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SAG EINFACH NUR: ICH LIEBE DICH! von KENDRICK, SHARON Stürmisch zieht Prinz Xaviero sie an sich. Cathy muss sich diesem Mann hingeben! Obwohl er von vornherein bestimmt hat: nur eine Affäre! Da überrascht er sie mit einem Antrag. Erfüllen sich nun Cathys Träume von der wahren Liebe? VERFÜHRUNG ÜBER DEN WOLKEN von KENDRICK, SHARON Charmant umwirbt der griechische Milliardär Alexandros die schöne Stewardess Rebecca. Aber kaum spricht sie nach einer sinnlichen Nacht von trauter Zweisamkeit, serviert er sie ab. Doch das Schicksal hat eigene Pläne … EINE GELUNGENE ÜBERRASCHUNG von KENDRICK, SHARON Als der Millionär Dan seine unscheinbare Assistentin Megan bittet, ihn übers Wochenende auf ein Familienfest zu begleiten, ahnt er nicht, welch prickelnde Überraschungen ihn erwarten. Megan scheint wie verwandelt! GLÜCKSSTERN ÜBER CANNES von KENDRICK, SHARON Filmpremiere in Cannes! Auf einer Glamourparty stehen die umwerfende Schauspielerin Jennifer und ihr Mann, der umschwärmte Matteo d’Arrezo, im Blitzlichtgewitter. Allerdings umgibt die Ehe des Traumpaars ein Geheimnis …
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Seitenzahl: 666
Sharon Kendrik
JULIA BESTSELLER BAND 157
IMPRESSUM
JULIA BESTSELLER erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA BESTSELLERBand 157 - 2015 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
© 2009 by Sharon Kendrik Originaltitel: „The Prince’s Chambermaid“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Rita Koppers Deutsche Erstausgabe 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe JULIA EXTRA, Band 320
© 2008 by Sharon Kendrik Originaltitel: „The Greek Tycoon’s Baby Bargain“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Helga Meckes-Sayeban Deutsche Erstausgabe 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe JULIA EXTRA, Band 294
© 2000 by Sharon Kendrik Originaltitel: „Seduced By The Boss“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Susanne Albrecht Deutsche Erstausgabe 2001 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe JULIA EXTRA, Band 187
© 2005 by Sharon Kendrik Originaltitel: „Marriage Scandal, Showbiz Baby!“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Louisa Christian Deutsche Erstausgabe 2007 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,in der Reihe JULIA SOMMERLIEBE, Band 18
Abbildungen: Conrado / Shutterstock, Images Etc Ltd / Getty Images, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733703066
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Noch nie hat Cathy solch pure Ekstase verspürt wie in Prinz Xavieros Armen. Sein Heiratsantrag könnte für sie das vollkommene Glück bedeuten. Würde er bloß ein einziges Mal die drei kleinen Worte sagen!
Hals über Kopf stürzt sich der Jetset-Playboy Alexandros in eine Liaison mit der hübschen Rebecca – aufregend-wild und unverbindlich, glaubt er. Doch plötzlich offenbart Rebecca ihm ihre tiefen Gefühle …
Endlich ist Megans Stunde gekommen: Sie muss mit ihrem Chef verreisen. Nun kann sie dem attraktiven Unternehmer beweisen, dass sie nicht nur zuverlässig ist, sondern auch eine leidenschaftliche Seite hat!
In Cannes trifft Jennifer auf ihren Noch-Ehemann, den berühmten Matteo d’Arrezo. Erneut flammt zwischen ihnen heißes Begehren auf … Soll sie es wagen, dem stolzen Italiener noch einmal ihr Herz zu schenken?
Einen Moment glaubte sie, sich verhört zu haben. Entweder das, oder sie wurde verrückt. Vielleicht war sie das schon. Denn ihr Traum von der Liebe war vor wenigen Stunden wie eine Seifenblase zerplatzt.
Cathy war in der Mittagspause für die Empfangsdame eingesprungen und starrte ihren Chef nun ungläubig an. Sie versuchte, nicht an den zerknitterten Brief zu denken, der in ihrer Handtasche steckte. Oder an ihr zerstörtes Selbstwertgefühl, das sie verletzlich und allein zurückließ.
Sie räusperte sich und überlegte, ob er sich vielleicht auf ihre Kosten einen Scherz erlaubt hatte. „Ich dachte schon, Sie hätten eben gesagt …“
„Ein Prinz? Ja, in der Tat“, entgegnete Rupert geziert und mit hochnäsigem Grinsen. „Der Prinz gehört zu einem bedeutenden Fürstentum und beehrt unser Hotel mit seiner Anwesenheit. Was sagen Sie jetzt, Cathy?“
„Ein Prinz?“, wiederholte Cathy ungläubig.
Ruperts Grinsen wirkte noch selbstgefälliger. „Prinz Xaviero von Zaffirinthos. Sie haben vermutlich noch nie von ihm gehört, nicht wahr?“
Cathy verkniff sich die patzige Antwort, die ihr auf der Zunge lag. Nur weil sie als Zimmermädchen arbeitete und keinen richtigen Berufsabschluss hatte, hieß das noch lange nicht, dass sie in Bezug auf die Fürstentümer völlig unwissend war. Trotzdem, Rupert hatte in diesem Fall recht. Obwohl sie versuchte, sich durch Zeitungen und Bücher über das Weltgeschehen auf dem Laufenden zu halten, war sie über die Insel Zaffirinthos noch nie gestolpert. „N…nein“, antwortete sie verunsichert. „Habe ich nicht.“
„Dann werde ich Sie mal aufklären. Er steht in dem Inselreich in der Thronfolge an zweiter Stelle, ist ein Weltklassepolospieler – und mit Abstand der schillerndste VIP, der unser Haus je beehrt hat“, fügte Rupert mit stolzgeschwellter Brust hinzu. „Außerdem liebt der Prinz schöne Frauen.“
Verwirrt sah Cathy ihn an. Irgendetwas stimmte an dieser Sache nicht. Sie wussten beide, dass sich prominente Gäste nur selten in dieses Hotel verirrten, obwohl es in der Nähe nicht nur einen weltbekannten Poloclub gab, sondern auch einige wunderschöne Gestüte, auf denen Hengste gezüchtet wurden. Zudem gab es auch weit exklusivere Hotels als das ihre. Daher konnte Cathy sich beim besten Willen nicht vorstellen, warum ein richtiger Prinz ausgerechnet bei ihnen absteigen sollte. Sicher, das Gebäude stand unter Denkmalschutz und war früher ein sehr elegantes Herrenhaus gewesen, ehe man es zum Hotel umgebaut hatte. Doch Ruperts Missmanagement und die ständig schwindende Gästezahl hatten entscheidend dazu beigetragen, dass das Anwesen sich nicht in bestem Zustand befand.
„Aber warum?“, wollte sie wissen. „Ich meine, warum kommt er ausgerechnet zu uns?“
Ruperts Lächeln verschwand so schnell wie Sonnenstrahlen im April. „Das Warum geht Sie nichts an“, schnappte er, schien es sich dann aber anders überlegt zu haben. Verstohlen sah er sich um, ehe er mit seinen Neuigkeiten herausplatzte, die er offenbar unbedingt loswerden wollte. „Behalten Sie es für sich, aber er kommt von New York hierher, um den Kauf des Greenhill Poloclubs perfekt zu machen.“
Cathys Augen wurden noch größer. Sie dachte an den wertvollen Besitz mit dem angesehenen Poloclub. „Ein solches Gelände kostet doch ein Vermögen.“
„Da haben Sie ausnahmsweise mal recht, Cathy. Aber Geld wird in diesem Fall kein Problem sein. Verstehen Sie, dieser Mann ist nicht irgendein betagter Prinz, der nichts anderes aufzuweisen hat als blaues Blut in seinen Adern. Nein, zufällig ist er obendrein noch enorm reich.“ Berechnend verengte Rupert die Augen. „Deshalb wird es hier auch einige Veränderungen geben, bevor er mit seinem Gefolge eintrifft.“
Cathy hatte lange genug bei Rupert gearbeitet, um zu wissen, dass dies Ärger bedeutete. „Veränderungen?“, meinte sie und hoffte, dass ihre Stimme nicht besorgt geklungen hatte. „Welche Art von Veränderungen denn?“
„Nun, als Erstes müssen die Gasträume auf Vordermann gebracht werden. Sie könnten alle etwas Farbe vertragen. Vor allem auch die Waschräume unten. Deshalb habe ich eine Malerfirma beauftragt, die morgen früh gleich mit der Arbeit beginnt.“
Verblüfft sah Cathy ihn an. „So schnell schon?“
„Ja, so schnell. Später kommt jemand zum Ausmessen der Räume. Sie müssen den Mann herumführen und ihm alles zeigen“, erklärte Rupert gereizt. „Der Prinz wird nächste Woche eintreffen. Bis dahin gibt es noch sehr viel zu tun, wenn wir seinen fürstlichen Ansprüchen gerecht werden wollen. Offenbar schläft er nur auf Laken aus feinster ägyptischer Baumwolle. Also werde ich in London welche besorgen lassen. Ach, und noch etwas.“
Er musterte sie mit einem dieser Blicke, die Cathy schon immer zu anzüglich gefunden hatte. Doch sie hatte gelernt, seine zweideutigen Blicke zu ignorieren, genauso wie seine anderen lästigen Eigenschaften. Denn kein Job auf der Welt war perfekt. „Was denn?“, fragte sie vorsichtig.
„Sie müssen etwas an Ihrem Äußeren ändern. Alle Angestellten brauchen eine Art Generalüberholung, aber bei Ihnen ist es am dringendsten, Cathy.“
Rupert hatte schon öfter kritisch auf ihr Äußeres angespielt, aber Cathy hatte sich bisher nie bewogen gefühlt, mehr als Wasser und Seife zu benutzen und mit der Bürste durch ihr helles, widerspenstiges Haar zu fahren. Denn als Zimmermädchen musste sie zu früh aufstehen, um viel Wirbel um ihr Aussehen machen zu können. Zudem war ihre Großtante, bei der sie aufgewachsen war, eine nüchterne Frau gewesen, die sich über Make-up lustig gemacht und ihrer Großnichte beigebracht hatte, genauso zu denken.
Cathy hasste das Gefühl, das Rupert manchmal in ihr heraufbeschwor. Als ob sie nur eine halbe Frau wäre. Warum tat er das nur? Weil es ihm Spaß macht. Und weil er es bis jetzt nicht verwunden hat, dass ich ihn zurückgewiesen habe. „Was stimmt denn nicht mit meinem Äußeren?“
Rupert strich sich eine Locke aus der Stirn. „Der Punkt ist der, dass der Prinz ein Kenner ist, was schöne Dinge betrifft. Das gilt besonders für schöne Frauen. Und da ich nicht auf ein Wunder zu hoffen wage, möchte ich, dass Sie sich während seines Aufenthalts ein bisschen mehr Mühe geben. Ein wenig Make-up könnte für den Anfang nicht schaden. Außerdem bekommen Sie einen nagelneuen Arbeitskittel.“
Die meisten Frauen wären sicher sehr angetan von neuer Kleidung, doch etwas in Ruperts Blick ließ Cathy instinktiv wachsam werden. Verärgert spürte sie, dass sie rot anlief, eine Hitze, die sich von ihrem Hals hinunter zu ihren üppigen Brüsten zog. „Aber …“
„Es gibt kein Aber“, unterbrach Rupert. „Ich bin der Chef, Cathy. Und es wird gemacht, was ich sage.“
Dem konnte sie leider nicht widersprechen. Verärgert sah sie Rupert hinterher, als er mit typisch übertriebener Geste den Empfang verließ.
Eigentlich machte sie diesen Job schon viel zu lange, und manchmal fragte sie sich, ob sie je den Mut aufbringen würde zu gehen. Doch Vertrautheit war ein starkes Band, besonders wenn man emotional verunsichert war. Zudem hatte sie nie einen anderen Ort als diesen kennengelernt.
Als Waisenkind hatte man sie in dieses Städtchen gebracht und der Obhut ihrer Großtante übergeben – eine verbitterte alte Jungfer, die nicht die geringste Ahnung hatte, wie sie mit einem trauernden Kind umgehen sollte. Cathy hatte ihre Eltern entsetzlich vermisst und sich abends verzweifelt in den Schlaf geweint. Ihre Großtante hatte es wohl nur gut mit ihr gemeint, wenn sie ihre Großnichte mit Strenge zur Ordnung und eifrigem Lernen anhielt.
Doch Cathy hatte sich in gewisser Weise als Enttäuschung erwiesen und keine besonderen Fähigkeiten erworben, außer einer Auszeichnung im Kochen und ihrem Beitrag für den Schulgarten, der lobend erwähnt wurde.
Als ihre Großtante dann krank wurde, hatte Cathy sie gern gepflegt, weil sie ihr so etwas von ihrer Fürsorge zurückgeben konnte. Nachdem sie gestorben war, hatte Cathy sich genauso einsam gefühlt wie nach dem Tod der Eltern.
Der Job als Zimmermädchen in Ruperts Hotel war eigentlich als vorübergehende Beschäftigung gedacht, bis sie herausgefunden hätte, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte. Ein anspruchsloser Zufluchtsort, nach all den grausamen Schicksalsschlägen. Doch aus Tagen wurden Monate, dann Jahre, bis sie Peter kennenlernte, einen angehenden Geistlichen, dessen freundliche Art ihr Sicherheit bot. Als er sie fragte, ob sie ihn heiraten wolle, hatte Cathy ja gesagt, in dem Glauben, dass eine zwar einfache, aber glückliche Zukunft vor ihr liegen würde – mit einem Mann, der sie liebte.
Das zumindest behauptete er. Er hatte oben im Norden einen Job angenommen, und sie hatten geplant, dass sie zum Ende des Jahres nachkommen würde. Und dann war gestern dieser Brief gekommen. Ein Brief, der all ihre Hoffnungen und Träume mit einem Schlag zerstörte. Tut mir leid, Cathy, stand in dem Brief, aber ich habe jemand anders kennengelernt, und sie bekommt bald ein Baby …
So in ihre trüben Gedanken versunken, merkte Cathy zunächst nicht, dass jemand die Empfangshalle betreten hatte. Erst ein Geräusch von Schritten machte sie darauf aufmerksam, dass ein Mann näherkam. Sofort setzte Cathy sich aufrecht hin und zauberte ein Lächeln auf die Lippen, um den Gast zu begrüßen.
Dann erstarrte sie. Es war einer jener seltenen Momente, die es vielleicht ein Mal im Leben gibt, wenn man Glück hatte. Das Gefühl, von einem Blick so hypnotisiert zu sein, dass man am liebsten darin versinken würde.
Benommen starrte sie in die faszinierendsten Augen, die sie je gesehen hatte. Obwohl sie golden schimmerten wie eine warme Spätnachmittagssonne, lag auch ein kalter, metallischer Glanz darin.
Cathys Hände ballten sich unter dem Tisch zu kleinen Fäusten. Sie war unfähig, den Blick von diesem Gesicht abzuwenden. Die arroganten Züge wirkten wie aus kostbarem Marmor gemeißelt. Seine vollen, sinnlichen Lippen waren zu einem spöttischen Lächeln verzogen. Trotzdem deutete sein Mund auch auf eine Entschlossenheit hin, die ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte.
Seine Haare waren dunkel und zerzaust, seine Haut olivfarben und von einer leichten Röte überzogen, sodass er vor Gesundheit und Vitalität nur so zu strotzen schien. Er war groß und schlank, mit breiten Schultern und muskulösem Brustkorb, der sich zu schmalen Hüften verjüngte, noch unterstrichen durch das T-Shirt. Zudem hatte er die längsten Beine, die sie je gesehen hatte. Sie steckten in einer schlammbespritzten Jeans, die schon so alt und verschlissen aussah, dass sie wie eine zweite Haut wirkte. Cathy schluckte schwer gegen den Kloß in ihrem Hals an, während ihr Herz viel zu schnell schlug.
„Es … es tut mir leid, Sir, aber so, wie Sie aussehen, kann ich Sie hier nicht reinlassen.“ Sie hatte Mühe, die Worte über die Lippen zu bringen.
Xaviero musterte sie, allerdings ohne die Ehrfurcht, die in ihrem Blick lag. Ihm war nicht entgangen, dass ihre Augen sich verdunkelt und ihre Lippen sich in unbewusstem Verlangen leicht geöffnet hatten. Er war es gewohnt, dass Frauen so auf ihn reagierten, selbst wenn er so aussah wie jetzt nach einem langen, anstrengenden Ritt. Auch dass sie nur stotternd eine Antwort herausgebracht hatte, war nichts Ungewöhnliches für ihn. Allerdings passierte so etwas sonst nur bei offiziellen Anlässen, wenn die Menschen geblendet waren von all dem Glanz, der ihn dann umgab.
Was ihn jedoch tatsächlich überraschte, war die Tatsache, dass sie ihn nicht erkannt hatte.
Abschätzend schweifte sein Blick über ihre Gestalt. Sie war klein, hatte helle Haare und die atemberaubendsten Brüste, die er seit Langem gesehen hatte und die sich selbst unter ihrem unscheinbaren Kittel keck abzeichneten. Ob sie nicht zu schwer waren für ihre zierliche Figur? Anerkennend verengte er die Augen.
„Und, wie sehe ich denn aus?“, fragte er ruhig.
Cathys Mund war plötzlich trocken. Selbst seine Stimme klang umwerfend. Wohlklingend und tief, mit einem faszinierend fremdländischen Tonfall. Diesen Akzent hatte sie vorher noch nie gehört und konnte ihn daher nicht zuordnen. Aber was machte das schon, wenn jede Silbe aus seinem Mund wie ein Gedicht klang.
Gott im Himmel, dachte sie. Reiß dich zusammen. Nur weil du von deinem Verlobten sitzen gelassen worden bist, musst du dich nicht aufführen wie eine alte Jungfer und diesen Mann anstarren, der dir sicher keinen zweiten Blick gönnt.
Und trotzdem schaffte sie es nicht, ihren rasenden Puls zu beruhigen. „Sie sehen aus wie … wie …“ Aber wie sah er eigentlich aus? Er sah nach Gefahr aus, so einfach war das. Mit dem leicht verruchten Aussehen eines Frauenhelden. Und vermutlich stand sein Motorrad draußen. Sie wusste, was Rupert von Motorradfahrern in seinem Hotel hielt. Also schicke ihn zur nächsten Frühstückspension. Und zwar schnell, bevor du dich noch mehr zum Narren machst.
„Tut mir leid, aber wir bestehen bei jedem, der das Hotel betritt, auf angemessener Kleidung“, platzte sie heraus. Peinlich berührt bemerkte sie den Anflug von Spott auf den Lippen des Fremden, als sie Ruperts Anweisung weitergab. „Das ist … eine unserer Hausregeln.“
Xaviero konnte sich gerade noch ein Lachen verkneifen. „Eine der Hausregeln?“, wiederholte er amüsiert. „Sehr altmodisch, das muss ich schon sagen.“
Entschuldigend hob Cathy die Hände. Sie konnte ihm nur recht geben, aber was sollte sie tun? Rupert bestand nun mal auf solch überholten Förmlichkeiten, die seinem Hotel Exklusivität verleihen sollten. Und Leute mit schlammbespritzter Kleidung würde er ganz sicher nicht in seinem Haus akzeptieren. Dennoch sollte er bei der schwindenden Anzahl von Gästen eigentlich über jeden Gast froh sein.
„Es tut mir wirklich leid“, sagte sie noch einmal. „Aber ich kann auch nichts machen. Wir haben strikte Anweisung.“
Er sah in ein Paar tiefblauer Augen. „Und Sie machen keine … Ausnahme?“
Wie schaffte er es, eine einfache Frage so klingen zu lassen, als ob …? Ihr Mund war plötzlich trocken, und Cathy schüttelte den verrückten Gedanken ab, dass die meisten Menschen für diesen Fremden liebend gerne eine Ausnahme machen würden. „Ich fürchte, nein. Bei keinem Gast.“
Als sie entschuldigend die Schultern hob, wurde sein Blick unweigerlich auf ihre vollen Brüste gelenkt. Überrascht spürte Xaviero, wie Hitze in seine Lenden schoss. Denn dass eine Frau auf ihn als Mann und nicht als Prinzen reagierte, war die süßeste Versuchung für ihn.
Er stützte sich mit dem Ellbogen auf dem Empfangstresen ab, der zwischen ihnen stand, und schenkte ihr ein verschwörerisches Lächeln. „Und was würden Sie machen?“, fragte er leise, „wenn ich Ihnen sage, dass ich nicht als Gast hier bin?“
Cathys Herz machte einen Satz. Jetzt, da er ihr so nahe war, schien seine ausgeprägt männliche Ausstrahlung ihr Denken zu vernebeln, während sie nur noch stockend zu Atem kam. Was war nur los mit ihr? Allerdings musste sie einräumen, dass seine Frage sie nicht überraschte. Schließlich sah er tatsächlich nicht so aus, als wollte er hier übernachten. „Sie … sind kein Gast?“
„Nein.“ Er überlegte, in welche Rolle er gern schlüpfen würde, um sich einen kurzen Moment der Freiheit gönnen zu können. Früher hatte er dieses Spiel gern gespielt, in seiner Zeit auf dem College. Die Männer vom Sicherheitsdienst hatte er damit allerdings stets zur Verzweiflung getrieben.
Denn Xaviero, oder besser gesagt Prinz Xaviero Vincente Caius di Cesere von Zaffirinthos, zog es vor, inkognito zu bleiben. Und das, wann immer es möglich war. Anonymität war sein kostbarster Besitz, den er nur selten in Anspruch nehmen konnte. Er tat gerne so, als wäre er ein anderer, um so behandelt zu werden wie andere Männer, die man nach ihrer Erscheinung, ihrem Verhalten und nach ihren Worten beurteilte. Eine Welt, in der die geistige und körperliche Anziehungskraft mehr zählte als Privilegien.
Dass draußen in seinem kugelsicheren Wagen zwei bewaffnete Bodyguards saßen und zwei weitere in der Nähe des Hotels für seine Sicherheit sorgten, spielte in diesem Moment keine Rolle. Denn solange diese Frau nicht wusste, wer er wirklich war, konnte er weiter so tun, als wäre er ein ganz gewöhnlicher Mann. „Nein, ich bin kein Gast“, fügte er wahrheitsgemäß hinzu.
Plötzlich ergab alles einen Sinn, und Cathy fragte sich, warum sie nicht eher darauf gekommen war. „Natürlich! Sie sind der Malermeister.“ Ihr Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln. „Sie wollen die Waschräume ausmessen.“
Eine haarsträubende Annahme, bei der Xaviero unwillkürlich die Augen verengte. Aber er konnte es ihr kaum verübeln, da sie es nicht anders wissen konnte. Er wollte schon widersprechen, als sie sich erhob. Fasziniert betrachtete er ihre sinnliche Figur, während ihr sonniges Lächeln ihn ganz in ihren Bann zog. Wann hatte ihm je ein Mensch so ein herzliches Lächeln geschenkt? Oder ihn schlicht als Mann gesehen statt als Mitglied eines der reichsten Fürstentümer Europas?
Aus einer Laune heraus hatte er nach einem scharfen, schweißtreibenden Ritt im Poloclub hier vorbeigeschaut, ehe er zum Flugplatz fahren würde, wo seine Privatmaschine stand. Er war neugierig gewesen, wie dieses Haus aussah, ehe man es für seinen offiziellen Besuch herrichtete. Doch jetzt fragte er sich, ob nicht das Schicksal seine Schritte hierher gelenkt hatte.
„So ist es“, sagte er gedehnt und versuchte, sich den erneuten Anflug von Verlangen nicht anmerken zu lassen. „Ich wollte die Waschräume ausmessen.“
„Na schön. Rupert hat mich angewiesen, Ihnen alles zu zeigen.“
Xaviero lächelte. Also müsste er sich nicht mit diesem aufgeblasenen Engländer herumschlagen, der ihm gehörig auf die Nerven ging. Das wurde ja immer besser. „Wunderbar.“
Cathy spürte ein nervöses Flattern im Bauch. Sie dachte an den zerknitterten Brief in ihrer Handtasche, und plötzlich wurde ihr bewusst, dass noch kein Mann ein solches Gefühl wie dieser Fremde in ihr ausgelöst hatte. Selbst Peter nicht, der Mann, den sie genügend zu lieben geglaubt hatte, um ihn zu heiraten.
Ob sich die Liebe in Wirklichkeit so anfühlte? Ungebeten war dieser Gedanke ihr zugeflogen, ehe sie ihn entschieden unterdrücken konnte. Um Himmels willen, Cathy – hast du endgültig den Verstand verloren? Du hast ihn doch eben erst kennengelernt. Du weißt nichts von ihm. Und wenn er hier vor Ort arbeitet, kannst du unmöglich jedes Mal dahinschmelzen, wenn er dir diesen neugierig arroganten Blick zuwirft.
Sie schenkte ihm ein geschäftsmäßiges Lächeln. „Wenn Sie mir dann bitte folgen würden.“
Xaviero überlegte, wie sich ein Malermeister in so einer Situation verhalten würde. Besonders dann, wenn er fasziniert war von der Schönheit einer zierlichen Frau. Ob er ein bisschen mit ihr flirten würde? Schließlich hatte sie ihn angesehen wie eine ausgehungerte Katze, die vor einem Teller mit köstlichem Fressen sitzt. Ob sie genauso nach Sex hungerte wie er? „Es gibt nichts, was ich lieber täte“, murmelte er.
Seine provozierenden Worte reizten und erschreckten sie zugleich. Jetzt, da sie so dicht vor ihm stand, fühlte sie sich sehr … schutzlos. Viel zu sehr war sie sich seines großen muskulösen Körpers bewusst. Auch wenn sie sich lächerlich wenig mit Männern auskannte, spürte sie doch, dass dieser Mann eine Sinnlichkeit ausstrahlte, die man nur mit dem Wort „Gefahr“ beschreiben konnte. Und was machst du, wenn du Gefahr witterst? fragte sie sich. Du hältst Abstand.
„Dann gehen wir mal“, sagte sie schnell.
„Mm. Dann gehen wir“, murmelte er und erfreute sich an ihrem verführerischen Hüftschwung, als sie vorauseilte.
Cathy versuchte zwar, normal zu gehen, aber wie sollte sie das schaffen, wenn sie seinen Blick im Rücken spürte, der sich wie eine heiße Flamme in ihre Haut brannte? Sie beschloss, ihm die Waschräume erst zum Schluss zu zeigen, und stieß eine zweiflügelige Tür auf.
„Da wären wir“, sagte sie heiter, nachdem sie einen großen Raum mit hohen Decken betreten hatten. „Dies ist unser Salon. Manche Gäste trinken hier nach dem Abendessen ihren Kaffee. In letzter Zeit ist er allerdings … nicht oft benutzt worden.“
Xaviero sah sich in dem Raum um, der recht vernachlässigt wirkte. „Das sieht man“, meinte er trocken.
Das Mobiliar war abgenutzt, und der Kronleuchter sah aus, als wäre er seit Jahrzehnten nicht mehr abgestaubt worden. Cathy entging die leicht ungläubige Miene des Fremden nicht, und zu ihrem Entsetzen bemerkte sie unterhalb des Kronleuchters ein großes Spinnengewebe.
„Man … man kommt nur schwer dran, selbst mit einem Staubwedel“, meinte sie entschuldigend. „Ich habe es schon selbst versucht, aber ich bin einfach zu klein.“
Seine golden leuchtenden Augen wanderten genüsslich von ihrem Kopf hinunter zu ihren Füßen. „Das sind Sie, in der Tat. Und vermutlich sind Sie eigentlich auch nicht zum Putzen hier“, fügte er trocken hinzu.
„Ich, äh, nein.“ Sie sah in seine leuchtenden Augen und überlegte, ob sein Interesse wohl verfliegen würde, wenn sie ihn aufklärte. „Ich bin … eigentlich Zimmermädchen.“
Ein Zimmermädchen! Himmel! Xaviero hätte beinahe laut aufgestöhnt, weil sofort ein Bett vor seinem inneren Auge auftauchte. Ein riesiges, weiches Bett. Und sie lag darin, statt es zu beziehen. Ihr weicher sinnlicher Körper sank auf die frischen Laken, ehe er sich auf sie legte. Das erotischste Bild seit Jahren, sodass er unruhig sein Gewicht verlagerte, um das Ziehen in seinen Lenden loszuwerden.
„Ach wirklich?“, murmelte er. „Das muss ein sehr … interessanter Job sein.“
Misstrauisch sah Cathy ihn an. Wollte er sich über sie lustig machen, indem er eine notwendige Tätigkeit, auch wenn sie kein Ansehen genoss, auf schnoddrige Weise herabsetzte? Und trotzdem sah er tatsächlich interessiert aus. „Na ja, manchmal kann es schon interessant sein“, meinte sie lächelnd. „Sie würden nicht glauben, was die Gäste alles liegen lassen.“
„Zum Beispiel?“
Schamhaft verzog sie den Mund. „Das kann ich unmöglich verraten.“
Er lachte. „Dann sind Sie ein sehr loyales Zimmermädchen.“
„Diskretion gehört zum Job“, stimmte sie zu. „Zumindest garantiert diese Arbeit mir viel freie Zeit.“
„Was vermutlich einiges für sich hat“, meinte er nachdenklich. Wahrscheinlich hätte sie es nie gewagt, so offen mit ihm zu sprechen, hätte sie um seine wahre Identität gewusst.
„Das stimmt.“ Sie öffnete schon den Mund, um ihm von dem wunderschönen Anwesen zu erzählen, das zum Hotel gehörte. Von den versteckten Plätzen, wo man sich seinen Tagträumen hingeben konnte. Dem herrlich duftenden Zufluchtsort, den sie in ihrem eigenen kleinen Garten geschaffen hatte. Doch sie schloss den Mund wieder. Geh einfach, bevor du dich zum Narren machst, sagte sie sich. Du bist gerade erst von einem Mann verlassen worden, also verscheuche nicht gleich den nächsten.
„Hören Sie, ich würde gerne mit Ihnen weiterplaudern, aber ich sollte Sie jetzt besser allein lassen, damit Sie Ihre Arbeit machen können“, sagte sie widerstrebend. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er nicht einmal einen Zollstock oder etwas zu schreiben dabeihatte.
Nachdenklich sah Xaviero sie an. Das Vernünftigste wäre, ihr zu sagen, wer er wirklich war. Doch er fühlte sich nicht im Mindesten vernünftig, sondern vielmehr leichtfertig und getrieben, noch verstärkt durch das, was in letzter Zeit auf seiner Insel passiert war.
Sein Mund wurde zu einem harten Strich. Allerdings war es nicht mehr seine Insel. Jetzt stand sie unter der Herrschaft seines Bruders und war dessen Reich. Er selbst spielte nur noch eine Nebenrolle.
Das offizielle Trauerjahr für seinen Vater hatte ihn mit einem seltsamen Gefühl der Leere zurückgelassen. War das nicht auch ein Grund, warum er hierhergekommen war? Hatte er sich nicht vorgenommen, sein geschäftiges Leben in New York hinter sich zu lassen und sich ein eigenes Leben aufzubauen, indem er einen der bekanntesten Poloplätze der Welt kaufte, um dort seinen lang gehegten Traum von einer Poloschule zu erfüllen?
Versonnen sah er die blonde Frau an, fasziniert von ihrer zarten Schönheit. Sie wirkte so grazil, dass er glaubte, sie mit einer Hand hochheben und halten zu können. Wie eine kleine Trophäe. Er malte sich aus, wie sein großer starker Körper sich von ihrer hellen, zierlichen Gestalt abheben würde. Konnte eine so kleine Frau einen großen Mann wie ihn überhaupt in sich aufnehmen?
Verlangen stieg in ihm hoch, wie er es lange nicht mehr verspürt hatte. Sein Blick wanderte zu ihren weichen Lippen, die sein Sehnen noch verstärkten. Lippen, dazu geschaffen, geküsst zu werden. Die darum bettelten. Würde sie es zulassen? Keine Frau hatte ihn je zurückgewiesen, weil keine sich einem Prinzen verweigern würde. Doch er hatte noch nie eine Frau unter dem Deckmantel der Anonymität geküsst.
Ob die Mädchen dieser Kleinstadt einem Handwerker derartige Freiheiten erlaubten? Er sah, wie ihre Augen sich verdunkelten, auch wenn ihr Blick dabei wachsam blieb. Ja, offenbar würden sie es zulassen.
„Nein“, sagte er abrupt. „Gehen Sie nicht.“
Erstaunt weiteten sich Cathys Augen. Für einen Moment glaubte sie, sich verhört zu haben. „Entschuldigung?“
„Ich will nicht, dass Sie gehen“, meinte er stockend und lächelte wissend. „Und Sie wollen es auch nicht.“
Plötzlich schien der Traum, dem sie sich seit seiner Ankunft hingegeben hatte, Wirklichkeit zu werden. Als er näherkam, glaubte Cathy protestieren zu müssen, doch sie brachte kein Wort heraus – obwohl sie wusste, dass er sie gleich küssen würde. Aber sie könnte sich doch nicht von einem Mann küssen lassen, den sie eben erst kennengelernt hatte.
Peters Zurückweisung hatte Cathys Ego einen herben Schlag versetzt. Die Zukunft, die sie sich ausgemalt hatte, gab es nicht mehr für sie. Jetzt fühlte sie sich leer und unerwünscht. Sie hatte geglaubt, dass kein Mann sie je wieder begehren würde. Und jetzt das, aus heiterem Himmel.
„Sie wollen doch auch nicht gehen, oder?“, beharrte er flüsternd.
„Ich … weiß nicht.“
„Oh, ich glaube schon. Genauso wie ich es weiß.“
Er beugte sich vor, strich mit dem Mund über ihre Lippen und spürte, wie sie zitternd auf ihn reagierte.
„Gefällt dir das?“, fragte er unsicher.
„Ja“, wisperte sie, ehe er sie erneut küsste. Als er sie in seine Arme zog und den Kuss vertiefte, wusste Cathy, dass sie verloren war. Denn sie hatte das Gefühl, als ob sie erst in diesem Moment anfangen würde, richtig zu leben. All ihre Ängste und Unsicherheiten waren mit einem Mal weggewischt, allein durch den Kuss dieses Mannes.
Xaviero spürte, dass sie sich ihm hingab, da sie leise aufstöhnte. Er merkte, wie sein Körper reagierte, während sich seine Gedanken überschlugen. Wie lange würde es noch dauern, bis seine Sicherheitsleute ihn anpiepen würden? Ob ihm noch genug Zeit blieb, die Türen zu verschließen, sie auf die Knie zu stoßen, damit sie ihm mit ihren unglaublichen Lippen Vergnügen bereiten konnte? Sie ist zu leicht zu haben, dachte er frustriert, während sich Abscheu in sein Verlangen mischte. Trotzdem hielt es ihn nicht davon ab, ihre Hand zu seiner harten Männlichkeit zu führen.
Und dann geschahen verschiedene Dinge gleichzeitig. Als Erstes begann das Handy in seiner Jeanstasche zu vibrieren, was die blonde Frau dazu veranlasste, ihre Hand wegzuziehen. Kurz darauf klingelte irgendwo ein Telefon.
Benommen trat Cathy einen Schritt zurück. Sie fühlte sich zutiefst erniedrigt, spürte aber gleichzeitig ein ihr völlig unbekanntes Ziehen in den Brüsten.
„W…was, zum Teufel, haben Sie sich dabei gedacht?“ Ihre Stimme zitterte. Tief im Innern wusste sie, dass sie sich selbst die gleiche Frage stellen müsste. Warum hatte sie zugelassen, dass dieser Fremde sich bei ihr solche Freiheiten erlaubte?
Verächtlich lachte Xaviero auf, während sein Blick über ihre vollen Brüste schweifte, deren Knospen sich deutlich unter ihrem einfachen Kittel abzeichneten, als schrien sie nach der Berührung seiner Finger und Lippen. Die Enttäuschung darüber, dass sein Verlangen nicht gestillt wurde, verwandelte sich in Selbstverachtung. War er schon so gierig nach einer Frau, dass er sich verhielt wie ein Teenager, der noch nie Sex gehabt hatte?
„Ich dachte, das wäre klar gewesen“, knirschte er. „Ich wollte Ihnen das geben, wonach Ihr Körper überdeutlich verlangt hat, und wie ich sehe, tut er es immer noch. Bedauerlicherweise habe ich jetzt keine Zeit, Ihnen diesen Gefallen zu erweisen. Um ehrlich zu sein, ziehe ich allerdings Frauen vor, die sich ein bisschen mehr sträuben.“ Spott, aber auch Frustration zeichneten sich auf seiner Miene ab. Dabei hätte er sie am liebsten weiter geküsst. „Hat Ihnen nie jemand gesagt, dass man schnell seinen Reiz verliert, wenn man sich so leichtfertig verschenkt?“, fragte er trotzdem.
Cathy fühlte sich zu Unrecht herabgesetzt. Vermutlich würde er ihr nicht glauben, wenn sie ihm sagte, dass sie sich einem Mann gegenüber noch nie so verhalten hatte. Aber warum sollte sie die ganze Schuld für das, was eben geschehen war, auf sich nehmen? Er hatte schließlich angefangen, sie auf so meisterhaft gekonnte Art zu küssen, dass sie in seinen Armen dahingeschmolzen war.
„Vermutlich halten Sie sich für untadelig“, sagte sie und hätte ihm am liebsten in sein arrogantes Gesicht geschlagen. Offensichtlich hatte er gespürt, dass es sie in den Fingern juckte, denn er schüttelte den Kopf, während in seinen goldenen Augen Wut flammte.
„Denken Sie nicht einmal daran“, warnte er.
Die kaum verhüllte Drohung brachte sie wieder zu sich. Scham erfüllte sie plötzlich. Doch es war zu spät, jetzt noch zu erröten, denn mit einem letzten verächtlichen Blick drehte der Fremde sich um und verließ wortlos das Hotel.
Ein paar Augenblicke stand sie ungläubig da, bis sie von draußen den gedämpften Klang von Reifen auf Kies hörte. Sie lief zum Fenster und sah, dass zwei teure schwarze Wagen in hohem Tempo die Auffahrt hinunterfuhren. Benommen fragte sie sich, was das wohl zu bedeuten hatte.
Verzweifelt versuchte sie, sich wieder zu sammeln, und strich mit den Händen über ihre Haare, ehe sie zum Empfang zurückging. Dort stieß sie auf einen dicklichen Mann um die vierzig. Er trug einen mit Farbe beklecksten Overall und hielt einen großen Block in der Hand. Mit breitem Lächeln sah er sie an, als sie zu ihm trat.
„Kann … kann ich Ihnen helfen?“, fragte Cathy, während ein schrecklicher Verdacht in ihr aufkeimte.
„Das hoffe ich doch“, sagte der Mann mit einem freundlichen irischen Akzent. „Ich bin der Maler und bin zum Ausmessen gekommen. Wo soll ich denn anfangen?“
Entsetzt schüttelte Cathy den Kopf, als sie im Schlafzimmer ihres kleinen Häuschens in den Spiegel sah. Sie konnte doch unmöglich zur Arbeit gehen, so wie sie aussah. Aber der Schneider hatte wohl kaum falsch abgemessen. Schließlich war sie zwei Mal zur Anprobe bei ihm gewesen.
Sie drehte sich ein wenig, um sich von hinten betrachten zu können, und zuckte erschrocken zusammen. Denn hinten sah sie noch schlimmer aus, falls das überhaupt möglich war. Der Stoff klebte förmlich an ihrem Po und lenkte so die Aufmerksamkeit zu ihrem Kummer auf ihre weiblichen Rundungen.
Sie war ohnehin schon mit den Nerven am Ende, und der neue Kittel, den sie vom Schneider abgeholt hatte, versetzte ihr einen weiteren Tiefschlag. Mit zitternden Fingern hatte sie ihn angezogen, musste jedoch schließlich feststellen, dass er zu kurz und viel zu eng war. Der Stoff spannte sich über ihren vollen Brüsten und ließ sie noch voluminöser erscheinen.
Aber sie wollte weder Kleider tragen, die sie ständig an ihre Kurven erinnerten, noch ihr Gesicht mit Make-up zukleistern – zumal sie ohnehin nicht wusste, wie sie es genau auftragen musste. Doch nachdem Rupert ihr die Leviten gelesen hatte, hatte sie widerstrebend nachgegeben und obendrein noch ihre bequemen flachen Schuhe gegen ein Paar Stöckelschuhe vertauscht, in denen sie kaum gehen konnte. Hinter all dem Make-up fühlte sie sich nun wie verkleidet. Doch sie hatte sich selbst in diese unmögliche Situation gebracht, in der sie nun steckte.
Rupert hatte keine Ahnung davon, dass sie sich wie eine Närrin aufgeführt hatte, als sie einem ihr völlig Fremden erlaubte, sie auf eine Weise zu küssen, die ihr jetzt noch die Röte auf die Wangen trieb. Nur dass sich der Fremde in diesem Fall als Prinz herausgestellt hatte, der in Kürze mit seinem fürstlichen Gefolge ankommen würde.
Ein verlogener und doppelzüngiger Prinz, wie sie sich verbittert in Erinnerung rief. Ganz offensichtlich hatte es ihm Spaß gemacht, sie mit seinem starken Sex-Appeal zu bezwingen, sodass sie ihm völlig ergeben war. Jetzt fühlte sie sich dumm und naiv. Ob ihm das einen Kick versetzte, mit einer Bürgerlichen sein Spiel zu treiben?
Das war jetzt eine Woche her. Nachdem er das Hotel verlassen hatte, hatte Cathy schnell gemerkt, dass der Mann mit den goldenen Augen kein einfacher Handwerker war – sondern Prinz Xaviero persönlich. Ihre nachfolgende Recherche im Internet hatte diese Tatsache untermauert, als sein offizielles Porträt vor ihren ungläubigen Augen aufflackerte. Doch zwischen dem ernsten, attraktiven Gesicht, das ihr vom Bildschirm entgegenblickte, und dem Mann in den lässigen Jeans, der sie mit so sorglosem Verlangen geküsst hatte, lagen Welten.
Auf der offiziellen Internetseite von Zaffirinthos trug Xaviero eine Art Uniform mit dunklem Jackett, an dem verschiedene Orden prangten. Sein schwarzes Haar sah nicht zerzaust, sondern gezähmt aus, und sein Mund wirkte hart, ohne den kleinsten Anflug eines Lächelns. Auch wenn sie versuchte, sich nicht von diesem Anblick einfangen zu lassen, konnte sie nicht anders, als seine Schönheit zu bewundern – ehe sie sich wieder in Erinnerung rief, dass er sie absichtlich getäuscht hatte.
Um sich seinem Anblick zu entziehen, las sie den beigefügten Artikel über die Geschichte der Insel Zaffirinthos. Ein wunderschönes, mondsichelförmiges Paradies im Ionischen Meer, nahe an Griechenland gelegen und nicht weit von der südlichsten Spitze Italiens entfernt. Eine Insel, reich an Goldvorkommen und anderen wertvollen Bodenschätzen. Die Familie di Cesere war unglaublich wohlhabend und hatte fast überall auf der Welt Besitztümer und Geschäftsbeziehungen.
Cathy riskierte einen letzten Blick auf ihr ungewohntes Spiegelbild und machte sich bewusst, dass sie das Unvermeidbare nicht länger hinauszögern konnte. Sie musste sich dem Mann stellen, der sie so spontan geküsst und für einen törichten Moment ihr Herz hatte jubilieren lassen. Sie konnte nur hoffen, dass er ihren Chef nicht darüber informieren würde, wie unprofessionell sie sich verhalten hatte.
Es war ein sonniger Sommertag. Obwohl es noch früh war, stand schon eine große, schwarz schimmernde Limousine vor dem Eingang, und ein bullig wirkender Mann hielt Wache an der Tür.
„Ich arbeite hier“, erklärte sie, als ihr der Mann einen argwöhnischen Blick zuwarf.
„Können Sie sich ausweisen?“, fragte er scharf.
Cathy suchte in ihrer Handtasche, zog schließlich ihren Führerschein heraus und reichte ihn dem Mann. Ein Paar kalter schwarzer Augen verglichen ihr Gesicht mit dem Foto im Ausweis. Schließlich nickte er und trat beiseite, um sie durchgehen zu lassen.
Kaum hatte sie ihre Turnschuhe gegen die gefürchteten Stöckelschuhe vertauscht und ihre Tasche im Spind eingeschlossen, sah sie sich um und wunderte sich, wie viel man mit wenigen Mitteln doch erreichen konnte.
Alle Wände waren in einem hellen Ocker gestrichen worden, sodass der gesamte Raum größer und sehr viel gepflegter wirkte. Die Kronleuchter, bis vor Kurzem noch von Spinnweben und Staub bedeckt, verströmten nun ein warmes Licht, wie ein Regen funkelnder Diamanten. Die neuen großen Vasen, geschmückt mit blauer Iris und weißen Rosen, schienen mit ihrem herrlichen Duft und den wunderschönen Blüten die größte Veränderung zu bewirken.
Am Tag zuvor hatte sie das Bett in der Suite des Prinzen frisch bezogen, mit den Laken aus ägyptischer Baumwolle, die extra von London beordert worden waren. Während sie mit den Fingern über den edlen Stoff gefahren war, hatte sie sich gefragt, wie viel Geld Rupert wohl für seinen verehrten Gast ausgegeben hatte. Die neuen, weichen Samtvorhänge über dem Bett und die veränderte Beleuchtung gaben dem Raum ein vollkommen anderes Aussehen. Und auch das Badezimmer, jetzt mit der modernsten Einrichtung ausgestattet, war nicht wiederzuerkennen.
Sie zupfte gerade an ihrem viel zu kurzen Kittel, als Rupert mit äußerst zufriedener Miene die Empfangshalle betrat.
„Ist der Prinz schon da?“, fragte Cathy nervös.
„Er ist auf dem Weg. Einer seiner Leute hat mich eben angerufen.“
Cathy spürte, dass ihr Herz schneller schlug. Sie wollte ihn nicht sehen. Heuchlerin. Du hast doch an nichts anderes gedacht als an seine goldenen Augen und das süße Versprechen seiner Lippen. „Ich … ich sollte dann besser gehen …“
„Moment noch.“
Cathy merkte, dass Rupert sie langsam von Kopf bis Fuß betrachtete. Auch der Prinz hatte sie so angesehen, wobei sie völlig unerwartet ein heißes Prickeln verspürt hatte. Als hätte sein Blick tief in ihr eine Flamme entzündet, von der sie sich wünschte, dass sie weiter brennen würde. Als ob er ihr plötzlich Leben eingehaucht hätte.
Als Rupert sie jetzt auf ähnliche Weise ansah, verspürte sie jedoch nichts als eine leichte Übelkeit.
„Sie sehen fantastisch aus“, meinte er mit belegter Stimme.
Sie wollte sich abwenden, doch er hielt sie am Arm zurück.
„Bleiben Sie, Cathy. Ich möchte Sie mir doch genau ansehen.“
„Rupert …“
„Sehr hübsch“, schwärmte er. „Sehr, sehr hübsch. Was für unglaubliche Beine Sie haben! Wer hat denn da die ganze Zeit sein Licht unter den Scheffel gestellt?“
Der Klang von Schritten bewahrte sie vor einer Antwort, und Cathy zuckte vor Ruperts anzüglicher Berührung zurück. Doch kaum hatte sie sich abgewandt, begegnete sie dem golden funkelnden Blick eines Mannes, der gerade durch die Tür kam. Sein Blick war kalt und hart wie Metall. Ein ängstlicher Schauer lief ihr über den Rücken, während sie unter diesem Blick zu Eis erstarrte.
Seit sie sich im Internet seiner Identität vergewissert hatte, hatte sie sich im Geiste auf dieses Treffen vorbereitet. Und trotzdem fühlte sie sich nun fast überwältigt von dem Mann, der vor ihr stand.
Ohne die schlammbespritzte Jeans war er unverkennbar als das zu erkennen, was er war. Ein Prinz, der mit arroganter Miene näher trat. Seine Größe wirkte genauso beeindruckend wie die aristokratische Macht, die er ausstrahlte.
Obwohl sie sich verzweifelt bemühte, ihn nicht anzustarren, konnte Cathy den Blick nicht von ihm wenden.
Der dunkelgraue Anzug saß wie angegossen und unterstrich seine muskulöse Figur. Das schneeweiße Hemd betonte seine ebenholzschwarzen Haare und den leichten olivfarbenen Schimmer seiner Haut. Doch es waren seine golden schimmernden Augen, die sie völlig in seinen Bann zogen – der gefährlich glühende Blick, mit dem er sie unverhohlen bedachte.
Cathys Herz raste vor innerer Anspannung. Ob sie einen Knicks vor ihm machen musste? Bisher hatte sie so etwas nur im Film gesehen, und als sie einen kläglichen Versuch wagte, bereute sie es sofort, da seine Lippen sich verächtlich verzogen.
„Sie brauchen keinen Knicks zu machen – ich mag diese Geste der Höflichkeit nicht“, meinte Xaviero scharf. Aber die stille Wut, die in ihm kochte, hatte nichts mit ihrem Verhalten zu tun. Ihre Wurzel lag in etwas viel Tiefgreifenderem als der Etikette. Das Unerklärliche war geschehen, und das gefiel Xaviero nicht.
Denn die zierliche Blondine ließ ihn nicht mehr los. Ein Zimmermädchen! Eine einfache, schlecht bezahlte Angestellte, die er eigentlich sofort wieder hätte vergessen sollen.
Stattdessen raubte sie ihm die Nachtruhe oder geisterte durch seine Träume, seit er sie in der vergangenen Woche in den Armen gehalten und ihr diesen lächerlich kleinen Kuss gegeben hatte. Vielleicht weil sie die erste Frau war, die er unter dem Deckmantel völliger Anonymität geküsst hatte? Und wie sollte er ihre leidenschaftliche Reaktion deuten? Hatte sie damit nicht alles infrage gestellt, was er bisher geglaubt hatte? Dass es trotz seines unleugbar attraktiven Äußeren im Grunde nur das adlige Blut war, das ihn für das andere Geschlecht so anziehend machte. Doch das Zimmermädchen hatte nichts von seinem Status gewusst, noch schien sie sich darum zu kümmern, wer er tatsächlich war. Anscheinend hatte sie wirklich ihn gewollt, nur ihn.
Die Erinnerung an ihre leidenschaftliche Begegnung hatte ihn mit quälenden Bildern verfolgt. Er hatte sich vorgestellt, wie diese helle, wohl gerundete Person auf ihn reagieren würde, wenn er nackt unter ihr lag. Viel zu lebhaft hatte er dabei gespürt, wie er tief in sie eindringen würde. Nacht für Nacht war er schweißgebadet aufgewacht, erfüllt von einem unerklärlichen Sehnen, sich mit ihr zu vereinigen.
Ob sie vielleicht einfach nur zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen war, um sein Interesse zu erwecken? War sein Verlangen mit Macht zurückgekehrt und drohte ihn nun zu überwältigen? Wie anders sollte er sein anhaltendes Interesse an ihr erklären?
Als sein Flugzeug an diesem Morgen zum Landeanflug über dem Ärmelkanal ansetzte, dachte er mit gespannter Erwartung daran, sie wiederzusehen. Er müsste doch sicher nur mit den Fingern schnippen, damit die kleine Blondine ihm das gab, was er wollte. Sich vorzustellen, wie er sich in ihrer Weichheit verlieren würde, war fast zu viel gewesen nach so einer langen Enthaltsamkeit.
Und doch verspürte er jetzt nichts anderes als Enttäuschung. Denn die Frau, die vor ihm stand, war nur eine Karikatur derjenigen, die er in seinen Armen gehalten hatte. Ihre unverfälschte Frische einer Wiesenblume war verschwunden. Sie wirkte künstlich und unecht.
Ihre verlockenden Brüste wurden in einem engen, viel zu kurzen Arbeitskittel zur Schau gestellt, der fast vulgär wirkte. Auch ihre zierlich flachen Schuhe waren verschwunden und durch Stöckelschuhe mit unmöglich hohen Absätzen vertauscht worden. Und ihre Augen! Ungeschminkt hatten sie ihn fasziniert. Doch mit all dem Make-up schien das tiefe Blau die Leuchtkraft zu verlieren.
Sie sah aus wie ein Flittchen!
Er fühlte sich ernüchtert, auch wenn er es eigentlich hätte ahnen müssen. Denn so etwas passierte immer wieder. In Gegenwart eines Prinzen waren die Menschen nie sie selbst. Sie wollten durch ihre Kleidung auffallen und sagten Dinge, von denen sie glaubten, dass man sie hören wollte. Aus Ehrfurcht vor seiner Macht wurden sie zu Marionetten. Dass er sie an ihren Fäden springen lassen könnte, wie er wollte, langweilte ihn zunehmend.
„Eure Durchlaucht“, sagte Rupert. „Dürfte ich vorschlagen …“
„Nein, dürfen Sie nicht“, schnauzte Xaviero, immer noch missgelaunt, da ihm wieder einfiel, wie der Engländer das blonde Zimmermädchen bei seiner Ankunft bewundernd gemustert hatte. Ob sie zu ihm gehört? überlegte er. Mehr als ein Mal hatte er erlebt, dass Männer ihm ihre Frauen anboten, in dem bemitleidenswerten Versuch, sich damit bei ihm einzuschmeicheln. Wollte dieser Mann es genauso machen?
Würde er ein solches Angebot überhaupt annehmen? So wie seine Vorfahren, die sich auch an dem weiblichen Geschlecht erfreut hatten, das man ihnen wie ein Glas guten Weines oder ein köstliches Essen angeboten hatte? Als sein Blick zu der Blondine schweifte, bemerkte er, wie nervös sie war. „Wer ist diese Frau?“
„Das ist Cathy. Sie arbeitet als Zimmermädchen … unter anderem“, entgegnete Rupert und senkte dann die Stimme. „Falls Sie mit mir unter vier Augen zu sprechen wünschen, Eure Durchlaucht, dann schicke ich sie fort.“
Ungehalten winkte Xaviero ab, um ihn zum Schweigen zu bringen. Was für eine Vermessenheit! Als ob er, Xaviero, Wert auf die alleinige Gesellschaft dieses Mannes legen würde! „Kennt sie sich in dieser Gegend aus?“
Cathy wollte schon den Mund öffnen, um ihnen zu sagen, dass sie nicht über sie sprechen sollten, als sei sie Luft.
„Ja, das tut sie“, entgegnete Rupert, als ob sie ein dressiertes Tier wäre. „Sie ist nämlich schon ihr ganzes Leben lang hier.“
Xaviero wandte sich nun an Cathy und bemerkte zufrieden, wie ihre blauen Augen sich bei seinem Blick weiteten. Ja, sie würde ihm gehören, noch ehe dieser Tag zu Ende ging. Denn er musste dieses lästige Verlangen stillen, um es endlich loszuwerden. „Schön. Dann wird sie meine Begleiterin sein, solange ich hier bin.“
Entsetzt starrte Cathy ihn an. „Aber … ich bin dafür nicht qualifiziert genug“, protestierte sie mit einer Stimme, die plötzlich piepsig klang.
„Ach nein?“, meinte Xaviero herausfordernd.
Cathy schluckte schwer und verkrampfte ihre Finger ineinander. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. „Ihnen sollte doch besser jemand zur Verfügung stehen, der darin geschult ist, für Ihre Sicherheit zu sorgen, Eure Durchlaucht.“
Xaviero hätte seinen bedenkenlos dahingeworfenen Vorschlag ohne Weiteres wieder zurücknehmen können, doch ihr Widerspruch festigte ihn in seiner Entschlossenheit, sie haben zu wollen. Indem sie ihren Wunsch nach Distanz geäußert hatte, hatte sie ihr Schicksal besiegelt. Als ein Mann, dessen Wünschen man immer entgegenkam, faszinierte ihn ihr Protest. Denn plötzlich war diese kleine Blondine gar nicht mehr so leicht zu haben.
„Wie aufmerksam von Ihnen, dass Sie so um mein Wohlergehen besorgt sind“, murmelte er höhnisch. „Aber ich wünsche eine Begleiterin, keinen Bodyguard. Und jemand, der sich hier vor Ort auskennt, ist sehr viel praktischer als einer meiner eigenen Leute.“
Cathy zuckte zusammen. Praktisch! Dieses Wort würde man eher für Gummihandschuhe verwenden, die man beim Abwasch benutzte. Ein wenig schmeichelhaftes Wort, aber vielleicht hatte er es absichtlich gewählt, aus reiner Bosheit? Sie warf einen Blick zu Rupert. Könnten Sie das nicht übernehmen? bettelten ihre Augen. „Außerdem arbeite ich hier“, fügte sie hinzu. „Ich kann nicht einfach alles stehen und liegen lassen, um Sie zu begleiten.“
„Natürlich können Sie“, warf Rupert ein, ohne auf ihre stumme Bitte einzugehen. „Das Hotel ist für andere Gäste geschlossen, solange der Prinz hier ist. Und ich bin sicher, dass auch jemand anders die Bettwäsche zusammenlegen kann. Cathy steht zu Ihrer Verfügung, solange Sie es wünschen, Eure Durchlaucht.“ Er lächelte, ehe er einen unmissverständlich warnenden Blick in ihre Richtung warf. „Und wir werden dafür sorgen, dass der Prinz das bekommt, was er wünscht. Nicht wahr, Cathy?“
Ein leichtes Gefühl von Übelkeit stieg in Cathy hoch, weil Rupert ihre Arbeit auf das Zusammenlegen von Bettwäsche reduziert hatte. Wie kriecherisch er doch klang! Merkte er denn nicht, dass der Prinz überheblich den Mund verzog?
Doch es ging nicht nur um die Arroganz des Prinzen, die sie zu der Weigerung veranlasst hatte, seine Begleiterin zu spielen. Flüchtig dachte sie an seinen Kuss und ihre Reaktion darauf. Eine berauschende Erfahrung, die die größte Herausforderung ihres Lebens zu sein schien, wenn sie daran dachte, wer er tatsächlich war. Aufregung und Angst kämpften in ihr, da sie spürte, wie gefährlich es sein würde, ihm so nahe zu sein. Was, in aller Welt, hatte ihn zu einer solchen Forderung veranlasst?
Sie wagte einen weiteren Blick und begegnete seinem kühlen Spott, der in den Tiefen seiner goldenen Augen lauerte. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Er will dich. Und er glaubt tatsächlich, dass er es auch schafft, dich zu bekommen. Cathy biss sich auf die Unterlippe. Sie konnte es ihm kaum verübeln, so wie sie sich ihm gegenüber verhalten hatte.
Und hatte sie ihn nicht auch gewollt, selbst jetzt noch? Hatte sie bei seinem Kuss und seiner Umarmung nicht gespürt, dass er sie wollte? Dass ein Mann sie tatsächlich begehrte, sodass sie sich lebendig fühlte?
Sie zuckte mit den Schultern, darum bemüht, ihre Unruhe zu verbergen. „Was soll ich dazu sagen?“, meinte sie leichthin. „Dass ich erfreut bin?“
Xaviero verengte die Augen. Hatte da eben Resignation in ihrer Stimme mitgeklungen? Oder gab sie sich ihm gegenüber nur geziert? Versuchte sie es jetzt mit Anstand, ganz im Gegensatz zur vergangenen Woche? „Wunderbar“, murmelte er.
Rupert strahlte. „Nun, da jetzt alles geregelt ist, möchte ich Ihnen Ihre Suite zeigen, Eure Durchlaucht.“
„Nicht doch.“ Ungehalten winkte Xaviero ab. „Gehen Sie. Die junge Frau wird sich um meine Bedürfnisse kümmern.“
Einen kurzen Augenblick zögerte Rupert verwirrt, ehe er den Empfangsbereich verließ. Er wirkte wie ein kleines Kind, das man zum Spielen in den Regen hinausschickte, während Cathy mit dem Prinzen allein blieb. Schweigen hing zwischen ihnen. Cathy wusste nicht, was sie sagen oder wohin sie schauen sollte. Sie spürte nur, dass ihr Herz viel zu schnell schlug, da er sie eindringlich musterte.
„Sie scheinen auf der Hut zu sein“, bemerkte er leise, während er sich wieder in ihren wunderschönen blauen Augen verlor. „Stimmt das?“
Sie schluckte. Ja, sie war vorsichtig und erschreckend aufgeregt. „Warum sollte ich, Eure Hoheit?“
„Das beantwortet nicht meine Frage“, meinte er überheblich und hob die dunklen Brauen. „Ist es meinetwegen?“
Einen Moment schwieg sie. „Ganz und gar nicht.“ Sie senkte den Blick, damit er die Lüge in ihren Augen nicht sehen konnte.
Ein wissendes Lächeln umspielte Xavieros Lippen. War ihr denn nicht bewusst, dass ihr reizvoller Körper von ihrem Verlangen erzählte, auch wenn sie sich noch so sehr bemühte, es zu verbergen? Und dass sie versuchte, ihm zu widerstehen, erwies sich als unwiderstehliches Aphrodisiakum.
Statt der kalten, öden Leere, die seinen Körper so lange Zeit beherrscht zu haben schien, spürte er nun flammende Leidenschaft.
„Dann zeigen Sie mir doch jetzt meine Suite“, forderte er sie mit weicher Stimme auf.
„Sie sehen heute anders aus“, bemerkte Xaviero.
Cathy schwieg, auch wenn seine Stimme samtweich geklungen hatte. Verwirrt versuchte sie damit zurechtzukommen, dass sie in dem neu eingerichteten Schlafzimmer ganz allein mit dem Prinzen war. Sie fühlte sich in die Enge getrieben unter seinem sengenden Blick, als könnte er durch ihren knappen Kittel erkennen, wie sehr sie innerlich zitterte. Und ganz in ihrer Nähe stand ein großes Bett, das sie selbst gemacht hatte.
Sein Gepäck musste schon vorher gekommen sein, genauso wie der Stoß Unterlagen auf dem Schreibtisch. Goldene Manschettenknöpfe mit Wappen lagen neben einer silbernen Haarbürste auf einem Schränkchen.
Ein Morgenmantel aus schwerer Seide hing über einem der Stühle. Weiße Hemden stapelten sich in dem Schrank, dessen Tür halb offen stand. Eine Reitpeitsche mit Lederband lehnte an der Tür. Cathy schluckte gegen ihre Angst an, während sie überlegte, wie schnell sie sich zurückziehen könnte, ohne unhöflich zu wirken. Und trotzdem musste sie sich eingestehen, dass ein Teil von ihr am liebsten den ganzen Tag bei ihm bleiben würde.
„Ganz anders“, murmelte er, während er mit seiner unverhohlenen Musterung fortfuhr.
Auch wenn ihr Herz rasend schnell schlug, beruhigte sie der Gedanke, dass er zumindest davon nichts wusste. Also setzte sie eine ausdruckslose Miene auf. „Ja, Eure Durchlaucht“, antwortete sie nüchtern. „Ich habe einen neuen Arbeitskittel.“
Er sah auf die Knöpfe und die verlockende Oberweite, die den Kittel zu sprengen drohte. „Was ist denn passiert?“, fragte er. „Haben Sie zugenommen, während er angefertigt wurde?“
Cathy vermutete, dass Rupert den Schneider bewusst angewiesen hatte, den Kittel enger zu machen, aber das konnte sie wohl kaum zugeben. Mangelnde Loyalität ihrem Chef gegenüber war kein bewundernswerter Zug – ganz egal, wie sehr er es auch verdient haben mochte.
„Ich wüsste nicht“, gab sie mit hölzerner Stimme zurück.
Xaviero ertappte sich dabei, wie sein Blick über ihren wohlgeformten Körper wanderte. Ihre Figur entsprach nicht dem derzeitigen Schönheitsideal, dafür war er zu gerundet an manchen Stellen. Und dennoch weckte er sicher Verlangen in jedem Mann.
Er spürte, wie sein Mund trocken wurde – und ein Ziehen in den Lenden. Diese herrlichen Brüste sollten eigentlich niemals unter Kleidung verborgen liegen. Und vielleicht sollte er ihnen den Gefallen tun, sie so schnell wie möglich zu befreien. Sie würde sicher aussehen wie eine der nackten Frauen auf seinem Lieblingsgemälde, das im Thronsaal von Zaffirinthos hing, das Bild, das er als Teenager immer heimlich und voller Sehnsucht betrachtet hatte.
Doch diese Frau verhielt sich ihm gegenüber nicht so, wie er erwartet hatte. Heute verriet nichts in ihrem Blick, dass sie ihn zum Kuss aufforderte, so wie in der vergangenen Woche, als er sie, ohne zu zögern, in seine Arme gezogen hatte. Stattdessen sah sie ihn so wachsam an, als würde sie sich einer gefährlichen Schlange gegenübersehen. Aber warum nur? Schließlich waren sie allein. Und seine Bodyguards würden sie nicht stören, ohne seine Erlaubnis. Warum also hielt sie sich zurück?
Xaviero verengte die Augen. Vielleicht weil sie eher den Mann begehrte, für den sie ihn gehalten hatte. Ein Gedanke, der ihn auf unerklärliche Weise stärker begeisterte als alles, an das er sich erinnern konnte.
„Wie sind Sie wirklich?“, fragte er gedehnt. „Habe ich Sie neulich überrascht, als Sie so erfrischend natürlich wirkten? Oder sehen Sie normalerweise immer wie ein … Revuegirl aus? Vielleicht dachten Sie, dass ein Prinz eher auf die offensichtlichen Signale reagiert, die Sie heute aussenden. Stimmt’s, Cathy?“
Ihr Name aus seinem Mund klang ganz anders, als sie ihn je gehört hatte. Seine Zunge schien die erste Silbe zu liebkosen, als würde er sie küssen. Und obwohl ihr vage bewusst war, dass er sie mit seiner Anspielung beleidigte, konnte sie nichts dagegen tun, dass ihr verräterischer Körper auf ihn reagierte. Sie schien völlig hilflos in ihrem Kampf, ihm widerstehen zu wollen. Ihr Blut pulsierte in den Adern, und ihre Kehle schien wie zugeschnürt, sodass sie nur gepresst eine Antwort herausbrachte. „Mir würde nicht im Traum einfallen, so vermessen zu sein, Eure Durchlaucht.“
„Ach nein?“ Die leichte Röte auf ihren Wangen war ihm nicht entgangen. „Wie schade. Vielleicht bin ich ja gerade in der Stimmung dafür. Vielleicht langweilen mich ja Menschen, die vor mir katzbuckeln. Die sich wie Marionetten verhalten und mir das erzählen, was ich ihrer Meinung nach hören will.“ Mit funkelndem Blick sah er sie an. „Ich fand es nämlich faszinierend, wie Sie neulich auf mich reagiert haben.“
„Eure Durchlaucht …“
„Die Ehrlichkeit in Ihrem Blick hat mir sehr gefallen und das unverhohlene Verlangen nach mir. Wie Sie sich in diesem Kuss verloren und in meinen Armen dahingeschmolzen sind.“
Ihr Mund wurde trocken. Hatte sie nicht alles versucht, um die Erinnerung an diesen Tag auszulöschen? „Eure Durchlaucht …“
„Wir wissen doch beide, was passiert wäre, hätte dieses Telefon nicht geklingelt, nicht wahr, Cathy?“
Bitte hör auf, mich so anzusehen, flehte Cathy im Stillen. Denn unter seinem Blick schien sie zu erzittern wie in einem Schneesturm. Verzweifelt suchte sie nach Worten, doch nur ein erstickter Laut kam über ihre Lippen.
„Und ich hasse nichts mehr als unerledigte Angelegenheiten“, murmelte er. „Also sollten wir das Ganze noch einmal wiederholen. Küss mich, Cathy. Aber diesmal, ohne aufzuhören.“
Seine Worte schockierten und erregten sie zugleich. Cathy spürte, wie ihr Körper unter seinem begierigen Blick reagierte. Was war so falsch daran, dass sie seine warmen Lippen noch einmal auf ihrem Mund spüren wollte?
Ihr Zögern überraschte ihn. Er konnte sich nicht erinnern, dass er je zwei Mal hatte fragen müssen. „Außer es gibt irgendetwas, das uns abhalten könnte. Vielleicht ein anderer Mann?“ Er hatte überheblich geklungen, da er wusste, dass er jeden anderen aus dem Rennen schlagen könnte. Das Verlangen des Prinzen setzte alles andere außer Kraft.
Cathy schüttelte den Kopf, während ihr Puls viel zu schnell schlug. Wie sollte sie einen klaren Gedanken fassen, wenn er sie so ansah? „Nein, es gibt nichts“, entgegnete sie, während sie sich daran erinnerte, wie einsam und zurückgewiesen sie sich gefühlt hatte, als sie Peters Brief gelesen hatte. „Es … es gab jemanden. Ich war verlobt, aber …“
„Aber was?“, wollte Xaviero wissen, um dieses letzte Hindernis aus dem Weg zu räumen.
„Er … nun, es ist vorbei.“
Xaviero gestattete sich ein kurzes, zufriedenes Lächeln. Dass sie verlobt gewesen war, hieß, dass sie Erfahrung hatte – und dass sie auch treu war. Ob der Mann ihr das Herz gebrochen hatte? Wenn dem so war, könnte er, Xaviero, ihr doch zeigen, dass das Leben trotzdem weiterging. Und dass sie die Liebkosungen eines anderen Mannes genießen könnte …
Gedankenverloren strich er mit dem Finger über ihre zitternden Lippen. Zweifellos war er der raffinierteste Liebhaber, den sie je haben würde.
„Wir sollten miteinander schlafen“, sagte er geradeheraus.
„Eure Durchlaucht“, stieß sie atemlos hervor, obwohl sie merkte, dass ihr Protest wenig überzeugend klang. Sein eindringlicher Blick war einfach zu verführerisch – und die Vorstellung, dass er sie in den Armen halten würde, zu verlockend, um noch länger zu widerstehen. Noch nie hatte sie so ein brennendes Verlangen verspürt. Sollte sie ihn zurückweisen? Oder es zumindest versuchen?
Doch er hatte sie schon in die Arme gezogen und schenkte ihr ein Lächeln, das in ihr den verzweifelten Wunsch aufkommen ließ, ihn zu küssen und das berauschende Gefühl wieder zu erleben, das er neulich in ihr geweckt hatte. Halbherzig wand Cathy sich in seinen Armen, erntete jedoch nur ein tiefes Lachen von ihm und merkte sofort, was ihn erheitert hatte, als sie gegen seine harte, ausgeprägte Männlichkeit stieß.
„Eure Durchlaucht!“, keuchte sie.
„Xaviero“, verbesserte er mit einem Aufstöhnen. „Was ist denn? Sag es mir.“
Was könnte sie ihm schon anderes sagen, als dass sich seine Umarmung himmlisch anfühlte? Und dass kein Mann je ein solches Gefühl in ihr geweckt hatte. Er war ihr so nahe, dass sie seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht spürte, so unglaublich sinnlich, dass sie schwach wurde. Auch wenn sie schon den Boden unter den Füßen verloren hatte, gebot ihr der gesunde Menschenverstand, zu gehen, ehe es zu spät war. Doch ihr Verstand löste sich in einem heißen, leidenschaftlichen Begehren auf, als seine Lippen die ihren fanden – und Cathy wusste, dass sie verloren war.
Beim letzten Mal hatte er sie beinahe vorsichtig geküsst, wie jemand, der einen Zeh ins Wasser hält, um die Temperatur zu prüfen. Aber heute war er kopfüber ins Wasser gesprungen.
Ohne Vorwarnung stieß Xaviero sie auf das weiche Bett. Er sah, wie ihre Augen sich überrascht weiteten, als er begann, ihr Kleid aufzuknöpfen. „Ich mag meine Frauen nackt“, murmelte er, während er den wild schlagenden Puls an ihrem Hals küsste.
Ihre Gedanken kämpften um die Herrschaft über ihre Gefühle. Meine Frauen, hatte er gesagt. Was nichts anderes hieß, als dass er einige kannte. Sie schluckte, während seine Lippen sanft über ihr Kinn strichen. Natürlich kennt er viele Frauen. Wie sollte es anders sein bei einem Mann wie ihm. Ein weiterer Knopf flog auf, und Cathy schloss die Augen, als seine Finger über ihren Bauch wanderten. Sollte sie es ihm sagen?
Doch er war schon dabei, ihr die Schuhe auszuziehen. Dann die Strümpfe. Schließlich fuhr er mit der Fingerspitze über ihre nackte Fußsohle. Cathy konnte es kaum glauben, dass eine so unschuldige Geste ein solch prickelndes Gefühl hervorrufen konnte.
Sie schnappte nach Luft und vergaß all ihre Befürchtungen. Denn plötzlich war er wieder der Mann in abgetragenen Jeans. Der Mann mit den golden schimmernden Augen, der sie so fasziniert hatte. Der ihren Körper mit seinen kundigen Berührungen zum Leben erweckte. „Das … es ist wunderschön.“
Ein Lächeln huschte über Xavieros Züge, als er ihr den Kittel auszog und dann kurz ihre Unterwäsche musterte.
Seine Finger strichen über ihren Rücken, auf der Suche nach dem Verschluss ihres BHs. Funktionell, das war das Wort, mit dem man ihre Wäsche am besten beschreiben konnte. Ein hautfarbenes Höschen, genau wie der BH.
Xaviero stöhnte auf, als ihre wunderschönen Brüste sich endlich unverhüllt darboten.
„Porca miseria!“ Er schnappte nach Luft, ehe er sie ungläubig umfasste.
Cathy hatte den Kopf auf das Kissen gelegt. Sie wusste noch, dass sie ihm Einhalt gebieten sollte, doch als seine Lippen eine heiße Spur über ihre Brüste zogen, war sie zu keinem klaren Gedanken mehr fähig.
„Oh“, keuchte sie verzückt.
Einen Moment hielt er inne, während das Blut heiß in seinen Adern pulsierte. Sie war so empfänglich, wie er es sich nicht einmal hätte erträumen können. Und Träume waren eine starke Macht, wusste er. Daher hatte er einen Moment das Gefühl, diese Frau wirklich zu kennen. Denn er war einem Abbild von ihr in der Welt des Unbewussten begegnet, die er bewohnte, während er schlief. Erregte sie ihn deshalb so sehr? Oder war er einfach nur ausgehungert nach der Berührung einer Frau?
Allerdings berührte sie ihn gar nicht. Vielleicht weil sie nichts als ein Höschen trug, während er seinen Anzug noch anhatte. Er hob den Kopf und streifte mit dem Mund ihre Lippen. „Kann ich dich für einen Moment allein lassen?“