Ich öffne mich dem Licht - Karin Heinrich - E-Book

Ich öffne mich dem Licht E-Book

Karin Heinrich

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Beschreibung

Die Autorin schreibt ihre Gedichte aus Stimmungen, Gefühlen und Beobachtungen heraus. Sie gibt alles aus ihrem Inneren mit Wärme und Menschlichkeit. Der Leser kann sofort eintauchen in ihre Gedankenwelt, ihre Erlebnisse nachempfinden und seine Seelenflügel öffnen, ohne lange zu rätseln, was die Dichterin gemeint haben könnte oder sagen will. Lesen, Verstehen und Genießen sind eins. 200 Gedichte sind nach elf verschiedenen Themenbereichen geordnet und präsentieren sich in verschiedenen Stilen und Formen, gereimt oder in freier Form.

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Seitenzahl: 89

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Inhalt

Naturgedichte

Frühling

Sommer

Herbst

Winter

Wolken, Wind und Wellenspiel - Impressionen vom Meer

Liebe, Sehnsucht, Liebesleid

Menschliches

Akrosticha – Januar bis Dezember

Weihnachten und Jahreswechsel

Standpunkte

Länder und Landschaften

Gedichte für verschiedene Anlässe, zum Beispiel:

Trauer, Geburt, Schulanfang, Volljährigkeit, Abitur, Studium, Doktorwürde, Begleittexte für Geschenkgutscheine, Geldgeschenk, Geburtstage, Einladung, Hochzeiten, Gästebegrüßung, Richtfest, Umzug ins neue Heim, Ruhestand …

Naturgedichte

Frühling

Märzwinter

Menschenleer der Park, verlassen.

Einsam liegt der kleine See.

Dunkle Wolkenfetzen lassen

Regen fallen, wo ich geh.

Auf den eisbelegten Wegen

findet niemand rechten Halt,

sammelt sich der Winterregen,

pladdert nieder, eisig kalt.

Alte Bäume stehn und schweigen,

starr und aufrecht, grau und kahl,

Perlenschnüre an den Zweigen,

Wassertropfen ohne Zahl.

Durchs Gesträuch die Nebel wallen,

diesig wabernd, trüb und dicht …

Winter harrt im Wohlgefallen,

bis er sich das Rückgrat bricht.

Mag er noch so kräftig klammern,

weichen muss die Finsternis.

Mag er noch so leidvoll jammern,

Frühlings Ankunft ist gewiss.

Frühlingserwachen

Nur frisch gewagt! Wer kommt mit mir,

den Frühling zu entdecken?

Die Augen auf, denn im Revier

blüht es an allen Ecken!

Das alte Laub im Buchenwald

ist fast nicht mehr zu sehen.

Ein dichter Teppich deckt es bald,

wo Buschwindröschen stehen.

Auch Schlüsselblume, Scharbockskraut,

die Leberblümchen, Veilchen –

voll Liebreiz innig angetraut

der Jahreszeit – ein Weilchen.

Sind auch die Nächte noch sehr kalt,

dass Raureiffröste weben,

im frühen Licht erwacht der Wald

mit Macht zu neuem Leben.

Ich zürn‘ dem Regenwetter nicht.

Es freuen sich die Wiesen.

Der Himmel hält, was er verspricht

und lässt die Wasser fließen.

Aufbruch

Du siehst, wie nach den Winterstarren

ein kleiner Halm die schwere Erde bricht

und hochdrängt, statt geduckt zu harren,

sich selbst vertrauend und dem Sonnenlicht.

So wage es zu deinen Zeiten

und starte durch zu einem Neubeginn!

Du findest sie, die dich begleiten

auf Wegen über alle Grenzen hin.

Der alte Baum

Der Baum ist so alt.

Der Baum ist so müde.

Der Baum ist so krank.

Der nächste Sturm

wird ihn brechen.

Aber heute ist heute.

Und er blüht

und blüht

und blüht.

Frühlingswind

Der Frühlingswind geht schwanger

mit vielerlei Gerüchen.

Er trägt drei leichte Kleider

mit weiten Faltenbrüchen.

Das eine lichtdurchflutet,

gewirkt aus Sonnenstrahlen,

die tausend goldne Kringel

auf das Gewebe malen.

Das zweite silberglänzend

vom Tau der Morgenstunden,

viel hundert Wassertröpfchen

sind zart hineingewunden.

Das dritte legt sich schmeichelnd

und warm auf meine Poren,

die sich gefällig weiten.

Ich fühl mich neugeboren.

Der Frühlingswind geht schwanger,

das Haar besteckt mit Samen,

die alle aufgehoben

aus einer Vorzeit kamen.

Die Böden sind bereitet,

die Schollen aufgebrochen …

Was mir der Frühling mitbringt,

dem Herzen ist’s versprochen.

Wenn die Frühlingswinde wehn

Gummihopse, Kreisel schlagen,

Ausfahrt mit dem Puppenwagen,

Fahrrad fahren, Stelzen laufen,

mit den besten Freunden raufen,

aus Schlammpampe Kuchen manschen,

in den Wasserlachen panschen,

hinter drallen Bällen jagen,

übern Bach drei Sprünge wagen,

Pferdchen reiten, Stöckchen stippen,

schaukeln, auf den Wippen wippen,

über Wiesenhänge rollen,

auf dem frischen Rasen tollen,

Murmeln tauschen, Reifen treiben,

abends länger draußen bleiben,

hinter Sträuchern, hinter Hecken

Suchen spielen, sich verstecken,

über Gartenzäune steigen,

andern einen Vogel zeigen,

Steinchen werfen, Pfeifchen schnitzen,

in der hohlen Weide sitzen,

Handstand machen, Purzelbäume,

bunte Seifenblasenschäume,

aus Papier den Flieger falten,

seiner Freundin Händchen halten,

Hüpfekästchen, acht – neun – zehn,

wenn die Frühlingswinde wehn.

Ene mene, manke muh –

kannst du selber nicht mehr springen,

schau den Kindern zu!

Werden und Beginnen

Wenn überall Natur im Werden

aus aufgesparten Samen bricht,

die sich, gebettet in den Erden,

nun öffnen auf dem Weg zum Licht;

wenn strahlend auf den Sonnenhängen

in Gold Adonisröschen blühn

und Veilchen sich in Kissen drängen,

gesäumt vom ersten satten Grün;

wenn in den aufgewachten Wiesen

verschwenderisch der Löwenzahn

und Gänseblümchen munter sprießen,

sich wendend nach der Sonne Bahn;

wenn Pollen durch die Lüfte schweben,

den Blütenbäumen leicht entflohn,

die Himmel sich nach oben heben

in lang ersehnter Dimension,

dann ist dies Werden und Beginnen

voll wunderbarer Energien.

So spür auch du, in dir tief drinnen,

den Aufbruch. Zag nicht! Wage ihn!

Morgengruß

Der Wecker ist nun abgestellt,

ich brauch nicht sein Geläute.

Es weckt mich ja die Vogelschar

mit voller Sangesfreude.

Sie jagen sich, sie streiten sich,

sie locken, pfeifen, schwatzen,

die Amseln, Meisen, Zeisige,

die Drosseln, Stare, Spatzen.

Twiet twiet, zip zip und zizida,

zilp zilp, dijeh dijü,

zwitt zwitt, wiet wiet und zerre zrrrr,

tschiep, tschiep und türili.

Der Regen

klatscht mir seinen

Jahrhundertdreck

gegen die Scheiben.

Er ist sauer.

Ich bin sauer.

Absurd das Sprichwort:

Sauer macht lustig.

Regenlied

Fallen feine Regenfäden

unaufhörlich durch die Nacht.

Was wir gestern sorglich säten,

wird mit Lebensquell bedacht.

Leise schlagen Millionen

Regentropfen auf die Welt,

aus den Wolken, wo sie wohnen,

wo sie niemand ewig hält.

Und in Windeseile binden

sie des Tages müden Staub,

den sie auf den Dächern finden,

auf den Wegen und dem Laub.

In den Lüften liegt ihr Singen,

Wispern, Flüstern, urbekannt,

bis sie in die Erde dringen,

einzig Wohltat für das Land.

Labend baden sich die Hügel,

Wald und Wiese, Feld und Stein.

Öffnet weit die Seelenflügel!

Saugt den Duft der Erde ein!

Naturgedichte

Sommer

Pflanzt die Blumen in die Erde

Ein Gedicht zum

Blumenschmuckwettbewerb der Stadt Bad Langensalza

Pflanzt die Blumen in die Erde,

hegt sie, pflegt sie, lasst sie blühn,

dass die Stadt noch schöner werde –

voller Farbenpracht im Grün.

An den Wegen, vor den Türen,

an den Fenstern, vor dem Haus

soll man sehen, soll man spüren:

Blumen sind ein Augenschmaus.

Wo sie ihre Kelche weiten

voller Anmut hin zum Licht,

zaubern sie zu allen Zeiten

uns ein Lächeln ins Gesicht.

Blumen sprechen ohne Worte,

doch wer sie im Herz vernimmt,

ganz egal an welchem Orte,

wird beschenkt und froh gestimmt.

Seelenbalsam, Wohlbehagen

durch das ganze Blumenjahr!

Später lässt sich kaum noch sagen,

welcher Tag der schönste war.

Euer Fleiß und reges Mühen

bringen viel mehr Lust als Last.

Freude weckt das reiche Blühen

für euch selbst und für den Gast.

Neben sattem, grünem Rasen

schafft ihr in der freien Zeit

all die duftenden Oasen

kunterbunter Freundlichkeit.

Ja, es lebt gewissermaßen

unsre kleine, alte Stadt

von den Gärten, Parks und Straßen

und den Bürgern, die sie hat.

Ein Wohlgeruch von Blütendüften

schwebt in den warmen Sommerlüften.

Es singt die Lerche überm Feld

und mir gehört die ganze Welt.

Heckenrose

Es steht, der Schlichtheit wohlgesinnt,

ein Heckenrosenstrauch.

Die Blütenblätter streift der Wind

vom Kelch mit zartem Hauch.

Doch neue Knospen sind bereit

an jedem Dornenreis,

zu blühn bis zur Vergänglichkeit

mit nimmermüdem Fleiß.

Von untenan bis obenhin

die rosarote Pracht!

Darin schwebt schon von Anbeginn

ein Duft - der sinnlich macht.

Ich such die schönste Rose aus

und steck sie mir ins Haar,

dann siehst du gleich, komm ich nach Haus,

wo ich gewesen war.

Ich streu dir Rosen auf den Weg,

sie liegen dir zu Füßen.

Beschwingt bricht meine Seele auf,

den Sommertag zu grüßen.

Kletterrose

Tief verwurzelt in der Erde

strebt sie auf an dem Spalier,

dass ein Rosenbogen werde

als des Gartens schönste Zier.

Fest gerahmt von grünem Kelche

jede Blüte – ein Gedicht.

Unvergleichlich! Aber welche

wüsst’ um ihre Schönheit nicht.

Tret ich ein durch diese Pforte,

werden alle Sinne wach,

braucht die Freude keine Worte

unter diesem Rosendach.

Stetes Werden – formvollendet!

Duftend, samtig, zart und dicht.

Blütenblätter hingewendet,

zugetan dem Sonnenlicht.

Sprühen tiefes Wohlbehagen

einen Sommer lang dahin,

hier, wo ich an vielen Tagen

einig mit mir selber bin.

Doch es kommt für sie die Stunde,

wo sie leergeschenkt vergehn,

lösend sich von ihrem Grunde

und im Windeshauch verwehn.

Vollmondnacht

Ich sitz‘ entspannt auf dem Balkon,

erlöst von Tageshitze.

Der Mond hängt wie ein Lampion

grad in des Baumes Spitze.

So lieblich duftet der Jasmin,

wie’s keiner nach ihm brächte,

erfüllt von seinen Energien

sind meine Sommernächte.

Ein Blütenkelch, mir wesensgleich,

gibt hin, was ihm gegeben.

Und ich, beschenkt, unendlich reich,

fühl meine Seele schweben.

In ihren Mantel hüllt die Nacht

das Lied der Nachtigallen,

mit voller Inbrunst dargebracht –

das schönste Lied von allen.

Es drängt die Zeit aus ihrer Spur.

Wohin nur will sie eilen?

Oh, bleib doch stehn, ein wenig nur!

Ich möchte noch verweilen.

Es war einmal …

Es war einmal ein schöner Baum,

den gibt’s nicht mehr, man glaubt es kaum.

Gefällt, zersägt in jedes Stück –

kein Leben kehrt in ihn zurück.

Gelichtet ist der Wegesrand,

wo er so viele Jahre stand.

Und dort, wo er im Grase liegt,

kein Zweig sich mehr im Winde wiegt.

Wer war es, der sein Leben stahl?

Wer war es, der den Tod befahl?

Zum Roden gab es keinen Grund,

denn er war wirklich kerngesund!

Ich bin voll Trauer, ganz und gar,

weil er so stark und prächtig war.

Trotz Hitze, Regen, Schnee und Sturm

hielt er sich aufrecht wie ein Turm.

Nun ist es aus, er ist dahin …

Kein Trostwort kommt mir in den Sinn.

Gebrochen ist sein großer Stolz –

geblieben nur noch totes Holz.

Holunder

Ganz majestätisch vor dem Haus,

da steht ein wahres Wunder

und sendet seine Düfte aus:

der blühende Holunder.

Sein reicher Schmuck in Creme-gelb-weiß

verbreitet Wohlbehagen.

Nach Sommertagen licht und heiß

wird er einst Früchte tragen.

Ich seh ihn schon mit schwerer Last

behangen an den Zweigen,

mit schwarzen Dolden, die sich fast

bis hin zur Erde neigen.

Die Früchte hol ich mir vom Strauch,

die Beeren zu vermosten.

Besuchst du mich, so kriegst du auch

ein Glas davon zu kosten.

Naturgedichte

Herbst

Der Kastanienbaum

Ein riesiger Kastanienbaum

steht stolz am Wegesrand,

ein wahrer Frühlingsblütentraum

in seinem Festgewand.

Bis in die Krone reich besteckt

mit Kerzen ohne Zahl!

Die Lichter leuchten, aufgeweckt

von einem Sonnenstrahl.

Das Blühen ist nicht ewiglich,

leis fällt der Blütenschnee.

Ein weißer Teppich breitet sich

mit einem Hauch Rosé.

Leicht sind die Blättchen weggeweht

und keins bleibt, wo es war.

Wenn sanft der Wind darüber geht,

steckt er sie sich ins Haar.

Der Sommer wärmt den alten Baum,

macht seine Früchte reif.

Der Herbst vollendet seinen Traum

vorm ersten Nebelstreif.

Kastanien fallen nun zuhauf,

so viele wie er hat.

Die grünen Schalen brechen auf.

Verwelkt sinkt Blatt um Blatt.

Jetzt zeigt der Baum sein Prachtgeäst,

steht winterhart und kahl

und träumt vom nächsten Frühlingsfest –

vielleicht viel hundertmal.

Herbst

An den Ästen, an den Zweigen,

hängen Früchte reif und schwer,

die sich bis zur Erde neigen.

Bald sind alle Bäume leer.

Bunte Blätter schweben nieder,

bis das allerletzte fällt.

Graue Nebel schleichen wieder

über Wiesen, Bach und Feld.

Aus den dunklen Wolkenhaufen

prasselt kühles Regennass,

lässt die Pfützen überlaufen

und das dicke Regenfass.