In dein Lächeln verliebt - Nora Roberts - E-Book

In dein Lächeln verliebt E-Book

Nora Roberts

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Beschreibung

Das junge Topmodell Harriet steht vor dem großen Sprung ihrer Karriere: Die bodenständige junge Frau, die sich auch jetzt nicht nach einem Glamourleben sehnt, soll ein halbes Jahr für ein Projekt des mächtigen Verlegers Burt Bardoff vor der Kamera stehen. Dass sie dabei die unterschiedlichste Frauentypen verkörpert, lässt den charismatischen Burt umso hingerissener sein. Er verliert sein Herz an sie. Auch sie verliebt sich unsterblich in den gefährlich attraktiven Mann. Bis seine eifersüchtige Geliebte auftaucht und der hübschen jungen Frau Burts wahre Beweggründe offenbart.

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Nora Roberts

In dein Lächeln verliebt

Roman

Aus dem Amerikanischenvon Chris Gatz

Wilhelm Heyne Verlag München

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Die Originalausgabe Blythe Images ist bei Silhouette Books, Toronto, erschienen.
Die deutsche Erstausgabe ist im MIRA Taschenbuch erschienen.
Wilhelm Heyne Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München. Copyright © 1982 by Nora Roberts Published by Arrangement with Eleanor Wilder Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2003 by MIRA Taschenbuch in der Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung eines Fotos von Thinkstock Satz: Uhl + Massopust, Aalen ISBN: 978-3-641-12106-8 V003
www.penguinrandomhouse.de/nora-roberts

1. KAPITEL

Das Mädchen wirbelte herum und drehte sich im Licht der Scheinwerfer. Ihr glänzendes schwarzes Haar schwang um ihr eindrucksvolles Gesicht.

»So ist es gut, Harriet. Mach jetzt einen kleinen Schmollmund, und denk daran, dass wir hier Lippen verkaufen.« Larry Newman beobachtete sie durch die Kamera und ließ den Verschluss eilig klicken.

»Fantastisch«, rief er und erhob sich aus der Hocke. »Das ist genug für heute.«

Harriet Baxter streckte die Arme zur Decke und entspannte sich. »Gut, einverstanden. Ich sehne mich nach meiner Wohnung und einem heißen Bad.«

»Denk an die Dollarmillionen, die dein Gesicht für Lippenstifte einbringt, Liebling.« Während Larry die Lampen ausschaltete, war er mit seinen Gedanken schon wieder ganz woanders.

»Soll mir das moralischen Auftrieb geben?«

»Genauso ist es«, erwiderte er zerstreut. »Morgen kommt die Shampoowerbung an die Reihe. Dein Haar muss so prachtvoll aussehen wie immer. Ach, beinahe hätte ich es vergessen. Morgen früh habe ich eine geschäftliche Verabredung. Ich werde jemanden auftreiben, der mich vertritt.«

Harriet lächelte ihn nachsichtig an. Seit drei Jahren arbeitete sie inzwischen als Fotomodell, und Larry war ihr Lieblingsfotograf. Sie ergänzten sich fabelhaft. Er fotografierte hervorragend. Überlegen beherrschte er Weitwinkel- und Nahaufnahmen, und es gelang ihm immer, die richtige Stimmung einzufangen. Allerdings fehlte ihm jeglicher organisatorischer Sinn, und er war hoffnungslos uninteressiert an allem, was nicht mit seiner kostbaren Kameraausrüstung zu tun hatte.

»Was ist das für eine Verabredung?«, fragte Harriet ruhig und geduldig. Sie wusste sehr gut, wie leicht Larry so weltliche Angelegenheiten wie Uhrzeiten und Treffpunkte verwechselte, wenn sie nicht unmittelbar im Zusammenhang mit seiner Kamera standen.

»Ach, stimmt ja, das habe ich dir wohl noch nicht gesagt. Um zehn muss ich bei Burt Bardoff antreten.«

»Bei jenem gewissen Burt Bardoff?« Harriet war überaus erstaunt. »Ich hatte keine Ahnung, dass der Eigentümer des Modemagazins sich mit gewöhnlichen Sterblichen trifft, ausgenommen Mitglieder von Königshäusern und Göttinnen.«

»Mir hat er jedenfalls eine Audienz gewährt. Seine Sekretärin hat mich angerufen und die Sache ins Rollen gebracht. Er will seine Vorstellungen über irgendeinen Entwurf mit mir besprechen.«

»Na, dann viel Vergnügen. Soweit ich weiß, ist Burt Bardoff ein ziemlich ausgekochter Bursche, zäh wie Leder. Jeder muss nach seiner Pfeife tanzen.«

»Er wäre nicht dort, wo er sich heute befindet, wenn er sich übers Ohr hauen ließe. Sein Vater hat wahrscheinlich ein Vermögen verdient, als er das Modemagazin gründete, doch Burt Bardoff hat es verdoppelt, indem er weitere Zeitschriften aus der Taufe hob. Er ist ein überaus erfolgreicher Unternehmer und ein guter Fotograf, der keine Angst davor hat, sich die Hände zu beschmutzen.«

»Du verehrst jeden, der eine Leica von einer Box unterscheiden kann«, spottete Harriet und zupfte an Larrys unordentlichem Haarschopf. »Aber dieser Männertyp zieht mich nicht im Geringsten an.« Sie zog mit gespieltem Schauder graziös die Schultern ein. »Ich glaube, ich würde mich vor ihm zu Tode fürchten.«

»Du fürchtest dich vor niemandem, Harriet.« Larry beobachtete, wie die große gertenschlanke Frau ihre Tasche nahm und sich zur Tür wandte. »Morgen früh um halb zehn wird jemand die Aufnahmen mit dir machen.«

Harriet winkte ein Taxi heran. Taxi fahren war ihr während der drei Jahre, die sie nun in New York verbrachte, zur Gewohnheit geworden. Sie dachte kaum noch an die Harriet Baxter von der Farm in Kansas zurück, denn inzwischen war sie in der blühenden Metropole New York heimisch geworden.

Mit einundzwanzig Jahren hatte sie sich von ihrem Elternhaus gelöst und war nach New York gekommen, um eine Karriere als Fotomodell zu beginnen. Der Übergang vom einfachen Landmädchen zum Großstadtmodell war schwierig und oft beängstigend gewesen, doch Harriet hatte sich von der schnelllebigen, überwältigenden Stadt nicht einschüchtern lassen und war unverdrossen mit ihrer Fotomappe von einer Agentur zur anderen gegangen.

Während des ersten Jahres bekam sie nur wenige Aufträge, und die auch nur in großen zeitlichen Abständen, aber sie gab nicht auf. Um keinen Preis wollte sie wieder zu ihrer Familie zurückkehren. Allmählich verschaffte sie sich den Ruf, sich völlig mit dem jeweiligen Produkt identifizieren zu können, und sie wurde immer begehrter. Als sie mit Larry zu arbeiten begann, war ihr Glück gemacht. Immer häufiger tauchte ihr Gesicht auf den Titelseiten der Modejournale auf. Inzwischen war sie ein Topmodell, und ihr Honorar war hoch genug, dass sie ihr dürftiges Zimmer im dritten Stock eines einfachen Mietshauses gegen eine komfortable Hochhauswohnung in der Nähe des Central Parks eintauschen konnte.

Harriet hing nicht etwa leidenschaftlich an ihrer Modellkarriere, sie sah diese Tätigkeit nur als einen Job an. Ruhm und Glanz hatten ihr nie viel bedeutet. Sie war nach New York gekommen, um auf eigenen Füßen zu stehen. Doch ihr beruflicher Aufstieg war unvermeidbar, denn Harriet war graziös, ausgeglichen und darüber hinaus blendend schön. Mit ihrem rabenschwarzen Haar und den hohen Wangenknochen sah sie ein wenig exotisch aus. Ihre großen mitternachtsblauen Augen wurden von langen schweren Wimpern umrahmt. Sie hatte einen vollen, schön geschwungenen Mund, der hingebungsvoll lächeln konnte. Sie war betörend schön und außerdem ungewöhnlich fotogen. Das war der Grund ihres Erfolges. Ungezwungen und völlig natürlich bewegte sie sich vor der Kamera. Wenn man ihr sagte, welche Art von Frau sie darstellen sollte, veränderte sie ihren Gesichtsausdruck: Sie war überlegen, praktisch, sinnlich – was immer man von ihr wollte.

In ihrem Apartment streifte Harriet die Schuhe ab, und ihre Füße versanken im weichen Flausch des elfenbeinweißen Teppichs. An diesem Abend hatte sie keine Verabredung, und sie freute sich auf einen leichten Imbiss und einige Stunden Muße in den eigenen vier Wänden. Sie machte sich ein wenig frisch, schlüpfte in einen warmen dunkelblauen Morgenmantel und ging in die Küche, um sich ein Festessen zuzubereiten, wie es für ein Fotomodell angemessen war: Suppe und ungesalzene Crackers. Doch die Vorbereitungen zu ihrem kargen Abendessen wurden unterbrochen, als es an der Wohnungstür klingelte. »Hallo, Lisa.« Harriet begrüßte ihre Nachbarin, die auf demselben Flur ihr gegenüber wohnte, mit einem freundlichen Lächeln. »Willst du mit mir zu Abend essen?«

Lisa MacDonald rümpfte missbilligend die Nase. »Ich würde es lieber mit einigen Pfunden mehr aufnehmen, als zu verhungern, was du offenbar anstrebst.«

»Wenn ich zu häufig beim Essen sündige, musst du mir eine Anstellung in eurer Anwaltsfirma besorgen.« Harriet strich über ihren flachen Bauch. »Dabei fällt mir ein: Wie macht sich denn euer junger Rechtsanwalt?«

»Mark hat überhaupt noch nicht begriffen, dass ich lebe.« Lisa warf sich auf die Couch. »Das bringt mich zur Verzweiflung, Harriet. Ich werde noch die Geduld verlieren und ihn auf dem Parkplatz überfallen.«

»Viel zu aufwendig. Hast du schon mal an eine weniger dramatische Lösung gedacht? Du könntest ihm ein Bein stellen, wenn er an deinem Schreibtisch vorübersegelt. Diese Gelegenheit wird sich bald ergeben.«

»Das werde ich mir merken. Ich muss dann nur schnell genug reagieren, ehe er vorbei ist.«

Amüsiert ließ Harriet sich auf einem Sessel nieder und legte ihre nackten Beine auf einen niedrigen Schemel. »Sagt dir der Name Burt Bardoff etwas?«

Lisas Augen weiteten sich. »Den kennt doch jeder. Millionär, unglaublich gut aussehend, geheimnisvoll, ausgezeichneter Geschäftsmann und trotzdem ein fairer Partner.« Lisa zählte diese Eigenschaften sorgfältig an den Fingern ab. »Was ist los mit ihm?«, fragte sie interessiert.

Harriet hob bedeutungsvoll die schmalen Schultern. »Ich weiß es nicht genau. Larry hat morgen früh eine Verabredung mit ihm, wie er mir erzählte.«

»Von Angesicht zu Angesicht?«

»Allerdings.« Vergnügt und erwartungsvoll betrachtete Harriet ihre Freundin Lisa. »Natürlich haben wir beide schon früher für seine Zeitschriften gearbeitet, aber ich begreife nicht, wieso der unzugängliche Eigentümer des Magazins ›Mode‹ einen simplen Fotografen zu sich bittet, obwohl er selber der Beste von allen ist. Man spricht in unseren Kreisen nur ehrfürchtig hinter vorgehaltener Hand von ihm, und wenn man den Klatschspalten trauen darf, ist er der Wunschtraum eines jeden unverheirateten Mädchens. Auch ich wüsste gern, wie er wirklich ist.«

Harriet runzelte die Stirn, denn der Gedanke beschäftigte sie ernsthaft. »Es ist eigenartig, doch ich glaube, ich kenne niemanden, der mit ihm schon einmal persönlich zu tun hatte. Ich stelle ihn mir wie den ›großen Unsichtbaren‹ vor, der vom Olymp seines Modemagazins einsame Entscheidungen von allergrößter Wichtigkeit trifft. Ich glaube nicht, dass ich mich darin irre.«

»Vielleicht wird Larry morgen deine Neugierde befriedigen«, meinte Lisa.

Harriet schüttelte den Kopf, und ihre Nachdenklichkeit wich einem Lächeln. »Larry hat nichts anderes im Sinn, als Mr Bardoff auf einem Negativstreifen festzuhalten.«

Kurz vor halb zehn Uhr am nächsten Morgen öffnete Harriet mit einem Zweitschlüssel Larrys Studio. Sie hatte sich auf die Shampoowerbung vorbereitet. Das Haar fiel ihr in weich glänzenden vollen Wellen über die Schultern. In dem kleinen, nach hinten gelegenen Raum schminkte sie sich mit geübter Hand. Eine Viertelstunde später schaltete sie ungeduldig die Scheinwerfer für die Atelieraufnahmen an. Minuten später kam ihr der Verdacht, dass Larry versäumt hatte, sich um einen Ersatzfotografen zu kümmern. Es war fast zehn Uhr, als sich die Studiotür endlich öffnete. Harriet stürzte sich sofort auf den Ankömmling.

»Das wurde aber höchste Zeit.« Sie unterdrückte ihren Ärger mit einem halben Lächeln. »Sie haben sich verspätet.«

»Wirklich?«, entgegnete er und quittierte ihre Ungeduld mit erhobenen Augenbrauen.

Harriet schwieg eine Weile. Dabei bemerkte sie, dass der Mann traumhaft gut aussah. Sein dichtes hellblondes Haar fiel auf den Kragen eines legeren Rollkragenpullovers, der die graue Farbe seiner großen ehrlichen Augen hatte. Sein Mund verzog sich zu einem leichten Lächeln, und sein tief gebräuntes Gesicht wirkte irgendwie vertrauenerweckend.

»Bisher habe ich noch nie mit Ihnen zusammengearbeitet, oder?«, fragte Harriet. Sie bemühte sich, ihm in die Augen zu sehen, denn er war gut ein Meter neunzig groß.

»Warum fragen Sie?«, wich er einer Antwort aus. Harriet fühlte sich unter seinem forschenden Blick plötzlich unbehaglich.

»Es ist nicht wichtig«, murmelte sie, wandte sich um und bemühte sich, ihre Manschetten geradezuziehen. »Lassen Sie uns anfangen. Wo ist Ihre Kamera?« Erst jetzt stellte sie fest, dass er keine Ausrüstung bei sich trug. »Wollen Sie Larrys Apparat benutzen?«

»Allerdings.« Er dachte überhaupt nicht daran, sie aus den Augen zu lassen und sich seiner Aufgabe zu widmen. Seine Sorglosigkeit verwirrte sie.

»Bitte, fangen Sie an. Lassen Sie mich nicht den ganzen Tag warten. Seit einer halben Stunde bin ich fertig.«

»Tut mir leid.« Er lächelte, und sie war überrascht von der Veränderung seines ohnehin unwiderstehlichen Gesichts. Es war nur ein nachlässiges charmantes Lächeln, aber Harriet durchzuckte der Gedanke, dass er es als gefährliche Waffe einsetzen könnte. Sie wandte sich brüsk ab und kämpfte gegen den Zauber an. Die Arbeit ging vor.

»Um was geht es bei den Aufnahmen?«, fragte er, während er Larrys Kameras prüfte.

»Du liebe Zeit, hat er es Ihnen nicht gesagt?« Sie drehte sich wieder zu ihm um, schüttelte den Kopf und lächelte ihn zum ersten Mal voll an. »Larry ist ein blendender Fotograf, doch über die Maßen zerstreut. Mir ist völlig unklar, wie er sich daran erinnert, dass er morgens aufstehen muss.« Harriet strich sich eine Locke aus der Stirn und legte dramatisch den Kopf in den Nacken. »Sauberes, glänzendes, verführerisches Haar«, antwortete sie in geschäftsmäßigem Tonfall. »Heute verkaufen wir Shampoo.«

»In Ordnung«, erwiderte er einfach und bediente die Anlage so geschickt und umsichtig, dass Harriet ein Stein vom Herzen fiel. Jedenfalls beherrscht er sein Handwerk, überlegte sie, denn sein Verhalten hatte sie etwas irritiert. »Übrigens, wo ist Larry eigentlich?«

Diese Frage riss Harriet aus ihren Gedanken. »Hat er Ihnen das auch nicht gesagt? Das sieht ihm ähnlich.« Im Licht der Scheinwerfer drehte sie sich langsam, bewegte den Kopf hin und her, sodass die Haare ihr Gesicht wie eine tiefschwarze Wolke einrahmten. Der Fotograf schaute konzentriert in den Sucher, ging in die Hocke und umkreiste sie, um sie aus verschiedenen Blickwinkeln aufzunehmen. »Er hatte eine Verabredung mit Burt Bardoff«, fuhr sie fort, warf ihr Haar hoch und lächelte ihn an. »Wehe ihm, wenn er diesen Termin vergessen hat. Er würde garantiert bei lebendigem Leib verspeist werden.«

»Pflegt Burt Bardoff gewöhnlich Fotografen zu verzehren?«, fragte die trockene Stimme hinter der Kamera amüsiert.

»Das würde mich nicht wundern.« Harriet schob die Haare hoch und wartete einen Augenblick, bis sie sie wieder wie einen Umhang auf die Schultern fallen ließ. »Ich glaube nämlich, dass ein rücksichtsloser Geschäftsmann wie Mr Bardoff nur wenig Geduld für geistesabwesende Fotografen oder andere Unzulänglichkeiten aufbringt.«

»Kennen Sie ihn?«

»Du liebe Güte, nein.« Harriet lachte hell auf. »Wahrscheinlich werde ich ihn auch nie kennenlernen, denn das wäre unter seiner Würde. Sind Sie ihm jemals begegnet?«

»So kann man es nicht gerade nennen.«

»Ja, und trotzdem arbeiten wir alle gelegentlich für ihn. Ich weiß nicht mehr, wie oft mein Gesicht schon in einer seiner Zeitschriften aufgetaucht ist, aber trotzdem habe ich den Herrscher niemals persönlich kennengelernt.«

»Herrscher?«

»Wie sonst soll man ein derart hochmütiges Individuum beschreiben? Dem Vernehmen nach regiert er seine Magazine wie ein Weltreich.«

»Sie scheinen etwas gegen ihn zu haben.«

»Nein. Herrscher machen mich nur nervös. Ich bin bloß ein einfaches Mädchen vom Land.«

»So wirken Sie aber überhaupt nicht«, meinte er. »So, hiermit könnte man ganze Tankzüge voller Shampoo verkaufen.« Er ließ die Kamera sinken und blickte sie fest an. »Ich glaube, wir haben es geschafft, Harriet.«

Sie entspannte sich, warf das Haar zurück und musterte ihn neugierig. »Sie kennen mich? Es tut mir leid, aber ich kann mich nicht an Sie erinnern.«

»Harriet Baxters Gesicht ist überall zu finden. Es gehört zu meinen Aufgaben, schöne Gesichter zu entdecken.« Das sagte er wie beiläufig, und seine grauen Augen funkelten amüsiert.

»Demnach scheinen Sie sich im Vorteil zu befinden, Mr …«

»Bardoff, Burt Bardoff.« Die Kamera klickte, um ihren überraschten Gesichtsausdruck festzuhalten. »Jetzt können Sie Ihren Mund wieder schließen, Harriet. Ich finde, wir sollten Schluss machen.« Er lächelte breit, als sie ihm automatisch gehorchte. »Haben Sie Ihre Zunge wieder im Zaum?«, scherzte er vergnügt, während Harriet immer noch fassungslos war.

Jetzt erkannte sie ihn wieder und erinnerte sich an die Bilder in den Zeitungen und in seinen eigenen Zeitschriften. Sie ärgerte sich über ihre Dummheit.

»Sie haben mich plappern lassen wie ein Kind«, sprudelte sie hervor. Ihre Augen glänzten, und ihre Wangen röteten sich. »Sie haben Aufnahmen von mir gemacht, die Sie nicht das Geringste angehen, und zugelassen, dass ich mich wie eine Närrin benehme.«

»Ich habe nur eine Weisung ausgeführt.« Sein ernster, nüchterner Ton trieb sie zur Verzweiflung.

»Sie hatten kein Recht dazu. Und Sie hätten mir wenigstens sagen können, wer Sie sind.« Ihre Stimme zitterte vor unterdrücktem Zorn, doch er hob nur die Schultern und lächelte sie erneut an.

»Sie haben mich ja nicht danach gefragt.«

Ehe Harriet ihm antworten konnte, öffnete sich die Tür des Studios, und Larry trat ein. Er sah verstört aus und war völlig außer sich. Er näherte sich der Trittleiter unter den Scheinwerfern.

»Mr Bardoff, es tut mir sehr leid. Ich dachte, dass unsere Besprechung in Ihrem Büro stattfinden sollte.« Larry fuhr sich durch die Haare. »Als ich dort eintraf, sagte man mir, dass Sie hierherkommen wollten. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten.«

»Machen Sie sich keine Gedanken darüber«, versicherte Burt Bardoff mit einem Lächeln. »Die letzte Stunde war höchst unterhaltsam.«

»Harriet.« Erst jetzt bemerkte Larry, dass sie auch da war. »Du liebe Zeit. Ich wusste doch, dass ich etwas vergessen hatte. Wir werden die Aufnahmen später machen.«

»Nicht nötig.« Burt übergab Larry die Kamera. »Harriet und ich haben uns darum gekümmert.«

»Sie haben die Aufnahmen gemacht?« Larry sah abwechselnd Burt und die Kamera an.

»Harriet wollte ihre Zeit nicht vergeuden.« Er lächelte und fügte hinzu: »Ich bin sicher, dass Sie mit den Bildern einverstanden sein werden.«

»Daran habe ich keinen Zweifel, Mr Bardoff.« In Larrys Stimme schwang ein respektvoller Unterton. »Ich weiß, wie gut Sie mit der Kamera umgehen können.«

Harriet wünschte sich sehnlichst, dass der Boden sich öffnete und sie verschlang. Nie zuvor hatte sie sich so töricht benommen. Das alles war Burt Bardoffs Schuld. Was für Nerven musste dieser Mann haben, um sie im Glauben zu lassen, dass er ein Fotograf sei. Sie erinnerte sich an die Art und Weise, wie sie ihm befohlen hatte, mit der Arbeit zu beginnen, und auch an das übrige Gespräch. Sie schloss die Augen und stöhnte innerlich. Jetzt wollte sie nur noch verschwinden. Mit etwas Glück würde sie Burt Bardoff nie wiedersehen.

Hastig packte sie ihre Tasche. »Ich überlasse Sie jetzt Ihrer geschäftlichen Besprechung, denn ich muss noch weitere Aufnahmen machen, am anderen Ende der Stadt.« Sie schwang ihre Tasche über die Schulter und atmete tief ein. »Auf Wiedersehen, Larry. Es war nett, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr Bardoff.« Sie wollte sich aus dem Staub machen, doch Burt streckte seine Hand nach ihrem Arm aus und verhinderte ihren Abgang.

»Auf Wiedersehen, Harriet.« Sie zwang sich, ihn anzusehen, während sie den kräftigen Druck seiner Hand spürte. »Es war ein sehr aufschlussreicher Vormittag. Hoffentlich ist es nicht der letzte, den wir miteinander verbringen. Ich freue mich darauf, Sie wiederzusehen.«

Erst, wenn die Hölle zufriert, besagte ihr Blick. Sie stieß noch einige unzusammenhängende Laute aus, und dann rannte sie zur Tür. Burt Bardoff lachte laut hinter ihr her.

Als Harriet sich am Abend umzog, um auszugehen, bemühte sie sich vergeblich, die Ereignisse des Vormittags aus ihren Gedanken zu verscheuchen. Sie hoffte inständig, dass sie Burt Bardoff nie mehr begegnen würde. Schließlich ist es nur ein dummer Zufall gewesen, der uns zusammengeführt hat, beruhigte sie sich. Sie vertraute auf das Sprichwort, dass ein Blitz nie ein zweites Mal in dieselbe Stelle einschlägt. Sein Name hatte sie wirklich wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen.

Das Telefon klingelte und unterbrach ihre Gedankengänge. Es war Larry. »Harriet, wie schön, dass du zu Hause bist.« Seine Stimme klang aufgeregt.

»Gerade wollte ich die Wohnung verlassen. Was ist denn los, Larry?«

»Erspar mir Einzelheiten. Burt wird dir morgen früh alles erklären.«

»Worum dreht es sich, sag es doch endlich.«

»Das wird Burt dir morgen erklären. Um neun Uhr.«

»Wie bitte? Wovon sprichst du eigentlich, Larry?«

»Wir haben eine ungeheure Chance, Harriet. Das erfährst du morgen. Du weißt doch, wo sich sein Büro befindet?«

Das wusste jeder.

»Ich möchte ihn nicht sehen«, widersprach Harriet, denn sie fürchtete sich in Gedanken vor seinen stahlgrauen Augen. »Ich habe keine Ahnung, was er dir über heute Morgen erzählt hat, aber ich habe mich ziemlich blamiert. Ich dachte, er sei ein Fotograf. Eigentlich müsste ich dich zur Rechenschaft ziehen.«

»Mach dir jetzt deswegen keine Sorgen«, unterbrach Larry sie friedlich. »Es spielt keine Rolle. Sei nur morgen um neun da. Wir treffen uns dann später.«

»Aber Larry, bitte! Können wir nicht …« Mehr sagte sie nicht, denn es war sinnlos, in ein stummes Telefon zu sprechen. Larry hatte aufgehängt.

Das geht nun wirklich zu weit, dachte sie verzweifelt und ließ sich auf ihr Bett fallen. Wie konnte Larry ihr das nur antun? Wie konnte sie dem Mann wieder in die Augen sehen, dem sie so viele Unverschämtheiten an den Kopf geworfen hatte? Aber eine demütige Haltung passte nicht zu ihr.

Harriet erhob sich energisch von ihrem Bett und straffte die Schultern. Burt Bardoff sehnte sich vermutlich nur nach einer Gelegenheit, sich über ihre Dummheit lustig zu machen. Das wird ihm bestimmt nicht gelingen, schwor sie sich. Sie würde sich nicht vor ihm ducken. Sie war zwar nur eine einfache Farmerstochter, aber sie würde es dem ›Herrscher‹ schon noch einmal zeigen.

Am nächsten Morgen widmete Harriet sich mit besonderer Sorgfalt ihrem Aussehen und ihrer Kleidung. Das weiße, leicht ausgeschnittene Wollkleid war ebenso schön wie schlicht und würde alle Blicke auf sich ziehen. Sie steckte ihre Haare zu einem losen Knoten zusammen, um sich ein geschäftsmäßiges Aussehen zu verleihen. Burt Bardoff sollte sie an diesem Morgen nicht stammelnd und errötend vorfinden, sondern kühl und selbstbewusst. Sie schlüpfte in weiche Lederschuhe mit hohen Absätzen, damit sie sich nicht auf die Zehenspitzen stellen musste, um seinen Blick in sich aufzunehmen.

Das Selbstvertrauen verließ Harriet weder im Taxi noch auf dem Weg zum obersten Stockwerk des Gebäudes, wo sich Burt Bardoffs Geschäftsräume befanden. Mit einem Blick auf die Armbanduhr stellte sie befriedigt fest, dass sie pünktlich eintraf.

Eine attraktive Brünette saß an einem riesigen Empfangstresen. Harriet nannte ihren Namen und den Zweck ihres Besuchs. Nach einer kurzen telefonischen Unterhaltung führte die Empfangsdame Harriet einen langen Korridor hinunter zu einer massiven Eichentür.

Harriet betrat ein großes, schön ausgestattetes Zimmer und wurde von einer sehr hübschen Frau begrüßt, die sich als Mr Bardoffs Sekretärin June Miles vorstellte. »Bitte, folgen Sie mir, Miss Baxter. Mr Bardoff erwartet Sie«, lächelte sie Harriet an.

Harriet trat durch eine Doppeltür. Der Raum war beeindruckend eingerichtet, aber sie hatte keine Zeit, ihn zu bewundern. Burt Bardoff, der hinter einem riesigen Eichentisch saß, blickte sie erwartungsvoll an. Das Fenster hinter ihm gab einen herrlichen Rundblick auf die Stadt frei.

»Guten Morgen, Harriet.« Er erhob sich und ging ihr entgegen. »Kommen Sie näher, oder wollen Sie den ganzen Tag mit dem Rücken zur Tür stehen bleiben?«

Harriet straffte die Schultern und antwortete kühl: »Guten Morgen, Mr Bardoff. Ich freue mich, Sie wiederzusehen.«

»Heucheln Sie nicht«, erwiderte er milde und bot ihr den Sessel neben dem Schreibtisch an. »Es wäre Ihnen bestimmt viel lieber, wenn Sie mir niemals begegnet wären.«

Das entsprach der Wahrheit, doch Harriet wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Deshalb hüllte sie sich in ein freundliches Schweigen.

Burt Bardoff schien das als Zustimmung zu werten und fuhr fort: »Es kommt mir sehr gelegen, dass Sie heute hier sind, trotz Ihres Widerwillens.«

»Und woran ist Ihnen gelegen, Mr Bardoff?« In Harriets Stimme schwang ein scharfer Unterton, weil sie sich über seine Selbstgefälligkeit ärgerte.

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete Harriet prüfend mit seinen abschätzenden grauen Augen vom Scheitel bis zur Sohle.

Sie hatte sich vollkommen in der Gewalt. Das brachte ihr Beruf mit sich. Keinesfalls durfte er merken, dass ihr Puls nervös pochte.

»Im Augenblick habe ich ein rein geschäftliches Anliegen, Harriet, obwohl ich jederzeit auf ein mehr persönliches Thema übergehen könnte.«

Bei dieser Bemerkung errötete Harriet leicht. Sie verwünschte ihre Reaktion, während sie seinem Blick standzuhalten versuchte.

»Ach, du liebe Zeit.« Belustigt hob er die Augenbrauen. »Sie werden ja rot. Ich wusste nicht, dass das heutzutage noch üblich ist.« Er lächelte breit, als bereitete ihm diese Tatsache Vergnügen. Das hatte zur Folge, dass sie nur noch mehr errötete. »Sie sind wahrscheinlich die letzte Vertreterin einer aussterbenden Gattung.«

»Kommen wir zur Sache, Mr Bardoff. Weswegen haben Sie mich hergebeten? Ich bin überzeugt, dass Sie ein sehr beschäftigter Mann sind. Und ob Sie es nun glauben oder nicht: Auch ich habe viel zu tun.«

»Natürlich«, gab Burt zu und lächelte sie nachdenklich an. »Ich erinnere mich: Zeit ist Geld. Also: Ich plane eine ganz besondere neue Serie für das Modemagazin.« Er hielt Harriet eine Packung Zigaretten entgegen, und als sie kopfschüttelnd ablehnte, zündete er sich selbst eine Zigarette an. »Schon seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit dieser Idee, aber um sie auszuführen, brauchte ich einen geeigneten Fotografen und ein geeignetes Modell.« Seine Augen verengten sich, als er sie forschend anblickte. Harriet hatte den Eindruck, als befinde sie sich unter einem Mikroskop. »Mittlerweile habe ich beide gefunden.«

Sein durchdringender Blick machte sie befangen. »Würden Sie das bitte näher erläutern, Mr Bardoff? Gewöhnlich befragen Sie Fotomodelle doch bestimmt nicht nach ihrer Meinung. Dies muss also eine außergewöhnliche Angelegenheit sein.«

»So ist es auch. Ich dachte an eine Bilderfolge über die verschiedenen Gesichter der Frau.« Er stand auf und ließ sich auf der Schreibtischkante nieder.

Harriet war von seiner männlichen Ausstrahlung überwältigt, von der Kraft und Stärke seiner schlanken Gestalt. Er trug einen rehfarbenen maßgearbeiteten Anzug. »Ich möchte alle möglichen Varianten einer Frau fotografisch darstellen: Karrieretyp, Mutter, Sportlerin, Dame von Welt, Unschuldsengel, Verführerin – kurz, ein vollständiges Porträt des Urweibs Eva.«

»Das klingt faszinierend. Meinen Sie, dass ich mich für einige dieser Aufnahmen eigne?«

»Ich bin davon überzeugt, dass Sie alle Fotos spielend bewältigen.«

Neugierig hob sie die fein geschwungenen Augenbrauen. »Sie wollen ein einziges Modell für die vollständige Serie engagieren?«

»Ich will nur Sie allein für die Durchführung dieses Plans.«

Einen Augenblick lang war es Harriet so, als werde ihr ein Sprung ins kalte Wasser zugemutet, doch dann erwiderte sie aufrichtig: »Ich wäre verrückt, wenn dieser Auftrag mich nicht interessieren würde. Wie sind Sie ausgerechnet auf mich gekommen?«

»Na, hören Sie mal, Harriet.« Seine Stimme klang ungeduldig. Er beugte sich zu ihr hinüber und berührte zu ihrer Überraschung ihr Kinn. »Sie haben doch einen Spiegel und sind intelligent genug, um zu wissen, dass Sie eine sehr schöne und überaus fotogene Frau sind.«

Er behandelte sie wie einen seelenlosen Gegenstand und nicht wie ein menschliches Wesen. Seine starken und schmalen Finger an ihrem Kinn beunruhigten Harriet. Trotzdem fuhr sie hartnäckig fort: »In New York gibt es massenhaft schöne und fotogene Modelle, Mr Bardoff. Das wissen Sie selbst am besten. Ich wüsste wirklich gern, warum Sie mich für Ihr Lieblingsprojekt auserkoren haben.«

»Das spielt keine Rolle.« Er erhob sich und vergrub die Hände in den Taschen. »Niemand außer Ihnen kommt in Betracht. Mir ist an Wandlungsfähigkeit ebenso gelegen wie an Schönheit. Ich habe einige Dutzend Bilder im Sinn, die absolut aufrichtig wirken müssen.«

»Und Ihrer Ansicht nach bin ich dazu fähig?«

»Sonst wären Sie nicht hier. Ich neige nicht zu übereilten Entschlüssen.«

Nein, überlegte Harriet, während sie ihm in die grauen Augen sah, du kalkulierst selbst die geringfügigste Einzelheit. »Soll Larry der Fotograf sein?«

Er nickte. »Sie haben eine sehr gute Beziehung zueinander, das geht deutlich aus den Bildern hervor, die Sie produzieren. Jeder von Ihnen ist für sich allein hervorragend, doch Sie beide zusammen stellen alle anderen in den Schatten.«

Dieses Lob tat ihr wohl. »Ich danke Ihnen.«

»Das war kein Kompliment, Harriet, sondern eine Tatsache. Ich habe Larry alle Einzelheiten erklärt. Sie können die Verträge unterschreiben.«

»Verträge?«, wiederholte Harriet vorsichtig.

»So ist es«, erwiderte Burt Bardoff und überhörte ihren zögernden Tonfall. »Dieses Projekt braucht einige Zeit. Ich will es nicht mit aller Gewalt über die Bühne ziehen. Ich benötige Exklusivrechte an Ihrem wunderschönen Gesicht, bis der Plan fix und fertig durchgeführt ist.«

»Ich verstehe.« Sie dachte sorgfältig über diesen Vorschlag nach und nagte an ihrer Unterlippe.

»Sie brauchen nicht zu tun, als hätte ich Ihnen einen ehrenrührigen Antrag gemacht, Harriet«, erklärte er trocken, als er ihren Zweifel bemerkte. »Dies ist ein geschäftliches Übereinkommen. Ich habe nicht die Absicht, Sie aus den Augen zu lassen. Verträge sind verbindlich, für Sie und Larry gleichermaßen. Während der nächsten sechs Monate dürfen Sie keine anderen Verpflichtungen eingehen. Finanziell werden Sie gut abschneiden in dieser Zeit. Falls Sie irgendwelche Einwände haben, werden wir uns einigen. Jedoch beanspruche ich während der nächsten sechs Monate Exklusivrechte an Ihrem Gesicht.«

Darauf schwieg er und beobachtete Harriets ständig wechselnden Gesichtsausdruck. Das Angebot sagte ihr zu, obwohl ihr der Auftraggeber nicht gefiel. Die Arbeit war bestimmt hochinteressant, aber sie fürchtete sich davor, sich für eine derart lange Zeit an ein einziges Projekt zu binden. Ihre Unterschrift wäre gleichbedeutend mit der vorübergehenden Aufgabe ihrer Freiheit. Ein langfristiger Vertrag glich einer langfristigen Verpflichtung.

Schließlich jedoch schlug Harriet alle Bedenken in den Wind und bedachte Burt Bardoff mit dem Lächeln, das sie berühmt gemacht hatte.

»Sie tragen die Verantwortung für das Gesicht, das Sie ausgewählt haben.«

2. KAPITEL

Burt Bardoff zögerte nicht. Innerhalb von zwei Wochen waren die Verträge unterzeichnet, und im Zeitplan war ein früher Oktobermorgen als Beginn für die Aufnahmen vorgesehen. Die ersten Bilder sollten jugendliche Unschuld und unverdorbene Schlichtheit festhalten.