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Nervöse Bräute, eine übereifrige Mutter, Regen, ein gebrochenes Bein und – Mord! Eine spontane Doppelhochzeit ist für die Kriminalbeamten Claudio Camilieri und Giuseppe Forza der Anlass, um von Cividale nach Arta Terme zu reisen. In dem beschaulichen friulanischen Kurort wollen sie Lydia und Eleonora das Jawort geben. Die beiden ahnen noch nichts von den dramatischen Ereignissen, die vor ihnen liegen, als des Nachts in der Therme eine Leiche gefunden wird. Als Erste am Tatort, beginnen die beiden Bräutigame mit den Ermittlungen, die sie zu den römischen Ausgrabungen in Aquileia und nach Grado führen. Doch der rasch verhaftete Täter entpuppt sich als Strohmann. Und zurück in Arta Terme wartet statt Hochzeitsromantik das pure Grauen.
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Seitenzahl: 270
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REINHARD M. CZAR
COMMISSARIO CAMILIERI ERMITTELT IM FRIAUL
Für meine Frau Gabriela
Cover
Titel
Widmung
I. Prolog
II. Vigilia delle nozze -Polterabend
Fons Pudia
Julium Carnicum
Via Julia Augusta
Portus In Natisonis Ostio
Ad Gradus
Indicta Causa
III. Giorno delle nozze -Hochzeitstag
In Matrimonium Ducere
Ad Fontem
Carnorum Regio
Tertio
Ad Finem
IV. Prima notte di matrimonio -Hochzeitsnacht
Conclusiones
Carpe Diem
Epilog
Glossar
Impressum
Der Gestank biss ihm sofort in die Nase. Nicht der unangenehme Geruch nach Schwefel, den man sich in einer Schwefeltherme erwarten durfte. An den hatte er sich längst gewöhnt während seiner Runden, die er Nacht für Nacht drehte. Nein, da war noch etwas anderes. Süßlich eher … Verwesung. Ja, genau das war es! Es roch nach Verwesung, wie damals, als er mit seinem Vater durch den Wald spaziert war und plötzlich dieses tote Reh vor ihnen gelegen war, übersät von ekligen schwarzen Fliegen.
Kurz versuchte der Nachtwächter, die ungewohnte Duftnote in der Luft auf seinem nächtlichen Kontrollgang durch die weitläufige, finstere Therme einfach zu ignorieren. Er dachte an das Frühstück, das er in wenigen Stunden zu sich nehmen würde: starker Kaffee, zumindest ein Espresso doppio, wenn nicht gar ein dreifacher. Dazu ein frischer Cornetto, die italienische Variante des Frühstückskipferls.
Die Ablenkung funktionierte nicht lange. Als er im bleichen Licht seiner Taschenlampe die Leiche auf der genauso bleich schimmernden Wasseroberfläche treiben sah, stand ihm der Sinn nicht mehr nach Frühstück. Ihm graute. Dann stieg Ärger in ihm auf. Warum ich, fragte er sich, warum muss ausgerechnet ich eine Leiche finden? Hier in Arta Terme, dem hintersten Winkel von ganz Friaul?
Dem Ärger folgte ein Anflug von Fatalismus, bis das Pflichtbewusstsein im Nachtwächter erneut Oberhand gewann. Dazu gesellte sich das untrügliche Gefühl, dass seine Arbeitsnacht heute wohl ein wenig länger dauern würde: Carabinieri, unzählige Fragen, Rekonstruktion der Minuten vor dem Leichenfund, neuerliche Befragung durch die Kollegen der erstbefragenden Polizisten, Pause, „Ja nicht weggehen“, „Wir brauchen Sie noch“ und wieder Befragung durch Kollegen der Kollegen der ersten Fragesteller. Vom Protokoll für seinen Dienstgeber ganz zu schweigen. Man kannte das ja: Bürokratie bis in den Tod, erst recht, wenn dieser gewaltsam war. Arrivederci espresso, ciao cornetto!
Als Commissario Claudio Camilieri an einem schönen Oktobertag mit Begleitung in Arta Terme aus dem Auto kroch, wusste er noch nichts von der Leiche. Da war der Mord nämlich noch gar nicht geschehen, folglich gab es, wie sich jeder selbst leicht ausrechnen kann, auch keine Leiche.
Noch keine Leiche also. Was führte dann einen Commissario, den man erst zu Jahresbeginn aus dem fernen Sizilien ins norditalienische Cividale strafversetzt hatte, ausgerechnet nach Arta Terme? Nun, man könnte sagen, es hätte der Zieleinlauf einer Achterbahnfahrt der Gefühle werden sollen, sowohl beruflich als auch privat. Beruflich war Claudio Camilieri der ganzen Strafversetzerei zum Trotz rund um Ferragosto die Lösung des bis dato spektakulärsten Falls seiner Karriere geglückt. Mit einem durchaus als illuster zu bezeichnenden Team hatte er in wenigen Tagen ein Phantom aus dem Verkehr ziehen können, das zuerst eine Reihe von Mittelalterhistorikern aus dem Weg geräumt und in der Folge einer weiteren Reihe dieser honorigen Wissenschaftler nach dem Leben getrachtet hatte. Dass sich eine aus der geretteten Forschergruppe, Lydia Brenner, gleich als Frau seines Lebens entpuppte, setzte dem beruflichen Erfolg das private Sahnehäubchen auf und komplettierte seinen Triumph. Und weil ein richtiger süditalienischer Commissario auch dann nicht lange fackelte, wenn man ihn nach Norditalien versetzte, wollte Camilieri die frisch gewonnene Liebe seines Lebens keine zwei Monate später hier in Arta Terme vor den Traualtar führen. Dass die Braut Österreicherin war und blond, störte ihn dabei nicht im Geringsten…
Der genauso traditionsreiche– die Schwefelquelle kannte und schätzte man schon in der Antike unter dem Namen Fons Pudia– wie heute ziemlich in Vergessenheit geratene Kurort Arta Terme lag keine zwanzig Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt. Für den österreichischen Teil der Hochzeiterei somit ideal. Aber auch Camilieri kam auf seine Kosten. Die Lösung des letzten Falls hatte ihn nämlich unter anderem nach Sauris geführt, in jenes abgeschiedene Hochgebirgsdorf, in dem er das Phantom schließlich stellte. Und dort hatte sich der Sizilianer spontan in die Bergwelt verschaut. Das muss man sich vorstellen! Einer, der jahrzehntelang am Fuße des Ätna gelebt hatte, liebte plötzlich die Karnischen Alpen!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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