Irland. Mehr Zeit für das Beste - Michi Bauer - E-Book

Irland. Mehr Zeit für das Beste E-Book

Michi Bauer

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Beschreibung

Irland, die Insel für alle Sinne: Saftige Wiesen, endlose Seen, goldene Strände, einsame Moorlandschaften, Steilküsten und Menschen voller Lebensfreude und Melancholie. Dazu die quirligen Pubs und keltische Mythen. Dieser Reiseführer zeigt Ihnen die Provinzen von Irland, nimmt Sie mit nach Dublin, und verzaubert Sie an den Cliffs of Moher. Wandern Sie in Irland und genießen Sie danach ein kühles Guinness, das Schwarze Gold der grünen Insel.

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EPUB

Seitenzahl: 332

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IRLAND

Mehr Zeit für das Beste

Der Reiseführer fürmeinen ganz persönlichenLieblingsurlaub

MICHI BAUER · OLIVER SCHIKORA · THOMAS STAROST

Die Top 10

RING OF KERRY→Seite 46

RING OF BEARA→Seite 60

COBH→Seite 102

GUINNESS STOREHOUSE→Seite 132

NEWGRANGE→Seite 174

BUNRATTY CASTLE UND FOLK PARK→Seite 208

CLIFFS OF MOHER→Seite 216

KYLEMORE ABBEY→Seite 226

BELFAST TITANIC QUARTER→Seite 254

GIANT’S CAUSEWAY→Seite 270

Inhalt

Das bin ich …

Nachhaltig reisen

Rundreise

INTERESSANTES ÜBER LAND UND LEUTE

Die Smaragdinsel

Special: Songs der Trauer

Special: Mehr als nur Bier

Special: Irland und England

LOS GEHT’S!

DER SÜDWESTEN

Zur Orientierung

Der perfekte Tag

1Ring of Kerry

2Dingle Peninsula

3Ring of Beara

4Killarney National Park

5Mizen Peninsula

Und wenn noch Zeit ist …

6 Der Ring im Ring • 7 Parknasilla • 8 Killarney • 9 Black Valley • 10 Skellig Islands • 11 An der Küste von Kenmare • 12 Die grün-blaue Lagune von Crookhaven

Infos & Adressen

DER SÜDEN

Zur Orientierung

Der perfekte Tag

13Cork

14Corks Umgebung

15Cobh

16Waterford

17Gartenlandschaften im Süden

Und wenn noch Zeit ist …

18 Kinsale • 19 Kinsale Ghost Tour • 20 Rock of Cashel • 21 Autotour The Vee • 22 Fota House, Garten und Wildlife Park • 23 Medieval Museum in Waterford • 24 Glengarriff Forrest Park

Infos & Adressen

DUBLIN

Zur Orientierung

Der perfekte Tag

25St. James’ Gate

26Northside

27Southside und Temple Bar

28Trinity College

29Howth und die Küste

Und wenn noch Zeit ist …

30 Dublin Writers • 31 Gaelic Sports im Croke Park • 32 Die Plakette für Father Pat Noise

Infos & Adressen

DER OSTEN

Zur Orientierung

Der perfekte Tag

33Wicklow Mountains

34Gartenlandschaften im Südosten

35Newgrange

36Kilkenny

37Tal von Glendalough

Und wenn noch Zeit ist …

38 Wexford • 39 White Gap • 40 Trim Castle • 41 Hill of Tara • 42 Slane Hill

Infos & Adressen

DER WESTEN

Zur Orientierung

Der perfekte Tag

43Limerick

44Aran Islands

45Cliffs of Moher

46Galway

47Connemara

48Shannon-Kreuzfahrt

Und wenn noch Zeit ist …

49 Achill Island • 50 Ennis • 51 Clonmacnoise • 52 Westport und Croagh Patrick • 53 The Burren • 54 Bunratty Castle • 55 Dún Dúchathair • 56 Ashford Castle • 57 Sky Road • 58 Lecarrow Harbour • 59 Der Welttenor von Athlone

Infos & Adressen

DER NORDEN, NORDIRLAND UND BELFAST

Zur Orientierung

Der perfekte Tag

60Belfast Titanic Quarter

61Belfast Innenstadt

62Causeway Coastal Route

63Sligo

64Donegal

65Glenveagh-Nationalpark

Und wenn noch Zeit ist …

66 Londonderry • 67 Belfast Cathedral Quarter • 68 Strangford Lough • 69 Slieve League • 70 Inishowen • 71 Bootstour auf dem Lagan • 72 Botanic Garden und Ulster Museum in Belfast • 73 Lough Gill

Infos & Adressen

IRLAND VON A BIS Z

Register

Bildnachweis

Checkliste

Impressum

Wie man Guinness richtig zapft, lernt man im Storehouse in Dublin.

Leprechauns sind als Glücksbringer immer gut.

In Dublin ist die Pub-Dichte wohl am höchsten in ganz Irland.

Die Statue »The Navigator« im Hafen von Cobh erinnert an die Gefahren der Seefahrt.

Im Park von Parknasilla gibt es viele tolle Ausblicke.

Feiernde Frauen am St. Patrick’s Day in Dublin

Bunt bemalte Häuser in Dublin

Schaf, Meer, Leuchtturm: typisch irisch in Donegal

Skyline von Belfast über dem Fluss Lagan

LEGENDE FÜR DIE PIKTOGRAMME

Autotour

Schifffahrt

Radtour

Aktivitäten

Panoramablick, Aussichtspunkt

Sehenswürdigkeit

Natur

Wanderung

Seilbahn

Bus, Bahn

Strand, Bademöglichkeit

Museum

Kirche, Kloster

Schöner Ort

Musik, Theater, Tanz

Essen & Trinken

Hotel, Übernachten

Party, Ausgehen

Einkaufen, Shopping

€-€€€

Preisniveau

DAS BIN ICH …

das smaragdgrüne Land des Regenbogens. Ich erstrecke mich in Nordwesteuropa vor der Westküste Großbritanniens, getrennt durch die 200 Meter tiefe, sehr raue Irische See. Die kürzeste Entfernung zur britischen Insel beträgt nur 18 Kilometer, die größte 223 Kilometer.

Die grüne Insel

Von Norden nach Süden misst die Insel 470 Kilometer, von Osten nach Westen 290 Kilometer. Längster Fluss ist mit 361 Kilometern der Shannon, der bei Limerick in den Atlantik mündet. Der höchste Berg ist der Carrauntoohil mit 1041 Metern im Südwesten der Insel, größter See der Lough Corrib mit 168 Quadratkilometern. Das Staatsgebiet der Republik Irland ist ähnlich groß wie Bayern und hat eine Fläche von 70 182 Quadratkilometern, Nordirland hat eine Fläche von 14 120 Quadratkilometern.

Dublin

Die Hauptstadt der Irischen Republik ist Dublin in der Provinz Leinster mit gut 527 600 Einwohnern. Die Hauptstadt von Nordirland ist Belfast und mit 280 500 Einwohnern zweitgrößte Stadt auf der Insel.

39%

sprechen Gälisch

Die Landessprache ist Englisch mit einem starken irischen Akzent. In weiten Gebieten in Donegal, Sligo oder Connemara wird aber auch noch Gälisch gesprochen.

Happy St-Paddy’s!

Der St. Patricks Day am 17. März ist ein nationaler Feiertag und wird in Gedenken an den Schutzheiligen Irlands jährlich ausgiebig mit Paraden und einer Vielfalt an Aktivitäten gefeiert.

Do’s

Gerne eine Einladung zu einem Pint akzeptieren, sich dann aber mit der nächsten Runde revanchieren.

Genießen Sie irische Livemusik in einem der urigen Pubs.

Den Slea Head Drive mit dem Fahrrad im Hochsommer erkunden und dann jedem, der es hören will, erzählen, dass man überlebt hat.

Don’ts

… be afraid to say hello to everyone! Die Iren sind ein sehr herzliches und offenes Volk.

Nicht vergessen die Regenjacke einzupacken. Es regnet oft nicht stark, aber immer mal wieder.

Auf der rechten Seite fahren. In Irland herrscht Linksverkehr.

Guiness, Whiskey & Co.

Für die Iren gehört der Genuss von Whiskey, Cider und Bier genauso dazu, wie für die Franzosen der Wein. Das liegt nicht zuletzt an der Natur der Iren: Sie sind gesellig und vor allem trinkfest!

3 Mio.

Im Land der Schafe

Es gibt in Irland ca. 33 000 Schafzüchter und beinahe drei Millionen Schafe. Alle Höfe sind Familienbetriebe mit Herden von rund 100 Tieren.

Wunderbare Natur

Ob Wicklow Mountains, die Nationalparks Killarney, Connemara, Glenveagh, der Ring of Kerry, die Dingle-Halbinsel oder einfach entlang der Küsten - in Irland kann man wunderbar wandern und die Natur genießen.

Nachhaltig reisen

Auf den ersten Blick scheint es etwas knifflig, Irland auf nachhaltige Weise zu bereisen. Außerhalb der Städte lässt sich die Insel besser mit dem Auto erkunden als mit öffentlichen Verkehrsmitteln, aber es gibt auch praktische Zug- und Buslinien, mit denen Sie gut von A nach B kommen. Mit »Transport for Ireland« können Sie Ihre Reisestrecken im Voraus planen (www.transportforireland.ie).

Außerdem bieten sich gemeinschaftliche Busreisen zu Highlights wie den Cliffs of Moher an. Orte wie Killarney oder der Norden des Landes eignen sich außerdem wunderbar für einen längeren Aufenthalt, um die Menschen und das Leben dort kennenzulernen.

Nachhaltige Unterkünfte finden Sie beispielsweise hier: www.ireland.com/de-de/plan-your-trip/accommodation/sustainable-stays-in-ireland. Anstatt von Highlight zu Highlight zu eilen, bleibt so auch genügend Zeit, die kleinen Geschäfte zu erkunden, wo es oftmals Produkte aus regionaler Herkunft oder Erzeugung zu kaufen gibt.

Unser Nachhaltigkeitskodex

Die Welt birgt viele Wunder, Abenteuer und spektakuläre Aussichten, die wir gerne erkunden möchten. Doch sie ist auch leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Hier ein paar Tipps, wie wir unsere Welt nachhaltig entdecken können:

Die Hauptsaison meiden: Wenn wir nicht gerade auf die Ferienzeiten angewiesen sind, können wir der Umwelt einen großen Gefallen tun, indem wir in der Nebensaison verreisen. Damit tragen wir zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Umwelt und der Infrastruktur bei, und der Urlaub wird dazu auch noch wesentlich entspannter.

Die Aufenthaltsdauer dem Reiseziel anpassen: Je weiter das Reiseziel entfernt ist, desto länger sollte der Aufenthalt sein. Dadurch lernen wir die Region nicht nur intensiver kennen, sondern stärken sie ganz nebenbei noch durch unsere Ausgaben vor Ort. Anfahrtsintensive Tagesausflüge sollten besser vermieden werden, das bedeutet nur Stress, sowohl für die Umwelt als auch für uns selbst.

Auf umweltschonende Verkehrsmittel setzen: Wo es möglich ist, reisen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Das reduziert nicht nur die Luftverschmutzung, sondern schont auch unsere Nerven. Falls das nicht geht, helfen verschiedenste Plattformen dabei, den CO2-Ausstoß auszugleichen, vor allem, wenn das gewünschte Reiseziel nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist.

Nur dort parken und campen, wo es erlaubt ist: Selbst, wenn wir uns noch so vorbildlich verhalten und unseren Aufenthaltsort so hinterlassen, wie wir ihn vorgefunden haben, stören wir den Lebensraum von Wildtieren und hinterlassen Spuren und Gerüche. Auch Lagerfeuer entzünden wir ausschließlich an den dafür vorgesehenen Stellen und achten dabei auf Waldbrandstufen und Naturschutzgebiete.

Ressourcen gewissenhaft nutzen: Manche Umweltressourcen sind bereits knapp, endlich sind auf jeden Fall alle. Um sie zu schonen, sollten wir sparsam mit ihnen umgehen, gerade in Gegenden, in denen zum Beispiel Wasser oder Strom nicht im Überfluss vorhanden sind.

Ein guter Gast sein: Nachhaltig unsere Umgebung zu erkunden bedeutet auch, der hiesigen Flora und Fauna mit Respekt zu begegnen. Pflanzen sollten auf keinen Fall gepflückt werden, aber sie stehen uns bestimmt gerne Modell für das eine oder andere Foto. Das Gleiche gilt für wilde Tiere: Wir füttern sie nicht, halten Abstand und beobachten sie aus der Ferne.

Auf den Wegen bleiben: Wer die vorgegebenen Wege verlässt, dringt nicht nur in die Rückzugsräume heimischer Arten ein, sondern trägt auch dazu bei, dass sich neue Wege bilden, was zur Erosion des Bodens führt.

Abfall wieder mitnehmen: Plastikverpackungen jeglicher Art, Dosen, Flaschen und Papiertaschentücher (es dauert Jahre, bis sich ein einzelnes Taschentuch vollständig abgebaut hat!) gehören nicht in die Natur, sondern artgerecht entsorgt. Am besten gleich eine wiederverwendbare Brotdose oder Trinkflasche mitnehmen.

Lokal kaufen: Dadurch lernen wir Land und Leute besser kennen und unterstützen die regionale Wirtschaft, außerdem sind regionale Produkte meist auch preisgünstiger und qualitativ hochwertiger.

So wie wir die Umwelt respektieren, wollen wir auch unseren Mitmenschen und deren Kultur Respekt entgegenbringen, gerade im Hinblick auf deren Traditionen, Religion oder typische Gebräuche. So können ein Lächeln oder ein paar Worte in der Landessprache Berge versetzen!

Rundreise

Eine Woche Tagträumen in Irland

1. Tag: Nach dem Flug entspannen an der Kenmare Bay

Nachmittag. Kenmare ist klein, aber der ideale Ausgangspunkt für eine Woche der Ruhe und des Genusses. Quietschbunte Häuser, belebte Sträßchen, Livemusik und der Duft des Atlantiks – als wolle das 900-Einwohner-Nest den vom Kerry Airport zunächst gen Süden gefahrenen Neuankömmlingen gleich mal sämtliche Facetten der Grünen Insel zeigen. Nur Steilküsten gibt’s keine, dafür aber den weitläufigen Reenagross Park. An der Abzweigung zum Hafen geht es gegenüber durch ein kleines Tor in diese Ruheoase.

2. Tag: Die Geheimnisse des magischen Rings

9 Uhr. Wer zeitig – und von Kenmare aus im Uhrzeigersinn – auf den Ring of Kerry biegt, lässt Buskolonnen hinter sich und hat Zeit für ein paar (fast) geheime Nischen. Wie die sieben »Walks« im öffentlichen Garten des Schlosshotels Parknasilla: Der Island Walk dauert 45 Minuten und führt durch Rhododendrenhaine vorbei an der Kenmare Bay – auf dem Felsen gegenüber scheinen die Robben zum Greifen nahe.

12 Uhr. Hinter Caherdaniel droht die N 70 ins langweiligere Binnenland abzudriften – und macht die Rechnung ohne den aufmerksamen Fahrer, der den kleinen Wegweiser zum Derrynane House sieht und nach links abbiegt. Die vier Kilometer Gerumpel über das bucklige Sträßlein und vorbei an besagtem Haus entschädigen mit einem (im Gegensatz zum Derrynane Beach vor Caherdaniel) menschenleeren Dünenabschnitt und bizarren Felsformationen im hier schon etwas aufgewühlten Kenmare River.

15 Uhr. Hoch den Berg und abenteuerlich wieder runter – die Kehren nach Waterville verzaubern mit grandiosen Blicken auf den Atlantik. Ein Drittel dieser magischen Rundfahrt ist absolviert, und wer den Ring of Skelligs nicht auch noch mitnehmen mag, kann hier kehrtmachen. Freilich nicht, ohne in diesem kunterbunten Küstenstädtchen einen Irish Coffee geschlürft zu haben: im Pub des Butler Arms Hotel stilecht in der kleinen Gaststube, wo bereits mittags das Kaminfeuer prasselt. Charlie Chaplin hat auch schon auf den dunklen, knarzigen Bänken gesessen.

Hier nächtigte schon Charlie Chaplin: Butler Arms Hotel in Waterville.

Dünen und Felsen am Kenmare River: der Derrynane Beach

3. Tag: Über Berg und Fluss – der Weg ist das Ziel

8 Uhr. Rauf zu Moll’s Gap geht’s gemütlich, runter nach Killarney wird es dann spannend, so eng winden sich die Kurven durch Rhododendrendickicht und Schafherden. Zwischendurch stehen plötzlich fotografierende Menschen – womit schon zu weit ist, wer den ungestörtesten Blick auf die Seen des Nationalparks haben möchte. Denn am Ladies View mag Königin Victoria einst gern ins Tal geschaut haben, an dem kaum auszumachenden kleinen Parkplatz ein Stückchen weiter oben liegen dafür ein paar Felsblöcke, und im Sitzen lässt sich das Panorama gleich viel entspannter genießen.

11.30 Uhr. Wer fährt im Urlaub schon gern zwei Stunden im engen Mietwagen? Das Grummeln verstummt schnell am Ufer des River Shannon. Der ist bei Tarbert nahe der Mündung schon mächtig breit. Eine knappe halbe Stunde braucht die Fähre hinüber nach Killimer – auf dem Weg nach Ennis eine reizvolle Alternative zum Stadtverkehr von Limerick.

15 Uhr. Angekommen in Ennis und gut gespeist: Was spricht gegen einen Verdauungsspaziergang entlang des River Fergus? Gemütlich schleicht er durch sein Bett, ohnehin scheint die Zeit tagsüber stillzustehen in der 20 000-Einwohner-Stadt mit der pittoresken Altstadt.

18 Uhr. Wetten, dass der Weg in einen der unzähligen Livemusik-Pubs führt? Der beste unter vielen guten: das Brogans in der O’Connell Street. Da fällt die Wahl schwer zwischen klassischem Burger und »Slow grilled Spare Ribbs«.

4. Tag: Vom tosenden Atlantik zum steinernen Meer

9 Uhr. Raus aus dem Städchen Ennis und ab ans Meer: Die Cliffs of Moher fallen mehr als 200 Meter zum Atlantik hinab. Zum O’Briens Tower rechts hoch stapfen alle, die spannendere Alternative ist der schmale Klippenpfad, der nach einem Kilometer steil bergauf geht.

13 Uhr. Nach einer atemberaubenden Küstenfahrt gen Norden über Black Head lockt ein Mittagstisch im L’Arco, dem netten Restaurant im genauso netten Hafendorf Ballyvaughan: unbedingt Lachs probieren!

Klosterruine vor den Toren von Ennis: Quin Abbey

Riskanter Blick auf die Cliffs of Moher

Bizarre Klippen auf Inishmore, der größten der drei Aran Islands

Ältestes Megalithgrab Irlands: der Paulnabrone Dolmen

Raubvogel-Show bei der Aillwee Cave am Rand des Burren

14.30 Uhr. Weiter zum nächsten Meer – einem steinernen: in den Burren. Unbedingt eine Pause am Paulnabrone Dolmen einlegen, dem mit gut 5500 Jahren ältesten dokumentierten Megalithgrab Irlands.

19 Uhr. Halbzeit – eine kleine Feier gefällig? Wo geht das besser als im umtriebigen Galway. Über die Quay Street hoch zum Eyre Square zieht sich das dichte Netz der Pubs.

5. Tag: Abenteuer in der Luft und auf dem Wasser

10 Uhr. Der Weg in die Abgeschiedenheit kann sehr spannend sein, wenn das Transportmittel ein altes Flugzeug ist und der Flughafen winzig: Willkommen am Connemara Airport! Der Flug von Inverin nach Inishmore, der größten der Aran Islands, dauert ganze sieben Minuten.

11 Uhr. Von Kilronan aus mit dem Fahrrad um die Insel kurven, dabei Schafen ausweichen und zwei Traumorte finden: Am über 3000 Jahre alten Steinfort Dun Aenghus sind die Klippen ähnlich schroff wie die von Moher – nur ist es hier leerer. Und eine halbe Inselrunde später baumeln die Füße im Wasser, das den sandigen Nordstrand Inishmores bei Ballynacragga streichelt. Garantiert lümmeln in Sichtweite ein paar Robben.

Das Neuschwanstein Irlands: Kylemore Abbey aus dem 19. Jahrhundert

Prachtbau: die romanisch-gotische Christ Church Cathedral in Dublin

Einen Abstecher wert: die neugotische Kirche nahe der Kylemore Abbey

Der bekannteste Pub Irlands: die Templebar in der Hauptstadt Dublin

Zurück geht es mit dem Boot, einer Personenfähre, da keine Autos mit auf die Arans dürfen. Die Nussschalen schaukeln munter durch die Wellen.

19 Uhr. Mitchell’s oder Moorings? Das ist die Wahl zwischen edel und urig – in jedem Fall haben beide Restaurants im Küstenstädtchen Clifden hervorragenden Fisch auf ihrer Karte.

6. Tag: Von der singenden Mary nach Neuschwanstein

8 Uhr. Mary singt gern – auch zum Frühstück. Der Gast der Connemara Country Lodge in Clifden isst Lachs, die Gastgeberin schmettert irische Weisen und spielt auf der Flöte. Skurril!

10 Uhr. Natur pur: Nahe Letterfrack liegt der Eingang zum Connemara-Nationalpark, und mittendrin ragt der Diamond Hill empor. Die längste der Wandervarianten, der Upper Diamond Hill Walk, dauert zweieinhalb Stunden.

14.30 Uhr. König Ludwig war auch in Irland? Nein, auch wenn Kylemore Abbey ein wenig aussieht wie Neuschwanstein. So wunderbar das Mitte des 19. Jahrhunderts im viktorianischen Stil erbaute Schloss auch ist, zu sehen gibt es drinnen kaum etwas. Viel interessanter ist ein Spaziergang vom westlich gelegenen Garten vorbei an der Abbey zur neogotischen Kirche mit ihren prächtigen Marmorsäulen im Inneren.

18.30 Uhr. Im Zimmer mit John Wayne? Nicht ganz. In Cong wurden Teile des Klassikers Quiet Man gedreht. Und im B&B Michaeleen’s Manor dreht sich alles um den Film und den US-amerikanischen Schauspieler.

7. Tag: Wo das Schwarze Gold zu Hause ist

7.30 Uhr. Bringen wir am letzten Urlaubstag das Unangenehme schnell hinter uns. Die dreistündige Fahrt nach Dublin ist schmucklos, doch leider nötig.

12 Uhr. Dublin verstehen, Dublin sehen – wo könnte das besser gehen als im Guinness Storehouse? Was für ein Gebäude! Es hat die Form eines Guinness-Glases und erstreckt sich über sieben Stockwerke – im obersten hat man einen tollen Blick auf die Stadt.

16 Uhr. Die romanisch-gotische Christ-Church-Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert glänzt mit herrlichen Bodenfliesen, im Keller mit einer schaurig-schönen Krypta – und einem stylishen Café.

18 Uhr. Am besten die Seele baumeln lassen im Park hinter Dublin Castle.

20 Uhr. Temple Bar! Nach all der inneren Einkehr folgt nun die Einkehr in Irlands berühmtesten Pub im gleichnamigen Ausgehviertel.

8. Tag: Zum Abschied noch etwas entspannen

9 Uhr. Nach dem letzten Full Irisch Breakfast vor dem Heimflug noch etwas entspannen. Das gelingt bestimmt im weitläufigen Park des Trinity College.

Interessantes über Land und Leute

Die Smaragdinsel

Still mäandert das Wasser nahe Muckross House.

Die Grüne Insel im äußersten Nordwesten Europas ist ein magischer Ort, ein mystisches Land der Riesen und der Heiligen. Der goldenen Harfe, der grünen Wiesen und der Pubs. Der braunen, torfgetränkten Flüsse und der goldenen Strände, über denen sich Wolkentürme und Regenbogen erheben oder ein azurblauer Himmel prangt. Ein magischer Ort, zerrieben zwischen zwei Meeren, der seit Urzeiten mit wild zerklüfteten Steilküsten dem Ansturm der Gezeiten widersteht.

Die Einheimischen nennen sie »Emerald Island«, die »Smaragdinsel«, wenn sie von Irland sprechen. Und in der Tat: Was einem schon beim Landeanflug nach Irland auffällt, sind die unzähligen Grüntöne, die imposante Landschaften von herber Schönheit prägen. Saftige Weiden, ausgedehnte Moorlandschaften und schroffe Steilklippen bilden eine Naturkulisse, die einzigartig ist. Die Schönheit dieser Landschaft ist die Hauptattraktion, die jährlich Tausende von Besuchern auf das Eiland lockt. Viele Freunde der Insel bringen diese Naturparadiese mit Freiheit, Ruhe, Gelassenheit und Entspannung in Verbindung. Die Vielfalt der irischen Landschaft kann abhängig machen. Kilometerlange, menschenleere Sandstrände im Südosten um Wexford. Einsame Moorlandschaften, die bei jedem Schritt quatschend nachgeben, in Connemara. Der Burren, ein überdimensionierter Steingarten im Westen als eine der schönsten Felslandschaften Europas. Von Gischt umtoste Steilküsten und stille, klare Seen bei Killarney. Um Regen schert sich hier niemand. Er gehört zum Tagesablauf wie die Gezeiten.

Der Golfstrom und die mit regelmäßiger Beständigkeit aus Südwest wehenden Winde bescheren dem Land ein kontinuierlich wechselndes Wetter, bei dem sich strahlender Sonnenschein und Regenschauer in allen Variationen die Klinke in die Hand geben. In der Realität bedeutet das nichts anderes, als dass sich über dem Atlantik die Tiefs zusammenbrauen und, bevor sie auf Europa treffen, Bekanntschaft mit Irland machen. Praktischerweise wird dort dann erst einmal kräftig Regen abgelassen.

Botanischer Garten Eden

Die Natur dankt es: Die ganze Insel ist ein botanischer Garten Eden, in dem so gut wie alles wächst. Bis auf Getreide, dafür ist das Land einfach zu nass. Aber in Irlands »Wohnzimmer« im Südwesten mit seinen imposanten Panoramastraßen entlang der Küsten von Kerry herrscht subtropische Vegetation in solchem Übermaß, dass hier sogar Palmen prächtig gedeihen. Fehlanzeige dagegen, was subtropische Temperaturen betrifft: »Gemäßigtes Seeklima« lautet die Bezeichnung für den flotten Wechsel von Sonnenschein, fliehenden Wolkenfetzen, Regenschauern, immer wieder beeindruckend in Szene gesetzt mit farbenprächtigen Regenbogen. Nirgendwo auf der Welt ist dieses Naturphänomen so häufig zu bestaunen wie auf der Grünen Insel. Und die Iren wären nicht die Iren, wenn sie nicht auch dafür eine übernatürliche Erklärung hätten: Am Ende des Regenbogens lebt immer ein Leprechaun, ein kleiner Kobold mit einem Topf aus Gold. Wer den Gnom fängt, dem wird als Belohnung für die Freilassung ein Goldstück überlassen, das immer wieder in die Geldbörse seines Besitzers zurückkehren soll. Zurück aber zum bodenständigen Wetter. Verbunden mit der Nähe zur Irischen See sorgt dieses Klima dafür, dass es auch über das Jahr verteilt nur geringe Temperaturschwankungen gibt.

Weg zum Strand von Culdaff auf Inishowen

Das Palmenhaus in den Botanischen Gärten von Belfast

Auftakt zu einem Small Talk

Richtig kalt wird es auf der Insel im Winter nie, dafür im Sommer auch nie richtig heiß. Als im strengen Winter des Januar 2011 auch in Irland nach 60 Jahren wieder einmal Schnee fiel, war das nicht nur für die Kinder ein besonderes Ereignis. Das ganze Land war »shut down«, wie die Zeitungen titelten. Auf Straßen, Schienen und Flughäfen ging gar nichts mehr. Winterreifen, Streu- oder Räumdienste, allesamt Fehlanzeige. In der Regel dient in Irland das Wetter auch immer als beliebter Auftakt zu einem Small Talk. Es kann gerade durchaus in Strömen regnen, trotzdem wird der Gast im Pub mit einem strahlenden »Isn’t that a lovely day for a Guinness?« begrüßt, was sich dann ungefähr so anhört: »Isn tadh a luuuvly daai four aguuiness?« Und damit zu einem der prägenden Punkte des Landes, der jedem, der zum ersten Mal die Regenbogeninsel betritt, schon nach kurzer Zeit nachhaltig auffällt. Die Menschen des irischen Schlages zeichnet eine schier überbordende Freundlichkeit und Herzlichkeit gegenüber Besuchern aus. Das wird Wanderern sehr schnell bewusst, die bei schlechtem Wetter entlang der Hauptstraße unterwegs sind. Jeder zweite Wagen hält dann an, mit der besorgten Frage, ob man denn irgendwie helfen oder zum nächsten Dörfchen weitertransportieren könne. Diese Höflichkeit ist grundlegend und situationsübergreifend. Egal ob im Supermarkt, im Hotel, im Pub, im Restaurant – überall wird bereitwillig Auskunft gegeben, meist wird das Objekt, nach dem gesucht wird, dem Fragenden persönlich gezeigt.

Im Pub am Tresen bleibt der Gast nur selten alleine, wenn nebenan ein Ire steht und der bemerkt, dass man aus Deutschland angereist ist. Das ist wie von selbst die Aufforderung zu einem ausgiebigen Schwätzchen über die wunderbare Kultur der Deutschen, das exzellente Bier und Essen und immer wieder gerne über den deutschen Fußball, wie großartig der doch sei. Da ist es dann auch ziemlich egal, ob Bayern München, Borussia Dortmund oder der SV Krötenteich im Zentrum des Gesprächs stehen. Es geht um das Gespräch an sich. Gibt bei solch einer Konversation das Gegenüber im Pub ein Pint aus, dann ist es in Irland ungeschriebenes Gesetz, dass das nächste Pint selbstverständlich übernommen wird. Geschieht das Ganze in einer Gesellschaft, dann wird immer rundenmäßig abgerechnet.

Künstlerisch: Farbenfrohe Gebäude gibt es in Irland zuhauf.

Ein typisch irischer Pub-Besucher

Hoch die Gläser: Im Pub geht’s immer gesellig zu.

Die Temple Bar in Dublin ist legendär.

Ein Flötenspieler sammelt Geld für sich und seine Begleiter.

Die Europäer haben die Uhren, die Iren die Zeit

In Irland ticken die Uhren einfach anders. Das sollte jedem Besucher klar sein, der zum ersten oder wiederholten Mal Richtung Grüne Insel reist. Wenn es heißt, die Europäer haben die Uhren, dann haben die Iren die Zeit. Besser gesagt »bags of time«, wie es auf der Regenbogeninsel heißt. Und die Zeit scheint hier wirklich langsamer zu laufen, ruhiger, behäbiger und sich in den magischen Steinkreisen in sich selbst zu drehen. Die Geschichte folgt einem hier auf Schritt und Tritt. Von den geheimnisvollen Steinen aus Urzeiten in ihrer einzigartigen Vielfältigkeit mit Tausenden von Megalithen und einer enormen Vielfalt an prähistorischen Bauten und Dolmen. Diese Dolmen, prähistorische Grabstätten um 4000 bis 3500 v. Chr., sind auf der Insel am weitesten verbreitet. Die populärsten findet man in ausgedehnten Nekropolen wie im Boyne-Tal mit der berühmten Newgrange-Grabanlage. Egal welche Massen an Besuchern auch in der Hochsaison hierher drängen, der Besuch ist es immer wert. Es ist ein magischer, mythischer Ort aus längst verblichenen Zeiten. In einem fernen Jahrhundert, als die erste ägyptische Pyramide noch nicht einmal im Bau war, als bei Stonehenge in England noch kein Stein auf dem anderen lag, schufen Menschen auf dieser abgelegenen Insel hoch im Norden mit Newgrange ein Bauwerk, dessen technische Brillanz bis heute verblüfft. Die Geschichte des Landes selbst ist eine lange und unruhige. Kelten, Wikinger, Normannen und Engländer besetzten immer wieder die Insel, immer mit machtvoller Unterdrückung der irischen Bevölkerung. Das begann mit den Wikingern, die im 9. Jahrhundert den Shannon als direkte Fluss-Straße in das Innere der Grünen Insel entdeckten. Auf dem bequemen Invasionsweg drangen die nordischen Rabauken regelmäßig bis in die geistige und wirtschaftliche Hochburg Clonmacnoise vor und plünderten alles, was nicht niet- und nagelfest war. Clonmacnoise, das geistliche, intellektuelle und wirtschaftliche Zentrum der Gelehrsamkeit, beherbergte mehrere Tausend Mönche und Schüler. Von hier aus waren es die irischen Mönche, die im 6. und 7. Jahrhundert die Christianisierung Europas vorantrieben. Irland ist nicht zuletzt deshalb auch die Insel der Heiligen. Die Christianisierung der Insel wurde im 5. Jahrhundert vom heiligen Patrick, dem irischen Nationalheiligen, vollendet. Die ursprünglich römische Kirche wandelte sich dann im 6. Jahrhundert zur keltischen Mönchskirche. Die Heiligen Kevin, Ciarán, Brendan, Comgal und Finian gründeten wohlhabende Klosterregionen, deren Ruf Gelehrte und Adlige aus ganz Europa anzog. Von diesen Regionen aus trugen Missionare das biblische Wort in alle Bereiche Europas. So entstand beispielsweise St. Kilian in Würzburg. Das hatte erst dann ein Ende, als mit den Normannen die nächsten Besatzer in das Land einfielen und erneut Clonmacnoise dem Erdboden gleichmachten (die Engländer sollten den Job dann unter Cromwell endgültig erledigen). Anders als die Wikinger waren die Normannen erheblich konsequenter daran interessiert, das Land, das sie erobert hatten, auch mit steinernen Befestigungsanlagen zu sichern. Die wuchtigen Anlagen von Limerick und Trim Castle entsprechen in ihren Grundzügen der Form, die die Normannen Ende des 12. Jahrhunderts bevorzugten – ein rechteckiger Hof, umgeben von Mauern und durch zylindrische Ecktürme gesichert. Als tiefster Einschnitt aber in der irischen Geschichte gilt bis heute die englische Invasion und Unterdrückung, die ihren Beginn im 12. Jahrhundert nahm. Mehr als 700 Jahre dauerte der fortwährende, verbissene Kampf gegen die Besatzer, gegen britische Unrechtsgesetze wie die »Penal and Plantation Laws«, bis hin zur Unabhängigkeit. Die Erinnerung daran ist bis heute tief in der irischen Seele eingegraben. Ebenso wie die Erinnerung an die entsetzliche Hungersnot zwischen 1845 und 1852, »The Great Famine«. Bis dahin hatten acht Millionen Iren auf der Insel gelebt. Während der Hungersnot starben mehr als eine Million Menschen, mehr als zwei Millionen sahen sich zur Auswanderung in den berüchtigten »Coffin Ships« (Sargschiffen) nach Übersee gezwungen. Tausende überlebten die Überfahrt nicht und verhungerten oder erstickten erbärmlich in den maßlos überfüllten Schiffen. Noch heute wird die Erinnerung an diese grausame Zeit in eindrucksvollen Ausstellungen wie im Heritage Centre in Cobh wachgehalten.

Die Mellows Bridge ist die ältesteBrücke Dublins über den Fluss Liffey.

SONGS DER TRAUER

Trunkenheit und Lebensfreude

Typisches Bild aus den Irischen Pubs: Eine Musikgruppe spielt traditionelle Musik.

Iren und die Musik: Kaum ein Pub ohne Livemusikabende, Stepptanz als i-Tüpfelchen und dann diese Fülle an Weltstars – wie schafft es eine Nation mit knapp fünf Millionen Einwohnern nur, die internationale Musikszene derart nachhaltig zu beeinflussen? Eine Antwort liefert sicherlich Irlands leidgetränkte Geschichte, die den idealen Nährboden für die Melancholie des traditionellen Folk bildet. Und U2? Die sind eben einfach nur gut. Natürlich ist es die tragische, von der Unterdrückung durch England bestimmte irische Geschichte, die sich bis heute in der traditionellen Musik der Grünen Insel widerspiegelt. In einer Musik, wie sie an den Abenden in den Pubs immer wieder gerne stimmungsvoll zelebriert wird, mit Songs der Trauer, Vertreibung, Trunkenheit und Sehnsucht. Es sind ihre Intensität und Authentizität, die irische Folklore zu einem Exportschlager haben werden lassen. Bereits Mitte der 1960er-Jahre brachten die Dubliners und die Chieftains die Volksweisen der Insel in dezent folkig-rockigem Gewand nach Europa und Nordamerika. In den 1970ern schaffte es die Kelly Family von Straßenmusikern zum viel gebuchten Live Act, um Mitte der 1990er in nächster Generation schließlich den kommerziellen Durchbruch zu packen und Top-Ten-Hits (wie die gefühlt ewige Nummer eins »An Angel«) am Fließband zu liefern. Die Pogues hatten zwischendurch dem Folk eine Punknote verpasst und damit weltweit härteren Bands aus dem Rock- und Metal-Bereich Tür und Tor geöffnet: Ruppiges Geigenspiel, Flöten-Stakkato und Polkarhythmen klingen immer noch gut zu harten Gitarren.

Irish Traditional Music

Pop und harter Rock sind derweil den traditionsverbundenen Musikern der Insel eher fremd. Sie sprechen auch nicht vom Irish Folk, sondern lieber von Irish Traditional Music, die sich im 17. Jahrhundert aus rhythmischen Gesangsstücken entwickelt hat, zunächst allenfalls von Klatschen oder Steppen begleitet. In den Pubs – insbesondere im Westen der Insel mit den Zentren Ennis, Doolin und Clifden – haben sich auch junge Gruppen und Solisten wieder einem althergebrachte Instrumentarium verschrieben: Geige, Mandoline, Flöte, Akkordeon und Holzrahmentrommel. Akzentuiert ist auch die Harfe, das Wahrzeichen Irlands – doch welcher Pub hat schon Platz für ein so großes Instrument? Gesungen wird von (unerfüllter) Liebe. Oder vom gepflegten Umtrunk mit Freunden. Aber auch vom nicht enden wollenden Konflikt mit diesen verflixten Engländern. Ja, da darf es auch patriotisch werden.

Bands mit Weltruhm

Politisch ja, Patriotismus nein: Das gilt für irische Weltstars wie die Alternativ-Rocker U2, die Indie-Band The Cranberries oder Stimmwunder Sinéad O’Connor, die sich allesamt leidenschaftlich für Friede und Toleranz einsetzen. Ebenfalls in der musikalischen Champions League verwalten das Erbe des Singer-Songwriters Van Morrison, oder der verstorbenen Bluesrock-Legenden Rory Gallagher und Gary Moore ganz unterschiedliche Künstler: Pop-Barde Chris de Burgh, die Geschwister-Combo The Corrs oder Enya. Letztere ist die Schwester dreier Bandmitglieder der Folkrocker Clannad und wurde mit der 9/11-Hymne »Only Time« weltberühmt. Ihr Vater Leo Brennan führt im hohen Norden der Insel einen Pub, in dem sich die regionale Szene die Klinke in die Hand gibt.

Weitaus relevanter für den Irish Folk ist die Stadt Ennis mit ihrem jährlich Ende Mai stattfindenden Folk-Festival An Fleadh Nua, der größten Veranstaltung für traditionelle irische Musik. Im November folgt das Fiddler-Treffen Guinness Traditional Music Festival. Oder Sligo mit dem Folk, Root and Indie Festival im Oktober. Und natürlich Dublin mit seinem Temple Bar TradFest im Januar, bei dem seit 2006 immer wieder auch die Szenestars der Vergnügungsmeile vorbeischauen.

Literaten von Weltrang

Auch in der Literatur hatten die Iren ihre kreativen Köpfe, die dem geschriebenen Wort des Landes Weltgeltung verschafften. Jeder, der zumindest einen Blick in ein Literaturlexikon wirft, wird dort auf die ganz großen Namen der Weltliteratur stoßen, die allesamt ihre Wurzeln in Irland haben und auch von dort aus ihre Meisterwerke geschrieben haben: George Bernard Shaw, Autor von Pygmalion als literarischer Basis für den Musical-Welthit My Fair Lady; Jonathan Swift, der Schriftsteller, der Gullivers Reisen in die Welt brachte; James Joyce, Meister wortgewaltiger Prosa wie in Ulysses; William Butler Yeats, der erste irische Literaturnobelpreisträger; Oscar Wilde, dessen Bildnis des Dorian Gray zu mehrfachem Filmruhm kam und nicht zuletzt Bram Stoker, dessen Gruselepos Dracula Generationen von Lesern und Kinogängern das Vampirgrauen lehrte. Um Bram Stoker und seinen untoten Fürst der Finsternis rankt sich zudem die Geschichte einer der gruseligsten Kirchen Irlands – der St. Michan’s Church in Dublin. In der dortigen Krypta soll Stoker auf die Idee der lebenden Untoten gestoßen sein. Dort liegt eine Anzahl gut erhaltener Leichname in ihren geöffneten Särgen. Bis heute weiß niemand, was zu dieser perfekten Mumifizierung der Leichen geführt hat. Eine Theorie besagt, dass der Kalkstein der Wände sie ausgetrocknet habe, eine andere, dass das Methan des feuchten Bodens dafür verantwortlich sei. Gelöst ist die Geschichte bis heute nicht, die Krypta kann aber täglich besichtigt werden.

Ein weiteres, spannendes Erbe der Iren, das bis heute seine Gültigkeit behalten hat, ist ihr tägliches Selbstverständnis und die Vertrautheit mit dem Übernatürlichen. Kobolde, Leprechauns, Feen, Waldgeister und Weiße Frauen sind in Irland nicht nur zu Hause, viele Iren bestätigen auch ohne mit der Wimper zu zucken deren Existenz. Und wer genauer fragt, erfährt sogar deren Wohnsitz. So soll unter der Blackwater Bridge zwischen Kenmare und Sneem bis heute wahrhaftig ein Leprechaun leben, der des Morgens oder des Abends mit rotem Hut immer wieder auf dem Steinmäuerchen gesichtet wird. Wer die landschaftlich spektakuläre Tour im Ring of Kerry fährt, sollte da mal vorbeischauen. Wer sich mehr für Geister interessiert, der könnte im Charles Fort bei Kinsale auf eine Weiße Frau treffen, die dort als Rosengeist spukt. Oder auf einen geisternden Bischof in der St. Columb’s Cathedral in Londonderry. Dort soll der Bischof William Higgins sein Unwesen treiben, seit im Jahr 1867 Bram Stoker seine Totenruhe gestört hat. Arbeiter und Kirchgänger hören ihn regelmäßig auf einer abgeschlossenen Empore herumschlurfen. Die andere, seltsame Geschichte, von der hier noch zu berichten wäre, ist die Sache mit der Orgel in der Kathedrale. Das Original wurde im Krieg zerstört und durch eine moderne, elektrische ersetzt. Nur gab die schon Töne und Melodien von sich, als noch gar kein Strom angeschlossen war.

Am Ende eines irischen Regenbogens wartet der Leprechaun mit Gold.

Musik, Musik, Musik: An jeder Ecke gibt es Noten.

Mittelalterliche Wurzeln in Dublin: St. Michan’s Church.

Sprachloser Sportkommentator

Sport jeglicher Art bringt die Iren regelmäßig aus dem Häuschen. Bei internationalen Turnieren vertreten zu sein ist eine nationale Ehre. Da macht es auch überhaupt nichts aus, wenn das irische Team verliert. Egal, der Nationalstolz bleibt ungebrochen. Unvergessen ist bis heute das Spiel bei der Fußball-Europameisterschaft 2012 zwischen Spanien und Irland. Das irische Team verlor deutlich mit 0:4. Die Fans sangen die letzten zwölf Minuten des Spiels, als gäbe es kein Morgen mehr. Die weltweit im Fernsehen übertragenen Fangesänge wurden so inbrünstig, laut und mit überbordender Freude zelebriert, dass der deutsche Fernsehkommentator schlicht und ergreifend das Kommentieren einstellte. Zwölf Minuten lang. Noch heute findet sich die beeindruckende Dokumentation im Internet. Vier Jahre später, wieder bei der Fußball Europameisterschaft, wurden die irischen Fans regelmäßig als die besten Europas beschrieben. Da wurde Müll von »Boys and Green« weggeräumt, den Schweden als Schlachtruf »Go home to your sexy wives« entgegengeschleudert oder ein Baby in der Bahn in den Schlaf gesungen. Unvergessene Szenen. Dazu ging der absolute Ohrwurm der EM nach Nordirland – »Will Griggs on Fire«. Noch heute wohl in jedermanns Gehörgängen. Aber auch im eigenen Land dominiert der Sport das gesellschaftliche Leben. Man wird kaum ein Völkchen treffen, das sportbegeisterter ist als die Iren. Allerdings sind es Sportarten, von denen einige außerhalb von Irland so gut wie unbekannt sind. Das gilt weniger für Rugby, wo das Team von der Grünen Insel seit Jahrzehnten zur Weltspitze gehört und sich mit den Weltklasseteams aus Australien, Neuseeland und England regelmäßig packende Duelle liefert. An der absoluten Spitze der Beliebtheitsskala irischer Sportseligkeit steht Gaelic Football. Ein Spiel, das so gut wie nichts mehr mit dem herkömmlichen Fußball zu tun hat, sondern einer Kombination aus Rugby, Fußball und Handball gleicht. Keine andere Sportart zieht mehr Zuschauermassen an. So gut wie alles ist erlaubt. Tritte, Bodychecks, Handgreiflichkeiten, den Ball in die Hand nehmen, vier Schritte damit laufen und allein der gesunde, faire Sportsgeist der Iren erklärt, dass es hier nicht regelmäßig zu heftigen Verletzungen kommt. Im September steht dann in jedem Jahr das Finale im Croke Park in Dublin an und mehr als 80 000 Fans zelebrieren das Spiel im ausverkauften Stadion. Von dem Spiel muss man gar nicht so viel verstehen, die Leidenschaft aller Beteiligten überträgt sich von alleine und man muss kein Ire sein, damit eine solche Veranstaltung ein unvergessliches Erlebnis wird. Der zweite Nationalsport ist das Hurling und kann auf eine lange Tradition bis in die geschichtliche Frühzeit zurückblicken. Zum ersten Mal wurde das Spiel in der Beschreibung der Schlacht um Moytura im 14. Jahrhundert erwähnt. Damals kämpften die gegnerischen Parteien zuerst auf dem Spielfeld, danach auf dem Schlachtfeld gegeneinander. Bis heute hat dieser Sport seine Popularität in Irland über die Jahrhunderte immer weiter ausgebaut. Nach dem Einfall der Engländer im 12. Jahrhundert gab es immer wieder Versuche, das Spiel zu verbieten und Verletzungen oder das »Töten von Personen durch Hurlingbälle« unter Strafe zu stellen. Der Popularität dieses Nationalsports hat das wenig geschadet. Im Gegenteil, die rebellischen Iren scherten sich wenig um die von den englischen Besatzern gesteuerten Erlasse. Besonders in ländlichen Regionen wie Leinster, Munster und Tipperary blieb die Spielfreude ungebrochen. Der Name des Spiels stammt von dem dabei verwendeten, hockeyähnlichen Schläger »hurley«, der am unteren Ende in einer breiten Fläche ausläuft. Mit dieser Fläche gilt es, einen lederüberzogenen Korkball über ein Spielfeld zu schlagen, das erheblich größer und breiter als ein Fußballplatz ist, und an der Grundlinie den Ball ins gegnerische Tor zu bugsieren. Dabei kann der Ball Geschwindigkeiten bis zu 150 Stundenkilometer erreichen und knapp 100 Meter weit fliegen, was das Spiel zu einer der schnellsten Mannschaftssportarten der Welt macht. Die Regeln erlauben vieles, auch den Ball aus der Luft zu greifen und mit dem Schläger weiter zu schlagen. Ähnlich wie beim Rugby besteht das Tor aus zwei Pfosten mit einer Querstange. Wird der Ball unterhalb der Stange ins Tor geschlagen, gibt es drei Punkte. Trifft der Spieler oberhalb der Stange, gibt es einen Punkt. Gaelic Football und Hurling stehen im Zentrum der Gaelic Athletic Association (GAA), die heute mehr als 900000 Verbandsmitglieder in Irland hat, fast ein Fünftel der Inselbewohner.

Der über 82 300 Zuschauer fassende Croke Park ist das Stadion in Dublin für irischen Sportarten.

Sport in Irland: Da darf’s auch mal etwas rustikaler zugehen.

Vom Nationalheiligen, Bier und Whiskey

Dem hl. Patrick wird nicht nur in Irland viel Gutes nachgesagt. So soll er alle Schlangen von der Regenbogeninsel vertrieben und die göttliche Dreifaltigkeit anhand des Kleeblattes erklärt haben. Sein Tod am 17. März 461 wurde stark betrauert. Der Heilige soll aber auf seinem Sterbebett gebeten haben, diesen Tag als seinen Eintritt ins ewige Leben zu feiern. Sein letzter Wunsch war dabei, dass jeder seiner Anhänger sich einige Tropfen irgendeines Getränks genehmigen soll, welches den Schmerz und die Trauer lindern kann. Nicht wenige leiten aus diesem Wunsch die irische Vorliebe für Bier und Whiskey ab. Heute wird deshalb alljährlich am 17. März der St. Patrick’s Day mit vielen Gottesdiensten, Umzügen, Gesang, Tanz und eben auch reichlich Getränken begangen.