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Kriminalrat Tomas Jung ist auf dem Karriereabstellgleis gelandet, ins Abseits gelobt als Leiter und einziger Mitarbeiter der regionalen Abteilung für unaufgeklärte Kapitalverbrechen in Flensburg. In fünf Jahren hat er es gerade mal auf sechs bearbeitete Fälle gebracht - keinen davon konnte er lösen. Kein Wunder, dass niemand mehr an ihn glaubt. Doch dies soll sich als voreilig erweisen. Sein neuer Fall: der Gifttod einer einflussreichen Sylter Immobilienmaklerin. Beging die einsame, kranke Frau Selbstmord? Langsam und zögerlich beginnt Jung mit den Ermittlungen. Als er im Garten der Toten einen grausigen Fund macht, scheint die Klärung des Falls nah ...
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Seitenzahl: 262
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Reinhard Pelte
Inselkoller
Jung ermittelt auf Sylt
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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www.gmeiner-verlag.de
© 2009 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 0 75 75/20 95-0
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung / Korrekturen: Katja Ernst /
Katja Ernst, Doreen Fröhlich
E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von Steve Gupta
ISBN 978-3-8392-3396-2
Impressum
Widmung
Zitat
Prolog
Der Ermittler
Der Somali
Baiba
Die zwei Frauen
Mittagsspaziergang
Der Gerichtsmediziner
Die Kinder
Der Pensionär
Der Leitende
Der Arzt
Die Gattin
Die Freundin
Die Apothekerin
Der Hausmeister
Die Schwiegertochter
Der Sohn
Der Kranke
Die Fakten
Der Soldat
Das Ende
Epilog
Lesen Sie weiter ...
Für Regina, Cleo und Moritz
»You can’t always get what you want and if you try sometimes you just might find you get what you need.«
Rolling Stones
Frage:Sie haben einen Roman geschrieben, der unter den Sylt-Fans für Ärger gesorgt hat. Haben Sie dafür eine Erklärung?
Antwort: Abgesehen von den äußeren Gegebenheiten ist nichts in diesem Buch wahr. Es gibt keine vergiftete Immobilienmaklerin auf Sylt, keinen Kriminalrat Jung aus Flensburg, keinen Asylanten Jussuf Barre aus Somalia usw. Alle Personen, Handlungen und Charaktere sind Fiktion, von mir erfunden und zusammengesetzt. Ebenso gilt: Nichts in diesem Buch ist unwahr. Alles hätte so sein können. Die Reaktion der von Ihnen so bezeichneten Sylt-Fans bestätigt das.
Frage: Apropos Charaktere: Wie würden Sie den Protagonisten, Tomas Jung, beschreiben?
Antwort: Er ist, was man heutzutage einen Loser nennt. Er ist langweilig, ohne Humor und Witz. Man kann bei ihm einen gewissen Sinn für Ironie ausmachen. Er ist ein guter Beobachter. Auf der Klaviatur des Menschelns ist er ein Dilettant, ein Soziallegastheniker. Er versucht, diesen Mangel durch Hinwendung zu gutem Essen und Trinken und zu klassischer Musik wettzumachen. Er ist ein Intellektueller, der glaubt, ein Freund der Menschen zu sein. Er ist deswegen gleichermaßen tragisch wie grotesk. Er hat weitreichende Erkenntnisse, auch über sich selbst, ist aber zu bequem, man könnte auch sagen zu ängstlich, um sie in Bewusstsein und Selbstbewusstsein umzusetzen. Wenn er nicht auf einem Beamtenstuhl säße, sondern sich in der freien Wildbahn behaupten müsste, wäre er rettungslos verloren. Überraschend ist: Er hat von allen Figuren das größte Glück, und er entwickelt sich weiter. Das ist in seinem fortgeschrittenen Alter bemerkenswert.
Frage: Können Sie uns sein Glück näher erläutern?
Antwort: Er klärt drei Fälle zugleich auf. Das ist Glück hoch drei. Er ist, abgesehen von einer heftigen Sommergrippe, gesund: ein Glück, das er mit wenigen teilt. Er glaubt, ohne es sicher zu wissen, an Gott. Ein geradezu unermessliches Glück. Und er hat eine kluge Frau, die ihn liebt und deren Liebe er sich nicht bewusst ist. Nochmals Glück.
Frage: Und wohin entwickelt er sich?
Antwort: Ich wäre schlecht beraten, Ihnen diese Frage zu beantworten. Sie sollen ja meine Bücher lesen. Ich habe übrigens vier Romane mit Kriminalrat Jung geplant. Der zweite und dritte sind schon fertig und der vierte angefangen. Sie hängen nicht nur chronologisch zusammen. Am Schluss des letzten Buchs ist Jung ein anderer geworden. Obwohl ich glaube, dass der Kern seines Wesens nicht bewegt worden ist.
Frage: Waren Sie jemals in Afrika und Arabien?
Antwort: Ja.
Frage: Haben Sie Ihr Wissen über diese Länder ausschließlich daher?
Antwort: Nein. Sie können aber fast alles nachlesen, was Sie wissen wollen, zum Beispiel bei wikipedia.org im Internet. Aus dieser Quelle habe ich unter anderem mein Wissen über Strychnin, Fettleibigkeit und vieles andere mehr.
Frage: Ihr Roman reicht von geheimnisvollen Scheichs auf Sansibar bis zu einem Gartenschuppen in Kampen/Sylt. Glauben Sie nicht, dass das etwas weit hergeholt ist?
Antwort: Nein. Ihnen ist vielleicht die Chaostheorie bekannt. Danach ist nicht auszuschließen, das Wüten eines Hurrikans in der Karibik auf eine winzige Störung des hydrostatischen Gleichgewichtes über Indonesien zurückzuführen, zum Beispiel durch den Flügelschlag eines Schmetterlings. Wenn solche fantastisch anmutenden Abhängigkeiten existieren, warum nicht auch andere?
Frage: Was gab den Anstoß zu Ihrem Buch?
Antwort: Der Wunsch, einen längeren Text zu Papier und zu Ende zu bringen, ein Besuch auf Sylt und der Hinweis, dass eine begnadete Geschäftsfrau ein lukratives Geschäft zugunsten ihrer Freundin sausen lässt.
Frage: Würden Sie sich als Schriftsteller bezeichnen?
Antwort: Ich habe einen Kriminalroman geschrieben. Wenn das ausreicht, ein Schriftsteller zu sein, dann bin ich es. Ich vermute aber hinter Ihrer Frage, ob ich meine, ein herausragender oder zumindest guter Schriftsteller zu sein. Ich weiß das nicht. Aber ich zitiere in meinem Roman einen genialen Schriftsteller. Sie können danach auf Entdeckungsreise gehen. Er ist übrigens Amerikaner. Ich möchte jetzt schließen. Guten Tag.
Hoch Caesar hatte sich über Skandinavien festgesetzt. Jung konnte die Tage, seit es das letzte Mal geregnet hatte, nicht mehr zählen. Untypisch, dachte er und hob seine Tasse an die Lippen. Er liebte Ostfriesentee am frühen Morgen. Es war still auf der Terrasse. Frau und Tochter schliefen noch dem beginnenden Ferientag entgegen.
Als er wenig später das Haus, das am Südrand der Stadt lag, verließ, waren die flachen Frühnebelfelder auf der Nachbarkoppel von der aufgehenden Sonne schon weggebrannt. Jung bestieg gut gelaunt seinen Wagen.
Jung mochte sein Auto, ein Kompromiss zwischen seinem Willen zu sparen und dem Wunsch seiner Frau Svenja nach Ästhetik, Image und–wie sie sich auszudrücken pflegte–einem gewissen Basiskomfort, wie ergonomischen Sitzen mit Heizung, Klimaanlage, CD-Radio und anständigen Reifen auf coolen Felgen. Er genoss die kurze Fahrt. Die magere Wirtschaft der Region mit einer der höchsten Arbeitslosenquoten des Landes hatte zumindest den Vorteil eines entspannten Berufsverkehrs. Sein Weg führte ihn zur Polizeiinspektion Nord auf Norderhofenden.
Er erfreute sich am Anblick der neu gestalteten Hafenspitze gegenüber dem Polizeigebäude. Ihm gefielen die breiten, langen Promenaden, die glatten, schweren Teakholzbänke unter einfachen, schnörkellosen Laternen, das weitläufige Bohlwerk mit der Museumswerft, an deren Bootsstegen restaurierte Oldtimer aus der Zeit der kommerziellen Segelschifffahrt lagen. Gegenüber, am Ostufer, sah man den ochsenblutroten Holzbau des Restaurants Bellevue mit der über dem Wasser schwebenden, überdachten Holzterrasse, und gleich links davon liefen die Stege der neuen Marina in die Förde, an denen Sportboote vertäut lagen. Auch einige Luxusjachten konnte er ausmachen. Die gesamte Innenstadtsanierung war mit viel Geld in den vergangenen Jahren vollendet worden und–seiner Meinung nach–gut gelungen.
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