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"Es handelt sich darum, daß die Dummköpfe endlich aufhören, jenes lächerliche Götzenbild der Tugend anzubeten, das sie nur mit Undankbarkeit belohnt und daß Leute mit Verstand sich umso sicherer fühlen, wenn sie die verblüffenden Beispiele von Glück und Wohlfahrt sehen, die das Laster und die Ausschweifung fast mit unumstößlicher Gewißheit begleiten." "Die Geschichte der Justine oder die Nachteile der Tugend" ist ein Roman des Schriftstellers Marquis de Sade, den er 1787 während seiner Inhaftierung in der Bastille verfasste. Justine und Juliette sind die Töchter eines bankrotten Kaufmanns. Nach dem Tod der nahezu mittellosen Mutter beschließt Juliette, als Prostituierte ins Bordell zu gehen, verübt eine Reihe von Verbrechen, erwirbt Reichtum und wird glücklich. Justine hingegen wählt den Weg der Tugend, erlebt hierbei eine Reihe von Abenteuern und Missgeschicken und wird fortwährend Verfolgungen und Erniedrigungen ausgesetzt. In "Die Geschichte der Justine oder die Nachteile der Tugend" ordnete De Sade den einzelnen Episoden charakteristische Tugenden zu wie Schamhaftigkeit, Ehrlichkeit, Grauen vor Untat, Keuschheit, Frömmigkeit, Mildtätigkeit, Mitleid, Vorsicht, Güte und Wahrheitsliebe. Die handelnden Personen sind Charaktermasken des Bösen oder des Guten. Null Papier Verlag
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Seitenzahl: 888
Marquis de Sade
Justine
oder Vom Missgeschick der Tugend
Marquis de Sade
Justine
oder Vom Missgeschick der Tugend
Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019 3. Auflage, ISBN 978-3-943466-78-2
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Inhaltsverzeichnis
Autor - Leben und Werk
Erster Band
I. Kapitel
II. Kapitel
III. Kapitel
IV. Kapitel
V. Kapitel
VI. Kapitel
Zweiter Band
Dritter Band
XII. Kapitel
XIII. Kapitel
XIV. Kapitel
XV. Kapitel
Vierter Band
XVI. Kapitel
XVII. Kapitel
XVIII. Kapitel
XIX. Kapitel
XX. Kapitel
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Donatien-Alphonse-François, Marquis de Sade (✳ 2. Juni 1740 in Paris; † 2. Dezember 1814 in Charenton-Saint-Maurice bei Paris) war ein französischer Adeliger aus dem Haus Sade. Er wurde bekannt dank einer Reihe pornografischer, kirchenfeindlicher und philosophischer Romane, die er während verschiedener Gefängnisaufenthalte schrieb. Sades Werke beeinflussten eine Reihe von wichtigen Bewegungen in Literatur und bildender Kunst und nahmen Freuds Prinzip von Eros und Thanatos um mehr als ein Jahrhundert vorweg. Von Sades Namen ist der Begriff Sadismus abgeleitet.
In »Die Geschichte der Justine oder die Nachteile der Tugend« ordnete De Sade den einzelnen Episoden charakteristische Tugenden zu wie Schamhaftigkeit, Ehrlichkeit, Grauen vor Untat, Keuschheit, Frömmigkeit, Mildtätigkeit, Mitleid, Vorsicht, Güte und Wahrheitsliebe. Die handelnden Personen sind Charaktermasken des Bösen oder des Guten.
Die sinnfällige Moral der Geschichte ist die konsequente Belohnung der Verbrecher für ihre Schandtaten und die Entlarvung der Unnatürlichkeit des Guten. Der homosexuelle Muttermörder Bressac erbt ein Vermögen, der mörderische Chirurg wird Leibarzt des Schwedenkönigs, der Abt wird im Anschluss an sein orgiastisches Klosterleben in Rom zum Ordensgeneral ernannt. Der Falschmünzer wird vermögend, die verdorbene Schwester Juliette wird reich; Justine hingegen wird für ihre Tugendhaftigkeit von der Natur im Blitz ausgelöscht.
In dem Werk finden sich Einflüsse aus dem Systeme de la nature ou des loix du monde physique et du monde morale des Paul Henri Thiry d’Holbach und aus den Questions de Zapata von Voltaire.
Der Autor, in dessen Romanen eine stattliche Anzahl von Schurken einen geradewegs missionarischen Eifer an den Tag legt, die Welt mit ihrer wollüstigen und perversen Weltauffassung und Ideologie zu verderben, kam im realen Leben weit schlechter weg als seine imaginären Verbrecherhelden. Der wirtschaftliche Erfolg seiner Schriftstellerkarriere war gering, stattdessen wurde er wegen der Veröffentlichung der »Justine« sowie des nachfolgenden Romans mit dem Titel »Juliette« seiner Freiheit beraubt und in die Irrenanstalt gesteckt. Auch dem Verleger der Erstveröffentlichung des Romans, Girouard, ging es nicht besser, er wurde bereits 1794 guillotiniert.
Einleitung. – Justines erstes Abenteuer.
Es wäre die Hauptaufgabe der Philosophie, die Mittel aufzudecken, deren sich das Schicksal zur Erreichung seiner Zwecke bedient. Dann müsste sie diesem unglückseligen zweifüßigen Wesen Verhaltungsmaßregeln für seinen dornenvollen Lebensweg aufzeichnen, damit es nicht von den bizarren Launen dieses Schicksals – das man bald Bestimmung, bald Gott oder Vorsehung, dann wieder Zufall oder Vorausbestimmung genannt hat – abhängig sei.
So sehr wir auch durchtränkt sind von einer unnützen, lächerlichen und abergläubischen Ehrfurcht für unsere unsinnigen gesellschaftlichen Gebräuche, wird es doch vorkommen, dass Leute, die entweder grundsätzlich oder aus Neigung oder aus Temperament lasterhaft sind, glauben, dass es besser ist, sich dem Laster hinzugeben, als sich ihm zu widersetzen: Denn wie oft sehen sie nicht, dass Bösewichte für ihre Missetaten nur süßen Lohn ernten?
Werden sie nicht mit einiger Berechtigung sagen, dass die Tugend, so schön sie sein mag, der schlechteste Teil ist, denn man ergreifen kann, wenn sie zu schwach ist, um gegen das Laster anzukämpfen und dass in einem so verderbtem Zeitalter, wie das unsere ist, das Beste darin besteht, so wie die anderen zu handeln? Bei mehr philosophischer Betrachtung könnten sie auch mit dem Engel Zesrad de Zadig sagen, dass es nichts Böses gibt, aus dem nicht Gutes entstünde und dass sie sich demnach dem Bösen so viel hingeben könnten, wie sie wollten, da das in Wirklichkeit nur eine Form ist, Gutes zu tun? Werden sie nicht hinzufügen, dass, wenn die Tugend vom Unglück verfolgt wird, das Laster gedeiht und beides in den Absichten der Natur liegt, es unendlich besser ist, mit den Bösewichtern zu gehen, die begünstigt sind, als mit den Tugendhaften, die zugrunde gehen.
Um diese Anschauung zu unterstützen – ein längeres Verschleiern ist unnütz – wollen wir der Öffentlichkeit die Geschichte der tugendhaften Justine berichten. Es handelt sich darum, dass die Dummköpfe endlich aufhören, jenes lächerliche Götzenbild der Tugend anzubeten, das sie nur mit Undankbarkeit belohnt und dass Leute mit Verstand sich umso sicherer fühlen, wenn sie die verblüffenden Beispiele von Glück und Wohlfahrt sehen, die das Laster und die Ausschweifung fast mit unumstößlicher Gewissheit begleiten. Es ist zweifellos peinlich, einerseits die schrecklichen Unglücksfälle schildern zu müssen, von denen die sanfte und empfindsame Frau überhäuft wird, die aufs Beste der Tugend gehorcht und andererseits zeigen zu müssen, wie die Leute glücklich sind, die diese selbe Frau quälen und zu Tode hetzen. Aber der Schriftsteller, der genug Philosoph ist, um die Wahrheit sagen zu können, steht über diesen Unannehmlichkeiten und durch die Notwendigkeit zur Grausamkeit gezwungen, reißt er mit unbarmherziger Hand die abergläubischen Hüllen herab, mit denen die Dummheit die Tugend verschönern will, und zeigt dem unwissenden Mann, den man betrog, das Laster inmitten der Reize und Genüsse, die ihm ununterbrochen folgen.
Solche Empfindungen werden diese Schrift leiten. Und aus diesen Gründen werden wir mit der zynischesten Sprache, den unsittlichsten und gottlosesten Ideen das Verbrechen beschreiben, wie es ist, das heißt, stets triumphierend, immer zufrieden und beglückt und die Tugend wird man gleicherweise immer unglücklich, bekümmert und gepeinigt sehen.
*
Juliette und Justine, beide Töchter eines sehr reichen Pariser Banquiers, wurden bis zu ihrem vierzehnten, beziehungsweise fünfzehnten Lebensjahr in einem der berühmtesten Stifte von Paris erzogen. Dort wurde ihnen kein Ratschlag, kein Buch, keine Unterweisung vorbehalten, und sowohl die Sittlichkeit, wie die Religion und die freien Begabungen schienen jedes der jungen Mädchen für sich ausgebildet zu haben.
Zu dieser für die Tugend der beiden jungen Mädchen sehr bedrohlichen Zeit kam es, dass ihnen eines Tages plötzlich alles fehlte. Ein vollständiger Bankerott brachte ihren Vater in eine so peinvolle Lage, dass er an dem Kummer starb. Seine Frau folgte ihm einige Monate nachher nach.
Zwei gleichgültige entfernte Verwandte berieten, was mit den jungen Waisen geschehen sollte. Ihre Erbschaft betrug, da alles von den Gläubigern verschlungen worden war, 100 Taler für jede. Da sich niemand um sie weiter kümmern wollte, öffnete man ihnen die Pforten des Klosters und ließ ihnen die Wahl, zu werden, was sie wollten.
Die lebhafte, sehr hübsche, eitle und verdorbene ältere Juliette schien nur erfreut zu sein, nicht mehr in einem Kloster vegetieren zu müssen, ohne an die Ursachen zu denken, während die harmlosere, interessantere, vierzehnjährige Justine, die von der Natur einen düsteren und romantischen Charakter erhalten hatte, mehr das Furchtbare ihres Geschickes empfand.
Dieses junge, so vielseitig begabte Mädchen besaß die Schönheit jener wundervollen Jungfrauen Raphaels. Große braune, seelenvolle Augen, eine weiche, schmelzartige Hand, eine zarte und biegsame Taille, runde und von der Liebesgöttin selbst gezeichnete Formen, eine bezaubernde Stimme und neben einem entzückenden Munde waren die schönsten Haare der Welt ihr eigen, deren Reize weit über dem standen, was die Feder leblos beschreiben kann.
Der Leser möge sich alles vorstellen, was seine Fantasie an Verführerischem sich andeuten kann, und es wird hinter der Wirklichkeit zurückbleiben.
Man hatte beiden vierundzwanzig Stunden Frist zum Verlassen des Stiftes gegeben. Juliette war bemüht, die Tränen Justinens zu stillen. Als sie ah, dass ihr das nicht gelang, begann sie, sie auszuzanken, statt sie zu trösten. Sie warf ihr ihre Empfindlichkeit vor. Sie sagte mit weit über ihren Jahren stehenden Gedanken, dass man über nichts in dieser Welt bestürzt sein solle und dass man in sich genug starke physische Erregungen finden könnte, um solche Angriffe abzuschlagen. Dass die wahre Klugheit darin bestände, die Zahl seiner Freuden und nicht die seiner Leiden zu vermehren. Mit einem Wort, dass man nichts unterlassen dürfe, um in sich jene niederträchtige Empfindsamkeit zu ertöten, aus der bloß die anderen Nutzen zögen, während sie uns nur Sorgen eintrüge.
»Ich,« sagte sie, indem sie sich vor den Augen ihrer Schwester auf ein Bett warf und die Röcke bis über den Nabel emporhob, »so mache ich es, wenn ich Kummer habe. Ich kitzle mich … ich entlade und das tröstet mich.«
Der anständigen und tugendhaften Justine war diese Handlung ein Greuel. Sie wandte die Augen ab, und Juliette fuhr fort, indem sie ihr hübsches, kleines Löchelchen weiter rieb:
»Justine, du bist dumm. Du bist schöner als ich, trotzdem werde ich immer die glücklichere sein.« Nun fing die Hure an zu stöhnen und ihre junge Samenflüssigkeit, die vor den gesenkten Augen der Tugend ausgespritzt wurde, ließ die Tränen versiegen, die sie anders vielleicht ebenso wie ihre Schwester vergossen hätte.
»Du bist toll, dass du dir Sorgen machst,« fuhr dieses wollüstige Mädchen fort, indem sie sich neben Justine setzte. »Bei der Gestalt und dem Alter, das wir beide haben, ist es unmöglich, dass wir vor Hunger umkommen.« Bei dieser Gelegenheit machte sie sie auf die Tochter einer ihrer Nachbarinnen aufmerksam, die, nachdem sie aus dem Elternhaus entwichen war, heute mit glänzenden Mitteln ausgehalten wurde und zweifellos viel glücklicher war, wie wenn sie in dem Schoß der Familie geblieben wäre. »Man muss sich wohl hüten, zu glauben,« fügte sie hinzu, »dass die Heirat ein Mädchen glücklich macht. Wenn sie einmal am Altar Hymens gefesselt wurde, hat sie neben vielen Unannehmlichkeiten bloß eine sehr kleine Menge Vergnügen zu erwarten; während sie, wenn sie sich dem freien Leben hingibt, sich immer vor den Gewalttätigkeiten ihres Liebhabers beschützen oder sich durch die große Zahl trösten kann.« Bei dieser Rede schauderte Justine. »Eher würde ich den Tod vorziehen,« sagte sie und soviel ihr auch ihre Schwester vorhalten mochte, sie weigerte sich hartnäckig mit ihr zusammen zu wohnen, wenn sie sich einer Lebensführung zuwenden würde, die ihr ein Greuel war.
So trennten sich also die beiden jungen Mädchen, ohne ein Wiedersehen zu besprechen. Hätte Juliette, die eine große Dame werden sollte, ein kleines Mädchen empfangen sollen, deren tugendhafte Neigungen ihr Schande gemacht hätten; und andererseits hätte Justine sich in die Gefahr begeben sollen, ihre Sitten durch die Gesellschaft eines perversen Gechöpfes verderben zu lasen, das sich der öffentlichen Lust in die Arme warf?
Wenn der Leser gestattet, verlassen wir jetzt auf einige Zeit dieses kleine wollüstige Mädchen, damit wir ausführlich die Lebensgeschichte unserer keuschen Heroine erzählen können.
Man kann leicht sagen: Es muss ein wenig Tugend in der Welt geben; und es ist für einen Biografen1 viel angenehmer, an dem Helden, den er beschreibt, Züge von Reinheit und Wohltätigkeit zu zeigen, als den Geist ununterbrochen auf Ausschweifungen und Grausamkeiten richten zu müssen, wie der es tun muss, der in der Folge dieses Werkes die sehr skandalöse und ausschweifende Geschichte der schamlosen Juliette ausbreitet.
Justine hatte seit ihrer Kindheit eine mütterliche Freundin an der Schneiderin ihrer Mutter und so glaubte sie, dass sie auch jetzt für ihr Missgeschick empfänglich sein würde. Sie suchte sie auf, teilte ihr ihr Unglück mit und verlangte von ihr Arbeit. Aber man wollte sie kaum erkennen und schickte sie mit rauen Worten fort.
»Himmel,« sagte dieses arme Geschöpf, »müssen schon die ersten Schritte, die ich in der Welt mache, von Kummer begleitet sein! Diese Frau liebte mich früher, warum stößt sie mich heute zurück? Ach! Ich bin ja jetzt eine Waise und arm, ich habe keine Unterstützung mehr auf Erden und man liebt nur Leute, von denen man hofft, Annehmlichkeiten zu empfangen.«
In Tränen gebadet, wendet sich Justine an ihren Beichtvater und schildert ihm ihre Lage mit der Leidenschaft ihres Alters. Sie war weiß gekleidet, ihre Haare waren nachlässig in ein großes Tuch eingeschlagen. Ihre zart entwickelte Brust blieb dem Auge des Lüstlings durch einen doppelten Gazeschleier verborgen. Ihr hübsches Gesicht war bleich durch die Aufregung und Tränen standen ihr in den Augen, was ihr Gesicht noch interessanter machte. Man konnte unmöglich schöner sein.
»Sie sehen mich, mein Herr,« sagte sie zu dem heiligen Kirchenmann, »in einer Lage, die für ein junges Mädchen fürchterlich ist. Ich habe Vater und Mutter verloren. Der Himmel hat sie mir in einem Alter entführt, indem ich ihre Hilfe am meisten benötigt hätte. Sie sind als zugrunde gegangene Leute gestorben. Ich besitze nichts mehr. Das ist alles, was sie mir hinterlassen haben,« fuhr sie fort, indem sie ihm 12 Louis zeigte, »ich besitze kein Plätzchen auf dem ich mein armes Haupt ausruhen könnte. Sie werden mit mir Mitleid haben, nicht wahr? Sie sind ein Diener der Religion und die Religion ist der Schoß aller Tugenden. Im Namen Gottes, den ich mit allen Kräften meiner Seele liebe, im Namen des höchsten Wesens, dessen Werkzeug Sie sind, sagen Sie mir als mein zweiter Vater, was ich tun soll, was ich werden soll?« Der barmherzige Priester erwiderte darauf, indem er Justine durch sein Glas betrachtete, dass die Pfarre sehr überlastet wäre, sodass es schwierig sei, neue Almosen von ihr zu erhalten; aber wenn Justine ihn bedienen wolle, wenn sie die grobe Arbeit verrichten wolle, gäbe es immer ein Stück Brot für sie in seiner Küche. Und da der Gottesmann bei diesen Worten ihr sachte die Röcke über ihren Popo zusammengezogen hatte, um sie besser betrachten zu können, stieß ihn Justine, die seine Absichten erriet, zurück, indem sie sagte:
»Mein Herr, ich verlange weder ein Almosen noch eine Stelle als Dienerin. Ich wünschte Ratschläge, weil ich ihrer bei meiner Jugend und meinem Unglücke bedarf, aber Sie wollen Sie mir zu teuer erkaufen lassen.« Der Diener Christi, der sich schämte, durchschaut zu sein, erhob sich wütend. Er rief seine Nichte und seine Magd: »Jagen Sie mir diese kleine Schurkin hinaus,« rief er ihnen zu, »Sie werden nicht erraten, was sie mir soeben vorschlug. So verdorben schon und noch so jung! Und das einem Manne, wie ich es bin! … Hinaus mit ihr, hinaus oder ich lasse sie verhaften!« Und die Unglückliche, Verstoßene und Beschimpfte sah sich gezwungen, ein kleines möbliertes Zimmer im fünften Stock zu mieten, um ihren Tränen freien Lauf lassen zu können. Sie bezahlte es im voraus und gab sich nun ganz ihrem Kummer hin, der umso bitterer war, als sie von Natur aus sehr empfindlich und ihr Stolz grausam beleidigt worden war.
Aber damit waren für sie die Schicksalsschläge noch nicht zu Ende. Es gibt eine Unmenge von Verbrechern in der Welt, die, statt über das Unglück eines anständigen Mädchens, weich zu werden, nur danach trachten, sie weiter zu peinigen, um sie so besser in der Gewalt zu haben. Aber von allen Unglücksfällen fällen, die ihr am Anfang ihrer Laufbahn zustießen, wollen wir nur den mit Dubourg berichten, einem der herzlosesten und reichsten Leute der Hauptstadt.
Die Frau, bei der Justine wohnte, hatte sie zu ihm geschickt, als zu jemandem, deren Einfluss und dessen Reichtum am ehesten die Grausamkeit ihres Geschickes mildern könnten. Nachdem sie lange im Vorzimmer gewartet hatte, führte man sie endlich hinein. Herr Dubourg, ein dicker, untersetzter und gleich allen Geldleuten unverschämter Mann, stieg eben, mit einem Morgenrocke dürftig bekleidet, aus dem Bett. Man wollte ihn gerade frisieren. Er schickte seine Umgebung hinaus und wandte sich zu dem jungen Mädchen: »Womit kann ich Ihnen dienen, mein Kind?« fragte er sie. »Mein Herr,« erwiderte ihm unsere Kleine, ganz verwirrt, »ich bin eine arme Waise, kaum vierzehn Jahre alt und kenne schon alle Abarten des Missgeschickes. Ich flehe Ihr Mitleid an. Helfen Sie mir, ich beschwöre Sie.« Und sie zählte mit Tränen in den Augen dem alten Verbrecher alle Leiden auf, von denen sie heimgesucht war, welche Schwierigkeiten es habe, eine Stellung zu finden und welchen Abscheu sie von diesen Stand habe, für den sie nicht geboren sei. Sie schilderte die Furcht, die sie vor der Zukunft habe und stammelte schließlich, dass sie hoffe, ein so reicher und verehrungswürdiger Mann wie Herr Dubourg werde ihr zweifellos die Existenzmittel verschaffen.
Dubourg hätte man während dieser Rede malen müssen. Da er sich für das junge Mädchen zu erhitzen begann, kitzelte er sich mit der einen Hand unter seinem Schlafrock, mit der anderen richtete er eine Lorgnette auf die sich ihm darbietenden Reize. Wenn man ihn genau beobachtete, konnte man die Grade seiner Geilheit an den Zuckungen der Gesichtsmuskeln wahrnehmen, die immer stattfanden, wenn die pathetischen Klagen Justinens lauter oder schwächer wurden.
Dieser Dubourg war ein ausgemachter Lüstling, ein Liebhaber von kleinen Mädchen, und hatte in allen Himmelsrichtungen Frauen, die ihm solches Wild zuführten. Da er nicht imstande war, sich an ihnen zu befriedigen, so richtete er sein Augenmerk gewöhnlich auf eine ebenso grausame wie seltsame Liebhaberei. Seine einzige Leidenschaft bestand nämlich darin, die Kinder, die man ihm zuführte, weinen zu sehen. Und man muss sagen, niemand auf der Welt besaß ein solches Talent, sie in diesen Zustand zu bringen, wie er. Dieser unglückselige Schuft hatte so viel Bösartigkeit in sich, dass es unmöglich für ein junges Mädchen war, sich vor seinen Ausfällen zu schützen. Die Tränen flossen dann reichlich und der überselige Dubourg fügte noch rasch einige materielle Schmerzen zu den moralischen, die er eben hervorgerufen hatte. Die Tränen rannen dann noch heftiger, wobei er entlud, indem er das Gesicht mit Küssen bedeckte, das seine Reden unter Tränen gesetzt hatte:
»Sind Sie immer anständig geblieben?« fragte Dubourg und ging damit auf sein Ziel los. – »Ach, mein Herr,« erwiderte Justine, »ich wäre nicht so arm und in so bedrängter Lage, wenn ich es nicht immer gewesen wäre.« – »Also unter welchem Vorwand verlangen Sie, dass reiche Leute Sie unterstützen, wenn Sie ihnen keinerlei Dienst erweisen?« – »O, mein Herr, ich verlange ja nach nichts Besserem, als ihnen alle Dienste erweisen zu können, die die Schicklichkeit und meine Jugend mir gestatten.« – »Ich spreche nicht davon, dass Sie mir dienen sollen: dazu fehlt Ihnen das Alter und die Gestalt. Ich spreche davon, dass Sie dem Vergnügen der Männer entgegenkommen sollen. Jene Tugend, von der Sie so viel Aufhebens machen, taugt in der Welt zu nichts. Man schätzt heutzutage nur das, mein Kind, was etwas einbringt oder was ergötzt. Und welchem Nutzen oder welchen Genuss kann uns die Tugend einer Frau einbringen? Ihre Geilheit gefällt und erfreut uns, aber ihre Keuschheit langweilt uns. Wenn Leute meiner Art etwas hingeben, so geschieht es nur, um wieder zu erhalten. Und wie kann ein kleines, ziemlich hässliches und auch ziemlich dummes Mädchen, wie Sie es sind, anders lohnen, als dass sie sich ganz hergibt? Also vorwärts, hinauf mit den Röcken, wenn Sie wollen, dass ich Ihnen Geld gebe.« Und Dubourg streckte seinen Arm aus, um Justine zwischen seine Beine zu ziehen. Aber sie flüchtete nach rückwärts, indem sie unter Tränen ausrief: »O, mein Herr, es gibt also keine Redlichkeit und keine Wohltätigkeit unter den Menschen?«
»Bei Gott, sehr wenig,« erwiderte Dubourg, dessen geile Zuckungen angesichts der Tränen zunahmen. »Man ist von diesem Wahn, sich andere ohne Gegenleistung zu verpflichten, abgekommen. Man hat erkannt, dass die Freude der Wohltätigkeit nur die Wollust des Stolzes ist und man will jetzt tatsächlichere Genüsse haben. Der Ruf eines liberalen, freigebigen Mannes wiegt nicht, so glänzend er immer sein mag, die kleinste Sinneslust auf.« – »Ah, mein Herr, bei solchen Grundsätzen muss also der Unglückliche umkommen?« – »Was liegt daran! Es gibt mehr Wesen auf der Welt, als nötig sind.« – »So wäre es also besser, wenn man uns in der Wiege erwürgt hätte?« – »Sicherlich, das ist in vielen Ländern Brauch. Das war Sitte bei den Griechen und ist es bei den Chinesen. Dort werden die unglücklichen Kinder ausgesetzt oder getötet. Wozu Geschöpfe, wie Sie es sind, leben lassen, die, da sie nicht mehr auf Unterstützung seitens ihrer Eltern rechnen können oder weil sie keine mehr haben, bloß dem Staat zur Last fallen? Bastarde, Waisenkinder, schlecht versorgte Kinder müssten schon bei ihrer Geburt zum Tode verurteilt werden. Die ersten und zweiten weil sie die Gesellschaft beschmutzen und ihr eines Tages sogar verhängnisvoll werden können, und die lezteren, weil sie ihr niemals nützlich werden können. Alle sind sie für die Gesellschaft Auswüchse, die sich von den gesunden Gliedern nähren, sie entkräften und erniedrigen. Sie sind wie jene Parasiten, die sich an die gesunden Pflanzen anheften und ihnen die Lebenssäfte heraussaugen. Das Almosen, das einem solchen Abschaum Nahrung zuführt, und jene reich unterstützten Häuser, die man für sie gebaut hat, sind ein schreiender Missbrauch. Wie wenn die Menschenart so selten wäre! So wertvoll, dass mann sie selbst in ihren scheußlichsten Vertretern pflegen müsste. Mit einem Wort, wie wenn es nicht mehr Menschen auf der Welt gäbe, als nötig ist und wie wenn es nicht für das Staatsleben und die Natur viel nötiger wäre, zu zerstören als zu erhalten.«
Hier zeigte ihr Dubourg, indem er den Rock, der seine Bewegungen verdeckte, auseinanderschlug, dass sich sein kleines, schwarzes, vertrocknetes Glied, das seine Hand seit langem bearbeitete, zu regen begann. »Vorwärts,« rief er jetzt in rohem Ton, »vorwärts, hören wir auf, weiter zu schwätzen und beklage dich nicht länger über dein Schicksal, wenn es in deiner Hand liegt, es zu verbesern.« – »Aber um welchen Preis, gerechter Gott!« – »Um einen äußerst mäßigen, da es sich nur darum handelt, dass du die Röcke aufhebst und mir zeigst, was unter ihnen ist. Ein zweifellos magerer Köder, den du nicht so hoch schätzen solltest. Vorwärts, entscheide dich. Mir steht er. Ich will Fleisch sehen. Man zeige mir sofort welches oder ich werde böse.« – »Aber, mein Herr …« – »Dummes Geschöpf, stumpfsinnige Hure, glaubst du, dass ich mit dir mehr Umstände machen werde, wie mit den anderen!« Dabei erhob er sich wütend, verriegelte die Türe und sprang auf Justine, deren Tränen reichlich flossen. Der Lüstling küsst sie ihr weg, er verschluckt diese wertvollen Tränen. Dann schürzt er ihr selbst mit einer Hand die Röcke auf, legt sie um ihre Arme, während die andere das zum ersten Male beschmutzt, was die Natur selten noch so vollendet geschaffen hat.
»Abscheulicher Mann!« schrie Justine, indem sie eine verzweifelte Bewegung zu entschlüpfen machte. »Grausamer Mann,« fuhr sie fort, indem sie die Türe aufriegelte und flüchtete, »möge der Himmel dich eines Tages strafen, wie du es verdienst! Du bist weder des Reichtums würdig, von dem du einen so niederträchtigen Gebrauch machst, noch der Luft, die du atmest, um sie durch deine Grausamkeit und deine Verbrechen zu verpesten.« Dann ging sie hinaus.
Sobald die Unglückliche nach Hause zurückgekehrt war, wusste sie nichts Wichtigeres zu tun, als sich bei ihrer Wirtin über die Aufnahme zu beklagen, die man ihr bei dem anempfohlenen Manne hatte zuteil werden lassen. Aber wir war sie erstaunt, als sie sich von dieser Elenden mit Vorwürfen überhäuft sah. »Armseliges dumme Ding,« sagte sie ihr zornig, »glaubst du, dass die Männer so verrückt sind, kleinen Bettlerinnen, wie du es bist, Almosen zu geben, ohne Vorteil aus ihrem Gelde zu ziehen? Herr Dubourg hat noch zu gut an dir gehandelt. Der Teufel soll mich holen, wenn ich dich an seiner Stelle hinausgelassen hätte, ohne mich befriedigt zu haben. Aber da du von der Hilfe, die dir mein Wohltätigkeitssinn anbot, keinen Gebrauch machen willst, richte dich ein, wie es dir passt. Du bist mir Geld schuldig: zahle sogleich oder du wanderst morgen ins Gefängnis.« – »Madame, haben Sie Mitleid!« – »Ja, ja, Mitleid. Mit Mitleid kommt man vor Hunger um. Von 500 kleinen Mädchen, die ich diesem anständigen Manne verschafft habe, bist du die erste, die mir einen solchen Streich gespielt hat. Welche Schande für mich. Dieser so anständige Mann wird sagen, dass ich meinen Beruf nicht verstehe und er hat recht. Vorwärts, mein Fräulein, Sie müssen zu Herrn Dubourg zurückgehen. Sie müssen ihn zufriedenstellen, müssen mir Geld mitbringen. Ich werde mit ihm sprechen, ihn vorbereiten und versöhnen, soviel ich kann. Ich werde ihm Ihre Entschuldigung übermitteln, aber trachten Sie danach, sich das nächstemal besser zu betragen.«
Justine saß nun allein da und hing den traurigsten Gedanken nach. »Nein,« sagte sie zu sich, »nein, ich werde gewiss nicht zu diesem Lüstling zurückgehen. Ich bin noch nicht aller Hilfsquellen beraubt, ich besitze fast noch mein ganzes Geld und das genügt für lange Zeit zum Leben. Ich werde vielleicht bis dahin weniger harte, mitleidigere Herzen finden.« Indem sie diese Worte vor sich hinsprach, war ihr erster Gedanke, ihren kleinen Schatz zu zählen. Sie öffnete die Schublade …. »O! Himmel! Er ist gestohlen …« Es blieb ihr nur das, was sie in der Tasche hatte, was kaum 6 Pfund waren. »Ich bin verloren,« rief sie aus. »Ah, ich sehe nur zu gut, woher der Streich kommt. Dieses niederträchtige Geschöpf will mich dazu zwingen, mich in den Schoß des Lasters zu werfen. Aber ach,« fuhr sie unter Tränen fort, »bleibt mir noch ein anderes Mittel, damit ich mein Leben fristen kann? Und sind nicht in der peinvollen Lage, in der ich mich befinde, jener Unselige oder jemand noch Bösartigerer die einzigen Wesen, von denen ich überhaupt Hilfe erwarten kann?«
In ihrer Verzweiflung ging Justine zu ihrer Wirtin hinab. »Madame,« sagte sie, »ich bin bestohlen. Bei Ihnen ist mir dieser böse Streich geschehen, aus einem Möbelstück, das Ihnen gehört, ist dieses Geld geraubt worden. Ach! Es war alles, was ich besaß. Es war der unglückselige Rest meiner väterlichen Erbschaft. Da ich dieser schwachen Hilfe beraubt bin, bleibt mir nichts als der Tod. O, Madame, töten Sie mich, ich beschwöre Sie.« – »Unverschämte Kleine!« erwiderte heftig Madame Desroches. »Ehe Sie mir solche Klagen vortragen, sollten Sie mein Haus besser kennen; Sie müssen wissen, dass es bei der Polizei in sehr guten Ruf steht und dass ich Sie auf den bloßen Argwohn hin, den Sie geäußert haben, sogleich bestrafen lassen könnte, wenn ich wollte.« – »Argwohn, Madame? Ich habe keinen. Aus dem, was ich sage, spricht kein Verdacht, sondern Kummer. O, Madame, was soll aus mir werden, nachdem ich diese einzige Hilfsquelle verloren habe?« – »Werdet, was Ihr wollt, das geht mich nichts an. Es gäbe wohl Mittel, alles wieder gut zu machen, aber Sie wollen sie ja nicht benützen.« – »Aber, Madame, ich kann dienen,« erwiderte die Unglückselige mit tränenden Augen, »es ist doch nicht gesagt, dass dem Unglück nur durch das Laster aufgeholfen werden kann.« – »O ja! Das ist heutzutage das beste. Was wollen Sie im Dienst erhalten? 10 Taler im Jahr? Wollen Sie davon leben? O! glauben Sie mir, meine Freundin, auch diejenigen, die dienen, sind genötigt, zur Wollust Zuflucht zu nehmen, um sich erhalten zu können. Ich liefere jeden Tag welche von der Art. Ich bin, wie ich wohl behaupten kann, eine der besten Kupplerinnen in Paris. Es gibt keinen Tag, an welchem mir nicht 25 bis 30 Mädchen durch die Hände gehen. Das bringt mir auch etwas ein. Weiß Gott! Ich bin überzeugt, dass keine Frau meines Standes so gute Geschäfte macht, wie ich. Sehen Sie,« fuhr sie fort, indem sie der Unglücklichen 500 oder 600 Louis, für ebensoviel Juwelen und den schönsten Wäsche- und Kleiderschrank zeigte, nur der Wollust, vor der Sie so erschrecken, verdanke ich das. Teufel, es gibt heutzutage nur mehr diesen Beruf. Glauben Sie mir, schlagen Sie diesen Weg ein. Und dann ist dieser Dubourg ein braver Mann: »Er wird sie wenigstens nicht entjungfern. Er bringt sein Glied nicht mehr zum Stehen, wie wollen Sie, dass er fickt? Einige schwache Schläge auf den Popo und ein paar auf die Wangen. Und wenn Sie sich, gut bei ihm betragen, werde ich Sie mit anderen Männern bekannt machen, die Sie, bei Ihrem Alter und Ihrem Wuchs, in den Stand setzen werden, in Paris in der Karosse herumzufahren.« – »Ich habe keine so hohen Absichten, Madame,« erwiderte Justine, »ich will kein Vermögen besitzen, namentlich, wenn ich es um den Preis meiner Ehre erkaufen muss. Ich verlange nur leben zu können; und ich biete dem, der mir das gibt, alle Dienste an, die ich mit meinem Alter leisten kann, abgesehen davon, dass ich ihm aufrichtig dankbar sein werde. Ach, Madame, da Sie so reich sind, fühlen Sie doch Mitleid mit mir. Ich erbitte ja nicht, dass Sie mir ebensoviel leihen, wie ich bei Ihnen verloren habe. Geben Sie mir nur einen Louis, bis ich einen Platz gefunden habe. Seien Sie versichert, ich werde ihn zurückgeben, gleich von dem ersten Gelde, das ich verdienen werde.« – »Ich gebe dir keine zwei Sous,« sagte Madame Desroches, sehr erfreut, ihr Opfer da zu sehen, wohin ihre Niedertracht es bringen wollte, »nein, keine zwei Sous. Ich biete dir das Mittel an zu verdienen, benütze es oder du kommst ins Hospital. Herr Dubourg ist einer der Verwalter dieses Hauses und es wird ihm leicht fallen, dich hineinstecken zu lassen. Guten Tag, meine Freundin,« fuhr die grausame Desroches zu einem großen und hübschen Mädchen gewandt fort, die zweifellos wegen eines Ratschlages gekommen war, »und dir, meine Tochter, auf Wiedersehen! Morgen Geld oder Gefängnis.« – »Nun, Madame,« sagte weinend Justine, »suchen Sie Herrn Dubourg auf; ich will nochmals zu ihm hingehen, ja, ich will hingehen, mein Unglück gebietet es mir. Aber indem ich mich vor dem Schicksal beuge, müssen Sie, Madame, daran denken, dass mir wenigstens das Recht bleibt, Sie zu verachten.« – »Unverschämtes Geschöpf!« rief die Desroches aus, indem sie die Tür hinter ihr zuwarf, »du würdest verdienen, dass ich mich in deine Angelegenheiten nicht länger einmischte. Aber ich tue es ja nicht für dich, so sind mir auch deine Gefühle gleichgültig.«
Es wäre vergeblich, die qualvolle Nacht beschreiben zu wollen, die Justine verbrachte. Sie hatte die Grundsätze der Religion, der Scham und der Tugend sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen und konnte sich von ihnen nicht ohne heftige Kämpfe trennen. Die traurigsten Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf, als es heftig an der Türe klopfte.
»Komm, Justine!« sagte Madame Desroches kurz, »komm zum Frühstück und danke mir für meine Botschaft. Ich habe Erfolg gehabt. Herr Dubourg ist infolge des Versprechens, das ich ihm bezüglich deiner Unterwürfigkeit gemacht habe, bereit, dich wiederzusehen.« – »Aber, Madame …« – »Vorwärts, sei nicht kindisch. Die Chokolade wartet, folge mir nach.« Justine stieg hinunter und fand beim Frühstück als dritte Person eine sehr schöne, ungefähr 28jährige Frau. Diese geistvolle, aber verderbte und ebenso reiche wie liebenswürdige Frau wird, wie wir bald sehen werden, diejenige sein, deren sich Dubourg bedienen wird, um unser liebenswürdiges Kind vollends umzustimmen. Man frühstückte. »Sie ist ein reizendes Mädchen,« sagte Madame Delmouse, »ich beglückwünsche denjenigen aufrichtig, der so glücklich sein wird, sie zu besitzen.« – »Sie sind sehr gut, Madame,« erwiderte traurig Justine. – »Nun, nun, mein Herzchen, erröten Sie nicht so. Die Scham ist eine Kinderei, die man sorgfältig entfernen muss, sobald man das vernünftige Alter erreicht hat.« – »O! Ich bitte Sie, Madame,« sagte die Desroches, »bilden Sie dieses kleine Mädchen ein wenig aus. Sie glaubt sich verkauft und verraten, weil ich sie einem Manne versprochen habe.« – »Ah, guter Gott! welche Verirrung,« fuhr Madame Delmouse fort, »statt sich gegen diesen Gang zu sträuben, müssen Sie im Gegenteil eine unendliche Dankbarkeit für die fassen, die Sie dazu einladet. Welch falscher Gedankengang, teures Mädchen. Nehmen Sie doch Vernunft an. Wie können Sie glauben, dass sich ein junges Mädchen etwas vergibt, wenn sie sich dem hingibt, der sie begehrt. Sobald sich die Leidenschaften in Ihrer Seele entzünden werden, werden Sie einsehen, dass es für uns unmöglich ist, so zu leben. Wie will man, dass eine Frau, die immer der Verführung ausgesetzt ist, dem Zauber des Genusses, der sich immer ihren Sinnen darbietet, widerstehen soll? Und wie kann man ein Verbrechen daraus machen, wenn sie unterliegt, wenn alles, was sie umgibt, Blumen über den Abgrund streut, und sie einladet, sich hineinzustürzen? Täuschen Sie sich nicht, Justine, nicht die Tugend verlangt man von uns, sondern ihre Maske, und wenn wir nur heucheln können, mehr verlangt man nicht von uns. Nicht das Opfer, das man mit seinen Sinnen der Tugend bringt, macht glücklich, was zum wahren Glück führt, ist nur der Anschein jener Tugend, zu der die lächerlichen Vorurteile des Mannes unser Geschlecht verdammt haben. Ich könnte mich dir als Beispiel vorführen, Justine. Ich bin seit 14 Jahren verheiratet. Niemals noch habe ich das Vertrauen meines Gatten verloren. Er würde meine Anständigkeit und meine Tugend bei seinem Leben beeiden. Und doch gibt es in ganz Paris keine verderbtere Frau, wie ich es bin. Es vergeht kein Tag, an dem ich mich nicht 7–8 Männern und gewöhnlich dreien gleichzeitig, hingebe. Es gibt keine Kupplerin, die mich nicht bedienen würde, keinen hübschen Mann, der mich nicht gehabt hätte: Und mein Gatte würde dir auf Wunsch schwören, dass Vesta weniger rein war, wie ich. Die vollkommenste Geistesgegenwart, die vollendetste Heuchelei, viel Kunstfertigkeit und Falschheit, das sind die Mittel, die mir helfen, das ist die Maske, die mir die Klugheit auf die Stirne drückt. Und ich tue das jedermann gegenüber. Ich bin eine Hure wie Messaline, man glaubt mich keusch wie Lucretia; ein Freigeist wie Vanini; man hält mich für fromm wie die heilige Therese; ich bin falsch wie Tiberius; man hält mich für aufrichtig wie Sokrates; leidenschaftslos wie Diogenes: und Apicius war temperamentvoller wie ich. Ich bete mit einem Wort alle Laster an und hasse jede Tugend. Aber wenn Du meinen Gatten oder meine Familie befragen würdest, würde man Dir sagen: Die Delmouse ist ein Engel. Aber ich sehe, es ist die Prostitution, die Dir Angst einjagt; nun so wollen wir ihre Gefährlichkeit nach jeder Richtung hin prüfen.
Fügt sich ein junges Mädchen selbst Schaden zu, wenn sie der Wollust lebt? Zweifellos nein; denn sie folgt nur den süßesten Regungen der Natur, die nicht da sein würden, wenn sie ihr schaden könnten. Hat sie denn nicht in jede Frau den Wunsch hineingelegt, sich jedem Manne hinzugeben, und gibt es eine einzige Frau, die behaupten kann, sie habe nicht das Bedürfnis, zu ficken, wie sie das Bedürfnis zu essen oder zu trinken hat? Nun so frage ich Dich, Justine, wie hat die Natur ein Verbrechen daraus machen können, wenn eine Frau den Wünschen nachgibt, die den erhebendsten Teil ihrer Existenz bilden. Betrachten wir aber das ausschweifende Leben eines Wesens in Bezug auf die Gesellschaft, so glaube ich, dass es schwerlich für das andere Geschlecht eine Handlung gibt, die ihm angenehmer ist, als wenn eine Frau sich hingibt. Und wo käme dieses Geschlecht hin, wenn sich alle weigern würden, seinen Begierden nachzukommen. Da die Männer gezwungen wären, sich zu kitzeln oder einander von hinten zu, bearbeiten, würden sie ganz auf den Verkehr mit uns verzichten. Die Ehe kann da nichts nützen; denn Du wirst mir zugestehen: Es ist für einen Mann ebenso unmöglich, sich auf eine Frau zu beschränken, wie umgekehrt. Glaube mir, Justine, glaube jemandem, der Erfahrung hat und sei überzeugt, dass ein junges Mädchen nichts Besseres tun kann, als sich Allen hinzugeben, die sie begehren, wobei sie aber, wie gesagt, die äusserliche Sittsamkeit bewahren muss. Du hast gestern der braven und ehrlichen Desroches gezürnt, weil sie an Dir Interesse hatte. Nun, meine arme Justine, was würden wir ohne diese dienstbaren Geister tun? Müssen wir ihnen nicht zu Dank verpflichtet sein für die Mühe, die sie sich mit unserer Wohlfahrt geben? Gibt es einen Beruf, den man mehr achten muss? Ist nicht dieses Talent das kostbarste, für die Gesellschaft wertvollste? Und die barmherzigen Menschen, die diese Beschäftigung haben, müssten geehrt und belohnt werden.«
»Sie sind sehr liebenswürdig, Madame,« sagte die Desroches, die vor Freude strahlte, dass man ihre Partei ergriff.
»Nein, nein, ich spreche so, wie ich denke,« erwiderte die Delmouse, »und nachdem ich den Beruf im Allgemeinen gepriesen habe, muss ich Justine im besonderen beglückwünschen, dass sie Ihnen begegnet ist. Möge sie sich blindlings Ihren Ratschlägen, Madame, anvertrauen; möge sie bloß Ihnen folgen und ich bürge dafür, dass sie binnen kurzem die höchsten Lebensfreuden und die Vorteile eines großen Vermögens genießen wird.«
Dieses Gespräch war kaum beendet, als es an der Tür klopfte. »Ah,« sagte Madame Desroches, die öffnete, »das ist der junge Mann, den Du von mir verlangt hast, Delmouse.« Und alsbald trat ein prachtvoller, fünf Fuß zehn Zoll hoher Mann herein, der stark wie Herkules und schön wie Amor aussah. »Er ist entzückend,« sagte unsere Lebedame, indem sie ihn betrachtete, »es handelt sich jetzt bloß darum, ob er auch so viel kann, wie seine Figur verspricht. Schon seit langem habe ich nicht solche Lust zum Ficken gehabt wie heute. Sieh meine Augen an, Desroches, wie feurig sie sind. Ah, Himmel;« fuhr die Hure fort, indem sie den jungen Mann heftig küsste, »ich kann mich nicht mehr halten.« – »Das hättest Du mir früher sagen müssen,« sagte die Desroches, »dann hätte ich Dir drei oder vier solche Leute verschafft.« – »Versuchen wir erst den da,« und die Schamlose legte einen Arm um den jungen Mann, den sie in ihrem Leben noch nicht gesehen hatte, mit dem anderen knöpft sie ihm seine Hose auf ohne sich irgendwie zu schämen. »Madame,« sagte Justine purpurrot, »gestatten Sie, dass ich hinausgehe.« – »Nein, bei Gott nein,« sagte die Delmouse, »nein; Desroches sagen Sie ihr, dass sie bleiben soll. Ich möchte ihr gleich praktischen Unterricht erteilen, nachdem ich ihr theoretischen schon gegeben habe. Ich möchte, dass sie Zeuge meiner Vergnügen sei, und auch Du, Desroches, bist mir sogar notwendig; denn du weißt, meine Gute, dass die Einführung des männlichen Gliedes mir nur dann angenehm ist, wenn sie durch Deine Hände geschieht. Du kitzelts mich außerdem so gut, wenn ich ficke, und trägst so viel Sorge für meinen Popo und meine Scheide! Vorwärts, vorwärts, Du Hure, beginnen wir. Justine, setzen Sie sich hier vor mich hin und wenden Sie keinen Augenblick den Blick ab.« – »O, welche Folter, Madame,« rief die Arme weinend aus, »lassen Sie mich hinausgehen, ich beschwöre Sie, und glauben Sie, dass der Anblick der Greuel, die Sie begehen werden, in mir immer nur Abscheu hervorrufen wird.« Aber die schon ganz aufgelöste Delmouse widersetzte sich heftig, dass Justine hinausgehe und bald begann das Schauspiel.
Alle Einzelheiten der weitestgehenden Ausschweifung wurden vor den Augen unseres verschämten Kindes ausgebreitet. An Stelle der Desroches wurde es gezwungen, das ungeheure Glied des jungen Mannes zu ergreifen und es in die Scheide der Delmouse einzuführen. So bringt sie der kräftige Athlet fünfmal hintereinander zum Entladen, während die Delmouse ungeheures Vergnügen an dem Abscheu Justines findet.
»Donnerwetter,« sagte die Messaline, als sie sich wie eine Bacchantin erhob, »welch Vergnügen habe ich gehabt! Weißt du, Desroches, was ich jetzt gerne sehen würde? Ich möchte jetzt dies kleine Muschelchen von dem ungeheuren Glied, das mich bearbeitete, entjungfern lassen. Was sagst Du dazu?« – »Nein, nein,« erwiderte diese, »wir würden sie töten und ich hätte nichts an ihr verdient.« Während dessen gewannen unsere beiden Kämpen wieder Kräfte. Die Delmouse legte sich wieder hin und Justine wurde wieder zu ihrer Arbeit beauftragt. Man musste es sehen, mit welchem Abscheu, welcher Mühe sie ihren Auftrag vollzog. Diesmal wollte die Hure, dass sie ihr in der Scheide kitzle. Die Desroches führte ihr die Hand, aber sie erwies sich als zu linkisch für die rasende Delmouse. »Hilf mir, hilf mir, Desroches,« rief sie aus, »ich sehe, dass ein Verführen nur dem Verstande und nicht dem Körper angenehm ist. Namentlich nicht mir, die zehn Hände wie die der Sappho und zehn Glieder wie die des Herkules nicht ermüden würden!« – Auch diese zweite Sitzung schloss mit reichlichen Opfern für Venus. Delmouse richtete sich wieder auf, ihr Reiter ging hinaus und die Desroches entschuldigte sich, indem sie ein Mäntelchen umhängte, dass eine Verabredung mit Dubourg sie länger zu bleiben hinderte. »Desroches,« sagte Madame Delmouse nach einigem Nachdenken, »je mehr ich bearbeitet werde, desto wilder werde ich. Lasse mich zu Dubourg mitgehen. Ich sehne mich außerordentlich danach, zu sehen, was dieser alte Schuft erfinden wird, um sich an diesem kleinen Mädchen wieder zu beleben. Vielleicht kann ich ihm helfen. Oft ziehen ja diese alten Verbrecher mich vor, wie Du weißt.« – »Was Du von mir verlangst, ist ausführbar,« erwiderte die Desroches. »Ich kenne meinen Dubourg zur Genüge, um zu wissen, dass es ihm nicht unangenehm ist, wenn ich ihm ein hübsches Weib mehr mitbringe.« Ein Fiaker fuhr vor. Die immer erschrockene, bescheidene Justine stieg als erste ein und man fuhr fort.
Dubourg war allein.
Die Damen fanden ihn in noch weniger bekleideten Zustnde als er am Tage vorher gewesen war. Geilheit und zügellose Wollust sprachen aus seinen finsteren Blicken.
»Sie rechneten wahrscheinlich bloß auf eine Frau,« sagte die Desroches beim Eintreten zu ihm, »nun ich glaube, dass es Ihnen nicht missfallen wird, wenn ich zwei mitbringe.« »Wer ist dieses Mädchen?« fragte Dubourg, ohne sich zu stören »Eine hübsche Frau aus meiner Bekanntschaft,« erwiderte die Desroches, »deren Liebenswürdigkeit auf der gleichen Höhe mit ihren Reizen steht und die uns in der Folge bei den Zusammenkünften mit der schönen Justine nützlich sein wird.« »Wie,« sagte Dubourg, »du glaubst, dass es nicht bei einemmale bleiben wird?« »Es wäre möglich,« erwiderte die Desroches. »Nun wir wollen sehen,« sagte Dubourg, »gehen Sie hinaus, Desroches, es ist gut, setzen Sie es auf die Rechnung. Wie stehen wir denn?« »Aber, mein Herr,« sagte die Desroches, »seit drei Monaten haben wir nicht verrechnet, es macht nahezu 100.000 Franks aus.« »100.000 Franks, gerechter Gott!« »Aber der Herr möge bedenken, dass ich ihm mehr als 800 Mädchen geliefert habe; ich habe sie alle aufgeschrieben. Der Herr kennt mich wohl, er weiß wohl, dass ich ihn nicht um einen Sous betrügen könnte.« »Schön, schön, wir werden schon sehen. Aber gehen Sie jetzt Desroches, ich fühle, dass ich mit diesen beiden Frauen allein bleiben muss. Und Sie, Justine, bedanken Sie sich bei Ihrer Beschützerin, bevor sie weggeht, denn nur ihr zu Liebe erweise ich Ihnen die Gnade, mich mit Ihnen zu beschäftigen. Sie werden einsehen, dass Sie nach Ihrem gestrigen Betragen dieses Glücks nicht würdig sind. Sollten Sie aber heute meinen Wünschen auch nur den leisesten Widerstand entgegensetzen, so erwarten Sie in meinem Vorzimmer zwei Männer, die Sie an einen Ort bringen, aus dem Sie in Ihrem Leben nie wieder wegkommen werden.« Die Desroches ging. »O, mein Herr,« sagte Justine weinend und stürzte sich vor die Füße des Barbaren, »lassen Sie sich erweichen, ich beschwöre Sie. Seien Sie so barmherzig und helfen Sie mir, ohne von mir das zu verlangen, wofür ich tausendmal lieber sterben würde. Gnädiger Herr, zwingen Sie mich nicht, ich flehe Sie an. Können Sie denn bei meinen Tränen Freude gewinnen? Können Sie Vergnügen finden, wo Sie Widerwillen sehen? Sie werden Ihr Verbrechen noch nicht beendigt haben und schon werden Sie bei meinem Anblick Gewissensbisse empfinden.« Aber durch das, was jetzt geschah, wurde sie am Weitersprechen gehindert. Die Delmouse, die auf Dubourgs eisernen Stirne seine Gedanken gelesen hatte, warf sich vor ihm nieder und kitzelte ihn leidenschaftlich mit der einen Hand, während sie ihm mit der anderen sokratisierte.2
»Hölle und Teufel,« rief Dubourg furchtbar aufgeregt aus und erhob sich wie ein Rasender. »Ich soll dir Gnade gewähren, ich möchte dich eher erwürgen, du Hure!« Dabei zeigte er ein kleines vertrocknetes, schwarzes Glied, ergriff seine Beute mit rohen Händen und riss ihr alles vom Körper ab was seine wollüstigen Augen störte. Bald Beschimpfte, bald liebkoste, bald misshandelte, bald streichelte er sie. Großer Gott! Welch’ ein Anblick. Es schien als ob die Natur durch dieses Schauspiel in Justine gleich bei ihrem ersten Abenteuer jeden Schrecken von dieser Art Verbrechen erwecken sollte. Jetzt wurde sie nackt auf das Bett geworfen und während die Delmouse sie hielt, entdeckte der Lüstling plötzlich einen neuen Köder. »Warten Sie,« sagte die Schurkin, »ich merke, dass meine Röcke Sie stören. Ich werde sogleich das Ding bloslegen, das, wie es scheint, Gegenstand Ihrer Bewunderung ist. Sie wollen meinen Popo sehen. Ich begreife, ich ehre diese Neigung bei Leuten Ihres Alters.«3
»Hier ist er, mein Freund; er ist ein wenig voller wie der dieses Kindes. Aber dieser Gegensatz wird Ihnen Vergnügen bereiten. Wollen Sie sie nebeneinander sehen?« – »Teufel, ja,« erwiderte Dubourg, »setzen Sie sich auf Ihre Schultern, damit sie ruhig liegen bleibt und ich werde versuchen, ihr ihn von hinten hineinzustecken und Ihnen dabei die Arschbacken zu küssen. – Ja, so ist es richtig,« fuhr der Lüstling fort, indem er sowohl auf den einen wie den anderen Popo ein paar Schläge versetzte, »und nun wollen wir sehen, ob ich die Sodomie zu Stande bringe.« Der Schuft versucht, aber sein heftiges Feuer erlischt bei den Schwierigkeiten des Unternehmens. Der Himmel rächt Justine für die Vergewaltigungen, die sie erleiden sollte und der Kräfteverlust des alten Lüstlings bewahrt dieses unglückliche Kind davor, hingeopfert zu werden.
Dubourg wurde nunmehr noch ausfallender. Er gab Justine Schuld an seiner Schwäche und versuchte durch neue Beleidigungen und Schmähungen den Verlust wieder zu ersetzen. Die Ungeschicklichkeit Justines ärgerte ihn. Aber selbst der Delmouse mit all ihrer Kunst gelang es nicht in dieses entkräftete Glied Leben hineinzujagen. Sie drückte, kitzelte, leckte, nichts half diesem schlappen Ding auf. Allen dreien gelang es nicht, diesem unglückseligen Glied das majestätische Aussehen zu geben, das zu einem neuen Angriff nötig ist. Endlich gab es Dubourg auf. Er ließ sich von Justine versprechen, am nächsten Tage wiederzukommen, und um sie besser dafür zu stimmen, wollte er ihr keinen Sou geben. Man übergab sie der Desroches, während die Delmouse bei Dubourg blieb, der sich, nachdem er gut gespeist hatte, an dieser hübschen Frau für das Vergangene rächte. Es kostete zwar von beiden Seiten viel Anstrengungen, aber schließlich ging alles von Statten und der wundervolle Popo der Delmouse empfing das, was eigentlich für den jugendlicheren Justinens bestimmt war. Diese erklärte, als sie zu Hause angelangt war, ihrer Wirtin, dass, sollte sie selbst vor Not umkommen, sie sich niemals mehr solchen Szenen aussetzen wolle. Von neuem schmähte sie den Verbrecher, der mit ihrem Elend solchen Missbrauch trieb. Aber das Verbrechen triumphiert, lacht über die Angriffe des Unglücks und zeigt dem Menschen, der zwischen Jugend und Laster wählen will, dass das letztere der einzig wahre Weg zum Glücke ist.
So nennt man den Schriftsteller, der sich damit beschäftigt, das Leben berühmter Personen zu beschreiben. <<<
Jeder Erfahrene weiß, dass man damit die Art bezeichnet einen oder mehrere Finger in das Arschloch des zu Behandelnden zu stecken. Das tut man hauptsächlich bei Greisen und verbrauchten Leuten. Es trägt zur völligen Steifung des Gliedes bei und verursacht unsagbare Lustgefühle bei der Ejakulation. Wenn man die Finger durch ein Glied ersetzt, wird das Vergnügen zweifellos unendlich lebhafter und verhält sich wie die Wirklichkeit zur Illusion. Es gibt tatsächlich kein lebhafteres Wollustgefühl, als sich während des Fickens ficken zu lassen. <<<
Für diese wundervolle Neigung gibt es kein Alter. Der junge Alcibiades liebte ihn ebenso wie der alte Sokrates. Ganze Völker haben diesen herrlichen Körperteil jedem anderen der Frau vorgezogen. Und tatsächlich es gibt keinen, der mehr verdiente Gegenstand der Huldigung zu sein. Dei Unglückliche, der noch keinen Knaben gefickt, oder aus seiner Geliebten noch keinen Knaben gemacht hat! Er weiß noch nichts von der Wollust. <<<
Neue Angriffe auf Justines Tugend. – Wie der Himmel sie für ihr unverletzliches Pflichtgefühl belohnt.
Bevor wir fortfahren, erscheint es uns wesentlich die Leser vorzubereiten. Die meisten werden zweifellos erraten haben, dass der erwähnte Diebstahl ein Werk der Desroches war. Aber wovon sie vielleicht nicht überzeugt werden, ist, dass Dubourg an dieser Geschichte beteiligt war. Auf den Rat dieses Sünders hatte die Desroches gehandelt. »Sie ist uns unfehlbar ausgeliefert, wenn wir sie aller Hilfsmittel berauben,« hatte er ihr gesagt und so grausam diese Berechnung war, so sicher stimmte sie. Als Dubourg mit der Delmouse zusammen speiste, erzählte er ihr von dieser kleinen Missetat, und ihr in diesen Dingen erfinderischer Kopf begeisterte sich lebhaft. Das Endergebnis der Unterredung war, dass die Delmouse versprach, alles aufzubieten, um Justine während der drei Monate zu sich nehmen zu können, während derer ihr Mann auf dem Lande war. Während dieser Zeit sollte Dubourg neue Angriffe auf sie versuchen und würden auch diese nicht gelingen, so wollte man furchtbare Rache nehmen, damit, wie Dubourg sagte, auch in diesem Abenteuer die Tugend so misshandelt werde, wie sie es immer sein sollte, wenn sie dem Laster entgegenzutreten wagte. Von da an arbeitete die liebenswürdige Frau an der Verwirklichung dieses Vorhabens, und da ihr dei Gedanke, Justine in den Abgrund zu ziehen, großes Vergnügen bereitete, kam sie am nächsten Tag zur Desroches frühstücken. »Sie haben gestern mein Interesse erregt,« sagte die Heuchlerin zu Justine, »ich glaubte nicht, dass man so außerordentlich keusch sein könne. Wahrhaftig Sie sind ein Engel der eigens vom Himmel geschickt ist, um die Menschen zu bekehren. Bisher habe ich mich vor Ihnen bloß als ausschweifende Person gezeigt, aber, ich muss gestehen, ich habe mich durch ihr Beispiel plötzlich geändert. Und bei Ihrem Leben beschwöre ich, dass Sie mich von jetzt ab immer als Reuige und Tugendhafte sehen werden. O, Justine, willst du dich mit mir vor der Welt zurückziehen? Ich will immer dein großes Beispiel vor Augen haben, damit das Werk der Bekehrung rascher vollendet ist.«
»Ach Madame,« erwiderte Justine, »ich bin nicht danach angetan, als Beispiel zu dienen. Und wenn Ihre Änderung aufrichtig ist, so verdanken Sie das dem höchsten Wesen und nicht mir. Ich danke Ihnen vielmals für die Zuflucht, die Sie mir anbieten und ich hoffe, dass meine Dienste ihre Woltat ausgleichen können.« Die Desroches, die von der Delmouse eingeweiht war, hatte Mühe, bei dieser Komödie nicht in Lachen auszubrechen. Sie beglückwünschte Justine zu ihrem Erfolg und nachdem die Schuld beglichen worden war verließen Justine und die Delmouse das Haus.
Madame Delmouse bewohnte ein prachtvolles Haus. Dienerschaft, Pferde und die sehr kostbare Einrichtung zeigten Justine bald, dass sie bei einer der wohlhabendsten Frauen von Paris war.
»Weil ich älteren Dienstboten zu Dank verpflichtet bin,« sagte die Delmouse, »ist es mir unmöglich, Sie gleich die obersten Stellen in meinem Haushalt einnehmen zu lassen. Aber Sie werden auch dazu gelangen, mein Engel, und glauben Sie, dass ich Ihnen trotz der Untergeordnetheit, in der Sie sein werden, nicht weniger Beachtung zuteil werden lassen werde. Sie werden in meiner Garderobe beschäftigt sein,« fuhr die Delmouse fort, »und wenn Sie sich gut aufführen, erhebe ich Sie auf den Posten meiner dritten Kammerjungfrau.« – »O, Madame,« erwiderte Justine verwirrt, »ich hätte nicht gedacht …« – »Ach ich sehe Stolz an Ihnen, Justine; sind das die Tugenden, die ich von Ihnen erwartete?« – »Sie haben recht, Madame, Demütigkeit ist die erste Tugend. Befehlen Sie, dass man mir mitteilt, welcher Art meine Arbeit ist und seien Sie versichert, dass sie von mir genau ausgeführt werden wird.« – »Ich werde Sie selbst einführen, mein teures Kind,« erwiderte die Delmouse, indem sie Justine in zwei hinter den Glasnischen des Boudoirs angebrachte Zimmerchen führte. »Sehen Sie, hier ist der Ort, der auf Ihre Pflege wartet,« sagte sie, indem sie ein mit Bidets und Badestühlen angefülltes Kabinet öffnete, »hier handelt es sich nur um die Instandhaltung. In jenem anderen,« fuhr die Delmouse fort, »kommt noch ein etwas weniger anständiger Umstand dazu. Sie sehen, das ist ein Leibstuhl, es gibt derartige nach englischer Art, aber ich ziehe den hier vor. Sie werden schon erraten haben, welcher Art Ihre Dienste hier sind und dass Sie sich auch mit jenen Porzellangefäßen befassen werden müssen, die kleineren Bedürfnissen dienen. Aber ich muss Ihnen noch von einer Sache Mitteilung machen, die mir zur Gewohnheit geworden ist, und die ich nicht ohne Kummer vermissen würde.« – »Und worum handelt es sich, Madame?« – »Du musst immer zugegen sein, wenn ich entleere und … den Rest will ich dir ins Ohr sagen, mein Kind, denn ich erröte angesichts deiner Tugend … du musst mit diesem Koton hier die Flecken wegbringen, die diese schmutzigen Notwendigkeiten unbedingt mit sich bringen.« – »Ich selbst, Madame?« – »Ja, mein Kind, du selbst. Deine Vorgängerin tat noch viel Schlimmeres; aber dich, meine teure Justine, achte ich ja, du bist tugendhaft und das flöst mir Scheu ein.« – »Nun, was machte denn meine Vorgängerin?« – »Sie machte dasselbe, aber mit ihrer Zunge.« – »Ah, Madame!« – »Ja, ich fühle wohl, dass das hart ist, aber dahin führen uns die Verweichlichung, Schwelgerei und die Vernachlässigung aller sozialen Pflichten. Aber ich bessere mich, meine Teure, ich bekehre mich und dein erhabenes Beispiel wird das Wunder bewirken. Du wirst gut gehalten werden, Justine, du wirst mit meinen Frauen zusammen speisen und hundert Taler im Jahre erhalten. Genügt das?« – »Ach! Madame,« erwiderte Justine, »eine Verunglückte handelt nicht. Jede Hilfe, die ihr zuteil wird, ist ihr Recht.« – »O, Sie werden mit allem zufrieden sein, Justine, ich verspreche es Ihnen,« erwiderte die Delmouse. »Aber ich vergaß ganz Ihnen Ihr Zimmer zu zeigen. Es schlißt gleich an die beiden Kabinette an. Hier ist es. Es ist eine Art Festung; ganz abgeschlossen. Hier ist Ihr Bett, hier die Klingel, wenn ich Sie benötige. Ich lasse Sie jetzt allein, mein Herz, glücklich, dass ich etwas zu Ihrem Wohlbefinden beitragen konnte.« Kaum war Justine allein, als sie in Tränen ausbrach. »Wie,« sagte sie sich angesichts der eben ausgestandenen Erniedrigung, »diese Frau, die mich in ihr Haus aufnimmt, weil sie angeblich meine Tugend schätzt, gefällt sich darin, mich so tief zu demütigen. Ach warum muss es Leute geben, die gezwungen sind, anderen so erniedrigende Dienste zu leisten. O, süße Brüderlichkeit dei Natur, wirst du niemals unter den Menschen herrschen?«
Man rief Justine zum Mittagessen und dabei machte sie die Bekanntschaft ihrer drei Genossinen, die alle drei schön wie die Engeln waren. Am Abend begann sie ihre ehrenvolle Tätigkeit. Sie führte den Schwamm wusch und reinigte und alles geschah derart lautlos, dass sie sich sehr verwunderte. Es schien, als ob es unter der Würde der Frau Gräfin Delmouse läge, mit ihrer Dienerin zu sprechen.
Bald bemerkte die arme Waise, dass die Beispiele von Tugend, die man von ihr zu sehen gewünscht hatte, um sie nachzuahmen, noch keine Heilige aus ihrer verehrungswürdigen Herrin gemacht hatten. Die Schurkin zog aus der Abwesenheit ihres Gatten allen möglichen Nutzen und legte sich keinerlei Mäßigung auf. Wüste Orgien spielten sich ab und einmal schlüpften zwei oder drei junge Männer sogar in die Kabinette, in denen gerade Justine ihrem Dienst nachkam. Es kam zu Tätlichkeiten, aber als sich Justine darüber beklagte, hörte man ihr kaum zu. Eines Tages glaubte sie die Stimme Dubourgs zu hören. Sie lauschte, konnte aber nichts unterscheiden. Er war es, aber die Vorsichtsmaßregeln waren gut gewählt und so war alles, was sich gegen sie abspielte, mit dem dichtesten Schleier des Geheimnisses umhüllt.
Sie führte ungefähr zwei Monate dieses ruhige und gleichmäßige Leben, als Madame Delmouse, die sich nicht mehr halten konnte, eines Abends ganz erhitzt vom Weine, zu ihr herein trat. »Justine,« sagte sie mit milder Miene, »die Stelle meiner dritten Kammerjungfrau wird bald frei werden. Suzanne, die sie inne hatte, hat sich in meinen ersten Bedienten verliebt. Ich verheiratete die beiden. Aber, mein Kind, wenn Du vorrücken willst, musst Du mir Gefälligkeiten leisten, die sehr verschieden von denjenigen sind, die bisher die Grundlage deines Dienstes bildeten.« – »Und worum handelt es sich, Madame?« – »Du musst mit mir schlafen, Justine, Du musst mich kitzeln.« – »O, Madame, ist das die Tugend?« – »Wie, Du bist von dieser Chimäre noch nicht abgekommen?« – »Eine Chimäre, Madame? … Die Tugend eine Chimäre?« – »Sicherlich ist sie das, mein Engel. Die einzigen Naturgesetze sind unsere Leidenschaften. Einen Augenblick glaubte ich, die heftige Lieb, die du mir einflößt, besiegen zu können; ich glaubte, dass Deine bloße Anwesenheit die Schmerzen mildern könnte, die Deine Augen in meinem Herzen hervorgerufen haben; aber Deine Unempfindlichkeit regte mich umso mehr auf. Ich kann meine Leidenschaften nicht mehr zügeln, ich muss sie um jeden Preis befriedigen. Komm, folge mir nach, himmlisches Mädchen.« Und die Delmouse zog Justine trotz ihres Sträubens in ihre Zimmer. Es gab nun nichts, was die Verführerin nicht anwendete, um das junge Mädchen von ihrer Tugend anzubringen. Geschenke, Versprechungen, Schmeicheleien, alles wurde in Bewegung gesetzt. Aber vergeblich. Die Delmouse musste einsehen, dass nichts fähig war, Justines Tugend umzustossen. Von diesem Augenblick an, wandelte sich aber, wie bei allen Personen ihres Schlages, die Wollust in Wut.1
»Niederträchtiges Geschöpf,« sagte sie zu ihr, schäumend vor Zorn, »ich werde Dir mit Gewalt entreissen, was Du mir gutwillig nicht geben willst.« Sie klingelte. Zwei Frauen erschienen, die schon vorbereitet waren. Fast nackt wie die Delmouse, mit aufgelösten Haaren, Bacchantinnen gleichend, er griffen sie Justine und entkleideten sie. Delmouse kniete nun nieder und, würde man es glauben? … Die Niederträchtige! … sie leckte Justine, indem sie ihr einen Finger ins Arschloch steckte. Eine der Frauen musste ihr die Clitoris kitzeln, die andere die zwei kaum erblühten Brüste des bezaubernden Mädchens. Aber noch sprach die Natur nicht in dem unschuldigen Herzen der Waise. Kalt, unempfindlich gegenüber allen versuchten Angriffen, antwortete sie auf die Anstrengungen der lüsternen Frauen nur mit Seufzen und Tränen. Bald wurden die Stellungen gewechselt. Die schamlose Delmouise setzte sich rittlings auf die Brust des schönen Kindes und drückte ihr die Schamlippen auf den Mund. Eine der Frauen kitzelte sie gleichzeitig vorne und hinten, die andere half Justine zum Entladen zu bringen, deren hübsches Gesicht zweimal von den unreinen Samenergüssen der Delmouse überschwemmt wurde, die wie ein Mann entlud. Alles das war Justine ein Greuel. Nichts war imstande, sie aufzuregen. Aber dadurch wurde die Delmouse in noch mächtigere Wut versetzte. Sie ergriff Justine bei den Haaren, zerrte sie in ihr Zimmer und sperrte sie dort auf mehrere Tage bei Wasser und Brot ein. Bei alledem hatte Madame Delmouse nur an die Befriedigung ihrer Leidenschaft gedacht. Sie hatte ihr Übereinkommen mit Dubourg fast aus den Augen verloren, aber die Hoffnung auf Rache brachte der Delmouse ihr Versprechen wieder in Erinnerung. Sie freute sich bei dem Gedanken, dieser Unglücklichen einen Feind mehr bereiten zu können.
Am achten Tag ließ die Delmouse Justine frei. »Nehmen Sie Ihre Tätigkeit wieder auf,« sagte sie in ernstem Tone, »und wenn Sie sich gut aufführen, kann ich vielleicht das Geschehene vergessen.« – »Madame,« erwiderte Justine, »ich würde es gerne sehen, wenn Sie meine Stelle jemandem anderen übergeben würden. Ich merke nur zu sehr, dass ich Ihr Gefallen nicht werde erringen können.« – »Dazu bedarf ich zwei Wochen Zeit,« sagte Madame Delmouse, »tun Sie Ihren Dienst bis dahin ordentlich, dann will ich Sie ersetzen lassen.« Justine war zufrieden und die Ruhe war wieder hergestellt.
Ungefähr fünf Tage vor Ablauf dieser Frist befahl Madame Delmouse Justine vor dem Schlafengehen zu sich: »Haben Sie keine Angst, Fräulein,« sagte sie zu ihr, da sie ihre Aufregung bemerkte, »ich will mich nicht ein zweitesmal Ihrer Missachtung aussetzen.« Justine trat ein. Aber wie groß war ihr Erstaunen, als sie Dubourg halbnackt inmitten der beiden Weiber der Delmouse sah, die beide eifrig bestrebt waren, seine Leidenschaften zu befriedigen. Wie wurde ihr, als sie die Türen hinter sich schließen hörte und aus dem Ton der Reden und den Gesichtsausdrücken nichts wie Unheil entnahm! »Oh, Madame!« rief sie aus, indem sie der verruchten Frau zu Füßen fiel, »welche neue Falle haben Sie mir gestellt? O großer Gott! Welch Verbrechen begehen Sie gegen alle menschlichen und göttlichen Gesetze!« »O, das wird noch ganz anders werden!« rief Dubourg aus, indem er seine unsauberen Lippen auf den zarten Mund Justines presste, die mit Abscheu flüchtete. Aber man ergriff sie, riss ihr die Kleider herab und bald stand sie nackt vor den lüsternen Absichten Dubourgs da.
Der Finanzmann war sicher, heute zwei Nummern zu machen und wollte damit die beiden Entjungferungen an Justine verbinden. Zuerst wurde ihm die Scheide dargeboten. Er trat an Justine unter Führung der Delmouse heran, die sein Schwert in Händen hielt, um es selbst in das Opfer einzuführen. Aber der Schuft wollte zuerst sein Idol, den Hintern, sehen. Und der Justines war so schön! Man deckte ihn auf und er schlug und kniff, ohrfeigte sein Opfer und griff sogar die drei Schönheiten an, die ihn umgaben. Unglücklicherweise kitzelte man ihn während dieses Vorspiels sehr geschickt und ach! obwohl alles gut vorbereitet war und er noch Zeite hatte, sich auf Justine zu werfen, war alles umsonst. Die Waffe knickte zusammen, sowie sich die Flüssigkeit entleerte, die ihr den Halt gegeben hatte. Dubourg, der mächtig entlud, verlor dabei den Kopf. Er besaß nicht mehr genug Geistesgegenwart und nicht genügend Kraft, um ihn geradeaus hineinzustecken. »Ah, Teufel noch einmal, verfluchte Schweinerei!« schrie er, indem er die arme Justine mit Faustschlägen bearbeitete und ihre Scheide mit Samen übergoss, »mein Plan ist nicht gelungen.«