Ich, männlich, ein WW - Hans Beutler - E-Book

Ich, männlich, ein WW E-Book

Hans Beutler

0,0

Beschreibung

Ein Tatsachen- und Erlebnisbericht als männliches Mitglied bei den "WeightWatchers "im Jahr 2003. Ich, männlich, ein WW. Jede und jeder Übergewichtige muss für sich allein entscheiden, welcher Weg und welche Vorgehensweise zur Reduktion des eigenen Körpergewichtes ideal sind. Unterstützend und begleitend ist die Mitgliedschaft bei den "WeightWatchers" ein kleines Puzzleteil auf dem Weg eines erfolgreichen Gewichtsverlustes.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 135

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Der jahrelange Leidensweg

Die Waage

Die Partnerschaft

Der Badespaß

Das Einkaufen

Die Sexualität

Die Einsicht

Ein Jahr zum Erfolg

Das erste Gruppentreffen

Die gesunde Ernährung

Die „Points Plus“ Methode

Die ersten Wochen

Die Versuchungen

Abendessen bei Freunden

Sommernachts-Grillparty

Geschäftsessen

Süßigkeiten

Weihnachten und Ostern

Gibt es Auswege?

Bewegung und Sport

Unterstützung in der Gruppe

Motivation – Positives Denken

Entspannen und sich verwöhnen

Kleine und große Erfolge

Zwischenerfolge als Motivationsspritzen

Die dreimonatige Durststrecke

Das Ziel ist in greifbarer Nähe

Das Zielgewicht ist erreicht

Schlussbemerkungen

Vorwort

Übergewicht ist in unserer Wohlstandsgesellschaft in praktisch allen industrialisierten und wirtschaftlich hochentwickelten Ländern weltweit ein andauerndes und weit verbreitetes Problem. Stress auf der Arbeit, berufliche Anforderungen, Herausforderungen und Leistungsdruck, gesellschaftliche Vereinsamung, soziale Langeweile, individuelle Bequemlichkeit, werbewirksame und konkurrenzgesteuerte Verlockungen der Großkonzerne, hoch automatisierte, leistungsgetrimmte und unter wettbewerbsdruckstehende Lebensmittelproduktionen, partnerschaftliche Beziehungsprobleme, persönliche Überforderungen und auf Verlust gesteuerte Eigenverantwortung gegenüber seinem Körper führen allesamt in äußerst ungesunde und gesundheitsschädliche Essensgewohnheiten. Fast Food, Convenience Food und Billigprodukte verändern unsere Essensverhaltensweisen und unsere Essenskulturen. Schnell und günstig den Magen füllen. Genuss und Freude am Essen sind in vielen Fällen zweitrangig. Die Qualität der Nahrungsmittel und die Nachhaltigkeit der Lebensmittelproduktion werden oft nicht hinterfragt. Übergewicht, Fettleibigkeit, Bewegungsmangel führen in vielen Fällen zu massiven Herz- und Kreislaufbeschwerden und zu Verschleiß und Abnützung hoch belasteter Gelenke wie Knie und Hüfte und dies nicht erst im hohen, fortgeschrittenen Alter. Die stetig steigenden Gesundheitskosten sind kaum mehr in Griff zu kriegen.

Die Problematik ist grundsätzlich allgemein bekannt und wird entsprechend unablässig und Doktrin mäßig über unzählige Kanäle der Menschheit vor Augen geführt. Engagierte Gesundheitspolitiker, viel belesene Ernährungs- und Naturwissenschaftler, globale Lebensmittelkonzerne, erfolgsverwöhnte Pharmaindustrie, serbelnde Krankenkassen, hoch qualifizierte Professoren im Gesundheitswesen und sogar sogenannte, zum Teil selbst ernannte Geist- und Naturheiler sind praktisch allzeit bestrebt die Menschheit gesünder zu ernähren und somit die überbordenden Folgekosten der enormen Übergewichtigkeit einzudämmen. Erfolge sind allerdings nur beschränkt sichtbar und von Dauer. Globalisierung, Wettbewerb und unerbittlicher Kostendruck stehen im Gegensatz zu den unzähligen Bemühungen zur Verbesserung der individuellen Lebensqualität jedes einzelnen Menschen. Kostengünstige Lebensmittel haben ihren Preis. Nachhaltigkeit und Gesundheitsbewusstsein sind nur allzu oft zweitrangig.

Mein Tatsachen- und Erlebnisbericht als männliches Mitglied bei den „WeightWatchers“ im Jahr 2003 ist grundsätzlich kein Allerheil- und Wundermittel zum Abnehmen. Schlussendlich muss jeder und jede Betroffene für sich allein entscheiden welcher Weg und welche Vorgehensweise zur Reduktion des eigenen Körpergewichtes ideal sind. Unterstützend und begleitend ist die Mitgliedschaft bei den „WeightWatchers“ ein kleines Puzzleteil auf dem Weg eines erfolgreichen Gewichtsverlustes. Andere Methoden oder Institutionen führen grundsätzlich auch zum erhofften Erfolg, zur Gewichtsabnahme.

Für mich persönlich muss eine übergewichtige Person, welche ihr Gewicht erfolgreich reduzieren will, im Kopf bereit sein, um erreichbare und langfristige Ziele zu setzen, Veränderungen zu akzeptieren, Rückschläge zu verkraften, Zwischenerfolge zu realisieren und diese entsprechend zu wertschätzen und zu belohnen und insbesondere positiv zu denken. Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass weniger mehr ist. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung wird auch das jeweilige zur Verfügung stehende Haushaltungsbudget nicht wesentlich mehr belasten. Zeit und Genuss sind schon seit jeher das A und O einer gesunden und ausgewogenen Mahlzeit. Genießen und sich gesund ernähren ist grundsätzlich nicht widersprüchlich und schließt sich gegenseitig nicht aus. Genuss kann auch in kleinen Mengen zelebriert werden. Eine über dem offenen Feuer gegrillte Cervelat mit einem leckeren Salat, anstatt zwei Bratwürste mit viel Mayonnaise und Pommes Frites mit Ketchup, schmecken hervorragend. Ein Gläschen Rotwein und einen halben Liter Wasser aus dem Hahn, anstatt drei Flaschen Bier, löschen die trockene und durstige Kehle ebenso gut. Wie schon erwähnt, alles eine Frage der Menge. Einschränkungen der zur Verfügung stehenden Lebensmittel oder sogar ganzheitlicher Verzicht auf gewisse Sattmacher sind für unser leibliches Wohlbefinden ebenso am falschen Platz. Wer verzichtet schon gerne auf eine kleine Süßigkeit oder auf eine herrlich schmeckende südländische Pizza vom Pizzaiolo nebenan?

Ich unterstütze auf keinen Fall den weit verbreiteten Schlankheitswahn, der uns immer und immer wieder in unzähligen Lebensbereichen vorgegaukelt wird. Sei es auf den weltweiten und hochgejubelten Laufstegen der Modewelt mit knochigen Models, in verschiedenen leistungsorientierten Sportarten, wie dem Kunstturnen, dem Ballett, dem Radrennfahren, um nur einige wenige zu nennen oder in all den buntbedruckten Illustrierten und Zeitschriften dieser Welt. Jeder Mensch ist als Individuum zu betrachten. Ob klein oder groß, schlank oder etwas mollig, reich oder arm, stumpfe oder spitze Nase, kleine oder vergrößerte Brüste, den idealen Menschenkörper gibt es nicht. Jeder und jede Einzelne muss seinen Körper akzeptieren, muss sich in seiner Haut wohlfühlen, unabhängig der vielen unzähligen Fachexperten und -expertinnen oder all den Besserwissenden. Wir müssen die Verantwortung für unseren Körper tief in uns selbst suchen und finden. Sind wir unzufrieden oder verzweifelt, müssen wir entsprechende Veränderungen der Verhaltensweisen und Essgewohnheiten mit tiefster Entschlossenheit bei uns selbst anstoßen. Ausreden und Ausflüchte führen in den meisten Fällen nicht zum Ziel.

Der jahrelange Leidensweg

Es gab Zeiten, während denen ich meinen voll gefressenen und fetten Körper nicht ausstehen konnte. Ich sehe diese enormen Fettpolster im Spiegel, der Bauchspeck schwabbelt hin und her und auf und nieder. Als anschauliches Beispiel könnte man meine Bauchgegend mit einem Rettungsring auf einem Schiff vergleichen, welcher bei stürmischer See vom luftigen Wind hin und her geschaukelt wird. Auch meine prallen Oberschenkel und mein doch ziemlich aufgedunsenes Gesicht sind nicht wirklich schön und ästhetisch anzusehen. Unzählige Male hatte ich schmerzhafte Hautentzündungen in den Kniekehlen, den Achselhöhlen, zwischen den Oberschenkeln, die sich, besonders an heißen Tagen im Sommer, durch das Aufeinander reiben der Fettmassen ergeben hatten. Bin ich das wirklich? Ist dieser Gegenüber tatsächlich mein eigenes Spiegelbild? Wie konnte ich es nur so weit kommen lassen? Wie lange soll dieser Zustand dauern? Wann ist die Schwelle für gesundheitliche Probleme, wie Herz- und Kreislaufbeschwerden, erreicht?

Moment einmal, wenn ich die Luft anhalte und mich mit aller Kraft nach der Decke strecke, sieht dieser Mensch im Spiegel ja gar nicht so schlecht aus. Zugegeben, so ein richtiger Waschbrettbauch eines Zwanzigjährigen sieht ganz anders aus. Durchtrainiert, sportlich, kein Gramm Fett zu viel und der Bauch kriegt sogar genügend Sauerstoff. Die Atemluft muss nicht minutenlang angehalten werden. Aber was soll’s! Mit meinen über vierzig Lenzen kann man mich doch nicht mit einem Jüngling vergleichen. Na ja, das hört sich schon wieder wie eine Ausrede an. Will oder kann ich der brutalen Wahrheit nicht ins Auge schauen? Wie lange noch will ich mich selbst täuschen?

Ein jahrelanger, mühsamer Kampf gegen mein Übergewicht, gegen die Waage und gegen mich selbst. Gleichgültigkeit, Selbstzweifel, Minderwertigkeitskomplexe, Traurigkeit, Einsamkeit und immer wieder diese verdammten Fressattacken. Die Negativspirale dreht sich unaufhörlich. Auf kleine Erfolge holen mich riesige Enttäuschungen sogleich wieder auf brutalste Weise ein. Mein Körpergewicht kennt nur eine Richtung, nach oben. Machtlosigkeit und Verzweiflung bestimmen praktisch täglich mein Leben.

Die Waage

Schon unzählige Male habe ich mir vorgenommen meine Fressanfälle in den Griff zu bekommen und die ungesunden Mahlzeiten zu reduzieren, mein Gewicht zu senken und es vor allem auf einem vernünftigen Niveau zu halten. Ich habe schon unzählige Male zur Methode „FdH“ – Friss die Hälfte - gegriffen, habe Trennkost bis zum geht nicht mehr genossen, Gemüsekuren und Obstdiäten hinter mich gebracht, Kohlsuppen-Diät und Nulldiät, andere, unzählige Mittel zum Abnehmen ausprobiert und sogar Abführmittel nach den Mahlzeiten habe ich nicht ausgelassen. Jedes Mal konnte ich ein paar Tage durchhalten. Ich habe jeweils ein, zwei oder manchmal sogar drei Kilogramme weniger an Gewicht auf die Waage gebracht. Doch dann bin ich wieder in den alten Trott zurückgefallen. Nach Hungerattacken alles Mögliche in mich reingestopft. Mit der Zeit hatte ich die wahnwitzige und trügerische Meinung, dass ich, wenn ich nur wollte, mein Gewicht ja schon reduzieren könnte. Jeweils ein bis drei Kilogramme in nur ein paar Tagen abzunehmen, ist ja allemal sehr erfolgsversprechend. Da kann ich mit ruhigem Gewissen wieder meine zwei Buttergipfel zum Kaffee genießen. Ich kann ohne weiteres noch zwei Löffel mehr von der sämigen und feinen Rahmsauce über die Portion Pommes Frites schaufeln. Ich kann mir, im Fauteuil vor dem Fernsehapparat, eine halbe oder manchmal sogar eine ganze Tafel Schokolade und einen halben Sack salzige und kalorienreiche Kartoffelchips genüsslich über der Zunge vergehen lassen. Ich habe letzte Woche drei Kilogramme abgenommen. Nun muss ich auch nicht mehr jeden Tag auf die Waage stehen, damit es mir den Frust durch Mark und Bein schießt, wenn der Zeiger wieder einmal über der letzten Höchstmarke zu stehen kommt. Also, alles gut, alles in fettiger Butter und dies im wahrsten Sinne des Wortes.

Nach jeweils zirka zwei Wochen habe ich am Morgen beim Anziehen bemerkt, dass meine frisch gewaschenen und gebügelten Hosen irgendwie über den Oberschenkeln und beim Schließen auf Bundweite verdächtig spannen. Das können nur die frisch gewaschenen Hosen sein, schießt es mir sofort durch den Kopf. Die werden erst in ein paar Stunden richtig angenehm sitzen. Also hopp, ein paar Kniebeugen und meine Hosen fühlen sich gleich viel passender und wohler an. Aber Moment einmal, am nächsten Morgen verspüre ich beim Anziehen die gleiche Spannung über den Oberschenkeln und der Bauchpartie. Also ich muss schon sagen, heute sind die Hosen aber nicht frisch gewaschen und ich habe doch gestern Abend nach dem ausgiebigen Käseraclette nur zwei Reihen Schokolade und nur acht Schokoladenwaffeln von der Migros verdrückt.

Einverstanden, Hosen und sonstige Kleider runter vom Leibe und zurück ins Bad. Stimmt die Waage noch? Schnell von Hand auf achtzig Kilogramme drücken, warten wo sich der Zeiger bei null einpendelt, kleine Korrektur des Zeigers, damit er auch ja bei null zu stehen kommt, wenn notwendig zu Gunsten des Angeklagten. Dies soll heißen, dass der Zeiger, wenn immer möglich, lieber ein halbes Kilogramm unter der Null zu stehen kommt als darüber. Die Prozedur wiederholt sich noch etwa zwei oder drei Mal, bis ich wirklich sicher bin, dass ich das halbe Kilogramm zu meinen Gunsten ausnützen kann. Zum Glück ist meine analoge Personenwaage noch mit einem Zeiger ausgerüstet, damit die Nullstellung händisch eingestellt werden kann. Bei den digitalen Waagen wäre dies nicht mehr möglich und ich würde auch noch das halbe Kilogramm zu meinen Gunsten verlieren. Oder anders ausgedrückt, ich könnte mich nicht mehr selbst täuschen.

Ganz vorsichtig stütze ich mich nun auf dem Badewannenrand ab. Setze zuerst äußerst langsam den linken und dann den rechten Fuß auf die Waage. Selbstverständlich stütze ich mich immer noch mit beiden Händen auf dem Badewannenrand ab, damit der Zeiger ja nicht über die Höchstmarke fliegt und das Endresultat negativ beeinflusst wird. Nun bin ich mit beiden Beinen auf der Waage und der Zeiger der Waage pendelt sich zirka acht Kilogramme unter der letzten Marke von hundert und fünf Kilogrammen ein. Jetzt, noch langsamer und vorsichtiger die Hände von der Badewannenkante nehmen, zuerst die linke. Na ja, es fehlen noch drei Kilogramme bis zur Höchstmarke. Danach löse ich auch meine rechte Hand vom Badewannenrand und bleibe regungslos stehen. Der Zeiger pendelt sich effektiv sehr langsam ein, bis er wirklich stillsteht. Ich blicke gespannt auf den Zeiger. Wo hat er sich wohl eingependelt?

Das kann nicht wahr sein! Ganze fünf Kilogramme über der letzten Höchstmarke von hundert und fünf Kilogrammen. Nein, entfährt es mir! Ganze hundert und zehn Kilogramme zeigt dieses Monster von Waage an. Dieses, doch einfache Gerät, aber für einen Großteil der Menschheit trotzdem doch so wichtige Errungenschaft, funktioniert ganz sicher nicht mehr richtig. Schnell runter vom Gerät. Nullpunkt des Zeigers nochmals drei Mal kontrollieren. Stimmt eigentlich schon! Der Zeiger ist mir wohlgesinnt und steht immer noch zirka fünfhundert Gramme unter der Nullmarke. Dann bin ich eben zu schnell auf die Waage gestiegen und der Zeiger wurde dadurch aus dem Gleichgewicht gebracht. Das will heißen, er konnte sich nicht richtig auf mein Wunschgewicht einpendeln.

Ich werde mich also nochmals, unter gütiger Mithilfe des Badewannenrandes, mit beiden Händen abstützen, das Ritual des Besteigens der Waage über mich ergehen lassen und auf das Einpendeln des Zeigers warten. Oh Schreck, dieses blöde Gerät von Waage zeigt nochmals genau die fünf Kilogramme mehr als die letzte Höchstmarke an.

Das heißt also, dass ich in den letzten drei Wochen effektiv drei Kilogramme abgenommen habe und ebenfalls wieder fünf Kilogramme zugelegt habe. Oder einfach ausgedrückt: Ich habe während den letzten einundzwanzig Tagen zwei Kilogramme zugenommen und mein neues Körpergewicht liegt jetzt sage und schreibe bei ganzen hundert und zehn Kilogrammen.

Irgendwie kommt mir diese Erkenntnis immer wieder. Angefangen bei der ehemals, magischen Grenze von neunzig Kilogrammen, über die noch magischere Grenze von hundert Kilogrammen bis zur jetzt in diesem Augenblick überschrittenen, für absolut unmöglich gehaltenen Grenze von hundert und zehn Kilogrammen. Dazwischen liegen etliche Jahre voller Frust und immer neuer Zuversicht, voller Unverhältnismäßigkeit und trotzdem wiederkehrender Hoffnung, allgemeinem Unwohlsein, zermürbenden Hemmungen, schlechtem Gewissen, voller Mut- und Ratlosigkeit, voller bedrückender Unzufriedenheit, Selbstzweifel und Selbstmitleid. Kurz gesagt, ein ständiges auf und nieder, aber schlussendlich doch nur ein Auf in Bezug auf mein Gewicht. Ja, dieser allseits bekannte und gehasste JoJo-Effekt hat auch mein Gewicht auf erbärmlicher Weise in die Höhe getrieben, ohne dass ich dies jemals wirklich wahrhaben wollte. Jedes Mal ein bisschen mehr! Frust und Unzufriedenheit wurden immer ein wenig größer. Die Fressorgien und die Unverhältnismäßigkeiten immer unverschämter. Kilogramm um Kilogramm wurde mein Gewicht in die Höhe getrieben. Kleidergröße um Kleidergröße sind meine Hosen und Hemden gewachsen. Mein Wohlgefühl dagegen wurde jedes Mal noch auf brutalere Weise strapaziert, meine Gesundheit im Allgemeinen an den Rand des Ruins gebracht, mein Selbstwertgefühl sank zum Teil in endlose Tiefen.

Schlussendlich jedes Mal die gleichen Fragen: Wo wird dies enden? Bei hundert und zwanzig oder hundert und fünfzig Kilogrammen, oder bei noch mehr? Werde ich jemals so sein wie die abschreckenden Beispiele in Fernsehdokumentationen, welche zwischen einer Schokolade-Werbung und einer Bier-Werbung, dem Publikum unter die Nase gebunden werden. Werde ich meine Gesundheit ruinieren? Werde ich mich zu Tode fressen?

Die Partnerschaft

Während den Phasen der Unzufriedenheit, der Selbstzweifel und dem Selbstmitleid hat natürlich auch meine Familie und speziell meine Frau gelitten. Ich kenne meine Partnerin nun schon über zwanzig Jahre und wir sind im neunzehnten Jahr verheiratet. Heute ist es leider keine Selbstverständlichkeit mehr, dass ein Ehepaar, zwischen vierzig und fünfzig und mit immerhin drei Kindern, noch immer in erster Ehe steht. Daher darf ich, sichtlich nicht ohne ein wenig stolz zu sein, sagen, dass unsere Ehe eigentlich überdurchschnittlich gut verläuft. Natürlich gab und gibt es auch bei uns Höhen und Tiefen, welche wir gemeinsam erleben und meistern dürfen. Wir sind auch keinesfalls immer gleicher Meinung oder akzeptieren die Schwächen des anderen ohne ein leises Murren.

Meine Frau ist trotz der drei Schwangerschaften schlank geblieben. Sie muss auch ab und zu einige Anstrengungen unternehmen, damit sie ihr Idealgewicht halten kann. Anders als bei mir, arten aber kleinere Ausschweifungen und Unverhältnismäßigkeiten bei meiner Frau nicht ins Extreme aus. Einerseits ist sie körperlich aktiv, allein schon durch die drei Kinder und die sich daraus ergebenden Arbeiten im Haushalt oder bei ihrer Arbeit, andererseits hat sie auch eine viel größere Willenskraft als ich. Kann sich trotz großen Gelüsten und vorhandenen Versuchungen immer sehr gut zusammennehmen und dem teuflischen Zeugs widerstehen. Sie muss nicht immer alles aufessen. Resten sind auch noch am Abend oder am Folgetag genießbar. Wenn sie satt ist, bleibt ein Nein ein Nein und nur ausnahmsweise isst sie über den Hunger.

Im Zuge der Zeit hatten wir immer wieder Diskussionen bezogen auf mein Körpergewicht und vor allem in Bezug auf meine, nicht unbedingt normalen, Essensgewohnheiten. Wie oft habe ich doch schon eine so genannte Diät angefangen, um abzunehmen und mein Gewicht unter Kontrolle zu halten und meine Frau gebeten mich doch zu unterstützen.