16,99 €
In der europäischen Literatur sind die Sagas einzig: nirgendwo als auf Island entstand eine solch spannende, in der Volkssprache abgefasste Prosaliteratur. Dashiel Hammet hat auf ihre Dialoge gelauscht, Borges bewunderte ihren zynischen Realismus, und ihre Gegenwärtigkeit verblüfft: betritt man heute die Landschaft ihrer Schauplätze, scheinen nur die alten Helden zu fehlen. Die 64 Sagas der S. Fischer Edition, die 2011 anlässlich Islands Ehrengast-Auftritt zur Frankfurter Buchmesse erschienen sind, erzählen vom Leben der ersten Siedler auf Island, von der Landnahme, ihren Hofgründungen, Familienfehden und Rechtsstreitigkeiten - und natürlich von ihren Fahrten, die nach Schottland, England und bis nach Rom führten, und nicht zuletzt zu dem legendär rauen Ruf der Isländer beitrugen, denn es ging dabei nicht immer friedlich zu. Eine Neuübersetzung wie diese – vorgelegt von den besten literarischen Übersetzern und wissenschaftlich ediert von führenden Skandinavisten – schließt eine lange als schmerzlich empfundene Lücke. Islands wichtigster Beitrag zur Weltliteratur wird damit dem deutschen Lesepublikum neu zugänglich gemacht. Die bekannten Sagas wie die von den Menschen im Laxárdal oder von dem großen Helden Grettir fehlen ebenso wenig wie die bekannten Sagas z. B. »Die Saga von Brennu-Njáll« sowie die Sagas von Vinland und Grönland, die von der ersten europäischen Entdeckung Amerikas berichten. Die literarisch akzentuierten Neuübersetzungen liegen in vier Bänden vor. Die Herausgeber sind Klaus Böldl (Kiel), Andreas Vollmer (Berlin) und Julia Zernack (Frankfurt/Main). Es übersetzen Klaus Böldl, Wolfgang Butt, Thomas Esser, Tina Flecken, Johannes Heimeroth, Ursula Gieger, Mathias Kruse, Kristof Magnusson, Kurt Schier, Sabine Schmalzer, Andreas Vollmer, Betty Wahl, Laura Wamhoff, Karl-Ludwig Wetzig.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 911
Klaus Böldl | Andreas Vollmer | Julia Zernack (Hrsg.)
Erzählungen
»Ein isländischer Schriftsteller kann nicht leben, ohne beständig über die alten Bücher nachzudenken.« Halldór Laxness
Der Stellenwert, den die Isländersagas im kulturellen Gedächtnis der Isländer einnehmen, ist enorm. Bis heute haben die fesselnden Geschichten über die ersten Siedlergenerationen auf der nordischen Insel nicht an Leuchtkraft verloren: Die Prosatexte aus dem 13. und 14. Jahrhundert sind eine Sternstunde der Geistesgeschichte Europas – und können hier in einer breiten Auswahl bewundert werden. Mit der vorliegenden Edition, die anlässlich Islands Ehrengastauftritt zur Frankfurter Buchmesse 2011 erschien, öffnet sich den Lesern ein Tor in eine Welt, die beseelt ist von wütenden Außenseitern, starken Frauen und Rechtskundigen, von Rache, Totschlag und Buße, aber auch von Schadenszauber und Wiedergängern und nicht zuletzt abenteuerlichen Reisen in ferne Länder.
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
Die vierbändige Ausgabe der »Isländersagas« – vorgelegt von den besten literarischen Übersetzerinnen und Übersetzern – räumt einer der bedeutendsten Literaturen den Platz ein, der ihr gebührt.
Die Erzählung vom sagakundigen Þorsteinn
Einleitung
Die Erzählung vom sagakundigen Þorsteinn
Die Erzählung von Þorsteinn Stangenhieb
Die Erzählung von Þorsteinn aus den Ostfjorden
Die Erzählung von Þorsteinn Ochsenfuß
1 Die heidnischen Gesetze
2 Die Leute von Krossavík und Krummsholt
3 Þorkells Schwester Oddný wird schwanger von Ívar
4 Þorkell lässt das Kind aussetzen
5 Geitir erkennt Þorsteinns Herkunft
6 Þorsteinns Traum
7 Freysteinn erhält die Freiheit
8 Ívar erkennt Þorsteinn nicht als seinen Sohn an
9 Die Befreiung des Heiðarskógs misslingt
10 Þorsteinn bei den Trollen im Heiðarskóg
11 Þorsteinns Kampf mit Skjaldvör
12 Styrkár kommt Þorsteinn zur Hilfe
13 Þorsteinn wird ein Gefolgsmann des Königs
14 Þorsteinn erhält seinen Beinamen
15 Þorsteinn hält um Herdís Hand an
Die Saga von Víga-Glúm
Einleitung
Die Saga von Víga-Glúm
1 Von Ingjald und Eyjólf. Der Besuch des Norwegers Hreiðar
2 Eyjólfs Fahrt nach Norwegen
3 Eyjólfs Sieg über den Bären
4 Sieg über den Berserker Ásgaut. Eyjólfs Hochzeit mit Ástríð
5 Þorkell der Lange, Sigmund und die Leute aus Espihóll. Glúms Jugend
6 Glúms Fahrt nach Norwegen. Das Disenopfer und der Berserker Björn
7 Verleumdung von Ástríðs Knechten und Streit um Vitazgjafi
8 Glúm erschlägt Sigmund
9 Der Prozess auf dem Allthing. Þorkells Vertreibung
10 Glúms Hochzeit mit Halldóra
11 Der Malzraub und der Kampf am Fluss. Heiratsvermittlungen
12 Die Seherin Oddbjörg
13 Ingólf erhält Arbeit bei Glúm. Pferdekämpfe
14 Der Totschlag an Kálf. Ingólfs Flucht
15 Ingólfs Rückkehr und Hochzeit
16 Der Konflikt mit Víga-Skúta und der Überfall an der Sennhütte
17 Halli der Weiße. Der Schafdiebstahl
18 Der Totschlag an Hallvarð. Vigfús’ Beleidigung beim Pferdekampf
19 Der Totschlag an Bárð. Vigfús wird geächtet
20 Die Hochzeit auf Öxnafell
21 Der Totschlag an Steinólf. Glúms Träume
22 Der Kampf am Hrísateig
23 Ausgang des Kampfes und Vergleich auf dem Thing
24 Glúm wird erneut angeklagt
25 Glúm leistet die Eide
26 Die Vertreibung aus Þverá
27 Streit um einen Wal. Der Kampf auf dem Vöðla-Thing
28 Glúms Alter und Tod
Die Erzählung vom tumben Hreiðar
Einleitung
Die Erzählung vom tumben Hreiðar
1 Die Brüder Þórð und Hreiðar
2 Die Brüder segeln nach Norwegen
3 Hreiðar beim König
4 Auf dem Weg zum Königstreffen
5 Hreiðar tötet einen Gefolgsmann von König Harald
6 König Harald will Hreiðar töten
7 Hreiðar kehrt nach Island zurück
Die Erzählung von Þorvald Tasaldi
Die Erzählung von Ögmund Dytt
Die Saga von Hrafnkell Freysgoði
Einleitung
Die Saga von Hrafnkell Freysgoði
1 Ankunft in Island
2 Hrafnkell auf Aðalból
3 Sám und Eyvind, Hrafnkell und Freyfaxi
4 Einar sucht Arbeit
5 Einar reitet Freyfaxi, Hrafnkell tötet Einar
6 Þorbjörn fordert Buße, Sám übernimmt die Klage
7 Zwei Wege zum Allthing
8 Befragung und Rat
9 Einigung unter Brüdern
10 Der Prozess wird durchgesetzt, aber auch gewonnen?
11 Vollstreckung des Urteils
12 Sám auf Aðalból, Freyfaxis Felsen
13 Wachsendes Ansehen
14 Eyvinds Rückkehr
15 Die offene Rechnung
16 Ein letzter Rat aus den Westfjorden
Die Erzählung vom Ochsen Brandkrossi
Einleitung
Die Erzählung vom Ochsen Brandkrossi
1 Helgi Ásbjarnarson und seine Vorfahren
2 Der Ochse Brandkrossi verschwindet und wird in Norwegen wiedergefunden. Grím heiratet Droplaug
3 Rückkehr nach Island. Die Familie bis zu den Urenkeln Grím und Helgi
Die Saga von den Söhnen der Droplaug
1 Ketill Þrym kommt nach Schweden und kauft Arneið frei
2 Ketill und Arneið in Island und ihre Nachkommen
3 Von den Leuten am Lagarfljót und dem Konflikt zwischen Helgi Ásbjarnarson und den Droplaugsöhnen
4 Helgi Ásbjarnarson verklagt die Droplaugsöhne und Helgi Droplaugarson trickst ihn aus Rache aus
5 Helgi Droplaugarson spielt Helgi Ásbjarnarson erneut vor Gericht aus
6 Helgi Ásbjarnarson wird ein drittes Mal vor Gericht von Helgi Droplaugarson vorgeführt
7 Der Vorwurf des Totschlags gegen Helgi Droplaugarson wird gerichtlich von Helgi Ásbjarnarson verfolgt
8 Helgi Ásbjarnarson erwirkt die Acht für Helgi Droplaugarson
9 Helgi Droplaugarson trennt den Besitz seiner Verwandten Rannveig und ihres Mannes Þorgrím. Helgi Ásbjarnarson wird vom gekränkten Þorgrím in seine Rache involviert
10 Helgi Droplaugarson wird von Helgi Ásbjarnarson und dessen Männern angegriffen. Die Droplaugsöhne werden tödlich verwundet
11 Grím Droplaugarson wird gerettet
12 Grím Droplaugarson plant die Rache an Helgi Ásbjarnarson für den Tod seines Bruders
13 Grím und seine Männer überfallen Helgi Ásbjarnarson auf seinem Hof und bringen ihn um. Grím taucht unter
14 Grím wird wegen des Totschlags vor Gericht gebracht und flieht nach Norwegen
15 Grím stirbt an einer Vergiftung nach dem Holmgang gegen den Wikinger Gaus
Die Saga von den Leuten am Ljósavatn
Einleitung
Die Saga von den Leuten am Ljósavatn
1 Sölmund macht Ärger und wird verbannt
2 Sölmund kommt vor der Zeit zurück. Þorgeir ergreift Partei gegen seine Söhne
3 Þorgeirs Söhne bereiten eine Klage vor. Ófeig versucht zu vermitteln
4 Der Rechtsstreit droht zu eskalieren, endet aber mit einem Vergleich zugunsten von Þorgeirs Söhnen
5 Sörli hält um Guðmunds Tochter an. Guðmund sorgt sich um seinen Ruf, sein Freund schlägt ihn mit seinen eigenen Waffen
6 Guðmund lebt auf Kosten seiner Thingleute. Ófeig besucht ihn mit dreißig Hengsten
7 Guðmund fürchtet um sein Ansehen und verkennt Ófeigs Loyalität. Was seinem Ansehen schadet
8 Brand bewährt sich und wird von Norwegern mitgenommen. Er lässt sich nicht alles bieten und muss nach Island zurück
9 Brand sitzt im Vopnafjord fest und sorgt für Unterhaltung im Winter. Er läuft davon, kommt in Schwierigkeiten und muss zurück
10 Þorkell Geitisson übernimmt Brands Verteidigung. Er bietet Guðmund dem Mächtigen die Stirn und wendet eine List an
11 Eine turbulente Gerichtsverhandlung. Die Vermittler schmieden eine Heiratsallianz
12 Guðmund muss nachgeben, Þorkell heiratet Jórunn, Brand wird Bauer
13 Neue und bekannte Personen. Guðmund erfährt, dass ehrenrührig über ihn geredet wird, und plant Rache
14 Guðmund schließt einen Pakt mit seinem Bruder Einar. Akraskegg wird vertrieben, Þórir Helgason verklagt
15 Die Brüder streiten sich
16 Das Verhältnis der Brüder. Þórir fordert Guðmund zum Holmgang
17 Finten und Gegenmaßnahmen. Þórir wird für drei Winter verbannt
18 Rindill wird als Kundschafter geschickt und verrät Þorkell Hák
19 Guðmund lässt Þorkell Hák umbringen und zahlt die Einnahmen der letzten Prozesse als Buße für ihn
20 Rindills Tod. Guðmund verfolgt die Mörder und ist drauf und dran, dazu Häuser niederzubrennen
21 Guðmunds Träume und Vorahnungen. Guðmund stirbt an einem Traum
22 Eyjólf nimmt Guðmunds Platz ein und will sich eigentlich aussöhnen. Friðgerð wird schwanger, Eyjólf vertritt sie gegen Brand und Höskuld vom Ljósavatn
23 Das Gottesurteil schafft keine Klarheit. Die Lager formieren sich
24 Die große Schlacht. Eyjólfs Bruder Koðrán stirbt bei dem Versuch, die Parteien zu trennen
25 Þorvarð versteckt Hall. Eyjólf lehnt eine Geldbuße für Koðrán ab und ruft ein großes Aufgebot zum Thing zusammen
26 Beide Parteien reiten zum Hegranes-Thing. Ein neuer Kampf wird nur knapp vermieden
27 Skegg-Broddi und Gellir gehen zwischen die Parteien und erzwingen einen umfassenden Friedensschluss
28 Þorvarð und die anderen wollen das Land verlassen. Das Schiff kommt zunächst nicht los, Hall bewährt sich
29 Ankunft in Norwegen bei schwerer See. Sie entkommen einem Angriff, Hall fährt in die Ostsee, die anderen pilgern nach Rom
30 Eyjólf bricht den Frieden und übt Blutrache. Hrólf will zurückschlagen, Skegg-Broddi und Gellir retten abermals die Situation. Þorvarð stirbt im Ausland, Hall wird erschlagen
31 Brands Ende, Höskuld kehrt zurück, Eyjólf wird fromm, Skegg-Broddi behält das letzte Wort
Die Erzählung von Gold-Ása und Þórð
Einleitung
Die Erzählung von Gold-Ása und Þórð
Die Erzählung von Gunnar, dem Töter Þiðrandis
1 Þiðrandi und Ásbjörn Vegghamar
2 Þiðrandi und die Kórekssöhne wollen Ásbjörn vorladen
3 Gunnar tötet Þiðrandi
4 Sveinki versteckt Gunnar
5 Sveinki hilft Gunnar zu entkommen
6 Bjarni verlangt Gunnars Herausgabe
7 Hochzeit auf Helgafell
Die Erzählung vom scharfzüngigen Halli
1 König Harald der Harte
2 Halli kommt nach Norwegen
3 Der Hauptskalde Þjóðólf macht zwei Strophen
4 Halli lässt sich Grütze kochen und erzürnt den König
5 Halli rettet sich durch eine Strophe aus dem Stegreif
6 Halli und Þjóðólf liefern sich ein Wortgefecht
7 Halli fordert eine Buße von Einar Fliege
8 Halli in Dänemark
9 Halli in England
10 Hallis Rückkehr nach Norwegen und anschließend nach Island
Die Erzählung von Þorgrím Hallason
Die Erzählung von Þorleif, dem Skalden des Jarls
1 Ladejarl Hákon und seine Verfehlungen
2 Þorleif verlässt Island
3 Jarl Hákon lässt Þorleifs Schiff verbrennen und dessen Mannschaft hängen
4 Þorleif in Dänemark. Rückkehr nach Norwegen
5 Þorleif rächt sich an Jarl Hákon
6 Bei König Sveinn in Dänemark. Rückkehr nach Island
7 Þorleifs Tod auf dem Allthing
8 Hallbjörn erlernt von Þorleif die Skaldenkunst
Die Saga von Ljót aus Vellir
Einleitung
Die Saga von Ljót aus Vellir
1 Die Sigurðssöhne. Halli erschlägt Torfi, den Verlobten seiner Mutter, und kommt bei seinem Großvater Ingjald unter
2 Halli wird der Handlanger von Guðmund dem Mächtigen und beschließt aufgrund seiner wachsenden Unbeliebtheit in das Svarfaðardal umzuziehen
3 Beginn der Fehde zwischen Halli und Valla-Ljót
4 Valla-Ljót erschlägt Halli, und Guðmund der Mächtige übernimmt die Totschlagsklage
5 Þorvarð, Valla-Ljóts Neffe, wird auf dem Markt im Eyjafjord von Hallis Bruder Hrólf erschlagen
6 Valla-Ljóts Sohn Björn und sein Neffe Sigmund wollen Hrólfs Bruder Böðvar umbringen als Rache für Þorvarð
7 Björn und Sigmund überfallen Böðvar und töten ihn
8 Guðmund der Mächtige überfällt Ljót, der aber entkommt
9 Guðmund und Valla-Ljót vergleichen sich und legen ihre Feindschaft bei
Die Saga von Þorsteinn Síðu-Hallsson
Einleitung
Die Saga von Þorsteinn Síðu-Hallsson
1 Þorsteinn verlässt Island
2 Þórhadds Streit mit Hauk
3 Þorsteinn erhält sein Godenamt zurück. Erneuter Streit mit Þórhadd
4 Þórhadds Träume
5 Die Versöhnung scheitert
6 Þorsteinn tötet Þórhadds Söhne
7 Die Söhne und Töchter von Síðu-Hall
Die Erzählung von Þorsteinn Síðu-Hallsson und seinen Träumen
Die Erzählung von Egill Síðu-Hallsson
1 Egill und Tófi am Hof des Königs Ólaf
2 König Knút erscheint nicht. König Ólaf plündert in Dänemark
3 Die Besatzung erkrankt
4 Tófi und Egill suchen Jarl Valgaut auf
5 Egill stimmt den Jarl um
6 Der Jarl lässt sich taufen
Die Erzählung von Þorsteinn Síðu-Hallsson
1 Þorsteinn zieht sich den Zorn des Königs zu
2 Indriði erhält Þorsteinns Pferde
3 Einar sucht den König auf
Die Vínlandsagas
Einleitung
Die Saga von den Grönländern
1 Eirík erkundet und besiedelt Grönland
2 Bjarni und seine Männer stoßen auf unbekannte Länder
3 Leif erforscht die neu entdeckten Gebiete
4 Vínland erhält seinen Namen
5 Angriff durch die Skrælingar
6 Der tote Þorsteinn sagt Guðríð ihr Schicksal voraus
7 Handel und Kampf mit den Skrælingar
8 Weitere Fahrten nach Vínland. Freydís’ Intrige
9 Freydís’ Übeltaten kommen ans Licht. Þorsteinns Voraussagungen erfüllen sich
Die Saga von Eirík dem Roten
1 Auðs Landnahme in Island
2 Eirík wird aus dem Haukadal verbannt und besiedelt Grönland
3 Einar wirbt um Guðríð. Þorbjörns beschwerliche Überfahrt nach Grönland
4 Þorbjörgs Weissagungen
5 Leif verbreitet das Christentum in Grönland
6 Der tote Þorsteinn spricht zu Guðríð
7 Handelsgeschäfte in Grönland
8 Weitere Entdeckungsfahrten
9 Gescheiterte Fahrt nach Vínland
10 Þorfinn Karlsefni und seine Männer treffen auf Skrælingar
11 Flucht vor den Skrælingar
12 Rückkehr nach Grönland
13 In der Wurmsee
14 Karsefni und Guðríð kehren nach Island zurück
Die Erzählung von den Grönländern
1 Der Bischofssitz wird in Grönland errichtet
2 Sigurð und seine Männer finden die verschollenen Norweger tot auf
3 Össur klagt sein Erbe ein. Die Norweger kommen nicht zu ihrem Recht
4 Einar erschlägt Össur
5 Der Kampf zwischen Norwegern und Grönländern
6 Ein Vergleich wird ausgehandelt
Die Erzählung vom furchtsamen Þorsteinn
Einleitung
Die Erzählung vom furchtsamen Þorsteinn
1 Þorsteinn und der Kobold
2 Þorsteinn und der König
Die Erzählung vom neugierigen Þorsteinn
Die Erzählung von Þórarinn Kurzmantel
Die Erzählung von Ívar Ingimundarson
Anhang
Anmerkungen
Die Erzählung vom sagakundigen Þorsteinn
Die Erzählung von Þorsteinn Stangenhieb
Die Erzählung von Þorsteinn aus den Ostfjorden
Die Erzählung von Þorsteinn Ochsenfuss
Die Saga von Víga-Glúm
Die Erzählung vom tumben Hreiðar
Die Erzählung von Þorvald Tasaldi
Die Erzählung von Ögmund Dytt
Die Saga von Hrafnkell Freysgoði
Die Erzählung vom Ochsen Brandkrossi
Die Saga von den Söhnen der Droplaug
Die Saga von den Leuten am Ljósavatn
Die Erzählung von Gold-Ása und Þórð
Die Erzählung von Gunnar, dem Töter Þiðrandis
Die Erzählung vom scharfzüngigen Halli
Die Erzählung von Þorgrím Hallason
Die Erzählung von Þorleif, dem Skalden des Jarls
Die Saga von Ljót aus Vellir
Die Saga von Þorsteinn Síðu-Hallsson
Die Erzählung von Þorsteinn Síðu-Hallsson und seinen Träumen
Die Erzählung von Egill Síðu-Hallsson
Die Erzählung von Þorsteinn Síðu-Hallsson
Die Saga von den Grönländern
Die Saga von Eirík dem Roten
Die Erzählung von den Grönländern
Die Erzählung vom furchtsamen Þorsteinn
Die Erzählung vom neugierigen Þorsteinn
Die Erzählung von Þórarinn Kurzmantel
Die Erzählung von Ívar Ingimundarson
Bildnachweis
Inhaltsverzeichnis
Þorsteins þáttr sǫgufróða
Aus dem Altisländischen und mit einer Einleitung von Thomas Esser
Die Erzählung vom sagakundigen Þorsteinn in einer Handschrift aus dem 17. Jahrhundert. Der Text passt vollständig auf eine Seite. Da die Erzählung in diesem Manuskript auf die Erzählung von Þorsteinn aus den Ostfjorden folgt, lautet die Überschrift hier »Noch eine Erzählung von einem anderen isländischen Þorsteinn aus den Ostfjorden«.
In der Erzählung vom sagakundigen Þorsteinn kommt ein Isländer an den norwegischen Königshof, dessen besondere Fähigkeit es ist, dass er aus dem Gedächtnis Sagas vortragen kann. Schließlich hat er jedoch nur noch eine einzige Saga in seinem Repertoire, die er noch nicht erzählt hat, nämlich die über die Fahrt des Königs in fremde Länder. Er wagt nicht, sie zu erzählen, aber der König will sie dennoch hören und bittet ihn, sie über die Weihnachtstage vorzutragen. Der König ist von der Saga angetan, wundert sich aber auch, warum Þorsteinn so gut über seine Fahrt Bescheid weiß. Der Isländer sagt, er habe sie auf dem Allthing von Halldór Snorrason gehört, der den König auf seinen Auslandfahrten begleitet hat (s.auch die Erzählungen von Halldór Snorrason, Band 2).
Diese Erzählung, selbst ja unzweifelhaft an das Medium der Schrift gebunden, möchte uns glauben machen, dass das mündliche Erzählen von Sagas eine weit vor die Schreibezeit zurückreichende, spezifisch isländische Tradition ist, die auch am norwegischen Königshof wertgeschätzt wurde.
Die Erzählung von Þorsteinn Stangenhieb ist eine der wenigen Erzählungen, die ausschließlich auf Island spielen. Sie schildert einen Konflikt im Vopnafjordgebiet, der in einem Pferdekampf seinen Ausgangspunkt hat. Eine der Hauptfiguren ist Bjarni Brodd-Helgason, der auch schon in der Saga von den Leuten vom Vopnafjord eine prominente Rolle spielt. Der arme Bauer Þorsteinn wird bei einem Pferdekampf von einem Knecht des mächtigen Bauern Bjarni an der Augenbraue verletzt, lehnt es aber zunächst ab, sich dafür zu rächen. Er will diesen Vorfall aber vor seinem Vater verheimlichen, einem alten Wikinger, der lieber einen toten als einen feigen Sohn haben möchte.
Diese Nachricht dringt aber dennoch ans Ohr des Alten, und als der Vater Þorsteinn verspottet, rächt sich dieser schließlich und tötet Bjarnis Knecht. Bjarni selbst sieht von einer Rache an Þorsteinn ab, da er dessen Vater nicht den Ernährer nehmen möchte. Er schickt zwei seiner Hausleute, die ihn wegen seiner Untätigkeit verlachen, zu Þorsteinn, um an Bjarnis statt die Rache auszuführen, Þorsteinn erschlägt aber beide. Schließlich entschließt sich Bjarni dazu, Þorsteinn nicht mit großer Mannschaft, sondern in einem Zweikampf gegenüberzutreten, der ein überraschendes Ende nimmt.
Die Erzählung von Þorsteinn Stangenhieb spielt ungefähr im letzten Jahrzehnt des 10. Jahrhunderts, kurz vor Annahme des Christentums auf Island. Die beiden Protagonisten Bjarni und Þorsteinn müssen ihre Bereitschaft zu Versöhnung und Nachsicht gegen die Vertreter der alten Wikingerethik, allen voran Þorsteinns Vater, verteidigen.
In der Erzählung von Þorsteinn aus den Ostfjorden unternimmt der Titelheld eine Pilgerreise nach Rom. Unterwegs kommt er in Dänemark einem Mann zu Hilfe, der von mehreren Männern angegriffen wird. Der Gerettete gibt sich als Gefolgsmann des Königs aus und bittet Þorsteinn, dass er ihn auf seiner Rückfahrt aus Rom beim König aufsuchen solle. Als Þorsteinn dies tun will, scheint jedoch niemand den mysteriösen Fremden zu kennen. Diese kurze Erzählung enthält zahlreiche typische Motive: eine Pilgerreise, Aufenthalte beim norwegischen König, misstrauische und spöttische Gefolgsleute und einen tapferen Isländer, der am Ende zur Überraschung aller Erfolg hat.
Die Erzählung von Þorsteinn Ochsenfuß mischt, ähnlich wie die Erzählung von Orm Stórólfsson (Band 1), sagatypische Motive mit phantastischen Elementen. Sie beginnt auf Island, wo ein Norweger eine Frau schwängert, sich aber nicht zu dem Kind bekennt und die Mutter sitzenlässt. Der kleine Þorsteinn wird ausgesetzt, aber von einem Bauern gefunden und aufgezogen. Þorsteinn entwickelt sich zu einem großen Mann, der im Laufe der Erzählung nicht nur im Auftrag des norwegischen Königs im Kampf gegen Trolle Heldentaten vollbringt, sondern schließlich auch seinen Vater davon überzeugt, ihn als Sohn anzunehmen.
In den Ostfjorden wuchs ein Mann auf, der Þorsteinn hieß. Er fuhr nach Norwegen an den Hof König Haralds[*]. Er war ein höfischer Mann und verstand sich auf viele Dinge. Þorsteinn bat den König um Beistand.
Der König sprach: »Verstehst du etwas davon, uns zu unterhalten?«
Er antwortete, er kenne manche Saga. Der König erwiderte: »Dann werde ich dich aufnehmen. Du sollst einen jeden unterhalten, der dich darum bittet.«
Das tat er, und er wurde auf diese Weise beliebt bei den Gefolgsleuten, die ihm Kleidung schenkten.
Eines Tages sprach der König zu Þorsteinn: »Ihr scheint mir gut miteinander auszukommen, du und meine Gefolgsleute. Sie geben dir sogar Kleidung dafür, dass du sie unterhältst. Es ist angebracht, dass ich dir eine Waffe schenke.«
Er hielt Wort und überreichte ihm ein gutes Schwert.
So verging die Zeit bis Weihnachten. Da wurde Þorsteinn betrübt. Der König bemerkte dies bald und erkundigte sich, wie das komme. Þorsteinn antwortete, seine Launenhaftigkeit sei schuld daran. Der König entgegnete, dass es das nicht sei: »Ich werde raten. Es ist meine Vermutung, dass du nun alle deine Sagas erzählt hast, weil du einem jeden, der dich darum bat, immer bereitwillig eine Saga erzählt hast. Und nun bekümmert es dich, dass du an Weihnachten keine mehr vorzutragen hast.«
Þorsteinn gab zu, dass er recht habe. »Nun ist nur noch eine Saga übrig, und die wage ich nicht zu erzählen, weil es die Saga über Eure Fahrt in ferne Länder ist.«
Der König sprach: »Gerade diese Saga möchte ich gerne hören. Bis Weihnachten sollst du niemanden mehr unterhalten, da alle Leute beschäftigt sind. Am ersten Tag des Festes sollst du beginnen vorzutragen, und ich werde dafür sorgen, dass das Erzählen der Saga ebenso lange dauert wie Weihnachten. Dann finden große Trinkgelage statt, so dass du nur wenig Zeit hast, die Saga zu erzählen. Du wirst mir nicht ansehen können, während du sie zum Besten gibst, ob sie mir gut oder weniger gut gefällt. Es wird sicher nach den Festtagen so sein, dass du nur noch wenige Sagas erzählen wirst, wenn ich sie für schlecht erzählt und unglaubwürdig halten sollte. Aber wenn sie mir zusagt, wird dir Gutes widerfahren.«
Am ersten Weihnachtstag verlangt der König, die Saga zu hören. Sie wird eine Weile erzählt.
»Das reicht fürs Erste«, sagte der König.
Dann begannen die Leute zu trinken, viele unterhielten sich darüber, dass es einer großen Portion Mutes bedürfe, die Saga vorzutragen. Sie fragten sich auch, wie der König sie aufnehmen werde.
So ging es an den Festtagen weiter. Dem König war wichtig, dass während des Vortragens Ruhe herrschte, er hatte aber nichts auszusetzen.
Am Abend des dreizehnten Tages des Weihnachtsfestes beendete Þorsteinn die Saga.
Da sprach der König: »Möchtest du nicht wissen, wie mir die Saga gefällt?«
Er antwortete, er fürchte sich davor.
Der König sagte: »Man muss sich nicht darüber wundern, dass mir die Saga überaus gut gefällt. Sie wurde keineswegs schlechter vorgetragen, als es der Erzählstoff zuließ. Woher kennst du sie?«
Er antwortet: »Es gehörte zu meinen Gewohnheiten, Herr, mich in jedem Sommer zum Allthing in meinem Land zu begeben, und dort bekam ich die Saga zu hören, die Halldór Snorrason erzählte.«
Der König sprach: »Dann ist es nicht verwunderlich, dass du sie so gut kennst. Dir soll daher Gutes widerfahren, sei mir willkommen, es steht dir alles zur Verfügung, was du haben möchtest.«
Der König schenkte ihm wertvolle Handelsware. Man hielt Þorsteinn für einen klugen Mann, er reiste stets von Land zu Land und hielt sich lange Zeit beim König auf.
UND HIER ENDET DIESE ERZÄHLUNG.
[*]
Die Anmerkungen stehen im Anhang ab S. 585.
Ein Mann hieß Þórarinn und lebte im Sunnudal. Er war alt und fast blind. In seiner Jugend war er ein großer Wikinger gewesen. Selbst im Alter war er kein umgänglicher Mensch geworden. Þórarinn hatte einen Sohn namens Þorsteinn. Er war ein großer, kräftiger und sehr besonnener Mann. Þorsteinn schuftete so auf dem Hof seines Vaters, dass drei Männer zusammen nicht mehr Arbeit erledigen könnten.
Þórarinn war ziemlich arm, nannte aber zahlreiche Waffen sein Eigentum. Vater und Sohn besaßen Zuchtpferde. Mit dem Verkauf dieser Pferde verdienten sie das meiste Geld, da alle gut zu reitende, temperamentvolle Pferde waren.
Ein Mann hieß Þórð, er war ein Knecht des Bjarni von Hof. Weil er gut mit Pferden umgehen konnte, kümmerte er sich um Bjarnis Reitpferde. Er war ein äußerst streitsüchtiger, überheblicher Mann und ließ andere spüren, dass er der Knecht eines mächtigen Mannes war, auch wenn ihm dies selbst weder Ansehen noch Freunde einbrachte.
Zwei weitere Männer hielten sich bei Bjarni auf, der eine hieß Þórhall, der andere Þorvald. Sie waren große Klatschmäuler und erzählten alles weiter, was ihnen im Bezirk zu Ohren kam.
Þorsteinn und Þórð verabredeten eine Pferdehatz mit jungen Hengsten. Als die beiden Pferde gegeneinander kämpften, wollte Þórðs Pferd nicht recht beißen. Als Þórð bemerkt, dass sein Hengst den Kürzeren zieht, versetzt er Þorsteinns Pferd einen kräftigen Schlag auf das Maul. Als Þorsteinn dies sieht, lässt er einen noch stärkeren Schlag auf Þórðs Pferd niedergehen, das daraufhin die Flucht ergreift. Die Umstehenden johlten laut. Da schlägt Þórð Þorsteinn mit der Stange, mit der man beim Kampf die Pferde antreibt, und trifft ihn an der Augenbraue, die danach vor dem Auge herunterhängt. Þorsteinn reißt sich einen Stofffetzen aus seinem Hemdzipfel und verbindet die Braue und tut so, als ob nichts geschehen wäre. Er bittet darum, den Vorfall vor seinem Vater zu verheimlichen. Damit war es erledigt. Þorvald und Þórhall trieben ihren Spott mit ihm und nannten ihn Þorsteinn Stangenhieb.
Im Winter, kurz vor dem Julfest, gingen Frauen im Sunnudal an ihre Arbeit. Auch Þorsteinn machte sich auf und trug Heu hinein, legte sich dann aber auf die Bank. Da kommt der alte Þórarinn, sein Vater, herein und fragt, wer dort liege. Þorsteinn antwortet, er sei es.
»Warum bist du so früh auf den Beinen, Sohn?«, will Þórarinn wissen.
Þorsteinn erwidert: »Mir scheint, es gibt nur wenige, die mir die Arbeit abnehmen, die hier erledigt werden muss.«
»Hast du keine Kopfschmerzen, Sohn?«, fragt der alte Þórarinn.
»Davon merke ich nichts«, entgegnet Þorsteinn.
»Willst du mir nicht von dem Pferdekampf im vergangenen Sommer erzählen? Dort wurdest du doch wie ein Hund bewusstlos geschlagen.«
»Mir scheint es nicht ehrenhaft zu sein«, antwortet Þorsteinn, »dies einen Schlag zu nennen, es war vielmehr ein Unfall.«
Þórarinn sagt: »Ich hätte nicht erwartet, dass ich einen feigen Sohn habe.«
»Sag jetzt nichts, Vater«, erwidert Þorsteinn, »was du später bereust.«
»Ich werde jetzt nicht alles sagen«, entgegnet Þórarinn, »was ich auf dem Herzen habe.«
Dann erhob sich Þorsteinn, nahm seine Waffen und brach von zu Hause auf. Er ging so lange, bis er zum Pferdestall kam, in dem Þórð Bjarnis Pferde hütete. Þórð selbst war auch dort.
Þorsteinn geht zu Þórð und sagt: »Ich will wissen, lieber Þórð, ob es ein unglücklicher Zufall war, dass ich von dir im vergangenen Sommer geschlagen wurde, oder ob du es mit voller Absicht getan hast. Und willst du mir dafür eine Buße zahlen?«
Þórð: »Wenn du zwei Wangen hast, kannst du deine Zunge einmal in die eine legen und es einen Zufall nennen, wenn du magst, oder du legst sie in die andere und nennst es Absicht. Das ist alles an Buße, was du von mir dafür bekommen wirst.«
»Dann mach dich darauf gefasst«, erwidert Þorsteinn, »dass ich dich nicht noch einmal danach fragen werde.«
Da springt Þorsteinn auf Þórð zu und erschlägt ihn. Dann geht er zu einem der Häuser auf Hof und trifft draußen eine Frau. Er sagt zu ihr: »Berichte Bjarni, dass ein Rind seinen Pferdeburschen Þórð gestoßen hat. Þórð wird auf ihn beim Pferdestall warten.«
»Mann, geh du nach Hause«, antwortet sie, »ich erzähle es, wenn es mir passend scheint.« Þorsteinn geht fort, die Frau geht an die Arbeit.
Bjarni stand am Morgen auf, und als er am Essenstisch saß, fragte er, wo Þórð sei. Seine Hausleute antworteten, er werde wohl zu den Pferden gegangen sein.
»Wenn ihm nichts passiert ist, sollte er längst zurück sein«, sagte Bjarni.
Da ergriff die Frau das Wort, die Þorsteinn getroffen hatte: »Es ist wahr, was man uns Frauen nachsagt, dass wir nämlich nicht viel Verstand hätten. Þorsteinn Stangenhieb war am Morgen hier und sagte, ein Stier habe Þórð so sehr gestoßen, dass er sich nicht selbst helfen könne. Ich wollte dich aber nicht gleich wecken, und später habe ich es wohl vergessen.«
Bjarni stand vom Tisch auf, ging zum Pferdestall und fand dort den erschlagenen Þórð. Man beerdigte ihn.
Bjarni bringt dies zur Anklage und erwirkt wegen des Totschlags Þorsteinns Ächtung. Þorsteinn aber blieb dennoch zu Hause im Sunnudal und arbeitete weiter für seinen Vater. Dennoch verhielt sich auch Bjarni ruhig.
Im Herbst saßen die Leute auf Hof an den Sengfeuern. Bjarni lag draußen auf dem Küchendach und hörte zu, was seine Hausleute sich erzählten. Da ergreifen die Brüder Þórhall und Þorvald das Wort: »Wir hatten nicht erwartet, als wir bei Totschlag-Bjarni unterkamen, hier Köpfe von Lämmern am Feuer zu rösten, während der geächtete Þorsteinn Hammelhäupte sengt. Es wäre nicht schlimmer für Bjarni, wenn er damals im Böðvarsdal seine Verwandten verschont hätte und der Mann, den er ächten ließ, nicht ihm ebenbürtig im Sunnudal säße. Wenn man einen Mann so angeht, dass er Wunden davonträgt, verliert er den Mut. Wir wissen nicht, wie bald Bjarni diesen Fleck von seiner Ehre abwaschen wird.«
Ein Mann erwidert: »Es ist noch schlimmer, solche Dinge auszusprechen, als sie für sich zu behalten. Euch haben die Trolle die Zunge aus dem Kopf gezogen. Wir glauben, dass er dem blinden Vater und den anderen Hilfsbedürftigen dort im Sunnudal nicht den Ernährer nehmen will. Ich würde mich wundern, wenn ihr hier noch öfter Lammköpfe sengen oder das loben würdet, was im Böðvarsdal geschehen ist.«
Dann gehen alle zu Tisch und anschließend schlafen. Bjarni ließ es sich nicht anmerken, dass er alles mit angehört hatte.
Am Morgen weckte Bjarni Þórhall und Þorvald und befahl ihnen, nach Sunnudal zu reiten und ihm bis zur Frühstückszeit Þorsteinns abgeschlagenen Kopf zu bringen, »ihr beide scheint mir am besten dazu geeignet zu sein, den Fleck von meiner Ehre abzuwaschen, wenn ich selbst nicht den Mut dazu habe«.
Da waren sie überzeugt davon, zu viel geredet zu haben. Sie brechen aber dennoch auf und gehen ins Sunnudal. Þorsteinn stand in der Tür und wetzte ein Kurzschwert. Als sie dort ankamen, fragte er sie, was sie wollten. Sie antworteten, sie seien auf der Suche nach Pferden. Þorsteinn erwiderte, da müssten sie nicht lange suchen, »sie stehen hier an der Umfriedung«.
»Es ist nicht sicher, dass wir die Pferde auch finden, wenn du uns nicht ganz genau zeigst, wo sie sind.«
Da tritt Þorsteinn hinaus. Und als sie zur Umfriedung kommen, holt Þorvald eine Axt hervor und geht auf Þorsteinn los, aber Þorsteinn stieß ihn mit der Hand fort, so dass Þorvald hinfiel. Þorsteinn durchbohrt ihn mit dem Kurzschwert. Da will ihn Þórhall angreifen, aber es ergeht ihm ebenso wie Þorvald. Þorsteinn bindet die Leichen auf den Rücken ihrer Pferde, legt ihnen Zügel an und weist ihnen den Weg. Die Pferde laufen heim nach Hof.
Die Knechte auf Hof waren draußen und gingen hinein, um Bjarni zu berichten, dass Þorvald und Þórhall zurückgekehrt seien und die Fahrt der beiden nicht ereignislos gewesen sei. Da geht Bjarni hinaus und sieht, was geschehen ist. Er sagt nichts weiter dazu und lässt die beiden begraben. Bis nach dem Julfest bleibt alles ruhig.
Eines Abends ergreift Rannveig das Wort, als sie und Bjarni im Bett liegen: »Was meinst du, worüber im Bezirk im Moment am meisten geredet wird?«
»Das weiß ich nicht«, antwortet Bjarni. »Vieles von dem Geschwätz scheint mir nicht beachtenswert zu sein.«
»Am meisten wird darüber geredet, dass die Leute sich nicht vorstellen können, was Þorsteinn Stangenhieb noch tun muss, dass du nicht mehr anders kannst, als Rache an ihm zu nehmen. Er hat bisher drei deiner Knechte erschlagen. Deine Thingleute glauben, sie könnten, so wie es aussieht, nicht auf deine Unterstützung zählen, wenn dies ungerächt bleiben sollte. Du tust das Falsche und lässt das Richtige ungeschehen.«
Bjarni erwidert: »Es stimmt wohl, was man sagt, dass niemand den Schaden eines anderen als Warnung versteht. Ich werde beherzigen, was du sagst, aber Þorsteinn hat nur wenige Unschuldige erschlagen.« Damit endete die Unterhaltung, und sie schliefen die Nacht hindurch.
Am Morgen erwachte Rannveig, als Bjarni seinen Schild von der Wand nimmt, und sie fragte ihn, wohin er wolle.
Er antwortet: »Nun soll die Sache zwischen Þorsteinn und mir auf ehrenvolle Weise aus der Welt geschafft werden.«
»Wie viele Männer nimmst du mit?«, will sie wissen.
»Ich werde Þorsteinn nicht mit einer großen Schar entgegentreten«, entgegnet er, »ich werde allein gehen.«
»Tu das nicht«, sagt sie, »liefere dich nicht allein den Waffen dieses Höllenkerls aus.«
Bjarni sagte: »Verhältst du dich nun nicht genauso wie die Frauen, die in einem Moment auf etwas drängen, was sie im nächsten bereuen? Lange habe ich deine Vorwürfe und die der anderen hingenommen, da nützt es nun auch nichts, mich davon abzubringen, wenn ich zur Tat schreiten will.«
Bjarni reitet ins Sunnudal, Þorsteinn steht in der Tür. Die beiden wechseln ein paar Worte.
Bjarni sagte: »Heute sollst du dich, Þorsteinn, mit mir im Zweikampf auf dem Hügel messen, der hier auf der Hofwiese steht.«
»Es fehlt mir an allem, um mich mit dir im Kampf zu messen«, antwortete Þorsteinn, »aber ich werde sofort das Land verlassen, sobald ein Schiff ausläuft, da ich dich für anständig halte und weiß, dass du dich um meinen Vater kümmern würdest, wenn ich fort wäre.«
»Es ist zwecklos, dich herausreden zu wollen«, erwidert Bjarni.
»Dann erlaube mir bitte, zuvor meinen Vater aufzusuchen«, entgegnet Þorsteinn.
»Sicher«, sagt Bjarni.
Þorsteinn ging hinein und erzählte seinem Vater, dass Bjarni gekommen sei und ihn zum Zweikampf aufgefordert habe. Der alte Þórarinn antwortete: »Jeder Mann muss sich darüber im Klaren sein, dass er nicht mehr viele Hemden abtragen wird, wenn er mit einem mächtigeren Mann im selben Bezirk zu tun hat, dem er eine Schmach zugefügt hat. Und deswegen kann ich nicht um dich trauern, weil du selbst eine ganze Menge dazu beigetragen hast. Nimm deine Waffen und wehre dich so tapfer wie möglich. Früher hätte ich mich jemandem wie Bjarni nicht gebeugt, auch wenn er ein überaus großer Krieger ist. Mir ist es lieber, dich zu verlieren, als einen feigen Sohn zu haben.«
Dann geht Þorsteinn hinaus, und die beiden treten auf den Hügel. Sie fangen an, sich unnachgiebig zu bekämpfen, und sie zertrümmern einander Schild und Helm. Nachdem sie sehr lange gekämpft haben, sagt Bjarni zu Þorsteinn: »Jetzt habe ich Durst. Ich bin solche Anstrengungen nicht so gewohnt wie du.«
»Dann geh hinunter zum Bach und trink«, sagt Þorsteinn.
Das tat Bjarni und legte sein Schwert neben sich ab. Þorsteinn ergreift es, schaut es an und sagt: »Dieses Schwert wirst du nicht im Böðvarsdal gehabt haben.«
Bjarni sagt nichts dazu. Dann gehen sie wieder auf den Hügel und kämpfen eine Weile. Bjarni fand, dass Þorsteinn kampftüchtig und stärker war, als er vermutet hatte.
»Dass mir aber auch ausgerechnet heute solche Dinge passieren müssen«, sagte Bjarni, »jetzt sind meine Schuhbändel offen.«
»Dann binde sie«, antwortet Þorsteinn.
Bjarni beugt sich hinunter, aber Þorsteinn geht ins Haus und bringt zwei Schilde und ein Schwert mit. Dann geht er zu Bjarni auf den Hügel und sagt: »Hier hast du einen Schild und ein Schwert von meinem Vater. Das Schwert wird nicht so stumpf werden wie das, das du bis jetzt hattest. Der andere Schild ist für mich, da ich keine Lust habe, länger deinen Hieben schutzlos ausgeliefert zu sein. Ich möchte dieses Spiel aber auch gerne beenden, da ich fürchte, dass auf dein Glück eher Verlass ist als auf mein Unglück. Jeder hängt doch, solange er kann, bis zum Äußersten am Leben.«
»Es ist zwecklos, sich herausreden zu wollen«, erwidert Bjarni, »wir kämpfen weiter.«
»Ich werde nicht hart zuschlagen«, entgegnet Þorsteinn.
Dann zertrümmert Bjarni Þorsteinns ganzen Schild, und Þorsteinn schlug Bjarnis Schild in Stücke.
»Jetzt hast du aber hart zugeschlagen«, sagt Bjarni.
Þorsteinn antwortet: »Deine Schläge sind nicht weniger hart.«
Bjarni sprach: »Deine Waffe, die du schon den ganzen Tag benutzt hast, beißt nun besser.«
Þorsteinn erwiderte: »Ich will meinem Unglück aus dem Weg gehen, wenn ich dazu in der Lage bin. Ich habe Angst davor, mit dir zu kämpfen. Ich bin noch immer dazu bereit, alles deinem Urteil zu überlassen.«
Dann war es an Bjarni zuzuschlagen, aber beide hatten keinen Schild mehr. Da sagte Bjarni: »Es wäre ein schlechtes Geschäft, wenn man eine Schandtat großem Glück vorzöge. Wenn du alleine mir treu ergeben sein willst, erkläre ich deine Schuld wegen meiner drei Knechte für abgegolten.«
Þorsteinn antwortete: »Heute hatte ich mehrmals die Gelegenheit, dich zu hintergehen, wenn mein Unglück mächtiger als dein Glück gewesen wäre. Ich werde dich nicht hintergehen.«
»Ich weiß, dass du ein vortrefflicher Mensch bist«, sagt Bjarni, »du musst mir aber erlauben, dass ich zu deinem Vater hineingehen und ihm das sagen darf, was ich möchte.«
»Meinetwegen tu, was du willst, aber nimm dich in Acht«, erwidert Þorsteinn.
Dann ging Bjarni hinein zu dem Bettverschlag, in dem der alte Þórarinn lag. Der Alte fragte, wer da hineingekommen sei, und Bjarni nannte seinen Namen.
»Was bringst du für Neuigkeiten, lieber Bjarni?«, fragte Þórarinn.
»Den Tod deines Sohnes Þorsteinn«, sagte Bjarni.
»Hat er sich wenigstens gewehrt?«, erwiderte Þórarinn.
»Ich denke, kein Mann ist je im Kampf tapferer gewesen als dein Sohn Þorsteinn.«
»Es wundert mich daher nicht«, sagte der Alte, »dass man im Böðvarsdal nicht gegen dich ankam, wenn du nun meinen Sohn besiegt hast.«
Da sprach Bjarni: »Ich möchte dich zu mir nach Hof einladen. Dort kannst du, solange du lebst, mir gegenüber auf dem Ehrenplatz in der Mitte der Längsbank sitzen. Ich werde dir an deines Sohnes statt sein.«
»Mir geht es so wie denjenigen, die nicht mehr selbst für sich sorgen können, und nur ein Narr freut sich an Versprechungen. Aber es ist doch so, dass die Versprechen von euch Mächtigen nur einen Monat lang Bestand haben, wenn ihr euch nach einem solchen Ereignis eines Mannes annehmt. Dann werden wir wie bloße Almosenempfänger behandelt, was uns unseren Schmerz lange nicht vergessen lässt. Aber derjenige, der sich auf eine Abmachung mit einem Mann wie dir einlässt, wird dennoch mit seinem Los zufrieden sein, was immer man sich auch erzählt. Deshalb werde ich dein Angebot annehmen. Tritt an mein Bett, du musst aber schon nahe kommen, weil ein alter Mann, der von Krankheit und Alter gezeichnet ist, sich kaum auf den Beinen halten kann. Auch bin ich nicht sicher, ob mir der Tod meines Sohnes nicht doch nahegeht.«
Bjarni trat an den Bettverschlag heran und fasste den alten Þórarinn bei der Hand. Da erkannte er, dass der Alte nach einem Kurzschwert tastete und damit auf ihn einstechen wollte.
Bjarni reißt seine Hand zurück und ruft: »Erbärmlicher, niederträchtiger Kerl. Jetzt bekommst du, was du verdienst: dein Sohn Þorsteinn lebt nämlich, und er wird mich nach Hof begleiten. Ich werde dir Sklaven zur Feldarbeit schicken, und es wird dir an nichts fehlen, solange du lebst.«
Þorsteinn begleitete Bjarni nach Hof und blieb bei ihm bis zu seinem Todestag. Man sagte, dass kaum jemand ihm in vornehmer Gesinnung und Tapferkeit ebenbürtig war.
Bjarni stand weiterhin in hohem Ansehen und wurde umso beliebter und ausgeglichener, je älter er wurde. Auf ihn war immer Verlass. Im letzten Abschnitt seines Lebens wurde er ein gläubiger Mann. Bjarni segelte ins Ausland und unternahm eine Pilgerreise nach Rom, während der er starb. Er ruht in einer Stadt namens Vateri, einer großen Stadt unweit von Rom, auf dem Weg hierher.
Bjarni hatte zahlreiche Nachkommen. Skegg-Broddi hieß ein Sohn, der in vielen Geschichten auftaucht und zu seiner Zeit ein wahrlich hervorragender Mann war. Eine Tochter Bjarnis hieß Halla, die Mutter von Guðríð, die mit dem Gesetzessprecher Kolbeinn verheiratet war. Eine weitere Tochter Bjarnis war Yngvild, die Ehefrau des Þorsteinn Síðu-Hallsson. Ihr Sohn war Magnús, der Vater Einars, dessen Sohn der Bischof Magnús war. Ein weiterer Sohn von Þorsteinn und Yngvild war Ámundi, der mit Sigríð, der Tochter Þorgríms des Blinden, verheiratet war. Eine Tochter Ámundis hieß Hallfríð, die die Mutter von Ámundi war, dessen Sohn Guðmund war, der der Vater von Magnús dem Goden und Þóra war, die mit Þorvald Gissurarson verheiratet war. Eine weitere Tochter war Þóra, die Mutter von Orm von Svínafell. Guðrún war auch eine Tochter von Ámundi, ihre Tochter war Þórdís, die Mutter von Helga, deren Tochter Guðný Böðvarsdóttir war, die Mutter von Sturlas Söhnen, Þórð, Sighvat und Snorri Sturluson. Rannveig hieß eine weitere Tochter Ámundis, die Mutter von Steinn, dessen Tochter Guðrún war, die Mutter von Arnfríð, die die Frau von Helgi dem Dicken war. Þorkatla war ebenfalls eine von Ámundis Töchtern, die Mutter von Arnbjörg, der Mutter von Finn dem Priester, Þorgeir und Þuríð. Viele mächtige Leute stammen von Ámundi und Sigríð ab.
UND HIER ENDET DIE ERZÄHLUNG VON ÞORSTEINN STANGENHIEB.
Ein Mann hieß Þorsteinn und stammte aus den Ostfjorden. Er war jung und geschickt. Þorsteinn verließ Island in Richtung Norwegen und wollte nach Rom reisen. Er gelangte nach Dänemark und erfuhr, dass sich König Magnús der Gute dort befand und fortwährend schwere Schlachten zu bestehen hatte.
Es geschah eines Tages, als Þorsteinn seines Weges ging, dass er einen Mann unter einer Eiche stehen sah, der von vier Männern angegriffen wurde. Der Mann setzte sich überaus tapfer zur Wehr. Þorsteinn fand, er habe sehr großen Mut.
Er sagte zu sich selbst: »Ist es nicht mannhafter, diesem beizustehen als jenen vieren, die ihn angreifen?«
Þorsteinn greift ein und zieht sein Schwert. Er schlägt hart und häufig zu und tötet in kurzer Zeit drei Männer, denjenigen, der übrig ist, erschlägt der andere.
Dieser Mann hatte ein jugendliches Aussehen und trug eine ärmellose Seidenweste unter der Brünne. Er war ein ansehnlicher Mann, auch wenn er vom Kampf sehr erschöpft war.
Da sprach Þorsteinn: »Wie heißt der Mann, dem ich zu Hilfe kam?«
Er antwortet: »Ich heiße Styrbjörn, ich bin ein Mann des Königs Magnús. Ich befand mich in ernsthaften Schwierigkeiten, bevor du mir beistandest, da sich meine Gefährten im Wald zerstreut haben. Aber dann bist du mir eine große Hilfe gewesen, was ich dir kaum wiedergutmachen kann. Was hast du vor?«
Þorsteinn sprach: »Ich bin Isländer und möchte nach Rom pilgern.«
Styrbjörn antwortet: »Würdest du dich entschließen können, die Pilgerfahrt aufzuschieben?«
Þorsteinn entgegnete: »Das kann schon sein. Wenn ich das tun sollte, dann am ehesten für König Magnús und seine Leute.«
Styrbjörn sprach: »Seid Ihr ihm freundlich gesinnt?« »Außerordentlich freundlich«, sagte Þorsteinn, »weil er ein hervorragender und in aller Herren Länder berühmter Herrscher ist.«
Styrbjörn antwortete: »Es ist ratsam, dass du deine Pilgerfahrt fortsetzt, weil es eine wichtige Angelegenheit ist. Besuche mich, wenn du zurückkommst. Ich werde dann nach wie vor im Gefolge von König Magnús sein.«
Daraufhin trennten sie sich, Þorsteinn ging nach Rom und kam im Frühjahr aus dem Süden zurück. Er geht dorthin, wo Magnús bei einem Gastmahl war.
Er kommt zur Halle des Gefolges und bittet um Einlass. Der Türhüter antwortete, es sei nicht üblich, dass Unbekannte Eintritt dorthin erhielten, wo der König zu Tisch sitze.
Þorsteinn entgegnete: »Lass denjenigen Mann herauskommen, der Styrbjörn heißt.«
Da läuft der zweite der beiden Türhüter in die Halle und ruft lachend aus: »Styrbjörn möge bitte hinaustreten.«
Auf einmal sprangen alle lärmend auf und riefen: »Tritt heraus, Styrbjörn, wenn dich ein Isländer ruft. Er kennt sich aus mit den Namen des Gefolges, auch wenn wir niemanden hier kennen, der so heißt.«
Dann verhöhnten sie ihn und trieben Spott mit ihm, jeder auf seinem Platz, und riefen: »Styrbjörn möge bitte hinaustreten.«
Der König ergriff das Wort und sprach: »Hört auf zu lachen. Die Leute kommen auf verschiedenen Wegen zu ihrem Namen. Ihr sollt über diesen Namen nicht länger höhnen.«
Es geschah, wie der König befahl. Daraufhin erhebt sich der König von seinem Platz und geht hinaus. Er trägt ein teures Obergewand und spricht: »Sei willkommen, Isländer. Wirf dir dieses Obergewand über und tritt ein. Es wird dir ein Bad eingelassen werden, willkommen bei meinem Gefolge. Niemand wird so dreist sein, dir Böses zu tun.«
Dies erstaunte alle. Daraufhin hielt sich Þorsteinn beim Gefolge auf. Er war sonderbar und wortkarg.
Einmal fragte der König ihn: »Wer von uns, denkst du, ist Styrbjörn?«
Er sagt: »Ich erwarte am ehesten, dass Ihr so genannt wurdet.«
Der König sprach: »Du kannst dich zu Recht meinen Retter nennen. Das werde ich dir reichlich entlohnen.«
Daraufhin begann der König die gesamte Geschichte zu erzählen und berichtet alles von Anfang an, als sie sich in Dänemark begegneten. Dann gingen sie in den Norden des Landes.
Eines Tages, als sie an einem Hafen lagen und einige an Land das Essen zubereiteten, wurde Grütze gereicht. Als die Schüssel zu Þorsteinn kam, verschlang er alles daraus. Die Königsleute brachen erneut in Gelächter aus und sprachen: »Du verstehst es, Grütze zu genießen, Landsmann.«
Der König lächelte darüber und sagte:
Speerbaum brachte allein
im Pfeilregen auf einmal
drei Männern den Tod,
er besiegte die Männer;
Schüsselschlinger aß Grütze,
zubereitet auf der Nordfahrt,
so viel wie drei andere,
er besiegte die Männer.
Speerbaum = Krieger = Þorsteinn; Pfeilregen = Schlacht
»Derselbe Mann war mir eine große Hilfe, als keiner von euch in der Nähe war. Und weil er jemandem geholfen hat, von dem er nicht wusste, wer er war, wird man ihn einen tapferen Kerl nennen können. Es ist klüger, einen unbekannten Mann nicht mit Spott und Hohn zu bedenken, weil es sehr schwierig ist, einen tapfereren und mutigeren Mann zu finden. Manchem wird es auch vorkommen, es wäre ein Glück gewesen, dass er zur Stelle war.«
Þorsteinn erwiderte: »Es ist offensichtlich, Herr, dass Gott mich Euch zu Eurem Schutz sandte. Mir schient Ihr gleich wegen Eures Aussehens alles andere als ein gewöhnlicher Mann zu sein, weshalb ich nicht zögerte, dir beizustehen.«
Der König hielt ihn in großen Ehren.
Eines Tages sprach der König zu ihm: »Was dich betrifft: Was scheint dir am besten zu sein oder was möchtest du am meisten? Willst du dich hier niederlassen und heiraten?«
Þorsteinn antwortete: »Das ist ein hervorragendes Angebot. Solange Ihr lebt, wird mein Ansehen hier am größten sein. Aber niemandem ist mit Sicherheit ein langes Leben verheißen, und es werden bestimmt einige Neider auftauchen, sobald ich Euren Beistand verliere. Ich bin mir sicher, Ihr werdet dafür sorgen, dass ich Eure Wohltaten so lange wie möglich zur Verfügung habe.«
Der König erwiderte: »Das sind kluge Worte.«
Daraufhin bereitete der König Þorsteinns Überfahrt nach Island vortrefflich mit einer großen Menge Geld vor. Dort ließ Þorsteinn sich nieder, und man hielt ihn für den glücklichsten Mann.
UND HIER ENDET DIE ERZÄHLUNG.
Ein Mann hieß Þórð Skeggi. Er nahm das ganze Land in Lón nördlich der Jökulsá bis nach Lónsheiði und lebte zehn Jahre auf Bær. Als er erfuhr, dass seine Hochsitzpfeiler bei Leiruvog unterhalb der Mosfellsheiði angetrieben worden waren, verkaufte er sein Land dem Gesetzessprecher Úlfljót, der, nachdem er Norwegen verlassen hatte, in Lón an Land gegangen war. Úlfljót war ein Sohn Þóras, einer Tochter des Ketill Hörða-Kári, eines Sohnes des Áslák Bifru-Kári, eines Sohnes des Unar Arnarhyrna.
Als Úlfljót annähernd sechzig Jahre alt war, segelte er nach Norwegen und hielt sich dort drei Jahre auf. Damals stellte er zusammen mit Þorleif dem Klugen, dem Bruder seiner Mutter, die Gesetze zusammen, die später Úlfljótslög genannt wurden.
Als er nach Island zurückkehrte, wurde das Allthing einberufen, und seitdem wurden Úlfljóts Gesetze für alle Isländer zum geltenden Recht. Die heidnischen Gesetze begannen damit, dass man nicht mit Schiffen mit Drachenköpfen am Steven in See stechen sollte. Wenn man dies dennoch tat, musste man den Kopf abnehmen, ehe man in Sichtweite des Landes kam. Man sollte weder mit einem Kopf mit aufgerissenem Maul noch mit klaffendem Schlund segeln, um die Landgeister nicht zu erschrecken.
Ein Ring, der zwei Unzen oder mehr wiegt, sollte in jedem größeren Tempel auf dem Altar liegen. Diesen Ring sollte jeder Gode bei sämtlichen Thingversammlungen am Arm tragen, die er selbst abhält, und ihn im Blut des Opfertieres röten, den er dort selbst opfert. Jeder Mann, der vor Gericht von einer Klage freigesprochen werden möchte, muss zuvor einen Eid auf den Ring schwören und für sich zwei oder mehr Zeugen benennen.
»Euch rufe ich als Zeugen auf«, sollte er sagen, »dass ich einen Eid auf diesen Ring leiste, einen gesetzlichen Eid. Frey, Njörd und der allmächtige Ase stehen mir bei, damit ich die Anklage oder die Verteidigung vertrete, Zeugnis ablege oder das Urteil abgebe oder das Urteil spreche, wie es mir gerecht und wahr und in völliger Übereinstimmung mit den Gesetzen zu sein scheint, und dass ich von sämtlichen Beschuldigungen freigesprochen werde, die mich betreffen, solange ich auf diesem Thing bin.«
Dann wurde das Land in Viertel eingeteilt, und in jedem Viertel sollten drei Thingstätten sein, und drei Haupttempel in jedem Thingbezirk. Es wurden mit Sorgfalt Leute dazu ausgewählt, die Tempel mit Klugheit und Gerechtigkeit zu betreuen. Sie sollten auf Thingversammlungen die Richter einsetzen und die Rechtssache leiten dürfen. Deshalb wurden sie Goden genannt. Ein jeder sollte an den Tempel Steuern entrichten, vergleichbar dem heutigen Kirchenzehnten.
Böðvar der Weiße aus Voss in Norwegen siedelte als Erster in Hof, errichtete dort einen Tempel und wurde Tempelgode. Er war der Vater von Þorsteinn, dem Vater von Hall auf Síða.
Þórir der Große nahm Land in Krossavík nördlich des Reyðarfjords. Von dort stammen die Leute von Krossavík ab.
Ein Mann hieß Þorkell, der lebte in Krossavík. Er war ein Sohn des Geitir. Er war ein herausragender, starker Mann und galt als unerschrocken. Þorkell war unverheiratet, als diese Ereignisse sich zutrugen. Seine Schwester Oddný wuchs zusammen mit ihm auf, sie war die hübscheste und geschickteste aller Frauen. Und doch haftete ihr ein Makel an: sie war stumm von Geburt an. Die Geschwister liebten einander sehr.
Þorkell besaß einen Sklaven von ausländischer Abstammung namens Freysteinn. Er war weder hässlich noch benahm er sich schlecht wie andere Sklaven, er war vielmehr besonnen, umgänglich und ansehnlicher als fast jeder andere. Deshalb wurde er Freysteinn der Schöne genannt.
Ein Mann hieß Krumm, er lebte auf Krummsholt. Dieses Gehöft ist heutzutage verlassen. Er war ein Sohn des Vémund, des Sohnes des Ásbjörn, dessen Vater Krumm der Alte war. Krumm der Alte siedelte mit seinem gesamten Hof von Voss nach Island über. Er nahm Land auf Hafranes bis ins Landesinnere nach Þernunes hinein und zur Küste hin das ganze Land, sowohl Skrúð als auch andere Außeninseln sowie die andere Seite von Þernunes.
Krumm der Jüngere hatte damals Þórgunna zur Frau. Sie war eine Tochter Þorsteinns, des Sohns von Veturliði, dessen Vater Ásbjörn war, ein angesehener Mann aus Beitstad, Sohn des Ólaf Langhals, des Sohnes von Björn Reyðarsíða.
Þórgunna war eine weise, aber sehr unbeliebte Frau, sie war sehr zauberkundig, nicht hübsch, aber in heidnischen Bräuchen bewandert, ein eher schroffer und leicht aufbrausender Mensch. Krumm war ein armer Mann. Zwischen beiden bestand ein beträchtlicher Altersunterschied. Þórgunna war eine reife Frau, als sich dies ereignete. Bei Beginn dieser Erzählung hatten sie keine Kinder.
Ein Mann hieß Styrkár, er war ein Sohn des Eindriði, dessen Vater Hreiðar war. Hreiðar und Ásbjörn, der Vater des Járn-Skeggi von Ørlandet, waren Brüder, ihre Schwester hieß Ólöf, die mit dem Hersen Klypp verheiratet war, der König Sigurð Slefa tötete. Ihr Bruder war Erling, ein mächtiger Herse aus Hordaland.
Erling hatte einen Sohn namens Ívar, er war der schönste aller Männer, die in Hordaland aufwuchsen. Deshalb nannte man ihn Ívar den Strahlenden. Er war jedem Mann in allen Fertigkeiten überlegen, aber auch ein so hochmütiger Mensch, dass kaum jemand gegen ihn reden oder vorgehen konnte. Er war lange unverheiratet, weil er dachte, keine sei gut genug für ihn. Ívar lebte lange Zeit bei seinem Verwandten Styrkár auf Gimsøy bei Nidaros. Dieser Styrkár war der Vater des Einar Þambarskelfir.
Einige Leute erzählen, Eindriði, der Vater Styrkárs, und Ásbjörn, der Vater des Eindriði Ilbreið, seien Brüder gewesen. Zwischen den Verwandten Styrkár und Ívar bestand lange ein inniges Verhältnis.
Ívar hatte sich oft auf Handelsfahrten sowohl nach England als auch nach Dänemark begeben. Eines Sommers unternahm er eine Handelsfahrt nach Island. Er gelangte mit seinem Schiff in Gautavík in den Ostfjorden an Land. Þorkell Geitisson ritt zu dem Schiff und lud den Schiffsführer zusammen mit so vielen Männern, wie er wollte, zu sich nach Hause ein. Ívar dankte dem Bauern und sagte, dass er dieses Angebot annehmen werde.
Ívar ging mit vier weiteren Männern zu Þorkell nach Krossavík und hielt sich den Winter über dort auf. Ívar war ein geselliger und freigebiger Mann.
Eines Tages suchte Þorkell das Gespräch mit seiner Schwester Oddný und erzählte ihr, dass der Schiffsführer bei ihnen untergekommen sei.
»Ich will, Schwester«, sagte er, »dass du ihm im Winter zu Diensten bist, weil die meisten anderen Leute hier schon anderweitig beschäftigt sind.«
Oddný ritzte Runen auf ein Holzstück, da sie nicht sprechen konnte. Þorkell nahm es entgegen und schaute es an.
Auf dem Holzstück stand: »Mir liegt nichts daran, mich dem Schiffer anzudienen, weil mir mein Gefühl sagt, sollte ich Ívar dienen, würde daraus großes Unheil entstehen.«
Þorkell wurde sehr zornig, als er Oddnýs ablehnende Antwort las. Als sie das sah, erhob sie sich, ging hinein und begann damit, Ívar zu Diensten zu sein. Das tat sie den ganzen Winter.
Mit der Zeit bemerkten die Leute, dass Oddný schwanger war. Als Þorkell das herausfand, fragte er Oddný, wie es ihr gehe, ob sie schwanger und wer der Vater sei.
Oddný ritzte erneut Runen, die Folgendes sagten: »Ívar hat dir den Aufenthalt im Winter nicht besser entlohnt als mit diesem Kind, mit dem ich von ihm schwanger bin.«
Oddný brach in Tränen aus, doch Þorkell ging fort.
Der Winter verging, und als es Frühling wurde, ließ Ívar sein Schiff in Gautavík herrichten. Als es abfahrbereit war, brechen Ívar und seine Männer von Krossavík auf. Þorkell begleitet Ívar zu Pferd.
Als sie eine Weile geritten waren, wandte sich Þorkell zum Schiffsführer: »Was schlägst du vor, Ívar, was mit dem Kind werden soll, das du mit meiner Schwester Oddný hast? Bist du so anständig und heiratest sie? Ich würde sie mit einer so üppigen Mitgift ausstatten, dass es eine ehrenhafte Sache für dich wäre.«
Ívar wurde plötzlich sehr zornig und antwortete: »Da wäre ich zu einem schlechten Geschäft nach Island gekommen, wenn ich deine stumme Schwester heiraten sollte. Ich hätte vornehmere und aus angeseheneren Familien stammende Frauen daheim in Hordaland und aus ganz Norwegen haben können. Ich lasse mir doch von dir nicht das Kind deiner Schwester unterschieben, das sie mit einem deiner Sklaven hat. Deine Worte an mich waren eine große Schmach.«
Þorkell erwiderte: »Wenn du Oddnýs Kind nicht anerkennen und uns beide auch noch mit Worten schmähen willst, wird dich das teuer zu stehen kommen. Von niemandem habe ich je eine solche Schmach erduldet.«
Da schlug Ívar auf Þorkell ein. Der Schlag traf ihn am Bein und verursachte eine große Wunde. Dann zückte Þorkell sein Schwert und schlug auf Ívar ein, der aber ritt fort, so dass der Schlag das Pferd am Bein traf und es abtrennte. Ívar sprang vom Pferd und rannte seinen Gefährten hinterher, und Þorkell ritt heim nach Krossavík.
Am folgenden Tag rief Þorkell Männer zusammen und ritt mit dreißig Mann nach Gautavík. Als er dorthin gelangte, hatte Ívar die Landungsstege schon eingeholt. Der Wind wehte in Richtung Meer, und so stachen sie in See und machten nirgends halt, bis sie nach Norwegen kamen. Er fuhr heim nach Hordaland und saß ruhig auf seinem Hof.
Þorkell ritt heim nach Krossavík und fand wenig Gefallen an seiner Lage, hatte er doch nie eine größere Schmach erlitten als diese.
Um Mittsommer oder wenig später gebar Oddný ein Kind. Es war ein so großer Junge, dass die Leute meinten, nie ein größeres Neugeborenes gesehen zu haben. Þorkell erfuhr, dass seine Schwester das Kind bekommen hatte, das sie von Ívar dem Strahlenden erwartete. Als er dies hörte, wurde er furchtbar wütend und sagte, das Kind solle ausgesetzt werden. Zu jener Zeit erlaubte es das Gesetz armen Leuten, Kinder auszusetzen, wenn sie wollten, man dachte im Allgemeinen aber nicht gut darüber.
Þorkell ließ seinen Sklaven Freysteinn rufen und befahl ihm, das Kind zu töten. Er wollte damit aber nichts zu tun haben, bis Þorkell ihn seinen Zorn spüren ließ.
Zu der Zeit hielt sich Þorkells Vater Geitir bei seinem Sohn auf. Er sagte, das Kind solle nicht ausgesetzt werden, er habe eine Ahnung, der Junge werde es zu etwas bringen, wenn er am Leben bliebe.
Þorkell war so wütend, dass er darauf nicht hören wollte und sagte, es solle nichts anderes geschehen, als dass der Junge ausgesetzt werde.
Daraufhin begab sich Freysteinn widerwillig zu Oddný, nahm ihr den Jungen weg und ging mit ihm hinaus in den Wald. Er wickelte den Jungen in eine Decke und legte ihm eine Speckscheibe in den Mund, dann baute er unter Baumwurzeln ein Versteck, legte das Kind hinein, deckte es gut zu und ging fort. Danach ging er nach Hause und erzählte dem Bauern Þorkell, er habe das mit dem Kind erledigt. Der Bauer äußerte seine Zufriedenheit, dann geschah eine Weile nichts weiter.
Nun ist davon zu erzählen, dass sich der Bauer Krumm kurz darauf in seinen Wald begab, um Holz zu schlagen. Da hörte er ein Kind weinen und ging dorthin. Er fand einen stattlichen und ansehnlichen Jungen. Eine Speckscheibe lag da neben ihm, und Krumm war klar, dass sie aus dem Mund des Kindes gefallen war, weshalb es begonnen hatte zu weinen. Krumm hatte gehört, dass ein Kind in Krossavík ausgesetzt worden war und wie erbost Þorkell über das Kind gesprochen hatte. Er glaubte zu wissen, dass dies das Kind sein müsse. Weil Þorkell und er gute Freunde waren, und er außerdem erkannte, dass es eine Torheit und ein herber Verlust sein würde, wenn ein so prächtiger und vielleicht zu bedeutenden Taten fähiger Junge stürbe, nahm er ihn auf und schaffte ihn zu sich nach Hause, verlor aber kein Wort darüber. Es geschah vier Tage, nachdem das Kind ausgesetzt worden war, dass es gefunden wurde. Krumm nannte den Jungen Þorsteinn und sagte, er sei sein Sohn. Darauf einigte er sich mit seiner Frau Þórgunna.
Þorsteinn wuchs nun dort heran, Þórgunna erzieht ihn liebevoll und unterrichtet ihn in Zauberkünsten. Þorsteinn wurde groß und stark und gab sich in allen Dingen große Mühe. Er war so stark, dass er schon im Alter von sieben Jahren an Körperkraft einem erwachsenen Mann ebenbürtig war, selbst wenn dieser kein Schwächling war.
Eines Tages geschah es, wie so oft zuvor, dass Þorsteinn nach Krossavík kam. Er trat in die Halle. Dort saß Geitir, der Vater des Hausherrn, auf dem Podest und murmelte in seinen Mantel.
Als der Knirps in die Halle kommt, bewegte er sich ungestüm, wie Kinder es eben tun. Er fällt hin. Als Geitir dies sieht, bricht er in schallendes Gelächter aus. Aber als Oddný den Jungen erblickt, beginnt sie furchtbar zu weinen.
Der Junge geht auf Geitir zu und spricht: »Warum bringt es dich zum Lachen, wenn ich hinfalle?«
Geitir antwortet: »Das liegt daran, dass ich sah, was du nicht sahst.«
»Was war das?«, fragte Þorsteinn.
»Das kann ich dir sagen. Als du in die Halle kamst, folgte dir ein Eisbärenjunges und rannte vor dir über den Fußboden. Aber als es mich sah, hielt es inne, du aber bist weitergelaufen und über den kleinen Eisbären gefallen. Meine Ansicht ist, dass du weder Krumms noch Þórgunnas Sohn bist, sondern aus einer angeseheneren Familie stammst.«
Der Junge setzte sich neben Geitir, und die beiden plauderten. Als es Abend wurde, sagte Þorsteinn, er müsse nun heimgehen. Geitir bat ihn, öfter zu kommen: »Mir scheint, du gehörst hierher.«
Als der Junge aus der Halle hinaustrat, traf er dort Oddný, die Þorsteinn neugeschneiderte Kleider übergab. Dann ging er nach Hause.
Þorsteinn war nun häufig zu Besuch in Krossavík. Þorkell zeigte wenig Interesse an dem Jungen, obwohl auch er ihn für einen außergewöhnlich großen und starken Kerl hielt. Geitir sagte seinem Sohn Þorkell, dass er der Meinung sei, dieser Þorsteinn sei der Sohn von Oddný und Ívar dem Strahlenden und aus ihm würde noch ein großer Mann. Þorkell sagte, das könne er nicht bestreiten: »Wir müssen die Wahrheit darüber herausfinden.«