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Eine leidenschaftliche Liebe - überschattet von einem unheilvollen Fluch ...
Nicoletta besitzt die Gabe des Heilens und des Erahnens von Unglück. Die junge Frau war sich immer sicher, dass ihre Gabe sie schützt und kein Mann sie je kontrollieren könnte. Doch dann schaut sie in die dunklen, faszinierenden Augen von Don Scarletti und bangt um ihre Zukunft. Denn Scarletti besitzt das Recht, seine Braut aus der Dorfbevölkerung auszuwählen, und seine Wahl fällt auf sie.
Unerwartet wird Nicoletta von einer unbekannten Leidenschaft gepackt. Dons Berührungen scheinen ihre Haut in Flammen zu setzen. Doch auch sie kennt die Gerüchte, die in dem kleinen italienischen Dorf kursieren: Ein Fluch soll auf der Familie liegen - denn alle Bräute der Scarlettis kamen unter mysteriösen Umständen ums Leben. Und obwohl Nicolettas Gefühle für Don immer stärker werden, muss sie sich fragen: Erwartet sie nun das gleiche Schicksal?
Düstere Spannung gepaart mit stürmischer Leidenschaft - ein weiterer sinnlicher Roman der Bestseller-Autorin Christine Feehan.
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Seitenzahl: 667
Cover
Grußwort des Verlags
Über dieses Buch
Titel
1. KAPITEL
2. KAPITEL
3. KAPITEL
4. KAPITEL
5. KAPITEL
6. KAPITEL
7. KAPITEL
8. KAPITEL
9. KAPITEL
10. KAPITEL
11. KAPITEL
12. KAPITEL
13. KAPITEL
14. KAPITEL
15. KAPITEL
16. KAPITEL
17. KAPITEL
18. KAPITEL
19. KAPITEL
20. KAPITEL
Über die Autorin
Weitere Titel der Autorin
Impressum
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Eine leidenschaftliche Liebe – überschattet von einem unheilvollen Fluch ...
Nicoletta besitzt die Gabe des Heilens und des Erahnens von Unglück. Die junge Frau war sich immer sicher, dass ihre Gabe sie schützt und kein Mann sie je kontrollieren könnte. Doch dann schaut sie in die dunklen, faszinierenden Augen von Don Scarletti und bangt um ihre Zukunft. Denn Scarletti besitzt das Recht, seine Braut aus der Dorfbevölkerung auszuwählen, und seine Wahl fällt auf sie.
Unerwartet wird Nicoletta von einer unbekannten Leidenschaft gepackt. Dons Berührungen scheinen ihre Haut in Flammen zu setzen. Doch auch sie kennt die Gerüchte, die in dem kleinen italienischen Dorf kursieren: Ein Fluch soll auf der Familie liegen – denn alle Bräute der Scarlettis kamen unter mysteriösen Umständen ums Leben. Und obwohl Nicolettas Gefühle für Don immer stärker werden, muss sie sich fragen: Erwartet sie nun das gleiche Schicksal?
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Christine Feehan
Im Palazzo der Leidenschaft
Aus dem amerikanischen Englischvon Ralph Sander
Der Rabe zog seine Bahnen entlang der Steilküste. Unter ihm schlugen die Wellen gegen die Klippe, und jede schien ein Stück höher zu steigen als die vorangegangenen, so als würden sie wutentbrannt versuchen, nach dem schwarzen Vogel zu greifen. Der änderte seinen Kurs und flog langsam kreisend über Felder voller Wildblumen, weiter über karge Hänge bis hin zur Baumgrenze. Dabei schien er keinem bestimmten Ziel zu folgen, während er langsam über den Himmel glitt und die schwarzen Federn auf seinem Rücken im Licht der allmählich untergehenden Sonne glänzten. Wolken zogen so vom Horizont herauf, als würden sie dem Vogel folgen, um das Land mit einem grauen Schleier zu überziehen.
Kaum hatte der Rabe den Wald erreicht, änderte er sein Verhalten und jagte zwischen den Ästen hindurch und um die Baumstämme herum, als wolle er sich ein Wettrennen mit der Sonne liefern. Einer fast geraden Linie folgend, hielt er auf einen Hain auf der anderen Seite des Bergs zu, um ganz gezielt einen dicken, knorrigen Ast anzufliegen. Dort ließ er sich nieder, legte beinahe majestätisch die Flügel an und betrachtete mit seinen glänzenden Augen interessiert die zierliche Frau, die sich unter dem Baum aufhielt.
Nicoletta verteilte sorgfältig Erde rings um den Farn, den sie an diesen Ort umgepflanzt hatte. Hier war der Boden fruchtbarer als bei ihr zu Hause, und er würde es ihr ermöglichen, ihre dringend benötigten, jedoch seltenen Pflanzen sprießen zu lassen. Die daraus gewonnenen Extrakte dienten ihr als Arzneien für die Menschen in den Dörfern und auf den umliegenden Bauernhöfen. Was einmal als ein kleiner, am Hang gelegener Garten begonnen hatte, war längst zu einer aufwendigen und zeitraubenden Beschäftigung geworden, musste sie doch alle Kräuter und Blumen umsetzen, die sie für ihre verschiedenen Heilmittel benötigte. Mit bloßen Händen hatte sie tief in die lockere Erde gegraben, während ihr die intensiven Aromen der Kräuter in die Nase stiegen. Ein Farbenmeer der Pflanzen, die sie hier gesät hatte, begegnete ihr, wohin sie den Blick auch richtete.
Plötzlich schauderte sie, da ein blasser Schatten die letzten wärmenden Sonnenstrahlen von ihr abhielt. Gleichzeitig entstand vor ihrem geistigen Auge das Bild eines unheilvollen Vorzeichens, das von einer drohenden Katastrophe kündete. Betont langsam richtete sich Nicoletta auf, klopfte die feuchte Erde von den Händen und von ihrem langen, weiten Rock, erst dann hob sie den Kopf und betrachtete den Vogel, der hoch über ihr ganz still auf einem Ast saß und sie anschaute.
»Dann bist du also gekommen, um mich zu rufen«, sprach sie laut. Ihre Stimme klang in der Stille des Hains sanft und heiser zugleich. »Du überbringst mir nie gute Nachrichten, aber das verzeihe ich dir.«
Der Rabe wandte nicht den Blick von ihr, seine kleinen runden Augen funkelten lebhaft. Ein verirrter Sonnenstrahl strich über ihn und ließ sein schwarzes Gefieder für einen winzigen Moment schillern, ehe die grauen Wolken sich ganz vor die Sonne schoben.
Seufzend strich sie sich ihr langes, zerzaustes Haar aus dem Gesicht, das über ihren Schultern gleich einem Wasserfall bis tief in ihren Rücken fiel und sogar noch bis über ihre schmale Taille reichte. Ein paar kleine Zweige hatten sich in den seidigen Strähnen verfangen. So wie sie barfüßig dastand, so wild und unbändig, mit ihren dunklen Augen und den von der Sonne gebräunten zierlichen Gesichtszügen, erschien sie so geheimnisvoll und mystisch wie der schweigsame Rabe. Man hätte sie für eine junge hübsche Hexe halten können, die in ihrem üppigen, exotischen Garten stand und Zaubereien bewirkte.
Der Vogel sperrte den Schnabel auf und stieß ein lautes Krächzen aus, das in der Stille dieser Idylle in den Ohren wehtat. Einen Moment lang stellten die Insekten ihr unablässiges Summen ein, und die Erde selbst schien gebannt den Atem anzuhalten.
»Ich komme ja, ich komme ja«, sagte Nicoletta, griff nach einer Tasche aus dünnem Leder und hob den Kopf, um zum Himmel über ihr zu schauen. Sie streckte die Arme aus und drehte sich in jede der vier Himmelsrichtungen. Der Wind zupfte an ihrer Kleidung und fing sich in ihren Haaren, die sich wie ein Umhang um sie legten. Hastig machte sie sich daran, Blätter und Samenkörner verschiedener Pflanzen zu sammeln, um sie zu den getrockneten und gemahlenen Kräutern und Beeren zu geben, die sich bereits in ihrem Arzneibeutel befanden.
Sie lief den schmalen Trampelpfad hinunter. Ihre Röcke blieben immer wieder an den Büschen hängen, der Wind zerrte an ihren Haaren, dennoch bahnte sie sich problemlos ihren Weg durch den dichten Wald. Nicht ein einziges Mal kamen ihre zierlichen Füße mit einem Stein oder einer Wurzel in Berührung, die nur darauf zu warten schienen, sie zu Fall bringen zu können. Als sie sich einem Bach näherte, raffte sie kurzerhand ihren langen Rock bis zu den Knien und lief geschwind über die glatten, aus dem Wasser ragenden Steine im Bachbett. Nur hier und da ließ sie eine kleine Welle in die Höhe spritzen, die einem Regen aus funkelnden Diamanten glich.
Der Wald wich Wiesen, die wiederum kargen Felsen Platz machten, je näher sie dem Meer kam. Sie konnte die Brandung der Wellen hören, die so unablässig an die Klippen schlugen, als wollten sie um jeden Preis die gewaltigen Gipfel abtragen. Nicoletta unterbrach kurz ihren Weg ins Tal und blieb stehen, um einen Blick auf den ausladenden Palazzo zu werfen, der auf der nächsten Klippe über der tobenden See thronte. Das Bauwerk war immens und von erlesener Schönheit, gleichzeitig aber auch düster und unheilvoll, wie es sich dort aus den Schatten erhob. Man tuschelte, dass die großen Säle so manches Geheimnis in sich bargen und dass es für alle Fälle Geheimgänge gab, die einen direkt bis ans Meer führten.
Der Palazzo war mehrere Stockwerke hoch, es gab Giebel, Türme und hohe Terrassen, und dann war da auch noch der berüchtigte große Hauptturm, über den man sich erzählte, dass er ein Gefängnis darstellte. Das Bauwerk auf der Klippe setzte sich aus schmalen ineinandergreifenden Steinen zusammen, deren ungewöhnliche Anordnungen etwas zu bedeuten schienen, anstatt lediglich die Mauern mit großen Fenstern zu unterbrechen. Diese Portale mit ihren fremdartigen Mustern lenkten einerseits jedes Mal Nicolettas Aufmerksamkeit auf sich und lösten andererseits bei ihr das Gefühl aus, beobachtet zu werden. In die Traufen, die Giebel und sogar in den Hauptturm waren stumme Wächter aus Stein eingelassen, Ehrfurcht gebietende Wasserspeier, die ihre Flügel ausgestreckt hielten und mit leeren, starren Augen die Landschaft betrachteten.
Nicoletta schüttelte den Kopf, da sie es nicht wagte, noch länger zu trödeln. Eine innere Stimme trieb sie zur Eile an. Sie drehte dem Palazzo den Rücken zu und folgte rasch dem Pfad, der von der Küste zurück ins Landesinnere führte. Die ersten Gebäude tauchten in Sichtweite auf, kleine, gepflegte Bauernhöfe und Häuser. Sie liebte deren Anblick genauso wie die Menschen, die dort lebten.
Eine ältere Frau kam ihr entgegen, als sie den Marktplatz der kleinen Siedlung erreichte. »Nicoletta! Sieh dich nur an! Wo sind denn deine Schuhe? Schnell, Kleine, du musst dich sputen!« Die Frau, die sie Kleine nannte, sprach oft in einem ermahnenden Ton, doch gleichzeitig begann sie, behutsam Zweige und Blätter aus Nicolettas langem Haar zu ziehen. »Schnell, dein Schuhwerk! Du musst dein Haar in Ordnung bringen, während wir weitergehen.«
Lächelnd beugte Nicoletta sich vor, um der Frau einen Kuss auf die faltige Wange zu drücken. »Maria Pia, du bist der Sonnenschein in meinem Leben. Trotzdem habe ich keine Ahnung, wo meine Sandalen sind.« Sie musste sie irgendwo unterwegs ausgezogen haben, womöglich bevor sie den Bach überquert hatte.
Mit einem leisen Seufzer entgegnete Maria Pia Sigmora: »Mädchen, du bist zwar unsere Heilerin, aber eines Tages wirst du noch unser Tod sein.«
Nicoletta war der ganze Stolz, das Leben und das Geheimnis des Dorfes. Sie war unbezähmbar, so wie der Wind oder das Wasser, das man mit seinen Händen auch nicht halten konnte. Die ältere Frau hob einen Arm und winkte in Richtung der am nächsten gelegenen Hütte. Sofort ertönte ausgelassenes Gelächter, und ein kleines Kind kam mit einem Paar dünner Ledersandalen aus der Behausung herausgelaufen. Die Schnüre zog es beim Rennen hinter sich her.
Kichernd drückte das dunkelhaarige Mädchen Nicoletta die Schuhe in die Hand. »Wir haben gewusst, dass du sie verlieren wirst«, erklärte es.
Unwillkürlich begann Nicoletta zu lachen, was so sanft und so melodisch klang wie das Plätschern des Wassers in einem der umliegenden Bäche. »Ketsia, du kleiner Kobold, jetzt sieh zu, dass du verschwindest, und hör auf, mich aufzuziehen.«
Maria Pia folgte bereits dem schmalen Pfad, der zurück zu den Klippen führte. »Beeil dich, Nicoletta, und flechte dein Haar. Ein Tuch, Mädchen! Du musst deinen Kopf bedecken. Und nimm mein Schultertuch. Du darfst keine Aufmerksamkeit auf dich lenken.« Sie rief ihr die Anweisungen über die Schulter zu, da sie mit zügigen Schritten davoneilte. Obwohl sie alt war, hatte sie noch immer das Tempo einer jungen Frau an sich, so gut war sie daran gewöhnt, die steilen Hügel zu bezwingen.
Nicoletta hielt mühelos mit ihr mit. Die Sandalen hatte sie an den Schnüren zusammengeknotet und um den Hals gelegt, nun war sie damit beschäftigt, mit flinken Fingern einen Zopf zu flechten. Den rollte sie schließlich hoch und bedeckte ihren Kopf mit einem dünnen Tuch. »Gehen wir zum Palazzo della Morte?«, fragte sie.
Abrupt drehte sich Maria Pia um, warf ihr einen entrüsteten Blick zu und zischte sie an: »Sag so etwas nicht, Kleine. Das bringt Unglück.«
»Du gehst doch davon aus, dass alles Unglück bringt«, meinte sie und legte sich das ausgefranste schwarze Tuch der Alten um die Schultern, damit ihre nackten Arme bedeckt waren.
»Es bringt Unglück«, beharrte Maria Pia. »Du darfst solche Dinge nicht sagen. Falls er das zu hören bekommt ...«
»Es hat damit gar nichts zu tun«, beharrte Nicoletta. »Und wer wird ihm erzählen, was ich gesagt habe? Es ist kein Unglück, das den Frauen den Tod bringt, die dort arbeiten gehen. Dahinter steckt etwas anderes.«
Hastig bekreuzigte sich Maria Pia und blickte um sich. »Sei lieber vorsichtig, Nicoletta. Diese Hügel haben Ohren. Alles wird ihm berichtet, und ohne seine Großzügigkeit wären unsere Leute obdachlos und ohne jeden Schutz.«
»Deshalb müssen wir uns mit Il Demonio einig werden und beten, dass er keinen zu hohen Preis fordert.« Zum ersten Mal klang Nicoletta verbittert.
Einen Moment lang blieb Maria Pia stehen und griff nach dem Arm der jungen Frau. »Denk so etwas noch nicht einmal, Kleine. Man sagt ihm nach, er könne Gedanken lesen«, warnte sie mit sanfter, liebevoller Stimme und einem traurigen Ausdruck in den Augen.
»Wie viele unserer Frauen und Kinder soll dieser Ort noch verschlingen, ehe Ruhe einkehrt?«, fragte Nicoletta, deren dunkle Augen vor Wut aufblitzten. »Müssen wir unsere Schulden mit unserem Leben bezahlen?«
»Ruhig«, drängte Maria Pia. »Du wirst ins Dorf zurückkehren, denn wenn du so denkst, kannst du mich auf keinen Fall begleiten.«
Nicoletta ging mit hoch erhobenem Haupt und gestrafften Schultern an der älteren Frau vorbei, jeder Schritt ließ ihren Zorn erkennen. »Als ob ich dich allein zu Signore Morte gehen lassen würde! Ohne mich kannst du das kranke Mädchen nicht retten, das fühle ich, Maria Pia. Wenn sie überleben soll, muss ich mitkommen.« Sie ignorierte Maria Pias ungläubige Reaktion darauf, dass sie unumwunden zugab, etwas zu wissen, was ihnen bislang gar nicht anvertraut worden war. Als Maria Pia sich daraufhin bekreuzigte und die gleiche Geste auch in Nicolettas Richtung andeutete, musste die sich ein Lächeln verkneifen.
Ein feiner Sprühregen wurde von der schäumenden See hochgewirbelt, und winzigste Tröpfchen Salzwasser klammerten sich an der Kleidung fest. Der Wind war jetzt heftiger geworden und schlug ihnen vom Meer her mit solcher Wucht entgegen, als versuchte er, ihr Vorankommen zu verhindern. Sie waren gezwungen, langsamer zu gehen und gut aufzupassen, wo sie auf dem kaum benutzten Weg zum wuchtigen Palazzo hintraten. Gerade eben hatten sie eine schmale, steile Klippe genommen, die aus der See herausragte, als sie auf einmal das beeindruckende Bauwerk vor sich sahen. In diesem Moment versank die Sonne hinter dem Horizont und färbte den Himmel blutrot.
Maria Pia stieß einen erschrockenen Schrei aus, als sie dieses Rot sah, das für sie als ein Vorzeichen für Katastrophen und Tod galt. Leise stöhnend schwankte sie auf dem felsigen Untergrund vor und zurück, während sie sich am Kreuz festklammerte, das sie an ihrer Halskette trug. »Wir begeben uns in unsere Verdammnis.«
Nicoletta legte schützend einen Arm um die Schulter der anderen Frau und sah sie mitfühlend an. »Nein, das werden wir nicht. Ich werde dich nicht verlieren, Maria Pia. Ganz bestimmt nicht. Er kann dich nicht so verschlucken, wie er es mit den anderen gemacht hat! Ich werde mich als zu stark für ihn und seine schrecklichen Verwünschungen erweisen.«
Der heulende Wind zerrte an ihrer Kleidung, als ereifere er sich über ihre aufsässig ausgesprochenen Worte.
»Sag nicht so etwas, Mädchen. Es ist gefährlich, solche Dinge laut auszusprechen.« Maria Pia drückte den Rücken durch. »Ich bin eine alte Frau. Es ist besser, wenn ich allein hingehe. Ich habe mein Leben bereits gelebt, Nicoletta. Deines dagegen beginnt gerade erst.«
»Der Palazzo della Morte hat mir meine Mutter und meine Tante genommen, aber er wird nicht auch noch dich verschlucken. Das lasse ich nicht zu!«, versprach sie ihr voller Eifer und Inbrunst und schleuderte jedes Wort dem Sturm entgegen. »Ich werde dich wie üblich begleiten, und er kann sich zum Teufel scheren.«
Entsetzt schnappte die ältere Frau nach Luft und schickte für Nicoletta drei Stoßgebete zum Himmel, ehe sie auf dem Pfad weiterging. Der Wind brüllte seinen Zorn über Nicolettas Trotz hinaus und fegte tosend durch den Pass zwischen zwei Klippen, wobei er einige kleinere Steine mitriss, die auf die beiden Frauen herabregneten. Umsichtig legte Nicoletta einen Arm um den Kopf ihrer Begleiterin, während sie beide weitereilten.
»Hat er sogar Macht über die Berge?«, rief Maria Pia. Ihre Worte wurden von einer Böe erfasst und weggerissen.
»Ist dir etwas passiert?«, fragte Nicoletta besorgt und tastete die Frau nach möglichen Verletzungen ab. Ihre Berührungen waren sanft und beruhigend, auch wenn in ihrem Inneren die Wut hochkochte.
»Nein, nein, es ist alles in Ordnung«, beteuerte Maria Pia. »Was ist mit dir?«
Nicoletta zuckte mit den Schultern. Ihr Arm fühlte sich im Augenblick taub an, doch sie war von keinem allzu großen Stein getroffen worden und konnte von Glück reden, dass sie mit einem blauen Fleck davongekommen war. Sie befanden sich mittlerweile auf dem Gelände des Palazzos. Über ihnen waren die Wolken so finster und bedrohlich, als würden sie direkt aus einem Hexenkessel aufsteigen.
Alles war mit langen dunklen Schatten überzogen, die sich über jeden Busch und Baum und jede Statue legten, während sich vor ihnen das funkelnde Anwesen mit seinem gewaltigen Hauptturm bis in den Himmel zu strecken schien. Beeindruckend große und etwas kleinere, zierlichere Statuen standen auf dem Gelände verteilt. Aus Stein waren auch die immensen Mauern rings um das Labyrinth und die Gärten. In der Mitte der kreisrunden Plätze standen zwei ausladende, mit Gold verzierte Marmorbrunnen, auf denen sich heidnische Gottheiten mit Schwingen tummelten.
Ein tadellos gepflegter Weg führte zum Schlosstor, dem die beiden Frauen folgten. Die Statuen schienen sie anzustarren, und der Wind versuchte unverändert Nicoletta und Maria Pia zurückzutreiben. Das Tor wies gewaltige Ausmaße auf und war mit kunstvollen Schnitzereien überzogen. Nicoletta betrachtete sie interessiert, während Maria Pia an ihrer Kleidung herumzupfte, damit ihr Körper so züchtig bedeckt war, wie es sich gehörte. »Deine Schuhe, Mädchen«, zischte sie ihr zu.
Der unerbittliche Wind ließ sie beide schaudern, das Tor strahlte eine unheilvolle Düsternis aus. Unwillkürlich dachte Nicoletta, die Schnitzereien stellten verlorene Seelen dar, die in den Flammen der Hölle um Hilfe schrien, doch sie wusste, ihre Fantasie ging jedes Mal mit ihr durch, wenn sie sich in der Nähe des Palazzos aufhielt. Maria Pia hob den schweren Türklopfer an und ließ ihn gegen das Holz fallen, was einen hohlen, klagenden Schall verursachte.
Hastig zog Nicoletta die Sandalen an und band die Schnüre um ihre Knöchel, da öffnete sich auch schon lautlos das Tor. Im geräumigen Empfangssaal gleich dahinter brannten in Wandhaltern unzählige Kerzen, deren flackerndes, tanzendes Licht den langen Gang und die gewölbeartige Decke in groteske Schatten tauchte. Der Mann, der ihnen geöffnet hatte, war von großer, hagerer Statur, seine Wangen wirkten eingefallen, sein Haar war grau meliert. Die dunklen Augen erfassten die beiden Besucherinnen mit einem Anflug von Missbilligung, doch sein Gesicht zeigte keine Regung. »Hier entlang.«
Einen Moment standen die beiden Frauen wie angewurzelt da, dann machte Nicoletta einen Schritt nach vorn und betrat den Palazzo. Im gleichen Augenblick schien sich die Erde unter ihren Füßen zu bewegen. Das Erzittern war kaum feststellbar gewesen, und dennoch schwankten die Kerzen leicht. Die Flammen machten einen winzigen Satz, als wollten sie eine Warnung ausrufen. Ein wenig Wachs tropfte auf den Boden.
Maria Pia und Nicoletta sahen sich an, die ältere Frau drehte sich schließlich dem Gebäude zu und bekreuzigte sich in diese Richtung. Gleich danach wiederholte sie die Geste hin zur Dunkelheit und zum heulenden Wind.
Der Diener wandte sich ihnen zu, als Zeichen seiner erneuten Aufforderung, ihm zu folgen. Sofort setzte sich Maria Pia in Bewegung, drückte dabei jedoch den Rücken durch, um Selbstsicherheit und Würde auszustrahlen. Nicoletta zeigte genau die gegenteilige Reaktion, indem sie die Schultern sinken ließ und sich klein machte. Nervös sah sie nach links und rechts, zog den Kopf ein, ihre dünnen Sandalen verursachten auf dem Marmorboden kein Geräusch. Alles diente dem Zweck, die Aufmerksamkeit nicht auf sich zu lenken, um für die schlichte Schülerin der »Heilerin« gehalten zu werden.
Der Mann führte sie durch den Palazzo und bog dabei so oft mal nach links, mal nach rechts ab und durchquerte so viele Korridore, Seitengänge und Räume von unterschiedlicher Größe, dass sich ein durchschnittlicher Besucher keine Orientierungspunkte hätte einprägen können, um den zurückgelegten Weg nachzuvollziehen. Trotz dieser Umstände wirkte Maria Pia ruhig und gefasst, denn sie wusste, sie konnte sich auf Nicoletta verlassen, wenn es darum ging, den Weg nach draußen zu finden.
Das Innere des Palazzos war ein atemberaubend harmonisches Zusammenspiel von handwerklicher Vollkommenheit, Fantasie und Kunst. Die Wände bestanden aus glattem roséweißem Marmor, die Decken waren gewölbt und wurden immer wieder von gewaltigen Kuppeln unterbrochen, während der Boden durchgehend mit weißen Marmorplatten ausgelegt war, die sich nahtlos ineinanderfügten und sich unter ihren Füßen unfassbar glatt anfühlten. Überall fanden sich Skulpturen und andere Kunstwerke, von denen viele große geflügelte Kreaturen zeigten, die den Hort des Teufels bewachten. Alkoven und Portale präsentierten kunstvolle Schnitzereien von Engeln und Dämonen. Pferde und mythische Kreaturen waren über den Türbogen und entlang der Wände zu sehen. Riesige Säulen reckten sich der Decke entgegen, und überhaupt war jeder weitere Raum, den sie durchquerten, noch etwas größer und etwas prächtiger dekoriert als der vorangegangene. Die Kerzen ließen die stummen Skulpturen beinah lebendig wirken, als sie mit leeren Augen auf sie herabsahen.
Ein Heulen hallte durch die Korridore und Gänge, und als sie schließlich um eine Ecke bogen, stießen sie auf zwei Frauen, die sich aneinanderklammerten. Die Jüngere schluchzte hemmungslos, die Ältere weinte leise. Ein junger Mann stand hilflos daneben, offenbar auch von Trauer erfasst, da er mit einer Hand sein Gesicht bedeckte. Ein flüchtiger Blick genügte Nicoletta, um zu erkennen, dass sie alle von hoher Geburt waren. Ihre Kleidung war fast verschwenderisch, die Frisuren saßen trotz der offenbar unerfreulichen Situation tadellos. Aus einem unerfindlichen Grund prägte sich ihr gerade diese Beobachtung besonders deutlich ein. Die beiden Frauen waren ihr vom Sehen bekannt, da sie oft mit ihren Dienern ins Dorf kamen, um Stoffe für ihre Schneiderin zu holen. Die ältere Frau war höchstens fünfunddreißig, vermutlich deutlich jünger, sie war hübsch, aber gab sich meist abweisend. Portia Scarletti und ihre Tochter Margerita. Portia war verwitwet und mit den Scarlettis nur entfernt verwandt, dennoch hatte sie die meiste Zeit ihres Lebens im Palazzo verbracht. Die Tochter war vielleicht fünfzehn oder sechzehn und behandelte die Mädchen im Dorf äußerst hochnäsig. Den jungen Mann kannte Nicoletta ebenfalls: Vincente Scarletti, jüngster Bruder des Don. Rasch schaute sie zur Seite und versuchte, noch inniger mit dem Dunkel des Korridors zu verschmelzen.
An einer Tür blieb der Diener plötzlich stehen. »Das Mädchen ist in diesem Raum. Es ist sehr krank.« Der finstere, niedergeschlagene Tonfall des Mannes deutete an, dass sie sich mit ihrem Besuch zu viel Zeit gelassen hatten. Er öffnete die Tür und trat einen Schritt nach hinten, um den beiden Frauen Platz zu machen, anstatt sie in das Zimmer zu führen. Dabei bedeckte er diskret mit einer Hand Mund und Nase. Aus dem Raum schlug ihnen schweißtreibende Hitze entgegen, die mit einem schier unerträglichen Gestank einherging.
Das Kind hatte sich wiederholt übergeben. Die Bettdecke war von den Folgen der Bemühungen des kleinen Körpers, sich von den Giften zu befreien, durchtränkt. Nicoletta musste einen Wutausbruch unterdrücken, da sie nicht fassen konnte, dass Erwachsene ein kleines Kind mit seinem Leid allein ließen, nur weil sie fürchteten, sie könnten sich möglicherweise anstecken. Genauso kostete es sie Mühe, angesichts des Gestanks nicht zu würgen, während sie sich dem Bett näherte. Hinter ihnen wurde die Tür rasch mit lautem Knall zugeschlagen, doch so dick ihr Holz auch war, konnte sie nicht verhindern, dass das nutzlose und ärgerliche Geheul aus dem Korridor bis ins Zimmer drang. Das Kaminfeuer loderte und verbreitete erdrückende Hitze, die Flammen tauchten den Raum in unheimliches orangefarbenes Licht.
In dem ausladenden dunklen Holzbett wirkte das Mädchen winzig. Es war noch jung, vielleicht sieben Jahre alt. Das dunkle Haar klebte an der schweißnassen Kopfhaut, die Kleidung war durchgeschwitzt und fleckig, Schweißperlen überzogen das kleine, schmerzverzerrte Gesicht. Ohne zu zögern näherte sich Nicoletta dem Kind und betrachtete es voller Mitgefühl. Während sie nach dem schmalen Handgelenk der Kleinen fasste, war ihre Kehle wie zugeschnürt. »Warum haben sie nur so lange damit gewartet, uns herzubestellen?«, flüsterte sie verständnislos.
Plötzlich bewegte sich etwas Großes, Bedrohliches in einem tiefen Alkoven nahe den großen Fenstern. Maria Pia stieß einen Schrei aus und machte einen Satz nach hinten, wobei sie sich bekreuzigte. Nicoletta dagegen stellte sich schützend zwischen den Schatten und das Kind, bereit, den Geist des Todes zurückzuschlagen. Dann jedoch schälten sich die Konturen eines großen, muskulösen Mannes aus der Dunkelheit. Sein langes schwarzes Haar war ebenfalls schweißnass. Er schwankte leicht und hielt eine Hand auf seinen Bauch gedrückt. Schmerz verursachte tiefe Falten in seinem Gesicht.
Nicoletta machte einen Schritt auf den Mann zu, doch der schüttelte den Kopf und warf ihr mit seinen pechschwarzen Augen einen warnenden Blick zu. »Haltet Euch fern von mir.« Seine Stimme klang schwach, wies aber einen nicht zu überhörenden Befehlston auf. Mit einer Kopfbewegung deutete er auf das Mädchen. »Ist es der Schwarze Tod?« Dabei sah er Maria Pia an.
Einen Moment lang standen beide Frauen wie erstarrt da. Dieser Mann war der Don – Don Scarletti persönlich. So krank er offensichtlich auch war, strahlte er dennoch Kraft aus und wäre trotz Schmerzen und Fieber zweifellos ihnen beiden überlegen gewesen. Zu Nicolettas Verärgerung bekreuzigte sich Maria Pia ein zweites Mal.
»Bei Gott, antwortet mir gefälligst«, herrschte er sie an, wobei seine strahlend weißen Zähne aufblitzten, die an das Gebiss eines hungrigen Wolfs erinnerten.
»Signorina Sigmora, haben wir es mit der Pest zu tun?«
Aus dem Augenwinkel sah Maria Pia zu Nicoletta, die mit einem knappen Kopfschütteln reagierte und sich dann wieder zu dem Mädchen begab, um zurück in die Rolle der verängstigten Dienerin zu schlüpfen. Sie beherrschte diese sehr gut, da sich genügend Gelegenheiten ergaben, sie spielen zu müssen. Dem Mann schenkte sie keine weitere Beachtung, stattdessen konzentrierte sie sich ganz auf das Mädchen. Die Kleine zu retten, würde eine gewaltige Kraftanstrengung werden, da sie dem Tod bereits näher war als dem Leben. Sie legte die Bettdecke zusammen und warf sie voll Schadenfreude in den Flur, wo der überhebliche Diener und die jammernden Aristokraten warteten.
»Wir benötigen heißes Wasser«, ließ sie den Mann wissen, ohne ihn anzusehen. »Sehr viel heißes Wasser, dazu saubere Tücher und sofort frisches Bettzeug. Und schickt zwei Diener, die helfen sollen, das Zimmer sauber zu machen. Wenn das Mädchen durchkommen soll, benötigt die Heilerin diese Dinge auf der Stelle.« Sie sprach mit leiser, schüchterner Stimme, was sie ebenfalls gründlich einstudiert hatte. Dann zog sie sich ins Zimmer zurück, ignorierte den Mann, der gegen die Wand gelehnt dastand, und öffnete das Fenster. Der Wind wehte pfeifend nach drinnen, ließ die Vorhänge einen makabren Tanz aufführen und fachte das Kaminfeuer zusätzlich an. Sofort drang kalte Seeluft ins Zimmer, die schnell für eine erträgliche Temperatur sorgte und den Gestank nach draußen trug.
Das Mädchen zitterte, Schweiß lief ihm über den ganzen Körper. Nicoletta zog ihm die verschmutzte Kleidung aus und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Maria Pia beugte sich zu ihr vor, damit ihr Gespräch nicht belauscht wurde. »Meinst du wirklich, es ist nicht der Schwarze Tod? Er ist schließlich auch krank«, flüsterte die ältere Frau ihr zu.
»Ich muss wissen, ob sie das Gleiche gegessen haben«, antwortete Nicoletta, wobei sich ihre Lippen kaum bewegten. Ihre Hände strichen behutsam über den aufgeblähten Bauch des Kindes.
»Mein Herr«, sagte Maria Pia. »Habt Ihr und das Kind gemeinsam eine Mahlzeit zu Euch genommen? Ich muss wissen, ob Ihr das Gleiche getrunken oder gegessen habt wie das Mädchen.«
Der Mann zitterte am ganzen Leib und musste die Kiefer zusammenpressen, damit er nicht mit den Zähnen klapperte. »Wisst Ihr wirklich, was Ihr hier macht, indem Ihr diese Kälte hereinlasst?«
»Das Fieber muss schnellstens gesenkt werden. Für das Kind und für Euch ist es hier viel zu warm. Außerdem stinkt es nach Krankheit. So etwas ist nicht gut. Komm schon, Kleines, beeil dich.« Maria Pia gefiel es nicht, wie der Don mit seinen schwarzen, durchdringenden Augen Nicoletta beobachtete, die sich um das Kind kümmerte. Absichtlich stellte sie sich zu ihr ans Bett, um scheinbar das Kind zu untersuchen, obwohl sie in Wahrheit dem Don die Sicht versperren wollte. »Und, Don Scarletti? Habt Ihr das Gleiche gegessen?«
»Wir haben uns beide einen Teller Suppe geteilt. Sophie konnte sie nicht aufessen, da habe ich ihr dabei geholfen.« Diese Worte enthüllten weitaus mehr über den Mann, als er für möglich gehalten hätte.
Nicoletta konnte nicht anders, sie musste ihn einfach ansehen. Er war Il Demonio, der Dämon, auf dessen Familie ein schrecklicher Fluch lag. Er war arrogant und unnahbar, seine Nachbarn lebten in ständiger Angst, sich seinen Zorn zuzuziehen, und doch aß er den Teller Suppe leer, den das Kind nicht geschafft hatte. Womöglich hatte er es getan, um zu verhindern, dass die Kleine bestraft wurde, nur weil sie nicht aufgegessen hatte. Es war das erste Mal, dass sie etwas Gutes über ihn erfuhr, über den Don, den Herrscher, der über Leben und Tod ihrer Leute entscheiden konnte.
Mit einem Räuspern lenkte Maria Pia ihre Aufmerksamkeit auf sich zurück, und Nicoletta spielte sogleich wieder die schüchterne, bedeutungslose Gehilfin der Heilerin Signorina Sigmora. In gebückter Haltung eilte sie zum Fenster, schloss es und strich die Vorhänge glatt. Zwei Dienerinnen mit heißem Wasser und sauberen Tüchern öffneten die Tür einen Spaltbreit. Hinter ihnen stand ein Diener, der zusammengefaltete frische Bettwäsche in den Armen hielt. Keiner von ihnen wagte es, einen Fuß in den Raum zu setzen. Also ging Nicoletta ungeduldig zu ihnen, riss ihnen nacheinander praktisch alles aus den Händen und trat dann mit einem Fuß schwungvoll die Tür zu. Insgeheim hoffte sie, dass die drei ihre Nase ein Stück zu weit vorgestreckt hatten.
Mit einem mahnenden Blick machte Maria Pia ihr deutlich, dass sie sich nicht so verhalten durfte, hielt sich doch der Don bei ihnen im Zimmer auf und konnte alles genau mitverfolgen. Gemeinsam machten sie sich dann an die Arbeit. Maria Pia badete Sophie, damit sie wieder sauber und das Fieber weiter gesenkt wurde, während Nicoletta das Zimmer und das Bett reinigte. Immer wieder beriet sich die »Heilerin« mit ihrer »Helferin« im Flüsterton, und schließlich begann Nicoletta – scheinbar unter den wachsamen Blicken ihrer Meisterin –, verschiedene Tränke zu mischen, bei denen es entscheidend auf die richtige Menge der Zutaten ankam. Und es war auch Nicoletta, die das Kind in die Arme nahm und sanft wiegte, während sie ihm Schluck um Schluck einflößte und dabei mit leisen Worten anspornte, noch etwas mehr zu sich zu nehmen. Die ganze Zeit über hielt sich der Teufel in seiner Ecke auf und beobachtete jede ihrer Bewegungen mit seinem unerbittlichen Blick.
Erst als Sophie Anstalten machte, aus eigenem Antrieb trinken zu wollen, regte er sich und ließ sich gegen die Wand sinken, als könnten seine Beine nicht länger sein Gewicht tragen.
Sofort ging Maria Pia zu ihm und half ihm dabei, sich hinzusetzen. »Er glüht förmlich«, wandte sie sich beunruhigt an Nicoletta.
Die legte das Kind behutsam ins Bett und deckte es zu, wobei die Decke ihr Augenmerk auf sich lenkte. Präzise kleine Stiche, eine wundervolle Handarbeit, und dazu ein Muster, das ihr so vertraut war. So vertraut, dass ihr einen Moment lang der Atem stockte, da sie von schmerzhaften Erinnerungen überwältigt wurde. Sie tauschte die Plätze mit Maria Pia, als müsse die ältere Frau das Kind gründlich untersuchen, während sich die Helferin um den zweiten Patienten kümmerte.
Nicoletta nutzte diesen Vorwand, um mit den Händen über die heiße Haut des Dons zu streichen, um ihn zu untersuchen und eine Krankheit zu »erfühlen«. Don Scarletti war so sehr am ganzen Leib angespannt, dass seine Muskeln sich unter ihren sanft erkundenden Fingern so hart wie Holz anfühlten. Mit ihren Berührungen wollte sie ihn beruhigen.
Plötzlich legten sich seine Finger um ihr Handgelenk, und er betrachtete neugierig ihre Hand.
Seine von Schmerz erfüllten Augen sahen einfach viel zu viel, weshalb Nicoletta versuchte, sich zu befreien, zumal ihr Herz unangenehm heftig zu schlagen begann. Sie riss sich von ihm los und zog sich in die Schatten zurück, wo sie vor ihm sicher war. Sein prüfender Blick war zu gefährlich. Maria Pia und sie hatten es geschafft, eine glaubwürdige Illusion zu erzeugen, die einem Beobachter vertauschte Rollen vorgaukelte, damit niemandem auffiel, was sie tatsächlich zu leisten imstande war. Ansonsten wäre sie nämlich Gefahr gelaufen, dass man sie für eine Hexe hielt und die Kirche – oder sogar Don Scarletti – einschaltete, um diesem Vorwurf auf den Grund zu gehen. Welche Folgen das für Nicoletta haben würde, daran gab es gar nichts zu zweifeln.
Maria Pia tat dies und jenes, um den Eindruck zu erwecken, sie sei schwer beschäftigt. Zwischendurch unterhielt sie sich mit ihrer Helferin und wachte scheinbar ganz genau darüber, dass die jüngere Frau die verschiedensten Zutaten auch in den richtigen Mengen vermischte, wenn sie einen Trank anrührte. Daneben redete sie auf den Don ein, damit der seine eigene Arznei schluckte. »Ihr müsst Euch jetzt zur Ruhe begeben«, forderte Maria Pia ihn auf. »Wir werden die Nacht über bei dem Kind bleiben. Betet, dass wir nicht vielleicht zu spät gerufen wurden.«
Mit einer Hand gab Nicoletta ihr Zeichen, während sie versuchte, dem Kind wieder etwas von der Medizin einzuflößen.
»Ich muss wissen, ob noch jemand krank ist«, sagte Maria Pia auf Nicolettas stumme Frage hin. »Hat irgendjemand sonst von der Suppe gegessen?«
Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, niemand«, murmelte er und ignorierte, wie erschrocken die ältere Frau nach Luft schnappte, als er sich erhob, durch das Zimmer schwankte und auf einen ausladenden Sessel zusteuerte. »Ich werde bei dem Kind bleiben«, erklärte er entschieden, schloss die Augen und drehte den Kopf weg.
Maria Pia sah hilflos zu Nicoletta, die mit den Schultern zuckte. Das Zimmer war so sauber, wie es in der Kürze der Zeit möglich gewesen war. Das Fieber hatte ein wenig nachgelassen, aber die Krankheit war noch längst nicht überstanden. Die Tatsache, dass Sophie den zubereiteten Trank bislang bei sich behalten hatte, war schon mal ein gutes Zeichen. Der Don war nicht annähernd so schlecht dran wie das Mädchen, sein Körper war stärker und konnte leichter gegen die Krankheit ankämpfen, die durch die Suppe ausgelöst worden war.
Aus Nicolettas Lederbeutel holte Maria Pia einige Kerzen und verteilte sie im Zimmer. Nicoletta hatte diese Kerzen aus Bienenwachs hergestellt und dem Wachs diverse aromatische Kräuter zugesetzt. Kaum brannte der Docht, verbreiteten sie ihr Aroma im Raum und vertrieben auch noch den letzten Rest des üblen Gestanks nach Krankheit. Außerdem wirkte der Duft besänftigend und half dem Mädchen, zur Ruhe zu kommen.
»Mein Bruder erwartet Neuigkeiten über seine Tochter.« Es war ein weiterer Befehl, gesprochen von einem Mann, der daran gewöhnt war, dass jeder sofort gehorchte.
Nicoletta war außer sich, dass der Bruder dieses Mannes – der Vater des kranken Mädchens – sich irgendwo da draußen aufhielt und sein eigenes Kind dessen Onkel und zwei wildfremden Frauen überließ. Sie musste sich auf die Lippe beißen, damit ihr keine unüberlegte Bemerkung herausrutschte. Sie wusste, sie würde den Adel niemals verstehen.
Maria Pia öffnete die Tür und ließ die im Korridor Wartenden wissen, dass der Don sich erholen würde und dass sie vorhätten, notfalls die ganze Nacht um das Leben des Mädchens zu kämpfen. Es sei nicht die gefürchtete Krankheit, und der Don wolle, dass sie alle das erfuhren.
Währenddessen wünschte Nicoletta, sie würden einfach weggehen, damit das sinnlose Geheul endlich aufhörte. Was glaubten sie eigentlich, was sie mit einem solchen Lärm bewirkten? Keiner von ihnen hatte nach dem Kind gesehen, weil sie zu große Angst hatten, sie könnten sich anstecken. So ein armes Mädchen, das völlig bedeutungslos sein musste, wenn der eigene Vater sich aus Sorge um sein eigenes Wohl weigerte, zu ihm zu gehen! Sophie tat ihr schrecklich leid.
Als nach einer Weile dann doch Ruhe einkehrte, setzte sich Nicoletta zu dem Mädchen aufs Bett. Das Kind musste unbedingt noch mehr von der Arznei zu sich nehmen, damit die Folgen der Vergiftung weiter bekämpft werden konnten. War es ein Unfall gewesen? Oder Absicht? Sie versuchte, lieber nicht über diese Fragen nachzudenken, stattdessen zog sie ihre Sandalen aus, lehnte sich gegen das mit eigentümlichen Schnitzereien versehene Kopfende und setzte sich im Schneidersitz hin. Das Kaminfeuer und die Kerzen spendeten genug Licht, damit sie sich umsehen konnte.
Es war ihr ein Rätsel, warum jemand ein kleines Kind in einem solchen Gemach unterbrachte. Der Raum war viel zu groß, und die Wände waren übersät mit unheimlichen Gestalten, die man in den Marmor gehauen hatte: lange, sich windende Schlangen, Kreaturen mit gewaltigen Reißzähnen und großen Klauen, die so echt wirkten, dass man meinen konnte, sie würden jeden Moment aus dem Relief springen. Die Vorhänge waren zu schwer und zu dunkel, die viel zu hohe Decke war mit Schnitzereien von geflügelten Geschöpfen mit spitzen Schnäbeln und beängstigenden Krallen überzogen. Nicoletta konnte sich nicht vorstellen, wie ein sieben Jahre altes Kind hier einschlafen und etwas Schönes träumen sollte.
Nach einer Weile döste Maria Pia auf einem kleinen Stuhl neben dem Kamin ein, und Nicoletta ging zu ihr, um ihr die Ersatzdecke überzulegen. Dann sah sie nach dem Don, der sich ganz ruhig verhielt. Sein flacher Atem verriet ihr, dass er weiterhin Schmerzen hatte, sie aber nicht eingestehen wollte. Obwohl sie sich eigentlich fürchtete, den Mann anzufassen, legte sie doch eine Hand auf seine Stirn, um sie zu kühlen und um sein Fieber zu kontrollieren. Etwas Eigenartiges spielte sich in dem Moment zwischen ihnen ab. Es war so, als könnte sie unter seiner Haut ein Knistern wahrnehmen, das bei ihr großes Unbehagen auslöste. Sein Fieber hatte nachgelassen, war aber noch nicht ganz vorüber. Leise seufzend hielt sie den Becher mit ihrem Heiltrank an seine Lippen. Eigentlich wollte sie ihn nicht aufwecken, doch er musste auch seine Arznei zu sich nehmen, damit seine Genesung weiter Fortschritte machen konnte.
Plötzlich bewegte er sich und legte seine Hand um ihre, während er aus dem Becher trank. Auf diese Weise machte er es ihr unmöglich, sich aus seinem Griff zu befreien. Für einen so kranken Mann besaß er noch immer außergewöhnlich viel Kraft. Als er ausgetrunken hatte, nahm er den Becher weg, hielt aber weiter Nicolettas Hand fest. »Ich frage mich, woher die Heilerin weiß, welches Mittel sie nehmen muss. Ich habe von ihren Fähigkeiten gehört. Von ihr wird oft mit großem Respekt gesprochen.«
Nicoletta versteifte sich, ihr Herz pochte so laut, dass es in ihren Ohren dröhnte. Sie zog die Hand zurück, um ihm zu verstehen zu geben, dass er sie loslassen sollte, doch er packte daraufhin fester zu, damit sie nicht wieder in die Schatten eintauchen konnte. Ihr drohte Gefahr, das konnte sie fühlen. »Ich ... ich weiß nicht, Don Scarletti. Ihre Geheimnisse behält sie für sich.« Es war pure Absicht, dass sie stammelte und seinem Blick auswich, damit er sie weiterhin für die nicht ganz so aufgeweckte Helferin hielt.
Der Don lockerte seinen Griff auch jetzt noch nicht, sondern musterte sie mit halb geschlossenen Augen. Im Schein des Kaminfeuers sah er aus wie ein finsterer, gefährlicher Teufel, der viel zu wachsam und zu mächtig war, um ihm etwas vorzumachen. Nicoletta hielt seinem eindringlichen Blick beharrlich stand, obwohl sie sich am liebsten losgerissen hätte und davongelaufen wäre. Er war viel gefährlicher, als sie zuerst gedacht hatte. Das konnte sie fühlen, so wie sie auch alles andere fühlte. Entschlossen starrte sie zu Boden.
Plötzlich ließ er sie los und schloss die Augen. Offenbar wollte er weiter nichts von ihr. Nicoletta verkniff sich einen erleichterten Seufzer und ging sofort auf Abstand zu dem Mann, dann legte sie sich wieder zu dem Mädchen ins Bett. Von dort aus beobachtete sie Don Scarletti und sah zu, wie sich seine Brust allmählich wieder gleichmäßiger hob und senkte, bis sie davon überzeugt war, dass er eingeschlafen war.
Sie kümmerte sich in Abständen um die Kleine, legte feuchte Tücher auf ihre Haut, damit das Fieber weiter zurückging, und flößte ihr von Zeit zu Zeit etwas von ihrem Trank ein. Mit jedem Mal, wenn Nicoletta eine Hand auf den aufgeblähten Bauch legte, kam es ihr so vor, als würde das Mädchen wieder ruhiger atmen und etwas weniger unter Krämpfen leiden.
Schließlich war auch sie selbst im Begriff einzuschlafen, als sie aus dem Augenwinkel plötzlich eine Bewegung in der entlegenen Ecke des Zimmers ausmachte. Die Schnur, mit der an der Glocke gezogen wurde, um einen Diener herbeizurufen, schien sich leicht hin und her zu bewegen, obwohl kein Luftzug durchs Zimmer ging. Ihr Blick wanderte zu der Wand dahinter, die leicht zu wackeln schien, so als wollten ihre Augen ihr nicht so recht gehorchen. Sie setzte sich auf und starrte angestrengt die Wand an, die aus rosé-weißem Marmor bestand und die sich dennoch im flackernden Licht des Kaminfeuers zu bewegen schien. Schatten tanzten umher, dehnten sich aus und zogen sich wieder zusammen, und die Flammen und die Vorhänge waren in Bewegung, als habe jemand den Raum betreten und damit einen plötzlichen Luftzug ausgelöst. Als zwei Kerzen abrupt erloschen, lief Nicoletta ein eisiger Schauer über den Rücken.
Einen schrecklichen Moment lang glaubte sie, ein Augenpaar zu sehen, das sie aus den Schatten boshaft ansah, doch dann rührte sich Sophie im Schlaf und brach den Bann. Sofort zog Nicoletta sie schützend an sich, und als ihr Blick zu der Wand zurückkehrte, war dort nichts Ungewöhnliches mehr festzustellen. Das Mädchen begann im Schlaf zu weinen, was sich ausgesprochen kläglich und bemitleidenswert anhörte.
Nicoletta wiegte sie behutsam und summte eine Melodie, schließlich sang sie ihr leise ein Schlaflied vor. Das Mädchen begann sich in ihren Armen zu entspannen, klammerte sich aber gleichzeitig an sie, als wolle es sie niemals wieder loslassen. Die seit langer Zeit für vergessen gehaltenen Worte einer Ballade kehrten ins Gedächtnis zurück, die ihre Mutter ihr früher oft vorgesungen hatte. Sie fühlte mit dem Mädchen mit, an dessen Wohl offenbar niemand genügend interessiert war, um an seiner Seite zu sein, wenn es in der Dunkelheit von Albträumen heimgesucht wurde.
Sie sah sich wieder in dem an eine Höhle erinnernden Raum mit seinen schweren Vorhängen und abscheulichen Skulpturen um, die nicht nur ein Kind im Traum verfolgen konnten. Sophie drückte sich an sie, und irgendwann schliefen sie beide ein, ohne weiter von dem Mann Notiz zu nehmen, der in seinem Sessel saß und mit halb geschlossenen Augen Nicoletta beobachtete.
Es war der Hauch einer Bewegung, ein schwacher Luftzug, der Nicoletta aufwachen ließ. In ihren Armen hielt sie das Kind, ihr Herz raste, und sie versuchte sich zu orientieren. Das Kaminfeuer war erloschen, lediglich die Glut verbreitete noch einen schwachen orangefarbenen Schein. Die letzten Kerzen ertranken allmählich in ihrem eigenen Wachs, ihr aromatischer Duft zog gemeinsam mit einer dünnen Rauchfahne durch den Raum. Das Schlafzimmer war zum Meer hin ausgerichtet, und trotz der dicken Mauern konnte sie hören, wie die Wellen unablässig gegen die zerklüfteten Felsen schlugen. In gewisser Weise hatte dieser gleichbleibende Rhythmus etwas Beruhigendes an sich.
Nicoletta sah zum Sessel, in dem Don Scarletti gesessen hatte, doch der war nun verwaist. Maria Pia schlief noch immer zusammengesunken auf ihrem Platz, unter der dicken Bettdecke war von ihrem schmächtigen, zerbrechlichen Körper fast nichts zu sehen.
Das Kind in ihren Armen regte sich und schob seine Finger langsam über Nicolettas Arm, bis es deren Hand fest umschließen konnte. Den Mund drückte die Kleine dabei an ihr Ohr und sagte leise: »Manchmal flüstern sie sich die ganze Nacht Dinge zu.« Ihre Stimme war schwach, und das Mädchen zitterte am ganzen Leib.
Unwillkürlich hielt Nicoletta das Kind etwas fester, um ihm Trost zu spenden, während sie Seite an Seite in dem ausladenden Bett lagen. Tatsächlich schienen die Skulpturen etwas zu flüstern. Von allen Seiten ertönte ein leises Gemurmel, das so vage war, dass sich seine Quelle einfach nicht bestimmen ließ. Die Schatten bewegten sich, sodass es so aussah, als würden die geflügelten Kreaturen ihre Schwingen strecken, um zum Flug anzusetzen. Die gekrümmten Klauen einer besonders boshaft dreinblickenden Fratze streckten sich in die Länge, als wollten sie das Bett erreichen. Dabei warfen sie ein dunkleres Grau über die Wesen, die in die Decke geschnitzt oder gehauen worden waren. Eine Kralle machte sich lang und wirkte dabei wie die Hand des Todes, die nach etwas Unbestimmbarem zu fassen schien. Bei ihrem Anblick hätte Nicoletta fast vergessen zu atmen, da der bizarre Schatten gleich über dem Bett an der Decke hing.
Sophie schluchzte leise und schmiegte ihr Gesicht noch dichter an Nicolettas Hals.
»Schhht, Kleine, ich werde nicht zulassen, dass dir irgendjemand etwas antut«, versicherte sie dem Mädchen mit leiser, zuversichtlicher Stimme. Doch in Wahrheit verspürte sie selbst Angst angesichts des makabren Spiels der Schatten, das von diesem unablässigen Flüstern begleitet wurde. Die seltsame Klaue wanderte über sie hinweg und streckte sich nach dem Deckenleuchter aus, sie schloss sich um den Leuchter und bohrte eine spitze Kralle dort in die Decke, wo der Haken saß.
Plötzlich sah sie, wie der Leuchter ins Wanken geriet. Sie verspürte eine Bewegung ähnlich jenem Beben, das bei ihrer Ankunft am Palazzo den Boden hatte erzittern lassen. Nicolettas Herz setzte einen Schlag lang aus. Entsetzt starrte sie den schweren kreisförmigen Leuchter mit seinen Dutzenden von Kerzen an. Ja, er bewegte sich eindeutig. Sie hatte es sich nicht nur eingebildet. Diesmal war es sogar noch deutlicher zu sehen, denn mehrere halb abgebrannte Kerzen kippten um und fielen zu Boden. Die wächsernen Geschosse verfehlten zwar das Bett, einige trafen aber den Stuhl, auf dem Maria Pia schlief. Der Leuchter schaukelte inzwischen bedrohlich hin und her und knarrte dabei unheilvoll, worauf weitere Kerzen kreuz und quer durch das Schlafzimmer flogen.Nicoletta schnappte erschrocken nach Luft und versuchte, das Kind unter das schwere Bett zu hieven, wo es in Sicherheit war. Wertvolle Sekunden gingen verloren, weil sie damit beschäftigt war, Sophies Finger zu lösen, die sich in ihren Hals einkrallten. Dann endlich konnte sie zu Maria Pia eilen, sie aus dem Stuhl zerren und mit ihrem Körper die ältere Frau beschützen.
Im nächsten Moment vernahm sie ein durchdringendes Geräusch, dann riss der massive Haken aus der Decke, und der Leuchter stürzte auf den Stuhl, auf dem eben noch Maria Pia gesessen hatte. Das Sitzmöbel zersplitterte in tausend Stücke, der Deckenleuchter zerbrach in der Mitte. Unwillkürlich schrie Nicoletta vor Schmerz auf, als sich ein Messingteil vom Leuchter in ihre Wade schnitt und sie von etlichen umherfliegenden Teilen getroffen wurde.
Sophie kreischte entsetzt, und Maria Pia murmelte etwas vor sich hin, da sie gar nicht wusste, wie ihr geschah. Sofort richtete sich Nicoletta auf und drückte auf ihrem Rücken gelandete Holzstücke zur Seite, dann robbte sie auf allen vieren zu Sophie, um sie an sich zu ziehen. Das Mädchen brach in Tränen aus, drückte sein Gesicht an Nicolettas Hals und klammerte sich mit aller Macht an sie. Nicoletta spürte, dass etwas Warmes, Dickflüssiges über ihre Wade lief, die schmerzhaft pochte und brannte. Während sie Sophie sanft wiegte, wanderte ihr Blick zur Decke. Der eigenartige Schatten war verschwunden, und die Schnitzereien schienen nur wieder kunstvolle, aber reglose Arbeiten zu sein, die allein durch ihre eigene Fantasie zum Leben erwacht waren.
Plötzlich flog die Tür auf und schlug gegen die Wand. Im Durchgang stand ein alter Mann, den sie noch nie gesehen hatte. »Was ist hier passiert?« Er war groß und durch sein Alter bedingt dürr und ausgezehrt, sein volles, silbern scheinendes Haar war zerzaust und stand in alle Richtungen hoch. Sein zorniger Blick und die buschigen Augenbrauen machten ihn nach dem soeben durchlebten Schrecken zu einer beängstigenden Erscheinung. Erst musterte er Nicoletta, die das Kind in ihren Armen hielt, dann Maria Pia, die inmitten der Überreste von Stuhl und Leuchter auf dem Boden lag. »Was zum Teufel ist hier los?« Der vorwurfsvolle Ton war nicht zu überhören.
Beim Klang dieser Stimme zuckte Sophie zusammen und presste ihr Gesicht noch fester an Nicoletta, damit sie nicht aufschauen musste. Ihr Schluchzen wurde lauter, und fast schien es, als würde sie völlig in Panik geraten.
Der alte Mann trat ein und strahlte dabei unbändige Wut aus. »Hör auf mit deinem unerträglichen Gewinsel, du elender Balg!« Als er vor ihnen stand und sie deutlich überragte, ballte er die Fäuste und fuchtelte mit einem Stock vor Nicolettas Gesicht herum. Seine Augen funkelten wie Obsidian, sein Gesicht war zu einem Donnerwetter verzogen. »Hier ist Dieberei im Gange! Mitten in der Nacht! Nichts anderes als Dieberei!«
Voller Unbehagen nahm Nicoletta die starren Augen der verschiedenen Schnitzereien und Skulpturen wahr, die sich stumm über ihr Unglück lustig zu machen schienen.
Stöhnend setzte sich Maria Pia auf, während Nicoletta in erster Linie auf das kleine Mädchen achtete. Es gab keinen Zweifel daran, dass Sophie sich vor dem alten Mann genauso fürchtete wie vor den lebenden Schatten, die in der Nacht ihr Zimmer heimsuchten. Sofort begann sie besänftigend auf die Kleine einzureden, da sie wusste, es war am besten, den alten Mann Maria Pia zu überlassen, die ihm eben nicht diesen Tritt ans Schienbein verpassen würde, den er so sehr verdient hatte.
Vor dem sonderbaren Gemurmel, den Schatten und dem herabstürzenden Leuchter hatte sie sich gefürchtet, doch dieser rücksichtslose Mann machte sie nur zornig. Jedoch es wäre nicht ratsam gewesen, etwas zu tun oder zu sagen, das seine Aufmerksamkeit auf sie gelenkt hätte, und erst recht wagte sie nicht auszusprechen, was ihr auf der Zunge lag. Stattdessen gab sie sich alle Mühe, wieder die etwas langsame, verängstigte Gehilfin zu spielen. Sie wollte nicht, dass die Dorfbewohner ihretwegen Ärger bekamen. Vielleicht würden sie in den umliegenden Dörfern und Städten Arbeit finden oder sogar ein neues Leben aufbauen können, um sich dort ihr täglich Brot zu verdienen, doch Nicoletta zweifelte daran. Immerhin hatten sie ihr ganzes Leben hier in den Hügeln gelebt, wo sie vom guten Willen und den Launen des Dons abhängig waren.
Maria Pia antwortete dem alten Mann respektvoll, dabei aber so entschieden, wie ihre Rolle als Heilerin es ihr gestattete. Im Gegensatz zu Nicoletta besaß sie darin weitaus mehr Übung, da sie seit Jahren mit Aristokraten und deren tyrannischem Gehabe vertraut war. Außerdem kannte sie den Mann offenbar. »Signore Scarletti, wir sind Opfer eines schrecklichen Unfalls geworden! Fast hätten wir dabei unser Leben verloren!«, erwiderte sie entrüstet.
»Dummes Weibsbild, ich sehe ganz genau, was hier los ist«, herrschte der ältere Scarletti sie an, deutlich aufgebrachter als zuvor, da ihm widersprochen worden war – und das auch noch von einer Frau aus dem Dorf.
Plötzlich legte sich über sie alle ein Schatten, da etwas den Schein der Kerzen im Gang behinderte. Augenblicklich schwiegen die Heilerin und der alte Mann. Sogar Sophie hörte auf zu weinen und schluckte betrübt. Sie alle drehten sich gleichzeitig um – und sahen den Don in der Tür stehen. »Was hast du angerichtet? Als ich vor Kurzem dieses Gemach verließ, da war alles in bester Ordnung.«
Der ältere Mann setzte zu einem Wortschwall in Lateinisch, Italienisch und irgendeinem Dialekt an, doch Nicolettas Gefühl sagte ihr, dass der Mann nicht zu beten begonnen hatte. Mit seiner knorrigen Hand, in der er den Stock hielt, fuchtelte er wieder wie wild herum, und sein Gesicht war fast purpurrot angelaufen. Es schien so, als wollte er sich mit jedem anlegen, der sich in Sichtweite befand. Zwischendurch drehte er sich zur Seite und spuckte angewidert aus, wobei sein erboster Blick auf dem kleinen Mädchen ruhte.
Während er drauflosschimpfte, klammerte sich Sophie fester an Nicoletta und wagte es nicht, den alten Mann auch nur einmal anzusehen. Er warf dem Kind vor, an allem Unglück die Schuld zu tragen, und verstieg sich sogar zu der Behauptung, die Kleine sei eine Hexe. Nicoletta warf Maria Pia einen flüchtigen Blick zu, doch die bekreuzigte sich wiederholt und küsste voller Inbrunst das Herz, das sie an einer Kette um den Hals trug.
Der Don wirkte derweil so aufgebracht, dass er Nicoletta fast leidtat. Seinen Augen und seiner leicht gebeugten Haltung sah sie an, dass er noch immer mit den Nachwirkungen der Vergiftung zu kämpfen hatte. Er winkte seinen Nonno, seinen Großvater aus dem Zimmer, und während er ihm in den Korridor folgte, redete er leise, aber ernst auf den Mann ein.
Die beiden unterhielten sich kurz, dann kam der Don zurück zu den Frauen und begutachtete die Verwüstungen. »Was ist geschehen?«, fragte er ruhig.
Sophie drehte sich in Nicolettas schützenden Armen um und antwortete: »Die haben das gemacht.« Dabei zeigte sie auf die stummen, starr dreinblickenden Kreaturen an der Decke.
Don Scarletti musterte das Mädchen. »Fang nicht noch mal mit diesem Unsinn an, Sophie«, sprach er mit zurückhaltender, dennoch zurechtweisender Stimme.
Prompt vergrub das Kind sein Gesicht wieder an Nicolettas Hals. Die sah mit einem bedrohlichen Lodern in den Augen den Don an, woraufhin Maria Pia absichtlich ein Stück von dem zerschmetterten Leuchter aus dem Weg trat, um seine Aufmerksamkeit von der jungen Frau auf sich zu lenken. »Dieses Ding ist von der Decke gefallen«, machte Maria Pia klar. »Nur der Gnade der guten Madonna ist es zu verdanken, dass wir noch leben.«
Der Don trat näher, um die Trümmer eingehend zu betrachten. »Dort befindet sich Blut. Wurde Sophie verletzt?«
Nicoletta wandte rasch den Blick zur Seite, sodass es Maria Pia oblag, ihm kopfschüttelnd zu antworten. »Sie blieb unversehrt, und auch das Fieber ist längst nicht mehr so hoch. Unsere beharrlichen Bemühungen haben sich ausgezahlt«, ergänzte sie und berührte bei dieser harmlosen Lüge rasch ihr Kreuz. Schließlich war sie selbst doch schon fest eingeschlafen, noch bevor der Don den Raum verlassen hatte.
Damit kehrte Giovanni Scarlettis forschender Blick zu Nicoletta zurück. »Also seid Ihr diejenige, die verletzt wurde. Lasst mich die Wunde sehen.« Mit großen, geschmeidigen Schritten kam er zu ihr und beugte sich vor, um sie zu untersuchen.
Entsetzt wich Nicoletta zurück und schüttelte den Kopf. Sie fühlte sich auf einmal wie ein verängstigtes Mädchen, zumal sie ein unerklärliches Kribbeln in ihrem Bauch wahrnahm.
»Bei Gott! Piccola, ich verliere die Geduld.« Mit seinen Fingern umfasste er ihren Knöchel, dann streckte er ihr Bein, um es genauer betrachten zu können. Es war eine sonderbar intime Geste. Noch nie war Nicoletta von einem Mann berührt worden, schon gar nicht auf ihrer nackten Haut. Ihr Hals begann sich rot zu färben, und dann breitete sich dieses Rot auch über ihre feinen Gesichtszüge aus. Er war außergewöhnlich stark, und sie hätte sich weder gegen seine körperliche Kraft noch seine Autorität zur Wehr setzen können.
Sie gab einen verzweifelten Laut von sich und sah Hilfe suchend zu Maria Pia. Don Scarletti drehte soeben ihr Bein herum, damit er sich nun ihrer Wade widmen konnte. Seine Hände fühlten sich dabei auf ihrer Haut überraschend sanft an. »Das ist ein tiefer Schnitt.« Er schaute kurz zu der älteren Frau. »Gebt mir ein Tuch«, forderte er sie auf.
»Ich werde mich schon um sie kümmern, Signore«, erwiderte Maria Pia entschlossen, die das Leinen an sich gedrückt hielt und entsetzt dreinschaute. Es widersprach allen Anstandsregeln, dass er Nicoletta so berührte, und darüber hinaus war das auch noch gefährlich.
Der Don entriss ihr das Tuch einfach und wischte das Blut ab, damit er die eigentliche Verletzung besser begutachten konnte. Nicoletta zuckte zusammen, da die Schnittwunde brannte und vor Schmerz pulsierte. Dabei bemüht sie sich, nicht darauf zu achten, wie das Haar des Don sich um seine Ohren legte und in unbändigen Wellen bis in seinen Nacken fiel. »Zündet eine Kerze an, Frau. Diese Wunde ist tief und muss verbunden werden, sonst beginnt sie vielleicht zu eitern.«
Erneut unternahm Maria Pia voller Anstrengung einen Versuch, Nicoletta vor dem Don abzuschirmen. »Ich bin die Heilerin, Don Scarletti. Ihr solltet Euch nicht um so etwas kümmern.«
»Ich habe in so mancher Schlacht etliche Wunden versorgt«, antwortete er beiläufig, während er nachdenklich das wohlgeformte Bein betrachtete, das er in seiner Hand hielt.
Nicoletta wollte vor Verlegenheit am liebsten im Erdboden versinken, weil der Don vor ihr kniete und weiterhin ihren Knöchel umfasst hielt. Sie nahm nur zu deutlich wahr, welche Hitze der Mann ausstrahlte. Sophie wurde auf einmal unruhig und setzte zu einem leisen Wimmern an.
Der Don richtete sich auf, nahm ihr das Kind ab und drückte es Maria Pia in die Hände. »Kümmert Euch um sie«, wies er sie in diesem unverändert freundlichen Ton an. Mit den Gedanken war er nach wie vor bei Nicolettas Schnittverletzung, da er weder das Kind noch die ältere Frau genauer ansah. Seine Fingerspitzen glitten über ihr Bein und lösten dabei ein merkwürdiges Prickeln aus, was Nicoletta dazu veranlasste, wie erstarrt dazustehen, weil sie Furcht davor hatte, irgendeine Bewegung zu machen.
Nervös biss sie sich auf die Unterlippe, womit sie gegen ihren Willen seine Aufmerksamkeit auf ihr Gesicht lenkte. Er nahm ein frisches Leinentuch vom Nachttisch. »Lasst Ihr Euch zur Heilerin ausbilden?«, fragte er beiläufig, während er ihr einen Verband anlegte. Eine Hand umschloss unverändert ihren Knöchel, sodass es für ihn ein Leichtes war, ihr Zittern zu bemerken.
Nicoletta schaute erneut mit flehentlichem Blick zu Maria Pia, aber die kümmerte sich um das Mädchen, das den Nachttopf in einem Alkoven am anderen Ende des Raums benutzen musste. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich abzuwenden, dabei hoffte sie, dass ihr Gesicht nicht vom Kerzenlicht beschienen wurde. Zwar war sie darin geübt, vorsichtig zu sein und eine zu große Nähe zu anderen Menschen möglichst zu vermeiden, wenn sie mit Maria Pia arbeitete. Doch in ihrer momentanen Situation ließ sich dieser enge Kontakt gar nicht vermeiden. Niemand zog sich vorsätzlich den Zorn des Don Giovanni Scarletti zu. So etwas wäre gefährlich und äußerst dumm. Aufgeregt fuhr sie sich durchs Haar, als sie mit Schrecken feststellen musste, dass sie ihr Kopftuch verloren hatte. Das lag jetzt auf dem Bett, zu weit weg, um es zu sich heranziehen zu können. Wenigstens hatte sie auf dem Weg hierher einen Zopf geflochten, damit sie nicht ganz so wild aussah.
»Dass Ihr sprechen könnt, weiß ich. Ich habe es selbst mit angehört«, sagte plötzlich Don Scarletti. »Ich würde gern wissen: Was war das für eine Melodie, die Ihr Sophie vorgesummt habt? Sie kam mir vertraut vor.« Wieder benutzte er diesen beiläufigen Ton, so als sei es eigentlich egal, ob er eine Antwort bekam oder nicht. Aber Nicoletta ließ sich davon nicht täuschen, denn seine schwarzen Augen musterten äußerst aufmerksam ihr Gesicht.
Sie spürte, wie sie fast schlagartig ausatmete, als hätte er ihr die Faust in die Magengrube gerammt. Völlig überraschend sah sie sich damit konfrontiert, gegen ihre Tränen ankämpfen zu müssen. Trauer wurde in ihr wach, eine so tiefe Trauer, dass ihre Kehle von einem Moment zum nächsten wie zugeschnürt war und sich Tränen in ihren Augen sammelten. Es war das Lieblingslied ihrer Mutter gewesen. Die Erinnerungen an die wunderschöne Mutter, an ihre sanfte Stimme, an die Wärme, die sie ausstrahlte, wenn sie Nicoletta in den Armen hielt, würden sie ihr Leben lang begleiten.
Ihre Mutter war eine der Bediensteten im Palazzo gewesen, und vor zwölf Jahren hatte man ihren Leichnam aus diesem Ort des Todes zurück nach Hause gebracht. Unwillkürlich musste Nicoletta sich erneut abwenden. Abermals versuchte sie auch, sich aus dem Griff um ihren Knöchel zu befreien.
Seine Finger umschlossen ihr Bein jedoch wie eine metallene Fessel. »Haltet ruhig«, forderte er sie auf.
Nicoletta war der Verzweiflung nahe, während sie gleichzeitig das Gefühl hatte, etwas unbeholfen zu wirken. Unter den gegebenen Umständen war das allerdings nicht sehr schwierig, fühlte sie sich doch von diesem Mann völlig überrumpelt. Sie murmelte etwas Unverständliches, da ihr Instinkt ihr sagte, dass er nicht die nötige Geduld aufbrachte, um sich irgendwelche Ausflüchte anzuhören. Zugleich bedeckte sie ihr Gesicht so gut sie konnte. Allerdings war der Don ein Mann mit scharfem Blick, und wahrscheinlich war ihm nichts entgangen. Etwas in seiner Stimme, etwas, das sie nicht näher benennen konnte, vermittelte ihr den Eindruck, dass er sie nicht länger als unscheinbare, namenlose Helferin ansah. Er redete mit ihr wie mit einem jungen Mädchen oder einem verwirrten Kind, und er hatte sie sogar piccola genannt.
»Holt die Diener«, wies er Maria Pia an und bestätigte damit ihre Ahnung, dass er sie nicht länger für eine Dienerin hielt. Die ältere Frau war lautlos wieder in den vorderen Teil des Raums gekommen, dennoch hatte er ihre Anwesenheit sofort wahrgenommen. »Eure Schülerin kann heute Nacht nicht in diesem Zimmer bleiben.«
Sophie zerrte an Maria Pias Hand, bis die nachgab, woraufhin das Mädchen zu Nicoletta gelaufen kam und sich an sie schmiegte. Die nutzte die Gelegenheit und drückte Sophie an sich, um sich hinter dem Kind zu verstecken.
Hastig zog Maria Pia an der Glockenschnur, gleich danach kehrte sie wieder an Nicolettas Seite zurück. »Ich kann nicht auf sie verzichten, Don.« Liebe und Sorge prägten die tiefen Falten in ihrem Gesicht und waren derart offensichtlich, dass jemand so Wachsames wie Don Scarletti es nicht übersehen konnte.