It's all about CHARISMA - Christiane Deters - E-Book

It's all about CHARISMA E-Book

Christiane Deters

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Beschreibung

Eine Entdeckungsreise zum charismatischen Potenzial

In einer Welt voller Veränderungen, Unwägbarkeiten, Komplexität und Widersprüche gewinnt der Mensch, der sich seiner Wirkung auf andere bewusst ist, innere Ruhe und äußere Stärke und erhält im Gegenzug das, was für jedes Charisma typisch ist: Eine Ausstrahlung, die auf andere inspirierend, orientierend und anziehend wirkt.

Um dem Phänomen Charisma auf die Spur zu kommen, beschäftigt sich Christiane Deters mit dem Leben und Wirken von sechs charismatischen Persönlichkeiten: Coco Chanel, Elisabeth Selbert und Ruth Bader Ginsburg sowie Martin Luther King, Barack Obama und Willy Brandt.

Auf der Grundlage von Biografien, Zeitzeugenberichten, historischem sowie aktuellem Material, setzt sie sich intensiv mit dem jeweiligen Charisma der sechs Persönlichkeiten auseinander. Diese dienen ihr als Role Models für ihren Charisma-Code 5 3/4, der zugleich die Marschroute für die spannende und aufschlussreiche Entdeckungsreise zum eigenen charismatischen Potenzial bildet.

Jedem der sechs Protagonisten wird dabei ein konkreter Charisma-Faktor zugeschrieben, der anhand weiterer eindeutiger Merkmale und Eigenschaften näher beleuchtet wird. Die bemerkenswerte Karriere der Richterin am Obersten Gerichtshof Ruth Bader Ginsburg etwa beruht auf eiserner Disziplin, aber auch auf dem jederzeit respektvollen Umgang mit Gegnern und Kritikern, gepaart mit einem feinen Sinn für Humor. Der Visionär Martin Luther King verfolgte seine angestrebten Ziele und wurde so zu einer Inspiration für eine ganze Generation.

Allen sechs Protagonisten ist gemein, dass ihnen spezielle Charakterzüge nachgesagt werden, die ihre Wirkung auf andere – kurz ihr Charisma – unterstreichen. Von diesen Menschen, ihren Biografien, ihren Erfahrungen, ihrem Streben, Handeln, Denken, ihren Geschichten und ihrer Entschlossenheit kann der Leser lernen.

Spezielle Übungen zur Selbstreflexion, Strategieempfehlungen und leicht umsetzbare Tipps sollen ihn anregen, das eigene Charisma-Potenzial zu entdecken, es zur Entfaltung zu bringen und es zum Wohle aller Menschen zu kultivieren.

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1. Auflage

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Kurzbeschreibung

Eine Entdeckungsreise zum charismatischen Potenzial

In einer Welt voller Veränderungen, Unwägbarkeiten, Komplexität und Widersprüche gewinnt der Mensch, der sich seiner Wirkung auf andere bewusst ist, innere Ruhe und äußere Stärke und erhält im Gegenzug das, was für jedes Charisma typisch ist: Eine Ausstrahlung, die auf andere inspirierend, orientierend und anziehend wirkt.

Doch was macht eine charismatische Persönlichkeit aus?

Um dem Phänomen Charisma auf die Spur zu kommen, beschäftigt sich Christiane Deters mit dem Leben und Wirken von sechs charismatischen Persönlichkeiten: Coco Chanel, Elisabeth Selbert und Ruth Bader Ginsburg sowie Martin Luther King, Barack Obama und Willy Brandt.

Auf der Grundlage von Biografien, Zeitzeugenberichten, historischem sowie aktuellem Material, setzt sie sich intensiv mit dem jeweiligen Charisma der sechs Persönlichkeiten auseinander. Diese dienen ihr als Role Models für ihren Charisma-Code 5 3/4, der zugleich die Marschroute für die spannende und aufschlussreiche Entdeckungsreise zum eigenen charismatischen Potenzial bildet.

Jedem der sechs Protagonisten wird dabei ein konkreter Charisma-Faktor zugeschrieben, der anhand weiterer eindeutiger Merkmale und Eigenschaften näher beleuchtet wird. Die bemerkenswerte Karriere der Richterin am Obersten Gerichtshof Ruth Bader Ginsburg etwa beruht auf eiserner Disziplin, aber auch auf dem jederzeit respektvollen Umgang mit Gegnern und Kritikern, gepaart mit einem feinen Sinn für Humor. Der Visionär Martin Luther King verfolgte seine angestrebten Ziele und wurde so zu einer Inspiration für eine ganze Generation.

Allen sechs Protagonisten ist gemein, dass ihnen spezielle Charakterzüge nachgesagt werden, die ihre Wirkung auf andere – kurz ihr Charisma – unterstreichen. Von diesen Menschen, ihren Biografien, ihren Erfahrungen, ihrem Streben, Handeln, Denken, ihren Geschichten und ihrer Entschlossenheit kann der Leser lernen.

Spezielle Übungen zur Selbstreflexion, Strategieempfehlungen und leicht umsetzbare Tipps sollen ihn anregen, das eigene Charisma-Potenzial zu entdecken, es zur Entfaltung zu bringen und es zum Wohle aller Menschen zu kultivieren.

Autor

Christiane Deters ist Trainerin, systemischer Coach und Rednerin, spezialisiert auf die Themen Persönlichkeitsentwicklung und Charisma. Schon als Rechtsanwältin sowie als Unternehmensjuristin und HR-Verantwortliche für ein Schweizer Unternehmen machte sie die Erfahrung, dass die Wirkungskraft eines professionellen und charismatischen Auftritts eine große Rolle spielt. Seit dieser Zeit weiß sie: Der Eindruck, den eine Person bei seinem Gegenüber aufgrund ihrer Wirkung hinterlässt, kann Türöffner, aber auch Türschließer sein und den weiteren Verlauf einer Begegnung entscheidend prägen.

Zu Christiane Deters heutigen Kunden zählen mittelständische Unternehmen sowie Führungskräfte, die sie im Rahmen von Seminaren und Einzelcoachings begleitet. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist es, Menschen in der persönlichen Entwicklung zu unterstützen, um das eigene Charisma nachhaltig und wirkungsvoll zum Klingen zu bringen.

Schnellübersicht

Vorwort

Charisma: Ein Allrounder

Charisma-Faktor 1: Persönlichkeit – Coco Chanel

Charisma-Faktor 2: Vision – Martin Luther King

Charisma-Faktor 3: Beziehungsintelligenz – Willy Brandt

Charisma-Faktor 4: Wirkungsintelligenz – Barack Obama

Charisma-Faktor 5: Authenzität – Elisabeth Selbert

Charisma-Faktor 5 3/4: Bemerkenswert – Ruth Bader Ginsburg

Die Reise geht weiter

Anhang

Beginn einer Reise

Es ist Donnerstagabend, 20:00 Uhr und die Spannung in der Kölner Lanxess Arena ist kaum zu ertragen. 14.000 Zuschauer warten auf ihn, seinen Auftritt, seine Worte, seine Sätze, auf etwas, das von ihm ausgeht und das alle fühlen und sehen wollen: sein Charisma. Um 20:09 Uhr ist es endlich so weit und der ehemalige Staatschef, in einem Business-Outfit mit blauem Hemd und dunkelblauem Anzug gekleidet, betritt lässig und lächelnd die Bühne. Die Halle bebt vor Freude und Begeisterung. Er braucht nur wenige Worte, um die Menschen für sich zu gewinnen. Wie macht er das nur? Souverän und zugleich sehr menschlich erzählt er von seinem neuen Leben. Davon, dass er in der ersten Zeit viel geschlafen hat und dass der Kaffee, den er sich nun selbst kochen muss, schrecklich schmeckt. Keine wirklich weltbewegenden Aussagen, und dennoch kleben alle Anwesenden wie gebannt an seinen Lippen. Nach diesem anfänglichen Geplauder kommt er dann doch wie gewohnt zu den starken und druckreifen Sätzen. Auf die Frage seines Interviewpartners, was eine gute Führungspersönlichkeit ausmache, antwortet der ehemalige US-Präsident Barack Obama: „Eine gute Führungsperson ist jemand, die zuhört und fühlt, was die Menschen fühlen. Was dich vorantreibt als Leader, ist die Arbeit, nicht der Applaus, also konzentriere dich auf das, was du tun willst und nicht, was du sein willst.“1 Die Halle tobt wieder.

War es das, was alle hören wollten? War es das, was alle sehen wollten? War es das, was alle fühlen wollten? Ja, ja und nochmals ja! Die eine Stunde vergeht wie im Flug und plötzlich ist der gefürchtete Moment da, wo er aufsteht und unter frenetischem Applaus die Arena verlässt. Es wird gefühlt dunkel, nicht weil das Licht gedämmt wird, sondern weil eine Lichtgestalt die Bühne verlässt. Die Magie erlischt. Aber die Erinnerungen an ihn und an seine anziehende Ausstrahlung verbleiben für immer in Köpfen und Herzen der Anwesenden.

Was ist es, was diesen Mann so anziehend macht, frage ich mich. Was haben solche Menschen, das sie so strahlen lässt? Die Antwort ist einfach: Sie haben Charisma.

Dieses magische, mit unseren Sinnen wahrnehmbare Phänomen ist mir keinesfalls unbekannt. Schon seit mehr als 14 Jahren beschäftige ich mit dem Thema Ausstrahlung und biete entsprechendes Coaching und Training an. Die gängigsten Methoden, Tools und Praktiken, mit denen wir sichtbarer werden, also unsere Ausstrahlung verbessern können, beherrsche ich. Das ist mein tägliches Geschäft. Aber Charisma? Charisma ist etwas anderes. Charisma ist die „große Schwester der Ausstrahlung“2, das gewisse Etwas und für mich absolutes Neuland.

Um zu verstehen, was Charisma im Kern ist, was es so besonders macht, ob und wie es möglich sein kann, eigenes Charisma zu entfalten bzw. zu entwickeln, begebe ich mich mal wieder in die Position der Lernenden.

Ich starte mit einer umfangreichen Recherche und kann mich nicht über zu wenig Fundmaterial beschweren. Ganz im Gegenteil: Als ich das Wort „Charisma“ Google zum Fraß vorwerfe, bekomme ich ungefähr 65.400 Ergebnisse, die ich mir natürlich nicht alle ansehe. Die nächste Suchmaschine, die ich um Rat frage, wirft mir 10.000 Literaturergebnisse vor die Füße. Charisma scheint also ein Thema zu sein, das schon immer viele Menschen interessiert hat. Was mich besonders reizt, ist jedoch nicht die Jahrhunderte alte Theorie, was mich fasziniert, sind charismatische Menschen. Auf Anhieb fallen mir ein paar berühmte Menschen ein, die als charismatisch gelten.

Was ist mit der Idee, von sogenannten Role Models zu lernen, frage ich mich. Also von solchen Leitfiguren, die gemeinhin als charismatisch bezeichnet werden bzw. denen eine charismatische Ausstrahlung nachgesagt wird. Ich entscheide mich für drei Frauen und drei Männer, deren Biografien mir sehr gefallen und von denen ich noch mehr erfahren will. Es sind Coco Chanel, Elisabeth Selbert, Ruth Bader Ginsburg, Martin Luther King, Willy Brandt und Barack Obama. Bei diesen starken charismatischen Persönlichkeiten handelt es sich um Menschen, die in der Tiefe ihres Herzens an sich geglaubt haben und unsere Welt durch ihr Denken und Handeln in Bewegung gebracht oder gar verändert haben. Mit Mut, Entschlossenheit und der jeweils notwendigen Haltung haben sie sich gegen Widerstände zur Wehr gesetzt und Regeln gebrochen, um ihre jeweiligen Ziele bzw. Visionen mit Begeisterung umzusetzen. Was ihnen noch gemein ist, ist, dass sie alle mit tiefer Überzeugung für ein Thema einstanden oder das auch heute noch tun. Sie unterscheiden sich lediglich im Hinblick auf die Ausprägung der unterschiedlichen Charisma-Faktoren. Doch davon später mehr.

Und diese Persönlichkeiten soll ich jetzt nachahmen?, fragen Sie sich jetzt vielleicht zu Recht. Diese Frage habe ich mir übrigens auch gestellt. Nachahmen ist sicherlich kein erstrebenswertes Ziel. Weder Ihnen noch mir geht es darum, als blasse Kopie prominenter Persönlichkeiten zu gelten. Aber was halten Sie von der Idee, dass diese Menschen uns inspirieren, unser eigenes charismatisches Potenzial zu entdecken, um es im Anschluss voll auszuschöpfen?

Lassen Sie uns einfach mal erforschen, wie viel Charisma in uns schlummert. Schieben Sie Killersätze wie „Charisma hat man oder hat man nicht“ einfach zur Seite und schließen sich meiner Idee an. Ich verspreche Ihnen, dass Sie auf unserer Entdeckungsreise nichts verlieren können: Either you win or you learn! Noch eine Bitte: Als Ausstattung für diese Reise wünsche ich mir, dass in unseren Köpfen ein offener Geist herrscht und wir von dem Willen und der Entschlossenheit getragen werden, unser charismatisches Potenzial zu entdecken.

Ihre Christiane Deters

Ausschließlich im Sinne der besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text nicht überall die gendergerechte Sprache, selbstverständlich sind jederzeit alle Geschlechter gemeint.

1

Holscher, M.: „Obama in Köln“. – www.spiegel.de/politik/ausland/barack-obama-in-koeln-ich-habe-dinge-in-eine-bessere-richtung-gelenkt-a-1261360.html

2

Herkenrath, L.: Wirken kommt vom Selbst. Ein Praxishandbuch für Ihren Auftritt. Rutschbahn Verlag, Hamburg 2019.

Charisma: Ein Allrounder

Wirkung passiert

Die Wesensmerkmale von Charisma

Der Charisma-Code 5 ¾

Wirkung passiert

Wir widmen uns zunächst einem altbekannten Axiom, das auch heute noch herrschende Meinung in der Kommunikationspsychologie ist:

Man kann nicht nicht kommunizieren.

Es handelt sich hierbei um eine Formulierung des bereits verstorbenen Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick. Was hat der berühmte Altmeister mit diesem Grundmerkmal der Kommunikation, mit dieser Wahrheit, die keines weiteren Beweises bedarf, gemeint?

Er hat damit gemeint, dass wir unserem Gegenüber in jedem Moment etwas von uns mitteilen, ob bewusst oder unbewusst, beabsichtigt oder unbeabsichtigt. Selbst wenn Sie und ich uns jetzt gegenüberstünden und uns stumm anblicken würden, würde ich allein durch meine Körpersprache, also durch meine non-verbale Kommunikation Signale zu Ihnen senden und Sie umgekehrt zu mir, ob wir nun wollten oder nicht. Nicht nicht zu kommunizieren ist Ihnen und mir also verwehrt.

Ebenso steht es um unsere Wirkung. Nicht nicht zu wirken ist genauso unmöglich. Warum? Weil wir neben der verbalen Sprache über wortlose Kommunikationskanäle verfügen, die wir weder abstellen noch ausschalten können. Dies sind unser Blick, unsere Mimik, unsere Gestik, unser Habitus und unsere Körperhaltung. Diese fünf stillen Gefährten sind die größten Schwätzer vor dem Herrn. Sie senden, bis der Arzt kommt, und verraten mehr über uns, als uns vielleicht lieb ist. Nicht nicht zu kommunizieren und nicht nicht zu wirken sind also keine Optionen.

Eine gute Nachricht folgt allerdings auch daraus: Sie und ich müssen nichts dafür tun, um zu wirken – es passiert einfach.

Alles schön und gut, aber wie um alles in der Welt schafft es beispielsweise Barack Obama, charismatisch zu wirken? Wie kommt sozusagen der charismatische Geschmack an seine Wirkung? Was sind seine speziellen Charisma-Zutaten und die der anderen fünf Persönlichkeiten, die wir auf unserer Entdeckungsreise treffen und besuchen werden?

Die Wesensmerkmale von Charisma

Wie geht es jetzt weiter, wollen Sie wissen? Bevor wir uns zu einem späteren Zeitpunkt die speziellen Charisma-Zutaten ansehen, möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, welches Wesen die Wissenschaft dem Phänomen Charisma zuschreibt.

Charisma in der christlichen Theologie

Halten wir zunächst bei der christlichen Theologie an – aber keine Angst, es wird hier nicht zu fromm werden.

Bei meinen Recherchen bin ich auf einen Artikel gestoßen, der mich sehr inspiriert hat, mit seiner Verfasserin, Prof. Dr. Regina Radlbeck-Ossmann, in Kontakt zu treten. Sie ist seit 2005 Professorin und Inhaberin des Lehrstuhls für Systematische Theologie/Dogmatik an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg. Es begann ein reger und spannender E-Mail-Verkehr zwischen uns, der in einem persönlichem Treffen in Düsseldorf mündete und mein Bild von dieser sympathischen Frau abrundete. Aber nun zu der christlichen Sichtweise zum Thema Charisma, sozusagen aus erster Hand:

In der christlichen Tradition bezeichnet Charisma etwas, was Gott den Menschen geschenkt hat. Dieses Etwas muss nicht zwingend das Charisma im engeren Sinne sein, sondern gemeint sind auch andere Gottesgeschenke, durch die die göttliche Gnade wirkt. Da Gott Ursprung und Geber zugleich ist, wird dem geschenkten Charisma aus theologischer Sicht eine „positive Qualität“3 nachgesagt. Im bereits erwähnten Artikel vergleicht Prof. Dr. Regina Radlbeck-Ossmann zunächst den außertheologischen mit dem theologischen Charisma-Begriff und stellt Gemeinsamkeiten und Unterschiede gegenüber. Das Merkmal, das ihrer Meinung nach beide Sichtweisen miteinander verbindet, ist eine Ausstrahlung, die besonders anziehend wirkt.

Dem Artikel weiter folgend wird der „kleine“, aber feine Unterschied deutlich, den ich hier zur besseren Übersicht tabellarisch darstelle (siehe nächste Seite):

Durch den zusätzlichen Aspekt, dem Wirken der göttlichen Gnade bei dem als charismatisch empfundenen Menschen, verwehrt sich die Theologie gegen jedweden Personenkult. Sie gesteht dem Menschen, der als charismatisch begabt gilt, nämlich gerade keinen höheren Status zu. Entsprechend sollte dieser Mensch seine Wirkung auf keinen Fall dahingehend missbrauchen, „eine Herrschaft von Menschen über Menschen zu begründen“.

Halten wir also fest: Was immer Charisma ist – oder auch nicht ist –, niemals darf diese besondere Ausstrahlung von jemandem dazu benutzt werden, sich andere Menschen untertan zu machen. Vielmehr sollte es unsere Aufgabe sein – und da stimme ich der theologischen Sichtweise voll und ganz zu –, dieses Geschenk, mit dem wir alle ausgestattet wurden, zu entdecken, es anzunehmen und fruchtbar zu machen.

„Wo dies gelingt, findet der Mensch zu sich selbst“, schreibt Radlbeck-Ossmann. Er gewinnt auf dieser Entdeckungsreise „innere Ruhe und äußere Stärke und erhält im Gegenzug das, was für jedes Charisma typisch ist: eine Ausstrahlung, die besonders anziehend wirkt.“

Sind Sie bereit für das nächste Wesensmerkmal?

Charisma in der Soziologie

Stellvertretend für die Soziologie möchte ich mit Ihnen kurz beim Soziologen Max Weber (1884–1920) anhalten, der im Rahmen seiner Herrschaftstheorie drei Typen von Autoritäten identifiziert hat, nämlich solche, die legal, traditionell oder charismatisch autorisiert waren.

Bei der Variante, die auf Charisma basiert, wird der jeweiligen Autorität eine außeralltägliche, übernatürliche und übermenschliche Qualität zugeschrieben, was dazu führt, dass die Menschen ihrem Herrscher, also der Autorität, im Grunde blind folgen.

Charisma in der Psychologie

Nun statten wir der Psychologie einen Besuch ab, genauer gesagt dem US-amerikanischen Psychologen Ronald Riggio. Riggio ist bereits seit 1996 Professor of Leadership and Organizational Psychology of the Kravis Leadership Institute at Claremont McKenna College in Kalifornien und hat den Social Skill Inventory entwickelt. Dieser psychologische Test umfasst 90 Fragen, die uns Aufschluss über das Charisma-Potenzial von Menschen geben. Als Maßstab dienen drei interessante Grundkomponenten, die jeweils sowohl eine emotionale als auch eine soziale Variante aufweisen: Expressivität, Kontrolle und Sensitivität in der Kommunikation.

Lassen Sie uns noch ein wenig weiter hinter die Kulissen schauen, um zu erfahren, was Riggio genau damit meint:

Soziale Expressivität ist die Fähigkeit, selbstsicher und eloquent öffentlich aufzutreten sowie sich mühelos sprachlich treffend auszudrücken.

Emotionale Expressivität liegt beispielsweise dann vor, wenn eine Person in der Lage ist, ihre Gefühle unvermittelt und echt auszudrücken.

Soziale Kontrolle bedeutet, dass sich ein Mensch sehr schnell auf unterschiedliche Menschen und Situationen einlassen kann, er sozusagen ein begnadeter Anpassungskünstler ist.

Emotionale Kontrolle beschreibt die Fähigkeit, seine eigenen Gefühle zu kontrollieren. Der Mensch verfügt demnach über eine zuverlässige Selbstkontrolle.

Soziale Sensitivität meint die Fähigkeit, Stimmungen und Atmosphären in Gruppen schnell zu erfassen, um sich taktvoll auf sie einzulassen.

Emotionale Sensitivität: Das Schlüsselwort hierfür ist Empathie, das heißt in der Lage zu sein, sich in andere Menschen einzufühlen. Dies kann so weit gehen, dass sich ein anderer so fühlt, als sei er die einzige und wichtigste Person weit und breit.

Erst wenn diese sechs Charisma-Zutaten in einem gesunden Verhältnis, in einer gesunden Balance im Rahmen von Kommunikation verwendet werden, entsteht nach Ronald Riggio ein guter Charisma-Cocktail.

Vielleicht sind Sie schon an dieser Stelle bereit, einen kleinen Test einer Forschungsgruppe der Universität Toronto4 auszuprobieren, der dazu dient, unser charismatisches Potenzial zu ermitteln. Er umfasst sechs Fragen, die auf einer Skala von 1 bis 5 bewertet werden sollen. Zur besseren Übersicht hier die nachfolgende Tabelle. Also, legen wir los!

Der Durchschnitt bildet den entsprechenden Charisma-Wert.

BEISPIEL:

Angenommen, Sie haben eine Gesamtpunktzahl von 20. Diese Punktzahl teilen Sie durch sechs. Daraus ergibt sich dann der Durchschnittswert von 3,33.

Eine kleine Anmerkung noch: Das Forschungsteam der Universität Toronto unter der Leitung von Konstantin O. Tskhay hat in der Untersuchung weiter herausgefunden, dass eine Person, bei der der Charisma-Testwert höher als 3,7 ist, charismatischer als der Durchschnitt auf andere wirkt.

Und? Wie ist Ihr durchschnittlicher Wert?

Selbstverständlich spiegelt dieser Test lediglich unsere Selbstwahrnehmung im Hinblick auf unser charismatisches Potenzial wider. Wenn Sie wollen, können Sie die Beurteilung Ihres charismatischen Potenzials auch von mehreren Personen aus Ihrem Umfeld vornehmen lassen, so bekommen Sie zusätzlich auch die Fremdwahrnehmung frei Haus geliefert.

So und nun zur letzten Lehre, die auch dann spannend ist, wenn man gerade keine Führungsposition im Job bekleidet. Denn Charisma ist sozusagen ein Allrounder, allseits und überall einsetzbar. Immer da, wo Menschen zusammenkommen, als Paar, als Familienmitglieder, als Freunde, als Bekannte, als Mitglieder eines Vereins, als Mitarbeiter oder Kollegen eines Betriebs oder Unternehmens usw. kann und darf Charisma situativ zum Einsatz kommen.

Charisma in der Führungs- und Managementlehre

Diese Lehre befasst sich mit dem charismatischen Führungsstil und findet ihren Ursprung in der uns bereits bekannten Herrschaftstheorie von Max Weber.

Neben dem Aspekt, dass Charisma als Persönlichkeitsmerkmal gilt, charakterisieren die beiden US-amerikanischen Wissenschaftler Jay A. Conger und Rabindra N. Kanungo Charisma auch als Zuschreibungsphänomen. Sie vertreten die Ansicht, dass Charisma hauptsächlich im Auge des Betrachters liegt und deshalb bei der Entstehung und Wirkung charismatischer Führung im Mittelpunkt steht.5 Mit anderen Worten: Charisma liegt nur dann vor, wenn es einer Führungskraft von seinen Mitarbeitern zugeschrieben wird.

John Antonakis, Professor für Organisationsverhalten an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Lausanne, geht noch einen Schritt weiter. Er ist davon überzeugt, dass Charisma kein angeborenes Talent, geschweige denn ein Geschenk Gottes ist. Vielmehr sei Charisma eine erlernbare Fähigkeit, die wiederum auf einer Vielzahl einzelner Fähigkeiten beruhe, die trainiert werden könnten.6

In der gemeinsamen Studie „Can charisma be taught? Tests of two interventions“ mit Marika Fenley und Sue Liechti aus dem Jahr 2011 hat er zwölf charismatische Führungstaktiken, die sogenannten Charismatic Leadership Tactics (CLT), herausgearbeitet, die er Managern und Führungskräften in entsprechenden Charisma-Trainings erfolgreich vermittelt. Neben diesen zwölf Charisma-Taktiken, auf die ich gleich noch zu sprechen komme, macht Antonakis deutlich, dass Charisma auf Wertvorstellungen und Gefühlen beruht: „Seine Macht [gemeint ist das Charisma] erwächst aus der Alchemie dessen, was Aristoteles als Logos, Ethos und Pathos bezeichnete: Um andere Menschen überzeugen zu können, muss man sich einer starken, gut durchdachten Rhetorik bedienen, persönlich und moralisch glaubwürdig sein und die Gefühle und Leidenschaften seiner Zuhörer ansprechen.“7

Neun seiner zwölf Taktiken sind Ihnen und mir sicherlich nicht ganz unbekannt. Sie entstammen der Rhetorik und sind mithin verbaler Natur. Üblicherweise werden diese rhetorischen Techniken bei Reden, Vorträgen, Präsentationen usw. eingesetzt. Gemeint sind beispielsweise anschauliche Metaphern, Gleichnisse und Analogien, Geschichten und Anekdoten, Kontraste und rhetorische Fragen. Die drei anderen wichtigen Taktiken betreffen die non-verbale Kommunikation:

lebendige Sprechweise

ausdrucksstarke Mimik

Gestik

All diese Taktiken könnten Sie und ich auch erlernen. Vielleicht nicht von heute auf morgen, aber durch Übung, die bekanntlich Meister und anscheinend auch Charismatiker macht. Wir sehen, auch in der Managementlehre wird nur mit Wasser gekocht!

So, jetzt haben wir schon einen Teil unserer gemeinsamen Reise hinter uns gebracht. Wie geht es Ihnen? Sollen wir vielleicht an diesem Meilenstein ein kurzes Päuschen einlegen, um festzuhalten, was wir bisher durch die Vertreter der vier Lehren über Charisma erfahren haben? Folgendes Schaubild mag uns dabei helfen:

All diese Lehren haben uns jeweils aus ihrer Sicht die Wesensmerkmale von Charisma nähergebracht. Was wir festhalten können ist, dass Charisma von uns selbst ausgeht, weil wir es entweder besitzen, es durch unser Verhalten zeigen oder weil wir es erlernt haben. Lediglich eine Lehre setzt verstärkt darauf, dass Charisma erst im Auge des Betrachters entsteht.

Mein persönliches Fazit ist, dass wir – wie bei jeder anderen persönlichen Fähigkeit auch – zunächst einmal unser Charisma in uns zum Klingen bringen müssen, bevor es auch von unserem Umfeld erspürt werden kann.

Aber was genau müssen wir zum Klingen bringen, damit unsere ganz eigene charismatische „Klangfarbe“ entsteht? Dies erfahren wir, indem wir jetzt unsere Reise fortsetzen und dabei dem Charisma-Code 5 ¾ folgen.

3

Radlbeck-Ossmann, R.: Was ist Charisma? Und wer ist ein charismatischer Mensch? In: Euangel. Magazin für Missionarische Pastoral 1/2015. – ebenso die nachfolgenden Zitate.

4

Tskhay, K. O.: Charisma in Everyday Life: Conceptualization and Validation of General Charisma Inventory. Universität Toronto 2016, S. 25.

5

Lang, R./Rybnikova, I.: Aktuelle Führungstheorien und -konzepte. Springer Gabler, Wiesbaden 2014, S. 96.

6

Antonakis, J./Fenley, M./ Liechti, S.: Charisma ist lernbar. In: Harvard Business Manager, August 2012, S. 55.

7

ebd.

Der Charisma-Code 5 ¾

Wie der Name verrät, besteht der Code aus 5 ¾ Charisma-Faktoren. Jeder Faktor wird im Folgenden durch eine Persönlichkeit repräsentiert. In der nachfolgenden Übersicht, die Ihnen gleichzeitig auch die weiteren Stationen unserer Reise aufzeigt, sehen Sie auf der linken Seite die einzelnen Faktoren, in der Mitte die jeweilige Kernaussage und in der rechten Spalte die dazugehörigen Persönlichkeiten.

Auf unserer Reise möchte ich mit Ihnen bei jedem Faktor anhalten, um zum einen die dazugehörige charismatische Persönlichkeit näher kennenzulernen. Zum anderen stelle ich Ihnen die einzelnen Merkmale vor, aus denen sich die jeweiligen Faktoren zusammensetzen. Es sind pro Faktor grundsätzlich jeweils vier Merkmale an der Zahl, wobei der letzte Faktor bewusst nur drei Merkmale abbildet. Auf diese Weise ergibt sich die außergewöhnliche Bezeichnung dieses Codes:

Diese Merkmale dürfen Ihnen durchaus bekannt vorkommen, denn sie geben nicht nur Aufschluss über unser Charisma-Potenzial, sondern bringen uns auch insgesamt in unserer persönlichen Entwicklung voran.

Zudem möchte ich bei den einzelnen Stationen unserer gemeinsamen Reise ein wenig mit Ihnen ins Plaudern kommen. Dabei stelle ich Ihnen Fragen zur Selbstreflexion, wie zum Beispiel:

Wie steht es um Ihr eigenes Selbstvertrauen?

Wie können Sie noch selbstbewusster werden?

Wie empathisch sind Sie?

Welche Beziehungskatalysatoren benutzen Sie?

Ebenfalls werde ich Ihnen zu jedem Charisma-/Persönlichkeitsmerkmal ein paar Strategien und Extrameilen mit auf den Weg geben. Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass sich eine Reise auch wunderbar dafür eignet, über Dinge außerhalb des Alltags nachzudenken.

Bevor es losgeht, möchte ich Ihnen noch einen übergeordneten Gedanken mitgeben. In Vorbereitung auf unsere Reise habe ich davon gesprochen, dass ich mir in Bezug auf die Dinge, die uns begegnen werden, einen offenen Geist wünsche. Ergänzen möchte ich noch, dass jeder von uns die Freiheit hat, das, was wir auf unserer Reise angeboten bekommen, anzunehmen oder auch nicht. Stellen Sie sich einfach vor, Sie säßen in einem Zug, die Tür geht auf und vor Ihnen steht eine engagierte Zugbegleiterin mit einem Servicewagen, der für Sie ein riesiges Warenangebot bereithält, aus dem Sie ungeniert auswählen können. Oder Sie stellen sich vor, dass Sie in einem Flugzeug sitzen und ein sympathischer Stewart Sie freundlich einlädt, die Leckereien auf seinem Board Trolley zu probieren. So soll es auch auf unserer Reise sein.

Auf geht’s! Wir starten mit dem ersten Faktor des Charisma-Codes 5 ¾. Er wird repräsentiert durch eine außergewöhnliche Frau, nämlich Coco Chanel, und heißt Persönlichkeit. Lassen wir uns durch sie und ihr Wirken inspirieren und verstehen, was dieser Faktor bedeutet.

Charisma-Faktor 1: Persönlichkeit – Coco Chanel

Coco Chanel

1. Selbstvertrauen

2. Selbstverantwortung

3. Selbstbewusstsein

4. Selbstliebe

„Die allermutigste Handlung ist immer noch, selbst zu denken. Laut.“ Coco Chanel (1883–1971)

Coco Chanel

© Justine Picardie – https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Chanel_looking_out_in_the_distance.jpg

„Bonjour, Mademoiselle Chanel!“, begrüßte ich Coco mit dem nötigen Respekt und, ich gebe zu, auch ein wenig ehrfurchtsvoll. Ich wusste, dass sie es mag, mit Mademoiselle angeredet zu werden. Schon Wochen vorher hatte ich mich auf diese Privataudienz in ihrer selbsteingerichteten Suite im weltberühmten Hotel Ritz am prachtvollen Place Vendôme in Paris gefreut. Ihre Suite war 188 qm groß und beherbergte einen Stilmix aus riesigen vergoldeten Spiegeln, überdimensionalen Kronleuchtern und chinesischen Möbeln in schwarz-weißer Optik gehalten. An Eleganz, Anmut und Raffinesse nicht zu übertreffen – dekoriert und eingerichtet aus ihrer Hand.

Nun saß diese Modegöttin vor mir, elegant und zugleich schlicht gekleidet, perfekt frisiert, mit ausdrucksstarken Augen, roten Lippen und umgeben von einer Aura, die mich wortlos machte.

Meine innere Stimme sagte mir: „Schau auf deinen Zettel, alle Fragen stehen dort drauf, du musst sie nur nach und nach stellen, du hast eine Stunde Zeit, also fang endlich an!“

Also legte ich los, und so führten wir eine Unterhaltung über ihr Leben, über ihre Lebenserfolge und über die Frage, was wohl ihr Charisma ausgemacht hat.

Wie gerne hätte ich Gabrielle Chanel, so ihr bürgerlicher Name, tatsächlich erlebt und mit ihr ein Interview geführt. Aber auch wenn mir dies verwehrt ist, können wir uns dieser starken und mutigen Frau, dieser Ikone, die im letzten Jahrhundert die Modewelt auf den Kopf gestellt hat, versuchen zu nähern. Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, warum Coco Chanel den ersten Charisma-Faktor Persönlichkeit abbildet.

Bekannt – und das weltweit – ist Coco Chanel für ihr legendäres Parfum Chanel Nr. 5, das kleine Schwarze, das Ringel-Shirt, die Matrosenhose, das Tweed-Kostüm, das Twinset, das Etuikleid oder den für die damalige Zeit als freizügig betrachteten Bikini. Können Sie sich vorstellen, dass diese für uns heute gängigen Kleidungsstücke Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts für Furore sorgten und zu einer Moderevolution führten?

Lassen Sie uns zum besseren Verständnis die weibliche Mode dieser Zeit kurz anschauen: Sie war durchgängig geprägt von viel Schnickschnack und viel Prunk. Frauen galten in dieser Zeit eher als Dekorationsstücke. Sie zwängten sich in Korsetts, trugen ausnahmslos Kleider und zwar solche, die aus schweren Stoffen bestanden und durch Reifröcke in Position gebracht wurden. Als Accessoire diente ein überdimensionaler und aufwendig verzierter Hut, ohne den Frau nicht aus dem Haus ging.

Kann man sich in solcher Kleidung frei bewegen und unbefangen auftreten? Wohl kaum! So dachte auch Coco Chanel und nahm diesen umständlichen Kleidungsstil zum Anlass, die Mode und auch die Frauen, die sie trugen, in die Emanzipation zu schicken, in der sie sich bereits befand. Heraus kam eine legere, minimalistisch, praktisch und dennoch elegant anmutende Mode, die den Duft der Freiheit und das Streben nach Individualität versprühte und damit die Gleichstellung von Mann und Frau über die Grenzen Frankreichs hinaus vorantrieb. Ganz dem Geschmack, der Haltung und dem eigenen Tragekomfort der Erzeugerin selbst entsprechend.

Wie hat die 1883 geborene Coco Chanel all das geschafft, fragte ich mich. Worüber verfügte diese Frau, die sich in der Zeit von 1895 bis 1971 von einem armen Waisenmädchen zur Herrscherin eines der größten Modeimperien der Welt hoch arbeitete? Aus welchem Holz war sie geschnitzt? Welche Aspekte ihrer Persönlichkeit haben sie auf ihrem Weg so unterstützt, dass Menschen ihr und ihrer Mode gefolgt sind?

Bei der Beantwortung dieser Frage habe ich mich auf vier Merkmale beschränkt, die Coco Chanel mit ihrer Persönlichkeit besonders deutlich abgebildet hat.

Wenn wir uns das Leben von Coco Chanel genau ansehen, fällt auf, dass sie sehr auf ihre eigenen Fähigkeiten vertraute, dass sie die Verantwortung für ihr Handeln übernahm, dass sie sich ihrer Selbst bewusst war und sie es sich wert war, ihre Ideen und Vorstellungen umzusetzen. Bringt man diese Beschreibungen auf den Punkt, kommt man zu den folgenden vier Merkmalen:

1.

Selbstvertrauen

2.

Selbstverantwortung

3.

Selbstbewusstsein

4.

Selbstliebe

Lassen Sie uns diese vier Merkmale als Meilensteine betrachten, an denen wir anhalten, um ein einheitliches Begriffsverständnis zu definieren und um uns die biografischen Umstände Coco Chanels anzuschauen.

1. Selbstvertrauen

Wie der Begriff schon sagt, geht es hier um das Vertrauen in sich selbst und in die eigenen Fähigkeiten. Auf welche ihrer Fähigkeiten konnte Coco Chanel vertrauen und wer hat ihre Qualitäten erkannt und sie darin bestärkt? Die Romanbiografie von Nadine Sieger zu Coco Chanel hat mir bei der Beantwortung dieser Frage sehr geholfen.8

Coco Chanel verfügte nicht von Anfang an über das ihr später eigene Selbstvertrauen, sondern es hat sich erst nach und nach im jungen Erwachsenenalter ent wickelt. Zunächst standen ihr kantiger Eigensinn, ihr starker unbeugsamer Wille, ihr Mut, Regeln zu brechen, ihr blitzgescheiter Humor, ihre Andersartigkeit und ihr frecher Charme im Vordergrund. Mit diesen Eigenschaften boxte sie sich keck und unbändig mehr oder weniger erfolgreich durch ihr junges Leben. Wirkliches Selbstvertrauen erlangte sie erst durch die Beziehung zum Unternehmer Boy Capel, ihrer großen und einzigen wirklichen Liebe. Dieser Mann erkannte ihre Kreativität und ihren guten Geschmack, ihren Mut, ihren Tatendrang, bewunderte ihre Durchsetzungsstärke, ihre Beharrlichkeit, ihre Disziplin, ihre Intuition, ihre Authentizität und förderte und bestärkte sie in ihrem eigensinnigen Tun. „Du bist außergewöhnlich und wirst etwas ganz Großes“, prophezeite er ihr bereits zu Beginn ihrer leidenschaftlichen Beziehung. Coco Chanel war damals ungefähr 25 Jahre alt. Er sollte Recht behalten.

Schwarz auf weiß wurde ihr ihr Selbstvertrauen durch die Vogue im Jahre 1963 bescheinigt: „Dass Mode sich wieder den Frauen zugewandt hat, ist ohne Zweifel Coco Chanel zu verdanken – dieser leidenschaftlichen, weisen, wunderbaren und völlig an sich selbst glaubenden Chanel.“

So und nun möchte ich mit Ihnen in den angekündigten Prozess der Selbstreflexion eintreten und hier ist auch schon meine erste Frage: Wie ist es um Ihr Selbstvertrauen bestellt? Über welche Qualitäten verfügen Sie?

Ich frage bewusst nicht nach Ihren Stärken, weil diese Frage gleichzeitig Ihre Schwächen implizieren würde. Lassen Sie uns lieber den Fokus auf Ihre Kernqualitäten legen.

Das Wort Kernqualität entspringt einer Methode, die vom Niederländer Daniel Ofman bereits im Jahr 1992 entwickelt wurde und im sogenannten Kernquadrat mündet.9 Mit Kernqualitäten sind die Eigenschaften gemeint, die zum Wesen eines Menschen gehören. Es sind die Eigenschaften, die beispielsweise untrennbar mit Ihnen verbunden sind und an die ein guter Freund oder eine gute Freundin sofort denken würde, wenn Ihr Name fiele.

Beispiele für Kernqualitäten sind: Tatkraft, Entschlossenheit, Mut, Humor, Einfühlungsvermögen, Aufgeschlossenheit, Ordnung, Sorgfalt, Flexibilität, Disziplin usw.

ÜBUNG

Welche Eigenschaft ist untrennbar mit Ihnen verbunden? Erfahrungsgemäß brauchen Sie ein wenig Zeit, um Ihre Kernqualität zu bestimmen. Nehmen Sie sich diese.

Da wo Licht ist, existiert auch Dunkelheit. Entsprechend hat auch jede Kernqualität eine Schattenseite. Mit Schattenseite ist aber nicht das Gegenteil gemeint, sondern ein Zuviel des Guten bezogen auf Ihre Kernqualität. Deshalb spricht Ofman hier auch von einer „Verformung der Kernqualität“.10

HIERZU EIN BEISPIEL:

Nehmen wir an, Ihre Kernqualität wäre Tatkraft. Tatkraft, die über das Ziel hinausschießt, kann jedoch rasch zur Aufdringlichkeit werden. Sie hätte sich dann von etwas ursprünglich Positivem in etwas eher Negatives verwandelt. In der Logik von Daniel Ofman wäre dies Ihre Falle.

Um mit Ihrer Kernqualität nicht in diese Falle zu geraten, definiert das Kernquadrat die sogenannte Herausforderung, die das positive Gegenteil zu Ihrer Falle darstellt. In unserem Beispiel kann das positive Gegenteil zu Aufdringlichkeit Zurückhaltung sein.

Im Ergebnis sind Kernqualität und Herausforderung einander ergänzende Qualitäten, die es in Balance zu bringen gilt. Balance bedeutet nicht, ein Entweder-oder zwischen den beiden Eigenschaften herzustellen, sondern ein Sowohl-als-auch. Um zu verhindern, dass die Person in unserem Beispiel in ihre Falle gerät, könnte sie versuchen, eine zurückhaltende Tatkraft an den Tag zu legen.

Für unsere Grafik sieht das dann so aus:

Das letzte freie Feld des Kernquadrats beschreibt Ihre Allergie. Denn immer dann, wenn Sie auf ein „Zuviel“ Ihrer Herausforderung treffen, reagieren Sie allergisch, speziell dann, wenn die Allergie von einer Person verkörpert wird. In unserem Beispiel wäre ein Zuviel an Zurückhaltung möglicherweise Passivität. In der Regel wird ein tatkräftiger Mensch dazu neigen, aufzubrausen, wenn er mit einem untätigen, eher teilnahmslosen Menschen konfrontiert wird.

Haben Sie Lust, das Kernquadrat einmal selbst auszuprobieren? Hier ist extra für Sie noch ein leeres Kernquadrat zum Ausfüllen.

Und so geht’s:

Kernqualität: Tragen Sie im ersten Feld oben links Ihre Kernqualität ein, also eine Eigenschaft, die untrennbar mit Ihnen verbunden ist.

Falle: Um Ihre Falle zu bestimmen, überlegen Sie, was andere Menschen Ihnen im Zusammenhang mit Ihrer Kernqualität spiegeln, wenn Sie beispielsweise einmal über das Ziel hinausschießen. Ihre Falle ist häufig Auslöser für Konflikte. Sie finden Ihre Falle, wenn Sie sich zum Beispiel die Frage stellen, was andere Ihnen häufig zum Vorwurf machen.

Herausforderung: Ihre Herausforderung finden Sie, in dem Sie sich etwa fragen, was Sie unterstützen könnte, um nicht in Ihre Falle zu geraten. Wie gesagt, die Herausforderung stellt das positive Gegenteil zu Ihrer Falle dar. Kernqualität und Herausforderung ergänzen sich gegenseitig und sollten im Idealfall in guter Balance sein.

Allergie: Die Allergie stellt ein Zuviel Ihrer Herausforderung dar. Um sie zu benennen, können Sie sich einfach fragen, was Sie an anderen nicht ertragen können.

Ich würde mich freuen, wenn auch Ihnen die Einsichten, die Sie aus dem Kernquadrat gewinnen, zu mehr Selbstvertrauen verhelfen. In meinen Trainings und Coachings profitieren die Menschen immer sehr davon, wenn sie sich ihre Kernqua litäten, ihre Fallen, ihre Herausforderungen und ihre Allergien vor Augen führen. Zusätzlich lassen sich mit diesem logisch-analytischen Tool auch Ihre Mitmenschen besser einschätzen. Probieren Sie es aus!

Ich für meinen Teil versuche immer dann, wenn mir „meine Allergie“ bei anderen Menschen begegnet, nicht in meine Falle zu geraten. Das funktioniert nicht immer, aber immer öfter.

Strategien für mehr Selbstvertrauen