Im Labyrinth der Rache - Ethan Cross - E-Book

Im Labyrinth der Rache E-Book

Ethan Cross

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Beschreibung

Der berühmteste Serienmörder der Welt kommt nach Europa

Francis Ackerman jr. verlässt zum ersten Mal Amerika. In Glasgow wartet eine Liste auf ihn, die die Namen aller Mitglieder des größten und gefährlichsten Verbrechersyndikats der Welt enthält. Aber das Tablet, auf dem sie gespeichert ist, kann nur von Ackerman und der Tochter seines verstorbenen Erzfeindes gemeinsam entsperrt werden. Seine Feinde werden alles daransetzen, ihn und die junge Frau zu töten, bevor dies geschehen kann. Also eilt Ackerman nach Schottland, um die Frau zu erreichen, ehe es zu spät ist. Aber dort warten nicht nur Unterweltbosse, Interpol und die Polizei auf ihn, im Hintergrund lauert ein Mann, der früher Ackermans Alpträume beherrscht und nun ein raffiniertes Labyrinth aus Intrigen um ihn gesponnen hat, aus dem es kein Entrinnen gibt ...

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Seitenzahl: 558

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Inhalt

CoverÜber dieses BuchÜber den AutorTitelImpressumErster Teil1234567891011121314151617181920212223242526272829Zweiter Teil30313233343536373839404142434445464748495051525354555657585960616263646566676869707172737475767778

Über dieses Buch

Francis Ackerman jr. verlässt zum ersten Mal Amerika. In Glasgow wartet eine Liste auf ihn, die die Namen aller Mitglieder des größten und gefährlichsten Verbrechersyndikats der Welt enthält. Aber das Tablet, auf dem sie gespeichert ist, kann nur von Ackerman und der Tochter seines verstorbenen Erzfeindes gemeinsam entsperrt werden. Seine Feinde werden alles daransetzen, ihn und die junge Frau zu töten, bevor dies geschehen kann. Also eilt Ackerman nach Schottland, um die Frau zu erreichen, ehe es zu spät ist. Aber dort warten nicht nur Unterweltbosse, Interpol und die Polizei auf ihn, im Hintergrund lauert ein Mann, der früher Ackermans Alpträume beherrscht und nun ein raffiniertes Labyrinth aus Intrigen um ihn gesponnen hat, aus dem es kein Entrinnen gibt …

Über den Autor

Ethan Cross ist das Pseudonym eines amerikanischen Thriller-Autors, der mit seiner Frau, drei Kindern und zwei Shih Tzus in Illinois lebt. Nach einer Zeit als Musiker wandte Ethan Cross sich dem Schreiben zu und bereicherte die Welt fiktiver Serienkiller prompt um ein ganz besonderes Exemplar: Francis Ackerman jr. Seitdem bringt Ackerman zahlreiche Leser um den Schlaf und geistert durch ihre Alpträume. Neben der Schriftstellerei verbringt Ethan Cross viel Zeit damit, sich sozial zu engagieren, wobei ihm vor allem das Thema Autismus sehr am Herzen liegt.

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Deutsche Erstausgabe

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2024 by Aaron Brown

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »In The Labyrinth Of Revenge«

Published in agreement with the author,c/o BAROR INTERNATIONAL, INC., Armonk, New York, U.S.A.

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright © 2024 byBastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Vervielfältigungen dieses Werkes für dasText- und Data-Mining bleiben vorbehalten.

Textredaktion: Ralf Reiter, Köln

Umschlaggestaltung: Massimo Peter-Bille

Einband-/Umschlagmotiv: © Peter Tos/shutterstock

eBook-Produktion: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7517-4800-1

luebbe.de

lesejury.de

Erster Teil

Alte Freunde

1

Francis Ackerman jr., seines Zeichens reformierter Serienmörder, starrte versonnen in den mit Plüsch ausgekleideten Sarg, der für ihn bestimmt war. Normale Menschen fragten sich oft, wie es wäre, lebendig begraben zu sein; für Ackerman war diese Frage längst beantwortet. Schon als Jugendlichen hatte sein Vater ihn mehrmals lebendig unter die Erde gebracht, aber sein Erzeuger war stets zurückgekommen, um ihn wieder auszugraben. Ackerman persönlich hatte diese Erlebnisse als recht friedlich in Erinnerung, als Erholung von den Schrecken seiner frühen Existenz, als Gelegenheit zur Entspannung. Die Aussicht, in einen Sarg zu steigen, weckte in ihm Gefühle, wie ein normales Kind sie wohl empfand, wenn es erfuhr, dass die Schule wegen Schneechaos ausfällt.

Er stand in einem kleinen Hangar am Rand eines Privatflugplatzes in Virginia. Unter den stärkeren Aromen des Motoröls und Kerosins nahm Ackerman den Geruch nach Neusarg wahr, der von der offenen Totenlade ausging. Er streckte beide Hände vor und fuhr mit den Fingern über das seidige Material in dem Kasten. Schließlich tätschelte er den Rand und sagte: »Eines kann ich euch versprechen, Jungs. Noch schöner zu reisen ist unmöglich.«

Jesse Gibson, sein junger Begleiter, stammte aus einem armen Viertel von Detroit. Der Ex-Soldat in den Zwanzigern schüttelte den Kopf. »Ich lege mich in keinen Sarg.«

»Warum denn nicht?«

»Weil’s ein Sarg ist.«

Neben Jesse saß Ackermans jüngerer Bruder, der ehemalige Bundesagent Marcus Williams, in seinem Rollstuhl. »Komm schon, Kleiner. Jetzt mach bloß kein Tamtam.«

»Tamtam? Es ist kein halbes Jahr her, dass ich meine Eltern in so Dingern im Boden versenkt habe. Auf gar keinen Fall leg ich mich da rein.«

Ackerman blickte seinen jüngeren Bruder an, der im Rollstuhl saß, weil ein Geistesgestörter seine Waden mit einem Vorschlaghammer bearbeitet hatte. Er sah zu, wie Marcus langsam die Hand hob und sich in den Nasenrücken kniff. Er beobachtete, wie sich ein angestrengter Ausdruck um Marcus’ Augen legte. Ackerman erkannte die typischen Vorzeichen, dass sich bei seinem Bruder eine Migräne ankündigte.

Marcus atmete langsam aus. »Ich verstehe ja deinen Standpunkt, Kleiner. Ich habe meine Eltern verloren, als ich noch ein Junge war. Sie wurden im Erdgeschoss ermordet, während ich mich oben versteckte. Ich wäre gefunden worden, aber mein Bruder Frank – der zu dem Zeitpunkt gar nicht wusste, dass ich sein Bruder bin – griff ein und versteckte mich neben der Gaube auf dem Dach.«

Nach kurzem Schweigen ergriff Jesse wieder das Wort. »Wow, das ist echt krass. Ihr beide habt also dieselbe Mutter, aber verschiedene Väter?«

Ackerman antwortete als Erster. »Nein, wir sind Vollgeschwister. Nicht dass es für mich einen großen Unterschied machen würde, aber wir haben in der Tat dieselbe Mutter und denselben Vater.«

Jesse war verwirrt. »Aber Marcus sagt, dass seine Eltern ermordet wurden, und ich weiß, dass dein Vater in so einem Supermax-Gefängnis sitzt.«

Ackerman nickte. »ADX Florence, um genau zu sein. Ich bin mir sicher, er betrachtet es als große Ehre, in derselben Einrichtung inhaftiert zu sein wie die prominentesten Terroristen und Sektenführer der Welt.«

Marcus warf ein: »Das ist eine lange Geschichte, Kleiner. Verzichten wir mal auf die ganzen blutigen Details. Der springende Punkt ist, du musst in die Kiste, weil wir dadurch weiterkommen. Und anders kommen wir nicht weiter.«

Ackerman entdeckte eine intensive Angst in Jesses Augen, doch statt die Frage direkt anzusprechen, versuchte Jesse mit einer anderen Frage abzulenken. »Aber dann müsstest du doch mit Nachnamen auch Ackerman heißen, oder, Marcus?«

Marcus sah Jesse mit einer Miene an, die nicht zornig war, aber in jedem Fall sehr ernst. »Meine Mutter ist vor meiner Geburt geflohen, aber sie war schon mit mir schwanger. Im darauffolgenden Jahrzehnt hat unser Erzeuger sich darauf verlegt, meinen Bruder zu foltern. Er suchte aber auch nach meiner Mutter und fand sie bei ihrer neuen Familie, einschließlich des Mannes, den ich als meinen Vater betrachte, einen Detective beim Morddezernat des New York Police Department namens John Williams. Mein biologischer Vater tötete John Williams und meine Mutter. Er hätte mich entführt und wie Frank aufgezogen, aber mein großer Bruder fand mich zuerst und hat mich versteckt.«

Ackerman zuckte mit den Schultern. »Jetzt mach nicht so ein großes Geschrei darum. Ich wollte Vaters Liebe und Aufmerksamkeit doch nicht mit einem dahergelaufenen kleinen Rotzbalg teilen.«

Marcus grinste. »Genau, rein selbstsüchtige Beweggründe. Wie auch immer, keiner von uns beiden geht gut mit Gefühlen um, und wir sollten wohl lieber –«

Ackerman unterbrach ihn. »Ich glaube allerdings, unsere Bindung ist offener als die meisten Geschwisterbeziehungen.«

Marcus schüttelte den Kopf. »So habe ich das nicht gemeint, nur … Es spielt auch keine Rolle. Kleiner, du musst in die Kiste. Sie werden uns bald hier abholen. Wir müssen das Land verlassen und Glasgow erreichen, und in den Särgen ist es am sichersten. Wenn einer von euch beiden gefasst wird, muss er mit der Hinrichtung rechnen. Ich weiß nicht, was mir blüht, wenn sie uns schnappen, aber mit einer Haftstrafe könnte ich nicht nach Hause zu meinem Sohn. Also steigst du entweder in die Kiste, oder du bist auf dich allein gestellt. Ich dachte ja, du bist irgendwie so ein Meisterscharfschütze. Müsst ihr es nicht tagelang ununterbrochen in der Wildnis aushalten, an einer Stelle in den Büschen lauern, während das Ungeziefer auf euch rumkrabbelt? Da kommst du doch sicher auch mit einer kleinen Reise im Sarg zurecht?«

Jesse kniff die Augen fest zu und biss die Zähne zusammen. »Siehst du, das ist das Problem mit unseren Medien heutzutage. Sie nehmen einen kleinen Zipfel der Wahrheit und zeichnen damit ein Bild, das überhaupt nicht der Realität entspricht.«

»Man nennt dich doch den Motor City Sniper oder so ähnlich, hab ich recht?«, fuhr Marcus fort.

»Nein, sie nannten mich den Motor City Marksman, denn als ich bei der Army ausgebildet wurde, erhielt ich das Marksman Badge, ein Schützenabzeichen. Weißt du, was das bedeutet? Dass ich von vierzig Zielen dreiundzwanzig getroffen habe. Dieses Abzeichen bekommt praktisch jeder! Ich habe sogar einunddreißig getroffen, aber das reichte nicht für das Expert Badge, das sechsunddreißig von vierzig erfordert.«

Ackerman hörte dies zum ersten Mal und warf ein: »Also bist du gar kein Scharfschütze? Aber als ich dir neulich ein Gewehr gab, hast du dich damit gut geschlagen.«

Jesse hob kapitulierend die Hände. »Versteht mich nicht falsch, schießen kann ich. Ich bin darin ziemlich gut, und mit ein bisschen Übung könnte ich besser werden. Ich möchte nur nicht, dass ihr falsche Erwartungen habt. Als die Army mich in Übersee eingesetzt hat, habe ich hauptsächlich in der Lagerhaltung eines Nachschubdepots gedient. Ich war der Rifleman meines Trupps, wenn wir auf Patrouille gingen. Das bedeutet aber nur, dass ich von vier Mann derjenige war, der ein Sturmgewehr mit Zielfernrohr hatte. Aber bei keiner einzigen Patrouille war ich im Gefecht. Wir wurden ein paarmal beschossen, aber wir haben nie gesehen, wer auf uns gefeuert hatte. Wahrscheinlich nur ein paar Jugendliche, die rumgeballert hatten. Aber ich denke, Marksman klingt zusammen mit Motor City besser als Sharpshooter oder Rifleman.«

Marcus sah seinen Bruder an. »Okay, warum nehmen wir ihn noch gleich mit? Wenn er sich nicht im Griff hat, ist er hinter Gittern vielleicht besser dran.«

»Ich habe mich im Griff«, erwiderte Jesse. »Ich bin nur kein Scharfschütze.«

»Benimm dich, kleiner Bruder«, sagte Ackerman. »Jesse ist eine arme, unglückselige Seele in Not; mehr oder weniger ein toter Mann, wenn er sich von uns trennt. Betrachte ihn als einen Hundewelpen, der sich verlaufen hat. Ich meine, schau doch mal, wie süß er ist.«

»Klar bin ich süß, aber das ist doch gar nicht –«

Marcus rollte mit den Augen. »Du bist weich geworden.«

Ackerman trat vor und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Drängen wir ihn doch nicht so, kleiner Bruder.« Unter seiner Hand spannten sich Marcus’ Schultern, verlangten von Ackerman, dass er losließ, er aber ließ die Hand, wo sie war, und sagte: »Wenn es Jesse nicht behagt, im Sarg zu reisen, suchen wir eine andere Möglichkeit. Uns fällt schon etwas ein.«

Marcus sah ihn forschend an. Vermutlich wunderte er sich, welche andere Lösung Ackerman vorschlagen wollte. Um einen Privatjet zu chartern, fehlte ihnen das Geld. Sie waren auf sich gestellt. Ackerman hatte praktisch pausenlos gearbeitet, seit er in den Dienst des FBI getreten war, und man hatte darauf bestanden, ihm ein Gehalt zu zahlen. Das meiste davon war an jemanden gegangen, den er dafür bezahlte, seine Finanzen zu verwalten. Er hatte ihn angewiesen, den Löwenanteil des Geldes zu spenden, aber alles, was übrig blieb, zu investieren. Die verbleibenden Mittel waren nun auf ein Konto überwiesen worden, auf das sie auf ihrer Flucht zugreifen konnten, ein Bankkonto, das sie leerräumen würden, sobald sie in Glasgow ankamen. Noch während sein Bruder Ackerman erwartungsvoll ansah, damit er erklärte, was er gesagt hatte, ging er zu Jesse. Wie bei seinem Bruder legte er ihrem jungen Rekruten die Hände auf die Schultern, drückte leicht zu und sagte: »Keine Sorge, Jesse, alles wird sich wunderbar fügen.«

Mit blitzartiger Schnelligkeit schlang Ackerman die Arme um Jesses Hals, bewegte sich hinter ihn und nahm den jungen Mann in einen klassischen Würgegriff: Er zog nach oben und nach hinten und wandte gerade so viel Kraft auf, wie nötig war, um die Schlagadern in Jesses Hals zu blockieren.

Der junge Mann flehte »Nein, Frank! Nein!« und schnappte keuchend nach Luft.

Ackerman flüsterte ihm ins Ohr: »Alles okay, mein kleiner Freund. Du wirst jetzt einfach ein bisschen schlafen, und für die Dauer der Reise geben wir dir ein Sedativum. Wenn du wieder aufwachst, sind wir alle in Glasgow. Alles ist gut. Lass es einfach geschehen.«

Jesse krallte an seinen Armen und versuchte vergebens, sich zu befreien, doch Ackerman löste den Griff erst, als Jesse das Bewusstsein vollkommen verloren hatte. Er blickte seinen Bruder an. »Nimm seine Füße und hilf mir, ihn in den Sarg zu heben.«

Ackerman zerrte Jesse ein Stückchen näher zu sich, während Marcus in Position rollte. Marcus zog die Bremse, bückte sich, packte Jesse bei den Fersen und stemmte sie hoch über den Kopf, während Ackerman den Bewusstlosen in den offenen Sarg bugsierte. Er setzte ihm die Sauerstoffmaske auf, die mit einer Druckflasche verbunden war, nahm eine Urinflasche, die sie für diesen Anlass gekauft hatten, und steckte Jesse eine kleine Taschenlampe zu. Dann befestigte er die Urinflasche mit einer Schnur an dessen linkem Handgelenk und steckte sie neben ihm so fest, dass sie nicht außer Reichweite rollen konnte.

»Hast du für unterwegs irgendwas zu essen?«, fragte Marcus.

Ackerman verzog den Mund. »Was willst du – Erdnüsse oder Lotus-Biscoff-Kekse?« Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: »Ich hoffe, weder noch, denn ich habe keinen Imbiss besorgt. Ich denke, ein paar Stunden kommen wir auch auf Reserve zurecht.«

Marcus seufzte. »Ich freue mich nicht gerade darauf, und meine Beine tun jetzt schon weh. Ich weiß, dass du Jesse anlügst, was das Betäubungsmittel betrifft, aber ich wünschte, wir hätten welches. Ich würde es nehmen.«

»Nadia bringt meine Wundertüte mit«, sagte Ackerman. »Darin habe ich ein paar Dosen Narkotika.«

Mit Wundertüte meinte er den Rucksack, den er bei seinen Einsätzen mit sich trug. Er enthielt einige Waffen mit Sentimentalitätswert, die Ackerman im Laufe der Jahre zusammengetragen hatte. Er hatte sie hin und wieder verloren, wenn sie von dem einen oder anderen Gegner konfisziert worden waren – Mördern, die er der Justiz überstellte –, aber irgendwie waren seine Lieblingswaffen stets wieder aufgetaucht, und er hatte sie noch alle in Besitz.

Marcus zog die Augenbrauen hoch. »Du hast Beruhigungsmittel im Rucksack? Das ist ganz schön gruselig, Frank.«

Ackerman zuckte mit den Schultern. »Du weißt nie, wann du jemanden bewusstlos machen musst. Ich sehe nicht, was daran gruselig sein soll.«

Sein Bruder schüttelte den Kopf. »Ich glaube, am gruseligsten ist, dass du nicht siehst, wie gruselig es ist.«

»Ich versuche keine Beliebtheitswettbewerbe zu gewinnen«, antwortete er, »und in diesem Sinn wäre es mir lieber, wenn du meine Sedativa nicht verschwenden würdest. Ich weiß, dass dir ein kleiner Trip im Sarg nichts ausmacht, Bruder. Als unser Vater dich gefangen hielt, hast du einen Blick auf die Albträume erhascht, die ich als Junge erlebt habe. Und deshalb weiß ich, dass ein bisschen Dunkelheit einem Sohn Ackermans keine Angst machen kann.«

»Nimm’s mir nicht übel«, entgegnete Marcus, »aber diesen Namen lehne ich nach wie vor ab. Soweit es mich betrifft, war John Williams mein Vater. Thomas White« – das aktuelle Pseudonym ihres Vaters – »ist für mich nur ein Name in unseren Akten, hinter den ich einen Haken gesetzt habe.«

»Wie wir ihn nennen, spielt keine Rolle. Er ist und bleibt unser Vater. Und es spielt keine Rolle, wie du dich nennst; ich weiß, wer du bist.«

»Gut.« Marcus sah ihn aus dem Rollstuhl an und drehte sich ein wenig, damit sie einander gegenüberstanden. »Wir müssen kurz über etwas anderes reden: über die Einsatzregeln für das, was als Nächstes kommt.«

»Das haben wir doch schon besprochen. Ich kann tun, was ich tun muss, solange ich niemanden dauerhaft verletze.«

Marcus schüttelte wieder den Kopf und kniff sich abermals in den Nasenrücken. Seine Kopfschmerzen wurden offenbar schlimmer. »Wir bekommen es mit Berufsverbrechern zu tun«, sagte Marcus. »Wir jagen Killer, und darin sind wir auch ziemlich gut, aber was wir jetzt vorhaben, erfordert eine ganz andere Vorgehensweise. Wir wissen überhaupt nicht, was auf uns zukommt. Wie viele Psychopathen mit juckenden Abzugsfingern auf uns warten. Und sie werden alle versuchen, das Gleiche in die Hände zu bekommen wie wir.«

»Nur dass sie bereit sind, dafür zu töten«, sagte Ackerman. »Ich aber nicht.«

»Wenn ein Haufen Typen mit automatischen Waffen es auf dich abgesehen hat, ist es Notwehr, Frank. Auf der ganzen Welt gibt es nicht einen Cop, der in solch einer Situation nicht auf seinen Gegner schießen würde.«

Ackerman nickte. »Aber ich bin kein Cop, und ich habe auch keinen Ehrgeiz, einer zu werden.«

»Nenn es, wie du willst. Du bist ein Beschützer. Du versuchst, Menschen zu helfen, willst sicherstellen, dass das Richtige getan wird, und frei nach Edmund Burke gewinnen die Bösen, sobald die Guten sich weigern, etwas dagegen zu unternehmen.«

»Wenn ich keine andere Möglichkeit sehe, wende ich das nötige Maß an Gewalt an. Während Demons letztem Spiel habe ich getan, was getan werden musste.«

»Ja, ein paarmal. Aber in diesem Spiel hast du Unschuldige unnötig in Gefahr gebracht, weil du vermeiden wolltest, anderen zu schaden, die versucht haben, dich umzubringen. Die nötige Gewalt hierbei wird tödlich sein. Wenn sie versuchen, dich oder jemand anderen zu erschießen, dann erschießt du eben sie. Da braucht man überhaupt nicht lange zu fackeln.«

»Versuchen wir denn nicht, wieder auf guten Fuß mit der Regierung zu kommen? Dein Vorschlag klingt nicht gerade nach etwas, mit dem das FBI einverstanden wäre – umherzulaufen und jeden niederzuschießen.«

»Nun, zuerst einmal war nie die Rede davon, jeden niederzuschießen. Zweitens ist es nicht so, als würden wir begnadigt. Bei allem, was du auf dem Gewissen hast, müssten sie erneut deinen Tod vortäuschen und dich schon wieder auf den Tisch des kosmetischen Chirurgen legen.«

Ackerman zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir nicht so sicher, ob diesmal ein paar kleine Änderungen in meinem Gesicht und Carters Ehrenwort ausreichen werden, kleiner Bruder. Selbst wenn wir Demons Liste beschaffen, gibt es keine Garantie dafür, dass wir hinterher wirklich einen Deal mit der Regierung bekommen. Wenn die hohen Tiere schlau sind, lassen sie uns die Liste besorgen, und sobald wir sie ihnen übergeben haben, beseitigen sie uns.«

Marcus ließ den Nacken knacken. »Ich habe keinen Anlass, so etwas anzunehmen, und falls du dir noch ein paar Worst-Case-Szenarien zusammenfantasiert hast, behalte sie lieber für dich. Ich möchte meine Zeit in der Kiste lieber nicht damit verbringen, dass ich mir den Kopf über Dinge zerbreche, die möglicherweise schieflaufen könnten.«

»Konstriktive Dunkelheit eignet sich perfekt für tiefschürfende Betrachtungen.«

»Du hast es schon früher mal gemacht, oder? Mit einer Sauerstoffflasche in einem Sarg zu fliegen und so zu tun, als wärst du ein Leichnam, der überführt wird?«

»Schon oft, und ich versichere dir, ich bin Touristenklasse geflogen, ich bin in Privatjets geflogen, aber Sarg ist schlichtweg die beste Art zu reisen.«

2

FBI Special Agent Nadia Shirazi hielt ihren Dienstwagen, einen Chevrolet Impala, vor dem gesicherten Tor an. Widerstrebend verließ der Wachtposten sein Häuschen und trat auf sie zu. Er gehörte nicht dem Militär an, sondern war eine private uniformierte Sicherheitskraft, denn das Tor gehörte zu einem kleinen privaten Flugfeld außerhalb von Quantico, Virginia. Allerdings war es auch nicht vollkommen ungewöhnlich, wenn eine Militärmaschine hier landete und Fracht aufnahm – Fracht, die gewöhnlich aus CIA- oder FBI-Personal bestand, oder Ausrüstung, die auf inoffiziellen Kanälen in ein anderes Land gelangen musste; insbesondere, wenn zuvor erwähntes Personal besagtes Land bewaffnet betreten sollte. Heute würde das Militärflugzeug etwas anderes abholen: drei Särge, in denen Ackerman, Marcus und ihr neuer Rekrut Jesse Gibson lagen. Sie hatten sich auf Ackermans Vorschlag hin für diese Art zu reisen entschieden, denn ihre Mission war ganz und gar ungenehmigt und Ackermans Gesicht zurzeit in sämtlichen Nachrichten. Wenn ein Besatzungsmitglied des Militärtransporters ihn sah, bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Vorgesetzte sofort erfuhr, wer da befördert wurde.

Ackerman befand sich zwar auf der Flucht, aber er besaß Freunde in hohen Positionen – namentlich Deputy Director Samuel Carter, der ihnen dieses Transportflugzeug beschafft hatte. Darüber hinaus erwartete sie in Glasgow ein voll ausgestatteter, gepanzerter Überwachungswagen und ein Versteck für die Zeit, die sie dort waren. Wie Nadia es verstanden hatte, kamen Fahrzeug und Versteck nicht aus irgendeinem FBI-Fundus, sondern von jemandem außerhalb des Federal Bureau of Investigation, der dem Deputy Director einen Gefallen schuldete. Welche Informationen Carter besitzen musste, um solch große Macht über so viele maßgebliche Personen ausüben zu können, wollte Nadia nicht nur nicht wissen, sie wollte nicht einmal darüber nachdenken.

Sie wies sich aus. Der Wächter sah auf seine Liste und sagte: »Sie dürfen passieren. Gute Nacht, oder guten Morgen, oder was auch immer.« Dann floh er vor der Januarkälte in sein geheiztes Häuschen. Sie verübelte ihm keineswegs seine Unschlüssigkeit, wie die Tageszeit korrekt zu benennen wäre, denn immerhin war es kurz vor vier Uhr morgens.

Nadia fuhr zum gleichen Hangar, an dem sie Ackerman und die anderen vor einigen Stunden abgesetzt hatte. Bevor sie aus dem Auto stieg, nahm sie sich einen Augenblick, um sich zu sammeln. Die Ereignisse hatten sich überschlagen. Sie war davon ausgegangen, dass sie am Ende des Martyriums Frank als ihren Partner beim FBI zurückbekommen würde. Dann jedoch hatte Demon – der Killer und Verbrecherkönig, den sie gejagt hatten – Dateien publik gemacht, die bewiesen, dass der berüchtigte Serienmörder Francis Ackerman jr. keineswegs schon vor Jahren bei einer Schießerei mit der Polizei getötet worden war, sondern seitdem als Berater für das FBI gearbeitet hatte. Der öffentliche Aufschrei war unverzüglich erfolgt und noch nicht wieder verstummt. Zum Glück hatten Demons Dateien nur Ackerman und Marcus Williams, seinen Bruder, belastet. Carter und sie konnten weiterhin von innen helfen; Nadia und Ackerman blieben jedoch voneinander getrennt.

Während ihrer Zusammenarbeit mit Ackerman hatte sich Nadia auf eine Weise in ihren Partner verliebt, wie es ihr bis dato noch nie passiert war. Jemand, der es von außen betrachtete, ohne sie bei dieser Entwicklung begleitet zu haben, konnte unmöglich verstehen, was sie empfand, so viel stand für sie fest. Auf dem Papier war Ackerman nicht gerade der Traummann. Verurteilte Mörder konnte man seinen Eltern nur ganz schlecht vorstellen; allerdings hatte Nadia genau das einmal getan und mit Ackerman ihren Vater zum Thanksgiving-Essen besucht. Natürlich hatte ihr Vater Ackerman nur als ihren Partner kennengelernt, ohne auch nur ansatzweise zu ahnen, wer Frank wirklich war.

Zwar hatten sie sich schon eine ganze Weile zueinander hingezogen gefühlt, sich ihre Gefühle aber erst vor Kurzem offenbart. Sie hatten sich sogar geküsst. Für Nadia war es unfassbar frustrierend, dass sie mittlerweile schon den nächsten Schritt gewagt hätten, wäre der Mann, den sie liebte, nicht – erneut – ein steckbrieflich gesuchter Verbrecher auf der Flucht. Nach allem, was Frank und sie durchgestanden, nach allem, was sie im Dienst der Gerechtigkeit geopfert hatten, erschien es ihr nicht fair, dass ein wankelmütiges Justizsystem sie nun noch immer voneinander trennte.

Nadia wollte auch deshalb nicht aus dem Impala steigen, weil sie noch überlegte, wie sie Ackerman auf ein schwieriges Thema ansprechen sollte. Unterwegs hatte sie eine SMS von Marcus erhalten, in der er sie bat, mit Frank die Einsatzregeln für Glasgow und darüber hinaus zu diskutieren. Sie sollte Frank überzeugen, dass sie in einer Situation auf Leben oder Tod steckten, bei der Entweder-oder galt. Sie wusste, dass Ackerman versuchte, einen strengen Verhaltenskodex einzuhalten, der vorsah, nie wieder jemanden zu töten, es sei denn als absolut letztes Mittel. Das Problem daran war Franks Unfähigkeit, Furcht zu empfinden; sie verleitete ihn, die Umstände nur extrem selten als so gravierend anzusehen, dass er das letzte Mittel für erforderlich hielt.

Außerdem sammelte sie Mut für einen schwierigen Abschied.

Nach einer Weile stieg Nadia aus dem Impala und ging zu einem Hangar am äußersten Rand des Flugfeldes. Als sie die Tür öffnete, schlug ihr ein Geruch nach verschiedenen Erdölprodukten entgegen, der sie beinahe umwarf, aber ihre Nase gewöhnte sich rasch daran.

Marcus rollte zwischen mehreren Werkbänken im Hauptteil des Hangars umher und inspizierte einen zerlegten Flugzeugmotor. Sie fragte ihn nach Frank, woraufhin er auf einen abgetrennten Bereich im hinteren Teil des Hangars deutete. »Er testet aus, welcher Sarg ihm am besten gefällt. Ich habe ihm gesagt, er könnte sich aussuchen, welchen er haben will.«

»Wo ist Jesse?«

Er zögerte einen Moment. »Er war völlig fertig, deshalb hat er sich entschieden, sich schon mal in seinem Sarg auszuruhen.«

»Ehrlich?«

»Nein, er ist ausgerastet, also hat Frank ihm die Luft abgedreht. Hast du meine Nachricht gelesen?«

»Ja. Ich werde mit ihm reden, aber ich bin mir nicht sicher, ob er zuhören wird. Dickköpfigkeit liegt bei euch in der Familie.«

Nadia ging an die Trennwand und entdeckte Ackerman, der aufrecht in einem der Särge saß. Mit Ackermans Waffenrucksack über der einen Schulter, den sie ihm nach seinem letzten Zusammenstoß mit Demon wiederbeschafft hatte, trat sie ganz in den abgetrennten Bereich des Hangars mit den Särgen und sprach Ackerman an. »Du siehst aus wie eine Halloween-Dekoration – Dracula in seinem Sarg sitzend. Ich schätze, das macht mich zu deiner Dienerin, die für den Transport des Grafen in die Alte Welt sorgt.«

Ackerman zeigte ein schiefes Grinsen, das sie früher einmal als selbstgefällig aufgefasst hatte, nun aber bezaubernd fand. »Ich bin schon oft mit Frankensteins Monster gleichgesetzt worden«, sagte er, »aber ich kann mich nicht erinnern, dass mich schon einmal jemand mit Dracula verglichen hätte. Bin ich blass im Gesicht? Habe wohl zu lange unter Tage zugebracht.« Nadia nahm an, dass er auf den Kampf anspielte, den er vor Kurzem in einem Bergwerk in Arizona geführt hatte. »Aber jetzt, wo du hier bist, ist es ja mehr die Schöne und das Biest.«

Sie kämpfte gegen ein Erröten an und konnte nicht sicher sagen, ob sie Erfolg hatte oder so etwas überhaupt möglich war, aber weil sie Komplimente nur schwer annehmen konnte, konzentrierte sich Nadia auf den zweiten Teil seines Vergleichs. »Du bist kein Biest. Nicht mehr.«

Ackerman zuckte mit den Schultern, und sein Gesichtsausdruck wurde etwas ernster. »Du kannst den Tiger aus dem Dschungel holen, aber den Dschungel holst du aus dem Tiger nie heraus.«

Sie schüttelte den Kopf. »Das ist hier nicht wahr. Du hast es selbst gesagt. Du hast dich verändert. Du kannst nicht einfach wieder zu dem Monster werden, das du einmal warst. Du hast gesagt, es ist, als hättest du ein neues Herz bekommen.«

Ackerman blieb im Sarg sitzen, aber er streckte die Rechte aus, ergriff Nadia bei der Hand und sagte: »Und du hast mit Sicherheit zu dieser Umwandlung beigetragen. Du hast eine Saat gegossen, die mir gestattet hat, Gefühle zu empfinden, die mir fast mein ganzes Leben lang fremd gewesen sind. Ich habe nur selten die Möglichkeit erwogen, dass ich alt werden oder auch nur den Anklang eines normalen Lebens führen könnte, ein Leben mit einem Zuhause und einer Familie. Ich nehme an, was ich dir sagen will, ist, dass die vergangenen paar Jahre mit dir die glücklichste Zeit meines Lebens gewesen sind.«

Sie lächelte. »Das empfinde ich genauso.«

»Ich möchte mich entschuldigen, dass ich auf diesem Gebiet nicht geübter bin. Ich bin nicht schlecht, wenn es ums Flirten geht. Das passt besser zu meinem Fertigkeitensatz und rührt von etwas Urtümlichem her, einem animalischen Verlangen. Aber Liebe, echte Liebe, ist anders. Mir fällt es nicht leicht, einer anderen Person gegenüber eine Empfindung auszudrücken, die ich selbst nicht vollständig begreife. Für lange Zeit habe ich es nicht für möglich gehalten, dass mein malträtiertes Gehirn zu solcher Reinheit fähig sein sollte. Ich hielt mich nicht für wert, Liebe zu erleben oder zu empfangen, und so ist es immer noch. Ich weiß aber, dass ich bei dem Gedanken, mein Leben ohne dich zu verbringen, das Gefühl habe, in ein bodenloses Loch zu stürzen. Vermutlich sollte ich so etwas sagen wie ›du vervollständigst mich‹, aber die Wahrheit ist, dass du mir das Gefühl gibst, unwürdig zu sein. Ich weiß nicht, wer im Büro der himmlischen Segnungen für dieses Durcheinander verantwortlich ist, aber ich komme mir vor, als hätte ich fremde Post geöffnet. Eine Frau wie du sollte nicht einen Mann wie mich lieben.«

Sie versuchte nicht zu weinen. Manchmal, wenn sie weinte, brach ihr die Stimme, und sie konnte nicht sprechen, aber jetzt kam es auf ihre Worte an. »Mir ist es egal, ob irgendetwas davon geschehen soll. Ich liebe dich, und ich bereue nichts. Mir geht es genauso wie dir, ich weiß gar nichts über Liebe und Beziehungen. Ich hatte immer geplant, mit meiner Arbeit verheiratet zu sein. Als zerbrochen habe ich mich nie betrachtet, aber dass ich in der Liebe noch unerfahrener bin als ein Serienmörder, ist eine Erleuchtung, die einem wirklich die Augen öffnet.«

»Du bist nicht zerbrochen, meine Liebe. Du bist diejenige, die uns Übrige zusammenhält. Es ist eine Ehre und ein Privileg gewesen, mit dir zusammenzuarbeiten, deine Zuneigung erfahren zu haben, das größte unverdiente Geschenk meines Lebens.«

Sie wischte sich über die Wangen. »Ich weiß nicht, ob es nur daran liegt, dass du in einem Sarg sitzt, aber ich habe das Gefühl, dass du mir eine letzte Botschaft übermitteln möchtest, bevor du stirbst.«

Er atmete tief durch. »Ich muss ehrlich zu dir sein. Bei objektiver Betrachtung der Situation sehe ich nicht, wie wir diesmal wieder zurückkommen sollten. Wir gehen gegen mehrere umfangreiche Verbrecherorganisationen vor, die vermutlich mit Demon und seiner Tochter ein Hühnchen zu rupfen haben, und selbst wenn wir es wieder nach Hause schaffen, stehen die Chancen gut, dass mein Kopf auf dem Richtblock landet – was, wie ich ehrlich sagen muss, ein passendes Ende meiner Geschichte wäre. Ich hätte mit einigen der größten Männer in der Geschichte der Menschheit etwas gemeinsam.«

Nadia sah ihn stirnrunzelnd an. »Der Frank, den ich kenne, gibt nicht auf, bevor der Kampf überhaupt begonnen hat.«

Ackerman ließ seinen Nacken knacken. »Du solltest auf Abstand zu mir gehen. Du solltest uns in Zukunft nicht mehr helfen. Ich bin mir nicht sicher, ob selbst Carter sich und dich vor den Folgen dessen schützen kann, was Demon publik gemacht hat.«

Sie schüttelte den Kopf. Darauf hatte sie sich vorbereitet und entgegnete prompt: »Ich weiß deine Besorgnis zu schätzen, aber ich werde dir helfen, jetzt und danach so lange, wie ich kann. Vielleicht liegt es daran, dass du glaubst du scheitern, wenn du deine komplizierten Situationsbewertungen in deinem klugen Kopf vornimmst: weil du mich in deine Gleichungen nicht miteinbeziehst.«

»Du könntest deswegen alles verlieren. Meinetwegen.«

»Jedes Mal, wenn wir einen Fall annehmen, könnte ich alles verlieren. Dazu braucht nur einmal abgedrückt zu werden. Was ist hieran jetzt anders? Sehen wir den Tatsachen ins Gesicht«, sagte sie, »ohne mich kannst du nicht funktionieren. Ich kenne dich besser, als du dich selbst kennst.«

»Das ist lachhaft.«

»Zum Beispiel weiß ich, weshalb du dich immer so formell ausdrückst und warum dein Tonfall so herablassend ist.«

Er zog eine Braue hoch. »Möchtest du andeuten, dass ich im Vergleich mit einem neurotypischen Menschen auf eine merkwürdige Weise konversiere?«

Sie rollte mit den Augen. »Dein pseudointellektueller sadistischer Vater hat sich als großen Denker betrachtet und war fast während deiner ganzen Kindheit deine einzige Kontaktperson. Klassische Literatur war deine einzige Unterhaltung. Dir war es vorbestimmt, ein wenig exzentrisch zu werden.«

»Es gab auch Phasen, in denen ich die Schule besuchte und einiges von ihrer Kultur hautnah erfuhr.«

»Diese Phasen waren selten und von langen Perioden der Isolation unterbrochen, und es ist genau mein Punkt: Kein Kind spricht davon, es habe die Kultur der Schule erfahren. Möchtest du wissen, worin ich geschult wurde? In dir. Deshalb wurde ich für den Job ausgesucht, deshalb weiß ich, du hast schon, bevor unser Gespräch begonnen hat, gewusst, dass ich mich nicht davon abbringen lassen würde, dir zu helfen, also lass es einfach geschehen.«

Er nickte langsam, widerstrebend. »Wenn das dein Wunsch ist, werde ich ihn respektieren, aber bitte verhalte dich extrem vorsichtig. Du kannst mir nicht helfen, wenn du etwas Illegales tust und dich noch tiefer in Schwierigkeiten verstrickst. Ich bin sicher, dass Carter und du von jetzt an unter argwöhnischer Beobachtung stehen werdet.«

»Du solltest über dich nachdenken. Ich habe nie erlebt, dass du in einen Kampf gezogen bist, bei dem du annehmen musstest, dass du ihn verlieren würdest. Du bist der Mann ohne Furcht, weißt du noch?«

Er sah weg und schloss kurz die Augen. »Ich weiß nicht, was mir bevorsteht. Ich habe keine Angst, dass der Zug kommt, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich rechtzeitig von den Gleisen herunterkomme. Selbst wenn ich es zurückschaffe, bin ich nicht überzeugt, dass du irgendeine Beziehung mit einem Mann wie mir pflegen solltest. Ich hatte nie die Absicht, dir meine Gefühle für dich jemals zu offenbaren, und tat es nur, weil ich dachte, wir beide sähen uns zum letzten Mal.«

»Das haben wir schon durchgesprochen, Frank. Diese Entscheidung treffe ich allein.«

Er hielt den Blick auf den Boden gerichtet. »Die Nachrichtenmedien und die Öffentlichkeit allgemein charakterisieren mich als jemanden, der kein richtiger Mensch ist. Viele würden sagen, wir seien, was wir getan haben, und ich habe furchtbare, schreckliche Dinge getan, Nadia. Ich bin so sehr Monstrum gewesen, wie ein Mensch nur sein kann, und es gibt keine Möglichkeit, das ungeschehen zu machen. Was könnte ich auch anderes erwarten? Wenn ein Junge hinausgeht und den ganzen Vormittag im Schlamm spielt, kann er nicht einfach am Nachmittag den Schmutz meiden und erwarten, dass er bis zum Abendessen wieder sauber ist. Selbst wenn man aufhört, Schreckliches zu tun, verfolgt einen das Schreckliche trotzdem. Zu sagen, dass es einem leidtut, und sein Verhalten zu ändern, löscht frühere Verfehlungen nicht aus. Ich bin blutbefleckt. Meiner Empfindung nach habe ich vor den Augen meines Gottes Vergebung erlangt, aber ich weiß nicht, ob jemand wie ich vor den Augen der Menschen errettet werden kann.«

»Was spielt es schon für eine Rolle, was sie denken? Wenn das Monster auf ihrer Seite steht, nennen sie es in der Regel einen Helden, einen Fürstreiter. Und das musst du jetzt für mich sein. Du gehst nach Schottland und rettest die Tochter deines ehemaligen Feindes wie der Held, der du bist. Du wirst Demons Liste beschaffen, sie unserer Regierung übergeben und dir damit ein neues Leben verdienen. Und dann kommst du zu mir zurück. Aber wenn du das tust, musst du diese Situation anders angehen als bisher. Du warst an der Leine des FBI und hast dich zurückgehalten, aber damit du an einem Stück zu mir zurückkehrst, musst du einhundert Prozent geben. Die Leute, denen du gegenübertrittst, werden dich ohne zu zögern ermorden, und wenn sie kommen, musst du bereit sein zu tun, was nötig ist.«

Er öffnete die untere Deckelhälfte des Sarges und verließ ihn mit einem Satz.

»Das Flugzeug dürfte bald landen«, sagte sie. »Vielleicht sollten wir …«

Bevor sie weitersprechen konnte, zog er sie eng an sich, küsste sie und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich liebe dich, und zum ersten Mal sehe ich für uns so etwas wie eine Zukunft. Aber ich stehe vor einer Art Paradoxon, denn zu tun, was du von mir verlangst, bedeutet, dass ich mich Süchten wieder zuwenden muss, die ich größtenteils besiegt hatte. Du verstehst die Gier nicht. Wenn ich anfange, die Bestie in mir zu füttern, weiß ich nicht, was aus mir werden wird. Eine Sucht jemandem zu schildern, der selbst nicht süchtig ist, ist so gut wie unmöglich, aber stell dir vor, wie es wäre, wenn ich sagte, du darfst keinerlei Zucker zu dir nehmen. Niemals. Kein Zucker mehr, egal in welcher Form. Wenn du dir das vorstellst und es auf das Zehntausendfache verstärkst, erhältst du vielleicht eine Vorstellung davon, worüber ich spreche. Aber ich bin süchtig nach dem Schmerz anderer Menschen. Selbst die kleinen Dosen, die ich erhalten habe, als ich gegen Demon und seine Leute kämpfte, haben etwas in mir aufgeweckt. Jedes Mal, wenn ich von ihren Schmerzen und ihrer Angst trank, merkte ich, wie ich Kontrolle einbüßte. Und ich darf niemals wieder die Kontrolle dem Hunger opfern. Was, wenn ich ihm nachgebe und ihn nicht mehr beherrschen kann? Was, wenn ich erneut zum Monstrum werde?«

Sie löste sich von ihm, sah ihm in die Augen und sagte: »Du hast mich. Du hast deinen Glauben. Du hast ein neues Herz, das dich anleitet. Dein Vater hat dich aufgestachelt und in die Welt geschickt, damit du ein Vernichter im Namen des Hasses bist, aber ich will dich als Beschützer im Namen der Liebe aussenden. Und du musst genauso viel Begeisterung und Energie in diese Aufgabe stecken, wie du früher ins Verursachen von Schmerzen gesteckt hast. Oder lass es mich dir auf eine andere Weise sagen. Du hast dich vorhin mit einem Tiger verglichen, und das ist eine passende Analogie. Du bist ein Tiger, den wir in den Käfig gesteckt und abgerichtet haben, für uns zu jagen, aber jetzt wirst du ausgewildert. Lass mich dich fragen, was würde solch ein Tiger tun müssen, um zu überleben?«

Ackerman lächelte. »Er müsste seine Krallen zeigen und wieder lernen, wild zu sein.«

»Und das musst du ebenfalls tun. Darum bitte ich dich. Die Menschen, denen du gegenübertrittst, wer immer sie sind, haben Demon solche Angst bereitet, dass seine letzte Tat darin bestand, dich zu zwingen, seine Tochter vor ihnen zu beschützen. Du musst bereit sein, im Kampf alles einzusetzen, was du aufbieten kannst, denn wenn ich ganz ehrlich bin, kann ich mir nicht vorstellen, was für ein Mann imstande sein soll, jemandem wie Demon Angst einzujagen.«

3

Glasgow, Schottland25 Jahre zuvor

An dem Abend, an dem sich seine strahlende Zukunft in einen Traum von seiner Vergangenheit verwandeln sollte, feierte Gabriel McBain seine Beförderung. Er knallte die leeren Gläser auf die Theke aus dunklem Mahagoni und rief: »Noch mal fünf Pints auf mich!« Der Pub war gerammelt voll, und einen Moment lang hatte er geglaubt, der Barkeeper hätte ihn vergessen. Dann aber konnte er doch zu seinen Freunden zurückkehren und unter lautem Jubel die Biergläser verteilen. »Solltet nicht eigentlich ihr mir einen ausgeben?«, fragte er.

Seine Freunde sahen einander an, schüttelten die Köpfe und verneinten im Chor.

Einer entgegnete: »Wer scheffelt denn hier ab jetzt die große Kohle?«

Bis zum heutigen Morgen war Gabe ein einfacher Schweißer auf der Werft gewesen, aber seine Führungsqualitäten hatten ihm eine Beförderung zum Vorarbeiter eingebracht. Vorarbeiter wurde nicht jeder – es bedeutete bessere Bezahlung und bessere Zusatzleistungen. Damit hatte er schon viel mehr erreicht, als ein schwarzer Junge aus den Schemes sich erhoffen durfte, den Sozialbausiedlungen, die überall in Glasgow standen. Nachdem seine Eltern bei einem Wohnungsbrand im Scheme Drumchapel umgekommen waren, hatte seine Tante ihn bei sich aufgenommen. So war er in einem anderen Scheme an der Stamford Avenue aufgewachsen, einer Straße, die in den Medien immer nur Nightmare Alley hieß. Damals hatte er zu den Torches gehört und war Feind der Spurs gewesen, beides kleine Straßenbanden aus Kindern, die harte Gangster mimten.

Nach Schichtende hatten seine Kollegen ihn zum nächsten Pub geschleift, gleich am Ufer des Clyde, dem Fluss, an dem sie arbeiteten. Gabe hatte mittlerweile sechs Pints intus und musste austreten. Als er zu den Toiletten ging, stand dort eine ganze Schlange an, und er beschloss, sein Geschäft in der Gasse neben dem Lokal zu verrichten. Er drängte sich durch die Menge zur Seitentür.

Draußen hielt Gabe einen Moment lang inne und betrachtete andächtig das Spiel der Neonbeleuchtung auf den Kopfsteinen. Ihm kam es vor, als strahlten die Lichter des Himmels hinunter auf den Siff.

Zielstrebig umrundete er zwei Müllcontainer, blieb aber stehen, als er einen anderen Mann entdeckte, der schon gegen die Ziegelmauer pinkelte. »Oh, sorry«, murmelte Gabe.

Er wollte wieder weggehen, aber der Fremde rief: »Kein Thema. Große Geister denken in den gleichen Bahnen. Die Gasse ist groß genug für uns beide.«

In diesem Moment kam es Gabe vor, er könnte unhöflich erscheinen, wenn er das Angebot ausschlug, oder sogar schwulenfeindlich, daher ging er zu einem anderen Müllcontainer ein Stück weit entfernt und begann, seine Blase zu leeren.

»Ich hab gehört«, sagte der andere Mann, »dass Sie und Ihre Freunde was zu feiern haben. Was denn?«

Gabriel fand den Augenblick merkwürdig, um ein Gespräch anzufangen, aber er hatte mittlerweile den Mann erkannt, auf den er in der Gasse gestoßen war. Damon Walker war ein berüchtigter Geldeintreiber und Unterboss bei der Verbrecherfamilie Thompson.

Geistesabwesend antwortete Gabe: »Bin heute befördert worden.« Er schüttelte ab und zog den Reißverschluss hoch, aber als er sich zum Gehen wandte, stand ihm Damon Walker im Weg. Er hatte sein Geschäft ebenfalls beendet, und jetzt schien er sich ein wenig unterhalten zu wollen. Der Schläger hatte lange dunkle Haare und einen dichten Bart. Er trug, was am frühen Abend noch ein dreiteiliger Anzug gewesen war; nur war seitdem das Jackett verloren gegangen, und die Krawatte saß locker.

Walker lächelte. »Gratuliere. Was arbeiten Sie denn?«

Gabriel versuchte, freundlich und lässig zu sein, doch auf keinen Fall wollte er Blickkontakt zu Walker aufnehmen. Ihm waren ein paar Geschichten über den Mann zu Ohren gekommen. Vermutlich gab es noch viel mehr davon, aber was er gehört hatte, genügte absolut, um jeden Zweifel zu beseitigen: Mit Walker stand ihm ein sadistischer Irrer gegenüber. Hinter vorgehaltener Hand wurde gemunkelt, dass er Schuldner, die mit ihren Zahlungen im Rückstand waren, nackt in Müllcontainer voller ausgehungerter Ratten warf.

»Ich arbeite unten auf der Werft«, antwortete er. »Bin heute befördert worden. Zum Vorarbeiter.«

Walker musterte Gabe von oben bis unten. »Ich dachte, die Schiffbauindustrie läge ziemlich am Boden.«

»Mehr oder weniger. Ich arbeite bei Govan. Das ist die einzige zivile Werft am Clyde, die noch übrig ist.«

»Ist die Maloche das, wovon Sie Ihr Leben lang geträumt haben? Den ganzen Tag auf Stahl einzuhämmern wie ein Blöder, während ein Haufen Fandans reich werden, weil Sie sich die Knöchel wundschlagen und den Rücken kaputtmachen? Sie machen mir doch den Eindruck von einem, der austeilen kann. Einem Mann, der einem Kampf nicht aus dem Weg geht.«

»Ich hatte ein paar Schlägereien, aber mir ist das Schweißgerät lieber, als eins auf die Fresse zu bekommen.«

»Also sind Sie jemand, der es mit dem Verstand versuchen will, aber notfalls auch mal die Fäuste schwingt«, stellte Walker fest. »So einen Mann könnte ich brauchen.«

Gabe lächelte, antwortete aber: »Mir gefällt es auf den Docks. Gute, ehrliche Arbeit.« Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, als er sie auch schon bereute. Er hatte keinen Seitenhieb beabsichtigt, aber als Walker die Augen leicht zusammenkniff, sah Gabe sofort, dass der Mann seine Antwort als Andeutung aufgefasst hatte, seine Arbeit sei nicht ehrlich. Natürlich wusste Gabriel genau, dass Walkers Arbeit alles andere als ehrlich war.

Walker fragte: »Was haben Sie denn so gehört über –«

Bevor er den Satz beenden konnte, traf ein Taschenlampenstrahl Walkers Gesicht und blendete ihn. Er hob die Hand, um seine Augen abzuschirmen. Ein weiterer kräftiger Lichtstrahl leuchtete Gabe an. Ihm kam es vor, als starrte er auf die Front eines Zuges.

Eine Stimme auf der anderen Seite der Lampen befahl: »Halten Sie die Hände so, dass wir sie sehen können!«

Die Neuankömmlinge traten vor und nahmen die Lampenstrahlen von Gabes und Walkers Augen. Als er wieder etwas sehen konnte, entdeckte er, dass zwei Bobbys ihn vor Walkers Frage gerettet hatten. Die Polizisten trugen Regenmäntel und Schirmmützen mit karierten Bändern. Der eine Bobby war groß und hatte einen dichten braunen Walrossschnauzer. Sein Partner war kleiner und trug einen dünnen Kinnbart. Der große Polizist mit dem Schnauzer sagte: »Ich habe Sie gesucht, Walker. Ich hätte mir gleich denken können, dass Sie beim ganzen anderen Müll in der Gasse sind. Und mittendrin in einem Drogengeschäft.«

Walker schüttelte den Kopf. »Hallo, John. Müssen wir wirklich den ganzen Zinnober abarbeiten?« Er wandte sich Gabe zu. »Dieser Bobby heißt John Cumberland, aber wir nennen ihn den Blinden John, denn jedes Mal, wenn man ihm ein paar Scheine zusteckt, damit er bloß mal in die andere Richtung schaut – Sie wissen, was ich meine –, gibt er alles und wird blind wie ein Maulwurf!«

Damit machte er Cumberland wütend. Der Bobby packte Walker, riss ihn herum und knallte ihn gegen die Ziegelmauer, an die er gerade uriniert hatte. Walker streckte den Hintern raus, um nicht mit dem Becken gegen die Wand zu schlagen, und Cumberland ließ Handschellen zuschnappen.

Währenddessen fühlte sich Gabriel wie ein Reh im Scheinwerferlicht eines heranrasenden Lastwagens, und unversehens drückte der andere Bobby auch ihn gegen die Mauer. Trotz seines gemurmelten Protests spürte er kalten Stahl an den Handgelenken. Der kleinere Polizist riss ihn herum und stieß ihn erneut gegen die Ziegelmauer. »Sie bleiben da schön stehen, bis wir fertig sind«, blaffte er.

»Ich bin gerade rausgekommen, um zu pinkeln«, sagte Gabe, »und …«

Der kleinere Bobby stieß ihn abermals und bedachte ihn mit einem Gesichtsausdruck, der ihm riet, lieber den Mund zu halten.

Cumberland durchsuchte Walkers Hosentasche. Er fand ein kleines Taschenmesser und klappte die Klinge aus.

Walker lachte. »Keine Sorge, das ist legal. Keine acht Zentimeter lang. Genau wie Ihr Schwanz.«

Zur Antwort schlug Cumberland ihm hart ins Gesicht, sodass Walkers Blick kurz zur Seite ging, aber als seine Augen zu Cumberland zurückkehrten, entdeckte Gabe darin eine Wut, wie er sie noch nie gesehen hatte. Mit Mord in den Augen sagte Walker: »Dafür werden Sie bezahlen.«

Cumberland baute sich vor dem Unterboss auf, und Speichel flog ihm von den Lippen, als er schrie: »Oh, und da irrst du dich gewaltig. Wenn hier einer zahlt, dann du. Du bekommst endlich, was du verdienst. Gestern ist meine Tochter gestorben, mit deinem Gift in den Adern.«

Walker schmollte übertrieben. »Ich würde Ihnen mein Beileid aussprechen, aber ganz ehrlich, Ihre Tochter ist mir so was von scheißegal.«

Cumberland schrie vor Wut auf und stieß Walker hart gegen die Mauer.

Gabe konnte Walkers nächste Worte kaum verstehen, so fest wurde dessen Mund gegen die Ziegel gedrückt. »Ich liefere nur Waren. Ohne Nachfrage kein Angebot, und wenn ich die Nachfrage nicht erfüllen würde, würde es eben wer anders tun. Und Ihnen ist natürlich klar, dass ich hier nicht das Geringste zugebe. Ich vermittle Ihnen nur die Grundbegriffe der freien Marktwirtschaft.«

Cumberland schlug ihn erneut. »Diesmal gehst du für lange Zeit in den Bau, Walker, und weißt du auch, wieso? Du glaubst, du stehst über dem Gesetz, aber …« Er griff in seinen Mantel und holte ein großes Päckchen heraus, das er Walker vors Gesicht hielt. »Hier drin ist genug Koks, damit du wegen Besitz mit Verkaufsabsicht einfährst. Kein Klaps auf die Hand. Diesmal kriegst du, was du verdienst.«

Ein Grinsen spaltete Walkers Gesicht. »Dafür werde ich Ihre gesamte Familie töten und jeden Menschen, den Sie je geliebt haben. Und ganz ehrlich, das hab ich mir immer schon gewünscht. Sie liefern mir bloß den Vorwand.«

»Wir setzen Bedrohung eines Polizeibeamten auf die lange Liste deiner Anklagepunkte.«

»Moment mal«, sagte Gabriel. »Ich bin nur rausgekommen, weil vor den Toiletten eine Schlange stand. Ich habe nichts damit zu tun. Ich habe keine Drogen gekauft, egal welche, und schon gar kein ganzes Paket Schnee. Ich arbeite bei der Werft.«

Cumberland wandte sich Gabe zu. »Wenn das stimmt, dann kommen Sie mit einer Geldstrafe und einer kleinen Bewährungsfrist davon. Solange Sie schön aussagen, was wir Ihnen vorbeten, und über Ihren neuen besten Freund auspacken.«

Gabriel knirschte mit den Zähnen. Eine intensive Wut wogte aus seinem Innersten hoch und trieb ihm Wörter über die Lippen. »Das ist nicht okay«, sagte er. »Ich habe nichts falsch gemacht und mich an alle Regeln gehalten. Das ist nicht richtig.«

»Für wen hältst du dich, dass du mir sagst, was richtig und was falsch ist? Du bist bloß eine Hafenratte mit einem frechen Maul.«

»Es ist nicht fair!«, schrie Gabe. »Ich kenn den Mann nicht. Vielleicht hat er verdient, was Sie ihm antun wollen, aber ich habe nichts verbrochen.«

Der kleinere Bobby schüttelte den Kopf. »Falsche Zeit, falscher Ort, Freundchen.«

Cumberland trat vor und schlug Gabriel ins Gesicht. Sein Kopf ruckte nach hinten und prallte gegen die Ziegelmauer. Cumberland packte ihn bei der Kehle. Als er sprach, stank sein warmer Atem nach Whisky. »Das Leben ist nicht fair, und wenn du nicht mitspielst, wirst du feststellen, wie verdammt unfair es sein kann.«

Als Gabe nach anderthalb Tagen auf freien Fuß gesetzt wurde, ging er davon aus, dass seine Tante oder einer seiner Kollegen die Kaution für ihn gezahlt hatte. Mit dem kleinen Mann mit bleistiftdünnem Schnurrbart in teurem Anzug, der ihn im Foyer des Polizeireviers begrüßte, hatte er nicht gerechnet. Wie dem auch sein mochte, Gabe war nur froh, rauszukommen. Er hatte sich geweigert, auf Cumberlands Spiel einzugehen und gegen Walker auszusagen, und dafür – so sein Verdacht – hatte die Polizei ihn in eine Zelle gesperrt, in der es stark nach Erbrochenem und Exkrementen stank.

Er wusste zwar sehr zu schätzen, was der Mann im Anzug für ihn getan hatte, aber Gabe stand dem wieseligen kleinen Kerl trotzdem misstrauisch gegenüber; er hielt ihn für eine Art Anwalt. »Kenne ich Sie?«, fragte er.

Das Wiesel lächelte matt, dann kehrte es zu seiner Normalmiene zurück, einer Mischung aus Langeweile und Stress. »Nein, mich kennen Sie nicht, aber meinen Mandanten, Mr. Walker.« Er reichte ihm einen Zettel, und Gabe nahm ihn entgegen. »Er möchte Ihnen persönlich danken, dass Sie Ihre Bürgerpflicht getan und keinen Meineid begangen haben. Er wollte Sie auch wissen lassen, dass sämtliche Vorwürfe gegen Sie fallengelassen wurden und nichts davon in Ihrem Führungszeugnis landet. Wenn Sie eine persönliche Belohnung von Mr. Walker wünschen, begeben Sie sich zu der Adresse auf diesem Stück Papier.«

»Und was, wenn ich keine Belohnung brauche?«, fragte Gabe.

Der Mann zuckte mit den Schultern. »Wie dem auch sei, dort würden Sie eine erhalten. Guten Tag, Mr. McBain.«

Gabe sah dem Wiesel hinterher, als es wegging, und öffnete den zusammengefalteten Zettel. Er war sauber und weiß ohne Briefkopf. Mittendrauf stand mit schlichter, klarer Druckschrift eine Adresse. Gabe glaubte, die Adresse zu kennen. Wenn er sich richtig erinnerte, gab es in dem Häuserblock ein großes Parkhaus, das in ein Bürogebäude umgewandelt wurde; zumindest hieß es so. Das Gebäude war schon seit einiger Zeit eingerüstet und abgesperrt, und eine Menge Gerüchte darüber machten die Runde.

Er verließ das Polizeirevier und ging zu Fuß nach Hause, hauptsächlich wegen der Kosten für ein Taxi, aber auch, weil er einen klaren Kopf brauchte. Wenn Walker ihm unbedingt seine Dankbarkeit bekunden wollte, hätte er ihm ein Fahrzeug schicken können, das ihn nach Hause brachte, überlegte er.

Gabe jedoch kam auch ganz allein dort an, aber als er in das Scheme kam, in dem er mit seiner Tante wohnte, entdeckte er, dass die Kugel, unter der er sich weggeduckt zu haben glaubte, in Wirklichkeit ein Bumerang gewesen war.

Tante Linda saß im Wohnzimmer ihrer maroden Dreizimmerwohnung und weinte. Er nahm sie in die Arme, um sie zu trösten, und sagte: »Es ist schon gut, was immer es ist. Was ist passiert?«

Sie schlug seine Hände beiseite. »Du bist passiert! Immer wieder hab ich dir gesagt, dass du noch auf die schiefe Bahn gerätst. Aber du wolltest ja nie hören, und jetzt hast du’s geschafft.«

»Was hab ich geschafft?«

»Deine ehemalige Firma hat heute hier angerufen. Die sagen, du hast dich mit Damon Walker eingelassen. Sie hatten Probleme mit ihm, weil er versucht hat, sich in die Gewerkschaft zu drängen, und jetzt haben sie beschlossen, dass deine Dienste nicht länger benötigt werden.«

Er hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. »Was?«

»Sie haben dir die Papiere gegeben, und wenn es sich erst rumspricht, dann stehst du bei jedem ehrlichen Unternehmen auf der schwarzen Liste! Was hast du dir denn nur dabei gedacht, dich mit einem bösartigen Drecksack wie Walker zusammenzutun?«

Gabriel fuhr sich durchs Haar und sah an die Decke. »Ich hab mich nicht mit ihm zusammengetan. Ich bin vorgestern befördert worden und war mit den Kollegen feiern, und …« Gabes Stimme verebbte. Er schüttelte den Kopf. »Spielt auch keine Rolle. Ich war nur zur falschen Zeit am falschen Ort.«

Seine alte Tante begann wieder zu schluchzen. »Vielleicht kannst du mit ihnen reden und ihnen deine Sicht schildern, denn sonst kannst du auch gleich zu Walker gehen und ihn um einen Job bitten, weil niemand in der ganzen Stadt dich noch einstellt.«

Eine Stunde später starrte Gabriel in ein breites, flaches Gesicht, das von einem dünner werdenden Schopf aus roten Haaren gekrönt wurde und immerfort rot angelaufen war. Sein Schichtleiter hatte kopfschüttelnd zu Boden geblickt, während Gabe seinen Fall vorbrachte und beteuerte, rein gar nichts mit Damon Walker zu tun zu haben. Bewirkt hatte er mit seiner Geschichte nur, dass sein Boss eine angespannte Miene aufsetzte.

Der Schichtleiter ließ Gabe einen Augenblick lang schmoren. Tun konnte er nichts weiter. Er hatte seinen Fall vorgetragen, und jetzt hing sein weiteres Schicksal von der Gnade des Rothaarigen ab.

Schließlich wischte sein Boss sich den Schweiß von der Stirn. »Es tut mir leid, Gabe, und ich verstehe das Problem, aber gestern kam ein Bobby namens Cumberland vorbei und hat mit dem Alten geredet. Ich weiß nicht genau, was er gesagt hat, aber ich glaube, da gab es eine verhüllte Drohung, und es hieß, die Firma wäre ohne Sie besser dran.«

Gabe biss die Zähne zusammen und packte die Lehnen des billigen Besuchersessels, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Kann ich mit dem Alten sprechen? Ihm meinen Fall vortragen?«

Der Schichtleiter schüttelte den Kopf. »Er ist heute verhindert. Ich rede mit ihm, Gabe, aber an Ihrer Stelle würde ich mir keine allzu großen Hoffnungen machen. Ich vermute, dass eher im Januar die Sonne scheint, als dass Sie Ihren Job bei uns behalten.«

Eine Stunde später saß Gabe im Pub und versuchte, sich so schnell zu betrinken, wie er konnte. Er saß allein an der Theke und schäumte inwendig. Seine Gedanken strudelten hinunter in die Finsternis. Während er in sein Glas stierte, starrte er in einen Abgrund, und der Abgrund starrte in ihn hinein. Er dachte über sein Leben nach und fragte sich, warum jeder von ihm wollte, dass er der Böse war. Und damit meinte er wirklich jeden. Von ganz oben herab. Von den Beamten bis zu den Architekten der Schemes – die vielleicht ganz hübsch waren, verglich man sie mit den Bruchbuden, in denen die Glasgower Armen vorher gewohnt hatten. Nur hatten die Planer vergessen, für die vielen Mieter auch Geschäfte, Restaurants und Freizeitangebote anzusiedeln. All das hatte dazu geführt, dass er das wurde, als was Damon Walker ihn beschrieben hatte: ein Schläger.

Nachdem er zu seiner Tante gezogen war, hatte Gabe sich Sorgen gemacht, weil er der einzige schwarze Junge im Gebäude war, aber er hatte recht schnell entdeckt, dass die Gleichaltrigen aus dem Scheme sich für seine Hautfarbe gar nicht interessierten. Für sie war nur wichtig, ob er das richtige Fußballteam anfeuerte und ob er bereit war, die Bewohner der Nachbarviertel mit Messer und Fäusten zu traktieren. Auf diese Weise war er zum Mitglied einer Straßenbande geworden, die sich Torches nannte, und zum erbitterten Feind einer Gang namens Spurs.

Gabe hatte jedoch nicht lange gebraucht, bis er begriff, dass dort nur ein paar Kinder Gangster spielten, um in einer Welt zurechtzukommen, in der die Karten in jeder Hinsicht gegen sie gemischt waren. Bei den Torches besaß er keine Zukunft, hatte er sich gesagt, und die Verbindungen abgebrochen. Sein Job bei der Werft war ihm als die große Chance erschienen, der Gosse zu entkommen. Er hatte alles getan, was das System von ihm verlangte, und sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen, aber die einzige Belohnung, die er vom System erhielt, war ein Schlag in den Nacken, der ihn wieder nach unten beförderte. Gabe war sich nicht sicher, weshalb die Oberschicht so sehr gegen die Menschen am unteren Ende der Gesellschaft mauerte, aber er konnte sich vorstellen, dass es an scheinbar humanitären Politikern lag, die sich auf Kosten armer Proleten, denen sie sich haushoch überlegen dünkten, die Taschen füllten.

In diesem Augenblick traf Gabriel McBain eine Entscheidung. Er beschloss, dass er die Regeln des Systems nicht lediglich missachten würde – das wäre eine Dummheit gewesen, die nur zu seiner Festnahme geführt hätte. Nein, Gabriel nahm sich vor, die Regeln des Systems zu beherrschen. Er wollte lernen, sie zu manipulieren und seinem Willen untertan zu machen. Dann würde er die hohen Herren in ihrem eigenen Spiel schlagen und ihnen zeigen, dass auch ein Schläger König werden konnte.

Gabriel trank aus, griff in die Tasche und starrte auf das Stück Papier, das Damon Walker ihm hatte geben lassen. Mit der Adresse war ein Angebot verbunden, ein Angebot, das er nun kaum noch ausschlagen konnte. Das bedeutete aber nicht, dass er vorhatte, als einfacher Soldat in Walkers Armee einzutreten. Gabriel plante, eines Tages seine eigene Armee zu haben, und wenn er vom Bauern zum König aufsteigen wollte, musste er irgendwo anfangen.

Gabriel hatte sich richtig erinnert: Die Adresse gehörte zu einem Parkhaus, aber das Ding war gewaltig und nahm den ganzen Häuserblock ein. Das Bauwerk bestand aus sechs rechteckigen Betonplatten übereinander, dazwischen genügend Platz für die Autos. An den kurzen Seiten der Rechtecke kragten die Rampen des Parkhauses als Halbkreise aus. Gabe nahm an, die eine diente als Auffahrt, während die andere hinunterführte. In die meisten Etagen des Parkhauses konnte er nicht hineinblicken, weil Gerüst und Bauzaun die Sicht verdeckten.

In der Mitte war ein Eingang mit verglasten Zahlschaltern auf beiden Seiten. Er bemerkte zwei Männer, die sich im Hintergrund hielten und den Eingang bewachten; vermutlich war er dort richtig. Er hatte einen Punkt erreicht, an dem er nicht mehr umkehren konnte. Zum ersten Mal fragte sich Gabriel, ob Damon Walker ihn womöglich gar nicht eingeladen hatte, um ihn zu belohnen. Vielleicht wollte er ihn nur unauffällig beseitigen. Auch wenn Gabe ihn nicht bei der Polizei verleumdet hatte, konnte Walker ihn nach wie vor als Bedrohung betrachten.

Gabe schrieb seine Bedenken dem Umstand zu, dass sich die Courage verflüchtigte, die er sich angetrunken hatte, und trat auf die beiden Wächter zu. Er hielt den Zettel hoch wie eine Einladung auf eine exklusive Party. Ohne einen Namen zu nennen, sagte er aus der Entfernung: »Ich soll mich hier melden.«

Die beiden Schläger traten aus der Dunkelheit des Eingangs und sahen den Block hinauf und hinunter, dann filzten sie ihn. Der größere, ein dunkelhäutiger Mann mit Dreadlocks, fragte nach seinem Namen. Nachdem Gabe ihn genannt hatte, sprach der Mann in ein Funkgerät: »Wir haben hier ’nen McBain für den Boss.«

Nach einer kleinen Verzögerung erklang eine Stimme: »Bringt ihn rauf.«

Sie führten Gabriel in die Eingeweide des Bauwerks. Kaum war er drin, sah er, dass diverse behelfsmäßige Konstruktionen sämtlichen Raum einnahmen. Auf einer Seite des Parkhauses standen Wohnwagen aufgereiht, wie man sie von Großbaustellen kannte. Es gab viele weitere Barrieren, aber als man ihn tiefer in den Komplex geleitete, sah er, wie fleißig in dessen Innerem gearbeitet wurde. Offenbar betrieb Walker in einem Teil des Parkhauses eine Ausschlachtwerkstatt. Mit schwindelerregender Geschwindigkeit liefen Männer hin und her, scharten sich um Luxussportwagen und zerlegten sie wie eine Boxenmannschaft bei der Formel 1 unter Kokain und Schießpulver. Während er alles in sich aufnahm, fragte sich Gabe, ob sie die Wagen stahlen, dann komplett zerlegten und die Teile einzeln verkauften, oder ob sie sie verschifften und in den USA oder in London wieder zusammenbauten.

Der Mann mit den Dreadlocks begleitete ihn zu einer Reihe von Aufzügen, und mit einem davon fuhren sie bis ins oberste Stockwerk.

Als Gabe hinaustrat, entdeckte er, dass die Sonne sie mit ihrer Anwesenheit ehrte, aber der Wind war noch immer kühl und feucht. Das oberste Geschoss des Parkhauses war leer, und falls hier etwas Illegales vor sich ging, geschah es außer Sicht.

Gabriel war überrascht, festzustellen, dass das Dach beinahe verwaist war. Nur eine Gruppe von fünf Männern hatte sich in einer Ecke zusammengeschart. Sie saßen auf Kühlboxen, und jeder hielt eine Flasche Bier in der Hand. Einer von ihnen briet Hamburger auf einem kleinen Holzkohlegrill. Als Gabriel hingeführt wurde, bemerkte er, dass der Mann im Zentrum der Gruppe, der Hof zu halten schien, während die anderen um ihn lachten und grinsten, Damon Walker war. Trotz der Kälte hatte er einen nackten Oberkörper, den etliche Narben überzogen, aber auch Tattoos schmückten, meistens Monster, Drachen und Dämonen, die aus seinem Fleisch hervorschauten.

Als Walker ihn sah, rief er: »Wenn man vom Teufel spricht! Ich habe mich schon gewundert, ob Sie es wohl bis zur Show schaffen. Ich dachte, sie könnte Ihnen gefallen, vor allem, wenn man überlegt, wie hart dieser spezielle Bobby Sie angefasst hat.«

»Cumberland? Was ist mit ihm?«

Walker zeigte grinsend zum Rand des Daches. In seinen Augen lag ein fröhliches Funkeln wie bei einem Vater, der seinem Kind ein Überraschungsgeschenk machen will und kaum abwarten kann, wie es darauf reagiert.