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Ich sag´s mal so ... Mit diesen Geschichten berührt die Autorin ihre Leser und regt zum Nachdenken an. Sie erzählt von alltäglichen Situationen, lässt in tiefe Abgründe blicken, überrascht mit magischen und mystisch zauberhaften Momenten.
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Seitenzahl: 110
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Im Jahre 1954 wurde sie in Schwäbisch Hall geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in Schwäbisch Gmünd. 1973 heiratete sie. 1981 zog die Familie ins Nördlinger Ries.
Bereits als Teenager schrieb sie Kurzgeschichten für ihre Freundinnen. Nach der Schulzeit wollte sie ihren größten Wunsch, Schriftstellerin zu werden, in die Tat umsetzen. Doch das Leben kam dazwischen. Erst Jahre später gelangte sie nach einigen Umwegen in eine Situation, die sie erkennen ließ, dass allein das Schreiben genau das war, was sie schon immer tun wollte. Und so wurde es zu einem wesentlichen Teil ihres Lebens.
Während ihrer jahrelangen beruflichen Tätigkeit als Einzelhandelskauffrau, Ausbilderin und Seminarleiterin durfte sie Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten kennenlernen und zwischenmenschliche Erfahrungen sammeln, die sich in ihren Romanen widerspiegeln.
Ihre Romane handeln von der Liebe, die stets geheimnisvoll und zuweilen sogar gefährlich sein kann, von Schicksalen, wie sie einem täglich begegnen und mystischen Ereignissen, die der Verstand mitunter nur schwer erklären kann. Es geht jedoch immer um Frauenschicksale. Starke, schwache, träumende, liebende und mit dem Schicksal hadernde Frauen.
Impressionen
Sonnenaufgang
Abendstimmung
Der Frühling lässt grüßen
Sommer
Der Herbst zieht ins Land
Winter am See
Himmelsflug
Kindheitserinnerungen
Die Pilzsammlerin
Kleine Ausreißer
Großmutters Reise ins Vergessen
Gerechter Tausch
Mystische Geschichten
Blinti
Der Baum
Das alte Haus
Ein magischer Augenblick
Die neue Welt
Gestern Morgen
Leise Töne
Der seltsame Fremde
Frau mit Geheimnis
Aufgedeckt
Weihnachtszeit
Von drauß vom Walde …
Weihnachten zu Hause
Eine Weihnachtsgeschichte
Meine Gedichte
Die Ewigkeit
Herzschmerz
Lass mich gehen
Fenster
Flügel der Fantasie
Für meine Mutter
Der erste Kuss
Und noch ein Kuss
Nebelschwaden kriechen über den Boden, heben sich langsam, zerreißen und schweben dahin wie Gespenster der Nacht, während sich die Sonne bereits am Horizont bemerkbar macht.
Immer wieder aufs Neue faszinierend, diese grellstrahlend gelbe Kugel aus einem Meer von Farben auftauchen zu sehen. Zu so früher Stunde zeigt sich ein breites Band von hellem Orange, das nach und nach in kräftige Rottöne übergeht. Die Palette reichte von lebhaftem Karmesinrot bis hin zu dunklem Aubergine. Momente magischen Lichts, die man am liebsten mit Pinsel und Farbe auf eine Leinwand bannen möchte.
Es scheint, als würde der Himmel brennen, damit Gott sich die Hände daran erwärmen kann.
Eine Amsel sitzt, ihr Morgenlied zwitschernd, auf der Spitze des über hundert Jahre alten Birnbaums, dessen knorrige, in ein weißes Blütengewand gekleideten Äste, sich in neu erwachter Lebenskraft gen Himmel recken. Oh, schau nur, da flieht ein Eichhörnchen auf seinen nackten Pfötchen über die Wiese zu den nahen Tannen. Verlockend der Gedanke, ebenfalls barfuß über das satte Grün des vom Tau benetzten Rasens zu schlendern und den Füßen ein Erlebnis der besonderen Art zu gönnen.
Wie verzaubert wirkt das filigran gesponnene Rad einer Spinne, das von nächtlichen Tautropfen benetzt im ersten Morgenlicht glitzert, als wäre es mit kleinen Saphiren, Smaragden und Brillanten besetzt.
Quirliges Plätschern lockt zum schmalen Bachlauf am Rande des Gartens und lädt zum Verweilen ein. Sanft dahinfließendes klares Wasser und das Säuseln der Blätter in den Baumwipfeln wirken beruhigend und gleichzeitig erquickend. Da! Eine blau-grün schimmernde Libelle fliegt pfeilschnell über dem Bächlein hin und her, bevor sie sich auf dem Blütenstängel einer Wasserlilie niederlässt. Ein zauberhafter Augenblick.
Noch fühlt sich die Luft wunderbar frisch und kühl an. Der Duft nach feuchtem Gras tanzt auf einer sanften Brise und umschmeichelt die Nase des Betrachters. Ein tiefer Atemzug füllt die Lungen mit unverbrauchtem Sauerstoff.
Die Zeit scheint still zu stehen, um dem Betrachter Raum zum Genießen zu schenken.
Kein noch so kleines Wölkchen unterbricht die unendliche Weite des wolkenfreien Himmels. Obwohl ein laues Lüftchen die Hitze des Tages auf wohltuende Weise vergessen lässt, ist es immer noch angenehm warm.
Das Leben pulsiert nur noch leise und doch ist es so präsent. Schmetterlinge flattern von Blüte zu Blüte und Vögel suchen sich ihren Weg hoch oben am Himmel oder sitzen an Dachgiebeln und zwitschern ihr Abendlied. Irgendwo zirpt eine Grille. Bienen und Hummeln summen, brummen und laben sich an mannigfaltigen Blütenstauden, angelockt von deren süßen Düften und der überwältigenden Farbenpracht.
Ja, die Luft ist erfüllt vom Duft des Sommers. Wortfetzen und fröhliches Kinderlachen lassen darauf schließen, dass die Nacht den Tag noch nicht vertrieben hat. Glockengeläut aus der Ferne – achtmal, zum Dank für ein gelungenes Tagwerk.
Im Westen, wo die Sonne langsam untergeht, taucht ein prächtiges Abendrot aus allen Facetten von Rottönen den Horizont in ein magisches Licht. Immer wieder, sowie die Sonne sinkt, blinkt ihr goldener Schein durch die Zweige der Bäume. Doch unaufhaltsam neigt sich der Tag vor den Schatten der Nacht.
Ab und zu noch das kurze Zwitschern eines Vogels wie das Aufbegehren gegen die zunehmende Dunkelheit oder einen Gefährten, der ihm seinen Platz streitig machen will. Bienen und Hummeln schweigen und auch die Schmetterlinge haben sich einen Platz für die Nacht gesucht. Kein Kinderlachen durchbricht die Stille. Allein das Zirpen der Grillen und das sanfte Rascheln der Blätter bleibt, als im Westen der Abendstern blinkt und sich im Osten die Sichel des Mondes zeigt.
Leise, seltsam angenehme Töne wecken mich aus noch leichtem Schlummer. Vogelstimmen! Mein Herz öffnet sich vor Freude über das Erkennen. Endlich! Spontan werfe ich die Decke zurück und erhebe mich. So früh am Morgen ist es noch kühl. Mich fröstelt. Ich ziehe die Wolldecke vom Sessel und hülle mich darin ein, bevor ich das Fenster öffne und das erste Vogelkonzert genieße.
Es dämmert bereits, die Nächte werden kürzer und die Tage früher hell. Während ich den Duft des mit Tau bedeckten Grases tief einatme, entdecke ich die ersten gelb blühenden Winterlinge und Knospen an meiner Kornelkirsche. Frühling kommt mit großen Schritten. Über Nacht scheint die Welt noch schöner geworden und ich denke, noch wenige Tage und der Himmel wird scheinbar weiter sein und die Sonne wird heller strahlen.
***
Und dann ist es so weit, am Zaun zum Nachbarn blüht die Forsythie. Lila- und rosafarbene Krokusse tragen ihre zarten Blüten zur Schau. Während sich bei den Tulpen, deren Zwiebeln ich im Herbst gesetzt habe, versteckt zwischen Blättern erste spitze Köpfchen zeigen, strahlen die vielfältigen Narzissen bereits wie kleine Sonnen. Bodendecker wie Teppiche lassen den Steingarten mit ihrem zauberhaften Liebreiz lebendig werden und locken durch ihren berauschenden Duft Bienen und Hummeln an. Auch erste Schmetterlinge tanzen durch die laue Luft.
Höchste Zeit, dem Ruf der Natur zu folgen und früh morgens, wenn alles noch schläft, barfuß übers taubenetzte Gras zu streifen. Wunderbar zu spüren, wie neue Lebensgeister durch die Fußsohlen in den Körper kriechen.
Frühling lässt sein blaues Band …
Endlich Sommer! Gleißendes Licht, wohltuende Schatten unter ausgebleichten Sonnenschirmen, heiße Pflastersteine, Gerüche nach Schweiß, Deo, Sonnenmilch und Eiscreme liegen in der Luft. Bunte und luftig leichte Sommerkleider flattern bei der geringsten Bö wie Fähnchen im Wind.
Mit mir und der Welt zufrieden, lehne ich mich auf dem Bistrostuhl vor der Eisdiele zurück und schließe einige Sekunden glückselig die Augen. „Ja!“, flüstert mein Herz und ich atme einmal tief ein. Trotz der mit Auspuffgasen vermischten Luft liebe ich das sommerliche Treiben in der Stadt. Daran kann auch laute Musik aus Autoradios und der Krach getunter Karren nichts ändern. Sommer in der Stadt bedeutete Trubel und pure Lebensfreude.
Auf dem Land dagegen: friedvolle Ruhe und Entspannung – die ich mir dann auch eine Stunde später in meinem Garten gönne. Unter schattenspendenden Bäumen, im Liegestuhl räkelnd und vor mich hindösend genieße ich den unverkennbaren Duft des Hollunders und lausche dem Gesang der Vögel. Geradezu paradiesisch wäre es, würden diese hartnäckigen, ständig wiederkehrenden, um die Ohren surrenden Fliegen den menschlichen Körper nicht allzu gerne als geeigneten Landeplatz bevorzugen. Verjagt man eine, landet bereits die nächste.
Doch auch das gehört zum Sommer.
Wandert die Sonne dann über den westlichen Himmel gen Norden und lässt etwas von ihrer Wärme zurück, verabschiede ich einen wundervollen Sommertag – vielleicht mit einem Glas Wein, aber ganz sicher mit Dankbarkeit in meinem Herzen.
Schummriges Licht kriecht in mein Zimmer, noch viel zu früh, um aufzustehen. Gähnend recke und strecke ich meine Glieder und reibe mir den Schlaf aus den Augen. Ich atme einmal tief ein und wieder aus. Irgendetwas ist heute anders. Mein Blick sucht das beleuchtete Ziffernblatt des Weckers. Fünf vor sechs. Müsste es um diese Zeit nicht schon heller sein? Und die Stille wirkt irgendwie beklemmend. Kein Laut dringt durch das offene Fenster, kein Vogelgezwitscher. Kühl ist es geworden. Ich rubble meine nackten Oberarme. Ach ja – Mitte September – der Herbst zieht ins Land. Die Tage werden kürzer.
Als die Glocken vom Kirchturm die sechste Stunde einläuten, schlage ich die Bettdecke zurück und erhebe mich. Weil mich fröstelt, greife ich zum ersten Mal seit langem nach meinem Morgenmantel und werfe einen Blick aus dem Fenster.
Nebelschwaden kriechen über den Boden, heben sich langsam, zerreißen und schweben dahin wie Gespenster der Nacht.
Gemächlich schlendere ich in die Küche und schalte die Kaffeemaschine ein. Gedankenverloren höre ich dem Geblubbere und Gezische zu, während ich erneut einen Blick aus dem Fenster werfe. Im Osten zeigt sich inzwischen ein zartrosa Band am Horizont, das in Gelb übergehend in den nun bereits hellblauen Himmel entflieht. Noch verbirgt sich die Sonne hinter den rosa Schlieren.
Ich gieße dampfenden Kaffee in meine Lieblingstasse, begebe mich hinaus auf die Terrasse und setze mich in den Strandkorb, den ich im Frühjahr erstanden habe.
Eine leichte Brise streichelt mein Gesicht, das ich der aufgehenden Sonne zuwende. Immer wieder aufs Neue faszinierend, dieses morgendliche Schauspiel der strahlend gelben Kugel. Doch heute vermisse ich dieses Meer an Farben, das helle Orange, das nach und nach in kräftige Rottöne übergeht. Momente magischen Lichts, die man am liebsten mit Pinsel und Farbe auf eine Leinwand bannen möchte.
Da! Ein klägliches Krächzen aus einem der Bäume. Noch zu müde, um zu zwitschern? Und wen sehe ich denn da auf leisen Sohlen zu mir heranschleichen? Lady, die Katze der Nachbarin, kommt vom nächtlichen Streifzug und ehe ich mich versehe, springt sie hoch in meinen Schoß und kuschelt sich an mich. In Anbetracht der beiden Lebenszeichen lehne ich mich beruhigt zurück, kraule Lady hinter den Ohren, während ich dem Rascheln der Blätter lausche und die Bäume und Sträucher betrachte, deren Laub sich bereits gelb, an manchen Stellen sogar schon rötlich färbt.
Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen, als ich mich dem leise plätschernden Bachlauf zuwende, der im Licht der ersten Sonnenstrahlen wie verzaubert glitzert, als läge ein wertvoller Schatz darin verborgen.
Wieder eine Brise, stärker als die erste. Einige Blätter flattern zu Boden. Die Natur entkleidet sich, um sich zur Ruhe zu begeben. Bald wird mein Garten von bunten Blättern übersäht sein und die meisten Bäume und Sträucher werden ihre entblößten Zweige gen Himmel recken. Dann schläft die Natur, sammelt Kraft, um sich im nächsten Frühling mit neu gewonnener Energie zu entfalten und uns mit saftigem Grün und bunten Farben zu erfreuen.
Ich nehme einen letzten Schluck Kaffee und setze Lady auf die Wiese. Sie zieht maunzend und beleidigt ab, während ich mich erhebe und ins Haus zurückgehe.
Doch ein wenig kühl heute Morgen!
Nebelschwaden ziehen wie graue Schleier über die See, zerreißen, winden sich und kriechen gierig an Land.
Unerwartet starker Wind reißt der Spaziergängerin das Wolltuch vom Haupt und peitscht die unzähmbaren Wellen auf, die sich wie Ungeheuer aus der scheinbaren Ruhe der unendlichen Weite immer wieder zischend und klatschend ans Ufer graben.
Künstler wie Nolde, Pechstein, Beckmann und viele mehr wurden durch diese Verbindung von Harmonie und Urgewalt zu wunderbaren Gemälden inspiriert. Dichter haben sie mit großen Worten beschrieben.
Eisige Gischt sticht wie spitze Nadeln auf die Haut des unbedeckten Gesichts. Doch klare, saubere Luft lässt die Lungen weit werden. Störenden Gedanken entfliehen und lassen den Gedanken freien und ungebundenen Lauf. Hier, unter dem noch düsteren Himmel und in Anbetracht der scheinbar unbegrenzten See, scheint das Leben fern von allem Übel und aller Sorge zu sein.
Da! Noch kämpft die Nacht mit dem Tag, doch schon beginnen die ersten schwachen Sonnenstrahlen das graue Gespinst zu durchdringen. Bald wird sich der Winterhimmel in einem strahlenden Kleid aus zartem rosa und lila zeigen.
Kreischende Möwen begleiten die heimkehrenden Fischerbote und Krabbenkutter und stürzen sich gierig auf alles Essbare, das die Fischer dem Meer zurückgeben. Schon in Sichtweite, wird es nicht mehr lange dauern, bis sie am nahe gelegenen Kai des Hafens anlegen werden.
Die Spaziergängerin lächelt, atmet noch einmal tief ein und wickelt das wärmende Wolltuch enger um ihren fröstelnden Körper. Sie schließt einen Moment genießerisch die Augen. Es wird Zeit nach Hause zu gehen. Dort wartet eine heiße Tasse Tee.