Jenseits der Reling - Manuel Theisen - E-Book

Jenseits der Reling E-Book

Manuel Theisen

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Beschreibung

Bleiben Sie, wo Sie sind und reisen Sie mit uns. Lassen Sie sich mitnehmen auf unsere Reisen durch viele Länder und über fast alle Meere dieser Welt. Wir haben den Stress, den Ärger und Verdruss, kurz: alle die kleinen wie großen Widrigkeiten des modernen Reisens auf uns genommen, um sie Ihnen zu ersparen. Wir verraten Ihnen unsere Lieblingshäfen, Insidertipps und richtige Sehenswürdigkeiten in Europa, Asien, Australien und Südafrika. Wir warnen vor einigen zu vermeidenden Plätzen und Szenen. Ausgewählte Geschichten, unterhaltsam, aber auch kritisch. Nicht immer "political correct", aber immer die Wahrheit - mit einem Schmunzeln. Reisen Sie von zu Hause aus mit unseren Augen durch die Welt. Wir garantieren ein sorgenfreies, unbeschwertes, aber erlebnisreiches Reisen – immer mit einer Prise Ironie. Eine Lesereise der besonderen Art. "Herrlich komisch", "Spannend und amüsant für alle Kreuzfahrer", "Unerträglich", "Fesselnde Reiseberichte", "Lesereise auf hohem Niveau" (Leserstimmen zu Band 1)

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Inhaltsverzeichnis

Reiseanleitung

Runde Zahlen und rollierende Gäste

Cunard „Queen Mary 2“: Singapur - Sydney

Schnupperwochen im Seniorenheim auf See

Cunard „Queen Mary 2“: Sydney - Kapstadt

Magische Momente und Millionäre

Seabourn „Legend“: Nizza - Rom

Pintxos, Wein und „Guggi“-Kunst

Bilbao in vier Tagen

Champagner und Kaviar auf dem Surfbrett

Seabourn „Sojourn“: Singapur - Hongkong

Insel-Hopping in freundlichen Tropen

Seabourn „Sojourn“: Hongkong - Singapur

Unforeseen Post-Cruise Report

Straße von Malakka: Langkawi/Malaysia

Heisse Touren und kalte Küche

Holland America Line „MS Volendam“: Indonesien

Ortsverzeichnis

Disclaimer

Reiseanleitung

Reiseplanung ohne Kompromisse, Kofferpacken ohne Stress, Fliegen ohne Verspätung, Taxifahrten ohne Fahrpreisbetrug, Hotelzimmer und Kabinen ohne Reklamationen, Schiffspassagen ohne Mängel: ungetrübte Reiseerlebnisse pur. Unmöglich?

Bleiben Sie, wo Sie am liebsten sind. Nehmen Sie in Ihrem Ohrensessel oder aber - falls Sie schon reisegeschädigt sind - auf Ihrer Behandlungscouch Platz. Hören Sie Ihre Lieblingsmusik und verwöhnen Sie sich kulinarisch wie getränke-technisch nach Ihrem Geschmack.

Reisen Sie mit uns. Lassen Sie sich mitnehmen auf unsere Reisen durch viele Länder und über fast alle Meere dieser Welt. Wir haben den Stress, den Ärger und Verdruss, kurz: alle die Lasten und kleinen wie großen Abscheulichkeiten des modernen Reisens und die verschiedenen Plagen mit den Reise- und Kreuzfahrt-Veranstaltern auf uns genommen, um sie Ihnen zu ersparen. Dafür verraten wir Ihnen unsere Lieblingshäfen, richtige Insiderkneipen und echte Sehenswürdigkeiten ebenso wie einige besser zu vermeidende Plätze und Szenen. Finden Sie heraus, auf welchem Schiff und mit welchen Verkehrsmitteln wir am liebsten unterwegs sind. Sehen Sie die Welt mit unseren Augen und schonen Sie die Ihren.

Bitte behalten Sie Platz und blättern Sie weiter. Wir garantieren ein sorgenfreies, unbeschwertes, aber erlebnisreiches Reisen - nach Möglichkeit immer mit einem Schmunzeln.

Sie wollen also ernsthaft mit uns reisen? Prima, wir freuen uns. Unsere gemeinsame Lebensreise begann in den 80er Jahren, und seitdem versuchen wir die Welt für uns zu entdecken und jetzt für Sie zu beschreiben.

Die Welt, die unsere Eltern uns in den 60er Jahren zeigen konnten, war auf den Radius der Familienkutschen, unter anderem eines Ford Taunus 15 M (ja, der mit der Weltkugel als Galionsfigur auf dem Kühlergrill), beschränkt. Da waren die Gebirgsseen in Kärnten und der Strand von Jesolo an der Adriaküste „the places to be“.

Im Jahr 1993 haben wir uns einen lang gehegten Traum erfüllt. Zwei der drei „Dream-Voyages“, die seinerzeit sogar in Kombination zu buchen waren, sollten es sein: von Southampton nach New York mit der bereits legendären „Queen Elizabeth 2“ von Cunard in 5 Tagen. Und zurück von New York City nach London-Heathrow mit dem ersten und einzigen serienmäßig gefertigten Supersonic-Passagierflugzeug der Welt, der „Concorde“, in nur 3 Stunden und 17 Minuten. Von da an hatte uns das Reisefieber endgültig gepackt. Seither reisen wir um die Welt. Die dritte der „Dream-Voyages“, eine Fahrt mit dem Eastern & Oriental-Express, folgte viel später, wie Sie in Band I nachlesen können.

Aus der Fülle der Reiseberichte, die seit vielen Jahren immer mehr unserer Freunde und Bekannten begeistern, haben wir acht ausgewählt, um Ihnen Geschmack auf unsere Erlebnisse und - vielleicht - mehr und Meer zu machen.

Die hier aufgenommenen Reisen folgen keiner Chronologie oder sonstigen Logik. Wir wollen weder mit der schönsten noch mit der allerschlimmsten, aber eben auch nicht mit der ersten Reise beginnen. Wir möchten von unseren Kreuzfahrten mit verschiedenen Schiffen diverser Reedereien berichten. Die Schiffe haben uns zu vielen Ländern gebracht. Länder, die wir auch mit Nobelzügen, per Rundflug oder weiteren, möglichen und unmöglichen, Verkehrsmitteln entdeckt haben.

Von allen diesen Reisen haben wir niemals irgendwelche Souvenirs oder sonstige Geschmacklosigkeiten mitgebracht - nur eben unsere Geschichten.

Landskron/Kärnten, im Juni 2017Manuel & Martin Theisen

 

RUNDE ZAHLEN UND ROLLIERENDE GÄSTE

CUNARD „QUEEN MARY 2“

Singapur - Sydney

München

Bei leichtem Schneetreiben geht es zum Münchner Flughafen, um pünktlich nach Frankfurt abzuheben: Vor geraumer Zeit hat uns die Lufthansa mitteilen lassen, unser seit langem gebuchter Direktflug nach Singapur sei gestrichen worden, weil die Münchner Bürger gegen die dritte Startbahn gestimmt haben ... kaum zu glauben, aber der Lufthansa scheint wirklich keine Ausrede zu blöd. Erstaunlicherweise bekommen wir bei der ehemaligen Staats-Airline einen Snack aus frischem Tomaten- und asiatischem Rindfleischsalat, der uns in seiner Qualität mehr als überrascht. Wir genießen das unerwartete Angebot – man weiß nie, mit welchen Überraschungen der Folgeflug aufwartet.

Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt auf dem Flughafen der Börsenmetropole Frankfurt geht’s weiter mit dem neuen Airbus 380-300. Diesen Vogel auf dem Flug nach Singapur voll zu bekommen, scheint uns der wirkliche Grund gewesen zu sein, warum mal wieder ein Direktflug ab München gestrichen worden ist. Auf dem Oberdeck finden wir acht First- und 98 Business-Sitze vor, unter uns, einen Stock tiefer, sollen fast 400 weitere Passagiere platziert sein. Von wegen neue Sitze, wir erkennen unsere „alten LH-Freunde“ wieder, der berühmte Rutschsitz mit einem gefühlten Neigungswinkel von zirka 20 Grad, der einen unweigerlich am Ende einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht im unteren Fußraum kauernd vorfinden lässt. Offensichtlich sind die neuen, als „gerade“ bzw. „flat“ angekündigten Sitze schneller in der Werbung als in der Realität angekommen. Nicht unwahrscheinlich aber könnte es auch sein, dass die Lufthansa erst noch eingelagerte Alt- und Überbestände abbauen muss und wir uns als die Nutznießer dieser Strategie verstehen dürfen.

Bevor wir aber in die schon vertraute Rutschlage gebracht werden können, dürfen wir nach einem Blick in das Menü die Wahl unseres gehabten Snacks auf dem Zubringer-Flug erst wirklich wertschätzen: Hier können wir uns entscheiden zwischen irgendeinem stinkenden Fisch, Ravioli mit Käsecreme und (!) Buttersauce und gewoktem Huhn mit schwarzer Bohnensauce: Offensichtlich braucht der neue Flieger zusätzlichen Auftrieb aus den Triebwerken der bohnenverzehrenden Passagiere, um die gemeldeten 550 Tonnen Startgewicht in die Lüfte zu bringen, im wahrsten Sinne des Wortes. Dazu können wir zwischen einem belanglosen deutschen, einem bulgarischen, einem slowenischen und einem vollkommen unbekannten Bordeaux-Wein „wählen“ - es sind schon traurige Zeiten angebrochen, wenn bei Lufthansa keine Weinflasche mehr als 3,50 Euro kosten darf, wenn’s hoch geschätzt ist. Also verzichten wir weitgehend auf alles und nehmen nur einen doppelten Williams-Schnaps.

Wir versuchen, zu schlafen, soweit dies bei der doch erheblichen Lärmkulisse in einer fast 100 Passagiere umfassenden „Business-Class“ möglich ist. Wichtig für unbelehrbare Nachahmer: Im Airbus 380 beginnt der Lufthansa-Service - aus nicht nachvollziehbaren Gründen - in der letzten BC-Reihe, so dass wir mit den für uns traditionell gebuchten Sitzen in der ersten Reihe sozusagen die „A-Karte“ gezogen haben. Man lernt eben nie aus oder die Kranich-Airline will ihre Kunden ganz offensichtlich immer wieder neu auf den Arm nehmen.

Singapur

Pünktlich schweben wir in Singapur ein, innerhalb weniger Minuten sind wir ausgestiegen, haben unsere Koffer, in den verbliebenen 25 Sekunden dazwischen wird auch noch Geld gewechselt und schon sitzen wir in einem Taxi, -wie wir denken - nur noch wenige Minuten entfernt von unserem Hotelziel. Aber da haben wir die Rechnung ohne das aufziehende chinesische Neujahrsfest gemacht, ungewöhnliche 70 Minuten dauert die Anfahrt in einer einzigen Blechkolonne. Endlich in unserem Boutique-Hotel „1929“ angekommen, empfangen uns strahlende Gesichter und wir werden, „upgegraded“, in der obersten Etage des schmalen Hotels untergebracht: Das zugewiesene Zimmer ist eines der zwei, bei denen die Badewanne auf dem Balkon untergebracht ist. Man kann also morgens über den Dächern von Singapur singend seine Dusche nehmen, großartig. Das wäre ein echter Geheimtipp für alle, die so eine Open-Air-Erfrischung noch nicht erfahren durften; leider aber hat das Haus im Herbst 2017 dichtgemacht.

Wir sind wieder mit uns und der Welt versöhnt und schauen nach vorne bzw. ins Bett. Dies allerdings nicht, bevor wir einen Drink (oder auch zwei) in der nahe dem Hotel gelegenen Bar genommen haben, wo uns ein - uns nicht mehr erinnerlicher - netter Asiate anspricht, ob wir nicht die M&M seien, mit denen er letztes Jahr so nett geplauscht hätte - small world.

„Marina Sands Bay“-Hotel aus Kinderperspektive

Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zu Singapurs neuester Attraktion: „Gardens by the Bay“, ein gigantischer botanischer Garten mit über 200.000 Pflanzen vor dem Wahnsinns-Hotel „Marina Sands Bay“ mit einem der „Queen Mary 2“ nachgebildeten Dach mit Infinity-Pool und nicht weniger als 2.600 Zimmern. Auf dem davorliegenden, ebenfalls dem Meer abgerungenen Land haben die Singapuris in wenigen Monaten einen öffentlichen Park sowie zwei Riesen-„Gewächshäuser“ auf- und ausgebaut, die in ihrer Dimension und Gestaltung schwer zu beschreiben sind. Wir fahren mit einer kleinen Bahn durch diese Anlage, gehen sie dann teilweise ab und wagen uns auch auf den freischwebenden Sky-Walk zwischen drei künstlichen Baumattrappen, um abschließend ein erfrischendes Bier auf der höchsten Terrasse (60 Meter) eines weiteren „Baumes“ einzunehmen.

Dann kommt der übliche Regenguss, nur intensiver und dauerhafter als üblich, und wir flüchten an den Boat Quay, die „Fressmeile“ direkt am städtischen Hafenbecken. Wegen des nachhaltigen Regens fallen das Menü und die Drinks umfangreicher aus als geplant. Der Rückzug erfolgt per U-Bahn, denn Taxis gibt es witterungsbedingt natürlich keine, und der führt uns direkt zum Mittagsschlaf. Gestärkt ziehen wir am frühen Abend wieder Richtung China-Viertel, allerdings stark gebremst durch die immer mehr sich verdichtenden Massen: An ein, in der Food-Meile „Smith Street“ geplantes, Abendessen in der Mitte der Straße ist zunächst nicht zu denken, denn zumindest gefühlt halb China kauft in diesem Viertel gerade die letzten Geschenke und Blumen für das anstehende Neujahrsfest ein. Aber letztlich schaffen wir auch das. Den Abend beschließen wir im gegenüberliegenden Franzosenviertel, wo sich ein trinkbarer „Mercury Rouge“-Burgunder 2006 und eine sehr französische Käseplatte finden.

Einchecken auf die „Queen Mary 2“

Kofferpacken, insgesamt sechs Teile mit stolzen 73,3 kg Gewicht, und dann geht’s auch schon ab in Richtung des neuen Cruise-Terminals in der Nähe des „Marina Sands Bay“-Hotels. Diese Passagier-Verladerampe wurde erst im Juli 2012 eröffnet, in Schiffsform und so effektiv, dass wir nach wenigen Minuten bereits im Bauch der „Queen Mary 2“ verschwinden. Wenn man da an den Berliner Flughafen BER denkt …

Die gebuchte „De Luxe-Kabine“ auf Deck 11 samt dem uns von früheren Reisen vertrauten Cabin-Steward Paul - auf welcher Cruise er uns schon be- bzw. gedient hat, weiß nur er heute noch - lässt uns gleich heimisch werden. Der (wichtigste) erste Kontrollgang ins Restaurant bestätigt uns, dass die angemailten Freunde an Bord sich (mal wieder) rührend und erfolgreich um den für uns so existenziellen Zweier-Tisch gekümmert haben. Mitten im „Britannia Restaurant“ unterhalb der Showtreppe und vor dem Captain’s Table finden wir einen umgewidmeten Vierer-Tisch: Der ist, wird uns bedeutet, für die gesamte 60-tägige Reise für uns reserviert.

Die Show kann beginnen. Ansonsten stellt sich alles wie gehabt dar, überall ein „Hallo“ und viele bekannte Gesichter und Figuren, zum Teil durch die Zeitläufe in verschiedenster Weise modifiziert. Dank Manuels seit den 70er Jahren regelmäßig absolviertem „Aktenzeichen XY“-ZDF-Konsum haben wir ein geschultes Auge, wie jemand nach 20 Jahren aussieht, auch wenn er - in der TV-Vorlage versteht sich - bereits vor einiger Zeit untergetaucht oder umgebracht worden sein sollte.

Das Abendessen, das üblicherweise nach einem großen Passagierwechsel wie heute - allein 600 Chinesen haben das Schiff befristet zu dem ihren erklärt und in Singapur geentert - ein Absturz erster Klasse ist, gelingt perfekt. Unser basses Erstaunen über solch einen gelungenen, aber äußerst seltenen Start findet sofort den Weg zu dem Maître D’ Oliver aus Kroatien, dessen Karriere an Bord wir seit mindestens 15 Jahren begleiten.

Kurz vor dem Einschlafen stoßen wir dann auf Cunards jüngsten Einsparansatz: Die „Gute Nacht“-Schoggi wurden halbiert. Jetzt muss eine Lupe ausgelegt werden, damit man sie auf dem Bett nicht übersieht. Der Controller-Wahnsinn nimmt auch hier seinen Lauf, irgendein verrückt gewordener Ami hat in der Carnival-Konzernzentrale wohl ausgerechnet, was die Einsparung von Tonnen von Schokolade an Profitsteigerung bringen kann; dessen ungeachtet finden die nun auf Briefmarken-Format geschrumpften Betthupferl unverändert in jeder Cunard-Broschüre noch immer eigens Erwähnung als „Abendüberraschung“ - „complimentary“, wie nicht versäumt wird, zu erwähnen: als „kleine Aufmerksamkeit des Schiffs-Managements“ im wahrsten Sinn des Wortes.

Britannia Restaurant M&M-Table (dahinter Captain’s Table)

Chinesisches Neujahr („Jahr der Schlange“) auf See

„Lesen bildet“ - dementsprechend erfahren wir erst aus der Cunard-Bordzeitung, dass wir morgen nicht nach Koh Samui fahren, sondern direkt nach Laem Chabang. Dort sollen wir, in Abwandlung des bis heute geltenden Cunard-Plans, sogar über Nacht im Hafenbecken vor der „romantischen“ Stadt Pattaya (übrigens rund 2-3 Stunden Autofahrt von Bangkok entfernt) verbringen. Warum wir die thailändische Trauminsel Koh Samui auslassen (müssen), erfahren wir ebenso wenig wie eine Begründung für die Tatsache eines Hafenwechsels an sich: Wäre ja interessant gewesen, um sich entsprechend vorzubereiten. So wartet auf Koh Samui heute die uns von früheren Anreisen bekannte und bereits vorbestellte Taxlerin, Miss Phui, vergebens auf ein Wiedersehen mit M&M.

Des Commodores Empfang im „Queens Room“ bringt uns weitere bekannte Gesichter in Erinnerung. Anschließend findet die erste Einladung zu „Captain’s Table with Commodore C. Rynd“ statt, mit dem wir schon mit der „Queen Elizabeth 2“ (QE2) unterwegs und mit der „Queen Victoria“ in Vietnam und Umgebung waren. Als Tischnachbarn in der noblen Runde werden Manuel ein echter Lifetime-Peer, Chief of General Staff The Lord Richard Francis Dannett, und seine angetraute Lady Philippa präsentiert. Seiner Lordschaft gefällt es, ohne Umschweife (und noch vor der Suppe) auf die aktuelle Behandlung der samesex-marriage, die aktuell zur Abstimmung im englischen Oberhaus ansteht, zu sprechen zu kommen: Er lässt sich von Manuel auf den neuesten Stand der einschlägigen deutschen Rechtslage und Diskussion bringen. Ein ungewöhnlicher Ort für eine politische Einflussnahme, aber in angenehmer Atmosphäre … Martin hat dagegen auf der anderen Seite des Tisches zwei deutsche Ladys zu „betreuen“.

Die thailändische Insel Koh Samui musste übrigens, so erfahren wir nun exklusiv vom Commodore, und damit aus erster Hand, als Anlaufhafen kurzfristig gestrichen werden, weil die dortigen „Port Authorities“ erst vor drei Wochen Cunard gegenüber einräumen mussten, dass das Meer doch nur acht statt zehn Meter Wasser unter dem Kiel der QM2 gewährleistet, „too risky“ und daher: cancelation at the very last moment.

Wir müssen übrigens an dieser Stelle Abbitte bei unseren Finnland-affinen Lesern - sollten wir solche haben - leisten: Viele werden sich noch an die sympathische Gruppe von 22 Finnen an Bord unseres Mekong-Dampfers vom letzten Jahr erinnern („they are vaporizing the buffet“, Band 1, S. 84). Verglichen mit den 450 Hongkong- und weiteren 150 Festland-Chinesen, die zum „Jahr der Schlange“ hier das Schiff für acht Tage gestürmt und nahezu vollständig besetzt haben, war die nordische Attacke seinerzeit nur ein laues Lüftchen - allerdings sind die Essensvorräte an Bord der QM2 etwas fundierter als auf dem Mekong-Boot. Wir müssen also keine Diät einlegen, „freuen“ uns aber - wie wirklich noch nie - auf unsere übergewichtigen und meist suboptimal bekleideten australischen Mitreisenden (Aussies), die erwartungsgemäß spätestens in Hongkong den Luxusliner, einer Tausendschaft von Lemmingen nicht unähnlich, mit Flip-Flops als einziger Fußbekleidung ausgestattet, kapern werden.

Laem Chabang/Thailand

Der beschauliche Containerhafen von Laem Chabang, einem kleinen stinkenden Industriedorf mit gerade mal 60.000 Einwohnern, begrüßt die „Queen“. Ein Shuttlebus bringt uns nach Pattaya, ein Küstendorf, das vor allem abends durch mehr Sex als Sun und Alkohol statt Atmosphäre bekannt ist. Wir kennen dort aber einen Beer-Garden, der unseres Wissens einzige direkt über dem Meer, mit einer frischen Brise und guter asiatischer Küche, den wir sofort ansteuern: bei gefühlten 36 Grad und 85 % Luftfeuchtigkeit dennoch eine schweißtreibende Angelegenheit. Nach zwei kühlen Bieren und scharfem Curry geht’s wieder besser und wir lassen uns mit einer 90-minütigen traditionellen (!) thailändischen Druckmassage verwöhnen, bevor wir den Rückzug antreten, um auf dem Schiff den Abend in kühlerer Umgebung zu beschließen.

Die Crew fiebert inzwischen ihrer ersten „overnight-Fluchtmöglichkeit entgegen und daher schließen auch alle Bars an Bord überpünktlich. Apropos Passagier-Attacken: Heute fragen uns zwei ältere Damen (Weltreisende, also Southampton-Southampton), ob wir nicht nach Hongkong an ihrem Achter-Tisch Platz nehmen wollen. Eine der beiden Damen dort, so ihr Begründungsansatz, spräche nur schlecht Englisch und würde daher die Konversation permanent stören, wenn sie alles falsch verstehe. Und wir wären doch sicherlich zwei nette und freundliche Herren, die diesen beiden Vorkriegsdamen einen solchen Wunsch kaum ausschlagen könnten: Da haut’s einem doch glatt das Gebiss raus! Wir sind dann doch - trotz hinreichender, wenngleich verblassender Erziehung - aber dank unseres fortschreitenden eigenen Alters so frei, darauf hinzuweisen, dass wir auf unserer Anmeldung bei Cunard bereits den Vermerk gemacht haben, dass wir überhaupt nur an Bord kommen, wenn wir für die ganze Reise einen Zweier-Tisch garantiert bekommen. Vielleicht aber sollten wir als Dining-Host gegen small (or even bigger) money eine neue Berufschance ergreifen … und schließlich heißt es ja nicht zu Unrecht „Essen ist der Sex des Alters“: Danach kommt die Anfrage allerdings (vergleichsweise) einer ziemlich unverblümten Einladung ins Schlafzimmer der Geriatrischen gleich.

Nachdem wir uns von dem unsittlichen Antrag vom Vortag wieder einigermaßen erholt haben, beschließen wir, auch am zweiten Hafentag nochmals nach Pattaya zu fahren, denn ein Schiff im Hafen ist und bleibt so gemütlich und „entertaining“ wie ein Zug im Bahnhof. Also streifen wir erneut durch die Kleiderläden, wo alles, was man fälschen kann (und vieles mehr). angeboten wird. Wir greifen beim Preis von 250 Baht (rund 7,50 Euro) für ein „Ralph Lauren“-Polo-Shirt beherzt zu und erwerben eine Shorts für immerhin 850 Baht; allein die Reinigung dieser Klamotten ist auf dem Schiff teurer. Dann geht’s direkt in „unseren“ Biergarten und zur Massage, weil wir deren erste Variante gestern -von wenigen blauen Flecken abgesehen - gut überstanden haben.

Nach dem Abendessen treffen wir im Commodore-Club Chief of General Staff The Lord Richard Francis, GCB CBE MC, und Lady Dannatt, die Tischnachbarn vom „Captain’s Table“, die uns zu einem Vorgeburtstags-Drink einladen. Sie sind völlig begeistert von unserer Gesellschaft und laden uns in ihre Villa in London ein. Bemerkenswert, denn sie sind ja keine Amis, die solche Einladungen permanent und gerne aussprechen, um zwei Sekunden später die Namen der eben Eingeladenen schon wieder vergessen zu haben. Für Eingeweihte und Reiseberichtskenner („Gays’ parents“, Band I, S. 15 ff.) sei an dieser Stelle der Hinweis angebracht, dass wir auch in dieser erlauchten Runde nach wenigen Minuten erfahren dürfen, dass Ihrer Lordschaft Tochter einen sehr netten schwulen Chef hat. Dafür dürfen wir versprechen, uns morgen den Vortrag „Unsere 40 Jahre bei der Army“, ein gemeinsames Vortragsprojekt Ihrer Lordschaften, anzuhören. Wir wollten ja schon immer unbedingt wissen, was ein britischer Kriegstreiber samt Angetrauter so denkt … ein Glas Champagner läutet das Unvermeidliche ein.

Manuels 60. Geburtstag at sea

Ja, so geht’s, Martins freundlicher Weckruf und klarer Hinweis, jetzt gehe es auf die 70er zu, macht schlagartig wach und deutlich, was es geschlagen hat. Ein schönes Blumenbukett der Redakteurin in Düsseldorf stimmt milder, ebenso wie ein beeindruckender E-Mail-Tsunami wohlwollender Wünsche, über die wir uns sehr freuen, weil sie so ruhig einlaufen und uns so ein telefongebimmel-freier Tag beschert wird. Von unseren gratulierenden Freunden Cornelia und Karl-Heinz sowie Thomas erfahren wir, dass das Bayerische Fernsehen (BR-alpha) anlässlich des 60. Geburtstags sogar eine fünf Jahre alte Personality-Sendung („Lebenslinien“) über Manuel wiederholt hat: gute Idee, so altert man wenigstens im TV nicht mehr, nennen wir es „Uschi-Glas-Effekt“.

Ansonsten stellt sich langsam die QM2-Routine ein: eine halbe Flasche Non-Vintage-Brut-Champagner-Apéro in der Veuve Clicquot-Bar (zur Feier des Tages), Mittagessen im „Britannia Restaurant“ (saumäßig, kalt, geschmacklos und trocken), anschließend erstes Wine-Tasting für Diamond-Members, Ruhe, Spazierrunden auf Deck, Tea-Time, Empfang des Commodore im „Queens Room“ für Weltreisende und Cunard-Worldclub-Member: Bei der hierbei allfälligen Ehrung der Dauergäste werden wir von einem 90-jährigen britischen Paar mit 1.200 Cunard-Seetagen (unbotmäßig, versteht sich) übertroffen und bleiben (dieses Mal) unerwähnt, ein harter Schicksalsschlag. Abendessen mit Geburtstagskuchen und einem Chor der schönsten Waiter und Stewards.

Phu My für Ho Chi Minh-City/Vietnam

„Day one after“, wir liegen im neuen Containerhafen von Phu My im Nowhere und sinnieren, was zu tun ist: Wir beschließen, mit dem Shuttlebus in das nahegelegene, uns unbekannte Ba Ria zu fahren. Obwohl wir nur wenig Erhellendes erwarten, werden unsere Erwartungen weit untertroffen: Wir landen vor einem Supermarkt in einer Beton-Wüstenei und sollen uns dort, nach unerklärlichem Willen und Wunsch der Cunard-Reiseleitung, bei zirka 36 Grad vergnügen. Ein Vergnügen, auf das wir kürzest entschlossen verzichten und sofort mit dem Gegen-Bus zurück fahren.

Wer Süd-Vietnam nicht kennt, Ho Chi Minh City ist großartig (nur vom heutigen Hafen viel zu weit weg), die Vietcong-Tunnels aus dem Vietnamkrieg sind beeindruckend und auch ansonsten gibt es viel Interessantes zu sehen: nur eben nicht für uns, als Opfer des Nowhere-Hafens Phu My. Also „back to normal“. Der Nachmittag beginnt im Fitness-Studio, ungefähr ein halbes Croissant wird so erfolgreich wie schweißtreibend wieder abgearbeitet.

Wir dürfen den Nachrichten entnehmen, dass eines der jüngsten und größten Carnival-Schiffe, die „Triumph“, dieser Tage steuerungs- und stromlos mit mehr als 3.000 Passagieren durch den Golf von Mexiko dümpelt – Cruisen kann also auch in unseren Tagen durchaus noch zum Abenteuer werden.

Es schließt sich ein unspektakulärer Abend an. Auf der Shuttlebus-Rückreise von dem von uns vollständig verschmähten Einkaufs-Center haben wir Ron, einen Stepptänzer aus New York, kennengelernt, der wegen einer Veranstaltung an Bord aus New York City eingeflogen wurde. Beflissen schauen wir uns seine, überraschend amüsante und geschwindigkeitsreiche Show an: Seine abschließende Frage an das wohlfeile Cunard-Publikum, ob die hier Versammelten glaubten, er sei mit seiner langjährigen Show-Partnerin verheiratet, können wir allerdings dank vorhandener Expertise schon vorher zutreffend verneinen.

Ansonsten knüpfen wir schon mal gedanklich an unsere „Gays’ parents“- Erfahrung an, denn uns beginnen ältere Ehepaare bereits wieder auffallend wohlwollend zu grüßen. Die familiären Hintergrundkonstellationen können wir uns zwar schon zusammenreimen, aber wir bleiben - natürlich im Interesse unserer Leser - an jedem sich unabwendbar aufdrängenden Einzelfall dran.

South China Sea

Endlich ein richtiger Seetag, gleich nach dem Frühstück und einer Trainingsrunde im Gym besuchen wir einen animierten und mit Musik-Ausschnitten reichlich unterlegten Vortrag über die Lyrik- und Komponistenlegende Johnny Mercer, statt (leider zeitgleich angesetzt) weiteren Kriegs- und Fronterlebnissen des Chief of General Staff The Lord Dannatt in fruchtbarem Dialog mit seiner Lady Pippa zu lauschen.

In der nachfolgenden Nacht verlieren wir eine Stunde und zudem sinkt die Außentemperatur deutlich auf schlappe 20 Grad, ansonsten verpassen wir am Morgen den Musician-Vortrag über Fred Astaire & Ginger Rogers und am Nachmittag den über Frank Sinatra, was soll’s. Die Chinesen rüsten zum Abbaumen und wir uns gedanklich für den ersten Landgang in Hongkong. Wir werden im gefühlt größten Containerhafen diesseits des Äquators und unter Ausschluss jeder Stadtberührung ankommen. Dies hat uns schon wiederholt veranlasst, eine eigene „overnight“-Variante zu wählen und uns im Stadtviertel Kowloon ein Hotelzimmer zu reservieren: „Hongkong by night“ is waiting for us and others …

Hongkong/China

Nachdem wir mit der „Queen Mary 2“ seit Singapur genau 2.425 nautical miles zurückgelegt haben, erreichen wir um 6 Uhr morgens Hongkong. Übersetzt aus dem Chinesischen heißt Hongkong „Duftender Hafen“. Als wir erwachen, sehen wir einmal mehr nicht die herrliche Skyline von Hongkong Island, sondern die gigantischen Kräne und Container in der Nachbarschaft des Dock 2 des MLT-Terminals im hässlichen Container-Port. Wie wir zudem zwischenzeitlich erfahren haben, wird die QM2 nachmittags „relocated“ in die „Junk Bay“. Die Sparsamkeit von Cunard in eigenen Angelegenheiten darf hierfür verantwortlich gemacht werden, denn es wäre (technisch) möglich gewesen, am „Ocean Terminal“ im Hafenbecken der Stadt zu docken, wenn man seitens des Carnival-Managements zu einer entsprechenden Zahlung an die Hafenbehörde bereit gewesen wäre. Nachdem der Shuttlebus-Service zum „Ocean Terminal“ nur knapp 30 Minuten dauert, ist das von uns gebuchte Zimmer im Hotel „Prudential“ (222 Nathan Road) noch nicht bezugsfertig. Die Hotelübernachtung hat den unschlagbaren Vorteil, dass wir nicht um Mitternacht mit dem Tenderboot die einstündige Fahrt zur „Junk Bay“ und am Morgen zurück in die Stadt erdulden müssen.

Nach einem kleinen Lunch auf den Terrassen des „Heritage 1881“ beginnen wir, nach der „Star Ferry“-Überquerung des Hafenbeckens, unseren Einkaufsbummel auf Hongkong Island. In diesem „Heritage“-Komplex, dem alten Hafenpolizei-Gebäude, liegt mit guter Küche auch das zu Recht gelobte Restaurant „Hullett House“.

Erfolgreich wird unsere Shopping-Tour zunächst bei „Abercrombie & Fitch“, eine in diesen Jahren weltweit recht erfolgreiche „Youngster“-Klamotten-Kette. In deren, im Vorjahr in München eröffnete Filiale hatten wir uns unter Berücksichtigung unseres Alters nicht getraut: Aber wer kennt uns hier? Nach freundlicher Begrüßung durch die Türmodels und einige Verkäufer mit dem üblichen: „Hey, what’s going on?“ (fehlt eigentlich nur die Ergänzung „old chaps“) werden wir dann doch in der XXL-Abteilung fündig und mit dem zweiten Satz, der - dem Bekunden nach - für die Einstellung als Mitarbeiter notwendig ist: „Thank you for coming in“, wieder verabschiedet. So lief unsere erste Begegnung mit einem dieser lange Zeit sehr hippen Läden: Sie stinken allesamt nach (firmeneigenem) Eau de Toilette und sind so dunkel, dass selbst die tänzelnden, geklonten, höchstens 18-jährigen fachfremden Verkäufer die Etiketten nicht lesen können. Die undefinierbare Musik im Herzschlag-Rhythmus ist so laut, dass man sein eigenes Wort nicht versteht: All dies aber, so scheint es uns, dient eigentlich gar nicht zur Kauf-Animierung, sondern versteht sich als Even. Unsere Einkäufe werden alle unsere jüngeren Freunde zur Entmistung ihrer Garderobe veranlassen, denn wenn wir uns in das Zeugs schmeißen, schmeißen die sich weg, da sind wir sicher.

Bei weiteren Shopping-Gelegenheiten bemerken wir eine Neuigkeit, die dem deutschen Optikergewerbe einen richtigen Schub geben könnte: Neben all den optischen Designerbrillen ist es aktuell trendy, auch ohne die Notwendigkeit einer Sehhilfe, ein (leeres) Brillengestell zu tragen. So bedienen uns in den Läden nahezu ausschließlich Einheimische mit ihren stylischen Brillengestellen ohne Gläser: genial, denn die Gewinnspanne für den Verkauf eines leeren Gestells dürfte nicht nur vielfach größer sein, die Mühen des Optikers gehen gegen null und der Wechsel wird allein aus modischen Gründen schon innerhalb von vier Wochen erfolgen. Endlich einmal eine überzeugende ökonomische Idee.

Nach einem Whit-Beer, der holländischen Variante des von uns schon jetzt schwer vermissten Weißbiers, gehen wir aus Tradition in das Szechuan-Restaurant „The Red Pepper“ (7 Lan Fong Road, Causeway Bay), werden an der Tür wie alte Freunde begrüßt: „Hello, Mr. Theisen“, und mit dem Hinweis an den besten Tisch gebracht, „your friend Willi is coming in march“ - we know, aber schön, dass wir auch hier, alle zwei Jahre ankommend, einen Stammtisch haben. Wer je nach Hongkong kommt, der reserviere sich hier einen Tisch. Zwischenzeitlich waren schon mal reichlich Touristen vertreten, diesen Abend sind wir die einzigen Ausländer. Denken wir, bis uns ein Tisch mit drei jungen Chinesen und einem weiteren Mann mit orientalisch/tamilischem Migrationshintergrund auffällt, an dem alle vier perfekt Deutsch mit leichtem Hamburger Akzent sprechen: Jetzt fragen wir und finden vier Hamburger BWL-Studenten vor, deren Eltern an der Elbe China-Restaurants betreiben.

Ein Taxi bringt uns unter der Bay hindurch zum Hotel zurück. In einem netten Club gegenüber unserem Hotel testen wir einen französischen Rotwein und hören dem männlichen chinesischen Nachwuchs beim Karaoke zu. Mehr wird nicht verraten. Das Power-Shopping am nächsten Tag beginnt abermals bei „Abercrombie & Fitch“. Wer weiß, ob wir das in unserem Leben andernorts so anonym schaffen, samt Erinnerungsfotos.

„Queen Mary 2“ in der „Junk Bay“

Für das Mittagsmahl überlegen wir, in eines der quirligsten Lunch-Lokale auf Hongkong Island zu gehen, das uns vor zwei Jahren unser Hongkong-Freund Adam zeigte: Restaurant „Tsui Wah“ (15-19 Wellington Street, Central), bzw. nahezu gegenüber die beste Pekingente im Restaurant „Yung Kee“ (32-40 Wellington Street, Central) zu bestellen. Wir entscheiden uns dann aber doch -wegen der ausbrechenden Sonnenstrahlen - nochmals für das „Hullett House“, denn für den nächsten Zielhafen, Shanghai, werden +7 Grad angedroht bzw. erwartet. Ein paar Polo-Shirts werden noch besorgt und dann schippern wir mit der „Star-Ferry“ zurück zum Central, dort auf die Fähre nach „Junk Bay“ und um 16 Uhr sind wir wieder „at home“, rechtzeitig für den Afternoon-Tea. Der Abend bringt ein großes Hallo im Restaurant, 150 Mitarbeiter und 800 Passagiere haben in Hongkong gewechselt: von wegen Weltreisende, „the boat comes to be a ferryboat“ sagte uns schon 1998 auf der QE2 Mr. Brown (heute wohl 105-107 Jahre alt), auch wenn er damit eher postmortal ins Recht gesetzt werden sollte.

Seetage

Kaum sind 12 Tage an Bord vorbei, ist das Dutzend voll: das Dutzend derer, die entweder drei Tage oder aber drei Tanqueray-Gins hinter sich gebracht haben, um Mut zu fassen oder aber die Reste ihrer Erziehung abzustreifen bzw. über Bord zu schmeißen, um uns zu fragen: „Are you twins?“ - Keine Frage scheint uns ansichtig werdende, mitreisende Fellows mehr zu bewegen. Also parieren wir mit lässiger Routine: „No, we are not twins, Martin is five weeks younger, but in truth he has been produced earlier, delivered later.“ Soweit zu diesem Zeitpunkt seitens der Fragenden überhaupt noch mitgedacht wird, folgt mit Sicherheit die genealogisch nicht ganz korrekte Nachfrage: „Or are you brothers?“ Umgangssprachlich würde man in Deutsch ja scherzen können: „Nein, wir sind Schwestern“, aber man weiß ja nie, mit welchem Grad von Scherzbereitschaft (und Sprachkenntnissen) man konfrontiert wird.