Irish Mafia: Familie oder Liebe? - A. J. Sparrow - E-Book

Irish Mafia: Familie oder Liebe? E-Book

A. J. Sparrow

0,0
4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Laureline wächst in einem goldenen Käfig auf. Als einzige Tochter des irischen Mafia-Bosses, lebt sie zusammen mit ihrem Vater und ihren drei Brüdern in Chicago. Nichts darf sie alleine machen, ohne dass ihr einer ihrer Brüder oder einer der anderen Männer ihres Vaters folgen. Seine Geschäfte interessieren sie null, aber dennoch ist sie eine Zielscheibe und auch ein Druckmittel sollten Feinde sie in die Finger bekommen. Sie hasst diese Welt und würde am liebsten aus ihr ausbrechen, leider ist das alles nicht so einfach. Was sie am eigenen Leib erfahren muss! Kean ist der Sohn eines Gang-Bosses und hat noch eine Rechnung mit den O’Reilly-Brüdern offen. Was würde da besser passen, als sich ihre kleine Schwester zu schnappen? An sie heranzukommen ist allerdings nicht so einfach, wie er es gern hätte. Als sich ihm dann jedoch eine Chance bietet, ergreift er sie sofort. Stellt sich nur die Frage, was er mit ihr machen soll. Denn eins wird ihm ganz schnell klar: Sie geht ihm unter die Haut. Buch enthält Szenen und Ausdrücke, die nicht unter 18 Jahren gelesen werden sollten. Entspricht ca. 330 Print Seiten

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



A. J. Sparrow

 

 

 

 

Irish Mafia

 

Familie oder Liebe ?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Copyright © 2021

A. J. Sparrow

[email protected]

Covergestaltung: Copyright © 2021

Seleni Black

Coverbilder: Pixabey/Fotolia

Korrektur:

Textwerkstatt 2021

 

Stand: Dezember 2021

Deutsche Erstauflage

 

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne Zustimmung der Autorin nachgedruckt oder anderweitig verwendet werden.

 

Die Ereignisse in diesem Buch sind frei erfunden. Die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entsprechend der Fantasie der Autorin, oder wurden in einem fiktiven Kontext gesetzt und bilden nicht die Wirklichkeit ab. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, tatsächliche Ereignisse, Orte oder Organisationen sind rein zufällig.

 

 

„Leben wird nicht gemessen an der Zahl der

Atemzüge, die wir nehmen, sondern an den

Momenten, die uns den Atem nehmen.“

- Maya Angelou-

 

 

1

Laureline

 

Als Tochter eines irischen Mafia-Bosses hatte man es nicht immer leicht, denn man hatte quasi kein eigenes Leben. Egal wo ich hinging, es waren immer mindestens zwei Bodyguards in meiner Nähe. Ich konnte rein gar nichts machen, ohne dass mein Vater oder einer meiner drei Brüder etwas davon erfuhr.

Meine Mutter hatte diese ständige Kontrolle irgendwann nicht mehr ausgehalten und war abgehauen. Sie hatte mich einfach hier zurückgelassen, wobei ich nicht annahm, dass mein Vater ihr groß eine Wahl gelassen hatte. Ich wusste nicht, ob sie noch lebte oder nicht, aber mittlerweile war es mir auch egal. Meine Brüder wollten nie mit ihr gehen. Das Einzige, was sie wollten, war, in die Geschäfte unseres Vaters einzusteigen. Ich war das Küken in der Familie, der Nachzügler, denn alle meine Brüder waren älter als ich.

Schon immer war ich Daddys kleine Prinzessin und auch meine Brüder behandelten mich immer so. Kein Junge durfte mir zu nahe kommen, daher war es auch nicht sehr verwunderlich, dass ich mit neunzehn noch Jungfrau war. Aber wenn ich sah, wie meine Brüder sich Frauen gegenüber benahmen, fand ich das nicht sonderlich schlimm. Denn die drei vögelten alles, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Und ich wollte nicht nur eine Kerbe an einem Bettpfosten irgendeines Kerles sein. Ganz davon abgesehen, dass meine Brüder dem Kerl danach den Schwanz abschneiden würden.

Nein, dann blieb ich doch lieber Jungfrau, wenn es irgendwann passiert, dann sollte es auch so sein. Viel raus, um jemanden kennenzulernen, kam ich eh nicht. Mein Besuch bestand nur aus meiner besten Freundin Liv. Wir kannten uns seit dem Kindergarten und sie war immer die Einzige, die sich auch traute, zu mir zu kommen. Alle anderen hatten zu viel Angst vor meinem Vater.

Niemand sprach aus, was er machte, aber jeder wusste es. Nur Liv war immer mein Fels in der Brandung. Sie ließ sich nie unterkriegen und hatte auch keine Angst davor, meinem Vater, meinen Brüdern und ihren ganzen Männern die Meinung zu sagen. Und das wurde in letzter Zeit immer häufiger.

Wir studierten beide das gleiche, nur, dass sie aufs College gehen konnte und ich das Ganze als Fernstudium machen musste. Nur den Kindergarten durfte ich besuchen, danach wurde ich zu Hause unterrichtet. Es war zu gefährlich für mich, in der Schule oder auf einem Campus herumzulaufen, laut meinem Vater. Aber ganz ehrlich, ich hatte auch keine Lust, immer von zwei Bodyguards begleitet zu werden. Kennenlernen würde ich sowieso niemanden, denn meine Aufpasser würden niemanden außer Liv in meine Nähe lassen. Daher war es so wahrscheinlich besser, so sah ich wenigstens nicht, wie andere ihr Leben genossen und ich es nicht durfte.

 

Ich beendete gerade eine meiner Hausaufgaben, als mein Handy piepte und den Eingang einer Nachricht mitteilte. Da nicht viele diese Nummer hatten, war die Liste derer, die sich melden konnten, nicht wirklich lang. Aber auch ohne einen Blick darauf zu werfen, wusste ich, wer es war. Denn es kam nur eine Person in Frage. Daher griff ich mit einem Lächeln im Gesicht nach meinem Smartphone und öffnete die Nachricht von Liv.

 

Liv:

Hey Süße, alles gut bei dir?

Ich:

Ja, klar und bei dir?

Liv:

Kennst mich doch? Lust, shoppen

zu gehen?

Ich:

Lust schon, aber ich habe keine

Ahnung, ob ich mein Gefängnis

verlassen darf.

Liv:

Ich bin gleich bei dir und dann

regle ich das.

Ich:

Okay, bis gleich

 

Ich musste mir das Lachen verkneifen, denn wenn Liv sagte, sie würde das regeln, dann würde sie meinem Vater wieder eine Predigt halten. Das wollte ich nicht verpassen, daher schlüpfte ich schnell in meine Skinny Jeans, einen dünnen Pulli und in meine Chucks.

Dann schnappte ich mir noch meine Tasche und verließ eilig mein Zimmer. Auf dem Flur prallte ich natürlich gegen einen meiner Brüder. Das hatte mir gerade noch gefehlt.

„Wo willst du denn so schnell hin? Und vor allem fertig zum Ausgehen?“, wollte Oran von mir wissen.

„Liv kommt gleich, wir wollen shoppen gehen“, sagte ich schnell, lief weiter zur Treppe und nach unten.

Genau rechtzeitig, denn in dem Moment klingelte es an der Tür. Ich öffnete sie und Liv fiel mir sofort um den Hals.

„Liv, schön dich zu sehen. Was führt dich zu uns?“, ertönte plötzlich die Stimme von meinem Vater durch den Eingangsbereich.

Wir fuhren beide zusammen, weil wir uns erschrocken hatten. „Hey Mr. O, ich wollte Laureline nur zum Shoppen abholen“, antwortete meine Freundin in einem lockeren Ton.

Ich schaute zu meinem Vater und wartete gebannt auf seine Antwort. Er ließ sich Zeit, sehr viel Zeit. Und ich sah Liv schon wieder alleine wegfahren.

„Na gut, aber nur unter einer Bedienung“, meinte mein Vater dann schließlich.

„Welche?“, wollte ich wissen.

Auch jetzt ließ sich mein Dad wieder viel Zeit. Und mittlerweile waren alle meine drei Brüder anwesend und auch einige Männer meines Vaters standen um uns herum. Sie wussten, wie mein Dad war und sie alle kannten meine Wutausbrüche, aber am meisten freuten sie sich immer auf das Theater, das Liv machen würde, wenn er Nein sagte.

„Du nimmst deine Brüder mit. Und darüber lasse ich nicht mit mir diskutieren, Laureline“, sagte er, wobei er bei dem letzten Teil Liv mit einem drohenden Blick ansah.

Innerlich stöhnte ich auf, denn meine Brüder waren schlimmer als jeder Bodyguard, der für unsere Familie arbeitete. Ich nickte stumm und ergab mich meinem Schicksal. Als ich zu meiner Freundin schaute, konnte ich sehen, dass auch sie damit nicht einverstanden war. Aber zu unser aller Überraschung hielt sie den Mund und nahm es ebenso hin, wie ich auch.

Meine Brüder sagten natürlich nichts dazu, denn sie taten immer ohne Wenn und Aber, was mein Vater von ihnen wollte. Und wenn das bedeutete, den Babysitter für ihre kleine Schwester zu spielen, dann war das ebenso. Ich gab meinem Vater einen Kuss auf die Wange und ging dann zusammen mit Liv hinaus. Wie nicht anders zu erwarten, musste ich mit meinen Babysittern im Auto fahren, während meine Freundin mit ihrem eigenen Auto vorfuhr.

Bei der Shopping Mall angekommen parkten wir und stiegen aus. Liv hakte sich bei mir unter und so gingen wir hinein. Natürlich immer unter den wachsamen Augen meiner Brüder. Wir versuchten sie so gut es ging zu ignorieren, aber manchmal war das leichter gesagt als getan. Dass sie mir nicht auch noch in die Umkleidekabine folgten, war alles.

 

2

Kean

 

Gott, ich hasste die O´Rileys, dieses arrogante Pack. Sie dachten, ihnen gehöre die ganze Stadt, aber dem war nicht so. Sie würden sich noch ganz schön blöd umschauen, wenn sie irgendwann nichts mehr zu melden hatten. Und wenn es nach mir ginge, könnte das lieber gestern als morgen sein.

Vor allem die drei Brüder waren mir ein Dorn im Auge, denn mit dem ältesten, Cillian, hatte ich noch eine Rechnung offen. Er hatte vor vier Monaten meinen Cousin und besten Freund abgeknallt, und dafür würde er bezahlen. Sie dachten echt, sie seien unantastbar, aber jeder hatte seine Schwachstelle. Und die des O´Riley Clans war ein kleiner rothaariger Lockenkopf, der auf den Namen Laureline hörte.

Die kleine irische Prinzessin wurde immer komplett abgeschottet. Wenn sie mal das Anwesen verlassen durfte, dann waren immer mindestens zwei Bodyguards bei ihr. Aktuelle Fotos von ihr gab es auch nicht, die, die ich hatte, waren inzwischen vier Jahre alt. Mit fünfzehn war sie schon echt nett anzuschauen und jetzt mit neunzehn war sie wahrscheinlich eine echte Augenweide. Sie hatte eine Freundin, Liv, ein etwas molliges Mädchen mit einem recht hübschen Gesicht und einer großen Klappe. Sie scheute sich nicht davor, das zu sagen, was sie dachte und machte auch vor der Familie ihrer Freundin keinen Halt. So zu mindestens wurde es mir von einem Informanten berichtet. Mein Handy vibrierte in meiner Hosentasche und ich zog es heraus, um zu sehen, wer was von mir wollte.

 

Scar:

Die Prinzessin hat das Nest verlassen.

Ich:

Wie viele sind bei ihr?

Scar:

Alle drei O´Rileys.

Ich:

Sag den Jungs Bescheid.

Scar:

Alles klar.

 

Mit einem Grinsen im Gesicht steckte ich mein Handy wieder weg, erhob mich, schob mir meine Waffen in den Hosenbund und verließ mein Büro.

Heute war mein Glückstag. Sie präsentierten sich mir alle auf einem Silbertablett und wussten noch nicht einmal was davon. Ja, ja, … Hochmut kam vor dem Fall und ich würde dafür sorgen, dass sie sehr tief fallen würden.

Ich verließ mein Haus, vor dem meine Männer schon auf mich warteten. Fünfzehn sollten reichen für die drei aufgeblasenen Wichser.

Wir fuhren mit drei Autos, damit wir nicht zu auffällig waren, denn ich wollte vermeiden, dass sie uns vorher schon entdeckten. Wo würde denn sonst mein Spaß bleiben? Wir fuhren los und waren relativ schnell bei der Mall angekommen. Wir stiegen aus und verteilten uns, waren aber immer miteinander verbunden.

Der Erste, der diese irische Brut entdeckten würde, gab den anderen dann Bescheid. Wir würden sie einkesseln und ihnen eine Abreibung verpassen. Und außerdem wollte ich die kleine Prinzessin mit eigenen Augen sehen.

 

Ich lief zusammen mit Scar durch die Mall, was echt ätzend war, da es hier immer von zu vielen Menschen wimmelte. Vor allem diese gackernden Hühner gingen mir auf den Sack. Mussten die sich immer hier herumtreiben? Als ich in ihrem Alter war, war ich lieber draußen, als mich in einer überfüllten Mall aufzuhalten.

Wir liefen gerade an den Imbiss-Ständen vorbei, als mich ein glockenhelles Lachen innehalten ließ. Ich drehte mich suchend um meine eigene Achse, weil ich unbedingt wissen wollte, wo dieses Lachen herkam. Und dann sah ich sie! Sie hatte eine rote Lockenmähne und die grünsten Augen, die ich je gesehen hatte. Ihre kleine süße Stupsnase war übersäht mit Sommersprossen und ich hatte auf einmal das dringende Bedürfnis, zu zählen, wie viele sich darauf befanden.

Dann traf es mich wie ein Schlag! Rote Haare und grüne Augen: Laureline O´Riley.

Die Ähnlichkeit zu ihren Brüdern war unverkennbar. Also waren die drei sicher nicht weit weg, denn sie würden sie niemals aus den Augen lassen. Ich schaute zu Scar und zeigte mit meinem Kinn in ihre Richtung. Sofort gab er den anderen Bescheid, dass wir sie gefunden hatten.

Ich schaute mich suchend nach ihren drei Brüdern um und entdeckte sie dann auch ganz in der Nähe. Und als hätte ich sie gerufen, drehte auf einmal Cillian seinen Kopf in unsere Richtung. Und man konnte ihm ansehen, dass er gar nicht begeistert war, mich zu sehen. Daher konnte ich mir auch ein Grinsen nicht verkneifen.

Aus dem Augenwinkel sah ich, dass auch die anderen nach und nach bei uns ankamen. Auch Cillian entging dies nicht, denn er stieß seine Brüder an und teilte es ihnen mit. Sie drehten sich auch in unsere Richtung und verzogen nur das Gesicht. Ja, auch sie waren nicht begeistert. Und mein Grinsen wurde immer breiter.

Mit schnellen Schritten gingen sie zu ihrer Schwester und ihrer Freundin. Cillian packte sie am Oberarm und zog sie von ihrem Stuhl hoch und hinter sich her. Um ihre Freundin kümmerten sie sich nicht. Denn ihnen war es nur wichtig, ihre Schwester in Sicherheit zu bringen. Was ich verstehen konnte, ich würde nicht anders handeln. Aber Liv folgte ihnen auf dem Fuß und ließ sich nicht abwimmeln.

Wir folgten ihnen mit etwas Abstand, ließen sie dabei aber nicht aus den Augen. Wir mussten nur hier raus, denn hier waren zu viele Menschen. Auf so viele Zeugen hatte ich keinen Bock. Die fünf liefen Richtung Parkhaus, was einfach perfekt für uns war. Dort würden wir sie uns schnappen können, ohne dass zu viele etwas davon mitbekamen. Und die Videoaufnahmen würden wir danach verschwinden lassen.

 

3

Laureline

 

Oh Mann, das durfte doch alles nicht wahr sein! Bis jetzt hatte ich einen schönen Tag gehab, aber nun wurde ich von meinen Brüdern regelrecht durch die Mall geschleift. Eben saß ich noch mit Liv zusammen an einem Tisch und aßen etwas und dann wurde ich auch schon am Arm gepackt und hier raus gezerrt.

Für Liv schienen sich meine Brüder nicht zu interessieren, denn sie beachteten meine Freundin überhaupt nicht mehr.

Aber sie ließ sich davon nicht einschüchtern und folgte uns auf dem Fuß. Jetzt erkannte ich auch, wo es hingehen sollte. Zum Auto, denn wir liefen auf direktem Weg zum Parkhaus. Immerhin hatte Oran meine Tüten bei sich. Ein Wunder, dass er daran gedacht hatte. Ich fragte mich nur, was auf einmal in die drei gefahren war, sie hatten mich regelrecht eingekesselt. Einer auf jeder Seite und einer hinter mir. Cillian hielt mit einer Hand meinen Oberarm umklammert und mit der anderen hielt er sich das Handy ans Ohr. Viel bekam ich nicht mit, von dem, was er sagte. Nur so viel wie; „sie sind hier, schickt Verstärkung“.

Ob es was mit dem Typen zu tun hatte, den ich gesehen hatte. Der mit den Augen, die aussahen, als wären sie schwarz. Er war ebenfalls nicht alleine hier. Ich konnte mich aber nicht umdrehen, weil ich dann nur auf Shanes Brust gestarrt hätte. Anscheinend war ich gerade mitten in eine Auseinandersetzung zwischen meiner Familie und einer der Gangs geraten. Klasse echt, ganz großes Kino. Verdammt, so hatte ich mir den Tag garantiert nicht vorgestellt.

 

Kurz bevor wir das Auto endlich erreicht hatten, stellten sich uns vier Kerle in den Weg. Cillian schob mich sofort hinter sich in Deckung, was diese komischen Typen zum Lachen brachte. „Du brauchst sie gar nicht vor uns zu verstecken, wir haben sie alle schon gesehen“, hörte ich auf einmal eine dunkle Stimme hinter mir sagen.

Aus Reflex drehte ich mich zu ihm um und musste hart schlucken. Es war der Kerl mit den fast schwarzen Augen, den ich eben schon einmal gesehen hatte. So schnell konnte ich gar nicht schauen, wie sich Oran und Shane vor mich geschoben hatten, um mich somit, vor den Blicken der Kerle abzuschirmen. Mittlerweile standen mindestens fünfzehn Kerle um uns herum. Auch Liv stand bei uns im Kreis, nur schien ihr keiner irgendeine Beachtung zu schenken.

„Was wollt ihr?“, fragte Cillian den Kerl, der anscheinend das Sagen hatte.

Diese Frage schien er sehr witzig zu finden, denn er fing lauthals an zu lachen. „Als ob du das nicht wüsstest, O`Riley“, antwortete er immer noch lachend.

„Lass meine Schwester und ihre Freundin von hier verschwinden und wir regeln das unter uns“, knurrte Cillian.

„Die Freundin deiner Schwester kann gern gehen, aber Laureline bleibt hier. Wo bleibt denn sonst der Spaß?“

Als er meinen Namen aussprach, lief mir ein Schauer über den Körper. Das war mir neu, das hatte bis jetzt noch kein Mann geschafft.

„Liv, du verschwindest jetzt von hier. Und versuch erst gar nicht, mit mir zu diskutieren“, sagte Shane zu ihr und sein Ton duldete absolut keinen Wiederspruch.

Das schien auch Liv gemerkt zu haben, denn ohne ein weiteres Wort ging sie zu ihrem Wagen, stieg ein und fuhr weg. Den Blick, den sie mir noch zuwarf, sagte mir deutlich, dass sie lieber bei mir geblieben wäre. Damit ich hier nicht alleine zwischen die Fronten geriet. Aber so fand ich es auch besser, ihr sollte nichts passieren, nur weil ich die Tochter eines Mafia-Bosses war.

„So, wir schaffen jetzt die Kleine hier weg und dann seid ihr fällig. Oder soll sie dabei zusehen, wie wir euch fertigmachen?“

Was? Mich von hier wegbringen? Niemals würde ich mit diesen Kerlen gehen und meine Brüder hier alleine lassen. „Versuch es und du bist tot Kean“, zischte Oran drohend.

„Hmm, ihr seid definitiv nicht in der Position, um mit uns zu verhandeln. Immerhin sind wir fünfzehn und ihr nur drei“, sagte dieser Kean und machte eine kleine Pause. „Es war naiv, zu denken, dass wir das nicht ausnutzen würden“, fügte er noch hinzu.

So langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich wusste, dass meine Brüder gut waren, aber die anderen waren einfach zu viele. Und ihre Gegner kannten ihren Schwachpunkt nur zu gut: mich. Jeder wusste, dass sie alles dafür tun würde, damit mir nichts passierte, auch wenn sie selber dadurch etwas abbekommen würden. Sie beschützten mich schon mein ganzes Leben lang und daran würde sich auch heute nichts ändern.

Dieser Kean wusste es auch, er beugte sich zu einem seiner Männer und flüsterte ihm etwas ins Ohr, sodass dieser anfing, dreckig zu grinsen. Und dann brach das Chaos aus. Die Kerle stürmten von allen Seiten auf uns los. Meine Brüder nahmen mich in ihre Mitte und versuchten sie zurückzuhalten. Nur dieser Kean stand immer noch an Ort und Stelle und schaute sich alles in Ruhe an.

 

Plötzlich wurde ich am Arm gepackt und von meinen Brüdern weggezerrt. Ich erkannte den, der eben noch so dreckig gegrinst hatte, jetzt wusste ich auch, warum. Der Typ zerrte mich in Richtung seines Bosses, wobei ich es ihm nicht wirklich leichtmachte. Ich schlug und trat um mich und erwischte ihn auch immer wieder. Shane wollte zu mir, um mir zu helfen. Jedoch stellten ihm sich zwei der Kerle in den Weg und hielten ihm eine Waffe vor die Nase.

Auch Cillian und Oran wehrten sich nicht weiter, da jeder der anderen mit einer Waffe auf sie zielte. „Lass mich los, du Wichser“, schrie ich den Kerl an und trat ihm in die Eier.

Leider ließ er mich nicht los, wie ich gehofft hatte, sondern holte aus und verpasste mir eine harte Ohrfeige. Ich schmeckte Blut, da mir durch den Schlag die Lippe aufgeplatzt war. „Dafür werde ich dich töten Scar“, schrie Shane, der jetzt bei den anderen stand und immer noch mit der Waffe bedroht wurde.

„Dafür müsstest du mich erst einmal in die Finger bekommen und im Moment halte ich ja etwas sehr Wertvolles in den Händen, weshalb ihr schön die Füße stillhaltet“, höhnte dieser Scar.

Er drehte mich so, dass ich mit meinem Rücken an seine Brust stand. Dann schnupperte er an meinen Haaren, einen Arm hatte er mir um den Bauch gelegt, um mich an Ort und Stelle zu halten, mit der anderen griff er an meine Brust. „Nein“, schrie ich und mir wurde schlecht.

Ich holte mit meinem Kopf aus und verpasste ihm eine Kopfnuss. Als mein Hinterkopf auf seine Nase traf, erklang ein furchtbar knackendes Geräusch. Ich hatte ihm soeben die Nase gebrochen, selber schuld. Ein Blick zu meinen Brüdern zeigte mir, dass sie stolz auf mein Handeln waren. Immerhin hatten sie mir beigebracht, wie ich mich verteidigen konnte.

„Du Miststück!“, schrie Scar, und bevor ich wusste, wie mir geschah, traf mich seine Faust mit voller Wucht.

Das Letzte, was ich sah, bevor alles schwarz wurde, waren die wütenden Gesichter meiner drei Brüder.

 

4

Kean

 

Ganz so sollte es nicht laufen und vor allem hätte Scar die Kleine nicht schlagen sollen. Aber das würde ich später mit ihm klären. Jetzt war erst mal wichtig, dass sie in meinem Wagen auf der Rückbank lag und ihre Brüder absolut nichts dagegen tun konnten. Sie standen in unserer Mitte und waren absolut machtlos, konnten nur dabei zusehen, wie wir die kleine Prinzessin mitnahmen.

Meiner Männer hielten sie immer noch unter Kontrolle, die drei wussten, dass sie nicht die geringste Chance gegen uns hatten. Daher unternahmen sie auch keinen Versuch, uns davon abzuhalten. Aber ihre Gesichter waren Gold wert, normalerweise müsste ich davon ein Bild machen. Aber ich hatte genug Zeit vergeudet, daher drehte ich mich um und lief zu meinem Auto. „Wir sehen uns Jungs“, sagte ich, bevor ich einstieg und wegfuhr.

Meine Männer würden sie nur noch ein wenig in Schach halten und sich dann ebenfalls zurückziehen. Da die drei O`Rileys nicht wussten, wo ich wohnte, bestand auch nicht die Gefahr, dass sie einfach bei mir auf der Matte standen.

Meine Männer und ich würden uns die nächsten Tage etwas rarmachen, so hatten die drei auch nicht die Möglichkeit, sich einen von uns zu schnappen. Sie würden sie oder auch mich nur foltern, um herauszufinden, wo ich Laureline hingebracht hatte.

Ich schaute kurz auf die Rückbank zu der schlafenden Prinzessin. Mit ihrer roten Lockenmähne und dieser hellen Haut sah sie aus wie Merida. Ja, ich wusste, wer das war, das blieb nicht aus, wenn die Ex auf Disney-Filme stand. Ich hatte die ganzen Filme gefühlte hundertmal mit ihr schauen müssen. Würg. Zum Glück war ich die Alte los. So etwas Nerviges hatte ich selten in der Kiste. Aber sie konnte Schwänze lutschen wie keine andere. Daher habe ich mir das auch so lange angetan.

Ich stellte mir gerade vor, wie Laureline ihre Lippen um meinen Schwanz legten und schon stand dieser wie eine Eins. Verdammt, so sollte das jetzt aber nicht laufen, denn sie war nur Mittel zum Zweck. Mit ihr wollte ich nur ihrer verschissenen Familie eins auswichen. Und den ersten Schritt dazu hatte ich soeben getan. Ich hatte ihnen bewiesen, dass ich ihnen ohne große Mühe das Unantastbarste ihres Clans weggenommen hatte.

 

Als wir bei mir zu Hause ankamen, stieg ich aus und holte die noch immer bewusstlose Laureline von der Rückbank. Ich trug sie ins Haus, da Scar die Tür geöffnet hatte, konnte ich einfach durchlaufen. Ich brachte sie nach oben in das Zimmer neben meinem eigenen Schlafzimmer. Die beiden Räume waren durch eine Tür miteinander verbunden. Diese fiel jedoch nicht auf und konnte nur von meiner Seite geöffnet werden. So konnte ich zwar jederzeit zu ihr, aber sie nicht zu mir.

Ich legte sie auf das Bett und verließ das Zimmer auch schon wieder. Die Tür schloss ich natürlich ab. So konnte sie nicht abhauen. Denn auch die Fenster konnte man nur mit einem Schlüssel öffnen und sie waren bruchsicher. Damit konnte sie auch nicht auf dumme Gedanken kommen und die Scheiben einschlagen. Ich ging wieder hinunter und in die Küche, in der Scar schon auf mich wartete. Er hatte sich eine Tasse Kaffee eingeschenkt und grinste mich dämlich an. Ich ging zum Kühlschrank, nahm mir eine Flasche Coke heraus und lehnte mich gegen die Arbeitsplatte.

„Was hast du jetzt mit dieser kratzbürstigen Bitch vor?“, wollte Scar von mir wissen.

Das erinnerte mich daran, dass ich mit ihm auch noch etwas zu klären hatte. Ich ging auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen. Er hatte gerade seine Tasse abgestellt, da holte ich aus und verpasste ihm einen Kinnhaken. Scar musste sich an der Arbeitsplatte abstützen, sonst wäre er zu Boden gegangen. Ich machte einen Schritt von ihm weg und wartete, bis er wieder aufrecht vor mir stand.

„Alter, für was war das denn?“, wollte er wissen und rieb sich sein Kinn.

Für diese Frage allein hätte ich ihm am liebsten noch eine verpasst. Aber ich beherrschte mich und lehnte mich wieder gegen die Arbeitsplatte hinter mir. Und bevor ich ihm antwortete, nahm ich erst mal einen großen Schluck von meiner Coke.

„Das war dafür, dass du sie so geschlagen hast, dass ihre Lippe aufplatzte und sie jetzt immer noch bewusstlos da oben liegt“, sagte ich zu ihm und er schaute mich nur ungläubig an.

„Was hätte ich den machen sollen? Die Kleine hat mir in die Eier getreten und meine Nase angebrochen. Und außerdem, woher willst du wissen, dass sie noch nicht wieder wach ist?“

„Weil, wenn sie wach wäre, es garantiert nicht so ruhig wäre. Sie ist immerhin eine O´Riley“, sagte ich und nahm noch einen Schluck aus meiner Flasche.

Scar schaute mich an, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank, sagte aber zu seinem Glück nichts mehr dazu. Und als hätte die kleine Prinzessin mich gehört, fing sie oben an zu toben. Sie schrie und fluchte. Sie nahm Ausdrücke in den Mund, die ich ihr nie zugetraut hätte, auch rief sie immer wieder was auf Irisch. Aber es war wohl zu erwarten, immerhin hatte sie drei ältere Brüder, da hatte sie wohl einiges gelernt.

Dem Schreien folgte ein Poltern und auch Krachen. Wahrscheinlich nahm sie gerade das Zimmer auseinander. Mir egal, sollte sie sich ruhig ein wenig austoben. Ich musste grinsen und nahm noch einen Schluck aus meiner Flasche. „Willst du nicht was dagegen unternehmen? Bevor sie das komplette Zimmer zerlegt“, meldete sich Scar jetzt zu Wort.

„Nope!“, war alles, was ich sagte und setzte mich an den Tisch.

„Du willst die Kleine ficken“, stellte Scar fest und ließ sich mir gegenüber nieder.

Mein Freund schaute mich skeptisch an, so als sei jede Antwort, die ich ihm auf diese Frage geben könnte, sowieso gelogen.

 

Nachdem Scar gegangen war, ging ich in mein Arbeitszimmer und erledigte einige Dinge, während das kleine Rotlöckchen oben immer noch in voller Fahrt war. Eins musste man ihr lassen: Sie hatte echt Ausdauer. Nur würde die ihr hier nicht viel nützen. Ich bekam immer, was ich wollte und ich wollte dieses kleine störrische Ding in die Knie zwingen. Sie war genauso Stolz wie der Rest ihrer Bande.

Ich ließ mich davon nicht stören und setzte mir Kopfhörer auf, schaltete ich die Musik ein und drehte sie auf. So konnte ich meine Arbeit erledigen und nichts störte mich dabei. Ich schrieb unter anderem meinem Vater eine Nachricht, um ihn auf dem Laufenden zu halten. Ich war mir sicher, dass es ihm gefallen würde, dass wir die Kleine hatten. Mit Sicherheit würde er auch vorbeikommen, um sie sich persönlich anzuschauen. Sollte mir nur recht sein, er brauchte nur nicht versuchen, sie mitzunehmen, denn das würde ich nicht zulassen. Sie war mein Trumpf, um diesen Pissern von O´Rileys eins auszuwischen und den würde ich mir nicht nehmen lassen.

Als ich das nächste Mal auf die Uhr sah, waren schon vier Stunden vergangen. Ich beendete meine Arbeit und fuhr den Laptop herunter. Dann schaltete ich die Musik aus und setzte die Kopfhörer ab. Anscheinend war die kleine Wildkatze fertig mit ihrem Tobsuchtsanfall, denn es war nichts mehr von ihr zu hören. Ich stand auf und verließ mein Büro, um in die Küche zu gehen. Ich hatte Hunger, daher schaute ich im Kühlschrank nach, was ich finden konnte. Er war voll, aber nichts sprach mich wirklich an. Daher schloss ich ihn wieder, holte mein Handy aus der Tasche und bestellte mir eine Pizza.

Nach einer halben Stunde kam mein Essen. Ich stellte die große Schachtel auf meinen Esstisch und holte mir einen Teller aus dem Schrank. Ich setzte mich an den Tisch und nahm mir ein Stück aus dem Karton. Nachdem ich es gegessen hatte, stand ich auf und holte noch einen Teller aus dem Schrank. Auf diesen legte ich ebenfalls ein Stück, lief aus der Küche und ging die Treppe nach oben.

Vor Laurelines Zimmer blieb ich stehen und es war immer noch nichts zu hören. So wie sie sich ausgetobt hatte, musste sie hungrig sein. Ich klopfte an und wartete, nachdem ich immer noch nichts hörte, schloss ich die Tür auf und ging hinein. Ich schloss die Tür hinter mir und schaute mich im Zimmer um. Sie hatte ganze Arbeit geleistet, dass musste ich zugeben. Das Zimmer war völlig verwüstet und von Laureline war nichts zu sehen. Da die Tür zum Badezimmer zu war, nahm ich an, dass sie da drin war. Nur konnte sie mich von dort nicht aussperren, denn diese Tür konnte man nicht verschließen.

Ich stellte den Teller auf dem Nachtschrank ab und lief zur Badezimmertür. Auch hier klopfte ich an und erhielt wieder keine Antwort von ihr. Daher öffnete ich vorsichtig die Tür und sah sie in der Ecke auf dem Boden sitzen. Laureline hatte die Beine angezogen und den Kopf auf ihren Knien liegen. Durch ihre wilde Lockenmähne konnte ich ihr Gesicht zwar nicht sehen, aber ich war mir sicher, dass ihre Augen geschlossen waren.

Ich ging vor ihr in die Hocke und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Ja, sie schlief und sah dabei aus wie ein Engel. Ich schaute auf ihre Hände, die ganz schön unter ihrem Wutausbruch gelitten hatten. Ich schüttelte den Kopf, nahm sie auf meine Arme und trug sie zum Bett. Sie war anscheinend so fertig, dass sie davon nicht wach wurde. Ich legte sie darauf ab und verließ leise das Zimmer. Ich schloss ab und ging wieder hinunter, um fertig zu essen. Danach setzte ich mich im Wohnzimmer auf die Couch und schaute noch etwas fernseh.

 

5

Laureline

 

Ich wachte auf und musste feststellen, dass ich nicht mehr im Badezimmer auf dem Boden saß, sondern in dem Bett lag, das in meinem Gefängnis stand. Als mein Magen anfing zu knurren, nahm ich den Geruch von Pizza wahr. Ich drehte meinen Kopf in Richtung Nachtschrank und entdeckte einen Teller mit Pizza darauf. Ich hatte so einen Hunger, dass ich, ohne darüber nachzudenken, den Teller nahm und das Pizzastück sofort hinunterschlang.

Ich schluckte den letzten Bissen hinunter und stellte den Teller wieder auf den Nachtschrank zurück. Dann ging ich ins Bad und trank etwas Wasser aus dem Hahn, um meinen Durst zu stillen. Dieser Penner musste mich ins Bett gebracht und mir die Pizza dagelassen haben. Ich verließ das Badezimmer wieder und ging zur Tür. Ich versuchte sie zu öffnen, aber auch dieses Mal ging es nicht. Sie war immer noch oder wieder verschlossen.

Oh, meine Brüder würden ihn dafür töten und ich würde grinsend dabei zusehen. Wenn er sich mit meiner Familie anlegte, dann kam das einem Todesurteil gleich. Wahrscheinlich wusste er das sogar und hatte mich dennoch entführt. Wobei ich doch rein gar nichts mit den Geschäften meiner Familie zu tun hatte. Mehr als mir mein Leben zu ruinieren, hatten sie nie für mich getan und jetzt wurde ich deshalb auch noch von diesem Bastard festgehalten.

Eins schwor ich mir, so wie ich wieder bei meiner Familie war, würde ich meinen Brüdern gehörig in den Arsch treten und meinem Vater sagen, dass ich mein eigenes Leben führen und nicht für immer in einem Gefängnis leben wollte.

 

Ich überlegte eine Weile, wie ich hier herauskommen konnte, aber mir fiel nichts ein. Durch ein Klopfen an der Tür wurde ich aus meinen Überlegungen gerissen. Und noch bevor ich irgendwas sagen konnte, stand dieser Wichser auch schon im Zimmer. Er hatte eine Flasche mit Wasser und noch mehr Pizza dabei. Sofort konnte ich das Essen riechen und mein Magen fing wieder das Knurren an.

Dem Kerl schien das nicht entgangen zu sein, denn er fing dämlich zu grinsen an. Er trat weiter in den Raum ein und jetzt konnte ich sehen, dass er unter dem Arm auch noch einen Verbandskasten hatte. Hatte er etwa vor, mir etwas anzutun und mich gleich danach zu verarzten? Ich ballte meine Hände zu Fäusten und spürte in beiden einen stechenden Schmerz. Ein Blick auf meine Hände zeigte mir, dass ich sie mir bereits verletzt hatte. Das musste durch meine Verschönerungsaktion von diesem Zimmer passiert sein.

Er folgte meinem Blick zu meinen Händen und sofort war das Grinsen aus seinem Gesicht verschwunden. „Die hast du ganz schön übel zugerichtet“, sagte er zu mir und seine Stimme ging mir durch und durch.

Er kam zum Bett und stellte die Flasche und den Teller auf dem Nachtschrank ab. Je näher er kam, umso weiter rutschte ich auf dem Bett von ihm weg. Bis ich beinahe davon herunterfiel. Also stand ich auf und stellte mich an die Wand, so war zumindest das Bett zwischen uns. Denn ich wollte ihn nicht in meiner Nähe, na ja, nicht noch näher bei mir haben, als er es so schon war.

„Ich werde dir nicht wehtun, ich möchte mir nur deine Hände genauer anschauen“, sagte er ruhig und sanft zu mir.

Was sollte das? Wollte der mich etwa verarschen? Ich stieß ein hartes Lachen aus, ehe ich ihm antwortete. „Wer´s glaubt. Darum hast du mich von deinem Handlanger auch K. O. schlagen lassen und entführt“, fuhr ich ihn an.

„Dass er dich geschlagen hat, war nicht meine Idee. Dafür habe ich ihn aber auch schon zur Rechenschaft gezogen“, erwiderte er.

Das ergab doch alles überhaupt keinen Sinn für mich. Warum sollte er einen seiner Männer zur Rechenschaft ziehen, nur weil er mir eine verpasst hatte?

Bist du verrückt?“, fragte ich ihn, das war das Erste, was mir zu seinem widersprüchlichem Verhalten einfiel.

Er fing an zu lachen und … oh Mann, … das Lachen ging mir durch und durch. Verdammte Scheiße noch mal. Das durfte doch echt nicht wahr sein. Dieser Typ hatte mich entführt und ich wurde allein durch seine Anwesenheit und seinem Lachen erregt. Irgendetwas stimmte nicht mit mir. Er legte den Verbandskasten auf dem Bett ab und beruhigte sich langsam wieder. „Ich bin Kean“, stellte er sich vor.

Kean, der Name passte zu ihm, ich schaute ihn mir genauer an. Seine Arme waren tätowiert, da er ein T-Shirt trug waren sie sehr gut zu sehen. Gut durchtrainiert war er auch, das konnte ich ebenfalls erkennen. Seine dunklen Haare trug er recht kurz und seine dunklen Augen wirkten fast schwarz bei dem Licht hier im Zimmer. Und der leichte Drei-Tage-Bart, ließ ihn wie den vollkommenen Bad Boy aussehen. Also genau das, was er auch war.

„Pech für dich, den Namen kann man sich ja leider nicht selber aussuchen“, sagte ich zu ihm, auch wenn ich das nicht so meinte. Nur das musste er ja nicht wissen.

„Nicht jeder kann so einen schönen Namen haben wie du, nicht wahr“, gab er abfällig von sich, was mich wieder wütend machte. Dieser miese Pisser kannte mich nicht und wusste rein gar nichts über mich. Aber dennoch behandelte er mich, wie ein naives Dummchen. Sollte er mich ruhig unterschätzen, zum Schluss würde ich diejenige sein, die lachte.

 

Gut, dann würde ich jetzt mal, das kleine, brave und gehorsame Mädchen spielen. Aber nur solange, bis ich einen Weg gefunden hatte, von hier zu verschwinden oder meine Brüder zu kontaktieren. Daher ging ich langsam um das Bett herum und auf diesen Kerl zu. Ich setzte mich aufs Bett und hielt ihm meine Hände hin. Sofort erschien ein selbstzufriedenes Grinsen auf seinem Gesicht. Arschloch!

Kean öffnete den Verbandskasten und holte zuerst etwas heraus, mit dem er meine Hände säubern konnte. Er tat das sehr behutsam und vorsichtig. Hätte ich ihm gar nicht zugetraut, dass er das konnte. Als meine Hände gesäubert waren, verteilte er eine Salbe darauf und wickelte um beide einen Verband.

---ENDE DER LESEPROBE---