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Tristan Wrangler, Boxer, Sexclubbesitzer und eiskalter Geschäftsmann, glaubt nicht an die Liebe oder gar an das Schicksal. Das ändert sich auch nicht, als Vorzeigefrau Mia Engel in sein Leben stolpert – zum zweiten Mal. Die beiden teilen eine Vergangenheit, aufgrund derer Tristan zu jenem dunklen Mann wurde, der er heute ist. Denn wegen ihr saß er im Gefängnis. Von ihrer absoluten Hingabe und Liebe zu ihm geleitet, lässt sich die junge Frau auf ein gefährliches Spiel ein. Denn Tristan will sie brechen, so wie er gebrochen wurde, als sie vor acht Jahren sein Dasein zerstörte. Sie will nichts weiter, als ihn zu retten. Drei Monate haben sie Zeit, um jeweils ihren Plan auszuführen. Sein Verstand sagt: ›Schlampe‹, sein Herz: ›Baby‹. Ihr Verstand sagt: ›Flieh!‹, ihr Herz: ›Kämpf!‹ Was wird siegen?
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TRISTAN & MIA 3
Immer wieder Verführung
Teil 1
Deutsche Neuauflage 2023 © Don Both
Coverdesign: Marie Grasshoff
Buchsatz: XOXO – Dress up your Books (Daphne Bühner)
Lektorat: Belle Molina, Sophie Candice
Korrektorat: Emma Maxen, Carolin Jache
Weitere Mitwirkende: Babette H.
Alle Rechte vorbehalten!
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Personen und Handlungen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Dieser Roman wurde unter Berücksichtigung der neuen deutschen Rechtschreibung verfasst, lektoriert und korrigiert.
Erschienen in der:
A.P.P.-Verlags GmbH
Loch 1305
9128 Walzenhausen
Schweiz
Kontakt: facebook.com/DonBothAutorin
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Leere
Seine Stimme
Sie kommt zurück
Seine Rache
Fick oder Tod
Mein Mädchen, meine Brüder und ich
Unterwerfung die Zweite
Bedingungen
Essen der besonderen Art
Der Riese mit dem kleinen Schwanz und meine Schlampe
Sex mit dem Ex
Lektion Nummer eins: Vergiss deine Scham!
Meine Schlampe
Machtdemonstrationen
Seine Macht
Flucht oder Angriff
Sein Kuss
Seine Geschichte
Mia Marena Engel
Seine Abwesenheit
Mein Mädchen die Vollnutte
Seine verdammte Alibifreundlin
Ausschnitt aus dem letzten Teil
Danksagung
Über Don Both
Bücher von Don Both
Für meinen
Vater
Die geschwungene Linie des blassen Rückens konnte man zwischen den züngelnden, roten Flammen hindurch genau erkennen. Letztere warfen tanzende Schatten auf den weiblichen, kurvenreichen Körper, der nicht ohne Grund schon seit der Antike in Statuen und zahlreichen Zeichnungen verewigt und verehrt wird. Die gespreizten Finger, die über die Rückseite des Oberschenkels nach oben strichen, waren so lang, dass sie fast das gesamte Bein umspannten.
Leicht gequält schloss ich die Augen.
Dieser armselige Kerl auf den Fotos, die ich mir gerade ansah, war nämlich einmal ich gewesen. Jener Mann, der für sie getötet hätte und sie mehr als sein Leben geliebt hatte. Ein verfallener Idiot.
Meiner Kehle entrang sich ein angestrengtes Stöhnen, als ich mich daran erinnerte, wie sich diese duftende makellose Haut unter meinen Händen und Lippen angefühlt hatte. Ich lehnte den Kopf auf meine Fäuste und die Ellbogen auf den Tisch, während ich das Foto auf meinem Laptop düster betrachtete.
Warum starrte ich eigentlich jeden verdammten Tag diese schmerzhaften Fragmente aus der Vergangenheit an und quälte mich damit? Als ob es nicht reichen würde, dass ich nicht vergessen konnte, wie sich ihr Körper anfühlte, zog ich mir das auf ewig Verlorene auch noch bildlich rein!
Humorlos lachte ich auf. Wieso ich mir das antat? Ehrlich jetzt?
Weil ich nach der Schlampe genauso süchtig war wie vor acht verdammten Jahren, weil sie mich immer noch in ihren Bann zog, und sei es nur auf Bildern.
Ganz fucking einfach!
Um das klarzustellen: Es war nicht wie eine Sucht, sondern eine tatsächliche. Eine Ausgewachsene. Früher war ich pussysüchtig im Allgemeinen gewesen – das traf nach wie vor zu, aber leider nur noch nach einer bestimmten.
Und genau diese hatte sich aus meinem Leben verabschiedet, nachdem sie mich hämisch lachend in einen tiefen Abgrund gestoßen hatte, aus dem ich bis heute nicht wieder rausgekrochen war.
Ich konnte nicht – wollte auch gar nicht. Die Dunkelheit war exakt der Ort, an dem ich mich zu Hause fühlte. Einer der Ruhe und Abgeschiedenheit, an den keiner freiwillig gelangen wollte. Alle streben danach, im Licht zu wandeln, aber die Realität besteht im Grunde nur aus Finsternis. Nur mit viel Glück findet man eine Lichtquelle, und wenn es ganz gut läuft, entschließt sie sich sogar, zu bleiben, damit man ab und an auch im Hellen existieren kann. Na ja, meine persönliche Sonne hatte mich verlassen – aber das hatten wir ja schon.
Langsam betätigte ich die linke Maustaste und schloss das Bild aus fröhlicheren Tagen.
Während ich meinen massiven Bürostuhl zurückschob und aufstand, fragte ich mich zum tausendsten Mal, wie es dazu kommen konnte, dass der Truthahn mich – Tristan Wrangler, den beliebtesten, gefürchtetsten Ficker überhaupt – so fertiggemacht hatte. Eigentlich war ich es immer gewesen, der austeilte, zumindest seit meine Mutter die wundervolle Entscheidung getroffen hatte, sich kurzerhand umzubringen und damit das Leben meiner kompletten Familie zu zerstören. Damals war ich sieben Jahre alt gewesen und hatte seither nur noch meinen Vater und meine zwei Brüder.
Ihr – dem Truthahn – war es jedoch gelungen, mich nach und nach aus der Finsternis herauszuholen, sie hatte mir einen Sinn hinter diesem ganzen Geatme und Getue gezeigt, nur, um dann wieder alles zugrunde zu richten.
Es verhielt sich wie mit Dominosteinen: Du investierst stundenlange Arbeit auf den Knien, um etwas Wunderbares, etwas Einzigartiges zu erschaffen, das du dann freudig grinsend mit einem leichten Fingerschnipsen erneut in sich zusammenfallen lässt.
Wo zum Teufel liegt der Zweck darin?
Warum hatte sie mir das angetan?
Tief ausatmend zündete ich mir einen Joint an, den ich zuvor aus dem schwarzen Kästchen befördert hatte, in dem man eigentlich Zigaretten aufbewahrt. Die Glasplatte des Couchtisches ruhte auf einem detailgetreu nachgeahmten dunklen, marmornen Frauenkörper auf allen Vieren. Als ich ihn damals eher zufällig gesehen hatte, musste ich ihn sofort kaufen. Auf diese Art konnte ich meine Lines auf dem Rücken einer nackten, hilflosen Frau ziehen, ohne zugelabert zu werden. Perfekt!
Ich schlenderte durch den Raum und kam neben meinem Schreibtisch zum Stehen.
Nachdem ich einen intensiven, beruhigenden Zug genommen und den Rauch in Kringeln gegen die verglaste Scheibe geblasen hatte, die mir einen Blick auf mein Imperium gewährte, fühlte ich mich schon ein winzig kleines bisschen besser.
Nicht, dass ich jemals zufrieden gewesen wäre … innerhalb der letzten Jahre.
Diese besondere Emotion stellte sich auch nicht ein, als ich meinen Club betrachtete, der in zuckendes rotes Licht gehüllt war, das alles in eine verruchte Atmosphäre tauchte. Die unbekleideten Körper der Tänzerinnen, die in jeder Ecke eines Käfigs ihre operierten Titten wackeln ließen, rekelten sich zu dem satten tiefen Bass und den mitreißenden Rhythmen, die der teuer bezahlte DJ spielte. Die Tische am Rand der Tanzfläche waren gut besetzt; manche lagen oder saßen nackt auf den gemütlich gepolsterten Bänken und gaben sich ihrer Leidenschaft hin. Andere begnügten sich damit, die enthüllten weiblichen und männlichen Bedienungen zu benutzen – ihnen einen zu blasen, sich lecken zu lassen oder einfach nur ein wenig rumzuknutschen und zu fummeln.
Ja, ich besaß einen Sexclub der exklusiven Art. Erstens wurde auf Hygiene gesteigerter Wert gelegt und zweitens erhielt hier nicht jeder abgewrackte Arsch Zutritt, um mal schnell einen wegzustecken. Wir befanden uns garantiert nicht auf der Reeperbahn. Allein für den Wasserfall, der an der rechten Seite des Raumes herabprasselte und in einem großen Pool mündete, hatte ich tausende von Euros berappt. Es kostete bereits ein weiteres Vermögen, täglich den Club zu öffnen. Für den schlappen Jahresbeitrag von 15.000 Euro wurde man Mitglied, aber nur, nachdem man eine Verschwiegenheitsvereinbarung unterzeichnet hatte.
Denn nichts, was hier abging, durfte nach außen gelangen. Dafür war es den Kunden vergönnt, vollständig in die Welt der Lust abzutauchen, und jede noch so kranke Fantasie auszuleben, die in ihren oft verqueren Köpfen rumgeisterte.
Mein Club war der Hit!
Um einen feuchtfröhlichen und ertragreichen Abend zu garantieren, bildete die riesige Bar mit dem runden, erhöhten Mittelpunkt das Kernstück schlechthin. Die Getränke waren genauso teuer wie das Ambiente, aber schließlich wurden diese ja auch von komplett nackten Nymphen und Adonissen serviert.
Zwei Prostituierte und zwei Callboys arbeiteten fest für mich; die übrigen stellte mir eine ›Escort Agentur‹ je nach Bedarf. Denn im Gegensatz zu vielen 0815-Läden fand man hier Stil und Klasse, und es kamen Männer und Frauen komplett auf ihre Kosten.
Gefummel, Geblase und Gelecke gehörten ebenso zum Service wie das Tischeabwischen.
Alles, was darüber hinaus ging und in den Keller führte, kostete allerdings extra.
Meinen Untertanen – allesamt offiziell sexsüchtig – stellte ich Kost und Logis. Sie bewohnten die oberste Etage, in der auch mein Büro lag. Der Großteil war mehr oder minder freiwillig zu mir gekommen und mir so lange verpflichtet, wie ich es für richtig hielt. Bis dahin hatten sie strenge Regeln zu befolgen. Neben einem gepflegten, makellosen Äußeren und der obligatorischen Ganzkörperrasur spielte auch eine gewisse Sprachgewandtheit und Intelligenz eine Rolle – nichts ist anstrengender, als einer Hohlbirne alles dreimal erklären zu müssen – sowie eine total abgedrehte Ader.
Andernfalls hätten sie hier nicht arbeiten können.
Besonders nicht als Schmerzsklaven.
Ich hatte mit der ganzen SM-Sache im altmodischen Sinne nichts zu tun; lebte Demütigung und Dominanz am liebsten nach meinen eigenen Vorgaben aus und schiss auf die tollen Sadomasoregeln der Szene.
Für mich galten gar keine Gesetze, abgesehen von meinen eigenen.
Der SM-Bereich wurde von zwei Profis bedient: Lena und Garrett. Sie waren die Spezialisten für alles, was mit Dominanz und Unterwerfung zu tun hatte. Lena war ursprünglich die Schmerzsklavin eines russischen Mafiosibosses gewesen und ich hatte sie ihm für einen Haufen Kohle abgekauft, weil sie in dem, was sie tat, einfach perfekt war. Garrett wiederum stammte von einem schwulen deutschen Politiker, der ihn bis dato in seinem Keller gehalten hatte. Seitdem waren sie mir treu ergeben, weil sie darauf beharrten – warum auch immer –, dass ich ihnen das Leben gerettet hätte.
Daneben gab es noch Mary und Georgi. Sie war die ehemalige Mätresse eines englischen Grafen, dem ich sie beim Pokerspiel abgenommen hatte – eine kleine, süße, blonde Elfe mit einem absolut versauten Charakter. Georgi, ein gebürtiger Russe, der aus einem sibirischen Gefängnis geflohen und nach Deutschland gekommen war, um in diesem Land den großen Reibach für seine Frau und seine beiden Kinder zu machen, war der letzte der Vier. Okay, die werte Gattin würde er garantiert nicht wiedersehen, denn diese hatte sich nach einem Jahr scheiden lassen, um einen Oligarchen zu heiraten.
So viel zur Treue bis in den Tod.
Mary und Georgi waren für die Blümchensexnummern zuständig. Ihre vollständigen Namen waren mir nicht bekannt und irrelevant; in der Sexbranche interessiert es ohnehin keine Sau, wer du warst, bevor du hier gestrandet bist. Was übrigens viele nicht übel finden.
Wie auch immer.
Ihretwegen war ich von jenem rechten Weg abgekommen, den die Gesellschaft für mich vorgesehen hatte, und verdiente mein Geld mit Prostitution und Drogenhandel. Sie war nebenbei bemerkt auch daran schuld, dass ich meine Boxerkarriere an den Nagel hängen musste, genauso wie das damals geplante Sportstudium. Ihretwegen war ich stattdessen nämlich in den Knast gewandert und hatte unliebsame Bekanntschaft mit dem wahren Leben gemacht.
Ja, sie war für alles verantwortlich und hatte das mit voller Absicht getan! Dessen war ich mir mittlerweile sicher.
Alle anderen Möglichkeiten war ich durchgegangen, hatte überlegt, warum sie so gehandelt haben könnte, hatte versucht, weiterhin an ihre Liebe zu glauben und sogar mit dem Gedanken gerungen, dass ihr Vater, Harald Engel, uns übel mitgespielt und sie möglicherweise irgendwie manipuliert hatte.
Aber nicht ein verficktes Mal hatte sie mich besucht und bei dieser Gelegenheit auf Knien rutschend um Vergebung gebettelt! Nicht mal ein einziger elender Brief war während all der Jahre eingetrudelt. Dafür hatte sie bei der Verhandlung das beknackte Federvieh abgeschossen.
Nicht eines Blickes würdigte sie mich, als hätten wir uns nicht stundenlang durch mein Heiligtum und sonstige Orte gefickt, als wäre sie nicht mein verschissener Lebensinhalt gewesen und ich ihrer … nein … Ich fühlte förmlich die Kälte, die sie ausstrahlte, das kleine Miststück. Bis sie in den Zeugenstand gerufen wurde, hatte ich die verfickte Hoffnung dennoch nicht ganz aufgegeben – dämlich, wie ich war. Sie hätte es immer noch klarstellen und mich auf diese Art vielleicht vor einer Freiheitsstrafe bewahren können – schließlich war sie eine wichtige Zeugin.
Blöderweise tat sie es nur nicht. Stattdessen erzählte sie mit leiser Stimme und gesenktem Haupt eine Lüge nach der anderen. Jedes verdammte Wort schnitt sich massiver in mein Herz und schürte meinen Hass.
Und als sie ging, schaute sie nicht einmal zurück.
Seitdem hatte ich nichts von ihr gehört, was wirklich gut war – für sie.
Denn eines war nach dieser Nummer glasklar: Sie liebte mich nicht und hatte es nie getan. Ihr ganzes scheiß Rumgelaber, nichts als Lügen. Tristan, ich liebe dich – ja, du mich auch, Heuchlerin. Du bist mein Leben – alles klar! Fick mich tief – zeige mir dein Innerstes, damit ich es nach außen drehen und zerschmettern kann!
Zu ihrem eigenen Schutz hatte ich sie nicht gesucht, hielt mich genau genommen jeden Tag aufs Neue davon ab, denn es wäre für sie nicht gut ausgegangen, wenn ich sie gefunden hätte, und das hätte ich – auf jeden Fall. Außerdem hatte ich Vivian Müller, der Freundin meines größeren Bruders und ihrer Ex-Tittenschwester widerstrebend versprochen, dass ich nicht zu ihr gehen würde, nicht in dem mörderischen Gemütszustand, in dem ich mich seit Jahren befand.
Andererseits hoffte ich, dass das Schicksal sie mir zufällig in die Arme trieb … denn dann … könnte selbst Vivi nichts mehr für sie tun.
Ich war verloren, und nur sie war imstande, mich zu retten. Aber nicht im üblichen schnulzigen Sinne – dies hatte nichts mit verdammter Romantik gemein. Alles, was mich von all dem Groll und Hass befreien konnte, war meine Rache an ihr.
Hungrig lechzte ich danach, sie in die Finger zu bekommen … um sie zu ficken … sie zu demütigen … und dann … komplett zu zerstören.
Genau in dieser Reihenfolge.
Oh ja, Hassliebe existiert, allerdings konnte man in meinem Fall nicht mehr von Liebe sprechen, der Hass dominierte alles.
Gnade ihr der Scheißer, sollten sich unsere Wege doch noch einmal kreuzen.
Denn dann würde Mia Engel bereuen … So wie ich in jeder Minute – jeder verdammten Sekunde!
Grünbraune, eiskalte Diamanten strahlten mich an. Augen, die mich doch voller Liebe betrachten sollten, jedoch aussahen, als wollten sie mich bei lebendigem Leib verbrennen. Augen, die mich einst so leidenschaftlich gemustert hatten, warteten nun mit unbändigem Hass auf. Wie so häufig zuvor war ich in den Erinnerungen an den schlimmsten Tag meines Lebens gefangen. Jenem, an dem ich meine einzig wahre Liebe verraten und deswegen verloren hatte.
Kann man eigentlich an schlechtem Gewissen erkranken? Ja! Es muss so sein, denn eine andere Erklärung gab es für meinen desolaten Zustand nicht.
Ich fühlte mich alles andere als wohl, als ich am Donnerstagmorgen vorsichtig aus dem Bett schlüpfte, um meinen Freund Francesco nicht zu wecken, und barfuß über das ausgebleichte Parkett in das angrenzende Bad tappte. Müde war ich immer noch, und vor allem fühlte ich mich beklommen, wie üblich nach einer Nacht des Umherwerfens und der Rastlosigkeit.
Duschen. Haare waschen – extra. Zähne putzen; Anziehen; Haare föhnen. Innerhalb von zwanzig Minuten musste ich fertig sein, weil ich grundsätzlich zu spät aufstand, um genügend Zeit für die Morgenroutine zu haben. Aber diese schreckliche Erschöpfung, die mich permanent in ihren Klauen hielt, machte es mir schwer, auch nur ansatzweise pünktlich aus den Federn zu kommen.
Zum Abschluss warf ich noch einen Blick in den Spiegel. Die Ringe unter meinen langweiligen braunen Augen bildeten das offensichtlichste Indiz dafür, dass mit mir gesundheitlich etwas nicht stimmte. Doch war das ein Wunder? Vier Stunden Schlaf reichten eindeutig nicht aus, aber die Albträume ließen mich nicht ruhen. Jede Nacht wand ich mich in derselben quälenden Erinnerung, von der ich stets tränenüberströmt aufwachte:
Weinend lag ich auf einer Straße jener Stadt, in der ich aufgewachsen war, und wusste: Er war fort. Ich trug einen schwarzen, nach ihm duftenden Kapuzenpullover … und starb. Innerlich. Äußerlich war ich vollkommen unversehrt – also meine Gliedmaßen waren scheinbar intakt.
Nur wenn man nicht fühlen kann, ist man im Grunde halb tot. Dennoch hatte ich keine Wahl: Ich hatte mir vor gefühlten Ewigkeiten sämtliche Emotionen verboten, denn andernfalls wäre ich wahrscheinlich an dem Schmerz niedergegangen, der so unerbittlich in mir tobte. Nun war es, als wären meine Empfindungen in eine Seifenblase gehüllt – wenn ich mich freute, weinte oder lachte, spürte ich nur einen Abklatsch des Ausmaßes dessen, was ich eigentlich hätte wahrnehmen müssen.
Das war einmal anders gewesen – vor langer Zeit.
Er hatte mich zum Leben erweckt, mich die intensivsten, schönsten Gefühle durchleben lassen, aber jetzt war alles … nur noch eine Erinnerung, die mir, umso mehr ich in ihr schwelgte, immer unrealistischer schien.
Ohne meinen Job wüsste ich nicht, wo ich gelandet wäre, nachdem Patrick, mein Onkel, mich im Alter von siebzehn Jahren in seine ›Obhut‹ genommen hatte. Bei ihm war es nur keinen Tick besser als das ›Leben‹ bei meinem sadistischem Vater und meiner Messie-Mutter. Bei ihm musste ich genauso kochen und die Wohnung in Ordnung halten, wie es bei meinen Eltern der Fall gewesen war. Das einzig Gute daran: Er war kein Sammler, dafür jedoch passionierter Jäger.
Offiziell arbeitete er als Postbote – inoffiziell als Drogenkurier, womit er seinen Beruf einfach mit der Geldmacherei verband. Das hieß allerdings nicht, dass nicht jeden Abend seine ›Kunden‹ in unserem Wohnzimmer saßen und sich mit allem Möglichen die Köpfe sowie die Venen zuballerten. Und wer durfte dann die Kotze vor dem Klo wegwischen? Patrick sicher nicht.
Doch ich beschwerte mich nicht, denn es war die gerechte Strafe für das, was ich getan hatte. Nebenbei finanzierte mir das Drogengeld sogar das Studium zur Sozialpädagogin.
Schon immer hatte ich den Menschen helfen wollen, die in ähnlichen oder sogar schlimmeren Verhältnissen aufwachsen mussten wie ich – entweder durch mangelndes Geld oder aufgrund einer psychischen Erkrankung.
Ich wollte all denen zur Seite stehen, die sich allein, verletzt und gedemütigt fühlen. Deswegen hatte ich dieses spezielle Studienfach gewählt.
Im dritten Semester tauchte Francesco bei Patrick auf. Er nahm überhaupt keine Drogen, saß nur immer als stiller Beobachter dabei, war ruhig, ausgeglichen und lächelte mich stets aufmunternd an, wenn ich meinen Onkel und seine Freunde bediente. Eines Tages stand er mir zur Seite, als ich von einem der ›Kunden‹ befummelt wurde. Vermutlich wäre ich vergewaltigt worden, doch Francesco beschützte mich.
Es war ungewohnt, verteidigt zu werden, denn der dafür zuständige Held wurde ja aus meinem Leben gerissen.
Eher aus Dankbarkeit gab ich seinem zurückhaltenden Flirten nach und ging mit ihm aus. Wir verstanden uns ganz gut, auch wenn es mich verwunderte, dass sich so ein gesetzter, wohlhabender Mann in diesem Milieu aufhielt. Er war Italiener, Banker, hatte vermögende Eltern und eine geregelte Existenz, wirkte stets freundlich und unkompliziert … stellte im Grunde exakt das dar, was ich brauchte. Trotzdem war er nicht ›genau das, wonach ich mich sehnte‹, denn dies traf nur auf einen – unerreichbaren – zu …
Francesco konnte ihm einfach nicht das Wasser reichen, niemand konnte das – denn nur der Eine kannte mein Innerstes; niemand liebte mich so hingebungsvoll wie er oder war so unbeschreiblich schön und anziehend.
Dennoch besaß Francesco seine Vorzüge, er war groß und sehr stark – enorm stark. Vermutlich nicht mal ein Mensch, sondern eine Maschine, getarnt in einem Calvin-Klein-Anzug und einem – natürlich – knallroten Ferrari.
Das schwarze Haar trug er raspelkurz, besaß dunkelbraune Augen und abgesehen von der Masse an Muskeln, die er mit sich rumschleppte, war er absoluter, selbstverliebter Durchschnitt, der jedoch mit einem ganz besonderen Vorteil für mich aufwartete: Mit ihm an meiner Seite fühlte ich mich beschützt, und diese Sicherheit benötigte ich, um einigermaßen funktionieren zu können. Daher ließ ich mich auf eine Beziehung mit ihm ein, wenn auch nicht auf eine normale.
Genau genommen gab ich mich aus reinem Eigennutz mit ihm ab – wie erwähnt halb tot. Also dachte ich nur noch mit dem praktischen Teil meines Gehirns, um das Leben irgendwie zu meistern.
Doch ich hätte Francesco nicht so nah an mich heranlassen sollen … denn jetzt war er mit seiner Geduld endgültig am Ende und wollte mir ans Höschen oder besser gesagt an den mir selbst angelegten Keuschheitsgürtel. Inzwischen waren wir über zwei Jahre zusammen … und ich nach wie vor nicht imstande, diesen Schritt mit ihm zu wagen. Im Grunde doch nicht nachvollziehbar: Ich war sechsundzwanzig und hatte den letzten Sex mit siebzehn erlebt!
Aber mein Körper war ein Tempel und es existierte nur ein angebeteter Gott, der mir das Gefühl gab, die passende Heilige zu sein. Ich war nicht in der Lage, mit einem anderen intim zu werden. Jede Hand außer seiner fühlte sich auf mir einfach nur fremd an und so falsch, dass ich Schweißausbrüche beziehungsweise Panikattacken bekam, sich mein Magen umdrehte und … mir furchtbar schlecht wurde.
Ich konnte Stan aus ›Southpark‹ verstehen, denn ein einziges Mal wollte ich mir was beweisen, aber ich litt bereits enorm, während Francesco mich auszog. Als sich seine Lippen dann meinem Intimbereich näherten, gab es kein Halten mehr für meinen Mageninhalt und die Übelkeit überrollte mich … Tja … Seitdem hatten es Francesco und ich nicht noch einmal probiert und ich nahm an, er würde mir nicht mehr zu nahe treten, geschweige denn überhaupt eine Frau nochmals lecken wollen, weil dies für ihn und auch für mich viel zu traumatisch gewesen war.
Tristan Wrangler hatte mich kurz gesagt für die männliche Nachwelt unbrauchbar gemacht, indem er mir seine ganz persönliche Handschrift eingebrannt hatte.
Mein Körper konnte nur diese Eine lesen.
Für immer.
* * *
Und wieder mal hatte ich den gesamten Morgen nur damit verbracht, an ihn zu denken.
Um Viertel vor sieben machte ich mich viel zu spät auf den Weg in das Kinderheim, in dem ich seit sechs Monaten arbeitete. Mein Studium hatte ich mit Bestnoten abgeschlossen, nebenbei in dieser Einrichtung mein Praktikum absolviert, und sobald ich meinen Master in der Tasche hatte, war mir auch die feste Anstellung sicher gewesen.
Meine Arbeitsstelle … ein umgebauter Bauernhof, an einem Bach nur ein paar Häuserblocks von meiner zwei Zimmer Wohnung entfernt, war perfekt. Erstens: Ich mochte Gewässer und deren Rauschen …
Zweitens: Durch das, was ich tun durfte, um mein Geld zu verdienen, erfüllte sich auf gewisse Weise ein Traum – zumindest ein Teil davon. Am ehesten empfand ich so was wie Zufriedenheit, wenn ich mich mit den Kleinen beschäftigen konnte. Und damit meine ich nicht, die vorgeschriebenen Gespräche zu führen, sondern die Zeit, in der ich mich einfach dem Kind widmete, das am einsamsten aussah, es unter eine Decke gekuschelt auf meinen Schoß setzte und ihm eine Geschichte erzählte, die ich mir spontan ausdachte. Ich wollte, dass es meine Wärme spürte, die es viel zu selten in diesem jungen Leben erhielt. Wenn nicht ich, wer sonst?
Dann waren da die Momente, in welchen ich mit meinen Ziehkindern malte, sie mit einigen Pinselstrichen ihre eigene Welt erbauen ließ – bunt – fröhlich – glücklich! In denen ich mit ihnen durch den großen Garten tobte oder sie von oben bis unten mit Wasser bespritzte, woraufhin ich von der Nonne, die das Kinderheim leitete, Schwester Carmen, stets gemaßregelt wurde, weil die Hälfte der Kinder am kommenden Tag unter Schnupfen litt.
Trotzdem oder gerade deswegen: Meine Schützlinge vergötterten mich, weil sie bei mir Kinder sein durften und ich auch wieder zu einem wurde, wenn ich mit ihnen Zeit verbringen durfte. In diesen Augenblicken klang mein Lachen fast echt, statt leer und hohl.
Ich liebte meinen Beruf, aber ich hatte es mir auch hart erarbeitet, hier zu stehen und tun zu können, was mich erfüllte. Allein ein Gedanke hatte mir den Antrieb dazu verliehen: Ich wusste, er hätte gewollt, dass ich das Beste aus meinem Dasein machte, vorausgesetzt ich hätte ihn nicht dazu gebracht, mich zu hassen. Mittlerweile war ich davon überzeugt, dass er so für mich empfand.
Die Tatsache, dass er mich garantiert verachtete, verdrängte ich meist. Wahrscheinlich wünschte er sich immer noch meine Vernichtung – sein letzter Satz an mich, hatte daran keinen Zweifel gelassen. Doch sobald er vor meinen mentalen Augen auftauchte, spürte ich nichtsdestotrotz ausschließlich Liebe.
Keine Wut, Angst oder Hass. In dieser Hinsicht fühlte ich wie ein Kind für seine Mutter. Die Kleinen sind unvoreingenommen, ihr Universum ist rein und sie vergöttern ihre Eltern bedingungslos, sogar wenn sie von ihnen schlecht behandelt werden; wenn eine Mutter schief singt, besitzt sie nach Meinung ihres Sprösslings die wohlklingendste Stimme dieser Welt, die zartesten Finger, die schönsten, beruhigendsten Worte …
Wehmütig seufzend bahnte ich meinen Weg weiter den Kiesweg am Ufer des Baches entlang … und schob meine Hände tiefer in die Manteltaschen. Als ich um die Kurve bog und sich der morgendliche Nebel lichtete, erblickte ich meinen liebsten Zufluchtsort in meinem neuen Leben.
›Sonnenschein‹, so hieß das Heim, in dem neben mir drei Nonnen, eine ehrenamtliche Helferin und ein Auszubildender arbeiteten. Ich war als einfache Pflegerin eingestellt, kümmerte mich um die Kinder von drei bis zwölf und versuchte ihnen eine Familie zu bieten. Dabei tat ich wirklich alles, was in meiner Macht stand, um dies zu erreichen, denn ich liebte sie alle.
Aber einer war mir besonders ans Herz gewachsen … und seinetwegen schlich sich auch ein Schmunzeln auf meine Lippen, als ich das windschiefe, quietschende Gartentor aufzog und auf das noch ruhige Haus zuging.
Erst würde ich Robbie wecken. Einen Jungen, fast sechs Jahre alt, mit grünen, großen Augen, die mich immer anstrahlten. Blondes, seidenweiches Haar, das ihm sanft in die Stirn fiel und ein offenes Lächeln, welches mir jedes Mal wie von Zauberhand das gebrochene Herz erwärmte. Er war wunderschön und besaß das Gesicht eines kleinen Engels.
Auf ihn hatte es allerdings jedes andere Kind abgesehen.
Seit zwölf Monaten wohnte er im Heim und war somit der Neue in einer eingeschworenen Gruppe. Darüber hinaus mimte er den Außenseiter, weil er lieber malte, als mit Autos zu spielen; weil er lieber aufs Klo ging, als in den Garten zu pinkeln wie die anderen kleinen Möchtegernmännchen, und weil er das Reden bevorzugte, als gleich die Fäuste sprechen zu lassen, auch wenn er ein absoluter Box-Fan war.
Ständig wurde Robbie drangsaliert und ausgegrenzt, eben weil er sich anders verhielt – so wie ich, wie er in seiner Kindheit. Ich versuchte wirklich, keinen meiner Schützlinge zu bevorzugen … aber … dieser kleine verlorene Junge war insgeheim mein Held.
Und so hatte ich mir geschworen, niemals zuzulassen, dass er sein Lächeln verlor und aufgab, er selbst zu sein.
Noch tat er es – oft, wenngleich ich mich fragte, wie er das überhaupt schaffte. Ein Erwachsener wäre an der Bürde, die er trug, längst zusammengebrochen. Verkorkste Kindheit; Eltern weg; scheinbar hasste ihn die ganze Welt … Doch er war ein Kämpfer und ich sein Genosse, während wir gemeinsam um sein Lächeln und seine Zukunft rangen.
Auch an diesem nebligen Morgen wurde er von mir geweckt, damit er mich ins Büro begleiten konnte. Es wurde zu einer Gewohnheit, dass er dort auch seine allmorgendliche Kakaotasse vorfand und diese schlürfte, während ich ihm von meinem Tagesplan erzählte. Jeden Morgen sprach er davon, dass er irgendwann einmal zu einem richtigen Boxkampf gehen würde, da er Klitschko geradezu vergötterte. Und jedes Mal musste ich lachen und mir gleichzeitig eine Träne wegwischen, derweil sich in meiner Brust alles zusammenschnürte, sobald er mir demonstrierte, wie er fleißig seine Haken verteilen würde. Kein Wunder, dass mir dieser Junge mit den kiwigrünen Augen so nahe ging. Bereits vom ersten Moment an hätte ich ihn am liebsten mit nach Hause genommen. Leider hätte ich kaum Möglichkeiten, da es für Alleinerziehende unsagbar schwer, geradezu unmöglich ist, ein Kind zu adoptieren. Die Hilfe von Francesco wäre unabdingbar gewesen, aber Kinder mochte er partout nicht – zu laut, zu dreckig.
Aber diesen Traum wollte ich mir dennoch nicht nehmen lassen, da Robbie so viel mit dem Mann, den ich liebte und immer lieben würde, gemein hatte. Meine Emotionen für ihn flossen so unaufhaltbar wie das Blut durch meine Adern. In Robbies Nähe fühlte ich mich, als wäre ich auch ihm nahe, und so hatte ich nie anders gekonnt, als diesen Kleinen lieb zu gewinnen.
Mir war klar, dass ich ihm Halt gab, um sein Leben zu ertragen; ohne meine Streicheleinheiten wäre er wohl eingegangen. Nichts ist für ein Kind so wichtig, wie der körperliche Kontakt und der geistige Austausch mit einer geliebten Person. Man muss nur mal an Kaiser Ludwigs verheerendes Experiment mit den Säuglingen denken, die verkümmerten und starben, weil die Ammen nicht mit ihnen sprachen und sie nur fürs Wickeln und Füttern berührten. Das alles nur, damit der Kaiser erfahren konnte, welches die wahre Weltsprache sei.
Na? Welche ist es wohl?
Liebe.
* * *
Den heutigen Tag verbrachte ich damit, mit einer Sechsergruppe in den angrenzenden Wald zu gehen. Der frühe Herbst hatte die Landschaft in seinem orange-roten, sanften Griff. Ich zog den weißen Mantel enger um mich und sog tief den Geruch des feuchten Waldbodens ein, auf dem wir marschierten.
Natürlich wünschte ich mir, wie in jedem Moment meines Lebens, dass er hier wäre und ich seine Hand halten könnte. Wie üblich brannte es in meinen Augen, meinem Herzen und meiner Seele, wenn ich an ihn und die Zukunft dachte, die wir nie zusammen haben würden.
Die Kinder ließen es jedoch nicht zu, dass ich mich meiner Schwäche hingab. Wie sie vor mir herrannten und sich dabei mit dem feuchten Laub von den Bäumen bewarfen; wie sie lachend umhersprangen, obwohl einige in der Vergangenheit so viel Schreckliches durchgemacht hatten, zeigte mir immer wieder: Man kann aus jedem Loch rausfinden, wenn man es will. Der Wille ist in unserem Leben immer der wichtigste Antrieb und der von Kindern ist bei Weitem stärker als von manchen Erwachsenen.
Ich grinste Eric, unseren Kinderpfleger, an, er lachte zurück und schmiss mir als Dankeschön ein paar Blätter ins Gesicht.
»Mia steht zum Abschuss bereit! Lasst uns diesen weißen Mantel bewerfen, damit er auch die Herbstfarbe annimmt!«, rief der Verräter zu allem Überfluss, woraufhin ich von allen Anwesenden beschossen wurde, wegrennen musste, und sie am Ende mit dem Sammeln ein paar schöner, großer, roter Blätter ablenkte, die wir später trocknen wollten, um eine Girlande zu basteln.
Im Großen und Ganzen lief der Tag für meine Verhältnisse ganz gut. In Anbetracht der Tatsachen war das schon großartig.
Zum Einschlafen las ich den Kindern ›Wie Findus zu Petterson kam‹ vor – die Geschichten mochten sie besonders –, und streichelte Robbie noch mal über die Wange, bevor ich mich schließlich auf den Heimweg machte.
* * *
Als ich um neun Uhr nach Hause kam und die Wohnungsschlüssel in die schwarze Schale schmiss, die mir als Schlüsselhaken diente, war ich ehrlich erschöpft.
»Hey, Kleine!« Francesco hechtete sofort leger in hellblauem Hemd und lockerer Designerjeans gekleidet in den rot gestrichenen Flur und schlang von hinten seine mächtigen Arme um meine zierliche Taille. Okaaaay …
Ich hätte nicht gedacht, dass er mich heute mit seiner Anwesenheit ›beglücken‹ würde, aber in letzter Zeit war er erschreckend oft bei mir. Wie immer versteifte ich mich unter seinem Griff, zwang mich jedoch, mich wieder zu entspannen.
»Hey, du …« Scheu lächelte ich ihn durch den gegenüberliegenden Spiegel an und zeigte zumindest meinen guten Willen. Wie immer tat er so, als würde er es mir abkaufen und senkte die Lippen auf meinen Nacken, doch das Lächeln erreichte nicht seine Augen, die meine Reflexion starr anvisierten. Selten schien er wirklich fröhlich, was traurig war, aber in der Hinsicht passten wir ziemlich gut zusammen.
»Zieh dir was Schönes an, wir gehen heute aus«, verkündete er, ohne erst mal zu fragen: »Wie war dein Tag?«, »Magst du vielleicht duschen?«, oder »Soll ich dir die Füße massieren, Schatz?« Er klang wie satter Bass und ließ mich an einen anderen bärenähnlichen Mann denken, den ich einst kennengelernt hatte … Wenn ich an ihn dachte, kam mir natürlich gleich dessen Bruder in den Sinn, aber ich verdrängte eilig die Erinnerung an wunderschöne Augen, eine samtene Stimme und so schrecklich feinfühlige Finger …
Ausgehen? Hallo? Ich war gerade zehn Stunden arbeiten gewesen! Alles, was ich wollte, war, mich in einer heißen Badewanne zu versenken, ein Glas Eiswein zu trinken und dazu eine Tüte Gummibärchen zu futtern. Ja, inzwischen konnte ich so viel Süßigkeiten essen, wie ich wollte. Denn ich war nicht mehr fett wie in meiner Kindheit und den Teenagerjahren. Um ehrlich zu sein, war ich viel zu dünn – total abgemagert. Ein Meter dreiundsechzig und unter fünfzig Kilo Gewicht waren eindeutig zu wenig. Eine weitere Nebenwirkung meines inneren Totseins: Appetitlosigkeit.
»Ich würde uns lieber was Schönes kochen«, murmelte ich und senkte den Blick, weil ich ihm nie lange in die Augen sehen konnte. Aus Angst, er würde meine wahren Gefühle und Gedanken in ihnen ablesen können, so wie er es einst immer getan hatte. Gott! Wieso musste ich eigentlich in jeder Minute – jeder Sekunde – alles und jeden mit ihm vergleichen?
Das war krankhaft und ein echter Fluch! Diese Geschichte lag nun acht endlose Jahre zurück! Mittlerweile hätte ich – rein logisch betrachtet – über ihn hinweg sein müssen. Auch wenn ich ihn schon seit der ersten Klasse verehrt hatte wie ein Teenie sein Idol. Ich müsste seine Stimme, sein Aussehen, sein Auftreten, was er wie gesagt hatte und diesen wundervollen, verfluchten Duft längst vergessen haben.
Jede Geste, jede Mimik, jede Eigenheit seines wunderschönen Gesichtes verfolgte mich regelrecht. Nichts war verblasst, obwohl es nach dieser langen Zeit die logische Konsequenz gewesen wäre.
Ob er jetzt noch muskulöser war als damals? Wie trug er seine Haare, wie kleidete, wie verhielt er sich? Hatte er immer noch so ein vorlautes, dreckiges Mundwerk? War er immer noch so verboten sexy?
Es bereitete mir fast körperliche Schmerzen, an ihn zu denken, und ich war jedes Mal am Boden zerstört, wenn mich aus dem Nichts eine direkte Erinnerung traf. Am schlimmsten wurde es, wenn ich daran dachte, wie es sich angefühlt hatte, ihn in mir zu spüren – über mich gebeugt, mit dunklen, gierigen Augen, die meinen Anblick förmlich in sich aufsaugten. Jede Stelle meiner Haut war ihm vertraut, und ich hatte in jedem einzelnen Blick gelesen, dass er alles an mir vergötterte. Die Bewegung seiner starken Hüften an meinen, der Schweiß, der an seinen perfekten Muskeln herabrann, das spöttische Lächeln, wenn er meinen Orgasmus hinauszögerte, bis ich vor Lust durchdrehte, sein leises, gequältes »Fuck!«, wenn ich ihn im Gegenzug auch in den Wahnsinn trieb, seine Lippen, die über meine strichen, sein heißer Atem in meinem Mund, wir beide vereint, die pure Perfektion …
Genau bei solchen Flashbacks fraß sich die Sehnsucht immer tiefer in mich hinein. Sie zog und zerrte an dem Ort zwischen meinen Beinen, den ich liebevoll Schnecke nannte – das hatte sich nicht geändert. Aber ohne diese Erinnerungsschübe hätte ich längst nicht mehr geglaubt, dass es die berauschenden und ekstatischen Momente mit ihm wirklich gegeben hatte.
Francescos Stimme riss mich aus meinen Grübeleien.
»Was Schönes kochen? Ne, lass mal. Ich hatte heut den ganzen Tag Blähungen von deinem Bohnenauflauf, den du gestern fabriziert hast. Ich bin mit ein paar … Arbeitskollegen verabredet und ich habe ihnen dein Foto gezeigt: Die wollen dich unbedingt kennenlernen. Kannst du deinen roten Push-up anziehen, den ich dir geschenkt hab?«
Beschämt senkte ich den Kopf.
»Du weißt, ich mag Push-ups nicht!«, nuschelte ich. Denn ich hasste es tatsächlich, wenn mich der riesige Italiener wie eine Barbiepuppe in ein sexy Minikleid und High Heels steckte, um mich vorzuführen, als wäre ich der allerneuste Ferrari, den er sich von seinem Erbe gekauft hatte. Als würde ich nur einen Zweck erfüllen, und sonst nichts.
»Ach, komm schon, nur für eine Stunde. Du gehst sonst nie mit mir aus, sondern sitzt nur über deinen blöden Zeichenblöcken.« Mein entnervtes Augenverdrehen ignorierte er, als würde meine Mimik nicht existieren.
»Ich hab meinem Chef bereits so viel von dir erzählt und er brennt darauf, dich endlich kennenzulernen. Bitte, Kleine!«, säuselte er und gab mir einen beinahe keuschen Kuss auf die Wange. Augenblicklich fuhr ich zusammen, weil seine Lippen unangenehm auf meiner Haut brannten, und widerstand gerade noch so dem Drang, die Stelle abzuwischen, an der mich sein Mund entweiht hatte. »Du willst doch Stan weiterhin behalten, oder? Wie du weißt, ertrage ich diesen stinkenden Köter nur für dich. Also tu du auch was für mich! So funktioniert eine Beziehung: aus Geben und Nehmen.« Beziehung ja. Liebe nicht … dachte ich …
»Er heißt nicht Stan, sondern besitzt einen richtigen Namen: Stanley! Außerdem lasse ich mich nicht mit ihm erpressen, denn es ist meine Wohnung und in der kann ich so viel Hunde halten, wie ich will. Egal, ob es dir passt!«, schoss es wie aus der Kanone aus mir raus.
Die Muskelstränge, die meinen Bauch einzwängten und mir zunehmend die Luft raubten, verspannten sich. Ich meinte, ich würde platzen und das geschmackvolle Ambiente mit meinen Hautfetzen ersticken, wenn er mich noch eine Sekunde länger so eng an sich gepresst hielt. Als ich versuchte, mich aus seinem Griff zu winden, wurde er plötzlich kühl.
»Aber Schatz, Tiere sind keine denkenden Lebewesen, ich hab keine Ahnung, warum du ständig so ein Aufsehen um deine alte Töle machst!« Das klang, als würde er mit einem Kind reden, das dem Gehalt seiner gewichtigen Worte ohnehin nicht folgen konnte. Es fehlte nur noch, dass er in die Hocke ging, damit wir uns auf Augenhöhe befanden. Hoffentlich musste ich nicht gleich in die Schämecke!
»Natürlich hat er Gefühle! Nur weil sie anders sind als deine, heißt es nicht, dass sie gar nicht vorhanden sind!«, zischte ich. Wie konnte er nur so etwas sagen? Stanley war seit zehn Jahren mein treuer Begleiter und mein Kissen! Derjenige, dem es egal war, wie ich aussah, wie ich roch oder wie ich mich verhielt und der mich immer ich selbst sein ließ.
Francesco verengte seine Augen. In dem Punkt kämen wir nie überein, denn ich hasste seine grausamen Äußerungen und mich widerte seine Engstirnigkeit sowie Ignoranz gegenüber Stanley an.
Aber kaum drohte ich tatsächlich auszuflippen, wisperte es in meinem Kopf: »Er hat verfickt noch mal ein beschissenes Karma, weil er so ein Wichser ist, also beruhige dich, Baby … Du weißt, sein Minischwanz ist ihm Strafe genug!« Hatte ich schon angemerkt, dass ich irre war? Ich hörte nämlich Stimmen – engelsgleiche, die dreckige Worte sagten. Na gut. Genau genommen hörte ich nur Eine.
Normalerweise schritt sie stets kurzfristig ein, um die Explosion zu vermeiden, wenn ich Gefahr lief, auszurasten. Die Stimme nahm es mit Humor, sie beruhigte mich und machte mich an – ganz offensichtlich – und sie nannte mich Mia-Baby oder nur Baby. Am meisten jedoch mochte ich es, nein, liebte es, wenn sie Mia-Baby hauchte.
Es klang so … sexy!
Francesco war das komplette Gegenteil von mir oder ihm. Ich, die auf meine offene, bodenständige Denkweise stolz war, hatte mich mit einem Obersnob zusammengetan, der all die Werte missachtete, die mir wichtig waren. Er regte mich ständig auf, und wann immer das geschah, hörte ich meine Lieblingsstimme. Dies war ein weiterer Punkt, warum ich mit ihm zusammen war – reines Zweckdenken.
Schuldbewusst seufzte ich auf, denn das war so … egoistisch und selbstbezogen, und es passte nicht zu mir. Aber wer war ich schon? Wenn man innerlich abgestumpft ist, kann man dann überhaupt eine echte Persönlichkeit besitzen?
Im Grunde benutzten wir uns gegenseitig, nur dass ich im Gegensatz zu ihm wusste, dass es falsch war, andere Menschen für seine Zwecke zu missbrauchen. Kaum kam mir das in den Sinn, überfiel mich das schlechte Gewissen und ich lenkte ein.
»Fünf Minuten«, verkündete ich einigermaßen beruhigt auf den Boden starrend und wuselte mich endlich erfolgreich aus seiner Umarmung. Ein denkwürdiger Abend lag vor mir: Ich war müde und genervt und würde daher garantiert die perfekte Begleitung darstellen. Aber wenn Francesco es so wollte, würde Mia springen. Ob ihr das nun gefiel oder nicht. Das alles war ohnehin egal … denn …
Es war, als würde ich in den Startlöchern sitzen und auf den Schuss warten, um meinem elenden Dasein ein Ende zu setzen, doch ein kleiner Lichtblick war geblieben – und der hielt mich am Leben. Unbewusst suchte ich ihn. Fand ihn ständig in Fremden, denen ich auf den Rücken tippte, nur um dann grenzenlos enttäuscht festzustellen, dass keiner von ihnen Tristan Wrangler war …
Ja, einzig die dumme, unvernünftige Hoffnung hielt mich aufrecht.
Ansonsten war alles grau und trist, die alte Mia existierte schon lange nicht mehr. Sie war gestorben, weil die Person, die sie zum Existieren brauchte – ihre Luft zum Atmen –, sie hasste.
Denn selbst wenn ich ihm wieder begegnen würde, was sollte ich zu ihm sagen? Würde er überhaupt noch etwas von mir hören wollen? Mein Onkel hatte mich sehr effektiv davon abgehalten, nach ihm zu suchen, doch sogar wenn ich ihn gefunden hätte, wäre die Mühe wohl vergebens. Obwohl ich ihm unendlich viele Briefe geschrieben hatte, so traute ich mich nicht, nur einen davon abzuschicken, aus Angst vor einer möglichen Reaktion. Außerdem schämte ich mich für meine Tat, schließlich hatte ich ihn ins Gefängnis gebracht. Und auch, dass der ganze Wrangler-Clan nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, verstand ich total. Ich hatte mich lange überreden müssen, aber als ich nach drei Jahren an den winzig kleinen Ort meiner Kindheit zurückgekehrt war, hatte ich nur das verlassene Haus vorgefunden, in dem einst mein ganzer Lebensinhalt gewohnt hatte. Das war mein erster und letzter Versuch gewesen, sie zu finden, was hätte ich denn sonst auch tun sollen?
Personenbefragungen? Übers Internet? Fernsehen? Ich unterhielt keine Superkontakte zu den Behörden, die es mir ermöglichten, den Aufenthaltsort einer jeden Person auf dieser Welt zu ermitteln. Mein Vater war zwar Polizist, aber nachdem, was er getan hatte, würde ich mich freiwillig nie wieder in seine Nähe begeben.
Mal angenommen, ich fand ihn dennoch – wie auch immer ich das zustande bringen sollte …
Woher sollte ich wissen, ob er inzwischen nicht eine Familie hatte und mit einer anderen glücklich war?
Und wenn das mit ein wenig Glück nicht der Fall war, (Glück für mich – egoistisch, schon vergessen?) würde er mich ganz sicher nicht willkommen heißen, alles vergeben und vergessen und mich mit einem Kuss aus meiner Gefühlsstarre befreien wie Schneewittchen oder Dornröschen.
Nein – bestimmt nicht!
Die grausame Wahrheit lautete: Bekam er mich in seine Finger, würden mich diese feinfühligen, hinreißenden Hände nicht befriedigen, streicheln oder liebkosen, sondern umbringen …
»Ich werde nicht ewig im Knast sein … und wenn ich rauskomme, werde ich dich finden … und dann …«, hallten seine vorletzten, kalten Worte durch meinen Kopf und ließen mich erschaudern.
Das sich über meinen Körper ausbreitende Kribbeln war recht ungewöhnlich. Eine dunkle Vorahnung beschlich mich.
So schnell, wie die Angst gekommen war, verflog sie aber auch wieder – Tote fürchten nämlich nichts, schon gar nicht den Tod selbst. Sie verschwand und wurde von dem Wenigen ersetzt, das mich seit acht Jahren, 33 Tagen, fünf Stunden und dreißig Minuten am Pseudoleben hielt: Diese verdammte Hoffnung, ihn irgendwann wiederzusehen. Nur das – und ich wäre ja bereits zufrieden und endlich bereit, auch umzufallen, und nicht länger den Zombie aus Bayern zu geben.
Trotzdem endeten meine Träume hier nicht.
Gedenk dem Fall, er würde mir die Gelegenheit geben, ihm zu erklären, was damals geschehen war, und warum, vielleicht – nur vielleicht, aber dieses Wort birgt manchmal so viel Trost in sich –, hörte er nicht nur zu, sondern glaubte mir auch! Vielleicht – oh Gott, an dieser Stelle liebte ich diesen Begriff abgöttisch –, vielleicht würde ich ihn noch einmal berühren dürfen.
Einmal und dann Sterben – nicht nur in meiner Fantasie bedeutete dies den wahren, den einzigen für mich möglichen Himmel.
Ich sollte ihn bekommen.
Mit allem Drum und Dran.
Der Schweiß, der mir in Strömen über Gesicht und Körper lief, nervte. Er rann mir in die Augen, während ich die weiße codegesicherte Tür zu meinem Büro öffnete.
Halb blind war ich die Wendeltreppe nach oben gestolpert, weil ich kein Handtuch mit nach unten genommen hatte. Die Tür knallte gegen die Wand, weil ich sie aggressiv aufstieß, zum hellen Regal hechtete, in dem meine schwarzen Handtücher lagen, und eines aus der Reihe zerrte. Erleichtert wischte ich mir die Nässe von Stirn und Wangen, warf den Stoff dann achtlos auf meinen Schreibtisch, um mich schließlich aus meinem klebrigen Muskelhemd zu schälen – was sich als alles andere als leicht herausstellte. Also ächzte ich dabei durch die Gegend, wie ein an Rheuma leidender Opa.
Ich brauchte es einfach, am Vormittag ein paar Stunden zu boxen – mich auszupowern, mit den Leuten abzuhängen und den Geruch des Studios einzuatmen, das mir gehörte.
Es befand sich inmitten des ärmsten Viertels der Stadt und bot für viele Kids einen Zufluchtsort vor den kalten Straßen. Hier beschäftigte ich als Trainer zwei Ex-Boxer, die ein Herz für die kleinen Scheißer hatten. Jungs und Mädchen jeden Alters durften kommen, um zu lernen, sich richtig zu verteidigen. Wir nahmen auch Jugendliche auf, die ihre Aggressionen, so wie ich, nicht in den Griff bekamen und sich hier verausgaben konnten, bevor sie jemanden verletzten.
Auch ich war mal ein kleiner, kümmerlicher, wehrloser Junge gewesen, und musste damals allein damit fertig werden. Also hatte ich einen falschen, einen asozialen Weg eingeschlagen, bis sie mir gezeigt hatte, wie es richtig ging.
Irgendwann hatte ich den Kampf gegen mein Shirt gewonnen und schaute durch die Scheibe auf die große Halle hinab. Während ich mir mit dem Stoff die Achseln trocken wischte, bemerkte ich, dass die Scheiße sowieso keinen Sinn ergab, weil ich total durchgeschwitzt war. Heute hatte ich lange trainiert.
Es war genau neun Uhr in der Früh und erst drei Knirpse waren eingetroffen. Ein Zehnjähriger mit arbeitsloser Familie und einem alkoholkranken Bruder, ein Vierzehnjähriger und dessen Bruder. Zusätzlich war einer der Ex-Boxer namens Markus anwesend, der auch Erfahrung bezüglich Straßenkämpfen aufwies. Er hatte sogar mir noch ein paar miese Tricks demonstriert, die ich bisher nicht gekannt hatte, obwohl ich jede Kampfsportart beherrschte. Von Kickboxen bis zu Karate, Brasilianischen Straßenkampf, Judo, Ringen und dem guten, altmodischen Boxen, an dem ich hängen geblieben war, weil es einfach so schön ehrlich war – so geradeaus.
Zumindest auf den ersten Blick. Auf den Zweiten geht es dabei zu fünfzig Prozent um die Psyche, und nicht um die Kraft und Wendigkeit. Ich war ein Meister meines Körpers und der Psyche und liebte Hirnfickerei über alles. Blickfickerei hingegen hatte ich vor acht Jahren ganz spontan aufgegeben.
Um Viertel nach neun würde ich noch eine Gruppe aus dem Kinderheim empfangen, welches sich drei Blocks weiter befand. Direkt am Fluss, der mitten durch die Stadt führte. An diesem joggte ich jeden Morgen entlang. Zum Aufwärmen. Ich hasste es, mich hier auf einem Fitnessgerät abzustrampeln, wenn ich mich stattdessen an der frischen Luft bewegen konnte. Das Heim, das dicht am Ufer des Gewässers stand, war ein kleines, verdammt schnuckliges Häuschen. Beinahe schien es wie aus einem Märchen, mit den lila Fensterläden, den verzierten Fenstersimsen, dem bunten, wild wuchernden Garten, Rosenranken um den Zaun, blühenden Blumenkästen vor den Fenstern und dem Namen ›Sonnenschein‹, der in fröhlichen Farben und verschieden großen Buchstaben über dem Türbogen angebracht war. Immer wenn ich vorbei kam, waren die Scheiben dunkel und es wirkte alt und leer stehend. Aber ich lief auch meistens zwischen vier und fünf Uhr in der Früh, aufgrund meines straff organisierten Tagespensums, und weil ich ohnehin nicht schlafen konnte.
Jedenfalls hatte eine Mitarbeiterin des Hauses während der letzten zwei Wochen jeden Morgen angerufen und John, meinen ältesten, bereits weißhaarigen Boxtrainer, genervt. Deshalb gab es heute eine Führung für die neugierigen Hosenscheißer, auch wenn ich so ein Programm normalerweise nicht anbot.
Erneut inspizierte ich meinen Terminplan und rief meinen ältesten Bruder Phillip an, der heute noch ein paar Einstellungsgespräche für unsere Restaurantkette führen würde. Er brauchte in dem Größten einen Maître de Cuisine. Ja, Phil hatte seiner geheimen Leidenschaft – dem Fressen – nachgegeben und war Koch geworden, und ja, er war mittlerweile ein verdammt bekannter! Tom, mein anderer Bruder, hingegen war ein erfolgreicher Anwalt für Umweltrecht. Tja, und ich war auf meine eigene Art bekannt – zumindest in der Unterwelt. Von der Öffentlichkeit hielt ich mich tunlichst fern.
Jeder von uns war seiner eigentlichen Bestimmung gefolgt, jedenfalls redete ich mir das ein.
Als ich mit meinem Papierkram durch war und meine Anrufe getätigt hatte, die ich erledigen musste, war es schon zehn und es klopfte.
»Ja«, blaffte ich und nahm einen Schluck von meinem Wasser.
Es war Markus, mein treuester Mitarbeiter im Box-Studio, der den blank rasierten Schädel zur Tür reinsteckte. Er hatte die Hosenscheißerführung übernommen und war anscheinend damit fertig.
»Hey, Boss«, grinste er, wie immer leicht gelangweilt, und trat ein.
»Hey, Angestellter«, erwiderte ich trocken und erhob mich hinter meinem riesigen Eckschreibtisch, um mich zu strecken. Mein Arsch war eingeschlafen und ich knetete ihn energisch, während ich meinen Beschäftigten fragend musterte.
»Äh, die total heiße Braut vom Kinderheim will wissen, ob sie den Besitzer sprechen kann. Sie ist von deiner Einrichtung absolut begeistert und würde gerne ein paar Kids hierher schicken, um Selbstverteidigung zu lernen. Sie fragt außerdem, ob es Prozente gibt, wenn man zehn Kinder auf einmal anmeldet.« Markus verdrehte die Augen und ich schmunzelte.
»Ganz schön dreist, diese sexy Kinderheimmitarbeiterinnen, hm?«, brummte ich und schlenderte ahnungslos zur großen Glasscheibe, durch die ich mein Reich überblicken konnte.
Möglicherweise war ich ein bisschen größenwahnsinnig und hielt mich für Gott, doch ich hatte es auch mit meinen eigenen Händen erschaffen …
Also war ich hier gewissermaßen Gott und musste dann und wann mein gesamtes Imperium von oben überschauen. Egal ob die Galerie, den Club oder das Studio.
»Wo ist sie denn?« Prüfend musterte ich die Halle, während Markus neben mir auftauchte, um mich zu unterstützen oder so und es mir gleichtat.
Und dann … traf es mich mit der Wucht eines wütenden Stiers.
Ich zog hörbar den Atem ein und meine Beine sackten fast unter mir weg, als mein Blick auf einen elegant geschwungenen Rücken fiel, auf dem sich Wellen aus goldbraunem Haar verteilten. Mein Herz raste unvermutet und der Schweiß strömte erneut über meinen nackten Oberkörper, als ich die Fäuste gegen die Scheibe lehnte, um nicht umzufallen. Es konnte nur eine Halluzination sein. Etwas anderes war nicht möglich, das durfte nicht sie sein … Nicht so einfach, ohne jeden Trommelwirbel, aus dem Nichts, in einer total unspektakulären Situation! Das passte nicht!
Unser Aufeinandertreffen hatte ich mir einfach so nicht vorgestellt, obwohl es in meinem Kopf seit Jahren Gestalt annahm. Zu lange hatte ich darauf gewartet, mich bestens auf das epische und abgefuckte Finale vorbereitet. Dann sollte es auch jetzt der beste Showdown ever werden!
Aber es gab keinen Zweifel, sie war es tatsächlich, lebendig und atmend und ziemlich real!
Ich hätte sie immer und überall auf der Stelle erkannt … auch wenn sie mittlerweile dürr und abgemagert war, und obwohl ich nur ihre Hinterseite sah, als sie gerade alle Hände voll damit zu tun hatte, zwei Jungs davon abzuhalten, sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen.
Mal wieder unterwanderte diese Frau meine Pläne, aber das würde mich von dem verdienten Showdown nicht abhalten, denn in meinem Kopf existierte nicht nur der langsam anschwellende Trommelwirbel, der sich irgendwann – gleich einem Orgasmus – bis zur Explosion steigern würde; es gab auch diese signifikanten Geigen, deren Saiten ähnlich wie in einem Horrorfilm kurz und schmerzhaft berührt werden.
Längst stockte mir der Atem und ich beobachtete halb vom Grauen gepackt, halb fasziniert, wie sie sich wie auf Kommando in ihrem knappen gelben Sommerkleid mit dicken braunen Strumpfhosen zu mir umdrehte.
Total ahnungslos.
Stirnrunzelnd rieb sie sich den Nacken, während ihr verträumter Ausdruck mir beinahe den Rest gab. Allerdings waren die Wangen eingefallen, ihren großen, braunen Augen fehlte der Glanz, und die sonst so vollen kirschroten Lippen waren zu einem dünnen Strich aufeinandergepresst. Suchend ließ sie den Blick durch die Halle gleiten, während ich sie nur reglos anstarren konnte.
Gefühle, die ich die letzten Jahre zwanghaft verdrängt hatte, durchrauschten mich so gewaltig, dass ich ihnen fast nicht standhalten konnte.
Und der Trommelwirbel nahm noch immer zu – bisher kein Höhepunkt in Sicht.
Fuck!
Mit aller Macht konzentrierte ich mich darauf, nicht da runter zu stürmen, sie an mich zu reißen und sie … vor den unschuldigen Kindern von hinten zu ficken … Heftig und tief. Nichts anderes löste sie in mir aus. Dabei waren acht verschissene Jahre vergangen, ich dementsprechend kein hormongesteuerter Teenager mehr. Kontrolle, verdammte Scheiße!
Also stützte ich die Stirn gegen die kühle Scheibe und ballte meine Hände fester zu Fäusten, während das Dröhnen in meinem Kopf endlich seinen Gipfel erreichte. Mein Atem ging hart und ich musste mich dazu zwingen, mich zu beruhigen.
Nebenbei war mein Ficker natürlich erwacht. Er zuckte in meiner Hose, wollte wieder diese für ihn erschaffene Pussy fühlen, als wäre nichts geschehen, dieser elende Verräter.
Aber mir, dem denkenden Teil meiner selbst, war auch nicht entfallen, dass ich wegen dieser Frau mein Leben verloren hatte. Meine Zukunft, die so klar definiert gewesen war, hatte sie zu Asche verbrannt und dann kräftig gepustet, um sie im Wind des Schicksals zu zerstreuen.
Denn auch aufgrund ihrer Falschaussage und einiger Vorstrafen meinerseits hatte ich zwei Jahre ohne Bewährung im Knast gesessen.
Man steckte mich mit dem Abschaum der Gesellschaft zusammen. Erst dort knüpfte ich meine Kontakte, ohne die meine heutigen Geschäfte ganz sicher nicht so gut laufen würden.
Inzwischen hatte sie die beiden Streithähne erfolgreich getrennt und lachte, als ein kleiner blondhaariger Junge, mit bis zu mir strahlenden Augen angelaufen kam und sich mit voller Wucht an ihr Bein schmiss. Ich konnte sie hier oben nicht hören, aber sie rief irgendwas, kicherte noch mehr und hob den Bengel hoch, um mit ihrer Nase über seine zierliche zu streichen. Dabei schlich sich Wärme in ihren Ausdruck …
»Fuck!« Heiße Tränen kündigten sich an und ich blähte die Nasenflügel. War das ihr Sohn? Sofort sah ich im Geiste vor mir, wie sie unser Kind hielt, das jetzt locker in seinem Alter hätte sein können; ich war bei ihr, schlang von hinten glücklich die Arme um ihren Bauch und küsste diesen anziehenden Hals …
Kaum bis zu diesem Rosascheißglücksende gedacht, fing es an in mir zu brodeln, denn all das war für mich verloren. Sie hatte es mir entrissen! Alles hatte mir diese kleine Schlampe da unten genommen! Alles!
»Markus …«, schnappte ich. Noch immer stand er neben mir, hatte aber gut daran getan, mich soeben nicht zu stören. Er wusste, wie schnell meine Laune kippen konnte, was gerade auch eindrucksvoll passiert war. In diesem Zustand war der ausbrechende Ätna nichts gegen mich.
»Ja?« Mittlerweile ballte ich meine Hände abwechselnd zu Fäusten und zwang meine Stimme, nicht zu zittern wie Wackelpudding.
»Wer. Ist. Das?«, presste ich zwischen den Zähnen hervor. Aber wozu fragte ich, eigentlich wusste ich es doch … und gleichzeitig fürchtete ich die Konsequenzen, die seine Antwort unweigerlich nach sich ziehen würde … Was würde mit mir geschehen, wenn er jetzt bestätigte, dass meine persönliche Hölle tatsächlich erneut über mein Leben hereingebrochen war?
»Mia Engel, die Freundin von Cavalli.«
»Was?«, zischte ich und wirbelte zu ihm herum. Mit aufgerissenen Augen wich er einen Schritt zurück, als ich ihn wütend anfunkelte. Du Wichser da oben! Sag, dass das nicht wahr ist! Sag, dass sie sich nicht gerade von ihm gef... Ich konnte meine Gedanken nicht weiter verfolgen, ohne Gefahr zu laufen, alles unkontrolliert vollzukotzen.
»Yeah, sie sind seit ein paar Jahren zusammen … Sie ist die Kleine, von der er immer so schwärmt.«
Natürlich ist sie das. Diejenige, die ihn total in ihren Bann gezogen hat. Ha! Er war mein Drogengeschäftspartner oder treffender ausgedrückt: Konkurrent und Kunde … Denn er hing ab und zu in meinem Club ab, um sich abmelken zu lassen, und das mit so einer Frau an seiner Seite. Mit so einer Frau! … deren letzte Tage gezählt waren. So viel stand fest.
Das Schicksal hatte mir in die wartenden Hände gespielt.
»Er soll sie heute Abend mitbringen«, verkündete ich tonlos.
Markus sah mich schief an, doch als ich eine Braue hob, glättete er sofort das Gesicht. Yeah, keiner wollte mit mir ficken, denn das lief stets unschön, und zwar immer für die andere Partei. »In die Galerie?«
»Ja!«, gab ich etwas gepresst zurück, weil sie gerade in die Hocke gegangen und das Kleid nach oben gerutscht war. Fuck! Ich würde mir gleich einen runterholen müssen, um nicht an einem Blutstau zu verrecken. Wie in guten alten Zeiten. Hach ja, es geht nichts über ein bisschen Nostalgiegewichse.
»Okay, Boss.« Ich registrierte nicht mal, dass er ging, weil ich so auf sie fixiert war. Sobald ich sie ansah, färbte sich alles in meinem Sichtfeld rot und gleichzeitig … wollte ich einfach nur … verzweifelt schreien. Wie gern hätte ich mein Büro kurz und klein geschlagen oder irgendjemanden. Oh ja, ich würde jemandem wehtun und ich wusste auch schon wie …
Mit einer Selbstverständlichkeit stand mein zukünftiges Ziel da unten, einschließlich ihrer großen, nach wie vor verdammt unschuldigen karamellbraunen Augen, als hätte sie mich nicht zerstört. Ihre nicht mehr ganz so vollen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als ihr … Kollege versuchte, sie spielerisch in den Boxring zu ziehen … Sie schlug auf seine Hände ein, wobei sie ausgelassen lachte.
»Dir wird das Lachen noch vergehen«, murmelte ich unbewusst vor mich hin und merkte, wie sich mein rechter Mundwinkel zu einem Grinsen nach oben bog.
Oh … ich würde sie auf viele Arten büßen lassen und dafür sorgen, dass sie das Gleiche empfand wie ich. Ich würde nicht eher ruhen, bis ich ihr glückliches Leben zermalmt hatte, so wie sie es mit meinem getan hatte. Sofern es sie betraf, war ich zu wundervollen Mordfantasien fähig … entschied jedoch, dass der Tod nicht genug war. Warum sollte ich ihr zu Frieden verhelfen, wenn ich ihn selber nicht haben konnte?
Schon tauchte sie vor meinem geistigen Auge auf: gefesselt, weinend, verzweifelt, komplett in meiner Gewalt und um Gnade winselnd.
»Oh fuck!« Das Pochen zwischen meinen Beinen wurde unerträglich. Nackt und wunderschön sah ich sie vor mir, doch es änderte nicht, was sie war … eine Hure, ein dreckiges Miststück.
Meinem Ficker gefielen die Bilder außerordentlich, also packte ich ihn, um ihn zu verlagern, was das Zucken nur verstärkte … Und dann seufzte ich ergeben, denn die Kinder und die … Teufelin machten sich gerade davon.
Jetzt würde ich mir einen runterholen und mir dabei vorstellen, dass es Mia Marena Engels Hand wäre, die es tat … und wie ich sie zerstören und brechen würde, so wie ich gebrochen war.
Yeah, Rache ist eine Fotze. Und ich freute mich schon, den ›Truthahn‹, der nun offensichtlich ein Teufel in Engelsgestalt geworden war, damit zu konfrontieren.
»Seit wann interessierst du dich denn für Kunst? Hast du Fieber?« Grinsend machte ich Anstalten, meine Hand auf Francescos Stirn zu legen.
»Was tut man nicht alles für die Frauen!« Grob packte er meine Finger und schoss noch einen warnenden Blick hinterher, weil ich so unruhig auf dem schwarzen Ledersitz seines Ferraris herumrutschte.
Schließlich fuhren wir zu einer Ausstellung des bekanntesten Fotografen der Stadt, ach, was sag ich … des Landes, da durfte man nervös sein! Vor lauter Vorfreude konnte ich kaum stillsitzen und hatte einen Blutdruck jenseits aller Norm. Einige Publikationen waren mir bereits bekannt und seitdem wollte ich unbedingt eine davon erwerben. Na gut … dafür reichte mein Budget nicht, aber man durfte ja noch träumen. In der Welt, in der wir leben, bleibt einem ja nichts anderes übrig!
Entgegengesetzt zu anderen Künstlern konnte ich hier auch eindeutig sagen, was mir an seinen Werken so gefiel. Es war das Gefühl für das Wesentliche. Prägnant wurden hier klare Emotionen übermittelt. Und nicht zuletzt, die Bilder erinnerten mich an ihn. Sie waren offenkundig leidenschaftlich und wild, jedoch unterschwellig tiefgründig … Was für ein Genie musste hinter solch raffinierten Kunstwerken der Erotik stecken? Leider hatte ich keine Ahnung, wie der besagte Künstler aussah, denn er hielt sich bedeckt, hatte anscheinend keine Lust auf die Öffentlichkeit, was man ihm nicht verübeln konnte. Doch heute würde ich ihn dank Francesco endlich kennenlernen!
Nach guten zwanzig Minuten erreichten wir den Stadtrand. Die Galerie war eines der letzten Häuser in einer Reihe von unbezahlbaren Villen, direkt angrenzend an einen Wald, über dessen Kronen man den Rest der leuchtenden Stadt erblicken konnte. Die Siedlung war auf einem kleinen Berg erbaut worden, da die Reichen und Schönen offensichtlich gerne den Überblick genossen. Ziemlich abgeschieden für eine Kunstausstellung. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite des modernen Architektenhauses befand sich ein großer mit Bonzenautos übersäter Parkplatz, auf den Francesco einbog und asozial, quer über zwei Stellplätze, parkte.
Ja, Francesco und seine Penisverlängerung – also der Ferrari – waren schon ein Gespann für sich. Nur mit Mühe verkniff ich mir einen bissigen Kommentar.
Heute hatte ich mich extra hübsch gemacht, weshalb ich nun in einem weißen, trägerlosen Cocktailkleid und meinem weißen Mantel ausstieg, sogar die passenden schwarzen High Heels waren mit von der Partie. Meine Aufmerksamkeit wurde auf einen kirschroten Audi A7 gelenkt, der unter den anderen unbezahlbaren Wagen hervorstach. Mit seinen wunderschönen, elegant fließenden Linien zog er mich magisch an. Ich wollte hingehen und über die Motorhaube streichen, um zu testen, ob sie noch warm war.
»Was hast du vor?«
»Oh!« Verwirrt blieb ich stehen, als Francescos Hand mich am Oberarm packte. Mir war absolut entgangen, dass ich mich wirklich auf den Audi zubewegt hatte.
»Ich glaube eher, du hast Fieber«, murmelte mein großer Begleiter und legte seinen schweren Arm um meine Schulter, während wir die leere Straße überquerten.
Die Galerie war komplett verglast, vor der Tür befand sich eine ausschweifende parkähnliche Wiese mit verschiedenen verschnörkelten Rattanbänken; Fackeln erhellten die Kulisse mit ihren Besuchern, die sich in der lauen Nacht mit einem Glas Champagner oder anderen exquisiten Getränken zusammengefunden hatten und quatschten.