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NUR DIESER EINE TANZ MIT DIR? Von SOPHIE PEMBROKE Engumschlungen tanzt die schüchterne Rachel mit ihrem heimlichen Schwarm Damon Hunter. Obwohl es nur für die Aufzeichnung einer Silvestershow ist, fühlt sie sich wie verzaubert. Als Damon sie um Mitternacht küsst, schmilzt sie endgültig dahin. Ein Fehler? Damon gilt als Playboy … EIN BLICK IN DEINE BLAUEN AUGEN … von CAITLIN CREWS König Orion hat keine Wahl: Um zu vermeiden, dass ein skrupelloser Medienmogul eine Skandalstory über ihn veröffentlicht, muss er dessen Tochter heiraten. Eine reine Pflichtehe – bis beim Blick in Lady Calistas meerblaue Augen gefährlich heißes Verlangen in Orion erwacht … EINGESCHNEIT MIT DEM SPANISCHEN MILLIARDÄR von SHARON KENDRICK Liegt es an Hollies sexy Elfenkostüm? Auf der Weihnachtsfeier ihrer Firma flirtet der spanische Milliardär Maximo Diaz plötzlich hemmungslos mit ihr. Weil sie schon lange von ihm träumt, lässt sich spontan zu einer Nacht der Leidenschaft verführen. Mit ungeahnten Folgen … EINE BRAUT FÜR KÖNIG MATTEO von MILLIE ADAMS Livia liebt König Matteo, seit er sie einst aus der Gosse rettete und zu seiner Assistentin machte. Trotzdem sagt sie Nein zu seinem Heiratsantrag. Sie weiß: Matteo will sie nicht aus Liebe zur Frau! Er braucht nur dringend einen Ersatz, weil seine Verlobte ihn sitzenließ, oder?
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Seitenzahl: 704
Sophie Pembroke, Caitlin Crews, Sharon Kendrick, Millie Adams
JULIA EXTRA BAND 509
IMPRESSUM
JULIA EXTRA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA, Band 509 11/2021
© 2020 by Sophie Pembroke Originaltitel: „Awakening His Shy Cinderella“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Susann Rauhaus
© 2020 by Caitlin Crews Originaltitel: „Christmas in the King’s Bed“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Trixie de Vries
© 2020 by Sharon Kendrick Originaltitel: „Cinderella‘s Christmas Secret“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Jessica Wagener
© 2021 by Millie Adams Originaltitel: „Crowning His Innocent Assistant“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Übersetzung: Susanne Hartmann
Abbildungen: Harlequin Books S.A., FooTToo / Getty Images, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 11/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751500692
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
Ein spontaner Kuss – plötzlich sieht Unternehmer Damon Hunter die schüchterne Rachel mit anderen Augen. Doch ist es eine gute Idee, sie zu verführen? Mehr als eine Affäre kann er ihr nicht bieten …
Calista weiß, dass König Orion von ihrem skrupellosen Vater gezwungen wurde, um ihre Hand anzuhalten. Aber woher kommt dann plötzlich diese unwiderstehlich sinnliche Anziehung zwischen Orion und ihr?
Milliardär Maximo Diaz hat nur einen One-Night-Stand im Sinn, als er die betörende Hollie auf der Weihnachtsfeier verführt. Umso schockierter erfährt er wenig später von den süßen Folgen …
König Matteo ist fassungslos: Wie kann seine Assistentin Livia es wagen, seinen Heiratsantrag abzulehnen und zu kündigen? Dabei wäre sie die perfekte Königin! Was kann er nur tun, um sie umzustimmen?
Rachel Charles hielt sich den paillettenbesetzten Stoff vor den Körper und seufzte, als sie ihr Spiegelbild in der Umkleidekabine betrachtete. Falls es ihr gelang, sich trotz ihrer weiblichen Rundungen in dieses Kleid zu zwängen, würde sie darin wie eine glitzernde Discokugel aussehen. Das war nicht unbedingt der Look, den sie auf der Weihnachtsfeier des Kaufhauses Hartbury & Sons verkörpern wollte – besonders nicht als Stieftochter von Mrs. Hartbury.
Söhne gab es in dem traditionsreichen Familienunternehmen längst keine mehr, sondern nur Rachels Stiefmutter Hannah und ihre beiden Stiefschwestern Gretchen und Maisie. Und natürlich war da noch Rachels Vater, der seit seiner Heirat mit Hannah ein unverzichtbarer Teil der Familie Hartbury geworden war.
Im Gegensatz zu ihr.
Ärgerlich warf sie das Paillettenkleid auf einen Stuhl vor ihrer Kabine. Es war kurz vor Ladenschluss, daher musste sie sich keine Sorgen machen, dass noch irgendwelche Kunden kommen würden.
Was allerdings nicht hieß, dass sie keine Zuschauer hatte.
„Was hat dir an dem nicht gefallen?“, fragte Maisie, die entspannt auf der Chaiselongue neben dem bodenlangen Spiegel lag. „Ich finde, es sieht sehr festlich aus.“
Rachel hatte erst als Teenager Erfahrungen mit Geschwistern sammeln können, nachdem ihr verwitweter Vater wieder geheiratet hatte. Dass ihre jüngeren Schwestern ein gewisses Mitspracherecht verlangten, wenn es um Rachels Garderobe ging, hatte sie schnell begriffen.
Wahrscheinlich spekulierte Maisie gerade darauf, dass Rachel das Paillettenkleid kaufte, dann aber nicht den Mut haben würde, es anzuziehen. Wodurch Maisie mal wieder kostenlos in den Genuss eines neuen Kleides käme …
„Ich denke, das ist mehr dein Stil, Maisie“, erwiderte Rachel trocken und griff nach dem nächsten Kleid. „Du würdest bestimmt toll darin aussehen.“
Wie hatten ihre Schwestern sie nur dazu bringen können, sich auf diesen Shoppinghorror einzulassen? Als ihre Stiefmutter sie gefragt hatte, was sie zu der Feier anziehen würde, hatte sie ihr geantwortet, dass sie höchstwahrscheinlich dasselbe schwarze Kleid wie jedes Jahr tragen würde. Doch kaum hatte Rachel ihre heutige Schicht beendet, waren auch schon ihre Schwestern mit Massen von Kleidern aus der Damenabteilung aufgetaucht und hatten sie begeistert angestrahlt.
Sie hätte gern geglaubt, dass es eine nette schwesterliche Geste wäre. Jedenfalls hätte sie es bis zum letzten Sommer geglaubt. Aber jetzt nicht mehr.
Inzwischen wusste sie ohne jeden Zweifel, was ihre Stiefschwestern von ihr dachten – und das verdankte sie Tobias. Wenigstens etwas, wofür sie sich bei ihrem Ex bedanken konnte.
Nur noch ein paar Wochen, rief sie sich ins Gedächtnis, während sie den Vorhang der Umkleidekabine wieder zuzog. Sobald die nächsten Testergebnisse ihres Vaters vorlagen und er sich mit dem Arzt beraten hatte, konnte sie handeln. Sie war fest entschlossen, den nächsten Schritt zu tun und aus dem Haus der Familie Hartbury auszuziehen.
Nachdem sie die Uni abgeschlossen hatte, hatte es Sinn gemacht, wieder nach Hause zurückzukehren, schließlich war das Hartbury Haus ein vierstöckiges Stadthaus mitten in London. Es gab hier mehr als genug Platz für fünf Leute und war sehr viel besser als alles, was Rachel sich hätte leisten können, selbst mit einem richtigen Job.
Das war nämlich das nächste Problem gewesen: Arbeit zu finden. Mit ihrem Abschluss aus Oxford hätten ihr eigentlich etliche Türen offen stehen müssen, doch bei Bewerbungsgesprächen war Rachel eine ausgesprochene Niete. Im Gegensatz zu vielen ihrer Kommilitonen war ihr Selbstbewusstsein nicht so ausgeprägt, dass sie glaubte, alles tun zu können. In ihrem Fall war es genau umgekehrt!
Als Hannah daher vorgeschlagen hatte, dass sie im Familienbetrieb arbeiten sollte, nur für eine Weile, bis sie einen passenderen Job fand, war ihr das wie ein logischer Schritt vorgekommen. Sie hatte angefangen, im Verkauf auszuhelfen, und nach und nach Erfahrungen in sämtlichen Bereichen gesammelt. Und jetzt, sieben Jahre später, arbeitete sie immer noch bei Hartbury’s …
Doch schließlich konnte sie nur einen Schritt nach dem anderen tun, und jetzt war erst einmal wichtig, dass ihr Vater wieder völlig gesund wurde. Denn als er vor ein paar Monaten von einem Tag auf den anderen ins Krankenhaus gekommen war, hatten alle einen Riesenschreck bekommen. Und auch wenn es ihm inzwischen wieder besser ging, wusste Rachel, dass dies noch nicht der Zeitpunkt war, um auszuziehen.
Ein Schritt nach dem anderen. Jetzt musste sie erst einmal etwas zum Anziehen für die Weihnachtsfeier finden.
Das nächste Kleid war ein unförmiges Gebilde aus grünem Samt und bedeckte sie von Kopf bis Fuß. Es erschien ihr etwas besser als das Glitzerding davor ... bis Gretchen ihr eine mit Puscheln besetzte Stola reichte. „Um deine Problemzonen zu verdecken“, meinte sie.
Ich sehe aus wie ein Weihnachtsbaum, dachte Rachel unglücklich, als sie sich im Spiegel betrachtete. Aber schließlich hatte sie ihrem Vater nach dem großen Streit im Sommer versprechen müssen, Frieden mit ihren Stiefschwestern zu schließen.
Nur noch zwei Monate, dann bin ich hier weg, sagte sie sich.
„Es … es sieht sehr festlich aus“, meinte sie stockend.
Gretchen strahlte sie an. „Ja, genau. Und es ist nicht so auffällig wie das andere. Das magst du doch nicht, oder?“
Innerlich seufzte Rachel. Ihre Stiefschwestern waren beide groß und schlank, hatten endlos lange Beine und gehörten als künftige Erbinnen des Familienvermögens zur gesellschaftlichen Elite von London. Sie waren reich, schön und sich dessen sehr bewusst.
Rachel hingegen war nichts von alldem. Sie war klein, hatte ausgeprägte Kurven und ein Gesicht, welches man im besten Fall normal hübsch nennen konnte. Wenn man es unter ihren wilden braunen Locken überhaupt wahrnahm.
Während sie ein Kleid nach dem anderen anprobierte, dachte Rachel sehnsüchtig an ihr altes schwarzes Kleid.
Unter all den Kleidern, die ihre Stiefschwestern angeschleppt hatten, gab es nur eins, das ihr bisher gefallen hatte. Ein wunderschön gemustertes Wickelkleid aus weichem fließendem Stoff, das ihre Kurven sehr vorteilhaft betonte und in dem Rachel sich ausgesprochen weiblich und verführerisch gefühlt hatte. Doch bei ihren Stiefschwestern hatte es keine Gnade gefunden, und Gretchen hatte sie mehrmals darauf hingewiesen, dass sie damit viel zu sehr auffallen würde. Was natürlich nicht infrage kam.
Bedrückt betrachtete sie sich in dem grünen Kleid. Vielleicht würde es ja doch gehen, wenn …
„Also, das ist ein Look!“
Rachel zuckte zusammen. Sie kannte die warme männliche Stimme, die immer so humorvoll klang.
Sie gehörte Damon Hunter, dem jüngeren Bruder ihrer besten Freundin und dem attraktivsten Mann, den sie je getroffen hatte. Sowie dem letzten Menschen, von dem sie wollte, dass er sie erblickte, wenn sie wie ein Weihnachtsbaum aussah.
O nein!
Rachel atmete tief durch und zwang sich, seinem Blick im Spiegel zu begegnen.
„Hallo, Damon. Was machst du denn hier?“
Seit gut zehn Jahren verheimlichte sie jetzt schon, dass sie für Damon schwärmte, da würde sie sich heute auch keine Blöße geben.
„Celeste hat mich geschickt, um dich abzuholen. Aus irgendwelchen Gründen hatte sie den Verdacht, dass du versuchen würdest, den heutigen Abend zu schwänzen.“
Weil Celeste sie gut kannte. Seit sie sich als Studentinnen ein Zimmer geteilt hatten, waren sie beste Freundinnen. Beide waren eher introvertiert, und Rachel wusste, dass sie für Celeste, die sich eigentlich nur für ihr Studium interessierte, die einzige Freundin war, was ihr immer das Gefühl gab, etwas ganz Besonderes zu sein.
„Ach, du willst ausgehen?“, fragte Gretchen erstaunt, was Rachel ihr nicht einmal übel nehmen konnte, denn es passierte wirklich äußerst selten.
„Wohin denn?“, fragte Maisie interessiert und rückte ihre langen Beine in die richtige Position, damit Damon einen Blick darauf werfen konnte. „Können wir mitkommen? Es sei denn, ihr habt ein Date …“ Sie kicherte, denn diese Vorstellung erschien ihr ausgesprochen absurd. Auch das konnte Rachel ihr nicht verübeln, denn der Gedanke, dass der attraktive Damon Hunter mit einem so schüchternen und pummeligen Mauerblümchen wie ihr ausgehen würde, war einfach lächerlich.
Seufzend drehte sie sich um und zwang sich, Damons amüsiertem Blick zu begegnen. „Damon, das sind meine Stiefschwestern Gretchen und Maisie. Mädels, das hier ist Damon, Celestes Bruder.“ Als die beiden sie verständnislos anschauten, setzte sie hinzu: „Der Bruder von Celeste. Meiner besten Freundin!“
„Ach ja, natürlich!“ Gretchen klatschte in die Hände und strahlte ihn an. „Um ehrlich zu sein, haben wir geglaubt, Rachel hätte Celeste nur erfunden, denn wir haben sie immer noch nicht kennengelernt.“
„Wenn wir allerdings gewusst hätten, dass sie einen Bruder hat, der so aussieht wie Sie …“, murmelte Maise, während Gretchen ihr einen warnenden Blick zuwarf.
„Meine Schwester ist nicht besonders gesellig“, erwiderte Damon freundlich.
„Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahres!“, murmelte Rachel. Dann drehte sie sich um, verschwand wieder in die Kabine und zog das grüne Samtkleid aus. Allerdings konnte sie nicht verhindern, mit anhören zu müssen, wie ihre Stiefschwestern mit Damon flirteten.
Kein Wunder, schließlich waren sie ja genau die Art von jungen Frauen, mit denen Celestes gut aussehender und extrem erfolgreicher Bruder sich für gewöhnlich umgab. Verdammt, warum hatte er auch ausgerechnet in dem Moment auftauchen müssen, als sie dieses schreckliche Kleid trug?
Andererseits hatte sie schon die letzten zehn Jahre mit ansehen müssen, wie er sich mit anderen Frauen traf. Und da er sich nie mit jemand wie Rachel verabreden würde, konnte ihr das eigentlich auch egal sein.
„Meine Schwester nimmt heute Abend an einer weihnachtlichen Quizshow für Intellektuelle teil“, sagte er in diesem Moment zu den beiden. „Sie hat Rachel und mich gebeten, zuzuschauen und sie anzufeuern.“
Kaum hatten Gretchen und Maisie davon gehört, schwand ihr Interesse an dem Abend. Trotzdem versuchten sie weiterhin, Damon für ihre Pläne zu gewinnen, und erzählten ihm von dem Club, der gerade aufgemacht hatte. Vielleicht würde man sich dort ja mal sehen?
Schnell trat Rachel aus der Garderobe.
„Fertig?“, fragte Damon.
Genau in diesem Moment eilte ihre Stiefmutter Hannah auf die kleine Gruppe zu und packte Rachel am Arm, ohne die anderen auch nur eines Blickes zu würdigen.
„Da bist du ja“, sagte sie erleichtert. „Stell dir vor, ein Kind ist in einem der Schaufenster herumgekrochen und hat deine halbe Deko umgeworfen. Bitte kümmere dich darum, bevor du gehst, ja?“
Rachel nickte ergeben. „Okay, kein Problem.“ Dann wandte sie sich Damon zu. „Bin in fünf Minuten wieder zurück!“
„Nimm dir ruhig Zeit“, erwiderte er lächelnd.
Rachel konnte gerade noch verhindern, dass ihr ein tiefes Seufzen entfuhr. Natürlich hatte Damon nichts dagegen, noch ein wenig mit ihren Stiefschwestern zu flirten! Welcher von beiden er wohl den Vorzug geben würde?
Damon sah Rachel nach und fragte sich im Stillen, was sie wohl dazu bewogen haben mochte, das grässliche grüne Kleid anzuprobieren. Doch dann betrachtete er ihre beiden Stiefschwestern und wusste sofort Bescheid.
„Ihr beide habt Rachel also dabei geholfen, ein neues Kleid zu finden?“, fragte er sie und deutete auf den Stuhl in der leeren Umkleidekabine.
„Ja, für die Weihnachtsfeier“, erklärte Maisie eifrig. „Mum macht jedes Jahr eine große Party und lädt dazu die ganze Belegschaft ein. Wirklich großzügig von ihr, finden Sie nicht auch?“
„Rachel wollte wie jedes Jahr ihr altes kleines Schwarzes anziehen“, setzte die andere hinzu. Das musste Gretchen sein. „Daher haben wir beschlossen, ihr zu helfen. Wie es Schwestern nun mal so tun.“
Die beiden warfen sich einen beredten Blick zu, den Damon ignorierte. Doch er merkte, dass er anfing, wütend zu werden. Denn er spürte genau, was sie im Schilde führten. Sie wollten Rachel keineswegs helfen, sondern sie demütigen.
Und er wusste nur zu gut, wie sich das anfühlte – von Leuten umgeben zu sein, die glaubten, klüger und schöner zu sein. Es war einfach nur ein Albtraum.
Er trat auf den Kleiderhaufen zu und sah ihn durch. Die meisten Exemplare würden Rachel gewiss nicht stehen, denn sie war nun mal nicht der Typ, der viel Aufsehen um sich machte. Sie war schüchtern und still, hatte aber auch viel Humor. Außerdem hatte sie Kurven, die sich wirklich sehen lassen konnten! Das hatte er bereits vor Jahren entdeckt, als Celeste und Rachel während des Studiums zusammengewohnt hatten. Bei einem seiner Besuche war Rachel nämlich nur mit einem knappen Handtuch bekleidet aus dem Bad gekommen …
Damals hatte Damon festgestellt, dass er sich der besten Freundin seiner Schwester näher fühlte als irgendeinem anderen Menschen.
Allerdings passten Nähe und Verbundenheit leider ganz und gar nicht zu Damon Hunters offenem Lebensentwurf!
Jedenfalls wusste er, dass Rachel die meisten dieser Kleider nie freiwillig anziehen würde. Ganz unten fand er jedoch ein Wickelkleid, das ihm sofort gefiel und in dem sie bestimmt toll aussehen würde. Er zog es heraus und betrachtete es eingehend. Es war ein ungewöhnliches Kleid in einem dunklen Rotton, bedruckt mit Umrissen von Waldtieren, die hinter Bäumen und Blättern hervorlugten. Das perfekte Kleid für Rachel!
Vielleicht wollte doch zumindest eine der Schwestern Rachel etwas Gutes tun?
„Wer von Ihnen hat das ausgesucht?“, fragte er die beiden.
Gretchen rollte die Augen. „Das war ein Missgeschick, ich hatte es für eine meiner Kundinnen zurückgelegt. Es ist absolut nichts für Rachel. Sie müssen wissen, ich kenne mich mit so etwas gut aus. Ich arbeite nämlich als Personal Shopper und helfe damit anderen Menschen, etwas weniger schrecklich auszusehen!“
Er nickte und fragte sich, ob sie überhaupt merkte, wie verächtlich ihre Bemerkung war.
„Ein sehr hübsches Kleid, wirklich“, erwiderte er.
„Ja, aber das wäre doch nie im Leben etwas für Rachel“, protestierte Gretchen. „Sehen Sie sich doch mal den Ausschnitt an! Es würde nur die Aufmerksamkeit auf ihre … Konfektionsgröße lenken.“
Damon wusste hingegen, dass es die Aufmerksamkeit auf ihre kurvenreiche Figur lenken würde, was seiner Meinung nach nur von Vorteil wäre.
„Geben Sie es mir, ich lege es weg“, meinte Gretchen und streckte die Hand aus. Aber er gab es nicht her, denn plötzlich hatte er eine Idee. Bestimmt hatte Celeste noch kein Weihnachtsgeschenk für ihre beste Freundin gekauft.
„Nein, ich möchte es kaufen“, erwiderte er und musste insgeheim grinsen, als er die betretenen Mienen der beiden Stiefschwestern sah. Doch sie konnten nichts dagegen ausrichten. Mit einer schicken Einkaufstüte von Hartbury & Sons in der Hand ging er schließlich los, um Rachel zu suchen.
Es dauerte eine Weile, bis er sie ganz hinten im letzten der sieben großen Schaufenster des Kaufhauses gefunden hatte, wo sie noch immer damit beschäftigt war, die Dekoration wieder in Ordnung zu bringen.
„Entschuldige, es hat doch ein bisschen länger gedauert“, sagte sie und kletterte aus der Kulisse. „Müssen wir los?“
Er nickte, nahm sie beim Ellenbogen und führte sie entschlossen auf den Ausgang zu.
Seit ihrer Zeit auf der Uni hatte sich Rachel kaum verändert. Sie wirkte noch immer ein bisschen schüchtern und tollpatschig. Sie versteckte ihre hinreißenden Kurven noch immer unter viel zu großen Strickpullovern und Strickkleidern, und sie hatte immer noch dasselbe gelockte Haar. Für ihn war Rachel immer ein Teil der Familie gewesen, eine der wenigen Konstanten in seinem unsteten Leben.
„Warum konnte das mit der Deko eigentlich nicht bis morgen warten?“, fragte er stirnrunzelnd.
„Wegen der Mäuse“, gab sie zurück. „Das war meine Idee, aber für manche Kinder ist es eben eine zu große Verlockung.“
Er blieb stehen und sah sie verständnislos an. „Wie bitte?“
„Warte, ich zeige es dir.“ Sie führte ihn aus dem Ausgang heraus zum ersten der sieben Schaufenster und zeigte darauf. „Kannst du die Maus sehen?“
Das Fenster war weihnachtlich beleuchtet, aber statt der üblichen weihnachtlich bekleideten Schaufensterpuppen und auffällig verpackten Geschenke war hier eine wundervolle kleine Stadt aus Lebkuchen aufgebaut, verziert mit weißem Zuckerguss. Es war unglaublich!
Fasziniert betrachtete Damon die zauberhafte Deko, bis ihm wieder Rachels Frage einfiel. „Also, eine Maus kann ich nicht sehen!“
Sie lächelte. „Dann habe ich ja alles richtig gemacht. Bück dich doch mal, und stell dir vor, du wärst ein Kind!“
Skeptisch erfüllte er ihr ihren Wunsch und erblickte plötzlich, halb verdeckt von einem Lebkuchenweihnachtsbaum, eine kleine Maus.
„Ah, ich sehe sie!“
Sie nickte. „In jedem Schaufenster verbirgt sich eine Maus. Wie bei einer Schatzsuche, extra für die Kinder. Und jedes Fenster repräsentiert die einzelnen Abteilungen hier im Kaufhaus. Das hier steht für die Süßwarenabteilung.“
Er sah sie staunend an. „Das war deine Idee?“
Sie nickte stolz.
„Ganz schön cool, muss ich sagen.“ Plötzlich hatte Damon einen Einfall, der nichts mit der Weihnachtsdekoration zu tun hatte, sondern mit einem Projekt, an dem er gerade arbeitete.
„Eigentlich würde ich die anderen Fenster auch gern noch sehen.“
Rachel sah ihn erstaunt an. „Haben wir denn genügend Zeit dafür? Wird Celeste nicht auf uns warten?“
Er schüttelte den Kopf und schenkte Rachel ein vertrauenserweckendes Lächeln, dem normalerweise keine Frau widerstehen konnte. „Wir haben genug Zeit. Ich würde mir wirklich gern deine Arbeit anschauen.“
Als sich ihre Wangen zart röteten, wusste Damon, dass sein Lächeln gewirkt hatte.
„Okay“, sagte Rachel. „Ich führ dich einmal rum!“
Fünfzehn Minuten später quetschte Rachel sich endlich auf den Beifahrersitz von Damons schicken Sportwagen.
Sie war überrascht gewesen, wie angetan er von ihren Schaufensterdekorationen gewesen war. Nie im Leben hätte sie geglaubt, dass Damon, der als umtriebiger Unternehmer und Playboy bekannt war, sich dafür interessieren würde. Doch anscheinend hatte sie sich geirrt.
Es war schon lange her, dass sie hinter die perfekte Fassade des erfolgreichen Geschäftsmanns gesehen hatte, die er der Welt präsentierte. Als sie das letzte Mal einen Blick auf Damons wahres Selbst werfen konnte, waren sie beide noch Teenager gewesen!
Es war schon erstaunlich, dass eine einzige Nacht gereicht hatte, um jahrelang für Damon zu schwärmen …
„Dekorierst du die Fenster jedes Jahr neu?“, fragte Damon, während er den Wagen gekonnt in den dichten Londoner Verkehr einfädelte.
Sie nickte. „Ja, das ist irgendwie mein Ding.“ Und eine willkommene Abwechslung von der monotonen Arbeit an der Kasse oder im Lager.
Denn schließlich war es nicht unbedingt ihr Traum gewesen, bei Hartbury’s zu arbeiten, als sie noch mit Celeste in Oxford studiert hatte. Andererseits hatte sie auch keine Ahnung, wie ihre Traumkarriere aussehen könnte.
Außerdem gehörte es ja gewissermaßen zur Familientradition, sich im Betrieb zu engagieren. Selbst wenn sie sich dieser Tradition eigentlich nicht verpflichtet fühlte.
„Ich glaube, Celeste hat gesagt, du würdest Marketing machen. Freiberuflich, so wie ich.“
Sie konnte ein Lachen nicht unterdrücken, denn das konnte man beim besten Willen nicht behaupten. „Ich fürchte, sie hat ein bisschen übertrieben.“
„Aber was genau machst du dann?“
Warum interessierte er sich überhaupt dafür? Rachel zuckte die Schultern. „Ich bin eigentlich so eine Art Mädchen für alles. Manchmal arbeite ich als Verkäuferin oder an der Kasse, oder ich kümmere mich um die Bestände. Außerdem bin ich für die Kommunikation in den sozialen Medien zuständig und halte die Website auf dem neuesten Stand. Aber mit am liebsten mache ich die Schaufensterdekoration für Weihnachten.“
Eigentlich klang es gar nicht so schlecht, wenn sie die einzelnen Posten aufzeichnete. Außerdem konnte sie mit Stolz berichten, dass das Echo in den sozialen Medien nahezu explodiert war, seitdem sie Fotos von ihren Dekorationen gepostet hatte. Das hatte sie dazu bewogen, einen Blog zu starten, und auch er hatte inzwischen schon eine Menge Follower.
Nur leider änderte das nichts daran, dass sie noch immer zu Hause wohnte und unter den Gemeinheiten ihrer Stiefmutter und deren Töchter leiden musste. Im Gegensatz zu ihr hatte Celeste eine geradezu schwindelerregende Karriere im Fernsehen hingelegt. Und auch Damon war längst an ihr vorbeigezogen, auch wenn sie keine Ahnung hatte, was er genau machte.
„Er saniert Unternehmen, die es wirtschaftlich schwer haben“, hatte Celeste ihr einmal erklärt. Aber wie er das schaffte, war Rachel ein Rätsel.
„Und was gefällt dir daran so?“, hakte er nach, während sie ihrem Ziel immer näher kamen.
Rachel sah ihn misstrauisch an. Sie war es nicht gewohnt, dass jemand mehr über sie wissen wollte. Selbst ihr Vater sagte immer nur, wie sehr es ihn freute, dass sie sich so gut in den Betrieb integriert hatte. Doch noch bevor sie eine Chance hatte, ihm mehr von sich zu erzählen, war er meist schon wieder weg.
Offensichtlich ging er davon aus, dass sie gern bei Hartbury’s arbeitete und wäre über alles andere sicher sehr erstaunt gewesen.
Doch daran wollte Rachel jetzt nicht denken. Sicher, ihr Vater hatte seine Fehler, aber er war die einzige Familie, die sie noch hatte, und sie liebte ihn sehr. Schließlich war ihre Mutter gestorben, als sie erst zwölf gewesen war. Bestimmt war das auch der Grund dafür gewesen, dass er sich ziemlich übereilt in seine zweite Ehe gestürzt hatte.
Er hat es für mich getan, dachte sie. Damit ich eine Familie habe.
Deshalb hatte sie es in all den Jahren auch nicht übers Herz gebracht, ihm zu sagen, dass sie sich immer weniger als ein Teil dieser Familie fühlte. Zumal sie merkte, wie sehr er das Zusammenleben mit Hannah und ihren Töchtern genoss. Ihn auch noch zu verlieren, hätte sie nicht ertragen.
Damon sah sie immer noch fragend an, und sie erkannte, dass sie ihm noch nicht geantwortet hatte.
„Ich mag es, weil es so kreativ ist“, erwiderte sie. „Und weil ich den Kindern damit eine Freude machen kann.“
„Okay. Und ist das die Arbeit, die du am liebsten tust?“
„Nein, nicht nur, ich … also, um ehrlich zu sein, macht es mir wirklich großen Spaß, mich in den sozialen Medien zu bewegen. Das hat mich selbst überrascht, denn du weißt ja, dass ich …“ Sie zuckte die Achseln. „Nun, eigentlich ist Kommunikation ja nicht unbedingt meine Stärke.“
Plötzlich fühlte sie sich an die Nacht erinnert, als sie nicht aufgehört hatten, miteinander zu sprechen. Doch das war schon lange her, und es hatte ja leider auch zu nichts geführt.
„Was genau reizt dich daran?“ Damon bog jetzt in eine enge Straße ein, die nur schwach beleuchtet war. Wie selbstbewusst er wirkte! Genau wie früher ihre Kommilitonen, die aus privilegierten Familien stammten. Es war ein Selbstbewusstsein, mit dem man geboren sein musste und von dem sie nur träumen konnte.
Dabei waren Damons Eltern beide Wissenschaftler, sie gehörten nicht zur englischen Aristokratie. Ja, sie hatten Geld und wohnten in einem Stadthaus in London, um das sie mancher beneiden würde, aber das erklärte noch lange nicht Damons Selbstbewusstsein. Und erst recht nicht seinen unglaublichen Charme, mit dem er jeden um den Finger wickeln konnte.
„Erzähl mir mehr darüber“, forderte er sie jetzt auf, während er den Wagen zwischen zwei SUVs einparkte. „Warum findest du die sozialen Medien so interessant?“
„Äh …“ Sie suchte nach den richtigen Worten, um ihre Faszination zu erklären, als plötzlich ihr Handy klingelte.
„Das ist Celeste“, sagte sie nach einem Blick auf das Display. Dann ertönte auch schon die laute Stimme ihrer Freundin.
„Wo, zum Teufel, seid ihr? Die Aufnahmen fangen gleich an.“
„Wir sind schon da“, erwiderte Rachel hastig und stieg aus. „In zwei Minuten sind wir bei dir, versprochen.“
„Okay. Aber beeilt euch, ja?“
„Du kannst mir später mehr darüber erzählen“, sagte Damon zu Rachel und schlenderte so lässig auf den Eingang des Gebäudes zu, als hätte er keine Eile. Rachel konnte kaum den Blick von ihm abwenden, denn eins musste man ihm lassen: Er hatte sich prächtig entwickelt. Mit achtzehn war er ja schon umwerfend attraktiv gewesen, aber inzwischen war aus dem Jungen von damals definitiv ein Mann geworden. Mit seinen breiten Schultern und schmalen Hüften sah er aus wie ein Filmstar, und so bewegte er sich auch.
Doch dann zwang sie sich, in die Gegenwart zurückzukehren. Schließlich musste sie an ihre eigenen Pläne denken. Es brachte nichts, irgendwelchen Tagträumen hinterherzuhängen.
Ein Schritt nach dem anderen.
Verdammt, das hier war furchtbar.
Damon liebte seine Schwester, was aber nicht bedeutete, dass er blind für ihre Fehler war. Besonders missfiel ihm, dass sie nie zugeben konnte, wenn sie unrecht hatte.
Leider war das ja nicht sehr oft der Fall, wie er als kleiner Junge schmerzhaft hatte lernen müssen. Jetzt schien sie ein neues Opfer gefunden zu haben, und zwar niemand anderen als den Liebling der Medien, Theo Montgomery, der das Pech hatte, das Christmas Cracker Quiz zu moderieren.
„Ich sage Ihnen ja nur, dass die Informationen auf der Karte unzureichend sind“, erklärte Celeste dem Mann. „Es vermittelt den Zuschauern einen völlig falschen Eindruck von den Traditionen zu Weihnachten.“ Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und wirkte ein wenig fremd auf Damon in ihrem auffälligen Weihnachtspullover, der so gar nicht zu ihr passte und ihr wahrscheinlich von der Kostümfrau aufgedrängt worden war. Normalerweise trug Celeste entweder Schwarz oder Weiß. Sie war eine Minimalistin, was auch zu ihrer etwas rigiden Attitüde passte. Das Leben war für sie entweder Schwarz oder Weiß, und mit dieser Haltung hatte sie auch ihre steile akademische Karriere vorangebracht.
Damon merkte, wie unwohl sich Rachel bei dem Streit fühlte, was er ihr nicht verübeln konnte.
Seit sie eingetroffen waren, hatte am Set schlechte Stimmung geherrscht. Celeste hatte sie stirnrunzelnd angeblickt und ungeduldig mit dem Fuß getippt.
„Warum hat das so lange gedauert?“, fragte sie verärgert und sah Rachel streng an. „Soll ich mal raten? Wahrscheinlich hat mein Bruder mit deinen Schwestern geflirtet, oder?“
Zu seiner Überraschung verteidigte sie ihn. „Keineswegs. Es war allein meine Schuld. Ich musste mich noch um die Deko in einem Schaufenster kümmern.“
Dabei erwähnte sie nicht, dass er sie gebeten hatte, sich auch die anderen anzuschauen. Wirklich nett von ihr, aber so war Rachel nun einmal.
„Sag mal, geht es hier nicht um ein harmloses kleines Quiz zur Weihnachtszeit?“, fragte sie Damon leise, während Celeste den Moderator weiterhin darüber belehrte, wie man ein bestimmtes Wort in der fünften Frage korrekt auszusprechen hatte.
Er nickte düster. „Ja, das hat sie Mum und Dad am Sonntag auch gesagt. Was aber nicht bedeutet, dass sie ihre Teilnahme hier billigen.“ Seinen Eltern gefiel es nicht, wenn Celeste im Fernsehen oder im Radio auftrat, nicht einmal, wenn es sich dabei um reine Wissenschaftssendungen handelte. Ihrer Meinung nach war solch eine Tätigkeit nicht akademisch genug.
Weshalb sie natürlich auch Damons Arbeit missbilligten. Wenn seine Schwester nicht so besserwisserisch gewesen wäre, hätten sich Damon und Celeste eigentlich schon längst gegen ihre intoleranten Eltern verbünden können.
„Warum macht sie so einen Aufstand?“, hakte Rachel nach. Noch immer war ihr sichtlich unwohl zumute angesichts der angespannten Situation, und plötzlich empfand er wieder Mitleid mit Rachel. Wie sollte es ihr nur gelingen, sich zu Hause gegen ihre dominanten Schwestern durchzusetzen, wenn sie so konfliktscheu war?
Inzwischen hatte Theo sich von Celeste abgewandt und machte einen kleinen Scherz, um die anderen Kandidaten zum Lachen zu bringen. Celeste bedachte ihn daraufhin mit einem verächtlichen Blick und ließ keinen Zweifel daran, dass sie ihn für einen Idioten hielt.
Es überraschte Damon nicht, dass die beiden sich vom ersten Moment an in die Wolle gekriegt hatten. Denn schließlich kannte niemand seine große Schwester so gut wie er. Und Celeste war nun einmal davon überzeugt, immer allen beweisen zu müssen, dass sie recht hatte. Und dass sie allen anderen an Wissen weit überlegen war.
Was jetzt auch der arme Moderator zu spüren bekam.
Manchmal dachte er, dass nur ihre Freundschaft mit Rachel sie davor bewahrte, immer mehr wie ihre Eltern zu werden …
Als der Regisseur dann fünfzehn Minuten später eine Pause ankündigte, atmete das ganze Studio auf.
Damons Blick fiel auf eine junge Frau mit einem Clipboard, die einige Leute aus dem Quizpublikum ansprach, woraufhin diese aufstanden und das Studio verließen. Sofort hob sich seine Stimmung. Wenn es auch nur die geringste Chance gab, dieser Quizshow zu entwischen, in der seine Schwester sich aufführte wie bei einem ihrer grässlichen Familientreffen, dann würde er sie nutzen!
„Warte hier kurz auf mich“, sagte er zu Rachel und setzte sich in Bewegung.
Wenig später kehrte Damon zurück. Rachel hatte das Gespräch zwischen ihm und der Fernsehmitarbeiterin aus der Ferne beobachtet und erneut festgestellt, dass offensichtlich kein weibliches Wesen seinem Charme widerstehen konnte.
Doch jetzt sah sie ihn verwirrt an.
„Sie will, dass wir … was tun?“
„Das neue Jahr begrüßen“, erwiderte Damon und strahlte sie an.
„Jetzt?“
„Ja, genau.“
„Am …“ Sie sah auf ihre Uhr. „… ersten Dezember?“
„Sieht ganz so aus“, erwiderte er grinsend. In diesem Moment trat die junge Frau mit dem Clipboard auf sie zu, und Rachel blickte sie fragend an.
„Wir wollen den Countdown zum Neuen Jahr drehen“, erklärte die Assistentin und setzte hinzu: „Leider haben wir dafür nicht genügend Partygäste, weil die meisten Statisten, die wir gebucht haben, wegen irgendeines technischen Problems in der U-Bahn festsitzen. Deshalb suchen wir noch ein paar Freiwillige.“
Rachel dachte einen Moment darüber nach und nickte dann.
„Okay, aber was sollen wir tun?“
Die Produktionsassistentin, deren Name Amy war, wie das Schild an ihrer Brust verriet, zuckte die Schultern. „Einfach nur das, was Sie sonst Silvester auch machen. Also feiern, Party machen, Spaß haben.“ Sie blickte Rachel prüfend an, betrachtete ihr ungeschminktes Gesicht und ihr unförmiges Strickkleid und fragte skeptisch: „Glauben Sie, das kriegen Sie hin?“
Nein.
Sie war nun einmal kein Partygirl und war es auch nie gewesen, selbst auf der Uni nicht. Schon damals hatten sie und Celeste es sich lieber in ihrem Zimmer mit einem Video gemütlich gemacht, als auszugehen. Im Gegensatz zu Damon, der keine Feier ausgelassen hatte.
Dabei hatte sie durchaus den Wunsch verspürt, neue Leute kennenzulernen. Doch sie hatte einfach nicht den Mut dazu gehabt.
Allerdings ging es jetzt ja auch nicht um sie, sondern um ihre Freundin, die sie unterstützen musste.
Damon schien dasselbe zu denken.
„Natürlich kriegt sie das hin“, sagte er unbekümmert. „Sie hätten sie damals auf der Uni sehen sollen. Glauben Sie mir, Rachel ist eine richtige Partymaus!“
Die Skepsis im Blick der jungen Frau verstärkte sich. Damon gab Rachel einen kleinen Schubs, und sie zwang sich zu einem Lächeln.
„Wenn ich Ihnen bei dem Silvestercountdown helfen kann, tue ich das natürlich gern“, erklärte sie und kam sich dabei ziemlich komisch vor.
Sie fühlte sich wie eine willenlose Marionette in Damons Händen. Denn bei klarem Verstand hätte sie so etwas nie gesagt.
Bestimmt hatte es damit zu tun, dass er so nah neben ihr stand. Der Duft seines Rasierwassers stieg ihr in die Nase und benebelte ihre Sinne, sodass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte.
„Super“, sagte Amy und fügte nach einem Blick auf Rachel hinzu: „Ich würde gleich mal bei der Maske nachfragen, ob sie Sie vielleicht ein bisschen stylen können. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob unsere Kostümbildnerin etwas, äh, etwas Passendes für Sie dahat.“
Sie meint, in meiner Größe, dachte Rachel bedrückt. Im Fernsehen waren ja vor allem schlanke Menschen zu sehen, und Rachel trug Größe L.
Oder auch mal eine M, aber es ließ sich nun einmal nicht leugnen, dass sie klein und kurvig war. Verlegen betrachtete sie die anderen Quizgäste, die als Partypublikum für die Silvestershow gecastet worden waren. Die meisten sahen jetzt schon ziemlich festlich aus!
Fieberhaft überlegte sie, wie sie sich aus der Affäre ziehen könnte, als Damon überraschend sagte: „Ich glaube, ich habe genau das Richtige. Ich muss es nur schnell aus dem Auto holen. Wartet bitte hier auf mich!“
Damit eilte er hinaus, und Rachel sah ihm hilfesuchend nach. Was konnte er wohl im Schilde führen?
„Na gut, dann können wir ja inzwischen in die Maske gehen“, sagte Amy. „Bitte folgen Sie mir!“
Als Damon ins Studio zurückkehrte, fand er nur noch Amy vor. Von Rachel war nichts zu sehen.
„Ist das ihr Outfit?“, fragte die Assistentin und schnappte sich die Tüte, ohne seine Antwort abzuwarten. „Super, dann bringe ich es Ihrer Freundin. Wenn Sie mögen, können Sie sich in der Zwischenzeit einen Drink holen. Bestimmt wird es gleich losgehen!“
Damon nickte und mischte sich unter die Komparsen. Es war leicht zu erkennen, wer sich auf diesen Auftritt vorbereitet hatte und wer in letzter Minute rekrutiert worden war. Einige Frauen trugen paillettenbesetzte Kleider und die meisten Männer Anzüge, andere waren weniger festlich gekleidet. Glücklicherweise trug auch er heute wie üblich einen Anzug, daher würde er hier gar nicht auffallen. Jetzt konnte er nur hoffen, dass Rachel ihr Kleid gefallen würde.
Inzwischen war auch das Studio zu einer festlichen Location umgewandelt worden. Über der Bühne hing eine große digitale Uhr, die in diesem Moment halb elf anzeigte. In der Ecke stand ein großer Weihnachtsbaum, der allerdings im Vergleich zu Rachels genialer Schaufensterdekoration ziemlich mickrig aussah. Rechts und links waren Bars mit Hockern aufgestellt, an denen einige Komparsen bereits mit Drinks in der Hand saßen. Dazwischen wuselten mehrere junge Leute mit Clipboards und Kopfhörern herum, eindeutig Kollegen von Amy. Insgesamt war der Eindruck recht überzeugend. Es wirkte wie eine richtige Silvesterparty, sogar eine Tanzfläche war vorhanden.
Eine Band betrat die Bühne und begann zu spielen. Eine Mischung aus Klassik und Swing erfüllte den Raum mit Leben.
Dann klatschte einer der Assistenten in die Hände, offensichtlich um die Aufmerksamkeit aller für die bevorstehende Aufnahme zu erlangen. Aber Damon schenkte ihm keine Beachtung, denn in diesem Augenblick betrat Rachel das Studio.
Ich hatte recht mit dem Kleid, war sein erster Gedanke. Es umschmeichelte ihre Kurven und wirkte sehr elegant. Der Rock umspielte ihre Knie, und die Waldtiere auf dem Stoff schienen im Scheinwerferlicht des Studios wie lebendig gewordene Wesen um Rachel zu tanzen. Irgendwie erinnerte ihn das Ganze an den magischen Effekt ihrer Schaufensterdekorationen.
Vielleicht war das ja der Grund, warum er nicht aufhören konnte, sie anzustarren. Natürlich hatten auch der Friseur und die Maskenbildnerin ihren Teil zu Rachels Gesamterscheinung beigetragen. Aber Damon fand, dass Rachel so etwas gar nicht brauchte, um hübsch zu sein!
Hübsch? Sie war einfach zauberhaft! Jedenfalls konnte er den Blick nicht von ihr abwenden, als Rachel nun direkt auf ihn zukam.
„Du siehst fantastisch aus“, sagte er mit rauer Stimme und räusperte sich verlegen.
„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du dieses Kleid gekauft hast“, sagte sie und sah an sich herunter, um das Muster zu betrachten. „Es ist wunderschön.“
„Ich habe es für dich gekauft“, erwiderte er aufrichtig. „Es lag ganz unten in dem Stapel von Kleidern, die du anprobiert hast. Das einzige Kleid, was zu dir passte. Deshalb habe ich es gekauft. Ich hatte gedacht, dass Celeste es dir vielleicht zu Weihnachten schenken könnte.“
Eigentlich klang das ganz plausibel, und doch zeigte ihr Blick eine gewisse Skepsis.
„Das war … wirklich nett von dir“, meinte sie zögernd.
„Es erinnert mich an deine Schaufensterdekorationen.“
Sie nickte. „Ja, genau das dachte ich auch, als ich es zum ersten Mal sah. Aber Gretchen meinte, es würde zu viel Aufmerksamkeit auf meine … Konfektionsgröße lenken.“
Damon schmunzelte. „Bitte glaube mir, es lenkt genau die richtige Aufmerksamkeit auf deine Figur. Du siehst einfach umwerfend aus.“
Plötzlich musste er wieder an jene Nacht denken, in der er Rachel hätte küssen können, wenn er es gewollt hätte. Aber das hatte er nicht. Weil sie die beste Freundin seiner Schwester war. Und weil sie nicht zu der Sorte von Mädchen gehörte, mit der man herumspielen konnte.
Rachel lächelte ihn schüchtern an. „Danke, Damon. Das war echt nett von dir.“
„Komm, es geht gleich los“, sagte er und führte sie zur Bar. „Lass uns ein Glas Sekt holen, und dann können wir noch ein bisschen reden, bis es Zeit für den Silvestercountdown ist, okay?“
„Willst du wirklich mehr über meine Arbeit erfahren?“, fragte sie ihn auf dem Weg dorthin.
„Allerdings!“, versicherte Damon. Nur zu gern wollte er Rachels warmer Stimme lauschen und ihr wunderschönes Gesicht betrachten, während sie von etwas erzählte, das sie begeisterte.
Er musste nur aufpassen, dass ihm Rachels Zauber nicht die Sinne verwirrte. Denn der Plan, der in seinem Kopf langsam Gestalt annahm, war rein geschäftlich und hatte absolut nichts mit Gefühlen zu tun …
„Noch zehn Minuten bis Mitternacht“, rief der Moderator, nachdem die Band ihren letzten Song beendet hatte. Die Gäste jubelten laut auf. Alle hatten inzwischen ziemlich viel getrunken, und die Stimmung war ausgelassen.
„Komisch“, murmelte Damon ironisch. „Für mich fühlt es sich wie Viertel nach neun an.“
Fast hätte Rachel laut losgeprustet, aber dann dachte sie an die Kameras und hielt sich gerade noch zurück. „Ja, für mich auch. Was für ein Zufall!“
Sie genoss die Situation, die sich so ganz anders entwickelt hatte als gedacht. Celestes Quizshow war so schrecklich gewesen, dass Rachel schon an einem Fluchtplan gearbeitet hatte, um nicht weiter dabei sein zu müssen.
Wie gut, dass Damon sie hierhergelotst hatte! Es machte richtig Spaß, mit ihm auf dieser inszenierten Silvesterparty herumzuhängen!
Was sie jedoch am meisten überraschte, war sein offensichtliches Interesse an ihrer Arbeit und an ihrem Leben. Er hatte sich nach ihren Zielen erkundigt, nach ihren Hoffnungen und Träumen. Dabei sprach sie normalerweise mit niemandem darüber, nicht einmal mit ihrer besten Freundin. Was natürlich damit zusammenhing, dass Celeste inzwischen eine steile akademische Karriere hingelegt hatte, während sie …
Aber mit Damon zu reden war ganz anders. Rachel fühlte sich von seinem Erfolg und seinem Reichtum nicht eingeschüchtert, wahrscheinlich weil auch er ganz locker damit umging. So, als würde er nur das tun, was ihm Spaß machte, und als wäre er selbst überrascht davon, wie gut es funktionierte. Dabei hatte sie keinen Zweifel, dass er wahrscheinlich sehr hart arbeitete.
Es war total spannend gewesen, den Abend mit ihm zu verbringen und herauszufinden, zu was für einer Art Mann sich der Junge von damals entwickelt hatte.
Ob er sich wohl auch an die Nacht erinnerte, als sie so lange miteinander gesprochen hatten? Spontan beschloss sie, ihn danach zu fragen.
„Sag mal, weißt du noch, wie wir damals auf der Uni auf diese Party gegangen sind und Celeste dann verloren haben?“
Damon erstarrte, und Rachel fragte sich einen Moment lang, ob das ein Fehler gewesen war. Aber vielleicht hatte sie sich seine Reaktion ja auch nur eingebildet, denn im nächsten Moment nickte er lächelnd.
„Ja, wir haben sie dann in der Bibliothek gefunden, richtig?“
„Wo sie sich eingeschlossen hatte, ohne es zu merken.“
Ihre Blicke trafen sich, und sie hatte das Gefühl, als würde er sich an die Nacht, die sie nie vergessen hatte, genauso erinnern wie sie. Es war für sie ein unvergessliches Erlebnis in ihrem sonst so eintönigen Leben gewesen.
Was man von seinem Leben natürlich nicht behaupten konnte. Es hätte Rachel nicht gewundert, wenn er jede Nacht damit verbracht hätte, über seine Träume und Hoffnungen zu sprechen und anderen sein Innerstes zu offenbaren. Aber damals hatte sie natürlich gehofft, dass seine Öffnung ihr gegenüber etwas ganz Besonderes war.
Im Nachhinein musste sie zugeben, sich wahrscheinlich geirrt zu haben. Damon war einfach ein sehr umgänglicher Mensch. Und was Frauen anging … Nun, mit anderen Frauen machte Damon wahrscheinlich sehr viel mehr, als nur zu reden.
Während Rachel nichts und niemand hatte, abgesehen von Celeste und ihrer deprimierenden Patchworkfamilie.
Aber immerhin hatte sie diesen Abend.
Was schließlich auch etwas war.
„Sollten wir nicht auf die Tanzfläche gehen?“, fragte sie plötzlich, als sie merkte, dass die anderen Partygäste sich vor der Bühne versammelten.
„Ja, gut möglich.“ Er griff nach ihrer Hand und zog sie aufs Parkett, während die Band ein schnelleres Stück begann. Rachel biss sich auf die Lippen, denn genau das hatte sie befürchtet.
Sie tanzte nie. Sie konnte gar nicht tanzen. Schon als kleines Mädchen war sie deswegen aus dem Ballett geflogen, und seitdem hatte sie es immer vermieden zu tanzen. Weder auf einer Party noch in einem Club oder auf einer Hochzeit. Tanzen war einfach nicht ihr Ding.
Doch jetzt erwartete man von ihr, genau das zu tun. Und ausgerechnet noch mit Damon Hunter.
Was jedoch das Komischste daran war, war, dass sie große Lust darauf hatte. Weil es um Damon ging. Freiwillig hätte sie sich nie darauf eingelassen, aber jetzt hatte sie keine andere Wahl. Auch wenn alles in ihr sich danach sehnte, wieder ungesehen in den Hintergrund zu verschwinden … diesmal würde sie nicht kneifen können.
Ihr Magen zog sich vor lauter Nervosität zusammen, doch sie folgte ihm aufs Parkett und versuchte dabei, die warnenden Stimmen in ihrem Kopf zu ignorieren.
„Es ist echt schon lange her, dass ich so was gemacht habe“, sagte er zu ihr und zog sie in seine Arme. Verzweifelt versuchte sie sich daran zu erinnern, wohin ihre Hände gehörten. Deshalb war sie auch sehr erleichtert, als er ihre Hand ergriff, sie mit seiner verschränkte und ihr die andere um die Hüften legte.
Inzwischen hatte sich die Musik verändert, ohne dass sie es mitbekommen hatte. Kein Wunder, denn sie spürte nur, dass sie in seinen Armen lag. Erst jetzt spürte sie, wie sinnlich das Stück war, das gerade ertönte.
Damon zog Rachel noch ein bisschen fester an sich heran und legte ihr seine Hand auf den Rücken, um sie besser über das Parkett führen zu können. Erneut fiel ihr auf, wie klein sie war, trotz ihrer Stiefeletten mit dem Absatz. Sie starrte auf seine breite Brust in dem weißen Hemd und versuchte, den Gedanken zu verdrängen, wie es sich anfühlen mochte, es aufzuknöpfen.
„Bist du okay?“, fragte er sie in diesem Moment und neigte den Kopf zu ihr herunter.
Rachel nickte stumm, denn sie traute sich nicht zu sprechen. Wann würde dieses verdammte Lied endlich zu Ende sein? Sie wusste überhaupt nicht, was sie hier tat, doch ihre Füße bewegten sich wie von selbst.
Noch nie zuvor war sie ihm so nahe gewesen. Und die ganze Zeit konnte sie nur daran denken, dass es wahrscheinlich auch nie wieder passieren würde.
Oder? Ach, warum hatte sie nie gelernt, sich durchzusetzen? Warum konnte sie sich nicht endlich für das einsetzen, was sie sich wünschte?
Hier war ihre Chance, und sie sollte sie unbedingt nutzen. Andererseits … was sollte sie tun, falls Damon sich wirklich für sie interessieren würde? Diese Möglichkeit war ebenso verlockend wie erschreckend.
Glücklicherweise war der Song in diesem Moment zu Ende, und der Moderator schnappte sich das Mikrofon und fing mit dem Countdown an, in den alle einstimmten.
Noch immer waren Damon und sie sich sehr nahe. Rachel neigte den Kopf und sah in seine unglaublich blauen Augen.
„Vier“, rief sie laut im Chor mit den anderen, und ihr Herz fing plötzlich wie wild zu klopfen an. Um sie herum taten die Leute so, als wäre das Ende des Jahres gekommen. Doch sie konnte an nichts anderes denken als an Damon.
„Drei. Zwei. Eins! Frohes neues Jahr!“ Plötzlich regnete es Konfetti, die Leute klatschten, und ein digitaler Big Ben schlug Mitternacht. Auch wenn es nur inszeniert war, ging es hier um ein neues Jahr, um einen Neuanfang, um die Chance, etwas zu verändern.
Dann spielte die Band das traditionelle „Auld Lang Syne“, und Damon zog sie erneut an sich.
„Happy New Year“, flüsterte Rachel und hielt den Atem an. Denn sie wusste, was jetzt kommen würde. Es ging gar nicht anders, es war einfach Schicksal.
Ein Schicksal, in das sie sich ergeben wollte.
„Happy New Year, Rachel“, flüsterte Damon, und sein Mund kam ihrem immer näher, bis …
Seine Lippen schmeckten nach Hitze und nach Sex, und hinter ihren Lidern explodierte ein Feuerwerk, das ihr den Atem nahm.
Sie hätte ihn ewig küssen können!
Viel zu früh löste Damon sich von ihr und flüsterte ihr zu: „Ich fürchte, wir müssen alle mitsingen.“
Erschrocken riss Rachel die Augen auf und sah, dass die anderen Gäste sich längst untergehakt hatten und das Lied mitsangen, die meisten davon eher laut als gut.
Zögernd stimmte sie leise mit ein und wurde im nächsten Moment von einem Fremden untergehakt, während Damon von ihr weggezogen wurde. Rachel sang ein paar Minuten lang mit, doch bei der erstbesten Gelegenheit machte sie sich unter einem Vorwand los und eilte aus dem Studio.
Denn in Wirklichkeit war nicht Silvester, und sie war immer noch dieselbe alte Rachel Charles. Auch wenn sie für einen Moment das Gefühl gehabt hatte, dass dem nicht so wäre.
Wo war sie hingegangen? Verblüfft sah Damon sich in der Menge um, wo alle sich umarmten und viele Paare wieder zu tanzen begonnen hatten.
Wo war Rachel nur?
Er konnte sich noch vage an das Programm erinnern, das der Moderator verkündet hatte, bevor sie zu drehen angefangen hatten. Die Band würde ein paar Lieder spielen, dann begann der Countdown zum Neuen Jahr. Ob Rachel noch einmal wiederkommen würde, um an der letzten Szene teilzunehmen, wo alle klatschten? Höchstwahrscheinlich nicht.
Und er hatte sie geküsst. Nachdem er sich den ganzen Abend lang immer wieder ins Gedächtnis gerufen hatte, dass die beste Freundin seiner Schwester wahrscheinlich eine der wenigen Frauen war, die sich überhaupt nicht für ihn interessierten, hatte er sie trotzdem geküsst. Was ihn offiziell zu einem Mistkerl machte.
Allerdings … Die Art, wie sie ihn angeschaut hatte … Wie sie getanzt hatten, wie er sie in seinen Armen gehalten hatte … War er wirklich der Einzige gewesen, dessen Herz doppelt so schnell wie sonst geschlagen hatte?
Er stieß einen tiefen Seufzer aus. Wahrscheinlich ja.
Aber er wusste auch, was ihn zu diesem Kuss bewogen hatte. Denn Rachel hatte jene Nacht angesprochen. Die einzige Nacht in seinem Leben, in der er das Gefühl gehabt hatte, dass jemand ihn voll und ganz verstand. Die Nacht, in der er sich einem anderen Menschen nahe genug gefühlt hatte, um ihm zu verraten, was in ihm vorging. Für sie war es höchstwahrscheinlich nur eine Anekdote. Sie hatte ja selbst gesagt, dass es damals vor allem um Celeste gegangen war, die sie schließlich in der Bibliothek gefunden hatten, wo sie sich aus Versehen eingeschlossen hatte.
Aber für Damon war es ein entscheidender Wendepunkt in seinem Leben gewesen. Natürlich war ihm das damals nicht klar gewesen, denn er war erst achtzehn gewesen, ziemlich betrunken und hatte Angst um seine verschwundene Schwester gehabt. Aber später, sehr viel später und immer, wenn er Rachel begegnete, fiel ihm alles wieder ein.
Er hatte sich damals nur von ihr getrennt, weil ihm ihre unerwartete Nähe Angst gemacht hatte. Und er kannte sich gut genug, um zu wissen, dass er die Erwartungen, die andere Menschen an solch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit knüpften, nie erfüllen konnte. Außerdem war Rachel anders als die Mädchen, mit denen er sonst zusammen war. Mit ihr konnte er nicht einfach schlafen und sie dann zurücklassen, als wäre nichts geschehen.
Deshalb hatte er sie immer unter der Überschrift „Celestes beste Freundin“ abgehakt und es dabei belassen. Doch jetzt hatte sie selbst diese Nacht erwähnt, und er hatte sie geküsst. Er hatte sie geküsst, und sie war verschwunden. Das sprach doch Bände.
Ach, warum konnte er es nur nicht lassen? Wie oft hatte seine Schwester ihm vorgeworfen, dass er seinen Charme dazu missbrauchte, Frauen zu verführen?
Er ging auf die Bar zu und ließ sich langsam auf einem freien Hocker nieder. Dann betrachtete er das laute Treiben um sich herum. Alle schienen sich köstlich zu amüsieren. Alle außer ihm. Und Rachel natürlich, die sich aus dem Staub gemacht hatte, ohne sich von ihm zu verabschieden.
Vielleicht sollte er ja mit seiner Schwester darüber sprechen. Der Dreh war schließlich zu Ende, es war bereits halb zehn, wie ihm ein Blick auf seine Uhr zeigte. Er machte sich auf den Weg zur Garderobe und fand dort auch wirklich Celeste vor, die wieder ihr übliches Schwarz und Weiß trug. Ihr Haar und ihr Make-up waren noch immer perfekt, das Stirnrunzeln, mit dem sie ihn betrachtete, war es allerdings nicht.
„Wo, zum Teufel, ist Rachel?“, wollte sie wissen.
Er zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Wir waren beide Komparsen für die Silvesterszene, weil sie nicht genug Leute hatten. Und danach ist sie verschwunden.“
Celeste schüttelte den Kopf. „Kein Wunder, wahrscheinlich hatte sie die Nase voll von dem ganzen Schwachsinn. Das kann ich ihr nicht mal verübeln bei all den idiotischen Fragen, die mir dieser inkompetente Moderator gestellt hat.“
„Aber er hat sie doch nur abgelesen!“, verteidigte Damon den armen Theo Montgomery.
„Weil er zu blöd ist, sie sich selbst auszudenken“, erwiderte sie.
Wie aufs Stichwort erschien in diesem Moment der Mann, über den sie gerade gesprochen hatten. Bestimmt hatte er den letzten Satz noch gehört.
Damon ging auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen. „Guten Abend, Mr. Montgomery. Ich bin Damon Hunter, Celestes Bruder, und ich möchte mich für das unmögliche Verhalten meiner Schwester aufrichtig entschuldigen.“
Der Moderator schüttelte lächelnd den Kopf. „Danke, aber das ist nicht nötig. Glauben Sie mir, ich habe schon Schlimmeres erlebt.“
„Sag mal, wo ist Rachel?“, hakte Celeste nach, ohne Montgomery eines Blickes zu würdigen.
„Keine Ahnung. Sie hat sich einfach aus dem Staub gemacht. Ich weiß auch nicht, warum.“
„Was hast du getan?“
„Wieso glaubst du, ich hätte irgendetwas getan?“, gab er zurück.
Celeste lachte höhnisch. „Weil du das immer tust. Hast du vielleicht mit einer anderen Frau geflirtet?“
„Nein, natürlich nicht“, gab er verletzt zurück. „Wir haben miteinander getanzt, und ich kann dir versichern, ich habe mich ihr gegenüber wie ein Gentleman verhalten.“
Seine Schwester sah ihn erstaunt an. „Rachel hat getanzt? Das kann ich mir nicht vorstellen. Komm, lass uns fahren, dann kannst du mir ein bisschen mehr darüber erzählen.“ Zu Theo gewandt, setzte sie noch hinzu: „Vielen Dank, dass Sie mich eingeladen haben, Mr. Montgomery. Ich hoffe, beim nächsten Mal sind Ihre Fragen ein bisschen intelligenter.“
Damit rauschte sie aus der Garderobe, und Damon konnte gar nicht anders, als ihr zu folgen.
„Tut mir echt leid“, sagte er beim Hinausgehen noch zu dem Moderator.
Doch dieser lachte nur. „Kein Problem. Guten Abend!“
Auf dem Weg nach draußen überlegte Damon fieberhaft, wie er einem Verhör von Celeste entgehen könnte. Schließlich konnte er ihr ja nicht erzählen, was passiert war.
Ich habe deine beste Freundin geküsst.
Bestimmt würde Celeste ihm gehörig den Kopf waschen, und darauf hatte er nun gar keine Lust.
Er seufzte tief. Der ganze Abend war völlig anders verlaufen, als er gedacht hatte. Und trotzdem … Als er sich daran erinnerte, wie es sich angefühlt hatte, Rachel in seinen Armen zu halten, hätte er an diesem Abend nichts ändern wollen.
Rachel hörte die Weihnachtslieder, die im Kaufhaus ertönten, während die Kunden nach passenden Geschenken für ihre Lieben suchten. Sie saß in ihrem winzigen Büro und war froh, abseits des Trubels zu sein. Erst morgen würde ihre nächste Schicht beginnen. Die Schaufenster waren längst alle fertig dekoriert, und das bedeutete, sie konnte sich um die Weihnachtskarten kümmern, die Hartbury & Sons traditionell an ihre Stammkunden verschickten.
Als sie im August darüber nachgedacht hatte, wie sie ihre Kampagnen zu Weihnachten gestalten sollte, war sie von der Aussicht noch ziemlich begeistert gewesen. Aber wie so oft hatten die Anforderungen ihres Jobs und ihre Verpflichtung gegenüber der Familie die Oberhand gewonnen, und jetzt hatte sie Anfang Dezember noch fast die ganze Weihnachtspost zu erledigen.
Hannah und der Vorstand waren ziemlich altmodisch, was das Marketing betraf. Sie dachten, dass eine halbseitige Anzeige in einer Zeitung genügen würde, um Aufmerksamkeit zu erregen. Ihre Stiefmutter betonte immer wieder, dass Hartbury’s eine Institution war. Was offenbar bedeutete, dass sie gar keine Werbung machen mussten.
Wobei Hannah natürlich völlig außer Acht ließ, dass die Welt sich geändert hatte, wie Rachel ihr und dem Vorstand immer wieder zu erklären versuchte. Ja, selbstverständlich hatten die Leute von ihnen gehört. Aber wenn sie ihnen keinen Grund gaben, ihr Geld ausgerechnet bei ihnen auszugeben, würden sie auch nicht kommen. Heutzutage wurde es immer schwieriger, Kunden zu gewinnen. Es hatte Monate gedauert, bis Rachel den Vorstand davon hatte überzeugen können, eine Agentur zu engagieren, die sich um das Onlinegeschäft kümmerte. Und das hatte ihnen auch nur deshalb eingeleuchtet, weil sie erkannt hatten, dass viele ihrer Kunden inzwischen am anderen Ende der Welt wohnten und keine andere Möglichkeit hatten, bei ihnen einzukaufen.
Dafür aber gleich ein ganzes Online-Marketing-Team anzustellen, ging ihnen doch zu weit. Was bedeutete, dass es Rachels Aufgabe war, das traditionsreiche Kaufhaus ins 21. Jahrhundert zu bringen, ob ihr das nun gefiel oder nicht.
Nachdenklich betrachtete sie die Fotos, die sie für die Kampagne ausgesucht hatte, und fragte sich, ob sie nicht ein wenig altbacken waren. Sie hatte sich an die bewährten weihnachtlichen Bilder gehalten, doch jetzt überlegte sie, ob sie das Ganze nicht vielleicht ein bisschen persönlicher gestalten sollte. So könnte sie zum Beispiel Fotos von ihren Schaufenstern machen und diese als Teil der Kampagne benutzen. Schließlich war sie stolz auf ihre Arbeit und wusste, dass sie vielen Kindern und Eltern eine Freude damit machte.
Ja, ihre Dekorationen konnten sich sehen lassen. Das hatte selbst Damon gesagt, und er …
„Verdammt!“ Rachel runzelte die Stirn und sah auf ihre Uhr. Fünf Minuten. Es hatte ganze fünf Minuten gedauert, bis sie wieder an ihn gedacht hatte. An ihn und den Kuss. Das war wahrscheinlich ein neuer Rekord.
Heute war Dienstag, und noch immer beschäftigte sie der Abend, den sie miteinander verbracht hatten. Wahrlich kein gutes Zeichen!
Am nächsten Tag hatte Celeste sie angerufen und sich für alles, was ihr Bruder ihr angetan haben könnte, entschuldigt. Rachel hatte es weggewischt und behauptet, alles wäre in Ordnung und sie hätte einfach nur Kopfschmerzen gehabt.
Natürlich hatte sie sofort gemerkt, dass ihre Freundin ihr nicht glaubte. Aber es war auch klar, dass Damon ihr nichts erzählt hatte, was Rachel ein wenig erleichterte.
Schon zweimal hatte sie sich in den falschen Mann verguckt. Einmal, als sie noch in der Highschool war, und das zweite Mal letzten Sommer in Toronto mit Tobias, wofür es wirklich keine Entschuldigung gab.
Dieses Mal wusste sie es endlich besser. Denn schließlich war Damon schon seit zehn Jahren eine Konstante in ihrem Leben und hatte nie eine Andeutung gemacht, dass sie für ihn mehr war als die beste Freundin seiner Schwester. Nun, zumindest konnte sich Rachel darauf verlassen, dass Damon niemals mit ihr flirten würde, nur um danach zu behaupten, es sei alles nur ein Spaß gewesen. Nein, Damon war ein völlig anderer Mensch als Tobias!
Bestimmt war das mit dem Kuss auf der Fernsehparty nur ein Versehen gewesen. Ein Ausrutscher, den er längst vergessen hatte.
Rachel stieß einen tiefen Seufzer aus und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Bis jemand an die Tür klopfte.
„Rach?“ Ihr Vater steckte den Kopf durch die Tür. Sie sah auf und blickte ihn an. Wie mochte es ihm wohl gehen? Schlugen die Medikamente an? Aber eigentlich sah er so aus wie immer. „Kann ich reinkommen?“
„Natürlich. Wenn du es schaffst.“ Ihr Büro war winzig, es gab kaum genug Platz für ihren Schreibtisch, den Stuhl und das Regal.
Das schien ihr Vater auch zu denken, denn er blieb im Türrahmen stehen. Hinter ihm erhaschte sie einen Blick auf das volle Kaufhaus mit all der Kundschaft.
„Braucht man mich im Verkauf?“, fragte sie besorgt.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich … nun ja, deine Stiefmutter hat sich Sorgen um dich gemacht, deshalb bin ich hier. Sie meinte, du hättest vielleicht nichts Passendes zum Anziehen für unsere Weihnachtsfeier.“
Rachel schüttelte den Kopf. Sie wollte schon protestieren, bekam aber nicht die Gelegenheit dazu.
„Deshalb haben wir dir das hier gekauft!“ Er griff in die Tüte, die er in der Hand hielt, und zog ein zeltförmiges Etwas mit einem Schottenmuster daraus hervor. Eine richtige Scheußlichkeit. Erwartungsvoll sah er sie an und wartete auf ihren Kommentar.
Rachel wusste auch nicht, wie ihr Vater und ihre Stiefmutter es anstellten. Aber tatsächlich schafften sie es immer wieder, Kleider für sie zu finden, die sie geradezu unterirdisch fand. Dieses hier würde sie vom Kopf bis zu den Waden bedecken, und das karierte Muster sprang ihr geradezu schmerzhaft ins Auge. Der Stoff sah steif und ungemütlich aus, und die Krönung des Ganzen war eine rote Satinschleife, die besser zu einer Fünfjährigen gepasst hätte.
„Ist es nicht toll?“, fragte ihr Vater begeistert, und sie hatte das Gefühl, dass er sie wieder als kleines Mädchen sah. „Hannah hat so einen guten Geschmack. Es war doch sehr nett von ihr, sich deinetwegen Gedanken zu machen, findest du nicht auch?“
Seine Stimme klang ein bisschen verzweifelt, und die Botschaft darunter war klar. Das alles tat er nur für sie. Er wollte, dass sie glücklich war und dass alle sich wie eine große Familie fühlten.
Auch wenn er es nie gesagt hatte, wusste Rachel, dass es vor allem ihretwegen gewesen war, dass er so schnell wieder geheiratet hatte. Dabei hatte er völlig übersehen, dass sie den Tod ihrer Mutter längst noch nicht überwunden hatte. Mit vierzehn Jahren war es ihr unmöglich gewesen, ihre Stiefmutter zu akzeptieren, und es war eine sehr schwierige Zeit gewesen.
Ich warte noch auf die nächsten Untersuchungsergebnisse, dachte sie bei sich. Erst dann werde ich ihm sagen, dass ich ausziehen will.
Einen Schritt nach dem anderen.
Aber dieses Kleid … es war wieder ein Beweis dafür, wie ihre Familie sie wahrnahm. Sie schämten sich ihrer! Am liebsten hätten sie es wohl gesehen, wenn Rachel sich auf der Party einen Sack über den Kopf gezogen hätte …
Plötzlich musste sie an das wunderbare Kleid denken, das Damon ihr geschenkt hatte. Er dachte, dass sie es verdient hatte, sich wohlzufühlen. Er sah sie so, wie sie wirklich war.
Das musste doch etwas bedeuten, oder?
Ihr Vater sah sie noch immer erwartungsvoll an und wartete auf ihr Urteil. Sie gab sich einen Ruck.
„Es ist sehr festlich“, sagte sie und setzte noch hinzu: „Wirklich nett von Hannah, dass sie an mich gedacht hat.“
Erleichtert lächelte ihr Vater. „Ich wusste doch, dass es dir gefallen würde. Dann nehme ich es mit nach Hause und hänge es in dein Zimmer, ja?“ Er wandte sich zum Gehen und drehte sich dann noch einmal um. „Übrigens, du hast recht, heute ist wirklich viel los. Bestimmt wäre es nicht schlecht, wenn du im Verkauf aushelfen könntest.“
„Wird gemacht“, versprach sie, konnte jedoch einen kleinen Seufzer nicht unterdrücken. Offensichtlich musste ihre Kampagne in den sozialen Medien noch warten. Schon wieder.
Resigniert klappte sie ihren Laptop zu und erhob sich von ihrem Schreibtisch. Als sie nach ihrem Handy griff, sah sie, dass eine neue SMS gekommen war.
Von Damon.
Hast du heute Nachmittag vielleicht Zeit?
Damon hatte sich redliche Mühe gegeben, den Kuss zu vergessen. Immer wieder rief er sich ins Gedächtnis, dass Rachel nur die Freundin seiner Schwester war und nie auch nur andeutungsweise gezeigt hatte, dass sie sich für ihn interessierte.
Und doch …