Julius Caesar und das Ende der Römischen Republik - Martin Jehne - E-Book

Julius Caesar und das Ende der Römischen Republik E-Book

Martin Jehne

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Beschreibung

JULIUS CAESAR UND ALEXANDER DER GROSSECaesar soll Alexander um dessen militärische Erfolge schon in jungen Jahren beneidet haben: Doch selbst wenn das wohl eine spätere Erfindung war, so waren jedenfalls Caesars Ambitionen ebenso außergewöhnlich wie seine Talente. Der Systemumbruch von der Republik zur Monarchie in Rom ist eng verknüpft mit seinem Wirken.CAESARS AUFSTIEG UND DER WEG IN DEN BÜRGERKRIEGDie Karriere Caesars verlief in den gängigen Bahnen, unkonventionell war aber seine hohe Einsatz- und Risikobereitschaft. Als Caesar 59 v. Chr. Konsul wurde, erkannte er die Chance zur eigenen Machterweiterung und nutzte sie gnadenlos aus. Er verletzte dabei grundlegende Spielregeln der Politik und verprellte die Hüter der althergebrachten Ordnung. Der Bürgerkrieg, der 49 v. Chr. ausbrach, hatte seinen Ursprung bereits in den Verwerfungen zehn Jahre zuvor.CAESARS ALLEINHERRSCHAFT UND DER UNTERGANG DER REPUBLIKIm Bürgerkrieg setzte sich Caesar militärisch durch. Danach stand er unangefochten an der Spitze des römischen Gemeinwesens. Seine Standesgenossen aus der Führungsschicht erwarteten von ihm die Wiederherstellung der Republik und den Rücktritt. Er aber machte unmissverständlich klar, dass das für ihn nicht in Frage kam.Kurz darauf wurde er ermordet.Prof. Dr. Martin Jehnest Professor für Alte Geschichte an der Technischen Universität Dresden.

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Fachbereich ALTE GESCHICHTE

Julius Caesar und das Ende der Römischen Republik

Von Prof. Dr. Martin Jehne

© Verlag Komplett-Media, 2011

Ehrgeiz und Ambitionen

Caesar war im Jahr 61 v. Chr. Statthalter in Spanien. In einer ruhigen Stunde soll er die Lebensgeschichte Alexanders des Großen gelesen haben. Danach saß er längere Zeit in Gedanken versunken da, um dann plötzlich in Tränen auszubrechen. Als ihn seine Freunde verwundert fragten, was denn die Ursache dafür sei, soll er gesagt haben: „Habe ich denn nicht Grund zum Weinen, da Alexander doch in meinem Alter schon über so viele Völker herrschte, während ich noch nichts Herausragendes vollbracht habe?“

Gaius Julius Caesar, der Mann, der bald ganz Gallien erobern sollte und der die seit ca. 400 Jahren bestehende Römische Republik in seine Alleinherrschaft überführte, war damals 39 Jahre alt. Im Vergleich zu Alexander war er in der Tat ein Spätstarter. Alexander hatte schon im Alter von 23 Jahren mit der Eroberung des riesigen Perserreiches begonnen. Er starb mit 33. Alexander hatte als unumstrittener Thronfolger einen relativ leichten Start.

Caesar hingegen musste sich als Angehöriger der römischen Führungsschicht erst einmal auf die Ochsentour einer langen Karriere begeben, ehe er in eine Position einrückte, die ihm die Chance zu spektakulären eigenen Taten bot.

Ob sich Caesar tatsächlich in der beschriebenen Weise mit Alexander verglich, bleibt zweifelhaft. Die bei Plutarch überlieferte Anekdote ist ein typisches Beispiel für kurzweilige Erzählungen, die bisweilen in Biographien großer Männer eingestreut sind. Sie sollten belegen, dass sich deren spätere Größe schon in der Kindheit angekündigt hatte.

Vor einigen Jahren, als Bill Clinton zum amerikanischen Präsidenten gewählt wurde, gab es viele Berichte über seine Herkunft. So wurde zum Beispiel seine Grundschullehrerin interviewt. Die ältere Dame erinnerte sich, dass sich Billy’s Erfolg schon in der Grundschule klar abgezeichnet habe.

Selbst wenn der Wahrheitsgehalt solcher Aussagen zweifelhaft ist, so zeigt die Episode über Caesar und Alexander, wie man Caesar später sah. Er galt als ein Mann, der sich nicht an römischen Vorbildern orientierte: An Camillus, der die Gallier besiegt hatte, oder an Scipio Africanus, dem Sieger im Zweiten Punischen Krieg. Oder am alten Cato, der so etwas wie die Verkörperung römischer Tugend war. Man sah Caesar als einen Mann, der so vom Ehrgeiz getrieben war, dass eigentlich nur der große Alexander ein Vorbild für ihn sein konnte. Dessen fulminanter Eingriff hatte die Geschicke Europas und Asiens nachhaltig verändert.

Es gibt keinen Zweifel daran, dass Caesars Ambitionen über das in der römischen Führungsschicht übliche Maß hinausgingen. Ehrgeiz bei Politikern wird, nach unseren Maßstäben, ambivalent gesehen. Einerseits basiert unsere viel beschworene Leistungsgesellschaft darauf, dass Menschen Karriere machen und mehr Verantwortung übernehmen wollen. Der Gradmesser für den Erfolg ist weitestgehend das Geld. Aber es ist nicht nur das Geld. Sonst müssten wir ja alle danach streben, Drogenhändler zu werden. Die für solche Karrieren nötige Überschreitung gesetzlicher Schranken würde aber nicht nur eine beachtliche Erhöhung der Risiken bedeuten, sondern hätte auch Beeinträchtigung in einer anderen Sache zur Folge. Eine Sache, die sich mit dem altmodischen Begriff „Ehre“ beschreiben lässt.

Ein Teil der Gratifikationen für erfolgreiches Wirken wird auch bei uns nicht in Geld, sondern in Form von Ehre ausbezahlt. Durch sie erhält man Ansehen und Einfluss. Das kann sich auch in konkreten „Ehrungen“ auswirken. Ehre dient der Befriedigung des persönlichen Ehrgeizes, der Eitelkeit. Ein gewisses Maß an Ehrgeiz ist also bei Politikern positiv besetzt. Andererseits verlangen wir von ihnen, dass sie durch grundsätzliche Überzeugungen geprägt sind und sich der Politik mit dem Ziel verschreiben, wenigstens einen Teil davon in die Praxis umzusetzen. Bei aller Wertschätzung pragmatischer Flexibilität erwarten wir von ihnen einen Restbestand an Prinzipientreue und dass sie nicht um der eigenen Karriere willen bereit sind, diese aufzugeben. Wie so häufig ist hier das abstrakte Prinzip leicht zu formulieren, die konkrete Grenze aber sehr schwer zu ziehen.

Die Verhältnisse der Römischen Republik waren ganz anders als die in unserer heutigen politischen Landschaft. Im Rom vor 2.000 Jahren ging es überhaupt nur um Ehre. Dies war allerdings gelichbedeutend mit Einfluss. Es gab keine stabilen Sachprogramme, so dass sich Politiker über einige Leitdifferenzen hätten voneinander abgrenzen können. Es gab auch keine dauerhaften persönlichen Verbindungen und auch keine Parteien. Es war völlig normal und in keiner Weise anstößig, als Politiker offen seine Ambitionen zu verkünden, selbst Karriere machen zu wollen. Das Ziel aller ambitionierteren Politiker war das Konsulat