Kakanien - Erich Ledersberger - E-Book

Kakanien E-Book

Erich Ledersberger

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Beschreibung

Die Kolumnen von Erich Ledersberger, teilweise in verschiedenen Zeitschriften erschienen, beschreiben die real existierende Wirklichkeit Österreichs und Europas. Band 1 beinhaltet die Jahre 2000 - 2006. Lesen Sie und spielen Sie: Was geschah im Dezember 2003? Was geschah im Februar 2005? Sie werden überrascht sein, wie viel Sie vergessen haben. Und wie bekannt Ihnen das alles in der Gegenwart vorkommt.

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www.kakanien.eu

Erich Ledersberger, 1951 in Wien geboren.

Lebt in Innsbruck und Wien.

Veröffentlichungen

Maria fährt. Erzählung, BoD, 2021

Der aufgelöste Mann, Stück für einen Mann, BoD, 2020

Fünf. Sieben. Fünf. 34 Haikus, BoD, 2019

Als mein Ich verschwand, Kurzgeschichten, BoD, 2018

Ich bin so viele, Kurzgeschichten, BoD, 2014

Filzbuch 01, Satiren, entertainyoumedia, 2008

Schnitzel mit Beilage, Satiren, BoD, 2001

Wiener Brut, Satiren, rororo, 1986

Alles im Lot, Gedichte und Kurzgeschichten FF&LM, 1984

Ende der Salzstreuung, Gedichte, Eigenverlag, 1982

Inhaltsverzeichnis

Prolog

2000

Die erste Kolumne Kaiserkanzler für Kakanien

Frau möglich!

19 Experten!

Boykott beendet!

Sparen ist toll!

2001

Definitiv!

Sensation! Kein Kind von Boris!

Herrenministerium endlich gegründet!

Jodlerin in Hose legal!

Unser Vorbild sind Ameisen

Neue Slogans

Regierungen verwirklichen Satire

6-jähriger Bub als Präsident?

Vom Glücklichsein

Was ziehe ich morgen an?

2002

Wir Jungsenioren oder: Die Leiden des alten M.

Schönen Tag noch!

Alles Fotos!

Intelligente Mautsysteme oder: Von der Verwirrung der Begriffe

Wellness – Alkohol

Weibliche Handys und männliche

Immer mehr Zeit!

Kranksein ist alles!

Stell dir vor, es sind Wahlen

90 Prozent Schrott

From here to eternity

Neue Medien - ein alter Hut?

Vom gesunden Schlaf

The big sleep

Lasst alle Hoffnung fahren

Loblied auf das Handy

Stille Nacht, heilige Zeit

2003

Good news!

Frau Moik is here!

Textsondierungen

Von Bären, Schüssel und dem ORF

Von Wahlen, Blitzen und Haschen

Von der Unendlichkeit

Die Informationsgesellschaft

Osterfriede - Osterkrieg?

Kein Politiker lügt!

Kein Politiker lügt - Teil 2

Alle Politiker lügen - das ist die Wahrheit!

Die Fortschrittslüge

E-Learning triumphiert! – Nicht

Kakanische Bildung

Die Chaosrepublik

Die Wörterflut

Mehr Sex, weniger Spaß

Anstieg des VEX (Verblödungsindex)

Die Verälplerung Europas

Gute Nachrichten aus Kakanien

Die sportliche Elite

Liberale Wirtschaft

Ächt tu matsch

Das intelligente Grab

Musik liegt in der Luft!

Kein Verlass auf niemanden

Es ist ein lustiges Land!

EU gescheitert – Saddam besiegt

Der selige Koarl

2004

Die Pflaumenrepublik

Wir armen Alleinerzieher

Von Pferden und Käse

Z'sammhalten!

Vom Niesen und Nasenbohren

Die Unschuld im Land

Das Näpfchen der Woche

Vom Heucheln

Das heilige Wachstum

Wo liegt Österreich?

Kulturhauptstadt Innsbruck

Das hat mein Thomas nicht verdient!

Macht macht klug

Politikerstadl eröffnet!

Alles harmonisch!

Die Jubeldecke

So a Koarl!

Am Biertisch der Avantgarde

O christlich Herz!

Die neuen Werte

Tolle Analyse!

Advent, Advent ...

Endzeit 2004

2005

Gleichnis zu Jahresbeginn

Tiroler Jugend!

Dadaismus in der EU

Ein Abschluss – quasi sozusagen

Ich kleiner Mandarin

Super, die neue Schule!

Land der Berge

Wahre Weihnacht

2006

Wir zuerst!

Alles bestens!

Keine Qual bei der Wahl

Eine Wählerempfehlung

Wir sind doch blöd!

Bambiland

Kasperl fragt

Fronleichnam in Tirol

Fußball

Lehrer schummeln!

Salzburg spielt wieder fest

„Du, glückliches Österreich, heirate.“

Österreich soll Türkei werden!

Wahlanalyse

Wenn alle Menschen Frauen wären

Prolog

Ende des vorigen Jahrtausends griff die Internet-Euphorie auch auf die Schulen über. Als Lehrer für Gegenstände wie ‚Wirtschaftsinformatik‘ und ‚Medieninformatik‘ musste ich mich mit der Gestaltung von Webseiten auseinandersetzen.

Fortbildungen gab es keine – ich lebe in Österreich – und so lernte ich im Mach-Es-Selber (DIY) Format, wie das funktionieren kann. Am besten, ich übte einmal, gemeinsam mit meiner ALF (AllerLiebstenFrau), mit einer eigenen Website. Mit einem Programm, das sich ‚Frontpage‘ nannte und für heutige Verhältnisse extrem kompliziert war, erstellten wir Seiten mit einem selbst kreierten Layout.

Ich gründete im Jahr 2000 die Seite ‚Kakanien‘. Der Name stammt aus dem Roman ‚Der Mann ohne Eigenschaften‘ von Robert Musil und schien mir passend für das Unternehmen einer österreichischen Website.

Den Begriff Blogger gab es damals nicht, schließlich war es kompliziert, Texte und Bilder mit Frontpage ins Internet zu stellen.

Im Vergleich zu heute, da CMS-Systeme gratis sind, mit vielen Vorlagen und basierend auf Datenbanken, war das ein nahezu vorsintflutliches Arbeiten. Nach 20 Jahren und vielen Kolumnen, die teilweise in anderen Zeitschriften erschienen, riet mir mein Freund Edwin, ein Buch daraus zu machen.

Viel Vergnügen bei einem Rückblick auf die Jahre 2000 bis 2006. Sie werden überrascht sein, was Sie alles vergessen haben!

Ihr Erich Ledersberger

2000

Die erste Kolumne Kaiserkanzler für Kakanien

Der Klubobmann der PFK (Partei für Kakanien) hält an seinem Vorschlag für eine 4. Monarchie fest. In einem Interview bekräftigt er den Wunsch seiner Partei nach einem vom Volk auf 25 Jahre gewählten Kaiserkanzler. Der gewählte Kandidat darf aber nur für maximal zwei Amtsperioden gewählt werden, um keine Vetternwirtschaft eintreten zu lassen.

Der Kaiserkanzler hätte den Vorsitz über Bundesheer, Kirche, Regierung, National- und Bundesrat und wäre gleichzeitig Bürgermeister aller kakanischen Städte. Dadurch könnten mehrere Millionen gespart werden. Der Klubobmann werde, da keine andere Partei diesem revolutionären Vorschlag zustimmen wird, eine Volksabstimmung zum Thema Kaiserkanzler begehren.

16. August 2000

Am Anfang erschienen Land und Leute noch mit Phantasiebezeichnungen, die meisten Leserinnen und Leser in Österreich haben gewusst, wer in Wirklichkeit gemeint war.

Frau möglich!

Die Soziale Partei Kakanien sucht verzweifelt nach einem Menschen, der/die ihren Idealen gerecht werden könnte.

Aus den geheimen Unterlagen von McSeemsay, der weltberühmten Parteiberatungsagentur, geht hervor, dass diese Person sogar eine Frau sein könnte, wenn sie sich nur endlich melden würde!

Die SPK, bis vor kurzem noch an der Regierung und eine nimmer enden wollende Regierungszeit vor sich habende Partei, ist seit dem Schwenk ihrer damaligen Braut, der VPK (Volkspartei Kakanien) vollends depressiv.

„Wenn wir nur endlich das Parteiprogramm finden, das unser Vorsitzender bei einem Einkauf in der Toskana verloren hat, wäre schon alles besser“, ließ ein bestens informierter Parteigenosse uns wissen.

Aber leider, leider:

Sowohl das Programm als auch der Vorsitzende sind derzeit unauffindbar.

Sollte eine/einer der Leserinnen/Leser einen Teil - egal welchen – gefunden haben, bitten wir um Nachricht!

PS: Die Parteizentrale der SPK in der Tigerstraße ist dankbar für jeden Hinweis!

30. August 2000

19 Experten!

Erfolge sind bisweilen nicht genug. Dieser politischen Realität muss seit einigen Tagen die ehemalige Sozialministerin Klara Krankl geknickt ins Auge schauen.

Sie, die bisher Ungeahntes leisten durfte, muss die Regierung verlassen!

Etliche Pressesprecher und -innen konnten mit dem Tempo ihrer Gedanken nicht mithalten und schieden im Wochenrhythmus aus dem Dienst. Das konnte auch die für ihre Ruhe und wohlüberlegten Worte bekannte Vizekanzlerin Dr. Immergut nicht übersehen. Sie setzte daher den bisherigen Austauschspieler Mag. Kopferl als neuen Minister für Frauen und andere Kleinigkeiten ein.

Die Opposition heulte, wie bei solchen Anlässen üblich, auf und rief nach einer Frau.

Ein brutaler Anschlag auf das Gleichbehandlungsgesetz, das klar festlegt, dass nur im Falle eines Männermangels eine Frau für Frauenangelegenheiten angelobt werden darf. Der Gesetzgeber wollte auf diese Weise verhindern, dass es zu einer Bevorzugung des eigenen Geschlechts käme.

In diesem Sinne: Gratulation, Herr Dr. Kopferl! Sie sind unsere Frau!

Vernünftige Lösungen setzen sich immer durch, sagte unser Innenminister, Dr. Wegerl, vor einer Woche.

Und so geschah es! Nach intensiven Beratungen einigte sich die Koalition darauf, schon im Jahre 2001 19 EDV-Experten aus Indien die Einreise nach Kakanien zu gestatten.

Die Kammer für Ökonomie, die ursprünglich 10.000 Experten gefordert hatte, zeigte sich mit diesem Kompromiss höchst zufrieden. Damit sei ein Technologieschub ungeahnten Ausmaßes möglich. Derzeit gebe es schon einen Inder, der nach Kakanien ausreisen will, leider ist er Textilarbeiter. Dieses Problem werde man aber in Indien sicherlich in den Griff kriegen, versicherte der Sprecher der Kammer.

Um einer drohenden Überfremdung zu entgehen, werden beim Eintreffen der EDV-Experten umgehend doppelt so viele Kinder in ihre Heimat zurück transferiert.

Doppelt so viele deshalb, weil Erwachsene aufgrund ihrer Masse eben doppelt so viel Raum benötigen. Das sei mit allen Landesgouverneuren bereits fix abgesprochen.

25. Oktober 2000

Boykott beendet!

Ein Aufatmen geht durch Europa! Seit die kakanische Regierung unter ihrem Kanzler Dr. Wolfram Tässchen-Körberli gestern um 19 Uhr ihren Boykott gegen die EU aussetzte, jubelt die Welt: Endlich Friede!

Erinnern wir uns: Vor etwa 223 Tagen stand die zivilisierte Welt am Rande einer Situation, die unweigerlich an die Kubakrise erinnerte. Die Differenzen zwischen dem standhaft demokratischen Kakanien und einer außer Rand und Band geratenen EU steuerte auf einen Krieg der Giganten zu.

Kakanien, selbstbewusst wie stets, reagierte nicht mit Waffen, sondern mit Taten: Von Stund an schüttelte keine Kakanierin, kein Kakanier mehr einem ausländischen Politiker die Hand! Mehr noch: Man verweigerte sogar ein gemeinsames Foto!

Damit hatte die EU nicht gerechnet. Ein Foto ohne die kakanische Ministerin für auswärtige, also EUVerhältnisse, Hofrätin Melitta Ferrari-Waldheimat, war wie ein Fahrrad ohne Fisch! Niemand, nicht einmal Buster Keaton, lächelte so gnadenlos wie sie in die Kamera. Das war ein erster, gezielter Schlag gegen die EU.

Als später der Gouverneur einer kakanischen Provinz nachwies, dass niemand außer ihm demokratisch sein konnte, blieb der EU faktisch keine Wahl, sie musste ihre Niederlage zugeben! Dennoch dauerte es noch etliche Stunden, bis Europa Kakanien um Entschuldigung bat und dadurch den Weg freigab für ein friedliches Ende des Konfliktes.

Kanzler Tässchen-Körberli, der in die Geschichtsbücher als ‚der Standhafte‘ eingehen wird, ermahnte alle KakanierInnen, diesen Tag nicht triumphierend, sondern würdevoll zu begehen!

Die Opposition forderte die Regierung auf, nicht sofort auf das Friedensangebot einzugehen, sonst müsste man allmählich die tatsächlichen Probleme des Landes diskutieren.

Die Regierung lehnte dieses Angebot ab, schließlich seien die USA noch immer gegen unser Land eingestellt, ein weiterer Sieg also unausweichlich!

13. September 2000

Sparen ist toll!

Nachdem unsere Regierung beschloss, die Steuer der Wirtschaftslage anzupassen, ging ein Aufatmen durch das Land! Endlich wird durchgegriffen!

Der kleine Mann von der Straße – er misst etwa 1 Meter 50 – wollte anonym bleiben und sagte unserem Reporter unter zwei Augen (er trug einen Damenstrumpf über das Gesicht):

„Mir bleibt zwar jetzt noch weniger Geld als früher, aber dafür bin ich stolz auf meine Nation.“

Noch vor einem Jahr hätte dieser Mann nicht einmal gewusst, dass wir eine Nation sind!

Das sind Erfolge der neuen Regierung, die einfach Mut machen! Mut zu neuen Einsparungen und neuen Anpassungen.

In diesem Licht ist auch die Einführung des SB (= Schülerbeitrag) zum Null-Defizit zu sehen.

Ab dem Eintritt in die Nationalschule (früher: Volksschule) zahlen die Eltern einen Bildungsbeitrag.

Er ist für alle Eltern gleich, damit Gleichheit vor der Bildung herrscht, im doppelten Sinn des Satzes. Damit soll auch eine geringfügige Erhöhung der Schülerzahlen einhergehen.

Wir wollen nicht verschweigen, dass es einige Unverbesserliche gibt, die glauben, mit Streiks etwas zu erreichen. Erst gestern verhalfen sogenannte Professoren SchülerInnen zu einem weiteren freien Tag, indem sie nicht unterrichteten.

Ministerin Sissy Ehrlich brachte es auf den Punkt: „Diese Menschen schaden dem Ansehen der Lehrerschaft.“

Dem ist nichts hinzuzufügen!

6. Dezember 2000

2001

Definitiv!

Ein Mensch, der auf sich hält, beendet mindestens jeden dritten Satz mit diesem Wort der Worte.

Und zwar definitiv!

Darin zeigt sich gesellschaftlich der Wechsel vom ‚emotionalen Zeitalter‘ – damals hieß das Wort des Jahres ‚Super‘ – hin zum Zeitalter der neuen Rationalität. Das ist definitiv so. Individuell handelt es sich um Entschlossenheit ohne Nachdenken.

Das Motto der neuen Erfolgsgeneration heißt nicht Milch, sondern definitiver Wille à la Nietzsche, was immer das heißen mag.

Und deshalb machen wir heute definitiv keinen Rückblick auf das Jahr 2000, das uns so wunderbare Ereignisse brachte wie die Neue Kakanien Zeitung, aber auch so schreckliche wie den Verlust der EU-Sanktionen.

Happy New Year!

31. Jänner 2001

Sensation! Kein Kind von Boris!

Vor kurzem erst gestand die berühmte Rapperin Setlur, dass sie – entgegen allen Erwartungen – von Boris Becker doch kein Kind bekommt.

„Vielleicht war der Grund, dass wir nicht miteinander ins Bett gegangen sind, aber bei Maria war das ja auch nicht nötig“, meinte die Künstlerin exklusiv zur NKZ.

Nun aber zur noch größeren Sensation der Woche:

Ulrich Mann, Herausgeber des NKZ-Editorials, gab auf einer Pressekonferenz unumwunden zu, ebenfalls kein Kind von Boris Becker zu bekommen!

Tja, die Welt ist voller Wunder!

13. Februar 2001

Herrenministerium endlich gegründet!

Der kakanische Frauenministerin Herr Mag. Kopferl hat gezeigt, was in ihr steckt: ein echter Mann! Gestern gründete er in einer Geheimaktion das erste Ministerium für den echten Mann, kurz BdM (Bund der Männer) genannt.

Seit Generationen ist bekannt, dass Männer selten gelobt und weit häufiger gemobbt werden. Dass sie sexuell wegen ihrer Attraktivität oft belästigt werden, dass sie schwer unter der Doppelbelastung, Mann und Mensch zugleich sein zu müssen, leiden, ist auch kein Geheimnis.

Kein Wunder, dass unter diesen Umständen die Lebenserwartung der Männer gering ausfällt!

Alice Schwarzer, die ab morgen ihren Posten als Herrenminister antritt, teilte uns exklusiv ihre wichtigsten Pläne mit:

„Im Laufe der letzten Jahre ist der kleine Unterschied zwischen den Geschlechtern so klein geworden, dass viele Frauen ihn doch lieber wieder etwas größer haben wollen. Diesem physischen und psychischen Problem werde ich mich zuallererst widmen!“

28. Februar 2001

Jodlerin in Hose legal!

Liebe Leserinnen und Leser!

Von vielen Menschen wird die NKZ (Neue Kakanien Zeitung) als Satire verstanden. Das ist falsch! Satire darf zwar alles (Kurt Tucholsky), kann aber nicht alles. Wie sollen in Zeiten wie diesen „Vorgänge, auch Persönlichkeiten kritisiert und/oder der Lächerlichkeit preisgegeben werden“? Zum Beweis eine Nachricht aus der Schweiz.

„Die Delegierten des Schweizerischen Jodlerverbandes stimmten an ihrer gestrigen Delegiertenversammlung in Dietikon ZH praktisch einstimmig einem Antrag zu, der Frauen das Fahnenschwingen ermöglicht.“

Diese revolutionäre Meldung erschütterte vor kurzem die Schweiz. Die progressive weibliche Jugend aber jubilierte, besser gesagt: jodelte. Sie darf endlich das tun, was alle männlichen Schweizer Jodler immer schon durften: Fahnen schwingen! Nicht genug damit: Die weiblichen Fahnenschwinger dürfen sogar in Hosen (!!!) ihrem Vergnügen nachgehen. Für die nächste Generalversammlung ist ein weiterer Schritt nach vorne geplant: Erstmals werden Männer in Frauenkleidern jodeln und Fahnen schwingen dürfen!

14. März 2001

Unser Vorbild sind Ameisen

Dr. Pecherl, von der Regierung eingesetzter Experte für den Ruhestand, hat ein Konzept für unsere Pensionen erarbeitet, das mit sensationellen Folgerungen aufwartet:

Die „Kommission für die Entwicklung von Vorschlägen für den Ruhestand“, kurz KOFÜDEVOVOFÜRDERU genannt, sah sich in der Natur um und fand ein natürliches Mittel gegen den Geldmangel.

Unter dem Motto „Ja, natürlich“ sieht der Plan vor, dass alle Menschen nicht Brüder, sondern Ameisen werden! Diese putzigen Tierchen haben gar keinen Pensionsanspruch, arbeiten den ganzen Tag und schlafen kaum.

„Ja, natürlich, das ist die grundlegende Idee“, sagte Kanzler Dr. Tässchen-Körberli in einer ersten Stellungnahme seit vielen Wochen. Unterstützung fand er bei der IVK und dem Finanzminister, Mag. Schönklug.

„Selbst die Natur fördert auf diese Weise das Nullbudget“, so der Minister in einer ersten Reaktion.

Die Gewerkschaft sagt wie immer ‚njet‘ und zeigt wieder, dass sie sogar die besten Reformen ablehnt.

„Die Gewerkschaft ist eben noch immer die alte Bolschewisten- und Bonzenpartie“ stellte Ing. Kojak von der PKF gewohnt sachlich fest.

22. Mai 2001

Neue Slogans

Die EU kämpft in den letzten Wochen mit einem ihrer größten Probleme, nämlich Österreich.

Vor dem Beitritt des kleinen Alpenlandes hielten viele die EU für bürokratisch. Nun wird die EU von einem ihrer Mitglieder übertroffen.

Nachdem Österreich gegen zu viele LKW protestierte, stellten Italien und Deutschland fest, dass die österreichische Behörde falsch gezählt habe. Sie zog Ökopunkte auch für Fahrten mit der Eisenbahn ab, obwohl doch gerade die gefördert werden sollen.

Die Frau Ministerin entgegnete darauf in der ZiB (26. Juli 2001):

„Das haben wir immer so gemacht.“

Gegen so viel Sachverstand und scharfe Argumentation wusste sogar die EU-Kommission nichts zu sagen.

***

Sehr beeindruckend auch der Eiertanz der ÖVPFrauen Ferrero und Rauch – beide mit Bindestrich und allem, was das Adelsherz begehrt – über den Einsatz bzw. Nicht-Einsatz der Regierung für die Häftlinge in Genua.

In der ZiB 3 vom 31. Juli führten die beiden Damen exzellent vor, was es heißt, viel zu reden und nichts zu sagen.

Wer diese Sendung gesehen hat, der weiß, warum Alice Schwarzer nicht mehr ausschließlich gegen Männer ist.

***

Der Salzburger Weihbischof Andreas Laun ist der Ansicht, dass Homosexuelle „eine um 20 bis 30 Jahre kürzere Lebenserwartung“ haben.

Dies würden Studien beweisen, so Laun in einer Ausgabe von ‚News‘. (Kurier Online, 26. Juli 2001)

Das ergibt sich aus den vielen ‚Schwulenkrankheiten‘, wie der Bischof etwa AIDS nennt, nahezu logisch.

Dagegen die Lebenserwartung von Bischöfen! Einfach toll, man denke nur an Kardinal Groer!

31. Juli 2001

Regierungen verwirklichen Satire

Liebe Leserinnen und Leser!

Alles hat bekanntlich ein Ende, abgesehen von der Wurst und dem Fußball. In diesem Sinne möchte sich die gesamte Redaktion von Ihnen, liebe treue Leserin, lieber treuer Leser, verabschieden.

Im Jahre EINS von Kakanien – die erste Nummer der NKZ wurde am 16. August 2000 gleichzeitig mit der Staatsgründung verkauft – wurde dieses Land laut Webalizer mehr als 10.000 (in Worten: ZEHNTAUSEND) Mal besucht. Wir RedakteurInnen freuen uns, denn ehrlich gesagt, die Bezahlung war unterm Hund!

Auch das noch!

Das schlägt dem Fass den Boden ins Gesicht. Nach neuesten Erkenntnissen der Kapo (Kakanien Polizei) versteckt sich hinter den Aktivisten der ‚Erfolxkaravane‘ die gesamte kakanische Regierung!

Wie nicht berichtet, wurde diese Theatergruppe in Genua verhaftet, weil sie mit Gummibärchen auf ratlose italienische Polizisten gefeuert hat. Diese setzten zur Verteidigung leichte MG's ein und schossen nicht länger als 3 bis 20 Minuten auf die Anarchisten. Zum Glück wurde niemand verletzt, die Polizisten werden derzeit von Psychologen betreut.

Die sogenannten ‚Schauspieler‘ wurden in U-Haft genommen und ein wenig körperlich verhört. Da im Ausland kein Mensch die kakanischen Politiker kennt und in der Heimat niemand sie vermisste, dachte natürlich niemand daran, sich um die Erfolxkaravane zu kümmern.

Durch ein Versehen – die kakanische Ministerin für Draußen redete so lange auf die Wärter ein, bis diese entnervt die Gefängnistore öffneten – gelangte unsere Regierung wieder zu uns. Kanzler Dr. Tässchen-Körberli zog sich sofort ins Kloster zurück, um nachzudenken, die restliche Regierung sagte viel Verschiedenes, um nicht in den Verdacht von Einheitlichkeit zu gelangen. Einig waren sich alle, dass sie durch das Auftreten als Erfolxkaravane zeigen wollten, dass auch die kakanische Regierung gerne Spaß hat und dem Volk damit mitteilt, dass sie auch lustig ist. Das aber ist dem Volk schon lange bekannt!

***

So sollte das erste und letzte Jahr der NKZ abgeschlossen werden. Und dann kam der 11. September 2001 und brachte der Welt einen Massenmord, der sie mehr verändern wird, als wir uns das jetzt auch nur annähernd vorstellen können.

Die Scharfmacher, Alleswisser und Zubomber sind schon unterwegs, um die Gewaltspirale weiter in die Höhe zu treiben.

23. August 2001

6-jähriger Bub als Präsident?

Die Reaktion des amerikanischen Präsidenten, sagte der Friedensforscher Galtung, gleicht der eines 6-jährigen Jungen.

Er redet von Rache und Vergeltung und vergisst dabei, dass die USA als Staat in den letzten Jahren immer wieder in fremde Staaten eindrangen.

Die Irrtümer der USA waren für viele, auch Zivilisten, tödlich.

Einmal trafen amerikanische Bomben die chinesische Botschaft, weil der Geheimdienst die Adressen verwechselt hatte.

Einmal traf es statt eines Terroristenlagers eine medizinische Fabrik.

Das ändert nichts an der Brutalität der Mörder, die als lebende Bomben New York angriffen - aber es kann einiges erklären.

Einfache Lösung

Wie verzweifelt müssen Menschen sein – ich meine die ausführenden, nicht die Drahtzieher, die ja kaum ein Risiko eingehen – , wenn sie bereit sind, sich und andere zu töten?

In welchem Elend leben sie, um daran zu glauben, dass ihnen im Jenseits das Paradies geschenkt wird?

Denn es ist ja Unsinn anzunehmen, diese Menschen seien bloß verrückt, als käme der Wahnsinn ohne Grund und ohne Ursache daher. Wer das annimmt, steht den islamischen Fundamentalisten so nahe, dass er/sie von ihnen nicht zu unterscheiden ist.

Ich weiß nicht, wie viele Kinder jede Sekunde an Hunger sterben, aber in einem Tag sind es wohl mindestens so viele wie in New York starben. Und für die hungernden Kinder gibt es keinen Tag Pause vom Sterben.

Das ist keine Aufrechnung der Toten, das ist ein Versuch, die Ursachen zu klären.

Ich habe selten so häufig das Wort ‚zivilisiert‘ gehört wie in den letzten Stunden. Und immer war jene Welt damit gemeint, in der keine Kinder verhungern.

(In Klammer sei angemerkt, dass die Vergewaltigung von Kindern auf Videofilmen in der „zivilisierten“ Welt nicht nur vorkommt, sondern bereits ein eigener Wirtschaftszweig ist!)

Aber es ist jene Welt, die dem Sterben ganz ‚zivilisiert‘ zusieht.

Es ist jene Welt, die von AIDS-Kranken in Afrika für Medikamente bares Geld will, wissend, dass diese Menschen es nicht haben. Diese Welt, in Form der Pharmakonzerne, prozessierte ‚zivilisiert‘ gegen einen Staat, nämlich Südafrika, weil dieser AIDS-Medikamente billiger einkaufte.

Es ist jene Welt, die ihre Abgase auf die andere Welt sinken lässt, damit Autos fahren können, während ihr Sondermüll an den Küsten Afrikas entsorgt wird.

Es ist jene Welt, in der Unternehmen ihr Milchpulver in der 3. Welt weiter bewerben und verkaufen, obwohl die Weltgesundheitsbehörde das verboten hat, weil Milchpulver die Kinder nicht gesund macht, sondern krank.

Würde diese ‚zivilisierte Welt‘ ihren Reichtum mit der anderen, der armen, der ‚unzivilisierten‘ teilen, gäbe es vielleicht noch ein paar tatsächlich Verrückte, die Bomben werfen wollen. Aber es gäbe nicht diese Unmenge an potentiellen Selbstmördern, die für materielle und immaterielle Unterstützung bereit sind, zu morden.

Armut macht krank.

Und gleichgültig gegenüber dem Leben, auch dem eigenen.

Realistischerweise wird die zivilisierte Welt nicht mit der anderen teilen, daher ist die einfache Lösung leider die unmögliche Lösung.

Keine Lösung