Im Schatten der Bedrohung - A Jackson - E-Book

Im Schatten der Bedrohung E-Book

A. Jackson

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Beschreibung

"Im Schatten der Bedrohung" ist ein mitreißender Spannungsroman, der die Geschichte von Christine erzählt, einer jungen Frau, die vor Jahren von ihrem Entführer, Joshua, entkommen ist. Nun, da sie sein Kind in sich trägt, wird sie erneut von den Schatten ihrer Vergangenheit eingeholt. Christine hat sich nach Mexiko geflüchtet, um den Fängen von Joshua zu entkommen. Doch als sie beschließt, zurück in die USA zu gehen, um nach ihrer Mutter zu suchen, gerät sie erneut in Gefahr. Joshua ist auf der Suche nach ihr und seinem ungeborenen Kind, und er ist bereit, über Leichen zu gehen, um sie zu finden. Begleitet wird Christine auf ihrer Reise von Maria, der Tochter des Chefs, die ihre eigenen dunklen Motive hat. Maria trägt ein Geheimnis mit sich herum, dass sie um jeden Preis bewahren will. Sie fürchtet, dass die Wahrheit ans Licht kommen könnte, wenn Christine zurückkehrt und ihre Nachforschungen anstellt. Deshalb ist sie entschlossen, Christine loszuwerden und setzt alles daran, sie zu sabotieren und aus dem Weg zu räumen. Währenddessen begeht Michael, Christines bester Freund und heimlich in sie verliebt, einen folgenschweren Fehler, als er sich auf ein geheimes Techtelmechtel mit Maria einlässt. Doch auch er ahnt nicht, welch dunkle Pläne Maria wirklich verfolgt und welch gefährliche Intrigen sie spinnt. In einem Netz aus Lügen, Geheimnissen und unerwarteten Wendungen kämpft Christine um ihre Freiheit, ihre Zukunft und die Sicherheit ihres ungeborenen Kindes. Während sie sich auf die Suche nach ihrer Mutter begibt, muss sie sich nicht nur den Gefahren von Joshua stellen, sondern auch den dunklen Machenschaften von Maria und den eigenen inneren Dämonen. "Flucht in die Dunkelheit" ist ein mitreißender Spannungsroman, der den Leser bis zur letzten Seite in seinen Bann zieht und lange nachhallen lässt.

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Inhalt

Kapitel 1: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Kapitel 2: Die Reise ins Ungewisse

Kapitel 3: Die Mutter

Kapitel 4: Im Bann der Vergangenheit

Kapitel 5: Die Kraft der Liebe

Kapitel 6: Bis dass der Tod uns scheidet

Kapitel 1: Die Hoffnung stirbt zuletzt

War dies endlich der lang ersehnte Brief? Welche Worte würde er bergen, und könnte sie nun endlich ihre Mutter ausfindig machen? Nach all den Qualen, die sie durch Joshua hatte ertragen müssen – den Mann, der sie einst aus einem trostlosen Kinderheim gerettet hatte, nur um sich als ihr schlimmster Albtraum zu entpuppen –, nachdem sie sogar ihren Namen in Christine geändert hatte, bestand nun doch die Möglichkeit, ihre Mutter wiederzufinden und ein glückliches Leben zu führen?

Drei Wochen zuvor:

Christine war mittlerweile achtzehn Jahre alt und hatte ihren Umzug nach Mexiko hinter sich gebracht. Sie fand Arbeit in einem Hotel und arbeitete als Kellnerin. Es waren bereits drei Monate vergangen, und sie hatte sich in dieser Zeit ein eigenes Leben aufgebaut. Sie genoss ihr neues Dasein in vollen Zügen und konnte endlich all die Dinge tun, die junge Mädchen in ihrem Alter gerne taten: Ausgehen und sich mit neuen Freunden treffen. Das Leben erschien ihr wunderschön, und sie hatte nicht die Absicht, ihre frisch gewonnene Freiheit jemals wieder aufzugeben.

Christine war eine äußerst fleißige junge Frau, die ihre Arbeit gerne verrichtete. Doch an diesem Morgen fühlte sie sich nicht wohl und rief im Hotel an, um sich krank zu melden. Bereits den gesamten Morgen plagte sie Übelkeit, und sie vermutete, dass es sich nur um eine einfache bakterielle Infektion handeln könnte. Nachdem sie einen Arzttermin vereinbart hatte, legte sie sich erneut hin.

Am späten Nachmittag war es endlich so weit, und Christine hatte ihren Arzttermin. "Herzlichen Glückwunsch, Sie befinden sich im fünften Monat Ihrer Schwangerschaft! Aber wie kommt es, dass Sie zuvor nichts bemerkt haben?", erklärte der Arzt. Christine wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Wie konnte das sein? Im sechsten Monat? Zu dieser Zeit war sie immer noch bei Joshua. Plötzlich verblasste ihr Gesicht.

Das durfte nicht sein – nein.

"Sind Sie sicher?", fragte sie den Arzt.

"Ja, Sie befinden sich zwischen dem fünften und sechsten Monat", bestätigte dieser.

"Ich ... ich danke Ihnen, Doktor", sagte Christine und verließ die Praxis. Sie war schockiert. Ein großer Kloß hatte sich in ihrem Hals gebildet, und Tränen stiegen in ihre Augen. Wie konnte das passieren? Und ausgerechnet von Joshua? Der Mann, der sie jahrelang vergewaltigt hatte. Ihr Kopf fühlte sich auf einmal leer an und ihr wurde schwindelig. Sie schien nicht mehr klar denken zu können. Was sollte sie nun tun? Sie war bereits zu weit fortgeschritten, um sich gegen das Baby zu entscheiden.

Sie setzte sich auf eine Parkbank, ihre Unterlippe zitterte, und die Tränen schossen einfach aus ihr heraus. Sie weinte bitterlich, und einige Passanten schienen besorgt zu ihr herüberzublicken, gingen aber schließlich weiter. Christine war erleichtert, denn sie wollte jetzt nicht sprechen, aber sie sehnte sich danach, dass Michael bei ihr wäre. Er hätte sie in den Arm genommen, ihr versichert, dass alles gut werden würde und sie in jeder Hinsicht unterstützt. Doch er war nicht hier, denn sie befand sich allein in Mexiko. Er war immer da gewesen, wenn sie ihn brauchte, und jetzt, da sie ihn wirklich brauchte, war er nicht da. Sie hätte nie gedacht, wie sehr sie ihn vermissen würde.

Ihr gingen viele Gedanken durch den Kopf, vor allem, wie sie es ihrem Chef erklären sollte. Sie war so glücklich gewesen, diesen Job in einem angesehenen Hotel zu bekommen. Sollte das jetzt alles vorbei sein? Zwar könnte sie immer wieder Arbeit finden, aber sie wollte nicht gehen. Sie hatte sich gut mit dem Personal verstanden, und auch der Chef war wirklich nett. Er hatte ihr die Möglichkeit gegeben, ein normales Leben zu führen, indem er ihr eine Anstellung anbot und sie zuerst in seinem Hotel unterbrachte, bis sie sich eine kleine Wohnung besorgte. Sie war ihm so dankbar, und das durfte jetzt nicht enden, nur weil sie schwanger war.

Nach einer gefühlten Ewigkeit stand Christine auf und begab sich nach Hause. Sie musste sich vorerst ablenken und einen klaren Kopf bekommen, bevor sie erneut über die gesamte Situation nachdenken konnte.

Was sollte sie nun tun? Sie hatte zwar bemerkt, dass sie in letzter Zeit öfter Magenprobleme und etwas zugenommen hatte, aber sie hatte es eher auf Stress geschoben, nicht auf eine Schwangerschaft. Es war bereits zu spät für eine Abtreibung, aber sie fühlte sich noch nicht bereit für ein Kind. Sie hatte erst selbst so viel durchgemacht und musste das alles verarbeiten, und nun sollte sie auch noch die Verantwortung für ein Kind übernehmen. Die Angst überwältigte sie, und sie war unsicher, wie sie damit umgehen sollte.

„ic Ich bin doch erst achtzehn“, murmelte sie immer wieder vor sich hin, als sie die Haustür öffnete und sich erst einmal setzte. Das alles musste sie zuerst verdauen. Sie holte sich ein Glas Wasser und legte die Hand auf ihre Stirn. "Was soll ich jetzt tun?", sagte sie wiederholt und begann zu weinen. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich wieder richtig allein. Hier hatte sie niemanden, dem sie so sehr vertraute, dass sie mit ihm über ihre Schwangerschaftsängste sprechen konnte. Sicherlich hatte sie ein paar Freundschaften geschlossen, aber sie war mit niemandem so eng verbunden, dass sie ihre Sorgen teilen wollte. Und was würde ihr Chef dazu sagen? War sie jetzt ihren Job los? Wie sollte sie dann ihre Rechnungen bezahlen? Unzählige unbeantwortete Fragen wirbelten in ihrem Kopf herum, und sie starrte eine Weile auf etwas Unbestimmtes, da sie so in ihren Gedanken versunken war. Plötzlich schrillte ihr Telefon, und sie erschrak.

"Hallo!" stammelte Christine etwas hilflos in den Hörer, als sie das Telefon abrupt abhob.

"Senhorita, wo bleiben Sie? Sie sollten sich bei mir melden!"

"Senor Martinez!" Ihr stockte der Atem. Es war ihr Hotelchef. Sie hatte ihm doch gesagt, dass sie sich melden würde. Warum rief er sie jetzt an? Hätte er nicht warten können?

"Senor Martinez, es tut mir leid. Ich werde mich umgehend auf den Weg machen."

"Was hat der Arzt bei Ihrem Termin gesagt Christine?"

"Senor Martinez, bitte kündigen Sie mich nicht. Ich brauche das Geld und liebe meinen Job, aber ich bin schwanger!", flehte sie ihn an und legte auf, um sich zurück zur Arbeit zu begeben.

Als sie vom Tisch aufstand, fiel ihr Blick erneut auf das, was die ganze Zeit vor ihr gelegen hatte. Sie war so sehr in ihre Gedanken vertieft gewesen, dass sie es zuvor nur verschwommen wahrgenommen hatte. Doch nun erkannte sie, was es war: eine Postkarte, die sie von Michael erhalten hatte. Darauf stand: "Viel Glück bei der Suche nach deiner Mutter. Ich liebe dich!" Das Bild auf der Postkarte zeigte eine Frau mit einem Baby. War das ein Zeichen? Sollte sie nun nach ihrer Mutter suchen, oder sollte sie das Baby behalten? Sie hatte Michael damals gesagt, dass sie nach ihrer Mutter suchen wollte, als sie noch bei ihm wohnte. Sie dachte kurz darüber nach, schüttelte die Gedanken dann vorerst aus ihrem Kopf und machte sich auf den Weg zur Arbeit. Die Priorität lag jetzt darin sicherzustellen, dass ihr Chef sie nicht gleich wegen der Schwangerschaft kündigen würde. Nicht irgendeine Postkarte, die möglicherweise ein Zeichen sein sollte. Möglicherweise waren es nur Hirngespinste.

"Christine, bitte kommen Sie in mein Büro!" Herr Martinez forderte sie auf, als er sie am nächsten Morgen im Flur des Personaleingangs des Hotels sah. Christine nickte und folgte ihm. Ihr Kopf war voller Gedanken. Was würde er jetzt sagen? Immerhin hatte er, als er sie angesprochen hatte, einen ziemlich strengen Gesichtsausdruck und seine Stimme klang ernster als gewöhnlich.

"Christine, Sie sind eine hervorragende Mitarbeiterin, und ich möchte Sie nicht verlieren. Bitte setzen Sie sich", sagte Senior Martinez, als sie in sein Büro eintrat. Er schien zu wissen oder zumindest zu ahnen, dass sie nervös und besorgt über seine Reaktion war. Sie nahm auf einem der Stühle Platz, die vor seinem Schreibtisch standen. Es war das erste Mal seit vier Monaten, dass sie hier war, als sie sich noch bei Michael versteckt hatte, nachdem sie ihren Tod vorgetäuscht hatte, um Joshua zu entkommen. Damals hatte sie ihr Vorstellungsgespräch gehabt, bevor sie überhaupt nach Mexiko gezogen war. Sie hatte sicherstellen wollen, dass sie einen Job hatte, bevor sie den Umzug wagte.

Ihr Blick schweifte durch den Raum. Er war sehr hell, und die pastellblaue Tapete schien perfekt zum hellen Parkettboden zu passen. Die dunklen Möbel hoben sich deutlich ab. Sie fragte sich, ob Herr Martinez das Büro selbst eingerichtet hatte oder ob jemand anderes dafür verantwortlich war. Wie auch immer, sie fand es schön.

"Christine, Sie arbeiten nun seit einigen Monaten für mich, und ich kenne Ihre Geschichte. Sie waren immer ehrlich zu mir, und das schätze ich sehr an meinen Mitarbeitern. Sie sind stets die Erste, die mit der Arbeit beginnt, und die Letzte, die nach Hause geht. Ich mag Sie, sowohl als Mitarbeiterin als auch als Mensch. Nun haben wir eine gewisse Herausforderung. Sie sind schwanger!" Herr Martinez sprach das Problem offen an.

"Senior Martinez, mit allem Respekt, aber ich werde mein Bestes geben, damit meine Schwangerschaft meine Arbeit nicht beeinträchtigt!", erklärte Christine entschlossen.

"Christine, hören Sie mir bitte zu. Ich werde Sie nicht entlassen. Ich brauche Sie hier. Sie haben Urlaub beantragt, den ich genehmige. In dieser Zeit möchte ich, dass Sie alles Weitere klären. Haben Sie mich verstanden?"

"Ja, Senior ich werde versuchen, meine Mutter zu finden, und hoffentlich wird sich alles Weitere klären. Sie wird mir bestimmt helfen. Ich danke Ihnen, Senior Martinez." Christine stand auf und ging zur Tür.

"Warten Sie, Christine", rief Senior Martinez ihr nach. "Sie wollen Ihre Mutter finden? Wo werden Sie suchen?"

"Ich muss zuerst zurück nach Amerika. Ich muss zum Einwanderungsbüro. Die müssten Unterlagen von mir haben, schließlich habe ich einen Reisepass erhalten. Dort muss es etwas geben, das mir weiterhilft."

"Entschuldigen Sie, aber ich finde das etwas riskant, besonders in Ihrem Zustand und angesichts Ihrer Gründe für die Flucht nach Mexiko. Wollen Sie wirklich dorthin zurück? Ich werde es nur erlauben, wenn Sie aus Sicherheitsgründen meine Tochter begleiten. Sie ist in Ihrem Alter, und ich denke, Sie werden gut miteinander auskommen. Kommen Sie heute Abend zum Essen zu uns, dann können Sie sich erst einmal kennenlernen. Sie haben noch einige Tage, bevor Ihr Urlaub beginnt. Nutzen Sie diese Zeit, um sich anzufreunden."

Christine schaute Herrn Martinez überrascht an. Konnte er das wirklich verlangen? Ihr Urlaub unter dieser Bedingung? Sie zögerte, aber letztendlich wollte sie ihn nicht enttäuschen und das Risiko eingehen, ihren Job zu gefährden. Also nickte sie freundlich und machte sich auf den Weg, um ihre Schicht zu beginnen. Im Grunde war sie erleichtert, dass er sie nicht gekündigt hatte und die Idee, seine Tochter kennenzulernen, schien vernünftig. Als alleinstehende, schwangere Frau zu reisen, war durchaus riskant, und sie schätzte sein Angebot, mit seiner Tochter zu reisen.

Den restlichen Tag über führte sie ihre Arbeit gewissenhaft aus und konnte ausnahmsweise pünktlich Feierabend machen. Normalerweise verließ sie das Hotel immer spät, aber an diesem Tag verlief alles ruhig und angenehm, sodass sie rechtzeitig nach Hause gehen konnte. Auf dem Heimweg konnte sie nur daran denken, dass sie zu einem Essen im Haus ihres Chefs eingeladen war. Sie fragte sich, was sie anziehen würde. Sollte sie in ihrer gewöhnlichen Alltagskleidung gehen oder ein Kleid wählen? Die Unsicherheit wuchs. Wie würde seine Familie auf die Idee reagieren, dass er seine Angestellte mit nach Hause brachte? Wie würden sie auf sie reagieren? Was, wenn sie und seine Tochter sich nicht verstanden?

Schließlich entschied sie sich dafür, ein Kleid anzuziehen und begann, sich darauf vorzubereiten. Das Treffen sollte um achtzehn Uhr stattfinden, und sie wollte keinesfalls unpünktlich sein. Das entsprach nicht ihrem Naturell. Da sie die Zeit aus den Augen verloren hatte, rief sie rasch ein Taxi, denn Herr Martinez wohnte am anderen Ende der Stadt, und sie hatte nur noch zwanzig Minuten, um pünktlich zu sein.

"Christine, da bist du ja endlich. Meine Frau ist schon ungeduldig. Sie hat das Essen fast fertig!", rief Herr Martinez ihr zu, als sie aus dem Taxi stieg.

"Es tut mir leid, Herr Martinez. Wir standen im Stau", erwiderte Christine, obwohl sie wusste, dass er es nicht ernst meinte. In Mexiko legte man außerhalb der Arbeit nicht allzu viel Wert auf Pünktlichkeit. Sie betrat sein Anwesen, das sie zum ersten Mal sah. Es war ein großes weißes Haus, umgeben von einem wunderschönen Garten und einer riesigen Einfahrt. Sie war überrascht, denn anhand dessen, wie sie Herrn Martinez täglich im Hotel sah, hätte sie nicht gedacht, dass er so wohlhabend war. Offenbar verheimlichte er seine finanzielle Situation.

Christine fühlte sich etwas schüchtern, als sie ins Haus geführt wurde. "Buenos Dias, Senorita", begrüßte er sie höflich.

Herr Martinez führte sie zu seiner Frau. "Christine, das ist Lupita, meine Frau." Christine lächelte höflich, nickte und begrüßte sie. Dann stellte Herr Martinez seine Tochter Maria vor. Maria war eine attraktive junge Frau in ihren frühen Zwanzigern mit langen dunklen Haaren und einer schlanken, wohlgeformten Figur.

"Ich habe bereits viel von dir gehört. Du suchst deine Mutter? Ich möchte dir helfen", sagte Maria mit einem starken Akzent. Herr Martinez unterbrach sie jedoch und bat sie, das Thema beim Essen zu besprechen und Christine erst einmal essen zu lassen.

"¡Ven a comer!" rief Lupita in die Runde. Christine schaute Maria fragend an, und Maria erklärte, ohne dass Christine nachfragen musste: "Komm essen, hat sie gesagt!"

"Oh, das sieht wunderbar aus. Was ist es?", fragte Christine höflich.

"Das sind traditionelle Gerichte aus unserer Heimat", erklärte Herr Martinez, "meine Frau hat es für dich gekocht. Es gibt Chicharrón con Salsa Verde und Tortillas." In seinen Augen glänzte Vorfreude. Er schien sich sehr auf das Essen zu freuen.

Das Mahl war köstlich, und Christine nutzte die Gelegenheit, um sich mit Maria zu unterhalten. Maria schien nett und höflich zu sein und hatte offensichtlich eine gute Erziehung genossen. Ihr äußeres Erscheinungsbild ließ auf Selbstbewusstsein schließen, aber dieser Eindruck täuschte, sobald man sie näher kennenlernte.

Der Abend neigte sich dem Ende zu und es wurde spät. "Es war ein wunderbarer Abend, Herr Martinez", sagte Christine, als sie bemerkte, wie spät es schon war.

"Christine, setzen Sie sich. Wir wollten noch über Ihre Suche sprechen."

"Natürlich, Senior. Aber es ist sehr spät, und wie Sie wissen, muss ich morgen arbeiten."

"Keine Sorge, wir bringen Sie nach Hause. In vierzehn Tagen können Sie Ihre Reise antreten, aber Sie nehmen Maria zu Ihrem Schutz mit. Ich habe gesehen, dass Sie gut miteinander auskommen, nicht wahr?"

Christine schaute ihn an, und insgeheim hoffte sie, dass er seine Meinung ändern und sie alleine fahren lassen würde. Sie war kein Kind und konnte für sich selbst sorgen. Oder hatte er Angst, dass sie nicht zurückkommen würde?

"Christine, haben Sie mir zugehört?" Herr Martinez schien bemerkt zu haben, dass ihre Gedanken abgeschweift waren.

„Ja, natürlich“, sagte sie etwas erschrocken. Sie musste nur gerade daran denken, was sie machen und wie sie reagieren würde, wenn sie ihre Mutter endlich gegenüberstehen würde. „Ich nehme Maria mit“, sagte sie so, als hätte sie es gerade auswendig gelernt.

„Sehr gut, dann sind wir uns ja einig. Es ist auch nur zu ihrer eigenen Sicherheit. Ich könnte es mir gar nicht verzeihen, wenn ich Sie auf diese Reise gehen lasse, wenn sie doch ein Kind erwarten. Wer weiß, was ihnen alles passieren könnte.“

Christine wollte jetzt aber wirklich aufbrechen und Maria wurde aufgefordert, sie nach Hause zu fahren. Irgendwie mochte sie diese ganze Situation nicht, in der sie gerade steckte. Aber Herr Martinez war ihr Chef und sie war sich nicht sicher, ob, wenn sie sein Angebot abschlagen würde, ob es dann auch Einwirkungen auf ihren Arbeitsplatz haben würde. Das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war es, keine Arbeit mehr zu haben aufgrund einer schlechten Entscheidung.

Während der Fahrt sprachen beide nicht viel miteinander, was aber mehr damit zu tun hatte, dass es auch schon ziemlich spät war und beide ziemlich müde waren. Maria verabschiedete sich mit einem Lächeln von ihr, als sie Christine vor ihrer Haustür absetzte und fuhr zurück.

Der nächste Morgen verlief wie immer auf der Arbeit. Sie hatte schon die Befürchtung gehabt, dass Herr Martinez sie noch einmal wegen der Fahrt ansprechen würde, aber es geschah nicht. Die Tage vergingen und sie versuchte immer wieder, nach irgendwelchen Hinweisen zu suchen, irgendetwas musste es doch geben, was ihr weiterhelfen würde. Vielleicht kannte eine Behörde eine Adresse von ihrer Mutter. Ob das Kinderheim vielleicht irgendwelche Informationen haben würde, bezweifelte sie, aber sie wollte es trotzdem versuchen. Sie ging zum Telefon und plötzlich schossen ihr alle möglichen Fragen wieder durch den Kopf. Was ist, wenn das Kinderheim sie gar nicht mehr kannte? Was ist, wenn sie keine Informationen hatten? Was würde sie dann tun?

Das Telefon klingelte. Michael war an der anderen Leitung. Sie war froh, seine Stimme zu hören. Sie hatte lange nichts mehr von ihm gehört.

"Hey, Chrissi. Wie geht es dir? Ich bin froh, dass ich dich mal ans Telefon bekomme. Es ist momentan hektisch bei mir!", begann Michael zu erzählen. Sie blieben eine Weile am Telefon.

"Michael, bevor ich's vergesse, ich habe in zwei Wochen Urlaub und komme zurück in die Staaten, um meine Mutter zu finden!"

"Das ist ja prima. Wir sollten uns sehen, Christine. Du weißt doch bestimmt, wie sehr ich dich vermisse, oder?"

"Michael, da gibt es noch etwas, das ich dir sagen muss.

Ich bin schwanger!"

"Wie, du bist schwanger? Von wem?"

"Joshua!"

"Bist du sicher, Christine?"

"Ja, natürlich bin ich sicher. Ich hatte sonst keinen Freund außer, naja, das, was zwischen uns war. Aber das war ja nur ein Kuss. Aber ich bin im sechsten Monat, und es ist zu spät, um irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen, und ich werde nicht, wie meine Mutter es getan hat, mein eigenes Kind in ein Heim geben, um es seinem Schicksal zu überlassen, das verstehst du doch, oder?"

"Natürlich, du weißt, ich bin immer für dich da!", sagte er. Christine hatte Tränen in den Augen, als er es sagte. Sie verspürte Herzschmerz und erinnerte sich plötzlich an den ersten Kuss, den er ihr gegeben hatte. Es war in seiner Wohnung, und sie hatte ihm damals deutlich gemacht, dass sie nicht mehr als nur Freundschaft von ihm wollte. Warum hatte sie das damals getan? Ja, sie war damals nicht bereit dafür, nicht nach der Geschichte mit Joshua. Aber er war so ein lieber Mann, hatte sie immer mit Respekt behandelt und war immer für sie da. Langsam wurde ihr klar, dass sie doch mehr für Michael empfand, als sie sich vielleicht eingestehen wollte.

"Ich muss mich hinlegen, Michael. Bis bald!" sagte sie und legte auf. Sie wischte sich eine Träne aus dem Gesicht und ging, um sich einen Tee zu machen. Sie musste sich beruhigen und sich hinlegen. Ihre Gefühle überwältigten sie. Vielleicht war sie auch nur so sentimental, weil sie schwanger war, versuchte sie sich einzureden, aber die Bilder in ihrem Kopf erzählten immer wieder die Geschichte, als sie bei Michael war.

Sie fühlte eine Leere in sich. Das letzte Mal, als sie sich so gefühlt hatte, war bei Joshua. Dort durfte sie nie das Grundstück verlassen und fühlte sich einsam. Doch als sie endlich dort herauskam, fühlte sie sich herrlich frei. Sie genoss das Leben und wollte sich nur noch eine neue Existenz aufbauen. Das Leben, das sie jetzt hatte, war das, was sie wollte. Sie war jetzt frei, konnte ihr Leben selbst bestimmen und hatte einen Job. Aber jetzt überkam sie wieder dieses Gefühl – das Gefühl der Leere. Ein paar Tränen liefen über ihre Wangen, als sie sich hinlegte. Sie wollte sich ausruhen. Die Schwangerschaft machte sie müde, und sie wollte nur etwas schlafen, bevor sie sich an ihren Laptop setzte, um noch mehr Recherchen anzustellen.

Michael rief in den nächsten Tagen immer häufiger an. Es schien ihm wichtig zu sein, dass es ihr gut ging und dass sie sich nicht überforderte.

„Du solltest mal darüber nachdenken, ob du nicht deinen Job wechseln willst. Wie lange willst du das machen, etwa bis zur Geburt? Das kann doch nicht gut sein!“, ermahnte er sie immer wieder, und es schien Christine langsam etwas zu nerven, denn sie machte ihm immer wieder klar, dass sie ihren Job nicht aufgeben würde, da sie das Geld brauchte.

"Oh mein Gott, oh mein Gott!", rief sie eines Morgens, als sie den Briefkasten leerte. Nach sehr langen und anstrengenden Telefonaten mit Behörden und ihrem alten Kinderheim hatte sie endlich eine Rückmeldung.

Sie schaute immer wieder auf den Brief. Aber erst einmal musste sie arbeiten.

Am späten Nachmittag kam sie von der Arbeit nach Hause. Nachdem sie sich etwas ausgeruht hatte, wollte sie den Brief endlich öffnen. Den ganzen Tag konnte sie an nichts anderes denken, und nun war sie unsicher. Sie wollte unbedingt wissen, was darin stand, doch wusste nicht, ob sie den Mut aufbringen konnte, es wirklich zu tun. Sie schaute den Brief noch einmal an und sie spürte, wie die Neugier immer stärker wurde. Und doch wünschte sie sich genau in diesem Moment, dass sie jemanden hier hätte, um diesen besonderen Moment zu teilen, die Freude sowie auch den Schmerz. wenn sie wusste, was genau in diesem Brief stand. Auf einmal kam ihr der Gedanke, dass sie Michael anrufen sollte. Aber vielleicht war er noch bei der Arbeit oder außer Haus. Eventuell sogar mit einer Frau?! Da war es wieder, dieses beklemmende Gefühl in ihrer Brust. Als würde man ihr den Atem rauben, dazu kam eine Art von Traurigkeit und Ängstlichkeit. Sie war sich noch nie so bewusst gewesen, wie viel ihr Michael eigentlich bedeutete, wie in diesem einen Moment. Das Gefühl, dass er mit einer anderen zusammen sei , machte sie wahnsinnig, auch wenn sie wusste, dass das wahrscheinlich nur ein Hirngespinst war. Sie konnte es nicht verstehen. Sie hatte bei ihm gewohnt und hatte immer Kontakt zu ihm, und nie kam ihr in den Sinn, dass es mehr werden könnte als eine Freundschaft. Doch jetzt, wo sie in Mexiko war, fing sie an, ihn zu vermissen, aber nicht wie einen Freund, sondern wie einen Partner. Vielleicht brauchte sie einfach diese Zeit, um wieder zu sich selbst zu finden.

Plötzlich klingelte ihr Telefon. Sie erschrak und merkte, dass sie so tief in Gedanken war, dass sie gar nicht mehr an den Brief dachte. Sie schaute auf das Display und wurde wieder leicht nervös, als sie Michaels Nummer darauf sah.

"Hey, Christine, wie geht es euch? Also dir und dem Baby?" fragte Michael.

"Michael, ich wollte dich gerade anrufen. Uns geht es gut. Ich habe hier einen Brief vor mir liegen. Du wirst nie erraten, von wem er ist." Sie schwieg ein paar Sekunden, vielleicht hatte sie gehofft, dass eine Antwort von ihm kam, aber Michael wartete nur darauf, dass sie es ihm sagte.

"Vom Kinderheim, Michael. Vom Kinderheim!"

"Und was steht drin? Mach es nicht so spannend. Haben sie Informationen für dich?" fragte Michael.

"Ich habe den Brief noch nicht geöffnet, ich wollte, dass du bei mir bist, wenn ich es tue. Auch wenn es nur telefonisch ist."

Michael war etwas sprachlos, zumindest war sprachlos, zumindest schwieg er. Vielleicht wartete er auch nur darauf, dass sie den Brief öffnete. Christine wollte ihn erst darauf ansprechen. Sie mochte es gar nicht, wenn er sie so anschwieg, aber sie tat es nicht und öffnete den Brief.

"Michael, bist du noch dran? Also hier steht, sie hatten eigentlich keine Informationen gehabt, aber als ich abgegeben wurde, merkte sich eine Schwester das Autokennzeichen, und so konnte man herausfinden, wer mich abgegeben hatte. Sie sagen, das Kennzeichen an dem Auto war damals gemeldet auf eine Frau mit Namen Elisabeth. Ihr Name ist Elisabeth Ryder. Michael, ich habe einen Namen, ich kann endlich anfangen, sie zu suchen. Hier steht, sie war zu der Zeit in Idaho gemeldet."

Als Christine aufwachte, war es bereits dunkel. Sie schaute auf die Uhr und stellte fest, dass sie viel länger geschlafen hatte, als sie wollte. Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und stand auf. Ihr Abendessen war mittlerweile kalt geworden, aber sie hatte auch keinen großen Appetit mehr. Die Erschöpfung der letzten Tage schien sie endlich eingeholt zu haben. Sie fühlte sich müde .

Christine entschied sich, sich ins Bett zu legen und früh am nächsten Morgen aufzustehen. Die Gedanken an die bevorstehende Reise nach Idaho und die Suche nach ihrer Mutter hatten sie emotional aufgewühlt. Sie lag im Dunkeln und versuchte, sich zu beruhigen. Ihre Hand legte sich sanft auf ihren Bauch und sie konnte die Bewegungen ihres ungeborenen Kindes spüren. Das erinnerte sie daran, dass sie nicht allein war und dass sie für ihr Baby und sich selbst sorgen musste.

Die Gedanken an Michael kamen ihr erneut in den Sinn. Die Nähe und Unterstützung, die er ihr in den letzten Wochen gegeben hatte, bedeuteten ihr mehr, als sie es sich eingestehen wollte. Sie fragte sich, ob sie es jemals schaffen würde, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein neues Leben mit ihrem Kind aufzubauen.

Christine war aufgeregt und nervös wegen ihrer bevorstehenden Reise nach Idaho. Die Gedanken an die Suche nach ihrer Mutter beherrschten ihre Gedanken, und sie hoffte, dass sie endlich Antworten finden würde. Gleichzeitig konnte sie nicht anders, als an Michael zu denken. Seine Unterstützung und seine Freundschaft bedeuteten ihr viel, und sie wusste, dass sie ihn vermissen würde, wenn sie weg war.

Ihr Chef, Herr Martinez, hatte Maria, seine Tochter, schon gebeten, sich um sie zu kümmern und sie sicher nach Idaho zu begleiten. Maria schien nett und zuvorkommend zu sein, aber Christine wusste nicht, wie ihre Beziehung während dieser Reise sein würde.

Der Tag ihrer Abreise kam immer näher und Christine war hin- und hergerissen zwischen Aufregung und Sorgen. Sie hoffte, dass die Reise zu neuen Erkenntnissen über ihre Herkunft führen würde, aber gleichzeitig machte ihr die Ungewissheit Angst. Als sie ihre Koffer für die Reise packte, fühlte sie, wie sich die Anspannung in ihrem Bauch verstärkte. Ihre Reise nach Idaho würde ein neuer Schritt in ihrem Leben sein und sie wusste, dass sie für sich und ihr ungeborenes Kind die bestmöglichen Entscheidungen treffen musste.

Christine ging ins Schlafzimmer, legte sich auf ihr Bett und griff nach ihrem Handy, um Michael anzurufen. Das Gespräch mit ihm war ihr in den letzten Tagen sehr wichtig geworden, und sie schätzte seine Unterstützung und seine Freundschaft in dieser aufregenden, aber auch herausfordernden Zeit.

Michael nahm den Anruf entgegen, und sie begannen, über ihre bevorstehende Reise nach Idaho zu sprechen und wie sie hoffte, endlich Antworten über ihre Mutter zu finden. Michael war besorgt wegen ihrer Gesundheit, da sie schwanger war, aber er versicherte ihr seine Unterstützung und sagte, dass er immer für sie da sein würde.

Sie sprachen auch über ihre Freundschaft und ihre Gefühle füreinander. Christine fand es schwer, ihre eigenen Emotionen zu verstehen, da sie sich zu Michael hingezogen fühlte, aber gleichzeitig über ihre Vergangenheit nachdachte und sich auf die Suche nach ihrer Mutter konzentrierte.

Michael ermutigte sie, stark zu sein und für sich und ihr ungeborenes Kind die besten Entscheidungen zu treffen. Er versicherte ihr, dass er auf sie warten würde, wenn sie zurückkehrte, und sie könnten dann gemeinsam über ihre Zukunft sprechen.

Nach dem Gespräch legte Christine ihr Handy zur Seite und schloss die Augen, um sich etwas auszuruhen. Die kommende Reise und die Suche nach ihrer Mutter würden sicherlich nicht einfach werden, aber sie fühlte sich entschlossen und hoffnungsvoll.

Am nächsten Tag nach der Arbeit ging sie mit Maria zum Busbahnhof der Reisebusse und sie reservierten beide ihre Fahrkarten. Der Bus fuhr erst einmal nach Las Vegas. Das müsste erst einmal reichen, und vielleicht würde Michael Zeit haben sie abzuholen. Sie hatte zwar ein unwohles Gefühl, wieder dorthin zu fahren, wo sie einst wohnte, wo auch Joshuas Anwesen war, aber sie wusste ja auch, dass er noch in Haft war, und das beruhigte sie schon wieder etwas. Es waren nur noch zwei Tage bis zur Abreise und sie wollte nur noch nach Hause, um Michael anzurufen. Es durften keine unnötigen Schwierigkeiten auftreten und Michael musste über alles Bescheid wissen, sodass er auch pünktlich vor Ort war, um sie zu empfangen. Sie begleitete Maria erst einmal wieder nach Hause und ging dann auch wieder. Sie wollte nicht unnötig aufgehalten werden von Marias Mutter und brachte sie deshalb nicht bis ganz vor der Tür.

Sie wollte nicht unhöflich erscheinen und Marias Familie war wirklich nett, aber sie fühlte sich gerade sehr müde und wollte nicht, dass Lupita sie aufhalten würde, denn Lupita redete sehr gerne und auch sehr viel.

Als sie zuhause ankam, war sie sehr müde und wollte sich hinlegen. Sie überlegte kurz, denn eigentlich wollte sie ja zuerst Michael anrufen und entschied sich dann, das zu machen. Beim letzten Mal, als sie sich nur mal kurz hinlegen wollte, wachte sie zwei Stunden später erst wieder auf und dann wollte sie nicht mehr anrufen, da es dann schon ziemlich spät sein würde.

Der bevorstehende Urlaub und die Reise nach Idaho hatten sie emotional und physisch erschöpft. Zudem spielten ihre Schwangerschaft und die vielen Gedanken über ihre Mutter eine große Rolle in ihrem Gemütszustand.

Sie entschied, sich kurz hinzulegen, bevor sie Michael anrief. Sie hoffte, sich etwas frischer und klarer zu fühlen, wenn sie das wichtige Gespräch mit ihm führte.

Christine schloss die Augen und versuchte, ihren Geist zu beruhigen. Sie dachte über all die Dinge nach, die in ihrem Leben passiert waren und über die vielen Veränderungen, die bevorstanden. Das vielleicht bevorstehende Treffen mit ihrer Mutter war eine Gelegenheit, nach der sie ihr ganzes Leben lang gesucht hatte. Doch es war auch mit Unsicherheit und Ängsten verbunden.

Nach einer kurzen Ruhepause nahm Christine ihr Handy und rief Michael an. Sie wollte sicherstellen, dass er über alles Bescheid wusste und sich keine Sorgen um sie machen musste, wenn sie auf der Reise war. Es war wichtig, dass sie offen miteinander sprachen und sich gegenseitig unterstützten. Michael war ein wichtiger Teil ihres Lebens geworden, und sie vertraute darauf, dass er für sie da sein würde.

„Michael, es bedeutet mir wirklich viel, dass du uns aufnimmst und hilfst. Maria, die Bekannte, ist übrigens die Tochter meines Chefs in Mexiko. Es war seine Bedingung, dass ich nicht alleine reise, weil ich schwanger bin. Sie ist nett, und ich denke, ihr werdet euch gut verstehen.“ Christine hoffte, dass Michael nicht eifersüchtig oder verärgert darüber war, dass sie jemanden mitbrachte.

Michael schien verständnisvoll zu sein und sagte: „Kein Problem, Christine. Ich freue mich darauf, euch beide zu sehen. Und du weißt, dass ich für dich da bin und dich unterstütze, egal was passiert. Ich mache mir keine Sorgen wegen Maria. Du solltest dich ausruhen und auf die Reise vorbereiten. Wir sprechen, wenn du in Vegas angekommen bist, okay?“

Christine atmete erleichtert auf und war dankbar für Michaels Unterstützung und Verständnis. Sie wusste, dass sie einen wichtigen Menschen an ihrer Seite hatte, der für sie da war, selbst wenn ihre Situation kompliziert war.

"Christine? Hörst du mir noch zu?", fragte er plötzlich, und sie wurde ruckartig aus ihren Gedanken gerissen.

"Entschuldige, ich war in Gedanken. Ich bin sehr müde und denke, es wäre besser, wenn ich schlafen gehe. Du verstehst das doch, oder?"

"Natürlich. Melde dich, wann genau du ankommst, dann hole ich euch ab, okay? Gute Nacht."

Sie legte auf und spürte die Schwere in ihrem Herzen beim Gedanken an ihn. Und doch freute sie sich so sehr, ihn nach so langer Zeit wiederzusehen. Wenn sie genug Geld hätte, würde sie gerne ein Hotelzimmer nehmen. Sie wollte nicht zur Last fallen und gleichzeitig eine fremde Frau mitbringen. Aber das Geld brauchte sie für ihre Reise nach Idaho, wo sie niemanden kannte. Sie fragte sich, ob es unangenehm werden würde, wenn sie wieder in seiner Nähe war. Es waren nicht nur die schönen Gefühle, die sie hatte, wenn er da war, sondern auch die Erinnerungen daran, wie sie Zuflucht bei ihm gesucht hatte, als sie vor Joshua geflohen war. Vielleicht würde es aber gar nicht so schlimm sein, wie sie dachte, wenn sie sich einfach auf das Wesentliche konzentrierte: die Suche nach ihrer Mutter. Immerhin war es nicht mehr dasselbe Apartment. Jetzt musste sie aber erst einmal schlafen. Es war bereits spät, und sie sehnte sich nach Ruhe. Morgen hatte sie sich von der Arbeit freigenommen, um zum Gynäkologen zu gehen und dann den letzten Rest zu packen, bevor sie am nächsten Abend mit dem Bus nach Las Vegas fuhr.

„Sie wollen also zurück in die USA?“, fragte der Arzt, als sie zum Ultraschall hereingerufen wurde.

„Ja, aber nur für ein paar Wochen. Ich mache nur Urlaub dort.“

„Das ist ja wunderbar. Ich hoffe, Sie genießen es.“ Amy drehte sich in Richtung Bildschirm, sie wollte einen Blick erhaschen von ihrem Baby. Etwas aufgeregt war sie schon, als sie den Herzschlag hörte und auf dem Bildschirm etwas erschien.

„Sehen Sie schon etwas, Doktor?“

„Es ist ein Junge. Sie bekommen einen Jungen. Er scheint gut zu wachsen und gesund zu sein. Es ist alles in Ordnung.“

Sie spürte eine Freude in sich aufsteigen. Zum ersten Mal in ihrer Schwangerschaft spürte sie, dass sie sich auf dieses Kind freuen konnte. Warum freute sie sich? War es die Erleichterung, dass es kein Mädchen war, dem dasselbe widerfahren könnte, wie sie es damals erlebt hatte? Oder hatte sie endlich Muttergefühle entwickelt und sich damit arrangiert, dass sie alles auch alleine schaffen würde? Was auch immer diese Freude in ihr auslöste, sie war da.

„Ich möchte, dass Sie diese Tabletten einnehmen, Christine. Sie sind nur zur Förderung Ihrer Gesundheit, okay? Ich werde Ihnen etwas Schriftliches mitgeben, damit Sie sie bei sich führen können, da in den USA bei den Kontrollen oft Medikamente nicht durchkommen.“

„Warum sollten sie denn nicht durch die Kontrolle kommen?“

„Das ist nur eine Routinemaßnahme. Es sollte eigentlich alles in Ordnung sein, aber nur für den Fall, dass es zu irgendwelchen Vorfällen kommt, haben Sie eine Bescheinigung.“

Sie nahm die Medikamente, ließ sie in ihre Handtasche verschwinden und verließ die Praxis.

Sie kam am Park vorbei und setzte sich auf die Parkbank. Hier saß sie schon das erste Mal, als ihr klar wurde, dass sie schwanger war. Nun saß sie noch einmal hier, aber diesmal war sie nicht verzweifelt. Diesmal hielt sie die Hand auf ihren Babybauch und streichelte ihn. „Nur du und ich, mein Sohn. Nur du und ich“, flüsterte sie. Sie saß da und genoss einfach nur die frische Luft und das Gefühl der Freiheit. Sie hatte heute nichts Weiteres zu tun, außer die restlichen Sachen in ihrer Tasche zu verstauen. Sie überlegte noch kurz, aber sie hatte wirklich nichts Weiteres zu tun. Also entschied sie sich, etwas zu essen zu holen und sich nur noch zu Hause zu entspannen, denn morgen sollte es losgehen und das würde mit Sicherheit anstrengend für sie werden.

Sie machte gerade die Tür auf, als das Telefon klingelte.

„Hola, Christine, soll ich dich morgen abholen oder treffen wir uns am Bus?“ fragte Maria.

„Maria, hallo. Entschuldige, ich bin gerade nach Hause gekommen. Ich denke, es wäre gut, wenn wir gemeinsam fahren, meinst du nicht auch?“

„Okay, mein Vater fährt uns dann hin. Um halb zehn abends fährt der Bus ab. Wir holen dich um acht Uhr ab, okay?“

Sie war so froh, dass sie nicht mit ihrem Gepäck auch noch ein Taxi nehmen musste. Obwohl sie es sich hätte denken können, dass Maria gefahren wird, und sie hätte sich auch etwas Besseres vorstellen können, als dass sie von ihrem Chef zum Busbahnhof gefahren wird. Aber sie war einfach nur dankbar, denn zurzeit war jegliche Anstrengung sehr ermüdend, und sie war immer froh, wenn sie Hilfe bekam.

Der nächste Tag war sehr ruhig, da sie so gut wie alles vorbereitet hatte. Sie verstaute noch schnell den Brief in ihrer Tasche, der zumindest die Stadt nannte, wo ihre Mutter lebte, und war so gut wie fertig. Sie räumte noch etwas auf und gab ein paar Lebensmittel zu ihrer Nachbarin. Sie wollte ja nicht zurückkommen und alles wegschmeißen müssen, was sie im Kühlschrank hatte. Auch nahm sie sich noch die Zeit für ein Bad. Schließlich würde sie die nächsten eineinhalb Tage in einem Bus verbringen.

Am frühen Abend klingelte es an der Tür. Es war Herr Martinez. Aber er war zu früh dort, was wollte er?

„Lupita hat gesagt, dass ich dich abholen sollte. Nimm schon mal dein Gepäck mit. Lupita hat gekocht und sie will, dass ihr beide noch etwas Ordentliches zu essen bekommt.“ Sie schaute ihn an. Er sah aus, als wäre er gerade aus dem Bett gekommen, aber es war schon abends.

„Geht es Ihnen gut, Herr Martinez? Sie sehen etwas müde aus.“

„Es war eine lange Nacht. Die Verwandtschaft war gestern Abend noch da“, sagte er nur ganz stumpf, nahm ihren Koffer und ging wieder zum Auto.

Lupita hatte wieder viel zu viel vorbereitet, und es schien auch ein paar Überreste von gestern noch dabei zu sein. Es war wieder sehr schön, mit ihnen zu essen, aber sie hatte zu viel gegessen. Gott sei Dank blieb noch etwas Zeit, bis sie aufbrechen mussten, denn sie fühlte sich, als hätte sie einen Stein verschluckt und wollte sich einfach nicht bewegen.