Ich bleib dann mal jung - Sissi Perlinger - E-Book

Ich bleib dann mal jung E-Book

Sissi Perlinger

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Beschreibung

Beauty-Stress und Optimierungszwang? Schlechter Sekt statt guter Sex? Träumen von früher und jammern übers Heute? Öfter beim Arzt als im Urlaub? Wer's ab der Lebensmitte so mag, liegt bei Sissi Perlinger grundfalsch. Jetzt, da sie bereits knietief in den 50ern steckt, weiß sie: Das Beste kommt noch – man muss sich nur darum kümmern, dass es auch immer besser wird! Denn länger jung heißt schöner alt. Mit jeder Menge Witz, tausend wertvollen Tipps und vielen Prisen Wahrheit beschreibt sie, worauf es ankommt, um in der zweiten Lebenshälfte mit sich im Reinen zu sein – und was man lieber bleiben lässt, um sich nicht zum Clown zu machen.

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Sissi Perlinger

Ich bleib dann mal jung

Der Perlinger-Weg in die allerbesten Jahre

Marion von Schröder

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ISBN 978-3-8437-1165-4

© 2015 © der deutschsprachigen Ausgabe 2015 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München Umschlagmotiv: Pumpui film group/Szabo Kornel; FinePic, München

E-Book: L42 Media Solutions Ltd., Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

Vorwort

Hallo, lieber Leser!

Schön, dass Sie dieses Buch aufschlagen. Es zeigt, dass Sie offen und neugierig sind und eventuell dazu bereit wären, ab jetzt Ihren Alterungsprozess aktiv mitzugestalten. Das ist eine gute Idee, denn wir können inzwischen sehr viel Einfluss nehmen auf die Art und Weise, wie wir alt werden. Und es gilt:

Je früher wir damit anfangen, uns aufs Älterwerden vorzubereiten, umso länger bleiben wir jung!

Meine größte Hoffnung ist, dass wir alle demnächst beim Älterwerden quasi automatisch an die Grenzen der westlichen Ideale und Glücksformeln stoßen, bei denen es nur um äußerlichen Reichtum und gesellschaftlichen Erfolg geht. Wenn man aber so lange leben darf, dass man tatsächlich an einen Punkt kommt, an dem man erkennen kann, dass diese Werte die Seele nicht satt und das Herz nicht glücklich machen, dann öffnet sich für den wachen, suchenden Geist noch eine ganz andere Tür: die zu einer reflektierten Reife und zu ganz neuen Formen der Selbstverwirklichung.

Im Ruhestand haben wir hoffentlich die Zeit und die Möglichkeiten, noch einmal zu ganz neuen Idealen und einer tieferen Bewusstheit vorzudringen. Dieser Prozess, gekoppelt mit der bevorstehenden Überalterung, wird unsere Welt einen gigantischen Sprung machen lassen, hin zu einem höheren Grad an Erwachtheit. Ich sehe die Sehnsucht nach einem ganzheitlicheren Leben an allen Ecken und bin mir sicher, dass sich in den nächsten Jahren auf ganz vielen Ebenen Entscheidendes tun wird. Also lasst es uns aktiv und positiv angehen, das Älterwerden!

Mir ist natürlich klar, dass der Alterungsprozess nicht nur lustige Seiten hat. George Vaillant, der Leiter einer der größten Altersstudien, die je durchgeführt wurde, sagte: »Das Alter ist ein Minenfeld, wenn du jemanden siehst, der gut durchkommt, steige in seine Fußstapfen.«

Ich bin sehr froh, dass ich viele ältere Menschen kennenlernen durfte, die es bereits geschafft haben, sich selbst zu verwirklichen und bis ins hohe Alter weiterzuwachsen. Aber um in der Zukunft alles richtig zu machen, lohnt es sich, einen Blick zurückzuwerfen: auf die Geschichte der Alten.

Während der Entmystifizierung unserer Welt, durch die die materiellen Werte immer mehr in den Vordergrund traten, haben Qualitäten wie Geduld, innere Ruhe, Lebenserfahrung und Besonnenheit an Bedeutung verloren.

Es ging nur noch darum, wie viel harte Arbeit jemand zu leisten imstande ist. Die Kirche hat den Ältestenrat und die weisen Schamanen schon vor langer Zeit ausgerottet, und anstatt gelebter Weisheit und Eingebundensein in die Stammesgesellschaft wurde eine Doktrin installiert. Schon damals, in der Frühzeit unserer westlichen Gesellschaft, wurden die Alten entthront und an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Heute sind alte Menschen angeblich eine Bürde – aber doch nur, weil man ihnen keine Aufgaben mehr zutraut und zugesteht. Unsere Gesellschaft hat keinen Respekt vor den Senioren und schiebt sie deswegen in Heime ab und parkt sie vor der Glotze.

Aber das muss nicht sein. Es gibt einen Lebenssinn in den späten Jahren.

Wir können alle etwas tun für unsere Bewusstheit und innere Reife, um die uns geschenkte, verlängerte Lebenszeit sinnvoll zu nützen.

Kreuzworträtselwissen ist allerdings keine Altersweisheit, und jeder von uns muss sich am eigenen Schopf rausziehen aus dem Sog nach unten, der ab einem bestimmten Alter einsetzt. Dieses Buch soll Ihnen einen Leitfaden an die Hand geben: hin zu einer viel größeren Selbstbestimmtheit und Erfüllung. Wir haben die Wahl, und wenn wir uns heute vornehmen, etwas dafür zu tun, dann steigen unsere Chancen gewaltig, gesund und glücklich alt zu werden. Wir müssen nur bewusst den Schritt machen und aus dem Trauerzug Richtung Ende aussteigen, der uns in dieser Gesellschaft teilweise noch vorgelebt wird. Wir sind dabei nicht allein. Denn jetzt ist eine neue Ära angebrochen: die Zeit der Neuen Alten.

Wenn ich mich so umschaue in meinem Publikum, das jeden Abend zu mir in die Show kommt, und auch in meinem Freundeskreis, dann kann ich nur sagen: Hey, wenn man so jung und fit und lustig bleiben kann beim Altern, wozu die panische Schnappatmung? Da freu ich mich doch lieber aufs Älterwerden, anstatt mich davor zu fürchten – und genau dann wird auch alles gut!

Ich bin seit vielen Jahren beruflich und im privaten Bereich als »Selbstverwirklichungsprofi« tätig und habe bisher, den Göttern sei Dank, alle meine Träume wahr werden lassen können. Deshalb ist es jetzt für mich an der Zeit, auch eine klare Vision davon zu entwerfen, wie ich gerne altern möchte. Da ich frei bin von jeglicher religiösen Konfession, habe ich mich hingesetzt und für mich persönlich eine neue Bibel geschrieben dazu, wie ich mir diese neue Ära der bewussten Erwachtheit im Alter vorstelle, auf die nicht nur ich zusteuere, sondern auch unsere gesamte Gesellschaft.

Ich hoffe, dass all die Anregungen und Tipps in diesem Buch für Sie zur »Einstiegsdroge« werden können, um zu Ihrem höchsten Potential zu gelangen, zu dem auch Sie im Alter erblühen mögen. Hallelujah!

Mit den Tipps und Tricks, die ich Ihnen in diesem Buch gebe, macht das Altwerden hoffentlich auch mehr Spaß. Und wissen Sie was? Man hat bei unzähligen über 100-Jährigen festgestellt, dass sie sich in einem Punkt alle gleichen: Sie besitzen Humor.

Wie zum Beispiel der 103-Jährige aus Kalifornien, der meinte, er sei schon so alt, dass er das Tote Meer kannte, als es noch am Leben war. Ein anderer behauptete, er habe damals Jehova gezeugt. Und eine Dame zeigte stolz ein Klassenfoto, auf dem sie neben Karl dem Großen steht …

Ich meine: Wenn man nix zu lachen hat, warum dann überhaupt so alt werden? Je humorvoller Menschen mit sich und ihren Dramen umgehen, umso gesünder und glücklicher sind sie. Und das heißt im Umkehrschluss auch: Stinkstiefel machen’s nicht lang! Das gibt einem doch echt Hoffnung! Wenn man alle Idioten überlebt hat, geht das Leben doch erst richtig los!

Albert Camus hat einmal gesagt: »Die Fantasie tröstet uns hinweg über das, was wir sein könnten, und der Humor über das, was wir sind.« Ich werde Ihnen in diesem Buch den Wissensvorsprung verschaffen, mit dem Sie alle Ihre persönlichen Zielsetzungen erreichen – und zwar so, dass Sie, wenn’s drauf ankommt, die Lacher immer auf Ihrer Seite haben.

VORBEREITUNG

Behalte es für dich

Damit mir dieses Unterfangen gelingen möge, möchte ich Sie gerne als Erstes darum bitten, die Dinge, die Sie hier lesen werden, nicht sofort herumzuposaunen oder mit irgendjemandem beim Small-talk im wahrsten Sinne des Wortes »kleinzureden«. Lassen Sie die Inhalte erst mal in Ihrem Inneren arbeiten und schauen Sie diesem Prozess wachsam zu. Wenn Sie die Tipps der Reihe nach anwenden, wird sich Ihr Leben in vielerlei Hinsicht zum Positiven verändern. Schon das kleinste »Negativ-Postulat« wie ein skeptisches »Wir werden ja sehen, ob du das schaffst . . .« oder das typische »Die Realität sieht aber anders aus, Baby!« bedeutet schwächende Gegenenergie für Ihr System und Ihre Körperchemie. Manche Leute sind lernresistent und gefallen sich als dauerskeptische Muffelköpfe oder sind gar neidisch. Die wollen nichts davon wissen, dass man tatsächlich aktiv sein persönliches Glückspotential erhöhen kann. Dabei wurde das doch längst in riesigen Studien wissenschaftlich belegt (darauf komme ich später noch genauer zu sprechen). Aber in den Köpfen chronischer Pessimisten geht höchstens eine Schublade auf und dann auch gleich wieder zu – und da stecke ich dann drin, mit meinem schönen Buch . . .

Nölen ist des Deutschen liebstes Steckenpferd. Es gilt bei manchen inzwischen als cool, ’nen Waldspaziergang zu machen und hinterher zu sagen: »Aber die Bäume nerven! Von den Vögeln ganz zu schweigen.«

Negative und zynische Worte versauen uns aber nicht nur die Körperchemie, sie stören auch die feinstoffliche Energie, die wir aufbauen, wenn wir hoffnungsfrohe Dinge lesen, denken, sagen und tun. Sie sollten also vor allem am Anfang wirklich nur mit Menschen reden, bei denen Sie wissen, dass der Ansatz dieser Philosophie auf fruchtbaren Boden fällt.

Der Lebensbaum

Das Meiden der Dauernörgler ist wirklich wichtig, denn ein kleiner Pflanzentrieb ist schnell ausgetrocknet. Ein großer Baum hingegen hält sogar monatelanger Dürre stand – und zu solch einem Baum sollen Sie ja heranwachsen.

Man muss sich während jedes Wachstumsprozesses in trockene, warme Tücher packen und schauen, dass man täglich einen kleinen Schritt in die richtige Richtung schafft.

Ich vergleiche den ganzen Vorgang jetzt mal mit dem Pflanzen eines Baumes:

Zuerst schaut man gründlich, welcher Platz wohl der beste wäre für diese Sorte Baum, und versucht, auch in die Zukunft schauend, sich vorzustellen, wie es sein wird, wenn er erst mal ganz groß und breit geworden ist.

In welcher Nachbarschaft fühlt er sich wohl? Wer würde ihn verdrängen oder am Wachsen hindern? Auch für Sie heißt das: Finden Sie einen Ort, an dem Sie sich wohlfühlen und ungestört gedeihen können.

Dann muss man an diesem idealen Platz ein tiefes großes Loch graben und alle alten Wurzeln und Steine dort rausholen. In meinem Bild bedeutet das, unsere unterbewussten Blockaden heraufzuholen, anzuschauen – und loszulassen.

Anschließend gibt man guten Humus in das Loch und viel Wasser. Das heißt übertragen, wir müssen uns nähren und uns um unsere Seele kümmern.

Als Nächstes wird das kleine Bäumchen da hineingesetzt und trockene Erde drum herum aufgeschüttet. Dann wird alles festgetreten, sodass sich direkt um den Stamm herum eine Vertiefung befindet. Das bedeutet: Wir müssen uns einerseits selber Halt geben und dafür sorgen, dass uns auch weiterhin Wasser und Nährstoffe zufließen. Wenn man danach regelmäßig gießt, kann man eines schönen Tages die süßen Früchte ernten, die auf diesem Lebensbaum gereift sind.

Jeder, der sich ein bisschen mit Gärtnerei auskennt, macht das so mit den Bäumen im Garten. Aber kaum einer macht es so mit sich und seinem Leben. Dabei funktionieren wir nicht sonderlich anders. Wenn wir uns um uns kümmern, gedeihen wir zu wunderbaren, starken Wesen, die auch anderen Schutz, Nahrung und Halt geben können.

TippSie können das auch mal im Kleinen versuchen, indem Sie ein paar Basilikumsamen in einen Blumentopf legen und dann zuschauen, wie diese kleinen »Pupsies« zwei Tage später plötzlich ihre hellgrünen zarten Babyköpfe aus der Erde erhebenund jeden Tag ein Stückchen größer werden. Dieser Anblick löst bei mir ein warmes mütterliches, beschützendes Gefühl aus, und genau solche Empfindungen könnte man auch seiner Seele gegenüber entwickeln.

Welchen Samen Sie in sich tragen, welche Erde Sie persönlich benötigen und in welchem Klima Sie gedeihen, wie viel Sonne, Wasser, Dünger, Zeit und Pflege Sie benötigen, um Ihre ureigensten inneren Früchte reifen zu lassen – um all das wird es in diesem Buch ganz oft gehen. Merke:

Der Herbst des Lebens ist auch die Zeit der Ernte!

Man sollte sein Glück beim Namen nennen,

dann kann man es schon am Samen erkennen

und in die richtige Erde legen und hegen und pflegen

und regelmäßig Wasser geben,

dann steht da bald ein Glücksbaum

in Ihrem Lebenstraum!

DER DRITTE AKT

Man muss leider sagen, dass die Menschen jeden Urlaub akribischer planen als den gesamten dritten Akt ihres Lebens. Dabei läge hier die Möglichkeit, unser höchstes Potential zu verwirklichen und zum Höhepunkt unseres Schaffens zu gelangen. Im Theater liegt der Höhepunkt immer im Grande Finale, und beim Fußball fallen die wichtigsten Tore doch auch oft in der letzten Viertelstunde!

Die Gehirnforschung hat den alten Satz »Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr« längst widerlegt. Es ist sogar genau umgekehrt: Je länger wir immer wieder etwas Neues lernen, umso jünger bleiben wir geistig und körperlich und umso besser werden wir im Alter sein! Heute gilt: Man kann auch mit 80 noch Chinesisch lernen … wenn man sich in eine Chinesin verliebt – also eine Sache mit Begeisterung und Hingabe betreibt.

Deswegen erreichen viele große Künstler den Zenit ihres Schaffens erst spät im Leben! Picasso hat zum Beispiel gesagt: »Es dauert lange, bis man jung wird.«

Fest steht:

Da kann dir keiner helfen,

das musst du selber tun.

Geh deinen eigenen Weg

und bleib bei deinen Schuhen.

Apropos Schuhe: Auch in sportlicher Hinsicht hat sich einiges getan.

Der neueste Rekord eines 80-Jährigen Marathonläufers liegt nur zwei Sekunden hinter dem eines 20-Jährigen . . . okay, aus dem Jahre 1920, aber immerhin, daran sieht man, wie sich der Zustand der Alten in den letzten hundert Jahren verbessert hat! Gut, man muss auch sagen, dass die Schuhe perfektioniert wurden und die Trainingsmethoden und die Ernährung und und und . . . aber all diese Faktoren kommen heute ja uns allen zugute.

Die 80-Jährigen von heute sind also, überspitzt gesagt, die 20-Jährigen von damals, und das auch im Kopf. Die Gedanken sind viel freier geworden, wir sind viel selbstbestimmter in der Lebensgestaltung, es weht mittlerweile ein ganz anderer Geist durch alle Generationen. Immer mehr Menschen begreifen mit fortschreitender Reife, dass es im Leben um ganz andere Dinge geht, als immer nur zu arbeiten und »etwas zu erreichen«. (Zu diesem Thema gibt es ein Buch von Bronnie Ware, in welchem alte Menschen im Hospiz zu Wort kommen; sie alle sagen im Grunde das Gleiche, nämlich: Hätte ich doch mehr Zeit mit meinen Lieben verbracht.)

Gut altern – leicht gemacht

Wenn wir also »gut altern« wollen, heißt das im Grunde, dass wir uns immer weiterentwickeln, neugierig bleiben und spielerisch den Umgang mit neuen Kunstfertigkeiten trainieren sollten. Machen Sie sich also selber immer wieder zum Schüler, und Sie fühlen sich so frisch wie damals in der 9. Klasse, nur ohne die Ängste und Unsicherheiten eines Teenies.

Ich gebe zu, wenn wir uns zu Anfängern machen, ist das im ersten Moment nicht leicht. Man fühlt sich wieder wie ein doofes kleines Kind und stellt sich blöd an. Aber bald stellt sich der erste Lernerfolg ein, und dann schütten wir tierisch Glückshormone aus, weil wir etwas geschafft haben! Plötzlich sehen wir auch eine Zeit klar vor uns, in der wir vielleicht sogar richtig gut sein werden bei dem, was wir da gerade tun, und damit haben wir uns ein Stück Zukunft erkämpft, das wir klar vor uns sehen können.

Immer wieder neue Ziele zu haben ist ein ganz wichtiger Motor, der uns lebendig bleiben lässt und immer weiter vorantreibt.

Die Ziele zu finden, die für einen richtig und stimmig sind, ist die große Kunst, um die es oft gehen wird in meinem Buch. So gesehen ist diese Lektüre auch quasi ein Schulbuch für eine neue Generation von Alten. Wer sich ab jetzt vorbereiten möchte auf seinen goldenen Herbst, sollte ruhig seine »Hausaufgaben« machen, bis alles wirklich sitzt.

TippNehmen Sie jetzt gleich einen Stift zur Hand und markieren Sie beim Lesen alles, was Ihnen im Buch gefällt oder wichtig erscheint. Schreiben Sie Ihre spontanen Gedanken an den Rand. So können Sie die für Sie entscheidenden Stellen leichter wiederfinden. Sie können auchEselsohren machen oder auf die ersten leeren Seiten schreiben. Bewahren Sie das Buch trotz – oder gerade wegen – der Esels­ohren und Kritzeleien gut auf! Jedes Thema hat seine Zeit, und was Sie heute noch nicht betrifft, könnte in ein paar Jahren brandaktuell werden.

Üben und wiederholen

Wir müssen alles, was wir uns wirklich merken wollen, oft wiederholen. Jeder Lernprozess erfordert die intensive Vernetzung neuer Synapsen, die immer wieder aufgefrischt werden wollen. Das geschieht nur, wenn wir alles immer wieder durchgehen. Ich werde in diesem Buch daher auch ein paar Sachen nochmals ansprechen, die ich in meinem früheren Buch Auszeit – der Perlinger Weg ins Glück schon erwähnt habe. Das liegt nicht daran, dass ich inzwischen Alzheimer habe, sondern weil es wichtig ist, sich die Schlüsselinformationen immer wieder ins Gedächtnis zu rufen.

Ich weiß, ich rede viel von üben, arbeiten und die Sache selbst in die Hand nehmen. Bei vielen von Ihnen entsteht jetzt womöglich der Eindruck, dass dieser ganze Weg eine reine Mühsal ist. Aber ich kann Sie beruhigen: Wir sind hier nicht Sklaven im Steinbruch eines fremden Herrn, sondern jede Arbeit geht leicht von der Hand und bringt Befriedigung und Erfüllung, wenn man an der richtigen Baustelle tätig ist – nämlich an der eigenen! Da macht alle Mühe Spaß!

Ewig fit und schick?

Ich möchte an dieser Stelle kurz klarstellen, dass ich nicht dafür plädiere, dass wir jetzt alle auf Teufel komm raus ewig fit und schick und aktiv und tadellos schön sein müssen. Es geht hier vielmehr darum, Sehnsüchte, die wir schon immer in uns getragen haben, endlich zu erfüllen – weil wir heutzutage im Alter die Zeit und die Möglichkeiten dafür haben!

Früher haben die Menschen rund um die Uhr ums nackte Überleben gekämpft. Dann wurden sie jahrtausendelang ausgebeutet: Erst mussten sie ihren Beherrschern alles abgeben, später haben sie sich für ihren Arbeitgeber aufgeopfert. Früher wurde im Durchschnitt mit 45 gestorben, und das noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Heute haben wir die Chance, nicht mehr unter Kummer und Sorgen bloß zu rackern, bis wir erschöpft ins Grab sinken.

Länger leben

Heutzutage werden wir fast alle über 80. Das sind fast 50 Prozent mehr Lebenszeit als früher! Macht quasi doppelte Lebenserfahrung! Würde man das in Räumlichkeiten ausdrücken, könnte man sagen, wir haben eine Doppelhaushälfte dazu geschenkt bekommen. Das ist eine große Chance – vor allem auch für die Männer, von denen böse Zungen lange behauptet haben: »Die werden nie erwachsen, nur ihre Spielzeuge immer teurer.«

Viele leben heute im Ruhestand noch weitere 30 Jahre. Wollen Sie diese ganze Zeit nur Däumchen drehen? Oder wollten Sie vielleicht schon immer mal einen Dokumentarfilm drehen? Ein Bekannter von mir hat irgendwann seinen Job an den Nagel gehängt und angefangen, in afrikanischen Dörfern Brunnen zu bohren. Andere bohren lieber in der Nase. Ich finde, jeder hat das Recht, seine Zeit so zu nützen, wie es ihm passt, und ich möchte hier keinen Druck machen und behaupten, wir hätten die Pflicht, uns ehrenamtlich zu betätigen oder sozial einzusetzen. Wir müssen auch nicht bis zum letzten Atemzug fit bleiben. Es ist nur so, dass die Senioren, denen so etwas gelingt, bei weitem länger leben und viel glücklicher sind als die, die sich hängen lassen.

Schwere Fälle

Ich möchte an dieser Stelle klarstellen, dass meine Tipps nicht für Menschen gemacht sind, die mit einem schweren Leiden todkrank in der Intensivstation liegen oder gerade einen ganz schlimmen Schicksalsschlag wegstecken müssen. In diesen Fällen dürfte einem die Aussicht auf ein wohliges Alter zumindest vorübergehend nicht möglich sein. Ebensowenig kann ich jemandem aus einer prekären finanziellen Lage helfen. Geld ist weiß Gott nicht alles, aber ganz ohne geht es natürlich nicht. Aber sobald man seine Gesundheit, seine Lebenssituation und seine Grundversorgung im Griff hat, kann man wieder perspektivisch denken – und dann greifen auch meine Tipps.

Ich bin keine professionelle Therapeutin. Was ich hier zu bieten habe, sind die Ergebnisse meiner umfangreichen Recherchen, bereichert durch viele Informationen aus dem Parallelkosmos der alternativen »Szene«.

Viele dieser Informationen kann man nicht mal eben schnell bei Google finden, und deswegen möchte ich sie gerne mit Ihnen, liebe Leser, teilen. Außerdem lasse ich natürlich meine ganz persönlichen Erfahrungen einfließen, die ich auf dem Weg in mein eigenes, wunderbar erfülltes Dasein gemacht habe. Ich bin durch die Tatsache, dass ich alle paar Jahre eine neue Solo-Comedyshow schreiben muss, geradezu verpflichtet, immer wieder etwas Neues zu visualisieren und dann einzuüben, jedes Mal wieder über die letzten Entwicklungsschritte zu reflektieren und dem Ganzen auch immer wieder komische Seiten zu entlocken. All diese Tätigkeiten entsprechen glücklicherweise genau den Ratschlägen zur Altersprophylaxe, die einem die Wissenschaftler heute geben. Obwohl ich erst Anfang 50 bin, habe ich also schon seit 30 Jahren meine Erfahrungen dazu gesammelt. Und daher fühle ich mich auch prädestiniert dazu, ein Buch übers Älterwerden zu schreiben – obwohl ich noch so jung bin.

Ich denke, dass jeder, der es sich vornimmt und konsequent angeht, zu einem Selbstverwirklichungsprofi werden kann. Die Zeit ist reif!

Geile Zeiten

Wir haben heute die gesamten Errungenschaften der modernen Technik und Wissenschaft und das geballte Wissen aus dem World Wide Web zu unserer Verfügung. Auch die echte Welt ist komplett vernetzt durch immer billigere Airlines. Heiliger Bimbam, was haben wir für eine geile Zeit! Wir können problemlos in zig verschiedenen Ländern alle möglichen Arten von Partnerschaften, Lebensformen und Berufen ausprobieren und aus jeder dieser Welten nur das Beste lernen. Genau wie Donald Fagen gesungen hat:

What a beautiful world this will be

What a glorious time to be free.

Babyboomer

Und jetzt kommen die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer-Wirtschaftswundergeneration bald ins Rentenalter. Die haben in den Siebzigerjahren die Welt revolutioniert, die werden jetzt auch das Seniorentum neu erfinden! Das heißt, es wird sich sehr bald alles zum Positiven verändern, denn es wird viel mehr Rücksicht genommen werden auf die Bedürfnisse älterer Menschen. Die Senioren werden in Bälde viel länger aktiv am Leben teilhaben und ihren Einfluss geltend machen als zuvor. 70 Prozent des Geldes ist heute schon in den Händen der über 60-Jährigen; das heißt, die Alten sind endlich auch als Konsumenten interessant, nicht nur die 18- bis 49-Jährigen Dieser neue »Silver Market« bringt es zum Beispiel mit sich, dass sich das Angebot an anspruchsvoller Unterhaltung sehr verbessern wird, dass bald alles seniorenfreundlich und barrierenfrei ausgebaut sein wird und dass in allen Bereichen des Lebens der Einfluss von Reife und Erfahrenheit zu spüren sein wird. Das alles wird geschehen, ob Sie dabei sind oder nicht. Ich empfehle natürlich mitzumachen, denn das bringt viel mehr Spaß!

Es wartet also eine riesige Spielwiese auf Sie da draußen, und die führt bis hinauf zu Ihrem persönlichen Zenit. Man muss nur die diversen Gegenenergien zu nehmen wissen – da ist es wie bei den asiatischen Kampfsportarten. Der erfahrene Meister stellt sich niemals gegen die Kraft des Angreifers, sondern er leitet sie um und lenkt sie von sich weg, ganz ohne Anstrengung. Genauso kann man auch trainieren, Rückschläge einfach ins Leere laufen zu lassen, weil man sie aufgrund seiner Lebenserfahrung vielleicht schon frühzeitig kommen sieht und reflexartig richtig reagiert.

Man kann es auch trainieren, den negativen Aspekten des Lebens die Aufmerksamkeit zu entziehen, und dadurch den Ängsten ihre Macht über uns entziehen. All das und noch viel mehr wollen wir uns in diesem Buch gemeinsam Kapitel für Kapitel erarbeiten.

DAS ERWACHEN IM MUSEUM FÜR KOCHKUNST

Aber jetzt möchte ich erst einmal zurückkehren zu dem Moment in meinem Leben, an dem diese ganze Thematik für mich persönlich ins Blickfeld rückte.

Dass wir alle älter werden und sterben müssen, wurde mir bereits mit zehn Jahren klar, aber dass es jetzt ganz konkret für mich selbst damit losgeht, habe ich erst vor kurzem so richtig kapiert. Da ist mir Folgendes passiert:

Ich war an einem strahlenden Sonnentag in der malerischen Altstadt von Lissabon unterwegs und geriet zufälligerweise in eine Ausstellung, die im hinteren Teil in eine Abteilung mündete, die sich »Museum für Kochkunst« nannte. Zuerst war ich amüsiert, denn alle Geräte, die da ausgestellt waren, kannte ich noch aus meiner eigenen Kindheit: der alte Fleischwolf und der Kartoffelstampfer meiner Mutter, das Wiegemesser für die Kräuterpaste, die mein Vater immer gemacht hat, die vorsintflutlichen Wassertöpfe und Spätzlereiben und Nudelhölzer. Aber plötzlich begriff ich:

Meine Kindheit steht in einem Museum!

So muss sich Tutanchamun fühlen, wenn er von der Zauberkraft eines Magiers zum Leben erweckt durch die Hallen des Nationalmuseums in Kairo spaziert und seinen gesamten Hausrat dort entdeckt. Nur: Bei mir braucht es gar keine Magie – ich bin offenbar bereits ein lebendiges Fossil, ein Relikt, ’ne Mumie, die nur noch nicht einbalsamiert wurde . . .

In diesem Moment habe ich zum ersten Mal richtig begriffen, dass dieser sagenumwobene Alterungsprozess unabwendbar demnächst auch auf mich zukommen wird . . . und ich musste mich erst mal hinsetzen. Der Gedanke an meine kürzlich verstorbene Mutter ließ mich ganz wackelig werden, und ich hatte ihre Worte im Ohr: »Ich kann’s immer noch nicht glauben dass ich einfach alt geworden bin, ich hab immer gedacht, mir würde das nie passieren.« Und gekoppelt an diesen Stoßseufzer folgte dann immer ein Schwall von Warnungen, Klagen, Befürchtungen, Frust und Tod und Teufel, stets mit dem Tenor: »Alt werden ist zum Kotzen; wer hat denn diese Chose eigentlich erfunden?«

»So will ich nicht enden«, dachte ich jedes Mal für mich, während ich zig verschiedene Aufmunterungen von mir gab, die alle nie etwas genützt haben. Warum eigentlich hat meine einst so überbordend lebensfrohe, lustige, kreative Mama nie die Kurve gekriegt und ist noch mal tanzen gegangen oder hat sich neue Freunde gesucht oder irgendeine Art von Fortbildung gemacht? Immer noch auf den Steinstufen vor dem Museum sitzend, dachte ich an das berühmte Zitat von Mae West, die gesagt haben soll:

»Getting old is not for Sissies!«

Aber ich bin doch eine Sissi? Zumindest heiße ich so. Wenn Altern nix für mich ist, welche Alternative bleibt mir dann? Früh sterben? Dann fiel mir der Spruch meiner Oma väterlicherseits ein, die immer gesagt hat: »Wer nicht alt werden will, muss sich jung aufhängen«. Ne, ne! So eine billige Lösung kommt mir nicht ins Haus! Ich werde dieses weltberühmte Zitat höchstpersönlich widerlegen. Getting old is good for Sissi – das hat mir doch ein Astrologe schon vor 20 Jahren geweissagt, als er mir prophezeite, ich würde mit 63 überhaupt erst am Höhepunkt meiner Karriere angelangt sein.

Ich war damals sofort begeistert von dieser Vorstellung, sie erschien mir völlig logisch und hat mich seither ungemein beflügelt. Als Komikerin älter zu werden hat nur Vorteile, denn man darf viel frecher sein. Alte Menschen haben nichts mehr zu verlieren, und wenn sie respektlos alles sagen, was sie denken, ist das oft sehr unterhaltsam. Dieser Effekt tritt seltsamer weise auch dann schon ein, wenn man sich nur als alte Frau verkleidet. Deswegen habe ich in meinen Shows immer gerne betagte Damen gespielt.

Merke: Wenn du dich als älterer Mensch zum jammernden Opfer der bösen Umstände entwickelt hast und nur noch davon redest, wie doof alles um dich herum geworden ist, dann finden dich die anderen zu Recht anstrengend und langweilig, weil du sie immer daran erinnerst, wie sie nicht enden wollen.

Wenn du aber ein strahlendes Vorbild abgibst dafür, wie man die ganze Chose mit guter Laune hinkriegt, dann suchen selbst junge Leute deine Nähe, wollen lernen, wie das geht, und sind scharf auf deine weisen Ratschläge. Zumindest die Klügeren unter ihnen – und nur mit solchen will man sich ja austauschen.

Ja, das ist der Weg, da will ich hin, das wird mein nächstes Projekt.

Ausgelöst durch diesen gedanklichen Auflehnungsprozess merkte ich, wie die Energie wieder durch meine Glieder zu strömen begann, und ich sprang von der Treppe auf und rief laut: »Ich will eine glückliche, lustige und weise alte Dame werden!«

Ein älterer Herr ging gerade an mir vorbei, nickte und outete sich als deutscher Tourist: »Bravo«, erwiderte er und lüpfte dabei galant den Hut, »wo ein Willi ist, ist immer auch ein Weg.«

Optimismus

Ich bin einfach Optimistin. Oder meinetwegen auch Utopistin. Ich fühle mich verantwortlich für die positive Energie meiner Geschichten. Selbst im größten Schlamassel versuche ich immer einen Funken Gutes zu entdecken, aus dem man die passende Pointe drechseln könnte, und bemühe mich in meinen Shows stets um ein anständiges Happy End mit Katharsis und allem, was dazugehört. Außerdem buddle ich leidenschaftlich gerne nach den goldenen Schlüsseln zu den eisernen Türen, die den Weg zu neuen Horizonten öffnen und das Individuum zu seinem höchsten Potential führen.

Als passionierte Bühnen-Schamanin, »Enten-Trainerin« und »Allround-Derwisch«, die seit 30 Jahren auf der Bühne steht, ist es doch klar, dass ich mit gutem Beispiel vorangehen möchte. Gerade wir Frauen haben eh so wenige Vorbilder, an denen wir uns in Sachen Alter orientieren können. Ich glaube auch, dass wir Mädels eine besonders harte Nuss zu knacken haben, wenn wir unsere äußere Attraktivität verlieren.

Aber im Alter werden ganz andere Dinge wichtig, und auch wir Frauen haben einen viel größeren Spielraum an Entfaltungsmöglichkeiten dazugewonnen. Da ich Showgirl bin mit Aszendent Zirkuspferdchen, schreibe ich alle erstrebenswerten Fantasien und Traumziele immer auf, komponiere die dazugehörigen Lieder, damit sich das positive Gedankengut durch häufige Wiederholung gut im synaptischen Geflecht festsetzen kann, und versuche, derart positive Songs zu erschaffen, dass man sie eigentlich Tag und Nacht in Endlosschleife spielen sollte, um sich immer wieder daran zu erinnern, was alles möglich ist. Einige dieser Lieder habe ich ins Buch reingenommen. Hier ein erstes Beispiel:

Der Ahnensong

Diese Welt lief immer gleich.

Arm blieb arm und reich war reich.

Die Vorfahren sind immer vorgefahren.

Die Nachfahren waren immer eingefahren.

Weil die schon nach ein paar Jahren

in Scharen genau wie ihre Vorfahren waren.

Hab keine Scheu und erfinde dich neu.

Was in dir steckt, gehört geweckt.

Wir ham ’ne neue Zeit, ein neues Zeitalter,

’ne neue zeitgemäße Art zu altern.

Unsre Ahnen konnten ja nicht ahnen,

welch tolle neue Zeiten sich da anbahnen.

Lass bloß nicht die Ängste der Ahnen

deine Zukunft für dich verplanen.

Bei meinen Auftritten mit meinen Solo-Shows auf diversen Bühnen im gesamten deutschsprachigen Raum trage ich das Ganze in einem kollektiven und natürlich sehr lustigen »Initiationsritus« an mein Publikum heran. Dann kommt das Buch quasi als »Long dance version« dazu, und so kann sich dieses Gedankengut durch die Lektüre wie in einem Kristallisationsprozess im Kopf weiterentwickeln, heranreifen und verfestigen, und schlussendlich kann hoffentlich bald jeder Einzelne losziehen auf die Reise in sein glückliches Alter.

Wenn man das Alter richtig angeht, ist es nicht die Zeit des Abbaus und Verfalls, sondern die Chance auf echtes Erwachen und höchste Vervollkommnung.

Nicht umsonst teilt man in Asien, besonders in der hinduistischen Welt, das Leben in drei große Kapitel auf. Im Englischen reimt sich das sehr schön:

Learn, earn and return. (Lerne, verdiene und gib zurück.)

Der Schwerpunkt liegt anfangs mehr im Körper, dann im Geist und im Alter bei der Seele. Man ist zuerst jung, dann im mittleren Alter und schließlich alt. Heute freilich spricht man vom »Vierten Alter«, also einem erfüllten Zeitabschnitt, der früher in dieser Form noch gar nicht existierte und für den wir heute zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit einen eigenen Ansatz und auch neue Ziele brauchen.

Die spirituell gebildeten Inder ziehen sich im letzten Akt ihres Lebens immer mehr in die Meditation zurück und arbeiten daran, aus dem Rad der Wiedergeburt herauszukommen und Moksha (Befreiung der Seele) zu erlangen. Bei uns versuchen die betagten Menschen bisher eher in den Himmel zu kommen, indem sie Sky TV abonnieren . . .

Gerade hierbei gehen viel Lebenszeit und damit auch wichtige Ressourcen verloren – also dann, wenn Menschen sich viel zu früh aufgeben, anstatt am Leben teilzunehmen und sich und ihre Lebenserfahrung weiterhin einzubringen. Wenn wir diese Passivität abstellen, wird die Überalterung zur großen Chance für alle werden.

PROPHYLAXE

Ich habe bisher in all meinen Bühnenshows im Nachhinein die großen Krisen meines Lebens bewältigt und zu einem Happy End transformiert. Diesmal aber liegt das »Krisenpotential« eindeutig vorhersehbar in der Zukunft. Also habe ich mir vorgenommen, es diesmal prophylaktisch anzugehen und es auf diese Weise hoffentlich erst gar nicht zu einer Misere kommen zu lassen!

Das ist definitiv die beste Lösung für mein privates Leben – und die schönste thematische Herausforderung für meine nächste Show.

Gejammer

Leider wird zu viel über das Alter und über die »Altenschwemme« gejammert. Da ist es ja wohl klar, dass ich in dieses Lamento nicht mit einstimme, sondern statt dessen versuche, der Sache sämtliche positiven Seiten abzugewinnen. Es ist also nur von Vorteil, dass ich selber noch nicht drinstecke in der Lage, mich mit den Problemen des Älterwerdens konkret herumschlagen zu müssen.

Wenn Sie, lieber Leser, nun beschließen, Ihre dritte Lebenshälfte unter ganz neuen Prämissen anzugehen, dann steht dem nichts im Wege – außer vielleicht Ihre eigenen tief verwurzelten negativen Glaubenssätze. Aber auch die kann man heutzutage professionell ganz wunderbar angehen – dazu kommen wir weiter hinten.

Ich habe mir mein Leben lang einen Wunsch nach dem anderen erfüllt. Leider muss ich zugeben, dass ich teilweise gar nicht so gut beraten war mit dem, was ich mir da gewünscht hatte, und vor allem den Endergebnissen dessen, was ich mir im jugendlichen Überschwang »erarbeitet« hatte. Dass mich aufgrund von Überarbeitung mit Mitte Vierzig ein Tinnitus befiel, zählt etwa zu den Dingen, die ich mir sehr gerne erspart hätte – aus denen ich aber auch sehr wertvolle Lehren gezogen habe.

Intuitiv war mir zudem immer klar, dass mein privates Leben und meine ganz persönlichen Erfahrungen das Einzige sind, worüber ich wirklich berichten möchte, wenn ich auf der Bühne stehe. Zwar reflektieren sich auch die Vorkommnisse unserer heutigen Zeit in meinen Geschichten, aber die wirklich großen Krisen finden in der Seele statt. Es war schon immer so: Je persönlicher ich von mir berichtet habe, umso mehr konnten sich die Menschen im Publikum von mir angesprochen fühlen und sich mit mir identifizieren. So konnte und musste ich mich privat und künstlerisch stets weiterentwickeln, weil ich ja meine Lebenskapitel in den jeweiligen Shows und Büchern reflektiere.

Getreu dem schönen Spruch »Wenn das Leben dir Zitronen gibt, dann mach einfach Limonade . . .« habe ich eine Zeitlang ganz schön viel Zitronenlimo getrunken und alles rausgeschwemmt aus meinem System, was mir nicht gut getan hat – und bin nun hoffentlich völlig entgiftet!

Ausbildung

Ich habe für mein berufliches Weiterkommen der Reihe nach mehrere verschiedene Ausbildungen gemacht, und das kommt meinen Bühnenshows sehr zugute. Es wird mit der Zeit alles immer leichter, denn jedes Mal, wenn ich eine neue Sache einübe, ist das Prinzip das gleiche: Man nimmt sich eine Disziplin oder ein Thema vor, arbeitet sich ein, indem man einzelne Lernschritte zuerst ganz langsam und dann immer schneller einprogrammiert, und irgendwann läuft alles wie von alleine. Ich habe dieses Lernverfahren erfolgreich angewendet und bin Tänzerin, Sängerin, Schauspielerin, Autorin und Musikerin geworden. Jetzt fühlt es sich für mich völlig normal an, auch das Altern auf diese Weise anzugehen. Ich behaupte einfach:

Das Älterwerden kann man genauso üben und lernen und zur Meisterschaft bringen wie jede andere Disziplin!

Wir reifen heran wie eine Frucht, die immer süßer wird, und dann müssen wir schauen, dass wir weich fallen. Das kann man lernen wie beim Judo! Älterwerden ist eine Kunstform wie Gitarre spielen oder Schauspielerei.

Der Einstieg: erst mal trainieren

Wenn sich der Vorhang hebt zum dritten Akt des Lebens, sollte man gut vorbereitet sein. Ich muss meine Nummern auch erst einmal schreiben, dann ausfeilen, wieder abspecken, genau platzieren und so lange üben, bis ich alles im Schlaf kann, und dann zigmal spielen, bis es endlich richtig schwerelos flutscht.

Ich fange einfach jetzt schon damit an, mich darauf vorzubereiten, dass ich irgendwann einmal schwächer und gebrechlich sein werde, und verlagere meine Interessen auf andere Gebiete. Früher habe ich etwa in Goa in meiner Auszeit jeden Tag mindestens vier Stunden getanzt, um mein Balletttraining zu erhalten. Heute mache ich dort nur noch rund zwei Stunden körperliche Arbeit und übe dafür mehr, zu musizieren und vor allem auch zu meditieren. Wenn ich es schaffe, schon jetzt mein Ego und die Identifikation mit meinem Körper zu überwinden, ohne mich körperlich dabei gehen zu lassen, dann sollte es mir doch in den nächsten 20 Jahren gelingen, mich von der schwerelosen Tänzerin, die ich einmal war, ohne Bitterkeit zu verabschieden.

Es ist übrigens auch wissenschaftlich erwiesen, dass selbst sehr schmerzhafte Vorkommnisse nicht ganz so traumatisch erlebt werden, wenn die Betroffenen die Möglichkeit hatten, sich im Vorfeld seelisch über längere Zeit darauf einzustellen. Warum sollte das mit dem Altern nicht auch klappen?

Eine neue Rolle

Für mich als Schauspielerin war es stets auch ganz normal, dass ich mich immer wieder in neue Rollen einarbeiten musste, und zwar, indem ich mich geistig und emotional darauf vorbereitet habe. Drum werde ich jetzt mit großer Freude in die Kostüme der alten Dame schlüpfen, die ich bald sein werde. Auf diese Weise kann ich durch die Arbeit an diesem Buch und der nächsten Show schon mal spielerisch in die nächste große Rolle meines Lebens hineinwachsen. Das könnte man vergleichen mit der Denke mancher Paare, die sagen: »Lass uns zuerst ’nen Hund zulegen, bevor wir uns ein Kind trauen.«

Seelische Einstellung

Es gibt genau zu diesem Zweck übrigens auch sogenannte »Altersanzüge«, die man tragen kann, um sich besser hineinversetzen zu können, wie es ist, alt zu sein. Man kann durch den dazu gehörigen Helm schlecht sehen und hören, und durch die eingearbeiteten Gewichte ist es sehr mühsam, sich zu bewegen. Wenn man so einen Anzug eine Zeit lang anhat, tut einem alles weh, und man kann daraufhin viel besser nachfühlen, wie es sein muss, in einem gebrechlichen Körper zu stecken.

Ich halte das für eine tolle Erfindung, um jungen Leuten mehr Empathie gegenüber Senioren beizubringen. Aber Untersuchungen über das Wohlbefinden älterer Menschen machen klar, dass all diese Einschränkungen gar nicht unbedingt sein müssen. Denn sowohl das Glücksempfinden als auch die Gesundheit sind ganz stark von der seelischen Einstellung abhängig.

Viele wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass wir uns überhaupt nur durch unsere Einstellung im Kopf krank machen und der Körper dieser Haltung dann folgt. Und genau deswegen werde ich in diesem Buch viel über die Kraft des Geistes schreiben, die es zu trainieren gilt. Ich lese natürlich auch viel über die gesamte Thematik, unterhalte mich, sooft ich kann, mit betagten Herrschaften, beobachte mit geschärften Sinnen, was das Alter für Seiten zeigt, und während dieser ganzen Arbeit ist mir klar geworden:

Die Jugend ist niemals der Höhepunkt des Lebens!

Nein, sie ist viel mehr eine unbedachte, hektische, getriebene und überaus unbewusste Durchgangsphase, in der wir das meiste, was mit uns passiert, überhaupt nicht mitkriegen.

Daher lautet meine These: Das Leben vollführt gar nicht zwangsläufig eine bogenförmige Kurve, die ab der Hälfte nach unten verläuft; wenn man sich nicht aufgibt, ist es eine stete Weiterentwicklung, eine Himmelsleiter, die wir an Wolke 7 lehnen können.

Im Alter liegen der Höhepunkt und die Katharsis!

Obwohl ich erst Anfang 50 bin, habe ich irgendwann kapiert, dass das Leben in zyklischen Mustern auf und ab schwingt und auch die schlimmsten Zeiten irgendwann vorbeigehen. Man muss sich einfach immer wieder den nächsten Neuanfang erkämpfen. »Anni tscha«, sagte der tibetische Mönch im Vipassana-Meditationskurs immer – »Auch das geht vorbei.« Die meisten Alten, die ich kenne, hatten mal Angst vorm Alter, aber »auch das ging vorbei«. Wenn wir aufhören, panisch vor dem Gedanken an Alter und Tod davonzulaufen, sondern dem Dämon ins Auge sehen, wird er sich wie von Zauberhand in einen Glücksdrachen verwandeln.

Früher war alles besser?

Leider leben viele ältere Menschen in der Vergangenheit und sind irgendwo in ihren Erinnerungs-Endlosschleifen steckengeblieben. Leute, die chronisch derart drauf sind, sagen ständig Sätze, die anfangen mit dem berühmten »Früher war alles besser!« oder mit »Damals hatte ich noch . . .«. Aber genau hier, jetzt und heute ist die Zeit, von der dieselben Leute später mal sagen werden, wie toll sie gewesen sei – obwohl sie gerade nur lamentieren.

Um solche Kandidaten sollten Sie in Zukunft einen großen Bogen machen. Denn schlechte Energie ist wie eine giftige Wolke, die die gesamte Umgebung verschmutzen und anstecken kann. Unbewusste Menschen neigen dazu, die Vergangenheit zu überhöhen und zu verklären, dabei weiß man heute längst, dass das Gehirn Erinnerungen immer wieder neu erstellt. Es blendet manche Tatsachen im Laufe der Zeit ganz aus (meistens die negativen) und rückt andere Dinge immer stärker in den Vordergrund und in ein schmeichelhaftes Licht. Wir formen also unsere Vergangenheit immer mehr nach unseren individuellen Bedürfnissen, und jedes Mal, wenn wir den Erinnerungsfilm im Gehirn abrufen und die dazugehörige Anekdote erzählen, schmücken wir sie noch ein bisschen schöner aus. Dann vergleichen wir diesen irreal perfekt beleuchteten Film vor unserem inneren Auge mit der vielleicht etwas düster daherkommenden Gegenwart, und da kann man dann schon mal ins Schwärmen geraten über Dinge, die genau genommen damals gar nichts Besonderes waren.

Das Schlimmste daran ist jedoch, dass man wegen dieser obsessiven Verklärung der Vergangenheit dem gegenwärtigen Moment leider keine Chance gibt, ein guter Moment zu sein. Das ist, als würde man in einem Zug sitzen bleiben und nie aussteigen, sondern immer nur jammern, dass die Station, an der man gerade vorbeigerauscht ist, wahrscheinlich die schönsten Sehenswürdigkeiten, Vergnügungen und Wanderwege geboten hätte.

TippSchärfen Sie Ihre Wachsamkeit: Wenn Sie sich dabei ertappen, dass Sie gedanklich in der Ver­gangenheit sind oder dass Sie schimpfen und lamentieren, hören Sie sofort damit auf und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das Positivste, was Sie gerade finden können.Und wenn andere Menschen in Ihrer Gegenwart dauernd von früher reden, dann versuchen Sie, die Unterhaltung auf ein gegen­wärtiges Thema zu bringen, oder ziehen Sie sich zurück. Es ist Ihr gutes Recht, sich und Ihren Energiehaushalt zu schützen.

Es gibt übrigens einen magischen Satz, der uns quasi automatisch aus der Vergangenheit herausholt und uns dabei hilft, sofort eine sonnigere Zukunft kreieren zu können. Er lautet:

Wäre es nicht schön, wenn . . .

Wäre es nicht schön, wenn Sie sich ab jetzt voller Vorfreude auf Ihr Alter vorbereiten würden?

Wäre es nicht schön, wenn Sie ab jetzt juchzend in die Zukunft schauen, weil Sie genau wissen, dass da eine total geile Zeit bevorsteht?

Wäre es nicht schön, wenn alle Träume, die Sie je hatten, demnächst in Erfüllung gehen?

Jedes Mal, wenn Sie ein Problem haben, wenden Sie diesen Halbsatz an und suchen gedanklich nach dem bestmöglichen Ausgang aus der Misere. »Wäre es nicht schön, wenn . . .« ist eine Zauberformel, die Ihnen helfen wird, Ihren Geist darauf zu trainieren, Lösungsmöglichkeiten zu finden. Sie wird Ihre momentane Stimmung sofort heben, und wer eine optimistische Vision hat, wird Probleme besser meistern. Das ist eine wissenschaftlich bewiesene Tatsache.

Es ist nicht so, dass man ein positives Lebensgefühl hat oder eben nicht. Man kann es kreieren, wenn man ein bisschen achtsam ist und weiß, wie’s geht. Gerade wir Deutschen haben da noch viel Spielraum nach oben! Wir sind per se nicht unbedingt die größten Frohnaturen vor dem Herrn, aber nichts ist unmöglich, und wir können uns ja auch mal etwas abgucken von anderen Mentalitäten.

Der Spanier zum Beispiel nennt sich ab Rentenbeginn el ­Jubilado, zu deutsch der Jubilierende. Es gibt mittlerweile viele teutonische Senioren, die sich davon inspirieren lassen und ihren Lebensabend in Torremolinos oder auf Mallorca verbringen, Sangria trinken und »Polonesas Blancanesas« tanzen. Sich an den Spaniern zu orientieren ist eine gute Idee, denn die haben die höchste durchschnittliche Lebenserwartung Europas.

Wäre es nicht schön, wenn auch Sie tagtäglich ein bisschen vorankämen in Richtung Ihres persönlichen Wunschtraumes? Dann programmieren Sie dieses Traumziel jetzt in Ihr inneres Navi ein. Es könnte ungefähr so klingen:

OCEANVIEW VILLA am SONNENWEG, ECKE LACHER­STRASSE, in GLÜCKSHAUSEN AN DER JUCHEI

Gehen Sie niemals unbedacht, schlecht gelaunt und ohne Navi oder ohne nach dem Weg zu fragen einfach nur im Auto­pilot durchs Leben. Sonst landen Sie womöglich aus Versehen im

JAMMERBUNKER, SCHWARZMALERGASSE, ECKE NÖRGEL­WEG, in TRÜBSAL AN DER WINSEL

Sie haben es in der Hand. Sie müssen nur lernen:

die Karte zu lesen

die Weichen zu stellen

das Steuer in die Hand zu nehmen

auf Kurs zu bleiben und

bewusst und achtsam zu lenken.

Das wird die Fehlerquote beträchtlich senken.

Der Wagen

Es gibt eine Tarotkarte, die genau beschreibt, wovon ich in diesem Buch oft rede. Diese Karte heißt »Der Wagen« (»The Chariot« im Wait Tarot). Darauf ist ein Kutscher zu sehen, dessen Gefährt von einer weißen und einer schwarzen Sphinx gezogen wird. Die schwarze steht für schlechte Gewohnheiten und rein instinktive Reaktionen. Die weiße verkörpert gute Vorsätze, bewusste Ziele und hohe Ideale.

Übertragen heißt das: Es gibt Leute, die ihre Tage mit Beschäftigungen füllen, die sie selbst und andere glücklich machen und weiterbringen – hin zu ihren wahren Zielen und zu einem Leben in Harmonie. Andere Menschen hingegen versumpfen, wenn sie Zeit haben, weil sie nix mit sich anfangen können oder weil ihnen keiner beigebracht hat, wie man den Weg findet, der einen zum persönlichen Wunschtraum und zu seinem höchsten Potential führt.

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