"Ich hau´ des scheiß Ding gleich um den Baum" - Chris Keul - E-Book

"Ich hau´ des scheiß Ding gleich um den Baum" E-Book

Chris Keul

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Beschreibung

Als Schäfter bin ich von meiner Fähigkeit als Schütze abhängig, um meinen Job korrekt zu machen. Es nützt die beste Schaftbettung nichts, wenn ich nicht verifizieren kann, ob sie so gut ist, wie ich glaube, dass sie es ist. Auch muss ich an meinen Schussbildern erkennen, was ich an der Waffe zu verändern habe, weshalb diese so präzise wie nur möglich sein müssen. Wir sind aber alle Menschen und weit weg von perfekt und somit der Hauptfeind der Präzision. Unsere Reflexe sind mies, unser Hirn ein langsamer Idiot und unsere Sinne spielen uns jede Menge Streiche. Wir müssen also unsere Fehlerquellen kennen und Wege finden, sie weitgehend zu eliminieren, oder zu umgehen, damit sie der Präzision der Waffe nicht im Weg stehen. Genau um diese Fusion zwischen Mensch und Waffe, geht es hier in der Hauptsache. Aber auch um Physik, Technik und Wissenswertes rund um die Waffe. Keine Tabellen und Schemata, die gerade mal ein Physiker, oder Ballistiker versteht, sondern nur das, was für euch wichtig ist um die Systematik des Schießens in der Praxis zu verstehen. Aber eben nicht nur ein "Wie", sondern ein detailliertes "Warum" ihr es so machen solltet.

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Inhalt

Vorwort

Interne Ballistik

Externe Ballistik

GEE

BC

G1/G7

E/V

Drall

Zielballistik

Coriolis Effekt

Chronograph

Ballistikrechner

Optik

Parallaxe

Ebenen

Kauf und Test

Montagen

Einschießen Optik

Auflagen

Voreinrichten Optik

Einschießen 100m

Mucken

Systematik des Schießens

Kontaktstellen

Aktives Schießen

Atmung

Sehen/Reaktion

Konzentration

Abzugsdisziplin

Schußverfolgung

Fazit

Umsetzung

Frei

Angestrichen

Pirschstock

Sitzend

Ansitzleiter

Kanzel

Liegend

Stativ

Waffen

Schaft

Bettung

Material

Form

Lauf

System

Abzugseinheit

Schalldämpfer

Mündungsbremse

Bipod

Reinigen

Nachtsicht

Entfernungsmesser

Gebrauchte

Disclaimer

Die Kapitel bauen aufeinander auf, wenn ihr hin und her springt, seid ihr selber Schuld wenn ihr nix kapiert.

Herzlich Danke sagen tu ich,

meinem jagdlichen Mentor und einmaligen Lehrer, Regierungsrat Heinrich Floss.

am Buttinger Willi für seine vielen jagdlichen Donnerwetter und sein großes Herz.

für so ziemlich alles, der Ingrid, der besten Frau an meiner Seite.

meiner Ex und besten Freundin, der Dani, die mich immer unglaublich unterstützt.

jedem, der mich mit Fragen bombardiert hat, dass ich daraus lernen konnte.

für den Titel des Buches, meinem Bezirkshundereferenten.

und für das Technische, allen meinen Lehrern, denen ich in den letzten 35 Jahren über die Schulter schauen durfte.

Dank auch an dich, wenn du das Buch gekauft hast, und hilfst, dass ich stinkreich werde.

Vorwort

Im Laufe der Jahre als Schäfter und Schütze sind mir unzählige Tipps, Tricks und Bibelsprüche unterbreitet worden, im Umgang mit Waffen und allem drum herum.

Das meiste kompletter Bullshit mit Voodoozauber und Feenstaub. Manche zum Überlegen, einige richtig und brauchbar. Doch auf Nachfrage, warum man das so machen sollte, kam meistens: “Weil man es halt so macht”. Selbst bei den brauchbaren Sachen, kommen blödsinnige Erklärungen. Man hat also was gehört, von jemanden der was gehört hat, der von jemand was gehört hat der angeblich was davon versteht. Warum kann man es nicht erklären? Weil man nichts davon verstanden hat. Is ja auch egal, Hauptsache man macht es so.

Find ich nicht, denn nur wenn ich verstehe was ich tue, sind mir die Toleranzen klar, in denen ich mich bewegen kann, um es, unter allen Umständen, richtig zu machen, es sogar zu verfeinern und auf neue Gegebenheiten anzupassen, oder man erkennt, dass es Mist ist und lässt es gleich bleiben. Deshalb gibt es hier nicht nur, wie es gemacht wird, sondern auch längere Erklärungen und Analogien, um es logisch verständlich zu machen, warum ich es so mache, wie ich es mache.

Als Schäfter bin ich von meiner Fähigkeit als Schütze abhängig, um meinen Job korrekt zu machen. Es nützt die beste Bettung nichts, wenn ich nicht verifizieren kann, ob sie so gut ist, wie ich glaube, dass sie es ist. Auch basiert meine Fehleranalyse zu 80% auf dem Schussbild der Waffe, die ich tunen soll. Und mit Verlaub, gebe ich keinen Rattenarsch auf ein Schussbild, das ein Kunde abliefert. Was weiß ich, was der grade geraucht hat, oder er stinksauer zum Schießstand gefahren ist, weil ihm was über die Leber gelaufen ist. Es zeigt mir maximal eine Tendenz.

Eine korrekte Schussabgabe ist also essenziell für meine Arbeit. Trotzdem bin ich nicht mal annähernd unfehlbar und muss, meine Hybris, oft genug mit einer dicken Kröte runterschlucken. Aber auch ein falsch abgegebener Schuss, muss erkannt und aus der Wertung genommen werden.

Wir sind Menschen und damit weit weg von perfekt. Unsere Reflexe sind mies, unser Hirn ein langsamer Idiot und unsere Sinne spielen uns jede Menge Streiche. Deshalb benutzt die Wissenschaft auch Geräte und Maschinen um zu messen und verlässt sich nicht auf die Meinung von einem, der sich gerade den Kaffee über die Hose geschüttet hat, oder mit dem falschen Fuß aufgestanden ist. Wir müssen also unsere Fehlerquellen kennen und Mittel finden, sie weitgehend zu eliminieren, oder zu umgehen.

Genau um diese Fusion zwischen Mensch und Waffe, geht es hier in der Hauptsache. Aber auch um Physik, Technik und Wissenswertes rund um die Waffe. Keine Tabellen und Schemata, die gerade mal ein Physiker, oder Ballistiker versteht, sondern nur das, was für euch wichtig ist um die Systematik des Schießens in der Praxis zu verstehen. Aber eben nicht nur ein „wie“, sondern ein detailliertes „warum“ ihr es so machen solltet.

Nachdem ihr euch jetzt brav durch mein Startgeseier durchgequält habt, wünsch ich euch viel Spaß beim Rest. Anfangen werden wir mit den Grundlagen, damit ihr versteht, was eine Waffe überhaupt tut und warum, und ihre Fehlerquellen. Bleibt bitte hier dabei, sonst fallt ihr in die Kategorie der Menschen, die was gehört haben.

Interne Ballistik

Alles, was in der Waffe passiert, vom Betätigen des Abzugs, bis das Geschoß den Lauf verlässt.

Vorab: Wenn ihr meint, ihr verreißt den Schuss, nach dem abziehen.

Hier ein paar Zahlen.

Auslösen des Schusses, bis der Zündstift das Zündhütchen trifft.. ca. 0,003 Sekunden

Zündzeit vom Anschlagen des Zündhütchens, bis das Geschoß die Hülse verlässt.. ca. 0,002 Sekunden

Zeit, die das Geschoß im Lauf verbringt.. im Schnitt 0,005 Sekunden.

Macht also rund 0,01 Sekunden. Meint ihr, ihr seid sooo schnell?

Zum Vergleich: Die Waffe bewegt sich, laut Trägheitsgesetz der Masse, bei entsprechendem Gewichtsverhältnis zum abgegebenen Kaliber (für ne .308 sind das ca. 3kg), ca. 0,05 Sekunden nach Schussabgabe.

Der Mensch hat, wenn es gut geht, eine Reaktionszeit von 0,3 Sekunden. Selbst wenn der Schuss euch schreckt und man euch hinterher von der Schießstanddecke kratzen muss. Mit dem Schuss, hattet ihr schon lang nichts mehr zu tun. Die Fehlerquelle Mensch, greift vorher ein.

Interessant ist die Zahl, wann sich die Waffe bewegt, im Vergleich, wann das Geschoß aus der Waffe raus ist. Nach diesen Werten kann die Waffe, ohne festgehalten zu werden, schießen und auch treffen.

Hör’ ich jetzt schon, “Buh, was für ein Quatsch, geht doch gar nicht”. Diesen Marktschreiern empfehle ich, sich mal ein paar Videos von Benchrest Wettbewerben anzusehen. Die machen genau das. Die sitzen nicht mal hinter der Waffe, sondern hinter ihrem Spektiv, um den Treffer zu verfolgen. Einzig der Abzugsfinger berührt den Abzug, der superleicht eingestellt ist. Sonst kein Kontakt zur Waffe.

Zugegeben, wenn ihr das nicht mit einer Benchrestwaffe macht, sondern mit eurer 3,5 Kilo Kanone, fällt die vom Tisch.... aber nachdem sie getroffen hat. Meine 7,5 Kilo, 6,5 Creedmoor, mit Schalldämpfer, auf dem Sandsack, schiebe ich grad mal 5cm vor, um sie wieder da zu haben, wo sie war.

Aber ich muss einfügen, dass ultraleichte Carbonschleudern sich früher bewegen und es kritisch werden kann. Auch mit KK Gewehren funktioniert das nicht, da das Geschoß so langsam ist. Deshalb, sind die KK’s, bei Long Range- und Scharfschützen als Trainingswaffen so beliebt, da sie noch weniger Fehler verzeihen.

Was läuft also schief, wenn das Alteisen auch ohne unser Zutun, nicht den nötigen Streukreis hält? Ohne Berücksichtigung von Fehlern, bei Optik, oder anderen externen Anbauten.

System ist unzureichend gebettet und kann sich im Schaft bewegen, oder verspannt sich.

Die Laufrotation ist unsymmetrisch. Kann am falschen Geschoß für die Dralllänge liegen. Gewicht, Länge, Form und Ladung, haben Auswirkungen auf das Rotations- und Vibrationsverhalten des Laufs. Manche Waffen fressen nur ein oder zwei Geschosse, beim Rest führt sich das Alteisen dann auf wie Prinzessin auf Erbse.

Lauf liegt irgendwo an und kann nicht homogen arbeiten.

Übergangskegel nicht passend zur COL (Patronenlänge über Alles), wenn das Geschoß in der Patrone die Züge berührt. Als Folge, gibt es einen zu hohen Druckanstieg, der, im schlimmsten Fall, zu Lauf- oder Patronenlagersprengung führt. Hier herrschen dann 3000 Grad und über 4500bar Druck. Nicht gerade Wohlfühlwerte, besonders wenn das Zeug einen anderen Weg raus nimmt, und nicht das Laufende. Betroffen ist hier meist nur wiedergeladene Muni von Superschlauen, die was von wem gehört haben. Serienmunition unterliegt strengen, weltweiten Toleranzwerten. Ohne die zu erfüllen, keine CIP.

Zwänge im Lauf. Gerade, wenn zusätzlich Absehen oder Riemenbügel auf den Lauf gelötet wurden, kann dieser so heiß geworden sein, um Innen eine Engstelle (Zwang) zu produzieren.

Durch die muss sich das Geschoß zwängen, was einen nicht symmetrischen Druckanstieg zur Folge hat. Wieder wird der Lauf aus seiner homogenen Bewegung geworfen. Da hilft Nachschneiden des Laufes, was unproblematisch ist.

Ablagerung von Tombak und Verbrennungsrückständen im Lauf, mangels Pflege. Darauf gehe ich im Kapitel “Reinigen” noch näher ein.

Bis auf Muni probieren und putzen, bastelt nicht am Innenleben eurer Waffe herum. Dafür sind Spezialisten da. Meist wird es teurer, oder gefährlicher wenn ihr eure Pranken dran hattet.

Und wie versprochen, keine Tabellen und Superspezialisten Kram. Sag ja, so schlimm wird es nicht. Nur das was ihr wissen solltet. Ihr seid durch, durch die Innenballistik.

In Sachen externer Ballistik seid ihr mehr gefordert, weil es euch auch mehr angeht.

GEE Die günstigste Einschussentfernung

Für Sport- und Militärschützen sind das böhmische Dörfer, die halten jagdliche Schützen für unpräzise, faule Schweine. Wenn Sportschützen die Zielentfernung ändern, drehen sie am Verstellturm und nicht Daumen mal Pi. Warum? Weil sie Zeit haben und ihre Scheiben nicht lustig über die Wiese hüpfen, plötzlich auftauchen, oder sich drehen. In jagdlicher Situation sieht das anders aus. Bis wir die korrekte Entfernung ermittelt haben, unsere Ballistik errechnen, am Türmchen drehen, um die neue Treffpunktlage einzustellen, was wir, dem Jagdfieber geschuldet, dreimal machen müssen und uns dann wieder unserem Ziel zuwenden, ist es verschwunden und an Altersschwäche gestorben. Außerdem, müssten wir öfters am Schießstand aufschlagen und diese Prozeduren zu trainieren, dass sie, fast blind, in die Dämmerung hinein funktionieren. Aber allein der Gedanke an den Schiesstand, ist für viele Jäger, wie der Gang zum Zahnarzt. Nur ungerne und ned oft. Die meisten haben ja schon ein Problem, wenn sie nach nem halben Jahr die Kanone wieder in die Hand nehmen, zu wissen wofür der Parallaxeausgleich nochmal da war und wundern sich, warum alles so unscharf ist (An dieser Stelle, nochmals vielen Dank an meinen Bezirkshundereferenten, für den Titel). Mit viel Glück, stellen sie dann die Schärfe vom Glasl damit ein, dann passt beim guten ZF die Parallaxe wenigstens halbwegs wieder.

Unsere Leidenschaft ist halt die Jagd und nicht der Schießsport. Mit unseren mageren 10 Schuss pro Jahr, ist die Waffe halt leider nur ein wenig beachteter Teil unserer Ausrüstung.

Um trotzdem, ohne technische Spielereien zu einem passablen Ergebnis zu kommen, richten wir einen Mittelwert ein, der den tödlichen Bereich unseres Ziels auf eine breite Distanz abdeckt. Die GEE. Bei unserem heimischen Wild misst dieser Bereich ca. 8cm. Wir teilen das auf, in 4cm höher und 4cm tiefer als unser Zentrum. Das Gewehr wird demnach so eingeschossen, dass das Geschoß, bei mittlerer Jagddistanz (100 Meter) und anhalten auf Zentrum, 4cm über Zentrum einschlägt. Danach sollte es wieder fallen, bis auf Zentrum (angegebener GEE Wert) und weiter bis 4cm tief. Dort erreichen wir das Ende unserer jagdlichen Distanz. Damit nutzen wir die volle ballistische Reichweite unseres Kalibers, innerhalb des “Point Blanc” (4hoch - 4 tief), ohne weitere Korrekturen vornehmen zu müssen. So können wir uns ganz auf unser Ziel und dessen Verhalten konzentrieren. Doch ned so blöde, die Jäger.

Leider haut es aber doch nicht so ganz hin.

1. Manche schnelleren Kaliber, wie 220 Swift, 204 Ruger 22-250 und viele mehr, übersteigen die 4 hoch Grenze, auf ihrem weiteren Weg, um bis zu 2cm. Wenn ihr trotzdem,