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Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: 2,0, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft), Veranstaltung: Hauptseminar: Demokratie und Staatlichkeit im Wandel, Sprache: Deutsch, Abstract: Jürgen Habermas und die Öffentlichkeit – 30 Jahre später. In seiner 1961 geschriebenen Habilitationsschrift entwickelt Jürgen Habermas – einer der großen deutschen Denker – eine tiefgehende Analyse der Öffentlichkeit und ihrer Weiterentwicklung, ihres Wandels in den letzten Jahrhunderten. Er beschreibt die historischen und theoretischen Zusammenhänge, in denen sich die aktuelle Sphäre der Öffentlichkeit, Publicity und Öffentlicher Meinung ausbilden konnte. Seine Analyse hat einige kritische Tendenzen und eine pessimistische Auffassung der Situation Anfang der 60er Jahre, trotzdem wurde das Werk viel rezipiert und kommentiert. Bevor das Buch 1990 neu aufgelegt wurde, verfasste Habermas ein weiteres Vorwort, in dem er einige der zuvor aufgebrachten Punkte revidiert und ergänzt. Aus diesen formuliert er dann Ansätze eines theoretischen Modells der öffentlichen Deliberation. Mit dieser Arbeit versuche ich aufzuzeigen, welche Punkte er widerlegt und welchen Einfluss diese auf sein Demokratiekonzept haben.
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Veröffentlichungsjahr: 2009
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Universität Greifswald
Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft
Wintersemester 2007/2008
Hauptfach: Politikwissenschaft
Hauptseminar: Demokratie und Staatlichkeit im Wandel
Anzahl der Wörter: 8191
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Öffentlichkeit1ist ein Begriff der im Alltagsgebrauch regelmäßig vorkommt. Eine Veranstaltung kann öffentlich sein, es gibt öffentliche Einrichtungen, Öffentlichkeitsarbeit - so genannte Public Relations - die unser Verhalten und Denkweisen ‚lenken’ sollen, Personen des ‚öffentlichen Lebens’, die Öffentlichkeit als Schauplatz für Ereignisse, die Öffentlichkeit aber auch als Gruppe von Menschen, die eine gewisse Situation rezipieren. Auch in den Sozialwissenschaften werden unter Öffentlichkeit und öffentlicher Meinung verschiedene Bereiche und Themen gefasst. So sieht die Systemtheorie öffentliche Meinung als Spiegel für die Politiksphäre, der durch Medien eine Form gegeben wird2. Bei Elisabeth Noelle-Neumann hingegen setzt sich Öffentlichkeit aus wertgeladenen Meinungen zusammen, die aber auch öffentlich geäußert werden. Der öffentlichen Meinung wird eine starke Macht zugesprochen, sie prägt die Medienberichterstattung, ebenso wie sie von dieser geprägt wird.3
Anhand des allgemeinen Sprachgebrauchs lässt sich bereits erkennen, dass die Begriffe Öffentlichkeit und speziell der Begriff der öffentlichen Meinung über eine vielfältige Bedeutung verfügen, abhängig vom Kontext - so wird unter Öffentlichkeit im Umgangssprachlichen etwas anderes Verstanden, als in Theorien der Kommunikations-oder Politikwissenschaft. Doch auch innerhalb dieser Wissenschaftsfelder gibt es keine einheitliche Begriffsdefinition.4
Diesen Dilemmas war sich auch Jürgen Habermas bewusst, der mit seiner 1962 erstmals veröffentlichten Habilitationsschrift ‚Strukturwandelder Öffentlichkeit’das Ziel verfolgt, „…den Komplex, den wir heute, konfus genug, unter dem Titel Öffentlichkeit subsumieren, in seinen historischen Strukturen zu verstehen [und] über eine soziologische Klärung des Begriffes hinaus, unsere eigene Gesellschaft von einer ihrer zentralen Kategorien her systematisch in den Griff bekommen“ (Habermas 1990: 58). Öffentlichkeit ist für Habermas eine zentrale Kategorie des demokratischen Staates und als solche verfügt sie über normatives Potential, das es zu extrahieren gilt.
1Seinen Ursprung hat das Wort „Öffentlichkeit“ in dem lateinischen „publicus“ und bedeutet damit
„staatlich, amtlich; allgemein, gewöhnlich“. Erst ab dem 18. Jahrhundert etablierte sich die Verwendung
des Substantivs „Öffentlichkeit“.
2Vgl. Niklas Luhmann und seine Überlegungen zur Systemtheorie
3Vgl. Elisabeth Noelle-Neumann und die Theorie der Schweigespirale
4Walter Phillips Davison: stellt 1968 eine Liste mit über 60 Definitionen für öffentliche Meinung
zusammen und schließt daraus, dass es keine präzise Definition gibt, der Begriff jedoch zunehmend
häufiger verwendet wird.