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Hauptkommissar John Benthien freut sich auf ein ruhiges Weihnachtsfest gemeinsam mit seinem Vater. Doch dann steht auf einmal die neue Nachbarin Annelie Jansen im Wohnzimmer ihres Kapitänshauses auf Sylt - bei ihr wurde eingebrochen. Bereitwillig nehmen die Benthiens die verängstigte ältere Dame bei sich auf. Kurz vor Weihnachten kehrt Annelie aufgelöst von einem Dünenspaziergang zurück: Sie musste mitansehen, wie ein als Weihnachtsmann verkleideter Mann ermordet wurde. Wenig später erschüttert ein weiterer mysteriöser Todesfall die Inselbewohner. Und dann wurde auch noch der entflohene Gewalttäter Luca Meinhardt auf Sylt gesichtet. Steckt er etwa hinter den Verbrechen?
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Seitenzahl: 139
Cover
Über dieses Buch
Über die Autorin
Titel
Impressum
Notruf
Nebel
Fieber
Geisterstunde
Im Hexenhaus
Ein Mysterium
Tod in den Dünen
Ängste
Ein neuer Gast
Spiele
Neuigkeiten
Erinnerungen
Frost
Am Kliff
Ein Winterabend
Letzte Vorbereitungen
Heiligabend
Albträume
Häusliche Geschäfte
Die Heilige Nacht
Weihnachtsmorgen
Leseprobe – Möwenschrei
Hochspannung unterm Weihnachtsbaum: Ein Krimi von der Küste
Der Flensburger Hauptkommissar John Benthien freut sich auf erholsame Feiertage. Gemeinsam mit seinem Vater möchte er auf Sylt ein ruhiges Weihnachtsfest verbringen, fernab von Stress und Arbeit.
In ihrem Kapitänshaus auf der Nordseeinsel steht plötzlich die neue Nachbarin Annelie Jansen im Wohnzimmer. Die verängstigte ältere Dame berichtet von einem Einbruch in ihrem Haus und dass sie sich verfolgt fühlt. Bereitwillig nehmen die Benthiens ihre Nachbarin bis zu den Festtagen bei sich auf.
Kurz vor Weihnachten kehrt Annelie vollkommen aufgewühlt von einem Dünenspaziergang zurück. Sie habe den Mord an einem als Weihnachtsmann verkleideten Mann mitansehen müssen. Wenig später erschüttert ein weiterer mysteriöser Todesfall die Inselbewohner. Und dann wurde ja auch der entflohene Gewalttäter Luca Meinhardt auf Sylt gesichtet. Steckt er etwa hinter den Verbrechen?
Beste Krimi-Unterhaltung an dunklen Winter-Tagen und in langen Advents-Nächten, nicht nur für Fans von Eva Almstädt und Theodor J. Reisdorf.
Nina Ohlandt wurde in Wuppertal geboren, wuchs in Karlsruhe auf und machte in Paris eine Ausbildung zur Sprachlehrerin, daneben schrieb sie ihr erstes Kinderbuch. Später arbeitete sie als Übersetzerin, Sprachlehrerin und Marktforscherin, bis sie zu ihrer wahren Berufung zurückfand: dem Krimischreiben im Land zwischen den Meeren, dem Land ihrer Vorfahren.
Nina Ohlandt
Ist so kalt der Winter
Nordsee-Krimi
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe
des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
Copyright © 2014 by Bastei Lübbe AG, Köln
Textredaktion: Uwe Voehl
Projektmanagement: Sabrina Glodde
Titelillustration: © thinkstockphoto/Igor Marx; shutterstock/bluecrayola; shutterstock/dibrova; shutterstock/Andrey Yurlov
Titelgestaltung: Jeannine Schmelzer
E-Book-Produktion: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
ISBN 978-3-7325-0123-6
Dieses E-Book enthält eine Leseprobe des in der Bastei Lübbe AG erschienen Werkes „Möwenschrei“ von Nina Ohlandt.
Für die Originalausgabe:
Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Lektorat: Judith Mandt
Textredaktion: Kai Lückemeier
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
Heide in Holstein, 30. November, 10:14 Uhr.
Die schrille, angstvoll verzerrte Stimme stach Inken ins Ohr wie ein scharfkantiges Messer. „Schnell, kommen Sie, um Gottes willen“, rief die Frau voller Panik – zumindest nahm Inken an, dass es sich um eine Frau handelte –, „er hat sie niedergestochen, ich glaube, sie ist tot … Hier ist so viel Blut … und es kommt immer noch mehr und mehr, und ich kann ihr nicht helfen … dann ist auch noch der Wärter da, und ich …“ Die Stimme der Anruferin endete in einem Weinkrampf.
Inken Ingwersen, die seit zwei Stunden Dienst in der Notrufzentrale in Heide tat, vierzig Kilometer südlich von Husum, reagierte ruhig, souverän und unaufgeregt, wie man es ihr beigebracht hatte. Sie erfragte die Adresse des Einsatzortes, den Namen der Anruferin, meldete der Leitstelle zwei Schwerverletzte, veranlasste, dass Polizei und Notarztwagen in die Stettiner Straße fuhren, und sprach weiterhin beruhigend auf die Anruferin ein.
„Er war da“, schluchzte die Frau, „und es gab sofort einen Riesenstreit, ich habe ihn durch die Wand schreien gehört. Ich wohne nebenan und kenne Eva seit Jahren. Wir sind befreundet. Sie wusste nicht, dass ihr Sohn kommen wollte. Auf einmal war er da, klingelte Sturm und trat wie ein Verrückter mit den Füßen gegen die Tür. Eva hat immer Angst vor Luca gehabt, wissen Sie.“
Sie weinte, und Inken erlaubte sich den Gedanken, dass Eva Meinhardt wohl besser sofort die Polizei gerufen hätte, statt ihrem Sohn die Tür zu öffnen. Die Geschichte von Luca Meinhardt, 42, war ihr, wie fast jedem in der Region, bekannt. Er war ein gefährlicher Gewalttäter, der sich jahrelang der Justiz entziehen konnte, nun aber seit acht Jahren wegen verschiedener Delikte in der JVA Itzehoe einsaß, unter anderem wegen Körperverletzung mit Todesfolge und einer Vergewaltigung mit Strangulation. Dass die Frau überlebt hatte, grenzte an ein Wunder. In der Lokalpresse war Meinhardt immer wieder ein Thema gewesen.
Die Tatsache, dass er sich während der Haft zu einem Bilderbuchhäftling gewandelt, sogar eine Lehre zum Bäcker gemacht und abgeschlossen hatte, hatte ihm einige Vergünstigungen eingebracht, zum Beispiel, wie offenbar heute, einen eintägigen Hafturlaub. Den hatte er anscheinend bei seiner Mutter verbringen wollen, dabei war es zu der Bluttat gekommen. Tragisch, fand Inken, aber durchaus vorhersehbar. Warum fielen Psychiater nur immer wieder auf scheinbar friedliche und geläuterte Häftlinge herein und merkten nicht, wie sie manipuliert wurden?
„Wir wollten heute Abend ins Kino gehen, Eva und ich“, schluchzte die Anruferin, „und vorher wollten wir beim Griechen essen. Und jetzt liegt sie da in ihrem Blut …“
Inken beschloss, auch noch einen Psychologen anzufordern.
Itzehoe, 13:14 Uhr.
Drei Stunden später war Eva Meinhardt notoperiert worden, die Ärzte meinten, es sei zweifelhaft, ob sie durchkäme. Die Begleitperson von Luca Meinhardt, ein Aufseher aus der JVA Itzehoe, war mit einem Messerstich in den Hals getötet worden. Trotz der sofort eingeleiteten Fahndung war der Flüchtige wie vom Erdboden verschwunden.
Itzehoe, 2. Dezember, 17:05 Uhr.
Nach einem Fahndungsaufruf im Radio und in den regionalen Fernsehnachrichten ging in der Polizeidirektion Itzehoe die Meldung ein, Luca Meinhardt sei von mehreren Personen in Westerland auf Sylt gesehen worden. Was nicht so unwahrscheinlich war, denn laut Aussage eines Zellengenossen sollte er dort Bekannte haben. Hauptkommissar Cord Andresen von der Kriminalpolizei Itzehoe verständigte die Kollegen in Westerland. Man beschloss, auch in den Abendnachrichten, in der Sylter Rundschau und anderen Presseorganen der Region einen Fahndungsaufruf zu bringen. Darin warnte man die Bevölkerung allerdings dringend, sich dem Mann zu nähern. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass Meinhardt inzwischen bewaffnet sei.
Drei Wochen später, 21. Dezember
Die alte Frau hinter dem Dünenausläufer sah, wie der Mann fiel. Erst hatte er noch ein paar unsichere Schritte getan, dann schlug sein Kopf auf dem Stein auf, der so tückisch unter dem Dünengras verborgen lag. Fast schien es ihr, als hörte sie die Knochen splittern, so fein und leicht wie die Schale eines Frühstückseis. Der weiße Bart war verrutscht und hing ihm schief im Gesicht …
Der Weihnachtsmann war tot.
Annelie stopfte sich die behandschuhte Hand in den Mund, um nicht zu schreien. Ihre Augen saugten sich entsetzt an dem jämmerlichen Etwas fest, das etwa zehn Meter von ihr entfernt lag und bis vor kurzem noch ein lebender Mensch gewesen war. Nun lag es traurig wie ein Bündel alter, roter Stofffetzen im nassen Sand der Sylter Dünen.
Was sollte sie jetzt tun?
Was konnte sie tun?
Ein Handy hatte sie nicht dabei.
Ein leiser, fast erstickter Jammerlaut erklang neben ihr, als sich ein Mann hinter dem Toten langsam aus dem Nebel schälte. Er beugte sich über den Weihnachtsmann, richtete sich auf und blickte um sich.
Annelie begriff, dass sie selbst es war, die den Jammerlaut hervorgebracht hatte. Ihr Herz setzte für ein paar Schläge aus, bevor es ihr aus der Kehle zu springen drohte. Sie zwang sich, langsam und geduckt rückwärtszugehen. Langsam, damit der Mann nicht durch die Bewegung auf sie aufmerksam wurde. Rückwärts, damit sie ihn im Auge behalten konnte, wenn auch nur als Umriss im Nebel. Fast wäre sie über ein Büschel Heidekraut gestolpert. Auf Knien kroch sie weiter durch die harten Riedgräser, bis der Ausläufer einer hohen Graudüne sie den Blicken des Mannes entzog.
Aber – hatte er sie gesehen? Wie dicht war der Nebel, wie weit konnte man blicken? Sie hatte den grauen Star und sah sowieso nicht mehr gut, schon gar nicht im Nebel, aber bei dem Mann mochte es anders sein. Sie musste weg hier, daher rannte sie, so schnell ihre alten Füße sie trugen, hinein in den Nebel, in die Dünen. Doch die Richtung war falsch. Ihr bescheidenes kleines Haus lag auf der östlichen Seite, nur war ihr da der Mann im Weg – sie konnte einzig und allein nach Westen fliehen, in Richtung Strand, in Richtung Meer.
Sie keuchte und schnappte nach Luft. Das Atmen wurde ihr schwer, und in der Seite begann es zu stechen. Ausgerechnet jetzt fiel ihr der Häftling ein, Meinhardt, den sie immer noch nicht geschnappt hatten. Ob er noch auf Sylt war? Aber wie absurd, zu denken, dass er nun hier in den Dünen herumspazierte und ein altes Frauchen jagte … er, der an jungen Mädchen interessiert war …
Trotzdem weiter, immer weiter! So viele Dünen, Senken, Hügel, Ansammlungen von Strandhafer, Heidekrautbüschel und hin und wieder tiefer Sand, in dem ihre Füße bis zu den Knöcheln versanken … nein, das war zu viel, sie konnte nicht mehr. Sie blieb stehen, der Brustkorb und die Seite taten ihr zu weh. So gerannt war sie seit mindestens zwanzig oder dreißig Jahren nicht mehr, sie war völlig aus der Übung.
Obwohl ein übler Seewind blies und der Nebel ihr mit kalten Fingern in den Kragen kroch, glühte sie, vielleicht hatte sie sogar Fieber. Ihr Herz schlug wie ein Gong, überall spürte sie sein Echo, im Kopf, im Bauch, in den Füßen, aber vor allem in den Ohren.
Sie ließ sich mit zitternden Knien auf einem kleinen Sandhügel nieder, der im Schatten einer hohen Düne lag. Traute sich nicht, sich umzudrehen. Hatte er sie überhaupt gesehen? Oder hatte er nur Augen für den Toten gehabt? Vielleicht war auch er geflohen, vor Angst, vor Entsetzen oder Scham? War bereits weit weg, in Kampen oder Westerland?
Sie drehte sich um. Der Nebel war inzwischen so dicht, dass sie nur ein paar Meter weit sehen konnte. Das war gut so, denn dann würde auch ihr Verfolger sie nicht so leicht entdecken können. Auf der anderen Seite verlief man sich in dem kilometerweiten Gewirr von Dünen sehr leicht, und bei Nebel war es richtig gefährlich, da konnte man stundenlang im Kreis gehen, ohne es zu merken. Damals, als Georg noch bei ihr war, in einer anderen, schöneren Zeit, waren sie oft über die Bohlenwege gewandert. Ach, Georg … mit ihm wäre all das nicht passiert.
Jetzt nur nicht sentimental werden, du Heulsuse, ermahnte sich Annelie, sie musste sehen, dass sie ans Meer kam. Allmählich setzte die Dämmerung ein, und nur vom Strand aus würde sie sich einigermaßen zuverlässig orientieren können.
Als sie sich eine der letzten hohen Stranddünen hinaufgequält hatte und plötzlich ein Nebelloch entstand, entdeckte sie voller Schrecken, dass die ominöse Gestalt, aus Dunst und Nebel geboren, ihr unbemerkt wieder ganz nahe gekommen war. Sie stand auf der Nachbardüne, ein Stück weiter nördlich. Hatte er sie gesehen? Auch er schien bemüht, den Strand zu erreichen.
Vor Entsetzen ließ sich Annelie in eine Dünenmulde fallen. Sie schloss die Augen, denn wer nichts sieht, wird nicht gesehen … Ach, so ein Quatsch! Als Kind hatte sie daran geglaubt, doch nun war sie alt und auf der Flucht vor einem Menschen, der wesentlich jünger und sportlicher war als sie selbst. Zumindest schien es ihr so.
Sie rappelte sich wieder auf, lief geduckt durch die Mulde nach Süden, jetzt nicht mehr in Richtung Meer. Auf dem leeren Strand wäre sie sofort zu sehen gewesen, wie auf einem Präsentierteller.
Sie lief kreuz und quer wie ein Hase durch die Dünen, durch den Nebel, der Gespinste um jede kleine Krüppelkiefer, jede Silberbirke wob. Zweige peitschten ihr ins Gesicht, als sie blindlings durch ein Wäldchen lief, hin und wieder trat sie in ein Kaninchenloch in der Heide und fiel auf die Knie. Dann bildete sich jedes Mal ein, den pfeifenden Atem ihres Verfolgers zu hören, seine Hand zu spüren, die sie an der Schulter streifte.
Schluchzend rappelte sie sich auf und lief weiter, immer weiter. Irgendwann, dachte sie voller Panik, würde er sie einholen. Meinhardt, oder wer immer es auch sonst war.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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