Ichimoku-Trading - Karin Roller - E-Book

Ichimoku-Trading E-Book

Karin Roller

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Beschreibung

Das Ichimoku-Trading basiert auf einem vor dem Zweiten Weltkrieg konzipierten Indikator, der dem Trader zeigen soll, wo der Kurs sich hinbewegt und wann der richtige Zeitpunkt zum Ein- und Ausstieg ist. Erfunden wurde dieser Indikator von einem japanischen Journalisten namens Ichimoku Sanjin, dessen Charts in Japan nicht nur im Aktienmarkt sehr populär wurden, sondern auch im Devisen-, Anleihen-, Futures-, Rohstoff- und Optionsmarkt ihre Anwendung fanden. Obwohl diese Technik schon vor mehr als 30 Jahren publik gemacht wurde, findet Sie erst in den letzten Jahren internationale Beachtung. Karin Roller ist in Deutschland die Expertin auf diesem Gebiet und ist dafür verantwortlich, dass Ichimoku-Trading immer populärer wird.

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Seitenzahl: 209

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Karin Roller

Ichimoku-Trading

Karin Roller

IchimokuTrading

Besser traden mit derWolkenchart-Indikatortechnik

FBV

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie,detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

3. Auflage 2020

© 2011 FinanzBuch Verlag GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Lektorat: Dirk Peter

Umschlagabbildung: istock

Satz: Manfred Zech, HJR, Landsberg am Lech

Korrektorat: Siegrid Graf

Druck: Sowa Sp. z. o. o., Polen

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-89879-948-5

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-847-6

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86248-848-3

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Inhaltsverzeichnis

GEDANKEN ZUR TECHNISCHEN ANALYSE

Ziele der Technischen Analyse

Drei Grundannahmen der Technischen Analyse

Kritikpunkte an der Technischen Analyse

Historisches zur Technischen Analyse der Finanzmärkte

Japan

USA

Dow Theorie

Die Begegnung zwischen Ost und West

EIN BILD SAGT MEHR ALS TAUSEND WORTE

Konzept von Widerstand und Unterstützung (support and resistance)

Charakteristisches zu Widerstands- und Unterstützungslinien

Formationen

Indikatoren und Oszillatoren

Umsätze / Volumen

Volumen – Indikatoren

OBV – On Balance Volume

Gleitende Durchschnitte

MACD – Moving Average Convergence Divergence Indicator

Kanäle und Bänder

Keltner – Channel

Donchian Channel

Bollinger Bänder

Momentum

RSI nach Welles Wilder

ADX – Average Directional Index

ATR – Average True Range

Indikator-Einstellungen

Fibonacci

Kurszielbestimmung 1-2-3 Methode

1-2-3 Methode – Zusammenfassung

Zeitzielbestimmung mit Fibonacci

Stopp-Strategien

Parabolic SAR

Zusammenfassung Stopps

ICHIMOKU KINKO HYO

Konstruktion eines Charts

Standardeinstellungen

Kijun-Sen

Tenkan-Sen

Kijun-Sen und Tenkan-Sen

Senkou Span 1

Senkou Span 2

Kumo

Chikou Span

Signalerzeugung

Einführung

Variante 1: Kreuzung Kijun-Sen und Tenkan-Sen

Variante 2: Kreuzung Kijun-Sen und Preis

Variante 3: Ausbruch des Preises aus der Wolke

Variante 4: Kreuzung Senkou Span 1 und Senkou Span 2

Variante 5: Kreuzung Chikou Span mit Preislinie

Zusammenfassung Signalerzeugung

Zwei Wolken

Alternative Indikatoren-Einstellungen

Zeittheorie

Wellentheorie

Beziehung zwischen Welle und Zeit

Kurszielbestimmung

Positions- und Risikomanagement

Candlesticks

Einzelkerzen

Kerzenformationen

Umkehrformationen

Fortsetzungsformationen

Blended Candles

Heikin Ashi

Checkliste einer Technischen Analyse

PRAXIS

USD/CHF

Brent-Oil

S&P 500

Code und Anwendung für Kumo-Breakout

SCHLUSSWORT

NACHWORT

HINWEISE

LITERATURLISTE

ENDNOTEN

Vorwort

Von Jürgen Nowacki

Die Ausschläge an den Finanzmärkten werden größer, die Volatilitäten steigen und fallen oftmals in kurzen Zeiträumen und stellen nicht nur Vermögensverwalter und Fondsmanager vor große Herausforderungen. Auch die Legislative muss sich fragen, wie sie vor dem Hintergrund der demografischen Verschiebungen und der großen Probleme einer stetig wachsenden Verschuldung in die Finanzwirtschaft eingreifen kann, ohne die Selbstheilungsprozesse des Marktes zu stören und die Bevölkerung zu verunsichern. Mit anderen Worten, weitere Finanzkrisen werden folgen und in immer kürzeren Abständen die Bildung und Vermehrung von privatem Vermögen gefährden.

In einer Zeit, in der Staaten, Banken und Versicherungen insolvent werden, muss jedem Anleger und Investor klar sein, dass er sich selbst um seine Finanzen und Vermögensverwaltung kümmern muss. Zumindest aber sollte er in der Lage sein, in Eigenregie mit einem Fonds oder einer Bank zu konkurrieren, um nach Möglichkeit ein Ergebnis zu erzielen, das dann heißt: »Ich war besser als mein Verwalter, ich war besser als meine Bank«. In einer Bankenwelt, in der die Produkte immer komplexer und vielseitiger werden und selbst von Experten nur mühsam umfassend beurteilt werden können, ist eine störungsfreie Kommunikation zwischen Kunde und Bank kaum noch möglich.

»Vermögensverwalter in Eigenregie« ist ein Beruf, der Investitionen in Zeit und Geld erfordert. Eine gute Wirtschaftszeitung, ein Computer mit Internetanschluss reicht dafür nicht aus. Investieren Sie auch in gute Software, Coachingseminare und in gute Fachbücher. Empfehlenswert sind zum einen der Sammelband »Tradingwelten« aus dem Finanzbuchverlag München – und hier insbesondere die Einführung in die Elliott-Wave-Analyse von Karin Roller – sowie das Buch der gleichen Autorin, das Sie gerade in Händen halten.

Es ist das einzige seiner Art, das in Zusammenarbeit mit einer japanischen Übersetzerin Ursprungstexte analysiert und von einer sehr talentierten und an den Märkten sehr erfolgreichen Traderin für europäische Leser geschrieben wurde.

Die asiatische Philosophie sieht in der Wirtschaft mehr die großen Zusammenhänge und plant in längeren Zeiträumen. Deshalb ist sie der westlichen Idee vom schnellen Erfolg überlegen. Grundlagen dafür finden sich im Shintoismus, dem Weg der Götter, und im Buddhismus. Die wahren Gründe für wirtschaftliche Einbrüche und Erholungsphasen bleiben oftmals im Verborgenen oder lassen sich erst viel später historisch aufarbeiten. Umso wichtiger aber ist es, Werkzeuge zu nutzen, die es ermöglichen, Ordnung in das gefühlsmäßige Chaos in der Wahrnehmung der Finanzmärkte zu bringen und sich klare und zielführende Entscheidungen zu erleichtern.

Ichimoku Kinko Hyo hilft, die Märkte im großen Bild und aus einer gewissen Distanz zu analysieren. Ichimoku ist, wie alle Werkzeuge der Technischen Analyse, kein Allheilmittel für schnellen Börsenerfolg, sondern erfordert eine gewisse Hingabe und Demut im Lernen. Ichimoku wird sich vielleicht nur einer kleinen Minderheit von Tradern und Vermögensverwaltern erschließen, ihnen aber wird dann ein zeitlicher Vorsprung am Markt sicher sein.

Jürgen Nowacki

VTAD Vorstandsmitglied

und geschäftsführender Gesellschafter der my-broker GmbH

Über dieses Buch

Ichimoku Kinko Hyo – von dieser Indikatorentechnik habe ich zum ersten Mal auf der IFTA1 Konferenz 2008 in Paris gehört. Akira Homma von Aizawa Securities hat einen Vortrag über »The Ichimoku cloud chart, a commonly used technique in Japan« gehalten. Für mich bis dato etwas völlig Unbekanntes, habe ich mich zuerst unter den Teilnehmern der Konferenz und dann nach der Rückkehr von Paris über diese japanische Indikatorentechnik schlau gemacht.

Kaum zu Hause, habe ich festgestellt, dass es auf meiner Handelsplattform unter der Rubrik »Analysen/Oszillatoren« Ichimoku Kinko Hyo zum Anklicken gibt. Sofort habe ich damit einen Chart bestückt – und nur Bahnhof verstanden. Das war Ansporn genug, mich intensiv mit diesem Thema zu beschäftigen. Dabei habe ich festgestellt, dass es zu dieser Methode in der westlichen Welt sehr wenige Informationen gibt. Mit Sicherheit einer der Gründe, wieso diese Indikatorentechnik hierzulande noch wenig verbreitet ist. Ein paar Artikel hier und da im Internet, immerhin ein Buch von Nicole Elliott (in englischer Sprache), und auf fxstreet.com gibt es Webinare zum Thema. Im Frühjahr 2010 erschien ein weiteres Buch in englischer Sprache, von David Linton. Aber das war‘s dann auch schon.

Nachdem ich mich immer mehr in diese Methode eingearbeitet habe, ihren Wert fürs Trading erkannte und Ichimoku Kinko Hyo in den Prüfungskatalog der CFTe2 II Prüfung mit aufgenommen wurde, reifte in mir der Entschluss, mein Wissen über diese Methode einem breiten Publikum in deutscher Sprache zur Verfügung zu stellen.

Allerdings waren die wenigen, zur Verfügung stehenden Informationen dürftig und zum Teil auch noch fehlerhaft. Also blieb mir nichts anderes übrig, als die Originale zu studieren. Und da gibt es ja auch dieses spannende Buch von Hidenobu Sasaki, nur: Ich kann kein japanisch!

An dieser Stelle gilt mein ganz besonderer Dank Christiane Yamakoshi, in ihr fand ich eine profunde Übersetzerin. Ohne sie hätte ich nie einen so tiefen Einblick in die Welt des Ichimoku bekommen. Hinter Ichimoku steckt nämlich nicht nur eine Methode der Technischen Analyse – es verbirgt sich eine ganze Philosophie dahinter. Wie bei vielem anderen in Japan übrigens auch: der Teezeremonie, Ikebana, Karate und so weiter.

Ein Dankeschön auch an alle, die mich auf meinem Weg, ein Buch über Ichimoku zu schreiben, unterstützt und begleitet haben.

Gedanken zur Technischen Analyse

Ziele der Technischen Analyse

Was ist denn überhaupt »Technische Analyse« und was ist deren Ziel? Wieso verbringen manche Menschen Zeit damit, sich Charts der verschiedensten Aktien, Rohstoffe, Währungen oder was auch immer zu betrachten und zu analysieren? Für alle, die sich mit den Finanzmärkten und damit Wertpapieren, Rohstoffen oder Währungen beschäftigen, gilt es nur zwei Fragen zu beantworten:

Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Investment – oder – wie ist der aktuelle Trend?

Wann macht es Sinn, die Position zu schließen – oder – gibt es Signale für eine Trendumkehr?

Mit Beantwortung dieser beiden Fragen kann der richtige Zeitpunkt für ein Investment oder für die Gewinnmitnahme gewählt werden. Ein praktisches Beispiel dafür: Angenommen, Sie wollen den Betrag X in eine Aktie investieren. Wie wählen Sie die Aktie aus? Sie fragen Ihren Bankberater nach einer Empfehlung. Oder Sie fragen einen Kollegen beim nächsten Stammtisch. Jetzt haben Sie zwei Namen, zwei Empfehlungen. Was nun? Blind kaufen? Das ist, als ob Sie versuchen, mit verbundenen Augen über eine viel befahrene Straße zu gehen. Wenn Sie Glück haben, kommen Sie auf der anderen Seite wohlbehalten an. Wenn nicht …

Dann schauen Sie sich einfach mal einen ganz schlichten Chart an. Sie brauchen nur einen Computer mit Internetanschluss. Kostenlose Charts gibt’s fast auf jeder Seite, die sich mit Börse beschäftigt.

Welche der beiden Aktien würden Sie in die engere Auswahl ziehen? Wahrscheinlich die links. Und wieso?

Eine kurze Analyse:

Die Aktie im linken Chart von Abbildung 1 befindet sich im Aufwärtstrend, eine Änderung des Trends ist nicht erkennbar. Bei der Aktie im rechten Chart sieht das schon ganz anders aus. Ob hier der Abwärtstrend beendet ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht ersichtlich. Also werden Sie aller Voraussicht nach die Aktie kaufen, die im linken Chart abgebildet ist, das sind übrigens die Henkel Vorzüge, rechts die Aktie der Commerzbank.

Sie sehen – auch für jemanden ohne tiefgreifende Kenntnisse der Technischen Analyse kann ein erster Blick auf einen schnörkellosen Chart wichtige Erkenntnisse bringen.

Abbildung 1: zwei Liniencharts, Zeitraum 2 Jahre zweier DAX-Titel (XETRA)

Drei Grundannahmen der Technischen Analyse

Die Marktbewegung diskontiert alles.

Das ist der Grundstein der Technischen Analyse. Die Nachrichtenlage beeinflusst Angebot und Nachfrage. In der Regel sorgen »gute« Nachrichten für steigende Nachfrage. Die fundamentals sind bullisch und damit steigen die Kurse. »Schlechte« Nachrichten hingegen sorgen für steigendes Angebot. Die fundamentals sind bärisch und die Kurse fallen. Alle Nachrichten spiegeln sich in der Kursbewegung wider. Der Grund für die Kursbewegungen ist dem Technischen Analysten egal.

Kurse bewegen sich in Trends.

Das Trendkonzept ist absolut unentbehrlich. Ein Trend wird als solcher identifiziert, um danach zu traden. Die meisten Ansätze sind trendfolgend. Ein Trend in Bewegung setzt sich mit größerer Wahrscheinlichkeit fort, als dass er sich umkehrt.

Die Geschichte wiederholt sich selbst.

Börse ist Psychologie. »Der Markt« – das sind nichts anderes als Menschen. Und Menschen handeln in ähnlichen Situationen durchaus vergleichbar. Der Schlüssel zum Verständnis der Zukunft liegt im Studium der Vergangenheit.

Kritikpunkte an der Technischen Analyse

Charts können nicht die Zukunft vorhersagen!

ABER: Die Wettervorhersage funktioniert genauso! Es werden meteorologische Karten analysiert und daraus Prognosen erstellt. Der Vergleich mit der Wettervorhersage ist zutreffend, da Ichimoku Kinko Hyo auch Wolkencharts genannt werden – wer sie deuten kann, ist klar im Vorteil!

Random-Walk-Theorie

Kursbewegungen sind Zufallsbewegungen, wie der Gang eines Betrunkenen, nicht vorhersagbar, Kurstrends gibt’s nicht, buy and hold ist die beste Strategie.

Die Verfechter dieser Theorie gehen davon aus, dass die Finanzmärkte effizient3 sind und alle Teilnehmer rational handeln. Alle vorhandenen Informationen sind bereits eingepreist, und somit ist niemand in der Lage, dauerhaft überdurchschnittliche Gewinne zu erzielen.

Das gegenteilige Gedankenmodell liefert die Behavioral Finance4. Deren Vertreter gehen davon aus, dass die Marktpreise von der Psychologie der Marktteilnehmer geprägt sind.

Gegen die Random-Walk-Theorie spricht, dass es zum einen in der Tat »erfolgreiche« Technische Analyse gibt, und zum anderen folgen die Aktienkurse nicht dem statistischen Modell der Normalverteilung5. Werden die Kursbewegungen statistisch ausgewertet, so verläuft die Kurve in den Randbereichen nicht etwa glatt und stetig gegen Null laufend. An den Flanken der Kurve werden die sogenannten »fetten Verteilungsenden« ausgebildet (Fat Tails). Die Fat Tails sind nichts anderes als Tage mit extremen Kursschwankungen. Wenn also der DAX mal so mir nix dir nix an einem Tag 11,4% zulegt (13.10.2008) oder 12,8% verliert (16.10.1989), dann sollte das statistisch betrachtet die absolute Ausnahme sein und nur alle paar tausend Jahre einmal vorkommen. Allerdings kommt das alle paar Monate einmal vor und passt damit nicht in das Modell der Normalverteilung und damit in das Konzept der Zufallsbewegung.

Self fullfilling prophecy

6

Technische Analyse funktioniert nur, weil sie von vielen verwendet wird, da die Trader auf die gleichen Muster oder gleichen Indikatoren starren und danach handeln. Dazu eine ketzerische Frage: Wenn damit Gewinne realisiert werden können – was ist dann daran so schlimm?

Abbildung 2: DAX Täglich, XETRA, Juni 2007 bis Februar 2008

Ein geradezu mustergültiges Beispiel lieferte der DAX Anfang 2008, der vielbeachtete 200 Tage Durchschnitt dient als anschauliches Beispiel für diese These: Kreuzt der Kurs den 200 Tage Durchschnitt von oben nach unten, gilt dies als Verkaufssignal, kreuzt der Kurs den 200 Tage Durchschnitt von unten nach oben, gilt dies als Kaufsignal.

Weil viele Trader, insbesondere auch institutionelle Anleger mit großen Positionen, den 200 Tage Durchschnitt beobachten und auch danach handeln, trifft die Vorhersage auf fallende oder steigende Kurse in der Regel auch ein.

Der 200 Tage Durchschnitt wurde am 15.01.2008 gebrochen und es ging mit viel Schwung und Volumen in 7 Tagen über 10 % nach unten (siehe Abbildung 2).

Es war ein Trendwechsel mit Ansage: Der Widerstand bei ca. 8.100 Punkten konnte auch nach wiederholten Versuchen nicht gebrochen werden. Es hat sich ein aufsteigendes Dreieck ausgebildet. Nachdem der 200 Tage Durchschnitt durchbrochen wurde, fiel auch die Unterstützung, die die untere Begrenzung des Dreiecks über Wochen geboten hat. Am Tag 4 nach dem Trendbruch der unteren Begrenzung des steigenden Dreiecks begann die Société Générale damit, riesige DAX-Future-Positionen glattzustellen, die ein Händler ohne Genehmigung unter Umgehung sämtlicher Kontrollmechanismen aufgebaut haben soll (das ist der »Fall« Jérôme Kerviel).

… tja … der Kurs macht halt die Nachrichten…

Zugegeben, das ist ein extremes Beispiel. Aber wer die Signale beachtet hat, die der Markt gesendet hat, konnte sein Depot vor großen Verlusten bewahren.

Historisches zur Technischen Analyse der Finanzmärkte

Bezüglich den Anfängen der Technischen Analyse der Finanzmärkte müssen eigentlich zwei Handlungsstränge begonnen werden: zum einen die Entwicklung in Japan und zum anderen die Entwicklung in den USA. Zu einem regelmäßigen und beidseitigem Austausch von Ideen und Methoden ist es erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts gekommen.

Japan

Das Fundament zur Entwicklung der Technischen Analyse in Japan wurde bereits im 16. Jahrhundert gelegt. Dazu ein kleiner Exkurs in die Geschichte Japans:

Nach der Sekigahara Schlacht im Jahr 1600 wurde Japan von General Tokugawa Ieyasu geeint. Er gründete in Edo, dem heutigen Tokyo, seine Regierung. Die sogenannte Edo-Zeit (1603–1868) war geprägt von der Abschottung Japans nach außen, innerer Stabilität und kultureller Blüte, aber auch Feudalismus und erblicher Ständegesellschaft. Die Edo-Zeit gilt als die längste Friedenszeit in der Neuzeit weltweit. Es herrschte eine starke Zentralgewalt, das Tokugawa-Shõgunat. Der Tennõ kam über eine repräsentative Funktion nicht hinaus und die ehemals mächtigen Fürstenhäuser wurden entmachtet. Unter anderem wurden sie gezwungen, eine angemessene Residenz in der neuen Hauptstadt zu unterhalten, diese selbst regelmäßig zu bewohnen und ihre Familien dort ganzjährig als Geiseln wohnen zu lassen. Die doppelte Haushaltsführung – Residenz in Edo und im heimatlichen Han (= Lehen) – war kostspielig und zwang die Fürsten zur Kooperation mit der Zentralgewalt. Erhebliche Kaufkraft floss nach Edo, Handwerk und Handel erblühten. Edo wurde zu einer mächtigen und großen Stadt.

Die Haupteinnahmequelle der Herrschenden war Reis, denn Steuern und Abgaben waren in Reis zu bezahlen. Der Reis wurde gelagert und weiterverkauft. Und das so eingenommene Geld wurde großzügig ausgegeben – so wie das im heutigen Leben mit den Steuern und Abgaben auch geschieht.

Gesichert ist, dass die Dõjima Rice Exchange in Osaka 1697 vom Shõgunat die Lizenz zum Reishandel bekam. Mit Gründung einer zentralisierten Börse wurde auch die Liquidität zentralisiert. Bis ca. 1710 wurde nur physischer Reis gehandelt. Aber dann tauchten die ersten Future-Kontrakte auf: Wurde der Reis und damit auch das Geld knapp, wurde die nächste, noch auf dem Feld stehende Ernte verkauft. Für den Leerverkauf von Reis wurden Belege ausgestellt, welche dann gehandelt wurden – der erste Future war geboren und damit natürlich auch die Future-Händler. Neben dem primären Markt, auf welchem nach wie vor physischer Reis gehandelt wurde, entstand ein Sekundärmarkt, auf welchem die Future-Kontrakte gehandelt wurden.

Der berühmteste Reishändler der Dõjima Rice Exchange war der legendäre Munehisa Homma (1724-1803), welcher im 18. Jahrhundert ein Vermögen verdiente. Er versuchte den Markt zu verstehen und vorherzusehen, wie er auf bestimme Ereignisse reagiert, zum Beispiel auf das Wetter, Lagerbestände oder das Handelsvolumen. Er war vermutlich der Erste, der die Preisbewegungen der Vergangenheit dafür nutzte, zukünftige Preisbewegungen vorherzusagen. Er veröffentlichte 1755 das erste Buch über die Psychologie des (Reis-)Marktes, The fountain of Gold – The Three Monkey Record of Money (三猿金泉秘録, San-en Kinsen Hiroku). Bereits damals behauptete er, dass die Psychologie des Marktes ein wichtiger Aspekt für den Handelserfolg ist und dass die Emotionen der Reishändler einen signifikanten Einfluss auf den Reispreis haben. Er kam zu dem Schluss, dass man sich gegen die Markterwartung positionieren kann, wenn alle fallende Reispreise erwarten, denn das ist Grund genug für steigende Preise – und vice versa.

Und damit war die Technische Analyse der Finanzmärkte geboren. Über Generationen hinweg wurden die Analysemethoden verfeinert, und wohl im Jahr 1868 wurden die Candlesticks in der Form, wie wir sie heute kennen, erstmals angewendet.

Doch wie ging die Edo-Zeit zu Ende?

Die Kaufleute wurden immer mächtiger und reicher. Die Fürstenhäuser verschuldeten sich bei den Kaufleuten. Feudalismus und Verstädterung führten zu einer Verschlechterung der ökonomischen Situation, Inflation kam dazu, es kam zu Aufständen. Eingeläutet wurde der Anfang vom Ende des Shõgunats 1853 durch die Ankunft der vier »schwarzen Schiffe« – eines amerikanischen Flottengeschwaders. Die US-Kanonenbootpolitik erzwang eine allmähliche Öffnung des Reiches. Die scheinbare Nachgiebigkeit des Shõguns führte zur Spaltung der Samurai: Während sich die einen für eine gewaltsame Vertreibung der Fremden einsetzten und für eine Reform des Herrscherhauses und der Gesellschaft eintraten, befürworteten andere die Beibehaltung des Shõgunats und der bestehenden japanischen Feudalordnung. 1868 musste der Shõgun die Macht an den Tennõ zurückgeben – der Übergang der Zentralgewalt an den Tennõ verlief allerdings blutig.

Die Indikatorentechnik »Ichimoku Kinko Hyo« (IKH) stammt auch aus dem Land der aufgehenden Sonne. Sie wurde in den 30ern des vergangenen Jahrhunderts von dem japanischen Journalisten Goichi Hosoda (1898–1982) entwickelt. Ein Tross von Studenten soll ihm bei den Kalkulationen der Parameter geholfen haben – man bedenke, damals gab es weder Taschenrechner noch Computer.

Unter dem Pseudonym Ichimoku Sanjin hat er von 1969 bis 1980 eine Reihe von insgesamt 7 Büchern über die »Ichimoku Kinko Charts« veröffentlicht. Diese Bücher sind jedoch nicht als Lehrbücher für den Laien zu verstehen, sie geben einen tiefen Einblick in die spirituelle Sichtweise des Meisters – so wird er in Japan ehrfurchtsvoll genannt. Sein Vermächtnis wird von einer Gesellschaft unter Leitung seines Sohnes sehr restriktiv verwaltet.

Diese Gesellschaft hat 1996 Hidenobu Sasaki (1950–2008) auserkoren, eine Einführung über Ichimoku zu publizieren. Die «Ichimoku Kinko Studies« stammen aus der Feder eines Praktikers: Hidenobu Sasaki hat viele Jahre als hoch angesehener Technischer Analyst bei der Nikko Securities Company gearbeitet und seine Analysen mit Ichimoku Kinko Hyo erstellt.

In Kanji7 sieht das so aus: 英信 佐々木  一目均衡表の研究

Ichimoku Kinko Hyo besteht aus 5 Indikatoren, zwei davon bilden die obere und untere Begrenzung der Wolke. In der wenigen zur Verfügung stehenden Literatur wird IKH auf die Verwendung der Indikatoren reduziert. Die Indikatoren beschreiben das innere Marktgleichgewicht zwischen Bullen und Bären.

Das Gleichgewicht zwischen Preis und Zeit wird über die

Zeittheorie

Wellentheorie

Kurszielbestimmung

beschrieben. Jeder dieser drei Komponenten ist ein eigenes Kapitel gewidmet.

Bei der Nennung dieser drei Komponenten wird man unweigerlich an die Elliott-Waves erinnert. Der Meister kannte die Werke von R.N. Elliott8 (1871–1948) und W.D. Gann9 (1878-1959). Die Methoden und Konzepte der drei Herrschaften haben viele Gemeinsamkeiten:

Preis und Zeit sind voneinander abhängig

Konzept von Unterstützung und Widerstand wird verwendet

es werden Wendepunkte prognostiziert

sie beruhen auf mathematischen Grundlagen

alle drei waren auf der Suche nach einem »Nature’s Law«, das an der Börse seine Anwendung findet.

Allerdings gibt es auch gravierende Unterschiede in Bezug auf Theorie und Praxis: Gann war Trader und hat mit seiner Strategie an der Börse viel Geld verdient (nach einer Pleite!). Er verheimlichte allerdings seine Methode, um sich vor Nachahmern zu schützen. Elliott hingegen hat sich mehr mit der Theorie, dem Erstellen von Prognosen und der Beratung von institutionellen Anlegern beschäftigt. Aus Hosodas Lebenslauf geht nicht eindeutig hervor, ob er persönlich mit seiner Indikatorentechnik überhaupt gehandelt hat.

Die »Wolkencharts« – wie sie auch umgangssprachlich bezeichnet werden – finden nur langsam ihren Weg in die Handelsräume der westlichen Welt. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass bisher in der westlichen Welt wenig Literatur über Ichimoku Kinko Hyo veröffentlicht wurde.

Was Ichimoku Kinko Hyo dem Trader bietet? Jede Menge. Mit einem Blick auf einen Wolkenchart werden dem Trader

Kauf- und Verkaufssignale

die Trendstärke

die Trendrichtung

Unterstützungen und Widerstände

angezeigt. Ein wahrer Tausendsassa also.

USA

Charles Dow (1851–1902) heißt der Begründer der Technischen Analyse in der westlichen Welt. Er war Journalist und gründete 1882 zusammen mit Edward Davis Jones und Charles Milford Bergstresser die Dow Jones & Company. Er gab den ersten Börsenbrief überhaupt heraus – den Customers’ Afternoon Letter –, aus dem 1889 das Wall Street Journal wurde. Darin stellte er am 3. Juli 1884 den ersten Aktienindex vor: den Dow Jones Railroad Average. Heute heißt er Dow Jones Transportation Average. 1886 kreierte er dann den Dow Jones Industrial Average. Die Erstnotiz des aus 12 gleichgewichteten Aktien bestehenden Index lag bei 40,94 Punkten. Im Wall Street Journal veröffentlichte er in 255 Beiträgen seine Beobachtungen und Ideen zu den Märkten. Nach seinem Tod wurden diese zusammengefasst und als Dow Theorie publiziert. Charles Dow schrieb nie ein Buch und hat auch nicht den Begriff »Dow Theorie« verwendet. Das waren seine geistigen Erben, unter anderem Samuel A. Nelson und Robert Rhea.

Dow Theorie

Die 6 Kernaussagen der Dow Theorie besagen Folgendes:

Trendkonzept:

Das Trendkonzept ist absolut unentbehrlich und steht damit an erster Stelle. Ein Aufwärtstrend weist ein Muster von steigenden Hochs und steigenden Tiefs auf. Ein Abwärtstrend weist fallende Hochs und fallende Tiefs auf. Im Seitwärtstrend geht es ein paar Punkte rauf – und wieder runter – und wieder rauf – und wieder runter. Nach Dow hat ein Trend drei zeitliche Dimensionen:

Der primäre oder langfristige Trend: Er steht für Ebbe und Flut und umfasst ein bis mehrere Jahre.

Der sekundäre oder mittelfristige Trend: Er verkörpert Korrekturen im primären Trend und dauert in der Regel drei Wochen bis drei Monate. Diese mittelfristigen Korrekturen führen die Kurse normalerweise zwischen 1/3 und 2/3 der vorhergehenden Trendbewegung zurück. Er repräsentiert die Wellen.

Der tertiäre oder untergeordnete Trend: Er verhält sich wie die Kräuselungen auf den Wellen. Dieser kurzfristige Trend dauert normalerweise weniger als drei Wochen.

Primäre Trends haben drei Phasen:

In der Akkumulationsphase kaufen die informierten, scharfsinnigen Investoren. In der Phase der öffentlichen Beteiligung steigen Trendfolger ein und treiben die Kurse nach oben. Die Distributionsphase beginnt bereits am Ende der 2. Phase. Die erste Gruppe der Investoren beginnt, ihre Positionen abzubauen, zu »distributieren«.

Die Märkte diskontieren alles:

Die Preise spiegeln alle Informationen wieder, und zwar ab dem Moment, wo sie verfügbar sind. Seien es Nachrichten, Devisenkurse oder Rohstoffpreise, alles wird vom Markt sofort eingepreist.

Die Indizes müssen einander bestätigen:

In Bezug auf den Industrie- und den Eisenbahnindex war Dow davon überzeugt, dass kein wichtiges Signal zu Beginn eines Bullen- oder Bärenmarktes Gültigkeit besitzt, solange nicht beide Indizes dasselbe Signal geben und sich damit gegenseitig bestätigen.

Das Volumen muss den Trend bestätigen:

Dow sah das Volumen als sekundären, aber wichtigen Faktor bei der Bestätigung von Kauf- oder Verkaufssignalen. Vereinfacht ausgedrückt soll der Umsatz in Richtung des vorherrschenden Trends ansteigen. In einem Aufwärtstrend sollte das Volumen bei steigenden Kursen ansteigen und sich bei fallenden Kursen verringern. In einem Abwärtstrend sollte der Umsatz bei fallenden Kursen ansteigen und bei steigenden Kursen abnehmen.

Ein Trend besteht so lange, bis es definitive Signale gibt, dass er sich umgekehrt hat:

Die schwierigste Aufgabe der Trendfolger ist es, die Trendumkehrsignale zu erkennen und zu deuten. Dow hat sich ausschließlich auf Schlusskurse verlassen. Intraday-Verletzungen betrachtete Dow nicht als gültige Signale.

Was Charles Dow vor über 100 Jahren beobachtet hat, besitzt heute noch Gültigkeit. Wir werden im Verlauf des Buches noch darauf eingehen. Viele Technische Analysten und eine große Anzahl Bücher später »entdeckte« Steve Nison die Candlesticks in den 90ern des vergangenen Jahrhunderts für die westliche Welt. Heutzutage gehört die Analyse der Candlesticks zu den Standardmethoden der Technischen Analyse. (Steve Nison; Technische Analyse mit Candlesticks; erschienen im FinanzBuch Verlag.)

Die Begegnung zwischen Ost und West

Im Jahr 1984 trafen sich Mitglieder der Vereinigung der Technischen Analysten Japans (NTAA, Nippon Technical Analysts Association) und Amerikas (MTA, Market Technician Association) zu einer Konferenz. Als Ergebnis dieser Veranstaltung wurde die IFTA (International Federation of Technical Analysts) gegründet, in der auch die VTAD (Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands e.V.) Mitglied ist. Die erste Jahreskonferenz der IFTA fand 1988 in Tokio statt, seither wird die Jahreskonferenz in regelmäßigem Wechsel von den Mitgliedsgesellschaften ausgerichtet. Dabei treffen sich die Technischen Analysten aus aller Welt zum Erfahrungsaustausch. Das nun vorliegende Buch ermöglicht es den deutschsprachigen Technischen Analysten, mehr über diese, in japanischen Handelsräumen sehr populäre, Indikatorentechnik zu erfahren.

Im Hinblick darauf, dass in der Ichimoku Kinko Hyo-Indikatorentechnik viele verschiedene Konzepte der Technischen Analyse Anwendung finden, die in der westlichen, technischen Analystenwelt erst viele Jahre später thematisiert wurden, werden Ihnen in den ersten Kapiteln des Buches Methoden, Konzepte und Indikatoren vorgestellt, die zum einen direkten Bezug zu Ichimoku haben, zum anderen aus Sicht der Autorin für eine korrekte Anwendung der Technischen Analyse wichtig sind.