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Karriere – so bunt wie das Leben Dass Karriere weit mehr ist als schneller, höher, weiter, zeigt dieses Buch. 22 Business-Frauen verraten dir ihre ganz persönlichen Erkenntnisse, die du für dich und deinen individuellen beruflichen Weg nutzen kannst. Mit Herz und Ehrlichkeit wollen sie dir nicht die Welt erklären, sondern ihre Erfahrungen mit dir teilen. Die Themen reichen von Positionierung und Gehaltsverhandlung bis zu Netzwerken und Grenzen setzen. Coaching-Tools, wissenswerte Gesetze und Literaturtipps ergänzen die persönlichen Insights. Dieses Buch ist das Ergebnis erfolgreichen Miteinanders: Die drei Herausgeberinnen sind Teil des Women@4C-Netzwerks und haben gemeinsam mit ihren Kolleginnen und anderen engagierten Frauen ihre Best-ofs auf den Punkt gebracht. Aus dem Inhalt –Wie schaffe ich es aus meiner doch so bequemen Komfortzone? –Wie vermarkte ich mich selbst, wie verkaufe ich mich – vor allem, wenn ich das alles doch gar nicht so gerne tue? –Was bin ich wert? Und wie verhandle ich erfolgreich mein Gehalt? –Warum ist ein dickes Fell nicht nur etwas für Bärinnen, sondern auch etwas für mich? –Sexuelle Übergriffe – was kann ich machen, wenn es passiert? –Ja und Nein sagen. Wenn es kein "Hell yes!" ist, ist es ein "Nope".
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Seitenzahl: 266
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Originalausgabe, Dezember 2023Marie von Mallwitz Verlag© 2023 Claudia Irsfeld, Anna Leddin, Alexandra Mistele© 2023 Marie von Mallwitz VerlagBildrechte: 4C GROUP AG, Prof. Dr. Elke Wolf: © Lisa HantkeCovergestaltung und Layout: www.reisserdesign.deISBN 978-3-946297-30-7Printed in Europe
Inhalt
VORWORT
HERZLICHEN DANK
ÜBER DIESES BUCH
Einführung
Wir sind viele. Das Netzwerk Women@4C stellt sich vor
1. Entwicklung der eigenen Karriere
WAS IST EIGENTLICH KARRIERE?
Brauche ich das? Und was bedeutet es für mich als Frau?
Claudia Irsfeld
WIE SOLL MEINE PERSÖNLICHE KARRIERE AUSSEHEN?
Klarheit mit Karriere-Stern und USPClaudia Irsfeld
FÜHRUNG UND FAMILIE – SO KANN’S GEHEN!
Persönliche Insights und Tipps
Interview mit Claudia Bauer
EMOTIONEN, JA BITTE!
Was empathische Führung ausmacht
Interview mit Julia-Claire Möbius
IN EINER WG MIT 80 MäNNERN
Wie ich als Frau lernte, an einem männerdominierten Umfeld zu wachsen
Chiara Geipert
LEBENSLANGES LERNEN, EIN DAUERBRENNER
In kleinen Schritten motiviert und kontinuierlich lernen
Vanessa Forst
ERWEITERE DEINEN HORIZONT
Möglichkeiten dazu gibt es überall
Fatima Giuliano-Arnaout
GEKONNTE SELBSTVERMARKTUNG
Wie fördere ich meine Karriere über Social Media?
Kia Lindroos und Chiara Weis
EINFLUSS? IMMER HER DAMIT!
Mit gezielter Einflussnahme zum Erfolg
Anna Leddin
FRAUEN, MACHT!
Oder Frauenmacht
Claudia Irsfeld
FÜR ANDERE EINSTEHEN
Warum es sich lohnt, für sein Team da zu sein
Franziska Pilz
2. Tipps und Insights zur persönlichen Entwicklung
RAUS AUS DER KOMFORTZONE!
Warum eiskaltes Wasser ein toller Ort sein kann
Alexandra Mistele
MIT 26 JAHREN MAL EBEN GRÜNDEN? NA KLAR!
Einblicke von der Gründerin von RHO KOMBUCHA
Interview mit Jennifer Färber
JA UND NEIN SAGEN
Wenn es kein „Hell Yes!“ ist, ist es ein „Nope“
Paula Winter
MINDFULLNESS
Wirkung von Achtsamkeit und Stress auf die persönliche Entwicklung
Alexandra Mistele
BYE-BYE, SELBSTOPTIMIERUNG! HALLO GELASSENHEIT!
Was ich als Frau lernte, um nicht nur erfolgreich, sondern auch glücklich zu werden
Béatrice Gloor
EIN DICKES FELL, IMMER IN MODE? NATÜRLICH!
Wieso Resilienz zur Top-Ressource aufsteigt
Anna Leddin
KRITIK ALS MOTIVATOR
Wie du das Optimum aus Feedback herausholen kannst
Corinna Schmitt
VERTRIEB IST NICHTS FÜR DICH?
Meine 10 Tipps für die Kaltakquise am Telefon
Susanne Kramer
FRAUEN UND GEHALT
Erfolgreich mit der GENDER-Formel
Claudia Irsfeld
UMGANG MIT SEXUELLEN ÜBERGRIFFEN AM ARBEITSPLATZ
Was können wir machen, wenn es doch passiert?
Claudia Irsfeld
NACHHALTIGER PERSÖNLICHER ERFOLG
7 Gewohnheiten, die dich stärken
Sophie Jasmin Anspach und Leonie Böhm
COACHING UNTER KOLLEGINNEN
Eine Chance für vertrauensvolle Gespräche
Claudia Irsfeld
3. Best Practice Networking
NETZWERKE UND NETZWERKEN
Warum es immer ein Plus ist, sich zu vernetzen
Patrizia Bamberg-Kunz
WOMEN@4C ALS NETZWERK IN AKTION
Wie wir unsere Organisation mitgestalten
Bianca Eichentopf und Annika Krömer
WIE FINDE ICH MEIN HERZENSTHEMA?
Die eigene Karriere gestalten entlang von Themen, für die du brennst
Annika in der Beek
Vorwort
Dieses Buch fasst die Insights von 22 Frauen zur Gestaltung der eigenen Karriere zusammen. Aber warum sollen oder wollen wir überhaupt Karriere machen? Müssen wir Frauen uns auch dem marktwirtschaftlichen Diktat von schneller, weiter, besser unterwerfen? Ich denke, nein. Für mich geht es bei Karriere nicht nur um Geld und Macht. Ich sehe Karriere vielmehr als Mittel zum Zweck, der darin besteht, mir die maximale Freiheit zu gewährleisten. Und ich bin der festen Überzeugung, dass wir Frauen noch nicht alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausschöpfen.
Grundsätzlich haben wir die persönliche Freiheit, so zu leben, wie wir wollen: Voll- oder Teilzeitjob mit oder ohne Kinder, selbstständig oder angestellt, Elternzeit, Ehrenämter, Ehe oder nicht. All das sind Optionen, die uns offen stehen. Aber aufgrund der vielfältigen gesellschaftlichen, familiären oder persönlichen Erwartungen ist es immer noch nicht selbstverständlich, dass wir das Leben leben, das wir uns wünschen und das uns zusteht. Eine Grundvoraussetzung für die Gestaltung des eigenen Lebenswegs ist die finanzielle Freiheit. So ganz unwichtig ist das liebe Geld also doch nicht.
Genau deshalb sind berufliche Entscheidungen absolut zentral für die Erlangung all dieser Freiheiten. Sie beeinflussen unser Lebensgefühl, den Lebens- und Karriereweg und den Geldbeutel. Daher sollten sich alle Frauen mit ihren beruflichen Entscheidungen und ihrer Art zu managen und zu führen auseinandersetzen. Darüber hinaus sehen sich Frauen im Berufsleben oft besonderen Herausforderungen ausgesetzt. Die Assoziation „Think Manager – think Male“ ist auch heute noch aktiv. Management und Führung sind männlich konnotiert. Damit ist auch implizit festgelegt, was „gutes und schlechtes Management“ ist und wie Führung funktioniert oder eben nicht. Aber dieses „Wissen“ ist stark von der Perspektive der Männer geprägt. Sie hatten in der Vergangenheit maßgeblich Einfluss darauf, was relevante Fragen des Managements sind und wie sie beantwortet werden sollten. Frauen waren an der Entwicklung der etablierten Methoden, Strategien und Managementtheorien nur begrenzt beteiligt. Damit stellen die bisherigen Antworten letztlich nur die halbe Wahrheit dar.
Die andere Hälfte der Wahrheit muss von Frauen entdeckt, erprobt und diskutiert werden. Natürlich sind weibliche Vorbilder für uns Frauen immer noch sehr wichtig, um uns überhaupt vorstellen zu können, wie Frauen führen und managen und was alles möglich ist. Aber herausragende Role Models bergen auch die Gefahr, als „Superwomen“ wahrgenommen zu werden und damit gerade den gegenteiligen Effekt auf die Selbstwirksamkeit von Frauen zu haben. Noch wichtiger erscheint mir deshalb der Austausch unter Frauen über ihre persönlichen Erfahrungen im beruflichen Alltag, zum Beispiel innerhalb von Netzwerken, in Workshops oder Mentoring-Programmen. In diesem Buch liegt der Fokus daher nicht auf den individuellen Karrieren von Frauen, sondern auf den persönlichen Insights von Frauen eines Netzwerks, die sich regelmäßig zu diesen Themen austauschen und hiermit andere Frauen daran teilhaben lassen. Was für ein wertvoller Schatz, der in den folgenden Seiten steckt und von euch erobert werden kann. Möge er euch helfen, eure Karriere zu gestalten und eure persönliche Freiheit zu erweitern.
PROF. DR. ELKE WOLF
Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule München (HM),Gleichstellungsbeauftragte undSprecherin der LaKoF/HAW in Bayern
Herzlichen Dank
Ein Buch zu schreiben ist nicht einfach – ein Buch in und mit einem Netzwerk zu schreiben, in einer Gruppe mit über 20 beteiligten Frauen, macht einiges einfacher und einiges zu einer größeren Herausforderung. Diese Herausforderung haben wir nicht allein gemeistert, sondern mit einem wunderbaren Team an Unterstützer:innen innerhalb und außerhalb der 4C GROUP AG (4C). Daher ist es uns eine Herzensangelegenheit, ganz, ganz herzlich Danke zu sagen:
Zunächst möchten wir uns bei Stephan Grunwald und Hans-Martin Schneider, Gründer der 4C, bedanken. Wir, Claudia Irsfeld, Anna Leddin und Alexandra Mistele, haben unser Projekt „Buch von Women@4C“ noch in den Kinderschuhen steckend bei den beiden vorgestellt, um ihr Einverständnis und ihre Unterstützung für die tatsächliche Realisierung einzuholen. Großartig hierbei war: Bereits nach wenigen Minuten dieses Pitch-Termins ging es schon nicht mehr um das „Ob“, sondern nur noch um das „Wie“.
Lieber Stephan, lieber Hans-Martin: Danke für euer Vertrauen, uns machen zu lassen! Auch später, als wir vertragliche Themen regelten, war eure Unterstützung zuverlässig, auf den Punkt, und es war keine Frage, Ressourcen zu erhalten, um alles sauber aufzusetzen.
Selbstverständlich gilt unser herzlichster Dank allen Frauen, die mitgewirkt haben: Sophie Jasmin Anspach, Patrizia Bamberg-Kunz, Claudia Bauer, Leonie Böhm, Bianca Eichentopf, Jennifer Färber, Vanessa Forst, Chiara Geipert, Fatima Giuliano-Arnaout, Béatrice Gloor, Annika in der Beek, Susanne Kramer, Annika Krömer, Kia Lindroos, Julia-Claire Möbius, Franziska Pilz, Corinna Schmitt, Chiara Weis und Paula Winter.
Ohne euch, euer schnelles Commitment und die verlässliche und kreative Zusammenarbeit wäre dieses Buch nicht entstanden. Danke, dass ihr euch aus eurer Komfortzone getraut habt, damit wir gemeinsam eine tolle Sache auf die Beine stellen. Für uns alle war es ein kleines Abenteuer und wirkte an einigen Stellen auch sehr unwirklich, bis wir dann die ersten Entwürfe in den Händen hielten. Danke für den gemeinsamen Weg!
Zudem haben einige Menschen mit ihrer Erfahrung und ihren Ansichten unser Buch bereichert – wir sagen herzlichen Dank an Prof. Dr. Elke Wolf für ihr fundiertes Vorwort und an unsere Zitatgeberinnen Zarah Bruhn, Silke Breier, Simone Conrad, Dorothee Deyhle, Britta Gayko, Dr. Martina Gieg, Dr. Tanja Haupt, Simone Hruschka, Michelle Jaggassar-Kolip, Eva Kienle, Dr. Rebecca Koch, Anne Lolas, Simone Menne, Fanny Mürke, Susan Pistorius, Christine Regitz, Marion Rövekamp, Lea Sandker sowie Prof. Dr. Anja Seng und Martina Staudinger.
Danke an Marie-Theres Reisser vom Marie von Mallwitz Verlag, die uns ebenfalls von Anfang an vertraut hat und sehr offen war für unsere Ideen, Vorschläge und Vorstellungen. Unser Dank gilt darüber hinaus Heidi Keller für das ausdauernde und inhaltlich sehr bereichernde Lektorat sowie Katrin Hrubesch, die uns PR-seitig sehr wertvolle Hinweise gegeben hat und uns unterstützt, das Buch in die Welt zu bringen.
Danken möchten wir auch Dr. Martin Hartmann, der uns bei der Titelsuche sehr viele Inspirationen gegeben, den richtigen Blick für den Klappentext hatte und einige Beiträge kritisch vorlektoriert hat.
Anna Schenke, Rechtsanwältin, und Mirjam Spies, Mitarbeiterin bei der Beratungsstelle Frauennotruf München, haben durch ihre Expertise den Beitrag „Sexuelle Übergriffe“ maßgeblich bereichert.
Zum Schluss geht ein besonderer Dank an unsere Herzensmenschen, insbesondere Marcus, Thomas und Marco!
Über dieses Buch
Wir, die Frauen des Frauennetzwerks der Managementberatung 4C GROUP AG, die Women@4C, möchten mit diesem Buch andere Frauen bei der Karriereentwicklung unterstützen. Wir wollen Leser:innen Lust machen, ihre berufliche Laufbahn mit Mut, eigenbestimmt und kreativ zu gestalten.
Dazu teilen wir Erfahrungen und Themen, die uns persönlich beim Aufbau unserer Karrieren geholfen und mit denen wir uns persönlich näher befasst haben. Dabei kann es sich um Wissen und Erfahrung handeln, um Learnings sowie Tipps rund um das Thema Karriere, aber auch um konkrete Tools und Methoden, die wir für uns und wir in unserem Netzwerk erprobt haben.
Unsere Überzeugung ist, dass die Kraft von beruflichen Netzwerken für das Erreichen persönlicher Karriereziele immens ist. Netzwerke sind ein steter Quell für neue Ideen und Inspirationen. Sie sind ein starker Halt und eine Anlaufstelle für einen intensiven Austausch auf dem eigenen Karriereweg.
Das Buch ist ein Beispiel dafür, dass sich gegenseitige Unterstützung, Mut, das Verlassen der eigenen Komfortzone und gemeinsames Anpacken lohnen. Unsere Autorinnen erhalten mit ihren Artikeln eine Stimme und werden sichtbar. Das Buch ist Beweis dafür, dass Frauen selbstverständlich sehr gut miteinander und füreinander arbeiten.
„There is a special place in hell for women who don‘t help each other.“
Madeleine Albright
Unsere Leitgedanken sind:
– Nutze, was du hast, und habe damit Spaß – mit dir, mit deiner Karriere und im Austausch mit anderen Frauen.
– Gewähre dir selbst Freiheit und Raum zum Wachsen und Ausprobieren – auch für das Nicht-Perfekte, das Unfertige, das Widersprüchliche.
– Erlaube dir, mutig zu sein, Risiken einzugehen und nicht zu wissen, ob es am Ende ein Erfolg wird.
Getreu dem Motto: „Nutze die Erfahrungen der Frauen, die vor dir schon einmal dieses Thema hatten, damit du in deinem eigenen Tempo und mit dem dir angemessenem Energieaufwand deine Karriereziele erreichen kannst.“
Das Buch unterscheidet sich von bekannten Karrierebüchern vor allem in zwei Punkten:
– Wir schreiben als Netzwerk für Netzwerker:innen, auf Basis von praxiserprobten Erfahrungen der Community. In diesem Sinne handelt es sich bei den nachfolgend geteilten Erfahrungen und Empfehlungen um persönliche Ansichten der Autorinnen.
– Wir tun dies auf eine Art und Weise, die unsere Leserschaft mit Freude und auf Augenhöhe anspricht – von Frau zu Frau.
Wir verfolgen kein wirtschaftliches Interesse, daher haben die Autorinnen erklärt, ihre Honorare an die 4C FOOTSTEPS STIFTUNG (Stiftung für frühkindliche Bildung in sozial benachteiligten Bereichen, siehe Seite 263) zu spenden. Die 4C spendet ebenfalls die Höhe der Einnahmen aus dem Buch an die Stiftung. 4C verfolgt mit diesem Buch ebenfalls kein wirtschaftliches Interesse, vielmehr freut sie sich, dass die 4C Frauen diese Initiative ergriffen haben und sie so engagiert vorantreiben.
Viel Spaß beim Lesen!
Eure Claudia, Anna, Alexandra und alle Autorinnen
„Ich habe gelernt, dass Erfolg keine Frage des Geschlechts ist. Es geht darum, sich selbst zu vertrauen, mutig zu sein und sich nicht von Stereotypen einschränken zu lassen.“
DR. ANGELA MERKELBundeskanzlerin a. D.
Einführung
CLAUDIA IRSFELD,ANNA LEDDIN UNDALEXANDRA MISTELE
Wir sind viele
DAS NETZWERK WOMEN@4C STELLT SICH VOR
Women@4C wurde 2018 ins Leben gerufen. Der Auslöser waren eine Diskussion und eine Erkenntnis während eines internen Trainings, das Hans-Martin Schneider, Vorstand und Gründer, mit Claudia Irsfeld, Head of HR, geleitet haben.
Während der Diskussion wurde allen Beteiligten klar: Es gibt einen Unterschied, ob ein Team von Beraterinnen oder ein Team von Beratern den Kunden-Projektraum betritt. Kolleginnen berichteten von ihren Erfahrungen: Sie hörten zum Beispiel Fragen wie „Wann kommen denn die Berater?“ oder wurden in E-Mails konsequent mit „Herr XY“ anstatt mit „Frau XY“ angesprochen. Umgekehrt ist uns kein Fall bekannt, in dem einem Mann absichtlich das „Herr“ verweigert und/oder er gefragt wurde, wann die „Beraterinnen“ endlich einträfen.
Auch wenn sich zwischenzeitlich viel getan hat und Beraterinnen mittlerweile zum Berufsalltag gehören und ihre Akzeptanz gestiegen ist, gibt es auch im Jahr 2023 noch festgefahrene Stereotype, gegen die wir arbeiten bzw. uns behaupten müssen.
In der 4C agieren wir hands-on und setzen gute Ideen direkt um: Noch im Training haben wir alle im Raum beschlossen, ein Frauennetzwerk zu gründen – die Geburtsstunde von Women@4C.
UNSER START
Unser erstes Treffen war ein purer Gänsehautmoment! Es war großartig, mit all den Frauen in einem Raum zu sein, es prickelte fast in der Luft angesichts der Erkenntnis: „Mensch, wir sind ja viele!”
Wir haben uns in den ersten Treffen überlegt, welche Ziele wir haben, welche Themen wir fokussieren und welche Prioritäten wir ihnen geben wollen. Klar war von Anfang an, dass wir als Netzwerk im Unternehmen einen Fußabdruck hinterlassen und die gesamte Kollegschaft – all genders – erreichen wollen.
UNSERE ZIELE SEITHER
Wir wollen
1. Austausch ermöglichen und fördern, innerhalb des Netzwerks, aber auch in das gesamte Unternehmen hinein, zum Beispiel zu Themen wie Umgang mit Stress und wie Achtsamkeit unterstützen kann.
2. Wissen vermitteln, zum Beispiel zu Förderung von Frauenkarrieren, zu schwierigen Situationen für Beraterinnen im Beratungsalltag, zu Aufbau und Nutzung von Netzwerken.
3. Transparenz über „Blinde Flecken” schaffen und sie unter die Lupe nehmen.
4. Eigene Ideen entwickeln, testen und das Unternehmen weiterentwickeln, zum Beispiel durch Fragen an erfahrene Kolleg:innen, etwa Führungskräfte, wie beispielsweise der Weg in die Partnerschaft einer Managementberatung verlaufen ist.
UNSER SELBSTVERSTÄNDNIS ALS NETZWERK
Wir sehen uns seit der Gründung als gestaltendes Moment und setzen Impulse. Auch wenn wir erst einmal ein wenig Zeit für uns hinter geschlossenen Türen gebraucht haben, so haben wir von Anfang an unsere Erkenntnisse im Unternehmen geteilt.
Evolutionsstufen von Netzwerken: Women@4C hat von Anfang an alle Perspektiven integriert
Mit dieser Haltung und mit den Themen, die wir bearbeitet haben, hat unser Netzwerk spürbar positive Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen:
– Etablierung von sichtbaren Vorbildern
– Erhöhung der Mitarbeitendenbindung durch Stärkung des Zugehörigkeitsgefühls
– Stärkung der Arbeitgebermarke, zum Beispiel durch das sichtbare Wirken unseres Netzwerks
– Erhöhung der Attraktivität als Unternehmen an der Seite unserer Kund:innen
– Erhöhung der Innovationskraft innerhalb des Unternehmens
WAS MACHEN WIR BEI UNSEREN TREFFEN?
Bei unseren Treffen, die abwechselnd in Präsenz und online stattfinden und zwischen einem halben Tag und einer Stunde dauern, behandeln wir jedes Mal einen vielfältigen Themen-Mix. Hier eine Beispiel-Agenda von einem unserer Treffen:
Beispiel-Agenda: Was machen wir denn jetzt so?
In unserem nun fast fünfjährigen Bestehen haben wir eine Menge an Themen bearbeitet, wie zum Beispiel:
– Erfolgreiches Netzwerken mit Spaß
– Der eigene USP und Auftritt als Expertin
– Einfluss gewinnen
– Umgang mit schwierigen Situationen mit Kund:innen
– Umgang mit Übergriffen
– Achtsamkeit im beruflichen Alltag
– Karriere und Kind
Women@4C wird maßgeblich von Alexandra Mistele, Anna Leddin und Claudia Irsfeld gestaltet. Sie sind die treibenden Kräfte und setzen den Rahmen für unsere Treffen. Wichtig ist uns jedoch, dass sich alle beteiligen, ihre Fragen sowie ihre Expertise einbringen. Wir wollen voneinander lernen und unser Wissen miteinander teilen und verproben. Daher ist es essenziell, theoretische Impulse und praktische Übungen miteinander zu kombinieren und dabei dem offenen Austausch einen Platz zu geben. Vielleicht findest du in unserem Ansatz nicht nur Inspirationen für dich, sondern auch für das Frauennetzwerk, das es in deinem Unternehmen schon gibt oder noch gegründet werden will.
Wir freuen uns auf jeden Fall über einen Austausch!
„Vergiss nicht, dein privates Leben, Hobbys, Familie und deine Bedürfnisse genauso wichtig zu nehmen wie deine berufliche Entwicklung. Nur ein voller Akku schafft Erfolg in allen Bereichen.”
ALEXANDRA MISTELEManagerin HR-Management, 4C GROUP AG
1. Kapitel
Entwicklung der eigenen Karriere
CLAUDIA IRSFELD
Head of People & Development
Karriere ist bunter als höher, schneller weiter.
Was ist eigentlich Karriere?
BRAUCHE ICH DAS? UND WAS BEDEUTET ES FÜR MICH ALS FRAU?
Seit Anfang meiner beruflichen Laufbahn steht das Thema Karriere im Mittelpunkt meiner Tätigkeit. Zunächst habe ich in Personalberatungen Menschen dabei unterstützt, den nächsten Karriereschritt zu gehen und den richtigen nächsten Job zu finden. Später in meiner HR-Rolle ging es umfassender darum, für Menschen einen guten Ort zu schaffen, an dem sie ihre Potenziale ausschöpfen können.
Bei der 4C steht die persönliche Weiterentwicklung von Mitarbeitenden im Fokus und gehört substanziell zu unserer DNA. Im Unterschied zu vielen anderen Unternehmen geht es dabei nicht darum, mit der Führungskraft quantitative Ziele zu vereinbaren, sondern darum, Kompetenzen auf- und auszubauen. Das schätze ich auch selbst als Mitarbeiterin. Im Laufe der Jahre habe ich unter anderem eine Coaching- und eine Trainer:in-Aus-bildung absolviert und viele Aspekte daraus in meine Arbeit einfließen lassen.
Über meine Laufbahn hinweg haben sich drei Herzensthemen entwickelt: Frauen, Karriere und Gehalt. Diese bringe ich sowohl bei der 4C als auch in meiner Selbstständigkeit ein, mehr dazu unter be-on-track.de. Es überhaupt zu ermöglichen, angestellt und selbstständig zu sein, ist nicht in vielen Unternehmen selbstverständlich.
Ich freue mich nun, mein – unser – Karriereverständnis mit dir zu teilen und die speziellen Herausforderungen von Frauen in ihrer beruflichen Laufbahn zu beleuchten.
„Die Karriere oder berufliche Laufbahn ist die persönliche Laufbahn eines Menschen in seinem Berufsleben. In der betrieblichen Personalarbeit versteht man unter Karriere ‚jede betriebliche Stellenfolge einer Person im betrieblichen Stellengefüge’“ – soweit Wikipedia.
Im allgemeinen Verständnis wird mit Karriere allerdings eher der berufliche Aufstieg in Verbindung gebracht: mehr und anspruchsvollere Aufgaben, mehr Verantwortung, mehr Entscheidungsfreiheit, mehr Geld und Einfluss etc. Es wird oft von der Karriereleiter gesprochen, die zu erklimmen ist. Wenn wir also gemeinhin über Karriere sprechen, dann denken wir meistens an „es geht nach oben” oder „höher, schneller, weiter”.
Damit werden allerdings der Karriere, die im eigentlichen Wortsinn „Fahrstraße” bedeutet (lateinisch carrus „Wagen”), ein paar Dimensionen abgeschnitten. Der Begriff im exakten Sinne bezeichnet jede berufliche Laufbahn, egal, ob sie als Auf-, Abstieg oder als ein Schritt zur Seite oder in welche Richtung auch immer wahrgenommen wird.
Diese umfängliche Bedeutung, die „die alten Römer” schon in das Wort verpackt haben, erfährt gerade heute wieder eine Renaissance. Das berufliche Leben ist eine Strecke mit vielen Kreuzungen, Entscheidungen, Schleifen, Einbahnstraßen, Sackgassen, Autobahnen oder kleinen Pfaden. Auch wenn wir den Karriereweg gerne exakt planen und gestalten wollen, er ist nicht vorhersehbar und führt schon gar nicht immer nur in eine Richtung und „nach oben”.
„Sie haben eine Lücke im Lebenslauf.”
„Ja. War geil.”
twitter.com/regieklappe
Ist das schlimm? Wir finden nicht. Denn Karrierewege sind so bunt wie das Leben. Am Anfang der Karriere ist vielleicht „Gas geben” oder „So viel wie möglich ausprobieren” oder „Alles möglichst schnell und effizient erreichen” wichtig. Später geht es vielleicht eher darum, Aufgaben zu finden, die sowohl ausfüllen als auch dem Familienleben Luft lassen. Die es ermöglichen, mit Familie in Leadership-Verantwortung zu gehen, im Anstellungsverhältnis oder in der Selbstständigkeit – oder wie bei mir in Kombination. Vielleicht braucht es irgendwann auch eine Pause, um mal durchzuatmen, oder eine Zeit der Selbstständigkeit und der Gründung, um dann vielleicht auf Projektbasis als Expertin in ein Unternehmen zurückzukehren?
Karriere ist mehr und farbenfroher als eine Leiter. Sie ist vielmehr ein Mosaik, das durch die individuelle Entwicklung der eigenen Laufbahn entsteht. Ein Schritt fügt sich zum anderen und entwickelt sich beim Begehen des Weges. Es kann zur Seite führen, nach vorne, nach oben oder auch einmal zurück. Idealerweise lässt das Mosaik Gestaltungsfreiraum, um auch die Veränderungen des Privatlebens zu integrieren. Manchmal ergibt sich aus den Steinchen des Mosaiks direkt ein Bild – aber oft wird es erst am Ende oder wenn schon ein paar Steinchen gelegt sind sichtbar. Vielleicht sieht die Karriere am Anfang ein wenig durcheinander aus und entwickelt sich erst nach ein paar Jahren zu einem klaren Bild.
Bei mir hat es etwas gedauert, bis sich das Bild meiner Steinchen hat blicken lassen. Vor mir hatte in meiner Familie keine Person studiert, und daher war es für mich nach dem Abitur zunächst auch keine Option. Stattdessen schloss ich eine Fremdsprachensekretariats- und eine Hotelfachausbildung erfolgreich ab. Das war mir allerdings zu wenig. Nachdem ich eine Frau kennengelernt hatte, die Oecotrophologie studierte – Haushalts- und Ernährungswissenschaften –, tat ich es ihr gleich. Im Studium konnte ich Themen vertiefen, die mich in der Hotellerie-Berufsschule interessiert hatten, aber dort nur angerissen wurden.
Schnell merkte ich aber, dass „Citrat-Zyklus und Co.” doch nicht so meins waren. Ich legte die Schwerpunkte auf Wirtschaft sowie Kommunikation und schrieb meine Diplomarbeit mit Personalfokus. Das lag mir nun deutlich mehr. Ich stieg in den Beruf ein und absolvierte parallel noch ein Zusatzstudium im Bereich Human Ressources.
Es gibt also nicht „die richtige Karriere”. Was wichtig ist: Mache dir deine Kompetenzen deutlich, lege immer mal wieder eine Reflexionspause ein und gestalte deine beruflichen Optionen bewusst (siehe auch Kapitel „Wie soll meine persönliche Karriere aussehen?”).
WAS IST DER UNTERSCHIED, WENN MÄNNER IHRE KARRIERE GESTALTEN UND WENN FRAUEN IHRE KARRIERE GESTALTEN?
In den unterschiedlichen Stationen meiner Karriere und vor allem in Coachings und Trainings habe ich die Beobachtung gemacht, dass Frauen sich manchmal anders verhalten als Männer, aber auch oft anders behandelt werden. Daher habe ich mich mit diesen Unterschieden befasst und möchte dir ein paar Einblicke geben. Diese basieren auf eigenen Beobachtungen und finden sich u. a. auch wissenschaftlich beschrieben in der genannten weiterführenden Literatur.
„Es ist gut zu wissen, dass man alles machen kann.Man muss nur damit anfangen.”
Julie Deane
Die Zuschreibungen, die in den Köpfen vorherrschen, sind zwei grundsätzlich unterschiedliche. Männern wird Kompetenz zugesprochen, Frauen Fürsorge. Das heißt, Männer sind auf dem Karriereweg per se schon einen Schritt weiter. Denn Kompetenz wird, egal, um welche Form der Karriere es geht, auf jeden Fall erwartet. Es braucht das Zutrauen, dass der Job bei „dieser Person in den richtigen Händen – in kompetenten Händen” ist und da „nichts schiefläuft”.
Was sind es nun für Zuschreibungen bzw. Gender-Stereotype, die wir alle so gemeinhin im Kopf haben? Was sind unsere Vorstellungen von „typisch männlich” oder „typisch weiblich”?
Im Gegensatz zu Männern müssen Frauen oft ihre Kompetenz zunächst beweisen, belegen und nachweisen, bevor ihnen diese zugestanden wird. Da heißt es vielleicht in Hinblick auf sie in Beförderungsrunden: „Sie ist noch nicht so weit, sie muss da erst noch mehr Erfahrungen sammeln.” Und in Hinblick auf ihn: „Der schafft das schon, hat ja auch schon andere Dinge geschafft.”
Während er also mit ein paar Vorschusslorbeeren und Kompetenz-Zuschreibungen schon mal im nächsten Job angekommen ist und qua „Potenzial” befördert wird, muss sie noch eine Extra-Erfahrungsrunde drehen, um allen zu beweisen, dass sie es wirklich kann (Beförderung durch gezeigte Leistung). Das kostet sie auf jeden Fall deutlich mehr Zeit und wahrscheinlich auch mehr Nerven als ihn.
Um Karriere zu machen, brauche ich nicht nur Kompetenz, sondern auch die Sympathie von anderen, denn daraus setzt sich die eigene Reputation zusammen. Aber warum brauche ich Sympathie? Kann es mir nicht einfach egal sein, wie mich andere finden? Ja, grundsätzlich schon. Wenn ich aber erfolgreich im Job sein möchte, dann brauche ich auch die mir entgegengebrachte Sympathie. Unter anderem, damit Menschen mit mir zusammenarbeiten möchten, ich in ein Team integriert werde oder ein Team hinter mir aufbauen kann oder auch Informationen erhalte, Zuspruch, Unterstützung etc.
In vielen Unternehmen ist Karriere, wie gesagt, immer noch mit „nach oben kommen” verbunden. Daher sind die Erwartungen und Kriterien zur Beförderung in der Regel auch mit den gewünschten Führungskompetenzen verbunden sowie der Frage: „Kann die Person das Unternehmen, das Team, die Abteilung, das Produkt führen?”
Wenn Frauen nun ihre Kompetenz – also ihre Führungsstärke – zeigen oder einfach für ihre Sache einstehen und fordernd auftreten, dann tritt oft ein Problem auf. Sie verlieren Sympathiepunkte, wenn sie sich so verhalten. Anders als Männer, die auch hier in ihrer Rollenzuschreibung agieren. Wenn Frauen sich jedoch durchsetzen und/oder Führung übernehmen, zeigen sie Eigenschaften, die Männern zugeschrieben werden. Die Krux an diesem Phänomen ist, dass man sie nun weniger mag: „Puh, die ist aber bossy” – „Die soll mal halblang machen, das nervt wirklich langsam”. So oder so ähnlich kann es klingen. Frauen verlieren also Sympathie, wenn sie sich ehrgeizig zeigen, „nach oben kommen wollen” oder ihre Führungsrolle ausfüllen.
Damit fallen sie einen weiteren Schritt zurück auf ihrem Karriereweg. Neben dem Kompetenz-Nachweis müssen Frauen auch einen Drahtseilakt durchführen zwischen dem Zeigen ihrer Kompetenz und dem ständigen Abwägen, wie viel sie davon zeigen, um auch ja die Sympathien zu behalten. Das kostet Energie, die woanders nicht eingesetzt werden kann. Wahrscheinlich braucht es auch ein paar Jahre, um diese Mechanismen zu verstehen und damit umzugehen. Und leider geht es noch einen Schritt weiter zurück. Denn wenn Frauen in regelmäßigen Abständen eine negative Reaktion auf ihr Verhalten erhalten, zum Beispiel, wenn sie sich führungsstark zeigen, dann macht das etwas mit ihnen und ihrem Selbstbewusstsein. Sie trauen sich vielleicht nicht mehr so vieles zu, stellen sich vielleicht öfter in Frage oder suchen die Fehler nur bei sich und gar nicht bei anderen oder den Umständen.
Warum sich Frauen weniger in Führungs- und Entscheidungspositionen und vermehrt in Support-Funktionen wie Assistenzen, aber auch im Personal- und Marketingbereich finden, wird somit etwas klarer.
Die Startlinie für die Karriere von Männern und Frauen liegt immer noch weit auseinander
Unter dem Strich haben Frauen eine deutlich andere Ausgangsposition als Männer auf ihrem Karriereweg. Das zieht sich nicht nur durch die berufliche Laufbahn, sondern auch durch das private Leben. Spätestens, wenn Kinder dazukommen, werden Frauen nicht selten schon vor der Geburt gefragt, ob sie denn überhaupt wieder ins Unternehmen zurückkommen oder wie viel Prozent Teilzeit sie nach ihrer Rückkehr arbeiten wollen. Zukünftige Väter werden so etwas in der Regel nicht gefragt. Bei ihnen flattern vielleicht eher noch einmal die Beförderung und Gehaltserhöhung ins Haus. Denn er als Versorger der Familie braucht jetzt ja mehr Geld ... Kinder sind in vielen Unternehmen immer noch karriere- und gehaltsförderlich für ihn und karriere- und gehaltsschädlich für sie. Hier tut sich gerade eine Menge, aber bis die althergebrachten Vorstellungen aus den Köpfen verschwunden sind, wird es noch etwas Zeit brauchen.
„Ich habe gelernt, dass der Weg des Fortschritts weder kurz noch unbeschwerlich ist.”
Marie Curie
Auf jeden Fall kannst du dir schon einmal einen geistigen Merkzettel machen, dass du mit diesen Situationen anders umgehen willst, wenn du in einer Entscheidungsposition bist (siehe auch Kapitel „Frauen, macht!”).
Nun lassen sich die allgemeinen Denkmuster und Strukturen in Unternehmen nicht allein von Frauen ändern. Aber im ersten Schritt hilft es auf jeden Fall zu verstehen, dass es diese Unterschiede gibt und dass sie im System und nicht in der eigenen Person zu finden sind – das entlastet. Gleichfalls ist Gegenwind also der Standard und nicht die Ausnahme, und Frauen sollten sich weniger entmutigen lassen, sondern vielmehr Unterstützung suchen – zum Beispiel bei Gleichgesinnten im Unternehmen und/oder in Netzwerken. Diese eignen sich hervorragend, um den Weg gemeinsam zu gehen, sich zu unterstützen, auszutauschen und Erfahrungen zu sammeln.
Gleichfalls entlässt diese Situation nicht aus der eigenen Verantwortung. Das, was du beeinflussen kannst, beeinflusse!
Literatur
Caroline Criado-Perez (2020): Unsichtbare Frauen: Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert. München: btb Verlag.
Irena D. Ebert und Melanie C. Steffens (2016): Frauen – Männer – Karrieren. Eine sozialpsychologische Perspektive auf Frauen in männlich geprägten Arbeitskontexten. Heidelberg: Springer.
CLAUDIA IRSFELD
Head of People & Development
Wenn du weißt, was du willst und kannst, dann hast du schon gewonnen.
Wie soll meine persönliche Karriere aussehen?
KLARHEIT MIT KARRIERE-STERN UND USP
Was ich oft in meinen Karriere-Coachings erlebt habe: Manche Frauen lesen das Wort „Ziele” und gehen direkt in eine Verweigerungshaltung – so auch ich am Anfang meiner Karriere. Wenn dem auch so bei dir ist, dann lasse „Ziele” einfach beiseite und tausche es zunächst durch „Wünsche” oder „Träume”, das hat mir sehr geholfen.
Wie sieht deine Wunschkarriere oder dein Traumjob aus? Was sind deine Wünsche für deine berufliche Laufbahn? Was ist dir wichtig und woran möchtest du dich grundsätzlich ausrichten?
BAUE DIR DEINEN KARRIERE-STERN ZUR ORIENTIERUNG
Bei einigen wird es bei diesen Fragen direkt sprudeln – dann schreib alles auf, dokumentiere in Listen, Mindmaps, wild durcheinander, wie es gerade für dich passt.
Vielleicht brauchst du aber auch einen kreativen Einstieg? Dann suche dir einen Haufen Zeitschriften und schnipple alles aus, was du an positiven Bildern, die für deine zukünftige Laufbahn stehen, finden kannst. Baue dir dein eigenes Bild, dein Mosaik oder deine Steinchen deiner Karriere zusammen, die dir für die nächsten Jahre wichtig sind. Denke dabei groß, weit und überschwänglich, vielleicht hast du auch Vorbilder, von denen du gelesen, gehört und gesehen hast. Suche dir die Aspekte, die dich inspirieren.
Wenn du dein Bild gefunden hast, dann trete einen Schritt zurück und schaue dir das Gesamtbild an:
– Was ist die große Überschrift?
– Wofür stehen einzelne Bilder, Bereiche, Sequenzen?
Du kannst entscheiden, ob du deine Erkenntnisse auf dem Blatt mit deinem Bild festhältst oder sie auf einem separaten Bogen notierst.
Nimm dir die Überschriften und stelle sie in einem Stern zusammen. Dabei gilt: Pro Überschrift einen Sternenstrahl. Die Länge der Strahlen kann für dich dabei bedeuten, wie wichtig dir das Thema gerade ist. Hier im Beispiel ist gerade „Weiterbildung” wichtiger als „Arbeitszeit”. Überlege, ob noch etwas fehlt. Hast du alle wichtigen Aspekte, die deine Karrierewünsche beinhalten, beisammen? Dann überlege dir:
– Was bedeutet die Spitze eines jeden Sternenstrahls konkret für dich?
– Wo stehst du gerade in Bezug auf deine Aspekte und markiere dies mit einem Punkt auf dem jeweiligen Sternenstrahl.
– Was beinhaltet dieser Punkt für dich, was ist schon erreicht?
– Was wäre ein erster kleiner Schritt, den du initiieren kannst, um von deinem Punkt zur Spitze deines jeweiligen Sternenstrahls zu kommen?
– Welche Schritte sind eher mittel- oder eher langfristig angelegt?
– Wen oder was brauchst du dazu, um sie zu gehen?
Dein Karriere-Stern, den du dir gebaut hast, kann dich auf deinem Weg zu deiner Wunschkarriere leiten. Gönne dir immer wieder Zeit und schaue, ob sich etwas verändert hat, welche Aspekte gerade wichtiger, welche unwichtiger sind. Wahrscheinlich werden sich diese Aspekte je nach Lebens- oder Karrierephase immer wieder verschieben und verändern. Nimm es so wie es ist und arbeite damit weiter auf deinem Weg zur Traumkarriere. Was ist dir für das nächste Jahr wichtig? Was für die nächsten zwei bis drei Jahre? Was wäre eine schöne Idee für eine langfristige berufliche Ausrichtung?
DER NÄCHSTE SCHRITT: ES WIRD KONKRETER
Als zweiten Schritt, zusätzlich zum Stern, überlege einmal, was dir noch wichtig ist, damit du dir ein möglichst umfassendes Bild von deinem nächsten attraktiven Job machen kannst. Du findest hier Aspekte, die ich aus Sicht einer Personalerin für relevant halte. Verstehe sie als Inspiration und ergänze das, was du zusätzlich für wichtig erachtest.
Ort/Region
– Wo möchtest du leben (Land, Stadt, Region)?
– Wo und wie möchtest du wohnen?
– Wo möchtest du arbeiten?
–…
Organisatorisches
– Welche Art von Unternehmen wünscht du dir (Konzern, Mittelstand, Familienunternehmen, Start-up etc.)?
– Welche Art von Arbeitsverhältnis stellst du dir vor (Selbstständigkeit, Anstellung, Kombination aus beidem, Teilzeit, Vollzeit etc.)?
– Wie soll die Umgebung sein, in der du arbeitest (Arbeitsplatz, Atmosphäre, Großraumbüro, Einzelbüro etc.)?
– Wie flexibel sollen deine Arbeitsmöglichkeiten sein (Arbeit in Präsenz, Homeoffice, Hybrid etc.)?
– Wie weit möchtest du pendeln, wie viel Reisetätigkeit funktioniert für dich?
– Wie lange soll ein Arbeitstag in der Regel sein?
– Wie gehst du mit Überstunden um?
–…
Soziale Rahmenbedingungen
– Wie wichtig ist dir der Kontakt zu Kolleg:innen und/oder Kund:innen?