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Christkindlmarkt, Weinberge und Schäufele: Fränkische Highlights sind weit über Bayerns Grenzen hinaus bekannt – wer denkt, dass Franken nicht mehr zu bieten hat, wird von diesem Buch eines Besseren belehrt. Abseits bekannter Wege warten kleine und große Highlights und Geheimnisse, die Touristen und Einheimischen einen neuen Blick auf die Region ermöglichen. Bestaunen Sie ehemalige Beweismittel im Kriminalmuseum oder erklimmen Sie ein Baumhaus.
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Seitenzahl: 151
MICHAEL BAUER, THOMAS STAROST
BESONDERES ABSEITS DER BEKANNTEN WEGE ENTDECKEN
Das Panorama vom Staffelstein, besser bekannt als »Gottesgarten«, prägt die Schönheit Frankens: der Main, weitläufige Weinberge, trutzige Klöster und verwunschene Dörfer. Er steht beispielhaft für alle Regionen Unter-, Ober-, Mittelfrankens, die von den Autoren erkundet wurden, immer auf der Suche nach Geheimtipps. Sich dem fränkischen Menschenschlag zu nähern, ist kein leichtes Unterfangen. Höchster Ausdruck allen Genusses wird im Fränkischen auf zwei Worte komprimiert: »Bassd scho’!« – Sollte den geneigten Leser nun die Frage umtreiben, wie die Verfasser selbst dieses Büchlein beurteilen, dann würden diese antworten: »Bassd scho’!«. In diesem Sinne:
Viel Vergnügen im Frankenland!
Michael Bauer und Thomas Starost
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER
IMMER EINE SÜNDE WERT! MEINE LIEBLINGSADRESSEN ZUM ESSEN, TRINKEN, EINKAUFEN UND ÜBERNACHTEN
1 Auf einen Schoppen mit Bacchus
2 Fisch und Kuchen auf altem Kutter
3 Ganz schön hip in Würzburg
4 Eine Nacht im Wachhäuschen
5 Schöppeln in Volkach
6 Zwetschgenbamers beim »Kramer«
7 Rille um Rille pures Vinyl-Vergnügen
8 Kuchen in Karlstadts Denkmal
9 Kuscheln in den Bäumen von Gräfendorf
10 Zum »Bräu« am Staffelberg
11 Ein kleines Paradies im Krummbachtal
12 Kunst und Tango auf der Liebesinsel
13 Eine Reise in die Zeit der Nierentische
14 Der Club der bärtigen Männer
15 Das zweite Leben einer Krawatte
16 Ein Lebkuchen darf auch mal scharf sein
17 Den Alltag in Stübig versüßen
18 Ein goldenes Schokoparadies
19 O’zapft is in der »Hagleite«
20 Kickern wie vor sechzig Jahren
21 Custom Bike – Fahrrad war gestern
22 Schlafen hinter Fachwerk
23 Der Buh kochte mehr, als er studierte
24 Schlemmen, wo die Querkel hausten
25 Sambazeit in Coburg
26 Kunst und Kloßteig in Kloster Banz
27 Schlafen wie ein Hobbit in Höchstadt
28 Spargel zum Burger in Marktbergel
29 Bierparadies in Lokalgröße
FÜR ENTDECKER! ERLEBNISSE FÜR ELTERN UND KINDER
30 Einlochen in der Fantasywelt
31 Im Reich der Kindheitserinnerung
32 Wenn die Kinderwelt Kopf steht
33 Sonnenbad zwischen Luchs und Elch
34 Treuchtlingens Männertraum
35 Wenn die Falken Schabernack treiben
36 Wo Puppen am seidenen Faden hängen
37 In luftiger Höhe
38 Toben im klaren Flachwasser
40 Fuchs und Enten in Schwarzenbach
41 Ratespiele zwischen Wald und Wiesen
42 Imposante Träume auf Rädern
43 Bei Schneewittchen daheim in Lohr
MAL WIEDER ZEIT FÜR KULTUR!
44 Die Heimat des Kastraten
45 Uralte Dämonen in Großbirkach
46 Kirchenfenster lettischer Emigranten
47 Kopf ab! Grausames in Pottenstein
48 In Selb lodern die Flammen
49 Zeitreise durchs bäuerliche Leben
50 Chorgesang in Feuchtwangen
51 Auf den Spuren von König Artus
52 Eine Kirche als Schutzort
53 Die cleveren Herren von Altenstein
54 Träumen auf dem Bergfried
55 Deutsch-deutsche Geschichte
56 Kelten und Grafen am Schwanberg
57 Kunst zwischen Nürnberger Gräbern
58 Täuschungen der Sinne im Turm
59 Die Bratwurst und das Lochgefängnis
60 Kunstschätze tief im Fels
61 Kriminelles und Katastrophen
62 Von Frauen und auch für Männer
63 Der Herr der 200 Fahrräder
64 Wo aus Träumen Grauen wurde
65 Die Kapelle im Bamberger Schloss
66 Auf den Spuren Barbarossas
67 Ein trauriges Stück Kissinger Geschichte
HEUTE WILL ICH RAUS!
68 Ruhe tanken im Hesperidengarten
69 Bummeln im Handwerkerviertel
70 Und Wasser hat doch Balken
71 Baden in der Regnitz
72 Die schönste Art, die Pegnitz zu queren
73 Cocktail am Meer von Staffelstein
74 Erholung für den Bürgermeister
75 Japan in Rothenburg
76 Wo schon König Ludwig staunte
77 Wandern durch die steinerne Schlucht
78 Nostalgie unter einem Rosendach
79 Bismarck und ganz viel Aussicht
80 Ein See in Würzburg? Wer sucht, der findet
81 Und der Wind singt sein Lied dazu
82 Ungestörtes Planschen am See
83 Eine Kapelle mit Weitblick
84 Die Damen von Marktheidenfeld
85 Von Briefmarken und Blumen
86 Der Teufel und die alten Basaltprismen
87 Die vergessene Reichsautobahn
88 Ein Tempel für Verliebte
89 Entschleunigen bei Reiher und Eisvogel
90 Mit dem hl. Franziskus durch die Rhön
91 Schweinfurts blutrünstige Jungfrau
92 Steinernes Märchen im Wald von Ebern
93 Gespenstischer Theinheimer Reiter
94 Der Etagenstrand von Schweinfurt
95 Wo bunte Karpfen in die Sonne blinzeln
96 Spazieren zwischen den Schleusen
97 Wandern zwischen Fachwerk und Fels
98 Der Bauchnabel des Frankenlands
99 Über den Wipfeln des Steigerwalds
100 Zum heil’gen Veit von Staffelstein
1
Auf einen Schoppen mit Bacchus
2
Fisch und Kuchen auf altem Kutter
3
Ganz schön hip in Würzburg
4
Eine Nacht im Wachhäuschen
5
Schöppeln in Volkach
6
Zwetschgenbamers beim »Kramer«
7
Rille um Rille pures Vinyl-Vergnügen
8
Kuchen in Karlstadts Denkmal
9
Kuscheln in den Bäumen von Gräfendorf
10
Zum »Bräu« am Staffelberg
11
Ein kleines Paradies im Krummbachtal
12
Kunst und Tango auf der Liebesinsel
13
Eine Reise in die Zeit der Nierentische
14
Der Club der bärtigen Männer
15
Das zweite Leben einer Krawatte
16
Ein Lebkuchen darf auch mal scharf sein
17
Den Alltag in Stübig versüßen
18
Ein goldenes Schokoparadies
19
O’zapft is in der »Hagleite«
20
Kickern wie vor sechzig Jahren
21
Custom Bike – Fahrrad war gestern
22
Schlafen hinter Fachwerk
23
Der Buh kochte mehr, als er studierte
24
Schlemmen, wo die Querkel hausten
25
Sambazeit in Coburg
26
Kunst und Kloßteig in Kloster Banz
27
Schlafen wie ein Hobbit in Höchstadt
28
Spargel zum Burger in Marktbergel
29
Bierparadies in Lokalgröße
Ob nun das Glas einen Henkel hat, es auf kräftig-grünem Fuß oder elegant-beschwingt auf einem dünnen steht – Hauptsache, darin ist Frankenwein. Ein Schoppen natürlich, darauf legen die Franken wert. Und auch wenn es an Weinstuben nicht mangelt, sie stoßen am liebsten im Freien an: Von Mai bis Oktober ist Weinfestzeit.
Da gibt’s große wie kleine. In Höfen oder auf Festplätzen. Romantik oder Party. Was das Herz auch begehrt, Gott Bacchus lädt alle ein, die einen frischen Silvaner oder einen vollmundigen Spätburgunder schätzen. Natürlich auch den Gast vom Niederrhein oder von der Küste. Den internationalen sowieso. Auf eng gestellten Biergartengarnituren rücken alle zusammen. Hinten spielt eine Kapelle, drüben am Verpflegungsstand gibt’s Käse, Bratwurst, ein Winzersteak oder auch eine Laugenbrezel. In den Bäumen und an den Wänden leuchten nach Sonnenuntergang bunte Lampen. Die Wein-Gemütlichkeit ist noch ein wenig gemütlicher als die Bier-Gemütlichkeit.
Dem Schloss gegenüber steht die Dreifaltigkeitskirche aus dem 18. Jahrhundert. Die Besonderheit: Das Altarblatt zeigt Vertreter der Herrscherfamilie Schönborn.
Doch abseits der touristisch relevanten Feste fühlen sich die Einheimischen auf ihren Hofschoppenfesten wohl. Wie in Gaibach, im Hof des um 1600 von einer mittelalterlichen Burganlage zum Renaissanceschloss umgestalteten Bauwerks, das heute ein Landschulheim beherbergt. Anfang August schlendern jedes Jahr die Weinfreunde durch das mächtige Eingangstor in den Hof mit seinen beiden jahrhundertealten Platanen in der Mitte. Um sie herum sind Bänke und Tische gestellt. Ein paar Buden, ein Podest für die Musik – mehr braucht’s nicht. Ein traditionelles und traditionsbewusstes unterfränkisches Weinfest eben, das sich im Schatten des berühmten Volkacher Weinfestes – nur drei Kilometer weiter – sehr wohl fühlt. Und ob hier oder anderswo: Ausgeschenkt werden bevorzugt Weine örtlicher Winzer.
Hofschoppenfeste · Mai–Okt. · www.fraenkischer-weinfestkalender.de Gaibacher Schloss-Weinfest · 1. Augustwochenende Schönbornstr. 2 · 97332 Volkach-Gaibach · www.weinfest-gaibach.de
Leinen los, auf zur wilden Kaperfahrt. Na, na, na. Nicht ganz so stürmisch. Immerhin ist der Kutter am Würzburger Mainkai nicht mehr ganz taufrisch. Und unterwegs war er auch schon lange nicht mehr. Dafür gibt’s an Bord ein reges Kommen und Gehen. Und alle wollen sie eines: frischen Fisch.
Der »Main Kutter Würzburg« (ehemals »Fischbar zum Krebs«) ist inzwischen eine kulinarische Institution der Stadt. Mit interessanten Wechseln am Steuerrad. Anfangs waren es neun junge Herren, die sich vor ein paar Jahren in den alten Kahn verliebt hatten – und sich dachten: Bratwurst hat die Stadt genug. Neben Klassikern wie Fish & Chips, Backfisch oder Fischbrötchen bekommen Sie hier saisonal wechselnde Spezialitäten. Auch aus dem Main, fangfrisch. Nur nicht mehr von den Jungs, sondern von Kapitänin Tülin Arslan. Sie ist die Mutter eines der Vorbesitzer, die 2016 als Freizeit-Kapitäne ins Schwitzen geraten waren: Der Schiffseigner wollte lieber verkaufen als vermieten. Also haben sie gemeinsam das Kapital aufgetrieben, über eine Art Crowdfunding. Doch ihnen ging das Geld aus und Sohnemann Arslan rief die Mama, eine BWL-Dozentin, in den USA an. Die konnte nicht Nein sagen. Ende April 2019 öffnete der Bootssteg wieder – mit neuen Möbeln und penibel sauber. Das Ende des alternativen Flairs gefiel zunächst nicht jedem, sorgt inzwischen aber bei einem deutlich breiter aufgestellten Publikum für zufriedene Gesichter.
»Mit dem Kutter wird man niemals reich«, sagt Arslan, die Kutter-Wirtin mit Herz. Ein finanzieller Balanceakt wegen der hohen Fixkosten, allen voran für die Anlegestelle. Zudem ist das Boot über 90 Jahre alt. Deswegen gehe immer mal etwas kaputt. »Auf dem Kutter soll es sich wie im Urlaub zu Hause anfühlen.« Wie bei Mama? Fast. Auch die Karte trägt ihre Handschrift: Es gibt schon mal hausgemachten Apfel- oder Rhabarber-Kuchen. Oder einen Bulgur-Salat mit Fisch. Und das alles mit Blick auf die Feste Marienberg.
Main Kutter Würzburg · April–Okt. Montag bis Donnerstag 16–22 Uhr (bei schlechterem Wetter bis 20 Uhr), Freitag bis Sonntag ab 12 Uhr · Mainkai (zwischen Alter Mainbrücke und Altem Kran) 97070 Würzburg · Tel. 01520/3939388 · Haltestelle: Ulmer Hof, Buslinie 9, S-Bahn-Linien 2 und 4
In den Bäumen hängen sie, die gläsernen Kronleuchter, darunter schlürfen junge Leute Cocktails und lümmeln in Lounge-Mobiliar. Chillig. Und anders. So wie früher im »Schönen René«, der Kultkneipe mit genau diesen Leuchtern. Die hängen nun hier, im hippen Biergarten des Talavera-Schlösschens.
»Um die Bratwurst kommen wir nicht herum«, sagt Patrick Hansel, der als Chef ansonsten alles andere als typische Biergartenkost serviert im »Dornheim«. So heißt der 1719 von Friedrich Josef Dietrich Faust von Stromberg als Sommersitz seiner rheinländischen Adelsfamilie errichtete Prachtbau seit 2016. Im 19. Jahrhundert erstmals Restaurant, hat das Schlösschen eine wechselhafte Gastronomiegeschichte hinter sich. Auch wenn vom prächtigen Park nur fünf mächtige Stieleichen geblieben sind – kein Wunder, dass sich Hansel schon in das Anwesen verliebte, als sein »René« noch existierte. Und obwohl Franke, hat er eine große Affinität zum Rheinländischen und nennt das Schloss-Areal auch gerne Würzburger 14. Veedel – Kölsch für Viertel.
Drinnen herrscht Clubatmosphäre zwischen Wohnzimmergemütlichkeit und Chaos. Donnerstag bis Samstag »wird Gas gegeben«, so Hansel. Das heißt: Disco – irgendwo zwischen Rock ’n’ Roll und Techno. Keine bestimmte Klientel eben. Das ist auch das Konzept für draußen: eine Alternative zu Biergärten, aber kein alternativer Biergarten. Auch wenn’s sehr leger zugeht, willkommen ist Jung wie Alt, ausgeflippt wie hochgeschlossen. Darum gibt’s auch den klassisch bestuhlten Bereich und die ebenso klassische Waldschänken-Theke, neben Cocktailbar und Kronleuchter-Lounge.
Die Küche ist kunterbunt: Außer Bratwurst liegen Wagyu-Rind oder vegetarische Reis-Kokos-Pads auf dem Grill. Im Winter lädt Hansel spontan zum Barbecue im Schnee, einen Weihnachtsmarkt mit raffinierten Glühweinen gibt’s ohnehin. Und Veranstaltungen, ob Livemusik (Jazz, Funk, Soul), Ausstellungen oder Aktionskunst. Einmal die Woche wird es seriös: Am Piano-Dienstag setzen sich Musiker ans Klavier im Garten.
Waldschänke Dornheim · kein Ruhetag, Öffnungszeiten s. Homepage · Talaveraplatz 97082 Würzburg · Tel. 0931/46 77 99 33 · www.waldschaenke-dornheim.de · S2, S4 Talavera
Die Geschichte schläft mit. Ein Stück Stadthistorie schleicht durch die 25 Quadratmeter, in denen Würzburgs kleinster Übernachtungsbetrieb untergebracht ist. Das Haus diente einmal als Eingang zu einem Gebäudekomplex, der Krankenhaus der Nationalsozialisten wie später der US-amerikanischen Besatzungsmacht war.
Mit Militär hat Dajana Sbroja nichts am Hut. Vielmehr plagte sie immer wieder eine Frage: Wohin mit der Mama, wenn sie zu Besuch in der Stadt ist? In der eigenen Wohnung ist es zu eng, und unten in der Stadt ist es für sie nicht schön. Droben auf dem Berg, im Mönchbergpark, ist einfach der beste Blick auf Kirchtürme und die Festung gegenüber. Und oft, wenn die Krankenschwester und ihr Mann das kleine Häuschen am Eingang ihrer Wohnanlage passierten, dachten sie: Das wäre ideal für Besuch.
Dieses Häuschen diente einst der Wache: Der 300 Meter lange Gebäudekomplex aus dem Jahr 1937 wurde bis zu seiner Sanierung 2009 als Militärhospital genutzt, zunächst von der deutschen Wehrmacht, dann von den US-Amerikanern. Heute liegen hinter der denkmalgeschützten Fassade schicke Eigentumswohnungen. Eine gehört den Sbrojas. Und so fuhren sie eben täglich am Torhäuschen vorbei. »Jedes Mal haben wir uns ausgemalt, wie wir das einrichten könnten für Gäste«, erinnert sich Dajana Sbroja. »Und irgendwann ist das italienische Bistro ausgezogen, und wir konnten zuschlagen.«
Plötzlich waren die beiden Hobby-Hoteliers. Die auf Mund-Propaganda setzen: »Wir wollen, dass es gemütlich und entspannt zugeht«, erklären sie. Darum ist ihre kleine Ferienwohnung auch nicht in den großen Internetportalen zu finden. Großen Anteil an der Gemütlichkeit im Inneren hat übrigens die Mama, die bei der Einrichtung ein kreatives Händchen bewies: Doppelbett, zwei Sessel, Kommode, voll ausgestattete Küche, stilvolles Bad – erstaunlich, was da an Wohnlichkeit auf 25 Quadratmetern passt. Und wo, bitte, steht das eigene Auto noch näher? Exakt 14,5 Zentimeter trennen das Häuschen vom reservierten Parkplatz.
Main Torhaus · Mariannhillstr. 2d · 97074 Würzburg · Tel. 01520/736 29 63 www.main-torhaus.de · Bus 14 Letzter Hieb
Die heilige Jungfrau schaut zu und hat nichts einzuwenden. Da müssen die Schoppenschlürfer zu ihren Füßen brave Menschen sein. Kaum wird’s warm, beginnt das Schauspiel am Volkacher Marktbrunnen mit der »Maria Immaculata«-Statue: Dann holen sich die Weinliebhaber aus den umliegenden Lokalen ein Gläschen und ziehen zu den Stufen um den schmucken Bau aus dem 15. Jahrhundert. Den Schoppen in der Hand, wird geredet, gescherzt und vielleicht sogar das ein oder andere zarte Band geknüpft. Es gibt auch Bier und Wasser, trotzdem heißt das bunte Treiben »Brunnenschoppen«. Und es ist nicht so überlaufen wie der Würzburger »Brückenschoppen«.
Brunnenschoppen · Mai–Okt. bis 23 Uhr · Marktplatz · 97332 Volkach Busbahnhof, von dort durchs Obere Tor ca. 5 Min. zum Marktplatz
Rindviecher, wohin das Auge blickt. Vierbeinige, versteht sich. Schottische Hochlandrinder mit gewaltigen Hörnern, die der Kramerwirt züchtet, weiden auf den saftigen Wiesen bei Ketschendorf. Wenn Sie auf der Suche nach einem deftigen, fränkischen Sauerbraten, Bratwürsten, einem knusprigen Schäuferla sind, können Sie sich aber den Weg ins Gasthaus Kramer sparen. Auch am Sonntag stehen in dem kleinen Familienbetrieb »nur« Brotzeiten auf der Speisekarte – aber was für welche, die haben es wirklich in sich. Und was Franken von nah und fern anzieht, ist der hauseigene Zwetschgenbamers von den Hochlandrindern: ein über Buchenholz sanft geräucherter Schinken, der eine Zeit abhängen darf und dann hauchdünn aufgeschnitten serviert wird. Mit knusprigem Holzofenbrot, etwas Butter – sensationell!
Gasthaus Kramer · Di, Mi, Do, Fr ab 16, Mi, Sa, So ab 10 Uhr · Ketschendorf 19 · 96155 Buttenheim Tel. 09545/74 32 · www.gasthaus-kramer.de · Bus 980 Ketschendorf
Gehört dieses Knistern zum Song? War dieses Lied jetzt auf Seite A oder B? Nass oder trocken abspielen? 45 oder 33? Hand hoch: Wer hat sich diese Fragen je gestellt? Wenn Sie jetzt den Finger heben, haben Sie noch Schallplatten gehört und wissen, was ein Tonarm ist. Dann ist das Monophon in Würzburg für Sie der Himmel auf Erden.
Denn bei Michael Pfreundschuh im Stadtteil Grombühl gibt’s die schwarzen (und ganz selten auch bunten) Vinylscheiben noch tausendfach. Reichlich Neuware, aber noch weitaus mehr gebrauchte Schallplatten stapeln sich in dem kleinen Laden am Wagnerplatz. In Kisten und Regalen lauern Alltagsalben neben Raritäten. Wer hier etwas Bestimmtes sucht, muss Zeit mitbringen – oder den Chef fragen, der gerne mit den Kunden fachsimpelt. Und dabei eine Scheibe auflegt. Auf seinem blau-weißen High-End-Plattenspieler.
Pfreundschuh wollte irgendetwas mit Platten machen. Letztlich wurde es ein Geschäft, in dem es auch CDs, Bücher und Filme gibt. Seine Leidenschaft gehört aber dem schwarzen Vinyl. »Die Haptik, die Optik, das Design und die Art der Cover, ob zum Ausklappen oder Aufstellen, Besonderheiten wie Textilhüllen«, schwärmt der Ochsenfurter, der selbst aber auch CDs hört. Nur bei Picture-Discs verzieht er das Gesicht: »Zum Sammeln ja, aber sie klingen fürchterlich.« Er ist nicht auf Sammlerstücke versessen. Eine Platte der Kraut-Rocker »Sperrmüll« hat er mal für 150 Euro verkauft, der Handel mit Spekulationsobjekten ist ihm aber zuwider: »Ich habe Massenware und ein paar gute Stücke.«
Die 30 000 Platten stammen aus Ankäufen oder Haushaltsauflösungen, einige auch aus der eigenen Sammlung, die sich stets bei 2500 bis 4000 Exemplaren einpendelt. Musikalisch ist das Spektrum weit, es gibt viel Ausgefallenes aus den Bereichen Avantgarde und Psychedelic. Vergeblich sucht man nach Schlager und Operette. Und sind ein Plattenspieler, ein Verstärker oder eine Lautsprecherbox mal kaputt, dann verhilft Michael Pfreundschuh den guten Stücken zu einem zweiten Frühling: Er repariert und justiert auch.
Monophon · Di–Fr 12–19, Sa 11–16 Uhr · Wagnerplatz 6a · 97080 Würzburg Tel. 0931/57 16 39 · S1, S5 Wagnerplatz
Das »Café Denkmal« ist selbst ein Streifzug durch sieben Jahrhunderte Baugeschichte: Der älteste Balken ist von 1309, das meiste aber stammt aus dem 18. Jahrhundert. Immer wieder wurde an dem Fachwerkhaus gebaut, zuletzt durch Familie Wiener – weil Architektengattin Barbara nirgendwo sonst ihr Café eröffnen wollte.
Seit 2015 hat sie es und ist glücklich. Schon wenn sie die paar Meter hinüber zu ihrer Arbeitsstätte schlendert, geht ihr das Herz auf: Vor der weißgelben Fassade stehen ein paar wuchtige Holzbänke, links fällt der Blick durch das Stadttor auf Main und Karlsburg – kann man seine Brötchen idyllischer verdienen? Oder servieren? Denn drinnen in der Stube gibt’s Selbstgebackenes, leckere Kuchen und Torten, bevorzugte Zutat: Dinkelmehl. »Aus Überzeugung«, sagt die Wirtin. Wenn’s draußen kälter wird, werden die Kuchen-Kreationen ausgefallener: Dann wird eine Mohn-Marzipan-Torte serviert oder die »Karlstadter Luft« aus Sahnebaiser und Beeren.