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Studienarbeit aus dem Jahr 1999 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Neuere Deutsche Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Proseminar: Die Literatur und das Obszöne, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Arbeit beschäftigt sich mit der Freilegung einer bestimmten Bedeutungsebene im anonym erschienenen Roman "Josefine Mutzenbacher - Die Lebensgeschichte einer wienerischen Dirne, von ihr selbst erzählt", die eine dezidiert subversive Lesart des pornographischen Textes nahelegt. Die Arbeit postuliert das Vorhandensein intertextueller Bezüge zwischen Siegmund freuds "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie" und dem Mutzenbacher-Roman, da die Texte u. a. beide in Wien mit nur einem Jahr zeitlichem Abstand erscheinen und das gleiche Sujet behandeln - die Sexualität des Kindes - , wenn auch mit gänzlich unterschiedlicher Zielsetzung aufgrund der Verschiedenheit der Textgattungen. Da die "Abhandlungen" freuds die Vertreter der gesellschaftlichen Ordnung und v. a. die zeitgenössische _rtzteschaft durch die vorgetragenen Thesen zur dezidierten Sexualität des Kleinkindes auf das Tiefste verstörten, liegt der Schluß nahe, dass der anonyme Verfasser der "Mutzenbacher" die ...ffentlichkeit auf ähnlich subversive Weise zu provozieren (und gleichzeitig zu erregen) sich anschickte, indem er mit großer Selbstverständlichkeit die damalig allgemein abgeleugnete KinderSexualität in naturalistisch angelegten Szenen mit den drastischen Darstellungsmitteln der Pornographie portraitierte. Durch das Ineinanderverschränken aller handelnden Figuren mit allen und der frei flukurierenden Sexualität, die sich zwischen diesen Figuren Bahn bricht, ereignen sich karnevalistische Mésalliancen und vollziehen sich Familialisierungen (Begriffe aus der Literaturtheorie bachtins), die eine Deutung des Textes als sexualpolitische Utopie zulassen. Die Arbeit versucht diesen Thesen mit der interpretierenden Auswertung einiger Textbeispiele auf den Grund zu gehen und diese im folgenden zu belegen.
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FREIE UNIVERSITÄT BERLIN Fachbereich Germanistik Deutsche Philologie Abteilung "Neuere deutsche Literatur" PS Veranstaltungs-Nr.: 16 332 Veranstaltungs-Titel : Die Literatur und das Obszöne Wintersemester 1998/1999
verfasst von
Stephan Schmauder
Neuere deutsche Literatur/ Neuere Geschichte/ Englische Philologie im Magister-Studiengang Abgegeben am 30.03.1999
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Abstract zur "Mutzenbacher"-Arbeit
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Freilegung einer bestimmten Bedeutungsebene im anonym erschienenen Roman "JosefineMutzenbacher - Die Lebensgeschichte einer wienerischen Dirne, von ihr selbst erzählt",die eine dezidiert subversive Lesart des pornographischen Textes nahelegt.
Die Arbeit postuliert das Vorhandensein intertextueller Bezüge zwischen Siegmund freuds "DreiAbhandlungen zur Sexualtheorie"und demMutzenbacher-Roman,da die Texte u. a. beide in Wien mit nur einem Jahr zeitlichem Abstand erscheinen und das gleiche Sujet behandeln - die Sexualität des Kindes - , wenn auch mit gänzlich unterschiedlicher Zielsetzung aufgrund der Verschiedenheit der Textgattungen.
Da die "Abhandlungen" freuds die Vertreter der gesellschaftlichen Ordnung und v. a. die zeitgenössische _rtzteschaft durch die vorgetragenen Thesen zur dezidierten Sexualität des Kleinkindes auf das Tiefste verstörten, liegt der Schluß nahe, dass der anonyme Verfasser der "Mutzenbacher" die ...ffentlichkeit auf ähnlich subversive Weise zu provozieren (und gleichzeitig zu erregen) sich anschickte, indem er mit großer Selbstverständlichkeit die damalig allgemein abgeleugnete KinderSexualität in naturalistisch angelegten Szenen mit den drastischen Darstellungsmitteln der Pornographie portraitierte. Durch das Ineinanderverschränken aller handelnden Figuren mit allen und der frei flukurierenden Sexualität, die sich zwischen diesen Figuren Bahn bricht, ereignen sichkarnevalistische Mésalliancenund vollziehen sichFamilialisierungen(Begriffe aus der Literaturtheorie bachtins), die eine Deutung des Textes als sexualpolitische Utopie zulassen.
Die Arbeit versucht diesen Thesen mit der interpretierenden Auswertung einiger Textbeispiele auf den Grund zu gehen und diese im folgenden zu belegen.
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Keine Blicke durch Schlüssellöcher mehr! Keine Masturbation im Dunkeln! Keine Geständnisse mehr Über sexuelle Erlebnisse! Reißt die Türen aus den Angeln! Ich will eine Welt, wo die Vagina durch einen einfachen, ehrlichen Schlitz dargestellt ist, eine Welt, die ein Gefühl für Knochen und Umrisse hat, für starke Grundfarben, eine Welt, die Respekt vor ihrem tierischen Ursprung hat. Ich habe es satt, mir dauernd frisierte, entstellte, entartete, idealisierte Votzen anzusehen.henry miller1
Die erotische Literatur ist offensichtlich ein letztes Gebiet der Literatur, wo es so etwas wie die "Macht des Wortes", von der die "Dichter" so träumen, noch gibt. Dadurch bekommt die Pornographie einen politischen, anarchistischen Zug, sie läßt ahnen, dass tabuisierte, aus dem Leben der Gemeinschaft verdrängte Bereiche stärker sein können als die Kontrollen und Schranken, die diese Gesellschaft sich errichtet hat.2
Nicht leere Promiskuität aus Langeweile, wie sie heute gelegentlich gepflegt wird, sondern protestierendes Aufbegehren, das seine soziale Befreiung fordert, ist das Motiv dieser Pornographie. In diesem Sinn ist es ein aufrührerisches Buch, da es illusionistisch und verführerisch eine Alternative zum bürgerlichen Anstandskodex setzt.3
Vorbemerkungen