If you can dream it, you can do it - Oliver Brünner - E-Book

If you can dream it, you can do it E-Book

Oliver Brünner

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Beschreibung

If you can dream it, you can do it!“ - das ist bei Oliver Brünner keine Floskel. Dabei sah im Leben des heute erfolgreichen Speakers eigentlich alles ganz anders aus. Noch während seiner Geburt zieht sich die Nabelschnur seiner Mutter wie eine Schlinge um seinen Hals, weswegen er fortan mit einer spastischen Tetraparese lebt. Doch Oliver trotzt den vermeintlichen Widrigkeiten und kann heute auf einen Lebensweg zurückblicken, den dem schon früh als „Sorgenkind“ titulierten Jungen wohl niemand zugetraut hätte. Seine Geheimwaffe: das Träumen. In „If you can dream it, you can do it“ beschreibt Oliver Brünner, wie es ihm gelungen ist, Träume als die Architekten seines Lebens zu erkennen und sie effektiv einzusetzen. Über die autobiographische Komponente hinaus werden dem Leser außerdem spannende Methoden vorgestellt, mit deren Hilfe er es Oliver gleichtun und sich ebenfalls zum Erreichen seiner Ziele träumen kann!

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Seitenzahl: 330

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Titelseite

OLIVER BRÜNNER

IF YOU CANDREAM IT,YOU CANDO IT

Impressum

Wichtige Hinweise

Die im Buch veröffentlichten Empfehlungen wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers bzw. des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Auch wenn eine gendergerechte Sprache wünschenswert ist, gibt es aus Sicht des Verlages bisher keine befriedigende, gut lesbare Lösung. Der leichteren Lesbarkeit zuliebe haben wir des Öfteren von der Doppelung männlicher und weiblicher Formen Abstand genommen. Selbstverständlich liegt es uns fern, dadurch einen Teil der Bevölkerung zu diskriminieren.

© 2024 NEXT LEVEL VerlagNXT LVL GmbH, An der Dornwiese 2, 82166 Gräfelfingwww.next-level-verlag.deAlle Rechte vorbehalten.Co-Autor: Can Luca OralLektorat: Christiane Otto, MünchenKorrektorat: Christiane Geldmacher, BrembergSatz: inpunkt[w]o, Wilnsdorf (www.inpunktwo.de)Umschlaggestaltung: www.b3k-design.de, Andrea Schneider & diceindustriesCoverfoto: © Anna BrünnerISBN Print: 978-3-68936-003-0ISBN E-Book (PDF): 978-3-68936-004-7ISBN E-Book (EPUB, Mobi): 978-3-68936-005-4

Inhalt

Vorwort von Alexander Müller
Prolog
Kapitel 1: Ursprung und Gegenwart
Auftrag angenommen
Ist das Erreichte Autorisierung genug?
Kapitel 2: Träume als Teil unseres Seins
Träume sind Realitätsbeschleuniger
Ein Leben ohne Träume – geht das?
Kapitel 3: Wie gelingt es dir, deine Ketten zu sprengen?
Zuerst die Vergangenheit neutralisieren, dann weitergehen!
Hürden müssen aufgelöst sein, bevor Neues möglich wird
Erst das fertig gezeichnete Gebäude startet den Baubeginn
Rückschläge sind Prüfungen für dich!
Was auf einer Ebene nicht funktioniert, gelingt auf einer übergeordneten Ebene
Kapitel 4: Wissen, Können und Präzision
Wissen ist dein Rückgrat
Können ist dein handwerklicher Trumpf
Präzision und Genauigkeit sind der Schlüssel zum Gelingen
Kapitel 5: Konkurrenz ist nur die Angst in deinem Kopf
Sei einfach besser!
Die Angst, nicht zu genügen, wurde von dir gelernt
Kapitel 6: Auf die Greator-Hauptbühne geträumt
Der Beginn eines Traumes
Emotionen sind der Treibstoff deiner Träume
Kapitel 7: So träumen Unternehmer
»Mama, haben wir noch Bauklötze da?«
Träume wie ein Unternehmer!
Kapitel 8: Das Unmögliche wird möglich!
Ich will es!
Doch dein Wille geschehe
Kapitel 9: Think Big!
Mein Nordstern weist mir den Weg
Gib deine Visitenkarte ab!
Was du für dich tust, tust du für die Welt!
Der Nordstern – und dann?
Kapitel 10: Die Illusion des Opfer-Seins
Du bist kein Opfer!
Plane deinen letzten Tag!
Epilog

Vorwortvon Alexander Müller

Wie erkläre ich Tony Robbins, dass er nur der zweitbeliebteste Speaker auf einem Festival war? Die längste Zeit meines Lebens hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass ich mir diese Frage einmal stellen müsste. Tony Robbins ist der erfolgreichste Persönlichkeitstrainer und Motivationsspeaker der letzten vierzig Jahre. Er ist weltweit anerkannt und es gibt kaum einen erfolgreichen Persönlichkeitstrainer, der ihn nicht als eines seiner absoluten Vorbilder bezeichnen würde. Auch ich als CEO und Inhaber von Greator, der europaweit größten Plattform für Speaking und Coaching, bin unglaublich fasziniert von der Art und Weise, mit der Robbins die Speaker-Welt in den vergangenen vierzig Jahren in seinen Bann gezogen hat. Tony Robbins ist in jeder Hinsicht eine Klasse für sich. Davon konnte ich mich auf unserem Greator-Festival, das mit über 16.000 Zuschauern das größte seiner Art ist, live überzeugen. Kein Wunder also, dass ich nicht davon ausging, mich eines Tages mit der Frage beschäftigen zu müssen, wie ich ausgerechnet ihm erklären könnte, dass er es auf einem Event nur auf Platz 2 der Beliebtheitsskala geschafft hatte. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass es einem Menschen gelingen würde, auf irgendeiner Veranstaltung beliebter zu sein als die unangefochtene Nummer 1 der Speaker-Szene. Tony Robbins auf Platz 2? Das konnte es nicht geben! Als zu in Stein gemeißelt erachtete ich seinen Status als Charisma-Bombe und Publikumsliebling. Und nicht nur das. Die Dominanz des Tony Robbins erschien mir beinahe wie eine Art Naturgesetz: Wenn Tony Robbins irgendwo auftaucht, dann ist er dort auch die Nummer 1 – ganz einfach! So zumindest die Theorie … Entgegen all meiner Erwartungen stand ich im Juli 2023 auf dem Greator-Festival dann doch vor der undankbaren Aufgabe, Tony Robbins das zu erklären, was ich eigentlich nie für möglich gehalten hätte: dass er dieses Jahr leider nur die Nummer 2 gewesen war. Was an sich schon kurios klingt, wird nur von dem Umstand getoppt, dass sein Verpassen der Pole Position rein gar nichts mit seiner Performance zu tun hatte. Auf dem Festival, in dessen Rahmen auf sechs Bühnen insgesamt 150 Redner inklusive der absoluten Top-Elite auftraten, lieferte Robbins nämlich eine Leistung ab, die seinen vorherigen Leistungen in nichts nachstand. Vor insgesamt 16.000 Menschen hostete Robbins über vier Stunden hinweg einen tadellosen Workshop. Er begeisterte das Publikum, riss die Leute reihenweise von den Stühlen und wurde zu Recht mit mehreren Standing Ovations bedacht. Seine Leistung war so stark, dass sie ihn unter »normalen« Umständen zweifellos zur Nummer 1 des Festivals gemacht hätte. In jedem anderen Jahr wäre Tony Robbins mit seiner Performance auch auf dem Greator-Festival die Nummer 1 gewesen. Doch dieses eine Jahr stellte eine absolute Ausnahme dar. Der Grund dafür: Oliver Brünner.

* * *

Dass Oliver Brünner der beliebteste Speaker des Greator-Festivals 2023 war, ist nicht einfach so daher gesagt. Wenn ich von Oliver Brünner als beliebtestem Speaker des Festivals spreche, spreche ich nicht von meinem subjektiven Empfinden oder einer gefühlten Wahrheit, die ich aus der Reaktion seines Publikums abgeleitet habe. Ich spreche von einer repräsentativen Umfrage, bei der alle 16.000 Teilnehmer des Events abstimmen durften. Über 1.500 taten dies auch. Mit dem Ergebnis, dass Tony Robbins hinter besagtem Oliver Brünner auf dem zweiten Platz landete. Einerseits war ich total überrascht von diesem Ergebnis. Andererseits musste ich sofort daran denken, wie ich auf dem Greator-Festival des Vorjahres erstmals damit konfrontiert wurde, wie besonders dieser Oliver Brünner tatsächlich ist. Damals hatte Oliver noch auf unserer Side Stage performt – einer 200-Mann-Bühne, die wir in den Katakomben der Kölner Lanxess Arena eingerichtet hatten. Nachdem ich den Großteil des Festivals auf der Main Stage moderiert hatte, war ich damals fest entschlossen gewesen, mir noch einen Vortrag auf der Side Stage anzuhören. Inmitten des Trubels, der einen auf Veranstaltungen dieser Art eben umgibt, eilte ich durch die Katakomben, um es noch irgendwie rechtzeitig zu schaffen. Ich rannte beinahe, da ich bislang noch gar nicht bei der Side Stage gewesen war und dort unbedingt noch einen Vortrag in Gänze erleben wollte. Umso enttäuschter war ich, als ich die Stage abgehetzt erreichte und sofort bemerkte, dass ich zu spät gekommen war. Offenbar hatte der Redner, der gerade an der Reihe gewesen war, seinen Vortrag soeben beendet. Inmitten meiner Enttäuschung traf mich die Stimmung, die im Raum herrschte, wie ein Blitz. Die Leute waren elektrisiert und strahlten eine Energie aus, die ich in dieser Form selten erlebt hatte. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Oliver die Bühne verließ, und wusste, dass hier gerade etwas Magisches geschehen sein musste. Und das, obwohl ich nicht ein Wort seiner Rede gehört hatte. Allein die Reaktion des Publikums zeigte mir, dass es sich bei dieser Rede nicht um eine gewöhnliche Side-Stage-Speech gehandelt haben konnte. Fasziniert blickte ich durch den Raum. Ich hatte es selten zuvor erlebt, dass nach einem Vortrag eine solche Stimmung geherrscht hatte. Und dann auch noch auf der Side Stage? Wow! Spätestens ab diesem Moment war mein Interesse an der Person Oliver Brünner geweckt.

* * *

Vor dem Wow-Moment in den Katakomben unseres Veranstaltungsortes wusste ich nicht viel über die Person Oliver Brünner. Eigentlich wusste ich nur, dass er zu den Teilnehmern unserer internen Speaker-Ausbildung gehörte, in deren Rahmen wir Menschen mit einzigartigen Lebensgeschichten auf ihre ersten Bühnenauftritte vorbereiten. Diese Vorbereitung können die meisten Menschen sehr gut gebrauchen. Es ist nämlich das eine, eine interessante Lebensgeschichte zu haben. Diese Geschichte dann aber auf die Bühne zu bringen, ist nochmal eine ganz andere Hausnummer. Umso neugieriger war ich, wie Oliver es als eines unserer Eigengewächse geschafft hatte, bei seinem ersten Bühnenauftritt eine solch überschwappende Begeisterung in seinem Publikum auszulösen. Um das herauszufinden, sah ich mir unmittelbar nach dem Ende des Festivals eine Aufzeichnung seines Auftritts an, den ich aufgrund meines Zuspätkommens verpasst hatte. Wenige Minuten reichten, um mich erkennen zu lassen, warum die Menschen bei meiner Ankunft im Saal so elektrisiert gewesen waren. Der Kerl, der da vor ihnen auf der Bühne sprach, hatte einfach eine unglaublich inspirierende Geschichte im Gepäck. Für mich war sofort klar: Dieser Mann muss auf die Main Stage. Wie toll wäre es, wenn es Oliver Brünner, der gerade erst die Menschen vor der Side Stage in Extase versetzt hatte, gelingen würde, dies auch mit den 16.000 Menschen vor der Main Stage zu tun? Als Veranstalter trage ich natürlich immer ein Risiko, wenn ich versuche, einen Speaker von der Side Stage auf die Main Stage zu pushen. Mit den besagten 16.000 Zuschauern ist die Bühne innerhalb Europas die absolute Champions League, wenn es ums Thema Speaking geht. Es gibt keine größere Bühne als diese, weswegen sie auch für die erfahrensten Redner eine riesige Herausforderung darstellt. Dazu kommt, dass ich letzten Endes nie weiß, wie jemand vor so vielen Menschen letztendlich performt. Es gibt Menschen, für die es überhaupt kein Problem darstellt, das eigene Publikum mal eben zu verachtzigfachen. Andere brechen derweil unter dem Druck zusammen. Trotz all dieser Risiken war ich fest davon überzeugt, Oliver Brünner im nächsten Jahr auf der Main Stage sehen zu wollen. Ich wusste: Wenn es jemand schafft, den Sprung von der Side Stage auf die Main Stage in so kurzer Zeit zu bewältigen, dann er. Mit dieser Story, dieser Energie, würde er sicherlich abliefern. Und das tat er. Mit der gleichen Energie, die er schon auf der Side Stage an den Tag gelegt hatte, gelang es Oliver am Samstag des Greator-Festivals 2023 auch auf der Main Stage, die Menschen jubelnd aus ihren Sitzen zu reißen. Und spätestens mit dem Ende des Festivals waren sich alle Anwesenden einig. Das hier war nicht irgendein Vortrag gewesen. Es war der Vortrag gewesen, der Tony Robbins zum zweitbeliebtesten Speaker des Festivals gemacht hatte.

* * *

Wenn ich heute auf die Historie von Greator, ehemals als GEDANKENtanken bekannt, zurückblicke, kann ich drei Auftritte ausmachen, die ich als absolute Meilensteine unserer Geschichte bezeichnen würde. An erster Stelle fällt mir der Auftritt von Tobi Beck aus dem Jahr 2015 ein, nach dem sich alle sicher waren, dass hier gerade ein Star der deutschen Speaker-Szene geboren war. Auch den Auftritt von Barack Obama, der uns kurz nach dem Ende seiner Regentschaft als US-Präsident besuchte, würde ich als absolut magisch bezeichnen. Komplettiert wird das Trio von niemand anderem als Oliver Brünner und seinem Auftritt auf der Main Stage im Jahr 2023. Beck, Obama, Brünner. Das sind sie, die drei Namen, die ich mit den größten Meilensteinen unserer Firmenhistorie gleichsetzen würde. Wie es der Zufall so will, war es ausgerechnet Tobi Beck, der am Abend von Oliver Brünners legendärer Debüt-Performance direkt nach diesem aufgetreten ist. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich Tobi hinter den Kulissen aufbauen musste, weil er nicht darauf vorbereitet war, unmittelbar nach solch einer Performance auf die Bühne zu müssen. Einen undankbareren Spot hätte es für ihn an diesem Abend nicht geben können. Letzten Endes rockte Tobi die Stage zwar trotzdem in gewohnter Manier, am Ende des Tages war es aber dennoch Oliver Brünners Performance gewesen, die in ihm sowas wie Lampenfieber ausgelöst hatte. Doch wie hat ausgerechnet Oliver Brünner es geschafft, das zu vollbringen? Was machte ausgerechnet seinen Vortrag so gut? Und wieso bewegt ausgerechnet er die Menschen so sehr? Ich möchte Oliver keineswegs kleinreden, doch als er damals zu uns kam, war er weit davon entfernt, ein absoluter Top-Speaker zu sein. Er war ein toller Trainer, ein toller Unternehmer und ein toller Mensch gewesen, ja. Letzteres sowieso. Doch es ist kein Selbstläufer, von einem tollen Trainer und Menschen zu einem Top-Speaker zu werden, der es schafft, 16.000 Menschen in einer 18-minütigen Keynote mehrfach von den Sitzen zu holen. Da gehört mehr dazu, als »einfach« eine gute Geschichte zu haben. Dass Oliver das trotzdem in so kurzer Zeit geschafft hat, liegt in meinen Augen vor allem daran, dass er sich voll und ganz auf den Prozess eingelassen hat, der hierfür nötig war. Er hat sich von uns coachen lassen, hat Hilfe angenommen und hat unglaublich fleißig trainiert. Vor allem aber hat er nie aufgegeben. Nicht einmal habe ich es erlebt, dass Oliver das Feedback, das ihm von uns entgegengebracht wurde, persönlich genommen hat oder sich davon hat demotivieren lassen. Im Gegenteil. Für Oliver war Feedback immer ein Ansporn, weiterzumachen. Und das, obwohl er in seiner Zeit als Trainee einige Auftritte hinlegte, die wirklich nicht gut waren. Es kam durchaus vor, dass er sich nach einem Auftritt mal ein »Oliver, das ist echt scheiße!« anhören musste. Doch auch nach solchen Auftritten dachte Oliver gar nicht daran, aufzugeben. Er macht weiter und hat an seinem großen Traum festgehalten. So lange, bis er ihn tatsächlich realisieren konnte.

* * *

Der Weg, den Oliver Brünner in unserer Akademie als Speaker über zwei Jahre hinweg hingelegt hat, ist in meinen Augen sinnbildlich für sein ganzes Leben. Ich finde Oliver Brünner nicht nur als Speaker inspirierend, sondern auch und vor allem als Menschen. Er zeigt uns tagtäglich, was es bedeutet, nicht aufzugeben, immer wieder dazuzulernen und sich nicht vor gut gemeinten Ratschlägen zu verschließen. Dabei gelingt es ihm dennoch, die Meinung anderer nicht zu hochzuhängen – vor allem dann nicht, wenn sie ihn limitieren könnte. Ohnehin stellen Limitierungen für Oliver in erster Linie eine Motivation dar – ganz egal, ob ihm diese von anderen Menschen oder seinem eigenen Körper aufgezeigt werden. Wenn Oliver mit einer Limitierung konfrontiert wird, erkennt er darin vor allem die Möglichkeit, zu zeigen, was möglich ist. Was für ihn möglich ist. Und dass für Oliver Brünner tatsächlich so einiges möglich ist, hat er in den letzten Jahrzehnten als Mensch und Speaker immer wieder unter Beweis gestellt. Dementsprechend bin ich unglaublich glücklich darüber, dass er jetzt die Zeit und den Mut aufgebracht hat, seine Geschichte, die mich so sehr bewegt, in dieses Buch zu fassen. Als Unternehmer, Mensch und sechsfacher Familienvater hat Oliver im Laufe seines Lebens Unglaubliches geleistet und ich freue mich für jeden Menschen, der sich durch das Lesen dieses Buches von Olivers einzigartiger Lebensgeschichte inspirieren lassen kann. Dabei spielt für mich vor allem die Absprungbasis, von der Oliver Brünner gestartet ist, eine riesige Rolle. Sie ist es, die ich im Gesamtkontext seines Lebens für unglaublich bewegend halte. Denn es gibt viele Menschen, die von sich glauben, dass sie viel erreicht hätten und erfolgreich gegen Widerstände angekommen wären. Doch den Großteil dieser Menschen stellt Oliver Brunner aus meiner Sicht total in den Schatten. Schauen wir uns nur mal an, wie stark Oliver körperlich eingeschränkt war und mit welchen Glaubenssätzen er als behinderter Mensch permanent konfrontiert wurde. Von Lehrern über Mitschüler bis hin zu Ärzten gab es kaum jemanden, der Oliver nicht mit den vermeintlichen Grenzen seines Potenzials konfrontiert hätte. Sich aus solch einer Situation herauszumanövrieren und die eigenen Ketten zu sprengen, ist in meinen Augen mega inspirierend. Und Oliver ist ja noch nicht einmal am Ende angelangt. Er hat noch viele Ziele und Visionen, die er trotz aller vermeintlichen Grenzen und Ketten realisieren wird. Dementsprechend bin ich fest davon überzeugt, dass dieses Buch sich für jeden eignet, der seine eigenen Grenzen neu setzen möchte und sich dabei von jemandem inspirieren lassen möchte, der gezeigt hat, was mit der richtigen Einstellung alles möglich ist. Geht es nämlich darum, die eigenen Grenzen neu zu setzen, ist Oliver Brünner ein absolutes Living Example. An diesen möchte ich im Übrigen noch ein ganz persönliches Dankeschön richten: Vielen Dank, lieber Oliver, dass du mich vor die Herausforderung gestellt hast, Tony Robbins beizubringen, dass es dieses eine Mal nur für Platz 2 gereicht hat.

Prolog

Als ich geboren wurde, war das für meine ganze Umgebung ein massiver Schock. Das klingt hart, entspricht aber der Wahrheit. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie groß der Schock für meine Mutter gewesen sein muss, ganz zu schweigen vom Rest meiner Verwandtschaft. Sicher bin ich mir jedoch in einer Sache: Es wird in meinem Umfeld niemanden gegeben haben, der mir den Lebensweg zugetraut hätte, auf den ich schon heute zurückblicken kann. Im Gegenteil. Alle werden davon ausgegangen sein, dass der Oliver irgendwann einmal in einem Heim leben, dort von Angestellten gefüttert werden und den deutschen Staat einen riesigen Haufen Geld kosten würde. Und das ist auch wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, wie wir Spastiker in der Öffentlichkeit noch immer angesehen werden. Obwohl sich die allerwenigsten wirklich mit der Thematik auskennen, ist sich keiner zu schade, Betroffene vorzuverurteilen und mit gefährlichem Halbwissen um sich zu werfen. Oftmals gehen die Menschen dabei weit verbreiteten Trugschlüssen auf den Leim. Das fängt schon damit an, dass der Volksmund bis heute noch immer von der Spastik als Erkrankung spricht. Um eine solche handelt es sich bei der Spastik jedoch NIE. Woran das liegt? Ganz einfach: Es gibt die Erkrankung »Spastiker« gar nicht. Spastiker haben NIE Krankheiten. Sie sind IMMER das Produkt eines Unfalls. Die Symptome der Spastik werden erst durch das Hirntrauma bedingt, die ein solcher Unfall zur Folge hat. Dabei können solche Unfälle ganz unterschiedlich aussehen. Bei manchen Spastikern zieht sich bei der Geburt die Nabelschnur um den Hals, andere verdanken ihre Spastik Verkehrsunfällen mit anschließendem Koma. Es gibt unzählige Arten von Unfällen, die letztendlich in einer Spastik resultieren können. Und genauso gibt es auch Tausende Ausprägungen der Spastik selbst. Das erkennt man schon, wenn man sich einzelne Spastiker ansieht. Bei einigen ist nur eine Körperhälfte gelähmt, während sie die andere vollständig bewegen können. Wieder andere haben nur einzelne Körperteile, die betroffen sind. Da kann es dann sein, dass die Spastik nur die Hände betrifft, die Beine aber okay sind. Ich persönlich habe eine spastische Tetraparese – also eine Spastik mit Vollausprägung. Bei dieser sind alle vier Gliedmaßen und das Gesicht betroffen. Man könnte also sagen: Bei mir hat der Unfall voll eingeschlagen. Ich verwende den Begriff »Unfall« in diesem Kontext übrigens bewusst sehr häufig. Mir ist es nämlich wichtig, dauerhaft etwas in den Köpfen der Menschen zu verändern. Ich möchte nicht, dass du einen Spastiker auf der Straße siehst und denkst: »Oh, der hat ja eine Erkrankung.« Mit dieser Einstellung tust du deinem Gegenüber nichts Gutes und reproduzierst lediglich weit verbreitete Vorurteile, die mit der Realität nichts zu tun haben. Stattdessen sollte dir spätestens nach dem Lesen dieses Prologs sofort der folgende Warnhinweis durch den Kopf schießen, wenn du einem Spastiker begegnest:

»Achtung, der hatte einen Unfall. Der ist NICHT erkrankt.« Wenn du dem Thema Spastik mit diesem Bewusstsein entgegentrittst, vermeidest du möglicherweise auch andere Trugschlüsse, mit denen ich im Laufe meines Lebens bereits konfrontiert wurde. So zum Beispiel, als mein erstgeborener Sohn auf die Welt kam. Dieser hat – genau wie meine fünf anderen Kinder – keine Spastik. Einer meiner Onkel quittierte dies mit dem Satz: »Ja, Gott sei Dank, dass er gesund ist.« Dieser Satz wäre vermutlich nicht gefallen, wenn ihm bewusst gewesen wäre, dass es sich bei einer Spastik nicht um eine Krankheit, sondern um eine Unfallfolge handelt, und diese dementsprechend nicht vererbbar ist. Ich meine, wer würde schon auf die Idee kommen, dass du die Folge eines Unfalls an deine Kinder vererben kannst? Oder hast du dich schon einmal darüber gewundert, dass jemand, der bei einem Verkehrsunfall einen Arm verloren hat, Kinder ohne fehlende Gliedmaßen auf die Welt gebracht hat? Vermutlich nicht. Schließlich funktioniert das mit dem Erben und Vererben so nicht. Vererben kannst du Diabetes oder Bluthochdruck, aber sicherlich keine Spastik. Doch leider glaubt der Volksmund das immer noch. Denn es haben sich leider nur die wenigsten damit auseinandergesetzt, ob eine Spastik nun eine Krankheit oder eine Unfallfolge ist. Und so werden betroffene Menschen auf der Straße dann auch oft behandelt. Ist ein Spastiker mit seinen Kindern unterwegs, kann es dann schnell heißen:

»Oh Gott, dass DER Kinder hat!«

Und das, obwohl es nicht einen medizinisch gehaltvollen Grund zur Annahme gibt, dass die Kinder eines Spastikers nicht genauso gesund sein sollten wie andere Kinder auch. Trugschlüsse wie diese sind es auch, die mich dazu motiviert haben, dieses Buch zu veröffentlichen. Mir geht es beim Schreiben dieses Buches nicht darum, eine Geschichte zu erzählen. Ich möchte aufklären. Ich möchte einen Mehrwert liefern. Ich möchte, dass Leute das Buch zuklappen und sich denken:

»Wow, da habe ich etwas dazugelernt.«

Konkret sollte dieses Learning aus einem ganz klar formulierten Auftrag bestehen: Höre auf, über dich und andere zu urteilen. Jeder Tag – nein, jede Minute – kann dafür sorgen, dass sich dein Leben massiv verändert – im Positiven wie im Negativen. Und letzten Endes schreibt das Leben ohnehin seine eigene Geschichte. Das zeigt allein der Umstand, dass auch bei mir alles völlig anders gekommen ist, als man es zu Beginn meines Lebens angenommen hätte. Denn obwohl jeder in meinem Umfeld davon ausgegangen ist, sitze ich heute nicht in irgendeinem Heim und lasse mich dort füttern. Ich sitze an einem weiteren Buch und mache mir Gedanken darüber, wie ich Menschen davon überzeugen kann, dass Träume die Architekten ihres Lebens sind. Die Träume sind es nämlich, mit denen sich dieses Buch in allererster Linie beschäftigen wird. Wenn du also befürchtet hast, dass diese Lektüre eine mit autobiografischen Anekdoten gepflasterte Zeitreise durch die Auswirkungen meiner Unfallfolge ist, kannst du durchatmen und dich entspannt zurücklehnen. Ja, ich werde hier und da auf Ereignisse eingehen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang zu meiner Spastik stehen. Das gebietet allein schon der Umstand, dass ich das bereits formulierte Anliegen habe, ein ausgeprägteres Verständnis für das Phänomen und seine Charakteristik zu schaffen. Allerdings möchte ich dir in allererster Linie aufzeigen, wie du als Mensch das Zepter für dein Leben selbst in die Hand nehmen und deine Träume zu den Architekten deiner Wirklichkeit machen kannst – ganz egal, ob du nun eine Behinderung hast oder nicht. Im besten Fall wirst du dieses Buch also nach dem Lesen beiseitelegen und neben einem deutlichen Wissenszuwachs auch einen neuen Blickwinkel auf dein Leben verzeichnen können, der dir zukünftig dabei helfen wird, richtig mit deinen Träumen und Wünschen umzugehen. Fühle dich also sehr gerne dazu eingeladen, dich über zehn spannende Kapitel von mir zum Träumen inspirieren zu lassen.

Ich möchte dich persönlich mit einer Videobotschaft auf deiner Reise durch dieses Buch begrüßen. Du findest das Video unter diesem QR-Code oder unter diesem Link:

www.doit.oliverbruenner.com

Viel Freude beim Lesen.

Kapitel 1:Ursprung und Gegenwart

Auftrag angenommen

»1962 nahm ich meine Aufgabe an.« Diese Worte benutzte ich, als ich 2023 zum ersten Mal als Speaker auf der Greator-Bühne stand und aus meinem Leben mit einer spastischen Tetraparese berichtete. Doch was genau ist eigentlich diese Aufgabe, von der ich gesprochen habe? Ich persönlich sehe in ihr den Auftrag, das Bestmögliche aus unserer eigenen Lebensrealität und unseren eigenen Lebensumständen zu machen. Das bedeutet: Wir alle haben diesen Auftrag, den wir im Laufe unseres Lebens erfüllen müssen. Die Unterschiede liegen lediglich in unserer Umgebung und den Umständen, die uns bei der Erfüllung des Auftrags begleiten. Auch der Zeitpunkt, zu dem der eigene Auftrag beginnt, kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Während manche davon ausgehen mögen, dass ihr Auftrag schon mit der eigenen Zeugung beginnt, sehen andere ihre Geburt als Startschuss an. In meinem Fall kann von beidem nicht die Rede sein. Denn den Auftrag, den ich 1962 annahm, konnte bis zu meiner Geburt niemand erahnen. Wie die meisten anderen Babys bin auch ich als gesundes Baby im Mutterleib meiner Mutter herangewachsen. Zu keinem Zeitpunkt gab es auch nur den Hauch eines Anzeichens, dass ich nicht auch als gesundes Baby zur Welt kommen würde. Nun muss ich in diesem Zusammenhang dazusagen, dass die medizinischen Voraussetzungen in den 60ern natürlich nicht mit denen von heute zu vergleichen sind. Ultraschall gab es damals nicht, CT schon gar nicht. Viel mehr bestand die Pränataldiagnostik noch daraus, ein Stethoskop an den Bauch der Mutter zu halten und damit den Herzschlag des Kindes zu prüfen – mehr gab es damals nicht. Ein regelmäßiger Herzschlag reichte also aus, um ein Kind im Mutterleib vorerst als gesund zu bezeichnen – so lief das damals. Ohnehin hätte es kein Mittel gegeben, das schon vor meiner Geburt Aufschluss darüber hätte geben können, wie mein ganz persönlicher Auftrag einmal aussehen würde. Alles, was man hätte überprüfen können, war absolut in Ordnung. Somit ist meine Mutter also definitiv mit der Erwartung in den Kreissaal gekommen, ein gesundes Baby auf die Welt zu bringen. Dass diese Erwartung letztlich nicht mit der Realität übereinstimmte, liegt an einem Ereignis, das sich während meiner Entbindung zutrug. Ich habe ja bereits im Prolog erklärt, dass Spastiken immer auf Unfälle zurückzuführen sind. In meinem Fall war es der Klassiker: die Nabelschnur, die sich bei der Geburt um den Hals zieht. Diese hat während meiner Entbindung so stark auf meine Hauptschlagader gepresst, dass die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn zeitweise unterbrochen wurde – ein Prozess, der Erzählungen zufolge geschlagene 15 Minuten gedauert haben soll. 15 Minuten, in denen sich die Nabelschnur mit jeder Wehe fester zusammenzog und die Sauerstoffzufuhr von Minute zu Minute schwieriger wurde. In diesen 15 Minuten führte ich einen derart brutalen Überlebenskampf, dass ich bereits vollständig blau angelaufen war, als ich den Körper meiner Mutter letztlich mitsamt der Nabelschnur, die sich zuvor wie eine Schlinge um meinen Hals gezogen hatte, verließ. Erst der Anblick meines schon vollständig blau angelaufenen Körpers signalisierte den anwesenden Ärzten, dass bei der Entbindung etwas massiv schiefgegangen sein musste. Während es vorher keinen Grund gegeben hatte, sich Sorgen zu machen, war nun allen Beteiligten klar, dass mein Leben am seidenen Faden hing. Was folgte, war die Weiterführung meines Überlebenskampfes, bei dem nun auch die Ärzte mit Schlägen und kaltem Wasser versuchten, dem gerade erst von der Nabelschnur getrennten Körper irgendwie Leben einzuhauchen. Erst als ich nach den bereits erwähnten 15 Minuten endlich meinen ersten Atemzug machte, war klar, dass ich hier und heute nicht sterben würde. Da inzwischen auch die Sauerstoffzufuhr nicht mehr unterbrochen war, hatte sich auch die Farbe meines Körpers wieder normalisiert. Da lag ich nun also und strampelte – wie jedes andere Baby auch. Es schien keinen weiteren Grund zur Sorge zu geben, sodass sich auch keiner der behandelnden Ärzte dazu veranlasst sah, irgendetwas von dem, was vor und während meiner Geburt schiefgelaufen war, zu dokumentieren. Kein Wunder also, dass es mit den Jahren in Vergessenheit geriet.

* * *

Auch in den Monaten nach meiner Geburt deutete – so erzählten es mir später meine Verwandten – nichts darauf hin, welche Lebensrealität mich als Folge des Unfalls, der sich bei meiner Geburt zugetragen hatte, erwarten würde. Ich schrie und zappelte so, wie man es auch von einem gesunden Baby erwarten würde. Hierbei ist erneut anzumerken, dass in den 60ern kaum etwas so war, wie wir es heute gewohnt sind. Das Leben war ein anderes, und der Alltag, wie wir ihn heute kennen, undenkbar. Dies veranschaulicht auch die erste Erinnerung, die ich im Zusammenhang mit den Folgen meines Unfalls habe. Ich war gerade zwei Jahre alt und litt unter einem schweren Keuchhusten. Meine Eltern machten sich Sorgen und beschlossen, mich ins nächstgelegene Krankenhaus zu bringen. Heutzutage würde man dazu vermutlich in eins der mindestens zwei Familienautos steigen und sein Baby in die nächste größere Ortschaft fahren. Doch leider gestaltete sich dies damals ein wenig komplizierter. Wir lebten in einem kleinen Dorf, und das nächste Krankenhaus war 35 Kilometer entfernt. Auch besaßen meine Eltern – ähnlich wie die meisten anderen Menschen zu der Zeit – kein Auto, was den dringend benötigten Krankenhausaufenthalt noch schwieriger gestaltete. Glücklicherweise erklärte sich der Wirt eines nahegelegenen Gasthofs, welcher auf den Namen Zur Deutschen Eiche hörte, dazu bereit, mich in das besagte Krankenhaus zu fahren. Der besagte Wirt war ein Bekannter meiner Eltern und besaß ein sehr stabiles Auto, einen Opel Admiral, welches es ihm ermöglichte, mich trotz des damals nur unzureichenden Straßenausbaus zügig in die Klinik zu fahren. Für den Wagen stellten die Buckel und Schlaglöcher, die die Straßen unserer Ortschaft pflasterten, kein Problem dar, und wir konnten die Fahrt ohne zeitraubende Zwischenfälle hinter uns bringen. Das war in diesem Fall auch bitter nötig. Als ich nämlich in der Klink ankam, rang ich bereits nach Luft und wurde umgehend von ein paar anwesenden Ärzten behandelt. Diesen fiel bereits bei der Anamnese auf, dass meine Reflexe für mein damaliges Alter sehr unüblich waren. Meine Hände ließen sich weder öffnen noch schließen, auch stehen konnte ich nicht. Den Ärzten war sofort klar, dass ich wohl doch kein ganz so gesundes Kind war. Das Problem war: Für das, was ich hatte, gab es damals weder eine Diagnose noch eine Bezeichnung. Allen war klar, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte, doch keiner konnte dem Ganzen einen Namen geben. Viel frustrierender hätte die Situation für meine Eltern kaum sein können. Und es sollte leider auch noch eine ganze Zeit dauern, bis wir das, was ich offensichtlich hatte, endlich benennen konnten. Der lange Weg zur Diagnose war geprägt von Untersuchungen und Aufenthalten in mehreren Kliniken, die nicht selten wenig ertragreich endeten. Dies war nicht zwingend auf Unwissenheit seitens der Ärzte zurückzuführen, sondern vor allem auf die medizinischen und gesellschaftlichen Standards der 60er-Jahre, die in keinem Verhältnis zu dem stehen, was wir heutzutage gewohnt sind. Viel zu viele Menschen gingen damals noch davon aus, dass eine körperliche Behinderung auch zwingend mit einer Behinderung des Geistes einhergehen musste. Ein gesunder Geist im Körper eines Behinderten? Das war damals für viele Menschen undenkbar. Die hielten sich dann lieber an den weit verbreiteten Irrglauben: »In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist«. Dass dieser mit der Realität nicht viel zu tun hatte, zeigte in meinem Fall die Diagnose, die nach zahlreichen Untersuchungen und Klinikaufenthalten eines Tages dann doch gestellt werden konnte: Spastiker! Ich war nun also offiziell ein Spastiker.

* * *

Der Begriff Spastiker beschreibt in erster Linie die körperlichen Symptome, die sich in Folge meines Unfalls zeigten. Allerdings bilden diese nicht im Ansatz das ab, was ein Mensch mit der Diagnose Spastiker schon im Kindesalter durchmachen muss. Weitaus wichtiger als die rein körperlichen Symptome sind nämlich die Begleiterscheinungen, mit denen Spastiker sich schon von der Kindheit an auseinandersetzen müssen – besonders im sozialen Bereich. Diese lassen sich in meinem Fall grundlegend auf einen simplen Umstand herunterbrechen: Ich stand durch mein auffälliges Verhalten und meine Erscheinung oft im Mittelpunkt. Dies fing bereits mit der Art an, die ich beim Laufen an den Tag legte. Aufgrund der Fehlstellung meiner Hüftgelenke waren meine Füße x-läufig, sodass meine Knie beim Gehen wippten und ich ständig über meine eigenen Füße fiel. Da ich mich nicht mit meinen Händen abfangen konnte, endete das oft in Bruchlandungen ähnelnden Stürzen, die häufig Schürfwunden und andere Verletzungen zur Folge hatten. Auch meine Arme und die sich daran befindenden Extremitäten verhielten sich ziemlich unkontrolliert: Meine Hände waren geschlossen, schwer verkrampft und nach innen zum Unterarm geneigt. Es kostete die Menschen in meiner Umgebung viel Mühe und Anstrengung, sie aufzubekommen, und wenn ich einmal etwas mit den Händen umschlossen hatte, ließ ich es so schnell nicht wieder los. Da meine spastische Tetraparese nicht nur die Gliedmaßen, sondern auch mein Gesicht betrifft, hatte ich zudem erhebliche Schwierigkeiten in der verbalen und nonverbalen Kommunikation. Meine Sprache war meist unverständlich und lallend, und ich verschluckte einzelne Silben. Auch meine Kopfbewegungen und meine Mimik wichen von der Norm ab. Dies äußerte sich dadurch, dass mein Kopf unkontrolliert leicht kreisende Bewegungen machte, ich ihn nicht ruhighalten konnte und meine Mund- und Augenpartien stets verkrampft waren. Ich könnte die Liste an Charakteristiken, die mich von anderen Kindern unterschieden, an dieser Stelle noch ewig weiterführen. Im Grunde reicht aber ein Satz, um das auszudrücken, was mir seit Anbeginn meines Lebens wieder und wieder vor Augen geführt wurde: Ich war anders als andere.

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Dass ich anders war als andere Kinder in meinem Alter, wurde mir immer dann bewusst, wenn ich mit Gleichaltrigen interagierte oder in direkten Kontakt mit Erwachsenen geriet. Dabei beobachtete ich neben Ohnmacht, liebevollem Verständnis, Achtung, Angst und Ekel vor allem eine Reaktion bei meinen Mitmenschen: übermäßige Fürsorge. Es schien, als würde ich in den Menschen um mich herum ein kollektives Bedauern auslösen. Ein Bedauern gegenüber mir, meinen Eltern und meiner gesamten Umgebung. So, als wäre meine Existenz allein Grund genug, um alle um mich herum zu bemitleiden. Nicht selten kam es vor, dass Menschen Äußerungen wie »Der wird seinen Eltern noch viele Sorgen bescheren«, »Ein schweres Schicksal« oder »Die armen Eltern, was das noch werden soll?« von sich gaben. Eigentlich verrückt, oder? Da äußerst du in aller Öffentlichkeit dein Bedauern über das Leben, das ein anderer Mensch führt – und das, während dieser Mensch dir zweifelsfrei zuhören kann. Es kam mir vor, als gingen die Menschen davon aus, dass ich ohnehin nichts begreifen würde. Dass mir gar nicht bewusst wäre, dass ich anders war als die anderen. Ganz nach dem Motto: Der ist behindert – was soll der schon merken? Bei manchen hätte das vielleicht zu einer tiefgreifenden Abneigung oder negativen Befindlichkeiten gegenüber den betreffenden Personen geführt. Bei mir ist das glücklicherweise nicht der Fall. Ich bin fest davon überzeugt, dass alle um mich herum sich von Herzen gewünscht haben, dass mir der Unfall nach meiner Geburt erspart geblieben wäre. Wenn sie Aussagen machten, die ich als verletzend empfand, lag das in keiner Weise daran, dass sie mir etwas Böses wollten. Es war einfach ihre Hilfslosigkeit; sie wussten es nicht besser. Hinter einer »bösen« Handlung muss nicht immer eine böse Absicht stecken. Manche Menschen handeln auch nach bestem Gewissen und merken dabei gar nicht, dass sie andere Menschen durch ihre Äußerungen oder Taten verletzen. Auf der Basis dieser Erkenntnis kann ich heute mit gutem Gewissen sagen, dass ich gegen keinen der Nachbarn und Freunde von damals in irgendeiner Weise einen Groll hege. Sofern sie noch leben, habe ich sogar noch sehr guten Kontakt zu ihnen. Denn wo nicht mit Bosheit oder Argwohn gehandelt wird, gibt es auch nichts zu verzeihen. Ohnehin empfinde ich vor allem gegenüber den Freunden, die in meiner Straße wohnten, bis heute eine tiefe Dankbarkeit und Verbundenheit. Neben meinen Eltern waren es nämlich vor allem sie, die mich so akzeptierten, wie ich war. Dadurch sorgten sie dafür, dass ich eine friedliche und behütete Kindheit erleben durfte. Sie gaben mir die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen Kindern in meinem Alter durch Wälder und Fabrikruinen zu ziehen, mir dabei die eine oder andere Schramme zuzuziehen und meine Behinderung so auf lange Sicht zu meiner eigenen Art der Normalität werden zu lassen. Von ihnen wurde ich behandelt wie alle anderen auch. Dank der kämpferischen Bemühungen meiner Mutter konnte ich außerdem die reguläre Grundschule besuchen, in der man mir die gleichen Unterrichtsinhalte beibrachte wie den anderen Kindern in meinem Alter. Am Ende des Tages war ich also ein ganz normaler Heranwachsender – mit dem Unterschied, dass ich nach wie vor ein bisschen anders war.

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Obwohl ich mich durch die Unterstützung von Freunden und Familie im Großen und Ganzen gut in meine Umgebung integriert fühlte, gab es doch einzelne Bereiche des alltäglichen Lebens, in denen sich meine Behinderung bemerkbar machte. Dies betraf in erster Linie all jene Tätigkeiten, die zweier motorisch uneingeschränkter Hände bedurft hätten. Und davon gab es einige. Schließlich ist die Welt, in der wir leben, nicht auf Menschen ausgelegt, die mit Behinderungen leben. Da auch die Produkte, die seit jeher unseren Alltag bestimmen, primär für Menschen mit voll funktionsfähigen Extremitäten entworfen werden, geriet ich so ein ums andere Mal in Situationen, die mir das Ausmaß meiner Behinderung vor Augen führten. So konnte ich beispielsweise lange Zeit den Reißverschluss meiner Hose nicht eigenständig öffnen. Da ich es als Demütigung empfunden hätte, einen meiner Mitschüler um Hilfe zu bitten, verzichtete ich infolgedessen darauf, in der Schule die Toilette zu besuchen. Wer fragt im Kindesalter schon gerne einen anderen Jungen aus seiner Klasse, ob er ihm vor dem Pinkeln dabei helfen möchte, sich die Hose auszuziehen? Anstatt mir diese vermeintliche Blöße zu geben, unterdrückte ich auf meinem Stuhl hin und her rutschend meinen Harndrang und hoffte darauf, es nach Schulschluss rechtzeitig nach Hause zu schaffen. An guten Tagen gelang mir dies, und ich konnte mich nach einem teilweise qualvollen Nachhauseweg endlich erleichtern. An weniger guten machte ich mir jedoch auf dem knapp 250 Meter langen Nachhauseweg in die Hose und wurde von meinen Eltern ausgeschimpft. Auch meine Lehrkräfte ließen mich öfters spüren, dass ich mich durch meine Behinderung von den anderen Kindern in meiner Klasse unterschied. So zeigten sie mir zwar ausreichend Liebe und Zuneigung, ließen dabei aber oft die unnachgiebige Strenge vermissen, die sie gegenüber anderen Schülern an den Tag legten. Wurde ich beispielsweise einmal dafür bestraft, dass ich meine Hausaufgaben nicht gemacht hatte, so schwang in der Strafe immer auch ein wenig Mitleid seitens des Lehrers mit. Das hatte ein wenig den Charakter eines Fußballtrainers, der den Ball nur halbherzig aufs Tor schießt, weil er dem Kind, das die Position des Torhüters bekleidet, eine realistische Chance geben will, den Ball zu halten. Auch wenn es um meine Leistungen ging, legten meine Lehrer selten die notwendige Härte an den Tag. Da ich der einzige Behinderte in der Klasse war, gaben sie sich vergleichsweise früh mit meinen Leistungen zufrieden. Ob es sich nun um Mathe oder Sport handelte, erfolgreiche Leistungen wurden wohlwollend beklatscht und ein weniger erfolgreiches Abschneiden einfach auf die Behinderung geschoben. Während sich der Schulalltag für viele meiner Mitschüler häufig wie ein Marathon angefühlt haben dürfte, glich er in meinem Fall eher einer leichten Jogging-Session, bei der ich nie an mein Maximum gehen musste und für mein Minimum bejubelt wurde. Was langweilig klingen mag, war für mein Grundschüler-Ich natürlich ein absoluter Segen. Ungestraft faul sein und nicht einmal dafür bestraft werden – viel besser kann es für einen Jungen im Grundschulalter doch eigentlich gar nicht laufen, oder? Heute sehe ich das Ganze natürlich aus einem anderen Blickwinkel. Inzwischen bin ich mir bewusst, dass mir für das Lösen der Aufgaben lediglich Übung und Routine fehlten und die Sonderbehandlung der Lehrer nur dazu führte, dass mein Potenzial friedlich vor sich hinschlummernd verschenkt wurde. Ich ruhte mich auf dem aus, was ich schaffte, und kam nie wirklich in eine Situation, in der ich an meine Grenzen hätte gehen müssen. Glücklicherweise gelang es mir am Ende dennoch aus eigener Kraft, von Schuljahr zu Schuljahr versetzt zu werden, bis der Schritt auf die Hauptschule anstand. Dort sollte ich dann mit Phänomenen konfrontiert werden, die mit Schule und Noten rein gar nichts zu tun hatten.

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Die Pubertät gilt gemeinhin als einer der größten Einschnitte in das Leben junger Menschen. Als Leser dieses Buches wirst du zwar vermutlich deine eigene Pubertät bereits durchlaufen haben, aber in einem Alter sein, in dem du dich noch gut an sie zurückerinnern kannst. Auch du wirst mir vermutlich dabei zustimmen, dass die Pubertät für alle Heranwachsenden ein besonderer Zeitraum ist. Der eigene Körper verändert sich, sexuelle Interessen entwickeln sich und triebgesteuerte Verhaltensmuster treten zu Tage. Auch für mich war diese Zeit eine besondere. Ich war es vorher bereits gewohnt gewesen, ein wenig außen vor zu sein, wenn beispielsweise im Sportunterricht Spiele wie Basketball gespielt wurden, bei denen Konkurrenzdenken und Leistungsprinzipien im Vordergrund