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Kaninchen gehören nach Hund und Katze zu den beliebtesten Heimtieren. Dieser Ratgeber informiert über die tiergerechte Haltung, Ernährung und alles Weitere, auf das man beim Zusammenleben mit den Langohren achten sollte. Die Autorin erläutert das Leben von Wildkaninchen und die Unterschiede zum Feldhasen. Der Ratgeber zeigt, auf welch vielfältige Weise man Kaninchen ein artgerechtes Zuhause bieten kann, egal ob in der Wohnung oder draußen im Garten beziehungsweise auf dem Balkon. Der Leser erfährt außerdem, warum Trockenfutter keine geeignete Kaninchennahrung ist, und wie er seine Kaninchen mit frischem Gemüse und Gesundem aus der Natur richtig ernähren kann. Des Weiteren werden Beschäftigungsmöglichkeiten vorgestellt und es gibt Tipps für die regelmäßige Pflege bis ins Seniorenalter sowie die richtige Betreuung im Krankheitsfall.
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Seitenzahl: 92
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Impressum
Copyright © 2011 by Cadmos Verlag GmbH, Schwarzenbek
Gestaltung und Satz: jb:design – Johanna Böhm, Dassendorf
Lektorat der Originalausgabe: Maren Müller
Coverfoto: tierfotoagentur.de/Ramona Richter
Fotos im Innenteil: animals-digital.de, Diana von Droste, fotonatur.de, Sven Hümpel,Inga Klaedtke, schanz-fotodesign.de, tierfotoagentur.de, Sonja Tschöpe, Patrick VogelZeichnung: Lisa-Marie Schmidt
Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services
Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.ddb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten.
Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicherGenehmigung durch den Verlag.
eISBN 978-3-8404-6349-5
Inhalt
Vorwort
Das Kaninchen im Porträt
Systematik
Herkunft und Verbreitung
Landplage
Lebensweise
Fortpflanzung
Feinde
Feldhase und Kaninchen im Vergleich
Unser Hauskaninchen
Rassekaninchen
Anatomie und Physiologie
Sinnesorgane
Herzlich willkommen, Langohr!
Erste Gedanken
Kuscheltier oder Zappelphilipp?
Kind und Kaninchen
Eins plus eins gleich nie allein
Zweckgemeinschaften
Kosten
Woher nehmen?
Welches Kaninchen soll ich nehmen?
Wer passt zu wem?
Vor dem Einzug
Erster kleiner Gesundheitscheck
Geschlechtsbestimmung
Die ersten Tage im neuen Zuhause
Quarantäne und Tierarztcheck
Zusammenführung
Erste Begegnung
Schwierige Vergesellschaftung
Umzug an den Endplatz
Kein Friede in Sicht
Das Langohr-Traumzuhause
Innenhaltung
Innengehege
Kaninchenzimmer
Uneingeschränkter Freilauf in der Wohnung
Balkonhaltung
Außenhaltung
Ganzjähriges Leben im Gehege
Freilandhaltung
Zeitweise Gartenausflüge
Einrichtung
Futter- und Wassernapf
Heubehältnis
Toilettenkiste
Unterschlupf
Tunnel
Buddelkiste
Naturnahe Ernährung – guten Appetit!
Frisches Grün
Das schmeckt den Kaninchen
Heu
Gemüse und Obst
Das schmeckt den Kaninchen
Samen
Das schmeckt den Kaninchen
Getreide
Trinkwasser
Rationiert oder ad libitum?
Futtermenge
Futterumstellung
Überflüssige Kaninchenkost
Trockengemüse/-obst
Pellets
Nagerpralinen, Knabberstangen & Co.
Brot
Zusammenleben mit Kaninchen
Mit Kaninchen durch das Jahr
Frühling
Sommer
Herbst
Winter
Kaninchen verstehen
Komfortverhalten
Sozialverhalten
Erkundungs- und Revierverhalten
Fluchtverhalten
Sexualverhalten, (Schein-)Trächtigkeit
Kaninchengeräusche
Beschäftigung
Erkundungstour
Fütterung mal anders
Kaninchen, hüpf!
Gesundheit und Pflege
Wellness für Langohren
Bürsten
Krallen schneiden
Baden
Hygienemaßnahmen
Impfungen
Kaninchenschnupfen
Myxomatose
RHD (Rabbit Hemorrhagic Disease)
Krankes Langohr – was nun?
Tierarztwahl
Der Gang zum Tierarzt
Vorsorge und Erste Hilfe bei Gesundheitsproblemen
Zahnerkrankungen
Abszesse
Verdauung
Fliegenmaden
Atemwegsinfektionen
Enzephalitozoonose
Blasen-/Nierenerkrankungen
Hitzschlag
Sohlengeschwüre
Hauterkrankungen
Patientenversorgung
Medikamentengabe
Operationen
Zwangsernährung
Partnertiere
Nachwuchs
Paarung und Tragezeit
Nestbau
Geburt
Aufzucht
Abgabe
Scheinträchtigkeit
Kaninchen im Ruhestand
Dinner für Oldies
Altersgerechter Lebensraum
In der Ruhe liegt die Kraft
Abschied nehmen
Anhang
Literatur
Empfehlenswerte Internetseiten
Kanincheninformationen
Kaninchenforum
Kaninchenzubehör
Kaninchenschutzorganisationen
Danksagung
Vorwort
Zwei lange Ohren, ein Wackelnäschen und ein Puschelschwänzchen – Kaninchen sind in den Fünfzigerjahren als Familienmitglieder in unsere Haushalte gehoppelt und haben Herzen erobert. Seit Jahren teilen sie sich mit Meerschweinchen, Hamster & Co. den dritten Platz der in Deutschland beliebtesten Haustiere, direkt hinter Hund und Katz (Quelle: Industrieverband Heimtierbedarf e. V. IVH).
Im Lauf der letzten Jahre hat sich im Zusammenleben mit den Langohren sehr vieles verändert. Zum Glück! Wer erinnert sich nicht an meist einzeln gehaltene Kaninchen in dunklen, engen Buchten oder viel zu kleinen Gitterkäfigen und an prall mit buntem Trockenfutter gefüllte Näpfe?
Aufgrund schlechter Literatur zu diesem Thema und mangelhafter Beratung hielt auch ich mein erstes Kaninchen leider genauso. Warum sollte es sich einsam fühlen, wenn ich mich doch täglich mit ihm beschäftigte? Lange wunderte ich mich über wiederkehrende Verdauungsprobleme und weitere Krankheiten, unter denen es litt. Doch wie sollte das, was ich tagtäglich in Form von Trockenfutter anbot, schädlich sein? Es wurde schließlich verkauft und auf der Verpackung stand der Hinweis, dass es hochwertig sei.
Manchmal muss man nur hinaus in die Natur blicken, sich bewusst machen, wie Wildkaninchen leben, und sich dann fragen: „Wenn das Hauskaninchen vom Wildkaninchen abstammt, warum sind die Ernährung mit ausschließlich frischer Kost und die Unterbringung in einem geräumigen Gehege mit mindestens einem Artgenossen so abwegig?“ Nur weil es in irgendeinem veralteten Buch anders beschrieben ist? Nur weil es das Umfeld übertrieben findet, hier etwas zu ändern?
Kaninchen Bino mit der Autorin.
(Foto: Hümpel)
Ich habe die Haltung meiner Kaninchen weitestgehend an ihre natürlichen Bedürfnisse angepasst, wurde belächelt und ernte auch heute noch den einen oder anderen verwunderten Kommentar dazu, wie viel Platz meinen Tieren zur Verfügung steht und welche Versorgung sie erhalten. Mein eigener Vergleich der jetzigen mit der bisherigen Haltungsform zeigt mir jedoch sehr deutlich, dass es gut war, diesen Weg zu gehen.
Das Zusammenleben mit Tieren ist nichts Starres, nichts Endgültiges! Dieser Ratgeber soll Ihnen dabei helfen, das Verhalten und die Bedürfnisse der zauberhaften Langohren besser zu verstehen und bei Bedarf anzupassen.
Ich wünsche Ihnen von Herzen viel Freude mit Ihren gesunden und zufriedenen Kaninchen.
Alles Liebe, Sonja Tschöpe
Das Kaninchen
im Porträt
Kaninchen sind anspruchsvolle Gefährten.
(Foto: Vogel)
Seit Kaninchen als Haustiere gehalten werden, wurde schon vieles über ihre Haltung, Ernährung und Pflege niedergeschrieben. Besonders für neue Kaninchenhalter ist es oft schwer, aus dieser Fülle von Informationen herauszufiltern, was das Beste für das geliebte Langohr ist. Ein Blick zu den wilden Verwandten lässt vieles leichter verstehen und macht sehr schnell deutlich, wie man das Zusammenleben mit Kaninchen möglichst tiergerecht gestalten kann.
Systematik
Kaninchen sind Säugetiere und gehören zur Ordnung der Hasenartigen (Lagomorpha) und nicht, wie häufig angenommen, zur Ordnung der Nagetiere (Rodentia).
Das als Haustier lebende Kaninchen (Oryctolagus cuniculus f. domestica) ist die domestizierte Form des Europäischen Wildkaninchens (Oryctolagus cuniculus). Aufgrund ihrer Größe werden insbesondere die kleinwüchsigen, bis maximal zwei Kilogramm leichten Kaninchen als Zwergkaninchen bezeichnet. Korrekter wäre jedoch der Titel Hauskaninchen, unter den alle als Haustiere lebenden Kaninchen fallen, egal wie leicht oder schwer sie sind.
Wildkaninchen und Hasen werden den Doppelzähnern (Duplicidendata) zugeordnet, da sie hinter den sichtbaren Nagezähnen je einen stiftförmigen zweiten Zahn besitzen.
Wissenswert
Das „echte“ Zwergkaninchen (Brachylagus idahoensis) ist eine wild lebende Art aus dem Nordwesten der USA, die sehr eng mit dem Baumwollschwanzkaninchen (Sylvilagus) verwandt ist.
Herkunft und Verbreitung
Ursprünglich stammen Kaninchen aus Mitteleuropa und wurden bereits im Mittelalter auf der Iberischen Halbinsel entdeckt. Bevor sie als Hauskaninchen in den Fünfzigerjahren den Weg in die Kinderzimmer fanden, wurden sie hauptsächlich als Nutztiere gehalten. Sie dienten als Fleisch- und Pelzlieferanten. Die Handelsreisenden und Entdecker konnten die Kaninchen dank ihrer geringen Größe sehr einfach transportieren und somit rund um den Globus mitnehmen. Da sie sich sehr schnell vermehrten, hatten die Reisenden stets genügend Fleisch und Pelz bei sich. Per Schiff gelangten die Kaninchen so in ferne Länder und konnten sich auch in Gebieten ausbreiten, in denen es sie ursprünglich nicht gab.
In freier Natur kann man Wildkaninchen in vielen Teilen Europas sowie in Nord- und Südamerika, Teilen Südafrikas, Neuseeland und Australien antreffen.
Landplage
Nicht überall wurde die Einfuhr von Europäischen Wildkaninchen als etwas Positives gewertet, so zum Beispiel in Australien: Um 1788 wurde aus ungefähr zwei Dutzend eingeführten Kaninchen sehr bald eine Landplage. Sie fraßen den einheimischen Tieren das Futter weg und bedienten sich auf den Feldern der Einwohner. Da natürliche Feinde fehlten, konnten sie sich rasant vermehren. Sämtliche Versuche, die Zahl der Tiere zu verringern, sei es durch Erschießen, Aufstellen von Fallen oder Vergiften, schlugen fehl. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Bestand auf mehrere 100 Millionen Tiere geschätzt. Die Einwohner halfen sich, indem sie in den Fünfzigerjahren das Myxomatose-Virus verbreiteten und so die Anzahl an Wildkaninchen drastisch reduzieren konnten. Allerdings wuchs die Population nach Abklingen der Seuche erneut, und bis heute versuchen die Australier mit unterschiedlichen Methoden, die Kaninchenbestände unter Kontrolle zu halten.
Aus zwei mach viele – Wildkaninchen vermehren sich schnell und können zu einer regelrechten Landplage werden.
(Foto: fotonatur.de/Juliane Meyer)
Lebensweise
Wildkaninchen leben in sozialen Verbänden unterschiedlicher Größe. Häufig sind es mehrere Rammler mit weiblichen Tieren und dem gemeinsamen Nachwuchs, die eine Sippe von etwa zehn oder sogar deutlich mehr Kaninchen bilden. Sie bewohnen meist selbst gegrabene, unterirdische Baue, die bis zu 45 Meter lang sein können und in der Regel mehrere Ausgänge ins Freie haben. Ihre Anpassungsfähigkeit und ihr Lernvermögen lassen es aber auch zu, dass sie oberirdisch leben und dann dichtes Gestrüpp und unübersichtliches Gelände als Rückzugsort wählen. Oft sind Wildkaninchen am Stadtrand nahe Feldern und Gärten heimisch, ebenso in Stadtparks und auf Friedhöfen. Sie bevorzugen trockene Gebiete.
Obwohl die anbrechende Dämmerung manchen Wildkaninchen sicherer erscheint, verlassen viele ihr geschütztes Versteck auch tagsüber, um Nahrung zu sich zu nehmen. Sie bleiben jedoch in der Nähe ihres Zufluchtsortes, um sich bei Gefahr blitzschnell in Sicherheit bringen zu können. Ihr Siedlungsplatz ist übersichtlich. Sie nutzen etwa 200 Meter um ihren Hauptbau herum und erweitern diesen Radius zur Nahrungssuche auf bis zu 600 Meter.
Wildkaninchen ernähren sich von verschiedensten Pflanzen. Dies sind von Frühjahr bis Spätherbst insbesondere diverse Gräser, Wildkräuter, Zweige mit Blattwerk, Rinde, Wurzeln, Samen sowie Feldfrüchte. Während der Wintermonate fressen sie trockene Halme und Laub sowie Rinde. Auf den jahreszeitlichen Wechsel sind sie gut eingestellt, und durch eine sehr gute Futterverwertung kommen sie selbst durch magere Zeiten, ohne Mangel leiden zu müssen. Im Frühjahr, wenn das erste Grün sprießt, markieren die ranghohen Rammler der Sippe das Revier. Sie reiben dazu ihr Kinn an Pflanzen und Gegenständen in ihrem Lebensraum. Verstärkt werden kann diese Markierung durch Absetzen von Harn und Kot.
Fortpflanzung
Im Frühjahr beginnt auch das Werben um die Häsinnen. Zwischen Frühling und Herbst wird vier- bis sechsmal das Paarungsspiel abgehalten. Etwa einen Monat nach der erfolgreichen Verpaarung gebärt die Häsin drei bis vier Jungtiere in einem von ihr eigens für den Nachwuchs errichteten Bau (Satzröhre), der meist in der Nähe des Familienbaus liegt. Die Nestmulde hat sie in der Nacht vor der Geburt mit Fell aus ihrer Wamme (Brust) und ihrem Bauch sowie Moos und Grashalmen gut ausgepolstert. Sie säugt die Jungen, die nackt und mit geschlossenen Augen auf die Welt kommen (Nesthocker), nur einmal am Tag über vier bis sechs Wochen. Erst dann verlassen die Jungtiere erstmals das Nest. Dank ihrer Instinkte und durch Beobachtung lernen sie schnell, was sie fressen dürfen und was giftig ist. Ihre Mutter ist zu dieser Zeit bereits anderweitig beschäftigt und oft erneut trächtig, sodass die Jungtiere ihre eigenen Wege innerhalb der Sippe gehen. Solange sie noch nicht geschlechtsreif sind, gibt es wenig Probleme mit den anderen Rammlern und Häsinnen. Sind sie erwachsen, verlassen sie ihre Familie. Dann graben sie in der Nähe der Sippe einen eigenen Bau und gründen eigene Wohngemeinschaften.
Kaninchen haben von klein auf eine enge Bindung zueinander.
(Foto: fotonatur.de/Tanja Askani)
Wildkaninchen können (ebenso wie Feldhasen) Geburtenkontrolle betreiben. Sind die Lebensumstände ungünstig für die Aufzucht des Nachwuchses, zum Beispiel, weil das Nahrungsangebot zu knapp ist, können die Häsinnen bereits vorhandene Föten zurückbilden.
Feinde
Zu den Feinden der Wildkaninchen zählen Greifvögel, Marder, Iltis, Fuchs, Luchs und ebenso der Mensch. Auch Hunde und Katzen können ihnen gefährlich werden, insbesondere jungen sowie alten oder kranken/geschwächten Tieren. Als Fluchttiere sind Kaninchen für Auseinandersetzungen mit den meist deutlich größeren Feinden nicht geschaffen, obwohl sie muskulöse Hinterläufe besitzen und kräftig zubeißen können. Ihre Rettung ist oft die Flucht in den nahe gelegenen Bau.
Gefahren im Alltag (Fressfeinde, Straßenverkehr, Jäger) und Krankheiten wie Myxomatose begrenzen die durchschnittliche Lebenserwartung von Wildkaninchen auf nur drei bis vier Jahre.
Feldhase und Kaninchen im Vergleich
Das Wildkaninchen ist klein und rundlich gebaut.
Es hat relativ kurze Ohren.
(Foto: fotonatur.de/Tanja Askani)
Der Feldhase ist sehr schlank und wesentlich größer als das Wildkaninchen.
(Foto: fotonatur.de/Holger Duty)