In dubio pro libido - Ramona Tizia Just - E-Book

In dubio pro libido E-Book

Ramona Tizia Just

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  • Herausgeber: neobooks
  • Kategorie: Erotik
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
Beschreibung

Doch hiergegen hat Lebefrau Heidrun, ihre älteste und engste Verbündete, so einiges einzuwenden und – als gelernte Psychologin – auch prompt die richtige Medizin parat. Wohl der, die so eine Freundin hat! Aber auch die gleichermaßen propere wie lustbegabte Putzfrau Monika und der liebenswerte Bautiger Ronny tragen ihren Teil dazu bei, aus der biederen Paragraphen-Reiterin einen völlig neuen Menschen zu machen - privat zumindest.

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Seitenzahl: 168

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Ramona Tizia Just

In dubio pro libido

Anregende Geschichten nach § Sex

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort

"Lebenslänglich Knast sind doch meist auch nur 15 Jahre!"

Let's swing

Judge in disguise

Monika

Ja wer kommt denn da?

Heidrun und die Männer

Das verschollene Kondom

Ronny

Der Gentleman und das besoffene Miststück

Impressum neobooks

Vorwort

Verehrte Leserinnen und Leser,

was meinen Namen angeht – nun, soweit waren meine anspruchsvollen Eltern seinerzeit dann doch nicht gegangen, um die hoch gesteckten Erwartungen an ihr einziges Kind zu untermauern. Kurzum – ein Pseudonym! Ein ähnlich hübsches Wortspiel hätte mein richtiger auch gar nicht hergegeben.

Dennoch konnte ich mich erst nach langem, sehr langem Hin und Her – und reichlich gutem Zureden von Seiten meiner engsten Freundin – dazu durchringen, eine kleine Kostprobe meines außergerichtlichen und zwischenzeitlich auch außerehelichen Schaffens Fremden zur Begutachtung zu überlassen. Ihr, Heidrun, sowie dem netten Herrn, der mich (nicht nur) in seinen Autoren-Account hat schlüpfen lassen, gilt nun mein herzlichster Dank – aber andererseits auch lebenslängliche höllische Verwünschungen, falls doch etwas herauskommen oder am Ende keine/r an meinen Geschichtchen Gefallen finden sollte.

Ramona Tizia Just

"Lebenslänglich Knast sind doch meist auch nur 15 Jahre!"

Gut, meine Argumente waren auch nicht viel sinnbeladener.

„.... bis dass der Tod euch scheidet!“ – die kümmerliche Reminiszenz dessen, was seinerzeit ohnehin nicht auf meinem atheistischen Mist gewachsen war – die kirchliche Hochzeit mit allem Pipapo. Dennoch hatte ich im Laufe der Jahre irgendwie daran geglaubt. Wohl nicht an das scheinheilig-obsolete Pfaffen-Stereotyp, aber durchaus an unsere ganz profane, weitgehend harmonische Beziehung. Jedenfalls hätte ich nie in Erwägung gezogen, dass auch mir passieren könnte, was in unserer Gesellschaft doch längst der messbare Normalfall ist – noch nicht zumindest. Zu appetitlich-guterhalten erschien mir da, was ich allmorgendlich selbstbewusst vor dem Spiegelschrank ankleiden durfte – und vielleicht mehr noch, was derselbe mitunter mehrmals die Woche an bettsportlich zelebriertem Eheglück widerzuspiegeln hatte.

Tja, wie man sich doch täuschen kann – und ich meinte ja immer, mich besonders gut auszukennen mit Lug und Trug und Heuchelei. Bezeichnenderweise hatte ich es einem perfiden, gewissenlosen Mörder zu verdanken, dass meine scheinbar heile Privatwelt aufs Fatalste aus den Fugen geriet. Schlecht geworden war diesem äußerst schlechten Lügner angesichts des bevorstehenden Urteils, selbiges vertagt und ich seit langem mal wieder am frühen Nachmittag zu Hause – mit zudem eindeutig versauten Absichten.

Eine ungleich größere, eine himmelschreiende Sauerei bot sich mir dann, wie ich mich – von wenigen Gramm Seide noch spärlich verhüllt – auf Zehenspitzen in meines professoralen Göttergatten abgelegen sakrosankten Studiertrakt schlich. Keine Miene verzog das splitternackte blonde Studier-Objekt, breitbeinig auf des großen Meisters eichenem Schreibtisch thronend, dessen Visage beidhändig in ihren gewisslich nymphenhaft wohlschmeckenden Schoß pressend.

„Ja, macht mal bloß hübsch fertig, was ihr angefangen habt!“

Das hatte ich sie – in aller gebotenen Versteinerung – von meinen sicherlich blutleeren Lippen lesen lassen. Und – hundert Pro – sie wird es wohl beherzigt haben, sodass ich unbehelligt packen konnte, drei proppenvolle Koffer.

Der erste Anruf auf meinem Handy kam auch erst am späten Abend – von meiner jüngeren Tochter – aber immerhin auf Geheiß ihres Vaters.

Auf der rein mechanischen und beileibe nicht ungefährlichen Fahrt zu Heidrun, meiner engsten Vertrauten, zog vor meinem geistigen Auge – nein! – nicht mein ganzes Leben vorbei – nur der Teil mit den verpassten Chancen. Sämtliche mehr oder weniger attraktiven unmoralischen Angebote aus fünfzehn Ehejahren – allesamt blindlings verschmäht – gewährten mir eben noch die lebenserhaltenden Blicke auf rote Ampeln und aufleuchtende Bremslichter.

In diesem ohnehin ziemlich weggetretenen, eher traumgesteuerten Ausnahmezustand machte ich mir auch keine großartigen Gedanken darüber – fragte mich noch keineswegs: warum bloß die abgeblitzten Verehrer? – und nicht die traumatisch weitaus näher liegende abtrünnige Linguisten-Rübe im studentisch-wissbegierigsten Lustwinkel?

Erst Freundin Heidrun, Psychologin, Hobby-Esoterikerin, Lebefrau und gut betuchte Nutznießerin einer kurzen Ehe, hatte Fragen und Antworten – und genug Cognac im Haus.

„Nimm’s als Zeichen, meine Liebe – als Wink des Schicksals!“, lautete alsbald die resultierende Empfehlung ihrer fachfraulich-versierten Interpretation meiner aufgewühlten und letztlich nurmehr gelallten Schilderungen.

Am nächsten Tag war zur Abwechslung die Frau Vorsitzende unpässlich – null Problem, weil noch nie vorgekommen – und der zweifelsfrei überführte Herr Mörder durfte nochmals formal unschuldig zurück in die JVA.

Schon vormittags waren Johanna, Inge, Carola, Gianna, Çigdem sowie Frederike umfassend in Kenntnis gesetzt worden – von Heidrun, versteht sich – und am Abend standen die so vollzählig wie bestürzt auf meiner Herbergsmutter gastlicher Matte.

Zum eingangs erwähnten Gespräch, meinem sakramentalen Déjà-vu und dem noch viel dümmlicheren Gefängnis-Vergleich, kam es dann nach einer guten Woche voller busenfreundschaftlicher Zuwendung, dionysisch-therapeutischer Ablenkung und Massen von hoch qualifizierten Ratschlägen. Wenngleich die ausnahmslos denselben Tenor hatten – strafend räumliche Trennung fürs Erste, sprich Auszug – hatte ich hingegen meine Klamotten auf Verdacht wieder mitgeschleift. Und ich wäre in meiner maßlosen Blödheit und berufsbedingten Barmherzigkeit für Kleinkriminelle wohl sofort wieder eingezogen, wenn ...., ja wenn er dies auch nur ansatzweise thematisiert hätte. Aber nix – kein Wort! Stattdessen fanden sich im Kühlschrank Speisen und Getränke, die ich im Leben nicht angerührt hätte – so wenig wie er – bislang wenigstens.

Die Mädchen ließen lieb grüßen, hatten es also vorgezogen, dem Treffen nicht beizuwohnen und durch unbeherrschte Parteilichkeit womöglich jemanden vor den Kopf zu stoßen. Einleuchtend, wen! War der Alte doch stets der Laxere in Sachen Erziehung. Mich wunderte es zwar nicht, aber – verdammt weh tat es trotzdem.

Heilfroh war ich, dass ich meine drei Koffer zunächst im Wagen gelassen hatte – und obendrein war es an dem Tag meine letzte halbwegs positive Empfindung. Wenn ich bis dahin noch der Meinung gewesen war, schlimmer könne es nicht kommen, fühlte ich mich nun ratzfatz eines Besseren belehrt. Auf meiner Rückfahrt begleiteten mich diesmal auch keine smarten Galane mehr. Männer ja – aber keiner unter zehn Jahren Knast für erfolgreich-finale Gewaltdelikte.

Zwei Monate später bezog ich eine kleine Eigentumswohnung am anderen Ende der Stadt – ohne verspiegelten Kleiderschrank. Was ich in einem solchen noch beim unaufhaltsamen Welken hätte betrachten können, brachte ich auch blind ganz brauchbar angezogen – und was vor dem Einschlafen gelegentlich für schnelle Entspannung sorgte, war in meinen Augen überdies nicht eben sehenswert.

Umso ansehnlicher dafür meine anderweitigen handwerklichen Eigenleistungen – Streichen, Tapezieren und einiges mehr hatte ich mir zugetraut und sehr ordentlich, ein bisschen langsam vielleicht, hinbekommen. Jetzt allerdings, wo alles fertig, jedes Ding an seiner ultimativen Stelle war, gingen mir natürlich die Ausreden aus – bezüglich Heidruns eifrigen Bemühungen, mich unter die Leute zu schleppen – wieder einen richtigen Menschen aus mir zu machen, wie sie es nannte. Eine Hand voll unverfänglich-seriöse Restaurant-Besuche hatte ich ja bereits über mich ergehen lassen, aber, nun ja – die altgediente Nachtschwärmerin wollte mich ums Verrecken in ihre illustre Clubszene einführen.

Let's swing

„Und heute kommst du mir nicht mehr davon, meine Liebe! Heute ist Vollmond, und bevor der nicht schlafen geht, tun wir das auch nicht! – Mensch, Ramona, Professor Drecksack vögelt sich unverdrossen die Nille wund, und du vertrocknest mir langsam, aber sicher vor dem Fernseher! Das lass ich nicht zu!“

Ich bat mir indes aus, nur irgendwo hinzugehen, wo in der Regel mit keinen Großkopfigen, keinen Juristen, Medizinern oder Edelphilologen zu rechnen sei.

„Sowieso! Was denkst denn du! Je ausgeprägter der Intellekt, desto schwächlicher die Libido! Ich fass es nicht, du bist ja noch unbedarfter, als ich ohnehin dachte!“

Ein klein wenig beleidigt war ich schon, wie ich auflegte und mich an die Auswahl der Garderobe machte – aber im Prinzip hatte sie ja Recht. Im Nu kamen mir alle meine Sexpartner in den Sinn – lange nachzählen musste ich da wahrlich nicht – ganze vier vor meiner Heirat. Und mit einem davon war es auch nie ernstlich zum Vollzug gekommen. Kein richtiger Sex also – nach Präsident Clinton wenigstens. Trotzdem schön, wie ich so drüber nachdachte. Ein überaus flinkes und geduldiges Zünglein hatte dieser Knabe – aber den heißen Klecks meist schon in der Hose, bevor ich überhaupt ..... Klar, der Gute war so was von blitzgescheit.

„Sag mal, bist du eigentlich noch ganz dicht!“, musste ich mich nun höchstselbst zur sittlich-mentalen Ordnung rufen, konnte mir dennoch nicht verkneifen, mich zu fragen, ob mein angehender Exgemahl vielleicht gar nicht der tolle Liebhaber sei – oder einfach nur viel blöder, als ich immer dachte.

Zusammen mit den letzten Sonnenstrahlen eines so oder so längst denkwürdigen Tages fielen wir in ein relativ schickes Bistro in einer eher schmuddeligen Ecke der Altstadt ein. Unbestreitbar war Heidrun hier mehr als nur bekannt, hatte eine ganze Reihe von Herren- und Damenwangen zu küssen, bevor wir uns an der Bar niederließen.

„Dein Stammlokal?“, flüsterte ich ihr ins Ohr.

„Eins von mehreren, mein Schatz!“

Mit meiner engen Jeans, der bunten Bluse und dem schwarzen Bolerojäckchen hatte ich zwar nicht komplett danebengegriffen, aber ein Großteil der nicht zu übersehenden weiblichen Minderheit trug doch Röcke – vorwiegend kurze – wie meine Begleiterin.

Binnen weniger Minuten waren wir zu viert.

„Hochstapler!“, antwortete der, der sich zu mir gesetzt hatte – ein gewisser Ronny – auf meine Frage, was er denn beruflich so mache.

Dass er dies wohl in der Hauptsache mit seinen Händen machte – Hochstapeln – das verrieten die vielen Schwielen und Kratzer an selbigen sowie die kräftigen Oberarme. Der eben noch unterbundene Anflug von Zorn um seine Augen verdeutlichte mir die allgemeine Verzichtbarkeit solchen Wissens in diesen Kreisen. Ein Bauarbeiter – zweifelsohne. Hätte ich mir, weiß Gott, sparen können, diesen Lapsus, aber – fürwahr – ich war so aufgeregt wie ein Teenager beim ersten Date.

„Ich bin eine Verschickerin, schicke die Leutchen in die Ferien – beim Reisebüro!“, log ich einigermaßen gekonnt und zauberte ihm damit flugs ein breites Lächeln aufs Antlitz. Urlaub mag schließlich jeder.

Wenngleich ich es tagtäglich mit so manchen Pfeifen zu tun hatte, war ich doch über die Maßen erstaunt, wie leicht sich die rhetorisch kultivierte Bemäntelung des Bildungsbürgertums abstreifen ließ. Mit einem lernbegierig-offenen Ohr auf Heidrun und ihren Unterhalter gerichtet, lief es gleich noch besser – wie geschmiert quasi. Alleine deren munter fortschreitende Körperlichkeiten mochte ich mir noch nicht zu Eigen machen.

Mit der gnädig betäubenden Beihilfe einer ganzen Reihe harter Drinks entwickelte sich eine Form von Smalltalk, wie er auch unter mannstollen Jungfriseusen und ewig geilen Rohrlegern nicht hätte frivoler ausfallen können. Und – wiewohl ich mich schon ab und an zwicken musste – es war köstlich! So köstlich, dass irgendwann sogar ein paar meiner verzückten Lachsalven gleichsam manuell auf Ronnys strammen Oberschenkeln ausklangen.

Umso verwunderter dürfte ich aus der Wäsche geschaut haben, wie mich Heidrun plötzlich unterhakte, den Herren betont ladylike unsere Zeche überließ und sie letztlich mit einem lapidaren „Also, bis dann, Jungs!“ versah.

Angemessen arschwackelnd stöckelten wir nach draußen. Gut, um es gleichermaßen zu genießen, war ich doch etwas zu perplex.

„Und jetzt?“, fragte ich dann auch entsprechend ungehalten.

„Lass dich überraschen!“, sang sie, eben noch leidlich, im Stile eines nicht ganz unbekannten holländischen Showmasters.

Die gut zwanzigminütige Fahrt, quer durch die halbe Stadt, fand ihr Ende in einem düsteren Industriegebiet vor einem heruntergekommenen Backsteinbau. Einzig ein starkes Dutzend geparkte Fahrzeuge mochte im Ansatz den Eindruck vermitteln, dass es hier irgendwo menschliches Leben gebe. Eher elektrotechnisch-automatischer Natur war dann das erhellende Geleit über den zuvor bestenfalls zu erahnenden Innenhof. Anordnung und Ausrichtung der reichlich rotlastigen Illuminierung ließ keinen Zweifel aufkommen, welche der zahlreichen Türen anzusteuern sei. Entschlossen drückte Heidrun auf den in dezentem Grün leuchtenden Klingelknopf.

Seit einigen Minuten hatten wir schon nichts mehr geredet – und taten es auch jetzt nicht. Der keineswegs unerhebliche Schwips hatte sich inzwischen – bei mir jedenfalls – komplett in Wohlgefallen aufgelöst. Zumindest war er im Moment meiner exorbitanten Aufgeregtheit nicht gewachsen.

Ergo brachte ich dann auch weiterhin keinen Ton heraus, wie sich die Tür öffnete. Eine etwas füllige, und zwar rundum, aber durchaus hübsche Frau, in unserem Alter etwa, nahm uns aufs Freundlichste in Empfang. Sie trug einen mattschwarzen Bikini und fast gefährlich-hochhackige, ferrarirote Pumps, die sie – für meine Begriffe – geradezu meisterlich beherrschte. In Catwalk-Manier schritt sie voran zur Bar, um uns das obligatorische Begrüßungsgetränk zu kredenzen.

Wenn ich mir bis zu dem Zeitpunkt überhaupt irgendetwas Konkretes erwartet haben sollte – keine Ahnung, wohl eher nicht – so wurde mir nun mit einem Mal, einem eingehenden Blick in die Runde, glasklar, wo ich da hingeraten war. Die spärlichst bekleideten, in Teilen gar vollständig nackten Menschen um uns herum bedeuteten mir nun aufs Offenkundigste, dass es sich bei diesem versteckten Etablissement um einen Swingerclub handelte.

Mein Kopf, mein rationales, integres Richterinnen-Ich, sträubte sich noch vehement gegen jegliche allzu positiv daherkommen wollenden Impressionen. Wogegen mein Bauch und diverse benachbarte Regionen sich ungefragt in der allgemeinen hedonistischen Atmosphäre, diesem prickelnd erotischen Ambiente, zu suhlen begannen. Jede noch so fremde Frauenhand auf ihrem zielstrebigen Weg über einen behaarten Männerschenkel, jede Männerpranke auf mehr oder minder weiblich-errogenem Terrain tat nun beflissentlich das Ihre, die Unaufhaltsamkeit meiner eigenen fiebrigen Anwandlungen zu befeuern.

Im Interesse meiner nach wie vor noch vergleichsweise trockenen Sprecheinrichtung – und zur zügigen Eliminierung letzter sittsam wabernder Bedenken – ließ ich mir gernstens nachschenken. Heidrun schob, während ich mich bereits getraute, mit ein paar Nackedeis anzustoßen, zwei Scheine über den Tresen und bekam dafür von besagtem Bikini-Model einen Schlüssel ausgehändigt.

„Dann komm mal mit, mein Mädchen!“

Mit einem Achselzucken empfahl ich mich bei meinen neuen Trinkkumpanen und trabte ihr angestrengt leichtfüßig hinterher. Eine Tür, ein langer, schummriger Gang, noch eine Tür, und wir standen in einem Raum mit zahllosen Spinden, wie man sie von Umkleidekabinen in Frei- oder Hallenbädern kennt.

„Muss ich ...., muss ich mich jetzt etwa – ganz ....?“, fand ich stotternd die Worte wieder.

„Nein, bloß nicht!“, beruhigte sie mich – soweit das überhaupt möglich war. „Wir zeigen doch nicht gleich alles! Wo kommen wir denn da hin! Die Kerle sollen ruhig noch ein klein wenig zu fantasieren haben.“

„Du hast dir natürlich was mit....!“, lamentierte ich augenblicklich los, wie ich sah, dass sie freudstrahlend in ihre Tasche fasste.

„Wofür hältst du mich“, fiel sie mir barsch ins Wort, „für dich hab ich selbstverständlich auch etwas Hübsches dabei, Dummerchen!“

Sogar aussuchen durfte ich – was für eine Freundin! – und entschied mich für die türkisfarbenen Teile – Teilchen, um genau zu sein. Die bordeauxroten hätten mich sicherlich noch bleicher erscheinen lassen, als ich es derzeit ohnehin war.

„.... sollte ich wohl auch mal wieder“, faselte ich vor mich hin, während ich bewunderungsvoll über Heidruns studiogebräunte Brüste strich.

Beim gemeinsamen Kontrollblick in den Spiegel kamen mir erstmals Gedanken hinsichtlich meiner notleidenden Reputation. Was, wenn ich hier einem alten Bekannten begegnete, einem von mir verurteilten Gangster, einem Journalisten oder womöglich doch einem Kollegen – einem Anwalt der Beschuldigtenseite schlimmstenfalls?

„Mein Gott!“, sinnierte ich zwar nur stumm – aber die andere Halbnackte an meiner Seite bemerkte es wohl und verscheuchte meine Bedenken gewohnt flapsig und obendrein mit sanft gen Ausgang lenkender Handgreiflichkeit.

„Aber hallo!“, entwich es einem der verbliebenen Bar-Hocker – fehlte nur noch, dass er Beifall klatschte, wie wir kichernd um die Ecke kamen.

Aber auch die Damen gaben sich recht angetan, huldigten glaubhaft fröhlich mit. Zu neiden schien man sich an diesem Ort jedenfalls nichts und niemanden, wie es aussah. Wir blieben noch eine Weile stehen, ließen unsere Gläser erklingen, bis sie leer waren. Heidrun flüsterte der Bardame, Biggi, der Chefin, wie ich nun wusste, etwas ins Ohr und gab ihr den Schlüssel zurück.

„So, meine Süße, dann will ich dir mal alles zeigen!“

„Man sieht sich!“, traute sich abermals unser hingerissener Freund zu bemerken.

..... zu träumen gewiss, wie wir zweifelsohne beide dachten und uns im Weggehn verstohlen angrinsten.

So groß oder so klein sie auch waren, die inspizierten Räumlichkeiten, hoch her ging es in einem jeden allemal. Auch ungezählt mochten die vielen hemmungslos Flirtenden und Streichelnden, Knutschenden und Lutschenden und in allen erdenklichen Stellungen Kopulierenden keinesfalls in die wenigen Automobile draußen passen. Da musste doch so mancher Gast – in allgemein weiser Voraussicht oder auch nur der Anonymität wegen – sein eventuell entlarvendes Gefährt hübsch zu Hause gelassen und ein Taxi genommen haben.

Meine Augen wurden immer größer – aber auch andernorts stellten sich peu à peu anatomisch-selbstätige Modifikationen ein, dass es mir bald Angst und Bange wurde. In einem Raum, einem Saal wohl eher, eingerichtet wie ein Indoor-Kinderspielplatz, wurde geschaukelt und gewippt, gefangen, gefesselt und gehangen – gequiekt, gequietscht und in sämtlichen Tonlagen gestöhnt natürlich. Kondome in allen Farben, Formen und Größen wurden freundlich weitergereicht, geworfen mitunter, ausgepackt und heldenhaft unaufgeregt, wie bei einem Wildwest-Feuergefecht, mit allen gängigen Kalibern bestückt.

Kaum mehr zu kennen, glaubte ich mich dann, wie ich mich tatsächlich, allen Ernstes, anfänglich zu widersetzen anschickte, unbewusst, als mich Heidrun weiter zum nächsten Swinger-Highlight zerrte. Ein etwas kleinerer, ganz in Rot, Blutrot gehaltener Raum mit einem einzigen, riesigen Bett fast über die gesamte Fläche. Nur an den Wänden entlang, in einem knappen Meter Abstand zu dieser gigantischen Spielwiese, gepolsterte .... Ruhebänke, meinte ich erst, bis ich erkannte, dass auch darauf – gemütlich im Sitzen – ordentlich gevögelt wurde.

Ein guter Teil von mir – ein ziemlich mittiger, längst auf Betriebstemperatur befindlicher – hätte sich, Platz war noch reichlich, gewisslich gernstens dazugesellt, wenn da nicht .....

„Hey, hallo“, baute sich Heidrun fast ärgerlich vor mir auf und zeigte mir den Scheibenwischer für fortgeschrittene Weggetretene, „Erde an Ramona! Atmen nicht vergessen! Sind wir denn etwa gar zu sehr beeindruckt! Du wolltest doch wohl nicht ernsthaft ....!“

Da hatte sie mich auch schon ein gutes Stück weiterbugsiert. Und wahrlich – ich war wirklich bereits jenseits von Gut oder Böse, außer Rand und Band, out of Control gewissermaßen – gewesen zum Glück. – Logisch! Ausgehungert, wie ich nach einem Vierteljahr ohne Sex zwangsläufig sein musste – und meine autoerotischen Gegenmaßnahmen hatten auch eher den temporären Entzug zu besänftigen gehabt, als mir nachhaltig-lustvollen, bis in alle Fasern befriedigenden Hochgenuss zu generieren.

Dennoch war ich ihr nun dankbar – gut, zumindest einmal nicht böse. Die wusste, da war ich mir sicher, wie in allen anderen Belangen auch, bestens, wie wir auf weniger turbulente Art über kurz oder lang zu unserem allerfeinsten Vergnügen kommen würden.

Ein letztes Séparée rechts und eines links ließen wir nun wohlweislich aus und stürmten geradewegs durch eine leicht beschlagene Glastüre, hinter der die Raumtemperatur abrupt gefühlte zehn Grad zunahm. In einem überdimensionalen, von Plastikpalmen und unzähligen Strandliegen gesäumten Whirlpool hockten, schön verteilt, vier sichtlich matte Pärchen mit ausnehmend rosigen Gesichtern und schienen gerade neue Kräfte zu sammeln. Jedenfalls lagen sie allesamt keusch nebeneinander, nippten zufrieden an ihren Drinks und ließen sich von den leise murmelnden Wasserstrahlen massieren.

Wir grüßten in die Runde, man begrüßte uns – freundlich-familiär, wie gehabt – und wir belegten zwei der Liegen, mit unseren federleichten Reiztextilien zunächst nur. In diesem friedlich-gediegenen Umfeld fiel es mir jetzt auch nicht mehr schwer, mich vollends nackig zu machen. Die Pumps noch, und wir watschelten Hand in Hand ins gar nicht kühle Nass.

„Habt ihr denn nichts zu .....?“, wollte eine wasserstoffblonde Pool-Nixe besorgt, fast empört wissen, fuchtelte mit ihrem halb vollen Longdrinkglas.

„.... ist bestellt! .... kommt gleich!“, erklärte ihr Heidrun – und mir das unnötig mysteriöse Getuschel vorhin mit Biggi.

Zumindest erkärte ich es mir nun so – für den Moment.

Ich kämpfte noch leidenschaftlich und (selbst)gesprächig mit der Einstellung der Düsen, als sie auch schon ankamen, unsere Getränke – und nicht etwa von bediensteter Hand transportiert. Nein! Zu meiner Überraschung stand da, mit einem Sektkübel bewaffnet, Ronny, wie ich aufsah – und daneben mit den Gläsern Heidruns ...., Bekannter, sag ich mal. Mein ohnehin nicht eben normaler Herzschlag erhöhte sich übergangslos um locker zwanzig, dreißig Beats, und ich brachte einmal mehr keinen Piep über die Lippen. Dennoch dürfte mir die Wiedersehnsfreude in dicken Lettern im mächtig durchbluteten Antlitz gestanden haben. Sogar für einen Bautiger gewiss gut lesbar.

„Ja, ja“, meinte er dann so verständig wie verständnisvoll, „hat dir das elende Miststück also nicht Bescheid gesagt!“, in einer Lautstärke, dass es das Miststück auch wirklich mitbekam und entsprechend süffisant belachen durfte.

Bevor ich mich annähernd fangen, Fassung und Sprache halbwegs wiedererlangen konnte, pflanzte er seine noch wenig aussagekräftige Männlichkeit an meine grüne Seite. Also schwiegen wir – und er gab derweil den Kellner. Die beiden anderen machten indes umgehend dort weiter, wo sie im Bistro aufgehört hatten.

„Ein Bär, ein ausgewachsener! Wie schön! .... sieht man auch viel zu selten heutzutage – leider!“, lobte er überschwänglich, nachdem er meinen Süßwasser-Grizzly jetzt wirklich lange genug angestiert hatte.

„Und beim An-Sehen möchtest du’s wohl auch nicht belassen!“