Julie kehrt heim - Anne Karin Elstad - E-Book

Julie kehrt heim E-Book

Anne Karin Elstad

4,8

Beschreibung

Sonntag, der 28. April 1940: Am Himmel von Kristiansund erscheinen deutsche Jagdflugzeug, um die norwegische Stadt zu bombardieren. Die Einwohner beobachten bestürzt das schreckliche Schauspiel. Von nun an ist der Krieg nicht mehr etwas, was weit entfernt von ihnen geschieht, sondern etwas, das sie am eigenen Leib zu spüren bekommen: die Lebensmittelknappheit, die Angst vor den Besatzern und die Sorge um die eigenen Söhne. Repressionen machen auch Julies Leben schwer. Ihre Familie ist gespalten zwischen Anhängern und Ablehnen der deutschen Besatzungsmacht. Misstrauen wuchert im Ort Unkraut, Gerücht machen die Runde. Wer steht auch welcher Seite? Wem kann man noch vertrauen? Auch Julie und Jörgen müssen erfahren, dass Familienbeziehungen und engste Freundschaften durch die allgemeine Unsicherheit auf eine harte Probe gestellt werden.Der dritte Band der Familiensaga um die weibliche Hauptfigur Julie schildert den Zweiten Weltkrieg und die darauf folgenden Jahre als eine Zeit der Selbstprüfung und des Aufbruchs. AUTORENPORTRÄTAnne Karin Elstad wurde 1938 in Valsøyfjord in Nordmøre Norwegen geboren. Sie arbeitete als Lehrerin, bis sie 1976 ihren ersten Roman veröffentlichte. Elstad gehört mit Gaarder zu den bekanntesten und erfolgreichsten Schriftstellern Norwegen. Elstad war in ihrem Heimatland so populär, dass sie schon für Schlagzeilen sorgte, wenn sie nur ein Manuskript im Verlag ablieferte. Ihre Bücher sind in Norwegen Bestseller und verkaufen sich über eine Million Mal. Sie hat zahlreiche Auszeichnungen für ihre Bücher erhalten. 2003 und 2006 hat sie unter anderem den norwegischen Leserpreis erhalten. Elstad starb am 4. april 2012. Insgesamt hat sie fünfzehn Bücher geschrieben.REZENSION"Elstads Buch liest sich wie der schwedische Erfolgsroman Hannas Röchet von Marianne Fredriksson." - Ostsee Zeitung"Anne Karin Elstad ist eine wahre Meisterin im Schildern von Einzelschicksalen." - Aftenposten"Anne Karin Elstad ist eine glänzende Erzählerin." - Aftenposten"Anne Karin Elstad bietet Lesehungrigen, Menschen, die nach Erzähltem süchtig sind, echten Lesestoff." - Aftenposten-

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Anne Karin Elstad

Julie kehrt heim

 

 

Saga

1

Es ist Sonntag, der 28. April 1940.

An diesem Wochenende ist ungewöhnlich schönes Wetter, es erinnert schon eher an den Sommer als an den Frühling. Der Himmel hoch und blau über dem Ort mit den frisch gepflügten Äckern und dem sprießenden Grün. Das Einzige, was die Ruhe an diesem friedlichen Sonntagmorgen in aller Herrgottsfrühe stört, sind zwei deutsche Jagdflugzeuge, die tief über die Häuser streichen, ehe sie den Fjord entlang zum Meer hin verschwinden. Die Flugzeuge kommen aus Værnes, nehmen die Leute an. Denn wie zu erfahren war, haben die Deutschen den Flugplatz von Værnes eingenommen.

Später am Vormittag bildet sich am westlichen Himmel eine Wolkenbank, als wäre ein großes Unwetter im Anzug. Schwarze, unruhige Wolken, die aufsteigen und wieder sinken. Zu diesem Zeitpunkt wissen einige schon Bescheid, da ein paar Telefonverbindungen zur Stadt zustande gekommen sind. Die Nachricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer im Ort. Die Stadt wird bombardiert, Kristiansund brennt.

An diesem Abend finden sich Leute aus der ganzen Umgebung auf dem Kirchberg ein. Die Nächte sind bereits kürzer geworden; bei dem schönen Wetter, das jetzt herrscht, wird es nicht stockdunkel, der Ort ist nur in ein undurchdringliches blaues Licht getaucht. Die Häuser und die Berge ringsum stehen als dunkle Silhouetten am Himmel, auf den Höhen liegt aber noch Schnee. Die Menschengruppe steht schweigsam da, versammelt wie um ein Grab, Kinder, Frauen und Männer. Die Frauen jedoch befinden sich in der Mehrzahl, denn ringsum auf den Höfen sind viele Mütter mit ihren Kindern aus der Stadt einquartiert. Ihre Männer sind nicht hier, sie sind vor Ort geblieben, dort, wo sie jetzt hinschauen und nicht glauben können, was sie sehen. Es ist wie ein spektakulärer Sonnenuntergang weit im Westen. Ein tanzender Sonnenuntergang, der kein Ende zu nehmen scheint. Und über dem roten Flammenmeer Wolken, die dunkler sind als der Nachthimmel. Die Gesichter wie helle Flecke in der blauen Dunkelheit. Bei näherem Hinsehen ist eher Zweifel als Angst in diesen Gesichtern zu erkennen. Ein Zweifel, durch den die ganze letzte Zeit, diese unwirklichen Wochen und Tage geprägt waren. Eheleute, die sich vor anderen bisher niemals berührt haben, stehen Arm in Arm da. Die kleinen Kinder sind im Bett, die größeren und die dem Kindesalter fast schon Entwachsenen suchen Schutz bei ihrer Mutter oder dem Vater. Die Kinder, die sonst solche Momente, wenn sich viele Menschen versammelt haben, für Spaß und Tollerei nutzen, sind still, ganz still.

Einer jedoch steht außerhalb der Menge. Viele von denen gibt es hier nicht, aber er dort ist einer von ihnen, und alle wissen das von ihm, seit langem. Er ist der Bauer von einem der größten und am besten instand gehaltenen Höfe der Gegend. In unzähligen Diskussionen hat er Farbe bekannt, stets ein unerschütterliches Vertrauen zu Hitler zum Ausdruck gebracht und später auch zu Quisling. Niedergemacht haben sie ihn, abfahren lassen haben sie ihn, gelacht über ihn, aber meistens haben sie ihn mit dem, was er in diesen heißen Diskussionen vorgebracht hat, gar nicht ernst genommen. Eher hatten sie wohl das Gefühl, dass er sie zum Narren hielt. Denn er, Hallgrim Ås, war ein allseits respektierter Mann im Ort, und seinen Worten wurde ansonsten Gewicht beigemessen. Früher gehörte er zu den Wenigen, die hier in der Kommune für die Bauernpartei stimmten. Jahrelang saß er in der Gemeindeversammlung, bis er sich nicht mehr zur Wiederwahl stellte und Mitglied in Quislings Partei wurde. Gescheit ist er und ein guter Bauer, er ist eigensinnig und hat einen starken Willen, mit dem es so leicht niemand aufnehmen kann. Jetzt steht er hier mit seinen Leuten außerhalb der Menge und betrachtet dieses düstere Schauspiel in der Ferne, und er bleibt nicht lange. Im Davongehen dreht er sich um.

»Macht, dass ihr nach Hause kommt. Was soll dieser Zirkus hier. Und außerdem wisst ihr ja wohl, es wurde angeordnet, dass Menschenansammlungen dieser Art jetzt nicht mehr stattfinden sollen. Macht, dass ihr nach Hause kommt, ja!«

Keiner lacht mehr über Hallgrim Ås. Nach seinen Worten ist ihnen das Lachen im Halse stecken geblieben. Sie sind an sarkastische Bemerkungen aus seinem Munde gewöhnt, doch das war etwas Neues, jeder ahnt die versteckte Drohung hinter dem, was er sagt.

Nachdem er außer Hörweite ist, sagt jemand:

»Der soll sich man vorsehen, der Hallgrim, und sich nicht für zu groß halten. Denn noch haben die Deutschen uns nicht besiegt.«

Diese Worte lösen ein verbittertes Gemurmel in der Menge aus, dann kehrt wieder Stille ein. Keiner sagt etwas. Doch einer mit seiner Familie folgt Hallgrim kleinlaut nach, der Schuhmacher aus Øra.

»O ja, der arme Schlucker«, sagen sie dazu, »ja, dass der leicht hereinzulegen ist, das ist klar. Ansonsten ist er gewiss keine große Gefahr, der kann keiner Fliege etwas zuleide tun.«

Julie spürt die Wärme von Jørgens Arm auf den Schultern und das Gewicht des Kindes im Bauch. Die Angst sitzt ihr wie ein Kloß im Hals. Krister, ihr Sohn, ist dort, in diesem Inferno, ein Inferno, das muss es sein. Schreckensbilder kommen in ihr hoch, wie viele werden es nicht rechtzeitig geschafft haben, dem zu entkommen. Sie hat ihre Arme um Helene gelegt. Die kleine, zierliche Helene, die wie ein junges Vögelchen zittert. Helge steht direkt vor ihr, er wird jetzt bald zwölf, reicht ihr schon bis an das Kinn. Auch Jostein ist hier, er ist vierzehn, zu groß, um sich von jemandem umarmen zu lassen, doch er steht so dicht bei seinem Vater, dass sich ihre Schultern berühren, wenn sie sich bewegen. Jostein ist mehr als die anderen Papas Sohn, wenn er schulfrei hat, geht er Jørgen als volle Arbeitskraft zur Hand. Sogar Synnøve ist hier, gemeinsam mit Selma. Auch die beiden Alten stützen sich gegenseitig.

»Trotz allem bin ich froh, ein Glück, dass Erling und Kristoffer das nicht mehr erleben müssen«, sagt Synnøve mit vor Weinen zitternder Stimme.

Selma weint mit, lautlos in ihr Taschentuch hinein.

»Nein, ich halte das nicht mehr aus, wir gehen jetzt nach Hause«, sagt Synnøve.

»Die Frage ist nur, ob ihnen nicht noch mehr erspart bleibt«, sagt Jørgen so leise, dass Julie es kaum hören kann.

»Frierst du? Vielleicht solltest du auch nach Hause gehen?«, fragt er.

»Nein, nein, noch nicht. Gleich.«

Erst jetzt merkt sie es, es ist eher wie eine vage Ahnung, wie eine leichte Kälte, die etwas anderes ist als kühle Frühlingsluft. Denn ist nicht zwischen ihr und ihren Leuten, die bei ihr stehen, und den anderen, die hier sind, der Abstand etwas größer? Stehen die anderen nicht dichter zusammen? Ist zwischen ihnen und den Leuten von Storvik nicht mehr Platz gelassen worden? Ist das nur etwas, was sie sich einbildet, weil sie gänzlich außer sich ist, weil sie so furchtbar müde ist?

Sie merkt auch, wie Helene, um die sie einen Arm gelegt hat, fröstelt.

»Ich gehe jetzt nach Hause«, sagt Helene.

»Soll ich mitkommen?«

»Nein, bleib nur hier.«

Ob Helene dasselbe empfunden hat wie sie? Ist das der Grund, warum sie geht? Oder hat sie vielleicht gehört, was Jørgen sagte, als die beiden Alten gingen? Hatte Helene verstanden, was er meinte?

»Ach, dann gehe ich auch«, sagt sie und will, dass die Jungen mitkommen. »Sie müssen morgen zur Schule.«

»Nein, lass sie ruhig hier bleiben«, sagt Jørgen. »Was sie jetzt erleben, ist Geschichte für sie, mehr als ihnen irgendeine Schulstunde geben kann.«

Allmählich wird die Gruppe auf dem Kirchberg kleiner. Zuerst verlassen die Frauen den Platz, sie versammeln ihre Kinder um sich und gehen dann, jede für sich, zögernd, denn der Anblick dort hält sie in Bann. Jørgen schickt die Jungen nach Hause, er selber bleibt noch mit einer Hand voll Männer zurück. Es geht schon auf Mitternacht zu, aber dieses wahnwitzige Lichterspiel im Westen dauert ununterbrochen an.

»Hört das denn überhaupt nicht mehr auf?«, sagt jemand. Ansonsten sind sie genauso stumm wie vorher, lediglich hin und wieder einzelne Einwürfe, die keine Antwort erfordern und die die Nacht verschlingt.

Jørgen kann die verschlossenen Gesichter um sich herum fast nur erahnen. Jeder ist, wie er selber auch, in seinen eigenen Gedanken versunken.

»Machst du dir um den Jungen keine Sorgen?«, fragte sie, als sie ging. Er macht sich um Krister keine Sorgen? Er, der hier mit beklemmender Angst in der Brust steht, der die ganze Zeit an nichts anderes denken kann als an Krister. Und wenn dem Jungen etwas passieren sollte, das würde sie nicht verkraften. Und zwar nicht aus dem Grunde, weil sie die anderen drei nicht genauso liebt. Niemand kann Zweifel daran haben, dass sie eine gute Mutter ist, dass die Kinder das Wichtigste in ihrem Leben sind, und so ist es wohl auch. Doch niemals leuchten ihre Augen so vor Stolz und Liebe, wie beim Anblick Kristers. In den letzten Jahren, seit er in der Stadt zur Schule geht, noch mehr als zuvor. Zuerst, als er zur Mittelschule ging, und jetzt, seit er das erste Jahr das Gymnasium besucht. An den Wochenenden, wenn er nach Hause kommt, ist sie von ihm völlig in Anspruch genommen, und sie sorgt immer dafür, dass etwas Besonderes auf den Tisch kommt, wenn er da ist. Lässt er durchblicken, dass sie zu viel Aufhebens macht und damit die Eifersucht der Brüder wecken könnte, lacht sie nur und sagt, dass er ihr schon gönnen müsse, dass sie für Krister ein bisschen was Besonderes mache, so selten wie er zu Hause sei, und das Verhältnis zwischen Jostein und Krister sei schon immer gespannt gewesen. Jørgen findet, Julie sollte klug genug sein, um die Sache nicht noch zusätzlich anzuheizen. Diese beiden Brüder sind sehr verschieden. Jostein hat ein hitziges Temperament, während Krister ruhig und besonnen ist. Dass es nicht zu noch mehr Zank und Streit zwischen ihnen kommt, als es ohnehin schon gibt, ist allein Krister zu verdanken. Er reagiert beherrscht, während Jostein heftig wird und nicht zurückstecken kann. Das liegt an den roten Haaren, Josteins Temperament könne gar nicht anders sein, pflegt Julie zu sagen.

Helge ist anders, gleicht in fast allem Krister, außer, dass er ein Blondschopf ist, während Krister schwarze Haare hat. Aber ansonsten hat er Kristers Gesichtszüge und seinen Körperbau. Was den Leuten an Helge am meisten auffällt, sind seine großen, braunen Augen mit langen schwarzen Wimpern wie bei einem Mädchen. Er hat einen Blick, der einen zusammenzucken lässt. Er hat denselben Hang zum Lesen wie Krister, und er ist genauso verträumt wie er. Und er bewundert den großen Bruder grenzenlos. Wenn Krister zu Hause ist, klebt ihm Helge an den Fersen, von seiner Ankunft bis zur Abreise. Doch Jørgen beobachtet an Helge dieselbe Weichheit, dieselbe Schwäche, die sein eigener Bruder, Ivar, hat. Krister ist da anders. Denn obwohl er eine Ruhe und Autorität ausstrahlt, die kaum jemand bei einem Burschen, der noch nicht einmal siebzehn ist, erwartet, hat er einen Willen und ein Temperament, die, wenn er sie zeigt, andere zum Schweigen bringen. Selbst er, der Vater, weiß manchmal nichts zu sagen, wenn Krister seinen Blick auf ihn richtet. Es ist ihr Blick, Julies Blick. Das bekam er letzten Sommer zu spüren, als sie einen verbissenen Kampf darum führten, ob Krister im Gymnasium anfangen sollte oder nicht. Da hatte er Krister und Julie gegen sich. Es war ein Kampf, den er verlieren musste, aber er hatte standgehalten, sozusagen bis Krister reisefertig dastand. Er selbst war der Meinung, die Mittelschule würde ausreichen. Welchem anderen Bauernsohn hier in der Gemeinde werde eine solche Möglichkeit geboten? Und was solle er mit mehr, er, der eines Tages der Bauer auf Storvik sein wird? Da schauten sie ihn nur an, alle beide, und er wusste, was er schon seit langem gewusst hatte und was er noch immer nicht wahrhaben will. Es ist ungewiss, dass Krister einmal Bauer hier auf dem Hof wird.

Trotzdem hat er dagegen gekämpft. Krister sollte nun zu Hause bleiben, bei der Bewirtschaftung des Hofes helfen, er würde gebraucht werden, gehörte hierher. Der Nächste sei jetzt mit der Schule dran, und das sei Jostein, hatte er gesagt. Krister solle sich nun seinen Brüdern gegenüber als großherzig erweisen, gegenüber seinem Zuhause, nicht nur an sich denken. Nichts half, Krister fuhr in die Stadt ins Gymnasium. Aber das würde nicht bedeuten, dass der Weg nun für Jostein verbaut sei, sagte Julie. Wenn es so weit ist, soll er auf der Mittelschule beginnen. Bei Selma gebe es Platz im Hause und im Herzen für alle.

»Na, das sind ja schöne Aussichten, was die Hilfe auf dem Hof angeht«, sagte Jørgen sarkastisch.

Offenbar hatte dieser Sohn alles mitbekommen. Er ist gut in der Schule, Julie hatte im letzten Sommer bei einer Fahrt in die Stadt einen Lehrer von der Mittelschule getroffen. Stolz berichtete sie, was er gesagt hatte. Dass Krister durch die Schule gegangen sei wie das Messer durch die Butter. Dass Krister vor allen Dingen das Abitur machen müsse, solche Fähigkeiten dürften nicht verloren gehen. Das war eines ihrer stärksten Argumente, als sich die Auseinandersetzung zuspitzte.

Im Übrigen beschäftigt sich Krister mit so vielen Dingen, dass sie sich manchmal darüber wundern, dass er noch Zeit und Ruhe für die Hausaufgaben findet und um in die Schule zu gehen. Er spielt gut Klavier, allerdings betreibt er es in letzter Zeit nicht mehr so ernsthaft. Er spielt jetzt meistens ohne Noten, populäre Schlager und das, was sie Jazz nennen. Letzteres klingt für Jørgens Ohren wie Krach, doch unter den jungen Leuten ist es zweifellos beliebt. Und seit er auf die Grundschule kam, hat er auf der Bühne gestanden, bei Weihnachtsbaumfesten, zum Nationalfeiertag am siebzehnten Mai, zu Basaren und bei anderen Gelegenheiten. Am liebsten trägt er Gedichte vor, und merkwürdigerweise wird er von seinen Kameraden deshalb nicht gehänselt. Das ist wohl deshalb so, weil er sich auch auf vielen anderen Gebieten behauptet. Im Skifahren, in der Leichtathletik, allmählich ist ihm das viele Training körperlich anzusehen. Er scheint jetzt ausgewachsen zu sein, er muss bald einsneunzig sein. Und eine athletische Figur hatte er schon immer. Jetzt ist er schlank, aber breitschultrig und muskulös. Fast, als wäre es des Guten ein bisschen zu viel geworden, als könnte er dadurch etwas hochnäsig werden. Doch es sieht nicht so aus. Alles was er mitbekommen hat, scheint er mit der größten Selbstverständlichkeit hinzunehmen. Wahrscheinlich ist das so natürlich für ihn, dass er sich selber gar nicht darüber im Klaren ist.