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Düster und so heiß!
Tenley Page will noch einmal ganz von vorne beginnen: neue Stadt, neue Wohnung, neues Leben. Doch der Neuanfang in Chicago fällt ihr schwerer als gedacht - vor allem das Alleinsein. Und als sie Hayden Stryker kennenlernt, fühlt sie sich auf unerklärliche Weise zu dem schweigsamen Tätowierer aus dem gegenüberliegenden Tattoo-Studio Inked Armor hingezogen ...
Prequel zu Helena Huntings Inked-Armor-Reihe
"Herzzerreißend, sexy, düster und so heiß - eine Liebesgeschichte wie keine andere!" Alice Clayton
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Seitenzahl: 54
HELENA HUNTING
Inked Armor
Schenk mir Flügel
Ins Deutsche übertragenvon Beate Bauer
Tenley Page will noch einmal ganz von vorne beginnen: neue Stadt, neue Wohnung, neues Leben. Doch der Neuanfang in Chicago fällt ihr schwerer als gedacht – vor allem das Alleinsein. Und als sie Hayden Stryker kennenlernt, fühlt sie sich auf unerklärliche Weise zu dem schweigsamen Tätowierer aus dem gegenüberliegenden Tattoo-Studio Inked Armor hingezogen …
Für meine Schwester.Dein Mut erstaunt mich immer wieder.
Ich liebe dich.
Ich parkte auf dem Grundstück hinter meinem Wohnhaus und stellte den Motor ab, wobei ich ein letztes Mal einen Blick durch meinen klimatisierten Wagen warf. Als ich die Tür öffnete, schlug mir die Hitze wie ein nasses Handtuch ins Gesicht. Es war beinahe unerträglich, aber für Ende August in Chicago völlig normal. Nicht einmal jetzt um kurz vor neun Uhr abends kühlte es ab, und laut der Wettervorhersage sollten die Temperaturen auch die nächsten Tage nicht zurückgehen. Ich machte den Kofferraum auf und nahm so viele Tüten wie möglich heraus.
Ich musste mehrmals gehen, und als ich schließlich alles oben hatte, tropfte mir der Schweiß von den Schläfen, und das T-Shirt klebte an meiner Haut. Der Ventilator – die wichtigste Errungenschaft des heutigen Tages – machte ein dumpfes Geräusch, als ich ihn vor meiner Wohnung auf den Boden plumpsen ließ.
Ich machte mir keine Sorgen wegen des Lärms, weil der Toyota Tercel meiner Nachbarin nicht auf dem Parkplatz stand und ich davon ausgehen konnte, dass sie nicht zu Hause war. Ich hatte sie noch nicht getroffen, weil sie erst vor einer Woche eingezogen war, aber meine Vermieterin, Cassie, hatte mir gesagt, dass sie ebenfalls an die Northwestern ging. Wie ich wollte sie dort ihren Master machen.
Ich drückte die Tür mit der Schulter auf und schob die Tüten mit dem Fuß hinein. Eine zerriss, und Schachteln mit Mikrowellen-Popcorn verteilten sich über den Holzfußboden. Seufzend kehrte ich in den Hausflur zurück und schob den Ventilator über den Boden. Er war so furchtbar schwer, dass ich ihn auf der Treppe beinahe hätte fallen lassen. Meine einzige Frischluftquelle war das Fenster in meinem Schlafzimmer; die restliche Wohnung glich einer Sauna. Ich hatte einmal tagsüber die Schlafzimmertür offen gelassen, in der Hoffnung, dass sich das gesamte Apartment ein wenig abkühlen würde, doch als ich abends nach Hause gekommen war, war es noch immer schrecklich heiß gewesen und das Schlafzimmer kaum kühler.
Ich räumte rasch die Lebensmittel weg und stellte zuerst die verderblichen Sachen in den Kühlschrank. Dann sammelte ich die Popcornschachteln auf und stellte sie auf den Tresen, gemeinsam mit Fertiggerichten wie Kraft Dinner, Ramen-Nudeln und Backmischungen. Meine Backutensilien belegten ein ganzes Regal.
Die nächste Aufgabe war es, mir einen Drink zu machen. Mein einundzwanzigster Geburtstag war erst in ein paar Wochen, weshalb ich legal keinen Alkohol kaufen durfte, doch ich war so schlau gewesen, vor meinem Wegzug von Arden Hills welchen mitzubringen.
Eine Flasche Wodka wartete im Tiefkühlfach auf mich. Er war angefroren, aber nicht dickflüssig, als ich mir einen ordentlichen Schluck eingoss und eine Handvoll Eiswürfel hinzugab. Ich füllte ihn mit rosa Grapefruitsaft auf, rührte ihn um und nahm einen Schluck. Ein Blick auf die Uhr der Mikrowelle verriet mir, dass es kurz nach halb zehn war – perfekt. Ich schnappte mir ein Sofakissen und ging zum Fenster, zog die Vorhänge zurück und löste den Riegel.
Ich setzte mich auf das breite Sims, das Kissen in den Rücken gestopft. Autoschlusslichter leuchteten unten auf der Straße, und das Brummen der Motoren wurde von gelegentlichem Hupen unterbrochen. Ich habe noch nie an einer so belebten Straße gewohnt, und das Treiben war eine willkommene Abwechslung.
An den ersten Abenden, nachdem ich eingezogen war, saß ich am Fenster und hörte dem Reden der Leute zu, die unten auf dem Gehsteig vorbeiliefen. Gegenüber von meiner Wohnung leuchtete das Schild von Inked Armor in der Dunkelheit. Ich war fasziniert von dem Geschehen in dem Tattoo-Studio. Es war eine Ablenkung von der Leere meiner Wohnung, die dem Gefühl in mir entsprach. Ich war nach Chicago gekommen, um den Erinnerungen an Arden Hills zu entfliehen; um nicht mehr an das erinnert zu werden, was ich alles verloren hatte und nie wieder zurückbekommen würde.
Hier gab es nichts Vertrautes. Das war sowohl ein Segen als auch ein Fluch. Einsamkeit zehrte auf ganz besondere Weise an einem. Ich vermisste den Kontakt zu anderen Menschen, vor allem nach den Monaten der Isolation. Die Menschen auf der Straße zu beobachten war zu einem sicheren Weg geworden, um dieses Gefühl zu mildern. Ich ertappte mich dabei, dass ich so lange hinunterblickte, bis der letzte Kunde gegangen war.
Drei Männer und eine Frau arbeiteten dort, alle Mitte bis Ende zwanzig. Die Männer waren Tattookünstler; ich habe schon oft gesehen, wie sie die Tinte in die Haut stachen; und alle, die Frau eingeschlossen, hatten verschiedene Tattoos und Piercings, was nicht den Konventionen entsprach, mit denen ich aufgewachsen war.
Einer der Tattookünstler hatte mein besonderes Interesse geweckt. Groß und breitschultrig, mit dunklen Haaren, erregten sowohl seine umfangreichen Tätowierungen als auch seine Gesichtspiercings meine Aufmerksamkeit. An seinem rechten Arm rankte sich etwas Schwarzes hinauf, und eine leuchtende Farbexplosion bedeckte seinen linken, wobei das Design von meinem Fenster aus nicht genau zu erkennen war. Häufiger, als ich mir eingestehen wollte, stellte ich mir vor, was es da noch alles unter seinem Hemd zu sehen gab. Sicher würde jemand mit Ärmeltattoos nicht dort aufhören. Und sein breiter Rücken und seine muskulösen Arme deuteten auf eine wundervoll geformte Oberfläche für seine Körperkunst hin.
Abgesehen von dem offensichtlichen Reiz der Tattoos und seiner außergewöhnlichen Schönheit zog mich noch etwas anderes jeden Abend zum Fenster hin. So interessant alle in dem Laden waren, von dem riesigen Mann mit dem sanften Lächeln über den drahtigen Typen mit dem Kinnbart und dem Mädchen mit dem zuckerwatterosa gefärbten Haar, war es der mit den dunklen Haaren, von dem ich meinen Blick nicht abwenden konnte. Er ging nicht, er strich umher. Er hatte etwas Rastloses an sich; sogar wenn er saß, klopfte er fortwährend mit dem Fuß auf den Boden; von den vieren schien er der ernsteste und einschüchterndste zu sein.