Colorado Wolf Pack: Cayden - A. J. Sparrow - E-Book

Colorado Wolf Pack: Cayden E-Book

A. J. Sparrow

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Beschreibung

Ein Alpha zu sein ist nicht immer einfach. Cayden tut alles für sein Rudel, auch wenn er die Führung nicht so früh übernehmen wollte. Aber durch eine Verletzung ist es seinem Vater nicht mehr möglich, die seinen so zu beschützen, wie es sein müsste. Cayden genießt sein Leben in vollen Zügen. Nur als sich das ruhigste Mitglied seines Rudels als seine Gefährtin entpuppt, stellt es auf einmal alles auf den Kopf. Imogene ist lieber für sich allein. Sie kann den Trubel im Rudel nicht leiden. Da auch die anderen Wölfe kein Interesse an ihr haben, kann sie ihre Ruhe genießen. Über Sticheleien der anderen versucht sie, hinwegzusehen. Doch plötzlich findet sie ihren Gefährten, etwas, das Imogene nie für möglich gehalten hätte. Dazu kommt noch, dass es kein Geringerer ist als ihr Alpha Cayden! Werden Cayden und Imogene es schaffen, sich daran zu gewöhnen Gefährten zu sein und werden sie die drohende Gefahr von sich und dem Rudel fernhalten können? Dieses Buch enthält explizite Szenen Entspricht ca. 220 Print Seiten

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A. J. Sparrow

 

 

 

 

 

Colorado Wolf Pack

Cayden

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Copyright © 2023

A. J. Sparrow

[email protected]

Neustadter Straße

68309 Mannheim

Covergestaltung: Copyright © 2023

Seleni Black

Coverbilder: Pixabay

Korrektur:

Textwerkstatt 2023

 

Stand: Dezember 2023

Deutsche Erstauflage

 

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne Zustimmung der Autorin nachgedruckt oder anderweitig verwendet werden.

 

Die Ereignisse in diesem Buch sind frei erfunden. Die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse entsprechend der Fantasie der Autorin, oder wurden in einem fiktiven Kontext gesetzt und bilden nicht die Wirklichkeit ab. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, tatsächliche Ereignisse, Orte oder Organisationen sind rein zufällig.

 

Wenn der Zufall die Liebe erweckt,

ordnet sich im Menschen

alles nach dieser Liebe,

und die Liebe bringt ihm

das Gefühl für die Weite-

-Der kleine Prinz-

-Antoine De Saint-Exupéry

1

Cayden

 

Vor einem Jahr hatte ich die Position des Alphas von meinem Vater übernommen. Nicht etwa, weil er zu alt, oder gar gestorben war, sondern weil er sich bei einem Unfall verletzte und nun sein rechtes Bein nicht mehr so wollte wie er. Dadurch war er nicht mehr in der Lage, sich richtig um unser Rudel zu kümmern oder es so zu beschützen, wie er es sollte. Normalerweise war man älter als dreiunddreißig, wenn man ein Rudel übernahm. Natürlich gab es auch da Ausnahme, wenn zum Beispiel ein Wolf dachte, er gründete jetzt einfach mal ein Rudel. Im Normalfall übernahm man es aber von seinem Vater.

Seit ich geboren war, stand fest, dass ich irgendwann mal der Alpha unseres Rudels sein würde, nur hätte das gerne noch einige Jahrzehnte warten können. Nun war es nicht mehr zu ändern und ich nahm meine Aufgabe auch sehr ernst. Mein Dad stand mir dabei immer beratend zur Seite.

Es gab aber noch etwas, das ich gerne tat. Ich war Tätowierer und liebte es einfach, meine kreative Ader auszuleben. Wann immer es meine Zeit zuließ, fuhr ich in eine der Städte in der Nähe und arbeitete. Ich war in ganz Colorado der Beste und meine Kunden warteten auch gerne Mal ein Jahr auf einen Termin. Jedes Studio war froh, wenn ich mich dafür entschied, bei ihnen einige Bilder zu stechen.

 

Gerade arbeitete ich an einem Entwurf für meinen Beta und gleichzeitig auch besten Freund Tian, als die Tür zu meinem Büro aufschwang und meine Mum mit ihm eintrat. Meine Mutter, die zwei Köpfe kleiner war als mein Beta, hatte ihn am Ohr gepackt und hinter sich hergezogen. Vor meinem Schreibtisch blieb sie stehen und funkelte mich wütend an. „Cay, sag ihr bitte, sie soll mein Ohr loslassen“, jammerte Tian.

„Ach, halt den Mund, du hättest noch viel Schlimmeres verdient“, fuhr Mum ihn an.

Jetzt war meine Neugier geweckt, denn meine Mutter wurde nur wegen einer Sache so wütend, oder sollte ich besser sagen, wegen einer Person. Imogene! Eine Wölfin, die mein Vater als Welpe mitgebracht hatte, nachdem ihre Eltern vor ihren Augen abgeschlachtet worden war. Dad vermutete, dass die Wölfe, die dafür verantwortlich waren, aus deren eigenem Rudel stammten. Es war Zufall, dass mein Dad mit einigen seiner Männer dazukam und so wenigsten sie retten konnten.

Als mein Vater mit ihr zusammen in die Tür reinkam, hatte meine Mutter sie sofort ins Herz geschlossen. Sie konnte nach mir keine Kinder mehr bekommen und so hatte sie das Mädchen bekommen, das sie sich gewünscht hatte. Ich war damals vierzehn Jahre alt gewesen. Seitdem war sie ein Teil meiner Familie. Meine Eltern hatten sie kurz darauf offiziell adoptiert, ihr aber ihren alten Nachnamen gelassen, da sie etwas von ihren Eltern behalten sollte. Sie war in eine Decke eingewickelt, auf der der Name gestickt war.

„Sag diesem Zecken verseuchten Flohsack, dass er seine blöden Kommentare für sich behalten soll. Ansonsten wird er mein neuer Bettvorleger“, knurrte meine Mum und ließ das Ohr von T los.

Sie funkelte ihn noch kurz wütend an, rauschte dann aus meinem Büro und schloss die Tür mit einem lauten Knall. Tian ließ sich auf einen der beiden Sessel vor meinem Schreibtisch fallen und rieb sich sein Ohr. „Mann, Alter, du weißt, dass ich deine Mutter liebe, aber ganz ehrlich, sie ist vollkommen verrückt.“

„Was hast du angestellt?“, fragte ich ihn schmunzelnd.

„Gar nichts. Na ja, vielleicht habe ich Imogene angeboten, beim nächsten Vollmond mit ihr in den Wald zu verschwinden“, sagte er kleinlaut.

Es fiel mir schwer, ruhig zu bleiben und ihn nicht anzuknurren. Jetzt verstand ich meine Mutter. Sie behütete Imogene, das war von Anfang an so gewesen. Meine „kleine Schwester“ war eine Einzelgängerin und das war nicht gut für einen Wolf.

„Was hast du auch anderes erwartet? Du weißt doch, dass meine Mutter jeden umlegen würde, der sich Imogene gegenüber so benimmt“, knurrte ich.

Tian sah mich an und zog eine Augenbraue nach oben. Auch ich verstand meine Reaktion nicht! Aber allein bei dem Gedanken, Imogene würde wirklich mit ihm in den Wald gehen, brachte mich dazu, ihm zeigen zu wollen, wer hier das Sagen hatte. „Lässt du etwa gerade den großen Bruder raushängen?“

T schüttelte ungläubig den Kopf und ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Um vom Thema abzulenken, zeigte ich ihm den Entwurf für sein nächstes Tattoo. Sofort hatte er Imogene vergessen und redete nur noch darüber, wie geil es auf seinem Rücken aussehen würde.

 

Eine halbe Stunde später war ich wieder allein. Ich legte die Tattoo-Vorlage von T zur Seite und nahm mir eine andere zur Hand. Ich holte sie aus der untersten Schublade meines Schreibtisches. Ich schaute mir mein Kunstwerk eine ganze Weile an. Es waren Pfingstrosen, die so angeordnet waren, dass sie perfekt auf ein Schulterblatt passten. Um genau zu sein, auf das von Imogene. Warum ich mir für sie ausgerechnet diese Blume ausgesucht hatte, war einfach zu erklären. Imogene roch nach Pfingstrosen.

Sie hatte auf ihrem rechten Schulterblatt eine Narbe, leider war es nicht irgendeine Narbe. Sie wurde als Kleinkind gebrandmarkt wie ein Tier. Daher waren es die zwei Buchstaben D und S, die sie immer an ihre Vergangenheit erinnerten. Mein Dad hatte die Vermutung, dass ihre Eltern deshalb mit ihr geflohen waren. Denn in den Papieren, die sie dabei hatten, stand, dass sie aus Irland stammten.

Auch wenn es dort nicht gestanden hätte, würde man es Imogene sofort ansehen. Sie hatte rote lange Haare, Unmengen von Sommersprossen auf der Nase und grasgrüne Augen.

Seit sie bei uns war, konnte man die Traurigkeit in ihren Augen sehen. Egal was meine Eltern auch versuchten, dieser Ausdruck war nie verschwunden. Ich wusste, dass sie meine Eltern liebte, auch wenn sie es nicht zeigen konnte.

Ich schüttelte über mich selbst den Kopf, legte das Bild wieder weg und entschied mich dafür, mir ein wenig die Beine zu vertreten. Ich verließ mein Haus durch die Hintertür, verwandelte mich und rannte in den Wald. Meine Klamotten ließ ich vorher einfach auf den Boden fallen.

 

2

Imogene

 

 

„Nehm dir die Worte von Tian nicht so sehr zu Herzen, Liebes. Du weißt, dass er eine große Klappe hat“, sagte meine Mum und strich mir sanft über den Rücken.

„Ich weiß“, flüsterte ich und schmiegte mich an sie.

Eine ganze Weile saßen wir so da. Keiner von uns sagte ein Wort, was aber auch nicht nötig war. Egal was kam, meine Mum verteidigte mich immer. Eigentlich sollte ich mittlerweile selbst in der Lage sein, meine eigenen Kämpfe auszutragen, nur leider fehlte mir dazu immer der Mut. Ich war einfach viel zu schüchtern.

Das Rudel mochte mich nicht. Ich wusste, dass sie mich nur duldeten und insgeheim hofften, der Alpha würde mich verstoßen. Dazu hatte er jedes Recht, immerhin war ich nicht in dieses Rudel hineingeboren worden. Wahrscheinlich tat er es nur nicht, weil ich sozusagen seine kleine Schwester war. Cayden war elf Jahre älter als ich, daher hatten wir nie wirklich viel Zeit miteinander verbracht.

Als ich in die Familie kam, war er immerhin schon vierzehn. In diesem Alter hatten junge Werwölfe andere Sachen im Sinn, als sich um ihre „kleine Schwester“ zu kümmern. Vor allem die Jungs in diesem Alter waren schlimm, denn ihre Triebe brachen mit aller Gewalt an die Oberfläche.

 

„Ich muss los, Liebes. Dein Dad wartete bestimmt schon auf mich. Wenn etwas ist, dann komm einfach zu uns“, sagte Mum und riss mich damit aus meinen Gedanken.

Nachdem sie mir noch einen Kuss auf den Scheitel gegeben hatte, war sie auch schon verschwunden. Ich schaute mich in meinem kleinen Wohnzimmer um und entschied mich, ein Buch zu lesen.

Meine kleine Hütte lag etwas abseits im Wald. Hier hatte ich meine Ruhe und die anderen mussten meine Nähe nicht ertragen. Mum und Dad waren nicht begeistert gewesen, als ich ihnen sagte, wo meine Hütte gebaut werden sollte. Letzten Endes hatten sie aber doch nachgegeben und so bekam ich mein Zuhause im Wald und nicht bei den anderen Hütten und Häusern.

Unsere Siedlung lag am Shadow Mountain. Hierher verirrten sich keine Wanderer, da sie viel zu viel Angst vor den Wölfen hatten, die hier ihr Unwesen trieben. Wenn sie wüssten, dass es nicht nur einfache Wölfe waren, sondern Werwölfe, dann würden sie uns sofort die Ranger auf den Hals hetzen. Aber so hatten wir unsere Ruhe.

Viele aus unserem Rudel arbeiteten in den kleinen Städten, die hier in der Nähe waren. Ich hingegen arbeitete von zu Hause aus. Ich fertigte Auftragszeichnungen an. Dazu brauchten mir meine Kunden nur ein Bild schicken. Meine Eltern nahmen die Pakete, in denen ich die fertigen Arbeiten verschickte, immer mit zur Post.

Ich mochte die Nähe zu anderen nicht wirklich, was für einen Werwolf nicht normal war. Normalerweise brauchten wir Nähe und auch Berührungen von anderen unserer Art. Nur ich nicht, was aber auch niemand hier schlimm fand, denn bis auf meine Eltern mieden mich die anderen. Man konnte in ihren Augen sehen, dass sie sich fragten, warum ich überhaupt noch hier war. Warum mich unser Alpha nicht längst davongejagt hatte.

Na ja, Cayden war so etwas wie mein großer Bruder und er wusste, wie sehr mich unsere beziehungsweise seine Eltern liebten. Ich hatte mich bewusst für eine Hütte entschieden, die am weitesten weg war von denen der anderen. So hatte ich meine Ruhe und die anderen mussten meinen Anblick nicht ertragen.

 

Ich hatte mich gegen ein Buch entschieden und arbeitete lieber etwas weiter, so lange das Licht noch gut war. Denn ich malte viel lieber bei Tageslicht. Vertieft in meine Arbeit, ein Öl-Porträt von einem Kind, merkte ich nicht, dass sich jemand meiner Hütte näherte. Ich hatte auch immer Stöpsel in den Ohren, weil ich immer Musik hörte, wenn ich arbeitete.

Meine Nackenhaare stellten sich auf, weshalb ich die Musik stoppte und die Stöpsel aus den Ohren zog. Das Klopfen an meiner Tür war drängend, so als würde derjenige schon eine Weile davorstehen. Ich legte den Pinsel zur Seite, wischte mir die Hände an einem Tuch ab und ging zur Tür. Mein unbehagliches Gefühl warnte mich eigentlich davor, meine Tür zu öffnen, dennoch tat ich es.

Isabell und ihre Schatten standen davor. Sie wollte unbedingt die Alpha des Rudels werden, nur interessierte sich Cayden nicht wirklich für sie. Das störte sie jedoch in keiner Weise und aus irgendeinem Grund war ich ihr ein Dorn in der Pfote.

„Was willst du hier?“, knurrte ich.

„Ach, ich wollte nur mal sehen, ob du immer noch lebst und zu meinem Bedauern, atmest du leider immer noch“, schnurrte sie zuckersüß.

Bevor ich noch etwas sagen konnte, drängte sie sich mit ihren vier Schatten an mir vorbei in meine Hütte. Isabell sah sich um und verzog angewidert das Gesicht. „Genau wie du, einfach nur unscheinbar und langweilig“, lachte sie und ihre Schatten fielen mit ein.

Ich wich immer weiter vor den fünf zurück, solche Situationen war ich nicht gewöhnt. Normal redeten die anderen über mich, ließen mich aber ansonsten zufrieden. Sie stellte sich vor die Staffelei, auf der das Bild stand, an dem ich gerade gearbeitet hatte. Drei ihrer Anhängsel stellten sich vor die drei anderen Staffeleien mit den fertigen Porträts darauf. Die beiden anderen stellten sich so in meine unmittelbare Nähe, dass sie mich davon abhielten, zu den anderen zu gehen.

„Besonders gut bist du ja nicht. Warum man dich für dieses Geschmiere bezahlt, ist mir unverständlich.“

Sie fing an, gehässig zu lachen und wieder stimmten die anderen Weiber mit ein. Als ich einen Schritt nach vorne machte, stellten sich Schatten eins und zwei mir in den Weg. Isabell, Schatten drei und vier nahmen sich Farbe, die hier überall herumlag. Auch ohne, dass sie aussprach, was sie vorhatte, wusste ich es. „Wir sorgen jetzt dafür, dass aus diesen hässlichen Dingern echte Kunstwerke werden.“

„NEIN!“, schrie ich und stemmte mich gegen die Hände, die mich festhielten.

Leider konnten Schatten eins und zwei verdammt fest zupacken. Dabei ließen sie ihre Krallen wachsen, die sich mir in die Oberarme bohrten. Ich musste hilflos dabei zusehen, wie die anderen meine Bilder mit Farbe beschmierten und sie mit ihren Krallen zerschlitzten.

Nachdem sie damit fertig waren, verwüsteten sie mein Wohnzimmer, zerfetzten die Kissen und Polster meiner Couch, meine Vorhänge. Sie zerstörten Kleinigkeiten, die hier herumstanden und beschmierten alles mit Farbe. Wie lange ich bei der Zerstörung meines Zuhauses zusehen musste, wusste ich nicht. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an.

Irgendwann hatten sie genug und verschwanden aus meiner Hütte. Wie betäubt ging ich vor meinem kleinen Kamin in die Knie, hob den zerbrochenen Bilderrahmen auf und starrte entsetzt darauf. Isabell hatte das einzige Bild zerstört, das ich von meinen leiblichen Eltern hatte. Ich drückte es an meine Brust, wobei ich nicht auf die Glassplitter achtete, und fing bitterlich an zu weinen.

 

3

Cayden

 

Durch den Wald zu jagen tat mir gut und ich bekam meinen Kopf wieder frei. Gerade als ich zurück zu meinem Haus wollte, hörte ich ein lautes „Nein“. Ich wusste sofort, zu wem diese Stimme gehörte und eilte zu ihrer Hütte. Leider war ich nicht so schnell dort, wie ich es mir gewünscht hatte, da ich ein ganzes Stück weit weg gewesen war.

An der Hütte angekommen verwandelte ich mich zurück. Wie immer nach einer Verwandlung war ich nackt. Wenn ich meine Klamotten vorher nicht ausgezogen hätte, wären sie während der Verwandlung zerfetzt worden.

Die Tür stand offen, daher ging ich sofort hinein. Ich blieb kurz stehen und schaute mich um. Das komplette Wohnzimmer war verwüstet worden und hinter der Couch, vor dem Kamin, saß eine völlig aufgelöste Imogene. Über der Rückenlehne ihres Sofas lag eine Decke, die ich mir um die Hüfte wickelte. Immerhin wollte ich Imogene nicht noch weiter verschrecken.

„Hey Kleines, was ist hier passiert?“, fragte ich sie leise, als ich vor ihr kniete.

Imogene achtete nicht auf mich, sie weinte, ohne einen Ton von sich zu geben, so wie sie das schon immer getan hatte. Sie wiegte sich vor und zurück und drückte dabei etwas fest an ihre Brust. Nach einem Moment des Wartens, reagierte sie immer noch nicht auf meine Gegenwart. Daher legte ich ihr vorsichtig die Hand auf die Schulter.

Imogene zuckte zusammen und wich etwas vor mir zurück. Es dauerte einen Moment, bis sie durch ihre Tränen verschleierten Augen erkannte, wer vor ihr stand. Als sie mich endlich ansah, musste ich hart schlucken. Ihre wunderschönen grünen Augen waren voller Schmerz und Trauer. Noch mehr, als ich jemals zuvor bei ihr gesehen hatte. Imogene presste schon beinahe verzweifelt etwas gegen ihre Brust. Als ich ihre Hände davon lösen wollte, wich sie wieder etwas vor mir zurück.

„Kleines, zeigst du mir bitte, was du da in den Händen hältst?“, versuchte ich es mit sanfter und ruhiger Stimme.

„Sie haben es einfach kaputt gemacht. Sie haben einfach alles kaputt gemacht“, flüsterte sie und drückte ihre Hände noch fester gegen ihre Brust.

Ich hörte ein leises Knirschen, als wenn zerbrochenes Glas aneinander reiben würde. Da unter Imogene keine Scherben zu sehen waren, nahm ich an, dass sie einen Bilderrahmen an ihre Brust drückte.

Langsam näherte ich mich ihr wieder, schaute sie mir dabei etwas genauer an. An beiden Oberarmen hatte sie Blutflecken und das Shirt hatte kleine Löcher. Es sah aus, als ob sie jemand mit Klauen festgehalten hätte. Ich musste mich sehr beherrschen, nicht vor Zorn laut zu knurren. Imogene sollte keine Angst vor mir bekommen.

Mir fiel meine Mum ein, nur ihr würde Imogene jetzt vertrauen. Da wir nur in unserer Wolfsgestalt miteinander in Gedanken reden konnten, schaute ich mich nach dem Telefon um. Nachdem ich es gefunden hatte, ging ich damit in die kleine Küche und telefonierte kurz mit meiner Mutter. Natürlich machte sie sich sofort auf den Weg.

Zurück im Wohnzimmer schaute ich mir dieses genauer an. Tief sog ich die Luft ein und sofort wusste ich, wer für das alles verantwortlich war. Isabell und ihre dämlichen Freundinnen. Eines musste man ihnen lassen, sie hatten ganze Arbeit geleistet. Imogenes Bilder waren komplett zerstört. Es würde sie eine Menge Zeit kosten, alle noch einmal zu malen. Immerhin waren es Auftragsarbeiten, mit denen sie ihr Geld verdiente.

 

Kurz darauf betraten meine Eltern das kleine Häuschen. Meine Mum sog die Luft ein und mein Dad knurrte, als sie das Chaos sahen. Mum eilte zu Imogene und redete leise auf sie ein. „Isabell!“, knurrte Dad, nachdem auch er den Geruch erkannt hatte.

Imogene stand auf und verschwand in ihrem Schlafzimmer. Mum kam zu uns und zeigte mir, was sie so fest gegen ihre Brust gedrückt hatte. Als ich es erkannte, versetzte es mir einen Stich in der Brust. Es war das einzige Bild, das Imogene von ihren Eltern hatte und es war völlig zerstört. „Dafür werden diese Weiber bezahlen!“, knurrte meine Mutter und mein Vater nickte zustimmend.

Ich selbst würde dafür sorgen, dass diese Weiber meiner Kleinen nie wieder zu nahe kommen würden. Verdammt „meine Kleine“, wo kam das denn jetzt auf einmal her? „Sie kommt jetzt erst einmal mit zu uns“, riss mich Mum aus meinen Gedanken.

„Nein, Imogene wird mit zu mir kommen. Ich habe mehr Platz als ihr und sie hätte ihr eigenes Zimmer, in dem auch für ihre Staffeleien genug Platz ist“, brummte ich.

Meine Eltern nickten zufrieden und ich fragte mich, ob das ihre eigentliche Absicht gewesen war.

Imogene stellte sich mit einer kleinen Tasche zu uns, woraufhin Dad sie sanft in seine Arme zog. Sie schmiegte sich an seine Brust und genoss sichtlich die Sicherheit, die er ihr bot. Eifersucht wallte in mir auf. Woher die auf einmal kam, konnte ich mir nicht erklären.

„Du kommst mit zu mir, da ich mehr Platz habe als Mum und Dad“, informierte ich Imogene und nahm ihr die Tasche ab.

Man konnte ihr ansehen, dass sie etwas dazu sagen wollte, weil ihr dies nicht passte. Wahrscheinlich traute sie sich nicht und sagte deshalb nichts dazu. Nachdem wir die Hütte verlassen hatten, verschloss mein Vater sie. Er wollte nicht, dass darin noch mehr zerstört wurde. Um die Aufräumarbeiten würde ich mich in den kommenden Tagen kümmern.

 

Imogene lief hinter mir, zwischen Mum und Dad. Je näher wir dem Hauptplatz unserer Gemeinschaft kamen, desto angespannter wurde sie. Ich wusste auch ganz genau, woran das lag. Isabell stand mit ihren Weibern in der Mitte des Platzes. Als sie mich sah, legte sie sofort ein strahlendes Lächeln auf und ihre Schatten taten es ihr gleich.

Dadurch, dass ich Imogene verdeckte, sahen die Weiber auch nur meine Eltern neben mir laufen. Ich hatte immer noch nur die Decke um meine Hüften gewickelt. Aber Nacktheit war für uns etwas völlig Normales, daher störte dieser Anblick auch niemand.

Als ich einen Schritt zur Seite ging und Isabell, sowie auch ihre Schatten Imogene hinter mir sahen, fiel ihnen das Lächeln aus dem Gesicht. Sie wurden alle fünf blass und mussten hart schlucken. Gut so, sollten sie ruhig Angst haben. Aber bevor ich etwas sagen konnte, stürmte meine Mum schon an mir vorbei und direkt auf den Weiberhaufen zu.

„Was fällt euch widerlichen Frauen überhaupt ein? Was denkt ihr, wer ihr seid? Ihr seid gar nichts hier, habt nichts zu sagen und schon gar nicht habt ihr andere Mitglieder dieses Rudels zu verletzten und deren Eigentum zu zerstören“, fuhr sie die Weiber an.

Auch bei ihnen angekommen, legte ich meiner Mutter die Hand auf die Schulter, um sie zurückzuhalten. „Ihr werdet euch beim kommenden Vollmond nicht verwandeln und durch den Wald rennen. Ihr werdet hier auf dem Platz knien und den anderen dabei zusehen“, knurrte ich.

Ihre entsetzten Gesichter reichten mir nicht. Sie sollten noch mehr leiden und das würden sie beim Vollmond. Für uns gab es nichts Schlimmeres, als sich an Vollmond nicht zu verwandeln. Zwar konnten wir das jederzeit tun, aber zu dieser Zeit war es noch einmal etwas ganz Besonderes. Alles war viel intensiver, wenn wir uns in der Mondphase verwandelten. Gerüche, Geräusche und unsere Empfindungen.

Mittlerweile hatten sich einige aus dem Rudel um uns versammelt. Sie alle mieden Imogene, aber niemand würde auf die Idee kommen, ihr das anzutun, was diese Weiber getan hatten. Sie schauten voller Abscheu zu den Tussis und voller Mitleid zu Imogene. Diese hatte wie immer den Blick gesenkt und schaute niemanden an. Ich gab meiner Mutter ein Zeichen und sie ging mit meiner Kleinen und Dad gemeinsam in mein Haus.

„Cayden, das kannst du uns nicht antun. Nicht wegen der“, flehte Isabell, nachdem meine Eltern im Haus verschwunden waren.

„Du wagst es, meiner Entscheidung zu widersprechen?“, knurrte ich und baute mich vor ihr zu meiner vollen Größe auf.

Sofort sanken Isabell und ihre Schatten auf die Knie und boten mir ihren Nacken dar. „Nein!“, flüsterte sie.

Wenn ich nicht so ein gutes Gehör hätte, hätte ich sie nicht verstanden. „Tian, du wirst dafür sorgen, dass sie sich auch wirklich daranhalten“, brummte ich und schaute meinen Beta an.

T nickte mir zu, auch wenn er nicht allzu glücklich mit seiner Aufgabe war. Aber ich wusste, dass er sich an meinen Befehl halten würde. Darüber brauchte ich mir bei ihm keine Sorgen machen. Danach ließ ich alle stehen und folgte meiner Familie in mein Haus.

Meine Eltern saßen zusammen mit meiner Kleinen auf der Couch. Als ich eintrat, schauten alle drei in meine Richtung. „Komm mit mir, bitte“, sagte ich zu Imogene und nickte mit dem Kopf zur Treppe, die nach oben führte.

Dort oben hatte ich ein Gästezimmer, das für sie perfekt war. Eigentlich war es das Hauptschlafzimmer im Haus, aber ich brauchte nicht so viel Platz. Ich ging die Treppe hinauf und sah aus dem Augenwinkel, dass sie mir folgte. Vor dem Zimmer blieb ich stehen und wartete darauf, dass sie bei mir ankam. Erst als sie ebenfalls davor stand, öffnete ich die Tür und ließ Imogene hinein.

Ihre Tasche stellte ich auf dem Bett ab und beobachtete, wie sie sich alles genau ansah. Als Imogene sich zu mir umdrehte, erkannte ich das Fragezeichen in ihrem Gesicht. „Du kannst hier so lange bleiben, wie du möchtest.

---ENDE DER LESEPROBE---