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... In diesem Augenblick kam ein Spatz angeflogen, flatterte ein wenig herum und setzte sich dann an den Brunnenrand. Anscheinend war er durstig, denn er steckte gleich sein Schnäbelchen in das kühle Wasser und begann zu trinken. Damit war er so beschäftigt, dass er gar nicht bemerkte, dass eine rotgetigerte Katze heranschlich. Sie setzte ganz vorsichtig eine Pfote nach der anderen auf den Wiesenboden. Die Katze schleifte mit dem Bauch über den Boden und lauerte. Morli spürte, wie er vom Zuschauen immer aufgeregter wurde ...
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Veröffentlichungsjahr: 2014
Der kleine Kater Morli putzte sich gerade ausgiebig sein Fell, als er vorsichtig hochgehoben wurde. Das kleine Mädchen strahlte über das ganze Gesicht und rief:
„So ein liebes Kätzchen, das will ich mit nach Hause nehmen!“
Seine Mutter lächelte und antwortete:
„Ja, du darfst dir eines von den vier Kätzchen aussuchen.“
Morli blinzelte ängstlich zu dem Mädchen mit den lachenden Augen. Warum wollte sie ihn mitnehmen? Er hatte es doch schön hier bei seiner Mutter und den drei Geschwistern.
Das Mädchen ließ ihn nicht mehr los und drückte ihn immer wieder fest an sich. Morli fühlte sich wohl bei ihr, aber er wollte doch lieber hier auf dem Bauernhof bleiben.
„Nun, Lisa, wie hast du dich entschieden?“, fragte die Mutter nach einer Weile.
„Ich möchte dieses süße schwarze Kätzchen mit den grünen Augen“, erwiderte das Mädchen. Es streichelte immer wieder vorsichtig über das seidige Fell und sprach dabei beruhigende Worte.
„Er heißt Morli und ist ein richtiger Schmeichelkater“, meinte nun der Bauer. Er freute sich sichtlich, dass der Kater anscheinend in gute Hände kam. Der Mann ging ins Haus und kam mit einer großen Schachtel zurück.
Lisa versuchte Morli hineinzusetzen, aber dieser wollte das nicht und begann böse zu pfauchen. Sein Fell sträubte sich dabei und er fuhr seine Krallen aus. Lisa ließ sich davon nicht beeindrucken und hielt ihn ganz fest. Dann setzte sie ihn mit Schwung in die Schachtel hinein und legte geschwind den Deckel darauf.
Morli zitterte vor Angst und verkroch sich in einer der mit Stoff ausgelegten Ecken. Was wollten die Leute eigentlich von ihm? Sie konnten ihn doch nicht einfach mitnehmen. Ganz in der Ferne hörte er das Miauen seines Bruders. Er wollte antworten, aber in seiner Verzweiflung brachte er keinen Ton heraus.
Kurze Zeit später spürte er am Schaukeln, dass er mit der Schachtel getragen wurde. Anscheinend von Lisa, deren Stimme sehr freudig und aufgeregt klang. Dann hörte er eine Autotür zuschlagen und gleich darauf das Brummen des fahrenden Autos. Wo fuhren sie mit ihm hin? Warum durfte er nicht bei seiner Familie bleiben?
Es dauerte nicht sehr lange bis das Auto wieder anhielt. Morli horchte ängstlich auf jedes Geräusch und wartete aufgeregt, was nun passieren würde.
Nach einer Weile wurde die Schachtel geöffnet und Lisa hob Morli vorsichtig heraus. Er sträubte sich ein bisschen und blieb mit seinen scharfen Krallen an ihren Zöpfen hängen. Lisa lachte über das Missgeschick und löste seine Pfote aus ihrem Haar. Sie wusste ja, dass er Angst hatte, aber sie hoffte, dass das bald vorbeigehen würde.
„Schau dich um, wir sind zu Hause“, sagte Lisa und setzte ihn auf den Holzboden.
Zuerst kauerte Morli dort mit geschlossenen Augen wie ein kleines Häufchen Elend, aber dann siegte seine Neugier und er blickte in die Runde.
Er befand sich in einem hellen Zimmer mit einem großen Fenster. In der Nähe der Tür standen zwei kleine Schüsselchen. Lisa hob Morli wieder hoch und setzte ihn direkt vor das Futter auf den Boden.
In beiden Schüsseln befand sich köstlich duftendes Katzenfutter. In der einen lagen feine weiche Bröckchen und in der anderen lagen runde Knusperstückchen. Morli hatte großen Hunger, aber er war so aufgeregt, dass er nicht gleich fressen konnte.
Lisa nahm ein knuspriges Leckerli in die Hand und hielt es vor den Kater. Der feine Fleischgeruch stieg ihm verlockend in die Nase und er schnappte gierig zu. Lisa wiederholte dieses Spiel ein paar Male.