aber gut gelaufen«, kommentiert Megan und dreht sich in ihrem Bett herum, um mich anzusehen.
»Was ist denn mit der los?«
»Das Gleiche, was mit uns anderen Zurückgewiesenen los ist«, sagt Megan. »Sie versucht nur, ihren Platz zu finden.«
Bei ihren Worten setze ich mich entrüstet auf. »Wir sind nicht zurückgewiesen worden.«
Sie zuckt die Achseln. »Unsere Khui wurden nicht in Schwingungen versetzt. Man kommt nicht umhin, sich deswegen ein wenig zurückgewiesen zu fühlen.«
Mir ist es genauso gegangen … doch ich weiß auch, warum mein Khui nicht angeschlagen hat. »Lass dich nicht entmutigen«, sage ich zu ihr. »Wenn du eine Familie gründen willst, bin ich mir sicher, dass dein Khui irgendwann für jemanden in Schwingungen versetzt wird. Die Heilerin sagt, diese Dinge bräuchten manchmal einfach Zeit.«
Sie stößt ein leises Schnauben aus. »Ich weiß, warum mein Khui nicht vibriert hat, Kira. Du musst nicht versuchen, mich zu trösten.«
»Wie meinst du das?«
Sie setzt sich in ihrem Nest aus Fellen auf, und einen Augenblick lang sieht sie unglaublich traurig aus. »Ich war schwanger, erinnerst du dich?« Sie legt sich eine Hand auf den Bauch. »Sie haben es aus mir herausgesaugt, als wäre es nichts. Und wohlgemerkt, es war nicht geplant. Nur ein dummer Abend im Club, der zu Sex im betrunkenen Zustand geführt hat. Ich kenne nicht einmal den Nachnamen des Typen.«
Ich sage nichts. Wie sollte ich mir ein Urteil erlauben? Das Leben, das wir zurückgelassen haben, scheint so lange her zu sein.
»Aber ich denke immer noch daran«, fügt sie mit leiser Stimme hinzu. »Ich frage mich trotzdem, was für ein Mensch es geworden wäre.« Für einen Moment wendet sie den Blick ab und blinzelt. »Doch möglicherweise weiß mein Khui, dass mein Körper noch nicht bereit für ein weiteres Kind ist. Vielleicht gibt er mir Zeit, bis ich wieder stark genug dafür bin.«
»Oh.« Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll.
»Und Josie hat eine Spirale«, sagt Megan. »Ich denke, deshalb wurde ihr Khui nicht in Schwingungen versetzt. Vielleicht nehmen die anderen Frauen irgendeine Art von Verhütungsmittel. Langsam denke ich, dass unser Khui aus dem Grund nicht schwingt, weil wir einfach nicht fruchtbar sind.« Sie sieht mich an. »Hast du die Dreimonatsspritze bekommen?«
Ich schüttele den Kopf.
»Hm.« Sie zuckt die Achseln. »Also, ja. Josie hat nichts gesagt, aber sie hat Angst, jemand könnte herausfinden, dass sie eine Spirale hat und nicht schwanger werden kann. Sie weiß einfach nicht, wie sie reagieren werden. Ich kann ihr wirklich keinen Vorwurf daraus machen, dass sie versucht, sich zu integrieren.«
Ich sage nichts. Josie arbeitet bis zum Umfallen und hat gelernt, wie man Leder gerbt und Stoffe webt und was ihr sonst noch so einfällt. Ich dachte, sie müsse lediglich eine Menge nervöser Energie loswerden. Herrgott, ich bin wirklich ahnungslos! Natürlich hat sie Angst. Die haben wir alle.
Diese außerirdischen Männer interessieren sich für uns nur aus einem Grund. Wir sind Gebärmütter. Wir sind eine Chance, eine Familie zu gründen. Wenn wir ihnen das nicht geben können … an welchem Punkt werden sie aufhören, uns zu ernähren? Aufhören, uns ein Obdach zu geben?
Plötzlich fühlen sich die Wände der Höhle sehr eng an und scheinen sich um mich zusammenzuziehen. Meine Atmung beschleunigt sich. »Ich glaube, ich mache einen Spaziergang«, teile ich Megan mit. Ich muss hier raus, denn ich habe wieder das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Die Wände fühlen sich an, als würden sie immer näher kommen. Haben wir lediglich eine Gefangenschaft gegen eine andere eingetauscht?
Was werden sie tun, wenn sie herausfinden, dass ich steril bin? Dass, als ich dreizehn war, mein Blinddarm geplatzt ist und meine Eierstöcke infiziert hat und ich nie Kinder bekommen werde?
Was wird dann aus mir?
Ich sehe Kiras zarte Gestalt aus den Höhlen eilen und folge ihr automatisch, wie ein Raubtier, das sich an seine Beute heranpirscht.
Diese Kira hat mich von Anfang an in ihren Bann gezogen. Seit wir die Frauen aus der schwarzen Höhle gerettet haben, in der sie sich versteckt hatten, fühle ich mich zu der Menschenfrau mit den traurigen Augen und dem seltsamen, aus ihrem Ohr ragenden Gerät hingezogen. Ich dachte, mein Khui würde vielleicht von ihr in Schwingungen versetzt, aber er bleibt stumm.
Mein Schwanz jedoch merkt auf, wenn sie in der Nähe ist. Er erwacht zum Leben, wenn sie sich eine braune Haarsträhne hinter ihr ungeschmücktes kleines Ohr streicht. Er zuckt, wenn sie den anderen Menschenfrauen eines ihrer seltenen Lächeln schenkt. Und wenn sie errötet und vor mir davonläuft, weckt sie damit das Raubtier in mir.
Dann will ich sie finden und an mich drücken. Will sie in den Schnee ziehen und sie vögeln, bis sie meinen Namen schreit.
Aber noch widersteht sie mir. Das ist vielleicht die Art der Menschen. Ich habe ziemlich deutlich gemacht, dass ich mich für diese spezielle Menschenfrau interessiere, doch sie ignoriert meine Versuche, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Sie ist selten allein und umgibt sich ständig mit den anderen Menschen. Dies ist vielleicht meine einzige Chance, ihr das menschliche Umwerbungsgeschenk zu geben, zu dem ihre Freundin Liz mir geraten hat.
Also renne ich schnell zurück zu meiner Koje, um den Gegenstand zu holen, den ich geschnitzt habe. Wenn ich ihn ihr gebe, wird sie von meinem Interesse erfahren. Ich will ihren Gesichtsausdruck sehen, wenn ihr das klar wird. Ich will sehen, wie sich ihr weicher kleiner menschlicher Mund vor Überraschung öffnet. Ich will ihre glatte Stirn berühren und die anderen Stellen finden, an denen sie so glatt ist.
Ich will den dritten Nippel zwischen ihren Beinen berühren, den Vektals Gefährtin besitzt, wie er erzählt hat. Er hat gesagt, der Nippel bringe sie zum Kreischen. Ich will Kira dazu bringen, dass sie kreischt und die Kontrolle verliert. Ich bin gut in den Fellen. Ich weiß, wie ich ihr Vergnügen bereiten kann.
Der Gedanke an die ernste Kira, die in meinen Armen alles um sich herum vergisst, hat meinen Penis in meiner Hose steif werden lassen, und ich reibe durch meine Lederkleidung hindurch daran, um den Schmerz zu lindern. Schon seit einer ganzen Weile hatte ich keine Frau mehr, und mein Schwanz reagiert begierig auf den Gedanken, sich wieder einmal in eine warme Muschi mit ihren Wölbungen und Erhebungen zu versenken.
»Da bist du ja«, schnurrt eine Stimme.
Ich verkneife mir ein verärgertes Stöhnen, als Asha in die Höhle meiner Familie geschlendert kommt. Meine Koje steht dem Eingang am nächsten und bietet wenig Rückzugsmöglichkeit. Sicherlich nicht genug für das, was Asha im Sinn hat. »Ich bin im Moment beschäftigt, Asha.« Ich sage das schroff, in der Hoffnung, sie möge den Wink verstehen. Das Geschenk für Kira verstecke ich im Bund meiner Beinkleider, denn auf keinen Fall will ich, dass jemand wie Asha es sieht, bevor es die vorgesehene Empfängerin tut.
»Hemalo ist draußen und zeigt einer von den hässlichen Menschenfrauen, wie man Leder färbt«, sagt sie und legt mir eine Hand auf die Brust. »Willst du mit mir in meine Höhle gehen?«
Ich entferne ihre Hand von meiner Tunika. Einst habe ich Ashas Annäherungsversuche begrüßt. Sie war unverpaart und flirtete gern, und ich habe mich eifrig dem Bettsport mit ihr gewidmet.
Bis sie die Khui-Gefährtin des unaufdringlichen Hemalo, eines der Gerber des Stammes, wurde. Asha war nicht erfreut gewesen – bis dahin war sie von einem Bett eines ungebundenen Jägers ins nächste gehüpft, um sich auszutoben und Spaß zu haben. Doch weil ihr Khui in Schwingungen versetzt worden war, hatte sie nun einen Partner und eine Familie … mit jemandem, den sie nicht wollte. Ihre Vereinigung war nicht unbedingt eine freudige Angelegenheit gewesen, aber ich habe ihr aufrichtig alles Gute gewünscht.
Außerdem war ich erleichtert, denn Asha kann ziemlich nerven, wenn sie ihren Willen durchsetzen möchte. Ich bin froh, dass sie nicht meine Gefährtin ist.
Aber dann ist ihr Kleines nur wenige Tage nach der Geburt gestorben, und sie hat sich mit ihrem Gefährten zerstritten, und jetzt scheint sie in alte Gewohnheiten zurückzufallen … bloß dass ich kein Interesse an der Gefährtin eines anderen habe. Und Asha ist nicht mehr die einzige junge Frau im Stamm.
Sie klammert sich an meinen Arm. »Aehako, warte.«
»Ich habe zu tun, Asha. Geh zu deinem Gefährten, wenn du Sex willst.«
Sie schnaubt verärgert und schlägt mir mit einer Hand auf den Arm. »Er interessiert mich nicht. Wir haben kein Kind zusammen. Warum sollte ich an ihn gebunden sein?« Sie folgt mir, als ich meine elterliche Höhle verlasse und in die Haupthöhle gehe. »Früher hast du gern die Felle mit mir geteilt.«
»Ich interessiere mich für eine andere«, sage ich.
Asha schnappt nach Luft und reißt an meinem Arm, damit ich sie ansehe. »Doch nicht etwa für einen dieser Menschen?«
»Wer sollte es denn sonst sein?« Ich muss kichern.
»Aber sie sind so … hässlich.«
Ich verdrehe die Augen. »Spielt das eine Rolle?« Ich finde sie nicht hässlich. Natürlich sind sie anders, aber total faszinierend. Sie könnten auch so schön sein wie Kas-Fische mit ihren schillernden Schuppen und Asha würde sie trotzdem unansehnlich finden, weil sie Konkurrentinnen für sie sind. Die arme Asha fühlt sich bedroht – früher haben alle jungen Jäger im Stamm nach ihrer Pfeife getanzt. Jetzt muss sie zusehen, wie sie sich mit ihren Gefährtinnen paaren, während sie über ihre eigene Situation nicht glücklich ist.
Sie zieht einen Schmollmund. »Ich vermisse dich«, sagt sie und versucht es mit einer anderen Taktik. »Aehako, bitte.«
Ich werfe ihr einen abweisenden Blick zu. Sie verschwendet meine Zeit, und währenddessen ist Kira allein da draußen. Dies ist ein seltener Moment, den ich mit ihr verbringen könnte, ohne dass mir andere über die Schulter schauen.
»Ich muss gehen«, sage ich bestimmt und rücke das Geschenk zurecht, das ich unter meiner Kleidung verberge.
Asha sieht mich neugierig an, tritt aber zur Seite. Ich laufe zum Höhleneingang, auf der Suche nach Kiras schmaler Gestalt. Die Menschenfrauen reichen mir selten bis zur Brust, und dabei bin ich nicht einmal der größte Mann in unserem Stamm. Sie sind zarte Wesen, und ich mache mir Sorgen, dass Kira hier draußen nicht sicher ist.
Da sind Spuren im Schnee, und ich folge ihnen aus den Höhlen zum nahe gelegenen Bergrücken, wo in einem kleinen Tal, geschützt vor dem schlimmsten Wind, in Hülle und Fülle Maylaks Heilpflanzen wachsen. Hier finde ich Kira, die mit finsterer Miene Blätter von einer Pflanze reißt.
Als ich näher komme, dreht sie sich um und funkelt mich an. Ist ein Teil ihres Zorns etwa auf mich gerichtet? Ich grinse vor mich hin. Ihre Wangen haben diese ungewöhnliche Färbung, die manche bei den Menschen hässlich finden. Ich finde diese Röte entzückend, liebenswert. Bei Kira gibt es so viele interessante Töne – Rosa und Braun, und ihre Augen sind von dem leuchtenden Khui-Blau, dank des Symbionten. »Hallo, meine kleine Freundin«, rufe ich zum Gruß.
»Ich bin nicht deine Freundin«, murrt sie. »Und klein bin ich auch nicht.«
Darüber muss ich kichern. »Du solltest ein paar von den Pflanzen dort drüben ausrupfen«, rate ich ihr. »Sie sind gut für die Sehkraft.«
Sie wirft mir einen weiteren bösen Blick zu.
Es macht mir nichts aus. Mir ist ein wütender Gesichtsausdruck lieber als die Traurigkeit in ihren Augen, die so oft darin zu sehen ist.
»Ich brauche keine Kräuter für meine Sehkraft«, sagt sie.
»Nein?«, necke ich sie und trete neben sie, um ihr einen weiteren Busch zu zeigen. »Der da ist gut für die Potenz.«
Sie bedenkt mich mit einem schockierten Blick, und wieder errötet sie.
»Ich brauche das natürlich nicht«, lasse ich sie wissen. »Mein Schwanz kann viele Stunden lang aufrecht stehen, ohne zu erschlaffen. Die Pflanze hier ist vor allem etwas für die Älteren oder für Männer, die sich nach langer Krankheit mit ihrer Gefährtin paaren wollen.«
Der Laut, den sie von sich gibt, klingt erstickt. »Ich will nichts über deinen … Penis hören.« Sie wirft mir einen weiteren bösen Blick zu. »Vielleicht solltest du öfter mit deiner Freundin darüber reden. Sie scheint interessiert zu sein.«
»Bist du eifersüchtig?«, frage ich erfreut. Ich habe versucht, Kira klarzumachen, dass ich sie gern umwerben würde, aber sie hat mich jedes Mal zurückgewiesen. Hat sie ihre Meinung geändert? Ich bewundere ihr feines braunes Haar, mit dem der Wind spielt, und stelle mir vor, wie es sich über meine Brust ergießt.
Und dann muss ich meine Beinkleider erneut zurechtzupfen.
»Eifersüchtig? Ha! Warum sollte ich eifersüchtig sein? Ich bin doch so hässlich, schon vergessen?« Sie klopft auf die glänzende Metallmuschel an ihrem Ohr. »Ich habe jedes Wort von eurer Unterhaltung gehört!«
Ich kann mir ein entzücktes Grinsen nicht verkneifen. Sie hat tatsächlich gehört, wie ich mit Asha geredet habe. Und sie ist eifersüchtig. Das freut mich sehr.
Vielleicht ist Kira ja doch nicht so hochmütig. Es wird Zeit, ihr mein Umwerbungsgeschenk zu präsentieren.
Aber sie sind so … hässlich.
Spielt das eine Rolle?
Die Worte hallen in meinen Ohren wider, während ich Blätter von einer der Winterpflanzen reiße. Mistkerl. Mistkerl. Mistkerl. Toll, dass ihm mein Aussehen egal ist, wenn er mich nur flachlegen kann.
»Warum gehst du nicht einfach rein und lässt mich in Ruhe?«
»Wie kann ich dich in Ruhe lassen?« Aehako hat immer noch diesen neckenden Unterton in der Stimme, der meinen Magen zum Flattern bringt … und bei dem ich ihm gleichzeitig am liebsten eine reinhauen würde. Er legt eine Hand auf meine. »Du pflückst alle Blätter von dieser Pflanze. Wenn ich dich allein lasse, werde ich anschließend den ganzen Hügel kahl vorfinden.« Er schnalzt mit der Zunge. »Maylak wäre sehr ungehalten.«
Ich funkle ihn an, höre allerdings auf, den Busch zu attackieren. Er hat recht – ich habe viel mehr Blätter abgepflückt, als gut ist, aber der Mann frustriert mich einfach so schrecklich. »Ich werde von der Pflanze ablassen. Du kannst jetzt gehen.«
Doch er geht nicht. Stattdessen streckt er die Hand aus und berührt den Übersetzer, der aus meinem Ohr ragt. Seine Finger streichen über meine Ohrmuschel, wo der Clip befestigt ist, und ich muss einen Schauder unterdrücken. »Tut dir das weh?«
»Es fühlt sich jedenfalls nicht gut an.« Im Gegensatz zu seiner Berührung. Seine Finger sind irrsinnig warm auf meiner Haut, und ein Kribbeln überläuft meine Arme. »Das Ding ist schwer, und ich schlafe nicht gut. Außerdem wird es kalt.« Und ich kann jedes Gespräch im Umkreis von einer Meile mithören.
»Kannst du es rausnehmen? Willst du, dass ich es versuche?«
Ich weiche vor ihm zurück. Schreckliche Erinnerungen schießen mir durch den Kopf, und ich ziehe die Felle fester um mich. »Sie haben mir das Ding chirurgisch eingepflanzt. Ich habe schon versucht, es herauszureißen, aber es sitzt tief. Ich werde einfach damit leben müssen.«
Es könnte schlimmer sein. Sie hätten mich vergewaltigen können so wie Josie. Oder mir mein Baby wegmachen können, wie sie es bei Megan getan haben.
»Ich will dir helfen«, murmelt Aehako leise, und der neckische Unterton in seiner Stimme ist verschwunden.
Ich schenke ihm ein schwaches Lächeln. »Das ist süß und alles, aber es geht mir gut. Wirklich.« Ich stecke die zerdrückten Blätter in einen Lederbeutel. Er hat recht, dass ich sie zu Tode quetsche. Ich weiß nicht einmal, ob ich die Maylak überhaupt noch geben kann. Sie sehen ziemlich übel aus.
»Du bist wütend auf mich, nicht wahr, Frau mit den traurigen Augen? Habe ich etwas Falsches gesagt oder getan?« Er beugt sich dicht vor, und sein Duft steigt mir in die Nase. Er riecht nach den Beeren, die sie hier als Seife verwenden, und nach einem Hauch von Schweiß, der an ihm irgendwie wunderbar wirkt. »Mein Ziel ist, dir ein Lächeln zu entlocken, nicht, dich noch trauriger zu machen.«
»Bei mir ist alles bestens«, sage ich, obwohl seine Unterhaltung mit der Sa-Khui von vorhin immer noch schmerzt. Es ist mir keineswegs egal, ob er mich attraktiv findet oder nicht – ich bin auch nur ein Mensch –, haha.
»Bei dir ist nicht alles bestens.«
»Ja, das machst du mir immer wieder gern deutlich«, sage ich automatisch und zucke dann innerlich zusammen. Puh. Warum habe ich das gesagt?
»Was ist das für ein Wort? Ich verstehe es nicht.« Er legt den Kopf schräg. »Ist ›bestens‹ das falsche Wort? Raahosh meint, dass er die Hälfte von dem, was Liz erzählt, nicht versteht, daher befürchte ich, die Sprachbarriere zwischen uns ist höher, als wir dachten.«
»Zerbrich dir darüber nicht den Kopf«, sage ich schnell. Ich trete einen Schritt von ihm weg, denn er ist mir schrecklich nah, und das macht mich kirre. »Ich glaube, Maylak braucht noch mehr Teeblätter.« Ich eile zur nächsten Pflanze.
»Bestens bedeutet … ahhhh.« Er kichert und folgt mir. »Du hast mein Gespräch mit angehört.«
Ich gebe ihm keine Antwort, sondern ziehe nur die Schultern hoch.
»Das hast du, und deine Gefühle sind verletzt, weil du glaubst, ich fände dich nicht attraktiv.«
»Darum geht es überhaupt nicht«, lüge ich und wende den Kopf ab. Ich befürchte, dass meine Gefühle mir auf der Stirn geschrieben stehen und er mich auf der Stelle durchschauen würde.
»Ach nein? Dann sieh mir ins Gesicht, Frau mit den traurigen Augen, und sag es mir.«
Das tue ich nicht. Ich pflücke ein paar Blätter vom neuesten Strauch, weil es eine nette Ablenkung ist.
»Sieh mich an, Kira«, verlangt er wieder.
Ich spähe zu ihm hinüber. Es ist seltsam, dass ich mich so zu einem Außerirdischem hingezogen fühle. Auf der Erde hatte ich praktisch keine Beziehungen. Ich bin die Art von Frau, die für Männer unsichtbar ist. Ich ziehe mich nicht sexy an, ich flirte nicht, und ich benutze so gut wie nie Make-up. Mein Haar hat einen uninteressanten Braunton und liegt mir platt auf dem Kopf, und mein Gesicht ist eine Spur zu lang, um hübsch zu sein. Ich bin nicht einmal besonders unterhaltsam. Ich bin nicht nur deshalb noch Jungfrau, weil ich mich für die Ehe aufspare.
Ich bin noch Jungfrau, weil ich langweilig und kein bisschen sexy bin. Normalerweise ist mir das egal. Aber Aehako? Er ist so männlich und absolut atemberaubend; einer der wenigen Sa-Khui, die ihr Haar extrem kurz tragen. Es sind eigentlich bloß Stoppeln auf seiner Kopfhaut, was die Aufmerksamkeit nur umso mehr auf sein breites Grinsen und auf die gewaltigen Hörner lenkt, die aus seiner Stirn ragen. Die harten, hubbeligen Wülste, die über sein Gesicht verlaufen, sind ebenfalls hervorstechender als bei anderen und lassen es – vor allem, was seine Nase angeht – gröber erscheinen. Aber er hat so ein liebenswertes Lächeln, dass man ihn einfach attraktiv finden muss. Er ist groß und muskulös – kräftig gebaut und nicht schlank wie Liz’ Raahosh –, und sein ganzer Körper ist von einem hellen Schieferblau, das ich ausgesprochen faszinierend finde.
Zu sagen, dass er mich heißmacht, wäre untertrieben. Und ich hasse es, dass ich nicht die gleiche Wirkung auf ihn habe. Wieder wende ich den Blick ab. »Es ist mir egal, dass du mich hässlich findest.«
»Ich finde dich überhaupt nicht hässlich«, murmelt er, und ich spüre die Wärme seines breiten Körpers, als er erneut näher kommt. »Ich habe Asha nur deshalb nicht widersprochen, weil ich sie loswerden und nicht weiter mit ihr reden wollte.«
Also findet er mich hübsch? Ein Glücksgefühl nimmt von mir Besitz.
Ich ersticke diesen Gedankengang. Es spielt keine Rolle, ob ich in seinen Augen attraktiv bin. Es ist ein Fehler, ihm Hoffnungen zu machen, und ich kann es mir nicht leisten, mein Herz an die Sache zu hängen.
Ich bin unfruchtbar. Auf keinen Fall wird sein Khui jemals für mich anschlagen. Er kann flirten, so viel er will, aber eine Beziehung mit mir wäre eine Sackgasse. »Wir sind bloß Freunde«, sage ich, als er sich noch dichter zu mir vorbeugt.
»Wenn wir bloß Freunde sind, wieso ist dir das dann so wichtig?«
»Das ist es nicht«, beteuere ich noch einmal. Als ich ihn anschaue, ist sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Das ruft wieder dieses seltsame Flattern in meinem Magen hervor. »Warum … warum stehst du so nah bei mir?«
Sein typisches schiefes, sexy Grinsen spielt um seine Lippen. »Weil du immer wieder zurückweichst.« Er beugt sich vor. »Und ich mag deinen Duft.«
»Aehako«, sage ich leise. Ich darf ihm nichts vormachen. Er muss wissen, dass ein Flirt mit mir ihm nichts einbringen wird. Lieber sollte er seine Aufmerksamkeiten für eine Frau aufsparen, die eines Tages vielleicht seine Partnerin fürs Leben wird. »Hör zu …« Ich breche ab, denn jetzt holt er etwas unter seiner Tunika hervor. »Was machst du da?«
»Ich überreiche dir ein Umwerbungsgeschenk.« Er hält mir etwas Langes, Dickes, in Leder Gewickeltes hin.
»Ein Geschenk?« Ich nehme es gerührt entgegen. Wir Menschen hatten so wenig, und ich komme mir jetzt schon wie ein Schnorrer vor wegen all der Dinge, die die freundlichen Sa-Khui uns gegeben haben. Und nun macht er mir ein Geschenk?
»Ein Umwerbungsgeschenk«, betont er. »Ich habe sehr hart daran gearbeitet.«
Ein … Umwerbungsgeschenk? Ist das ein Sa-Khui-Ding? »Ich verstehe.« Eigentlich dürfte ich es nicht annehmen, aber ich muss zugeben, dass ich neugierig bin. Es füllt meine Hände aus und ist ungefähr dreißig Zentimeter lang, dick wie ein Baseballschläger. Ich wickele es langsam aus … und reiße die Augen auf. Das ist doch bestimmt nicht … »Ist das dein, ähm, Penis?«
Er nickt stolz. »Das ist eine sehr gute Nachbildung. Es war eine Menge Arbeit, ihn genau richtig hinzubekommen. Jetzt halten die anderen mich natürlich für verrückt, weil ich stundenlang auf meinen eigenen Schwanz gestarrt habe, während ich das geschnitzt habe.« Er zuckt die Achseln. »Gefällt er dir nicht?«
Es ist ein Dildo. In einer Mischung aus Entsetzen und Ungläubigkeit starre ich darauf. Er besteht aus Knochen, und der Gedanke, was für eine Kreatur so dicke Knochen hat, macht mir etwas Angst. O Gott, ich fühle, wie ich rot werde. Aber er ist wirklich dick. Und lang. Sicherlich können das nicht die tatsächlichen Maße seines Penis sein. Doch die schwere Spitze am Ende und die Adern, die sich über die Länge seiner, ähem, Ausstattung ziehen, sind unverkennbar. Es ist definitiv ein Penis. Er hat sogar Wülste wie die auf seiner Stirn und an seinen großen, muskulösen Armen. Und sogar Eier sind daran befestigt und etwas, das verdächtig wie ein kleiner Finger oberhalb des Schwanzes aussieht.
Großer Gott, das muss der »Sporn« sein, den Liz erwähnt hat. Ich dachte, sie würde uns auf den Arm nehmen.
Wie sich nun herausstellt, hat sie das wohl nicht getan.
Ich schiebe das … Ding … wieder in seine Richtung. »Das kann ich nicht annehmen!«
Für einen Moment wirkt er niedergeschmettert. Sein fröhliches Lächeln schwindet, und sein Gesichtsausdruck wird grimmig. »Gibt es einen anderen? Hat jemand bereits dein Herz erobert?«
Ich schüttele schwach den Kopf. »Wovon redest du?« Ich bin verwundert. Und halte ihm weiter den Dildo hin.
Er zieht die Augenbrauen zusammen und stemmt die Hände in die Hüften. »Ist das kein angemessenes Umwerbungsgeschenk?«
»Menschen machen sich keine Umwerbungsgeschenke!«
»Aber, Liz …« Er bricht ab, als ihm offensichtlich eine Erkenntnis kommt.
»Ich bringe sie um«, sage ich grimmig.
Statt verärgert zu sein, wirft Aehako seinen großen, gehörnten Kopf in den Nacken und brüllt vor Lachen. Er hält sich die Seiten und kriegt sich kaum wieder ein. Schön, dass wenigstens einer von uns sich über diesen kleinen Scherz amüsiert. Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt tun soll.
»Hier, nimm das Ding zurück«, sage ich und versuche, es ihm in die Hand zu drücken.
Er hebt eine Hand und schüttelt den Kopf, immer noch glucksend. »O nein, er war zum Umwerben gedacht, und ich habe die Absicht, dich zu umwerben, meine Menschenfrau mit den traurigen Augen. Behalte ihn.« Er wackelt mit den Augenbrauen. »Es sei denn, du möchtest gern das Original sehen?«
»Ich – was? Nein!«, stottere ich. »Ich will deinen Penis nicht sehen!«
»Bist du dir sicher? Es ist ein recht hübscher. Sieh dir an, wie schön mein Geschenk ist!« Er deutet auf den Knochen-Dildo. »Ich würde dir mit ihm viel Lust bereiten. Ich bin ziemlich gut in den Fellen.«
»Von deinen sexuellen Fähigkeiten will ich nichts hören«, zische ich. Ich wickele das Ding wieder in die Lederstücke ein, denn er ist offensichtlich nicht bereit, ihn zurückzunehmen, und ich will auf keinen Fall mit einem großen Dildo in der Hand durch die ganze Höhle gehen.
»Nein?« Einen Moment lang wirkt er frustriert. »Wie umwerben menschliche Männer denn die Frauen, die sie mögen?«
»Jedenfalls nicht mit Dildos. Sie bringen ihnen Blumen oder Pralinen mit, geben ihnen Küsse. Solche Dinge.«
Er verschränkt die Arme vor der Brust. »Ich habe gedacht, du hättest gesagt, sie würden keine Geschenke machen.«
»Küsse sind keine Geschenke!«
»Was sind sie dann?«
Ich blinzle ihn überrascht an. Er weiß nicht, was ein Kuss ist? Macht er Witze?
»Das ist ein Trick, stimmt’s?«, frage ich und beäuge ihn argwöhnisch. »Ich soll dir erklären, was ein Kuss ist, und dann bestehst du darauf, dass ich es dir zeige, und bevor ich weiß, wie mir geschieht, knutschen wir.«
Während ich spreche, zieht er die Augenbrauen immer weiter zusammen, und es ist klar, dass er keine Ahnung hat, wovon ich rede. »Knut-schen?«
»Hör endlich auf!« Ich bin genervt, sowohl von ihm als auch von Liz, da die beiden sich gegen mich verschworen zu haben scheinen. »Ich kann nicht glauben, dass Liz mit dir über Dildos, aber nicht übers Küssen geredet hat.«
Ende der Leseprobe