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Pauline und das Voodoo-Püppchen
... Vorsichtig hob sie den Deckel der Schachtel ab und legte ihn behutsam zur Seite. Eine eigenartige Stimmung erfasste sie, als sie das weiße Püppchen auf dem dunkelblauen Seidentuch ansah. Bleich lag es da und die Augen, die aus zwei silberblauen Perlen bestanden, schimmerten geheimnisvoll und schienen sie anzustarren ...
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Tante Klara
... Angst stieg in mir hoch und nahm mir fast die Atemluft. Ich musste ruhig bleiben und überlegen, wie ich mich am besten verhalten sollte. Vorsichtig tasteten meine Füße über die steinige Wand. Es waren nur winzige Vorsprünge zu spüren, die mir wenig Halt gaben ...
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Vermisst
... Auf dem Land konnte man den Himmel wie eine riesige Kuppel über sich sehen, hier nur einen kleinen sternenlosen Ausschnitt davon. Alle Menschen hatten es so eilig, niemand stand einen Augenblick still. Es schien ein heilloses Durcheinander zu sein. Völlig überraschend streckte sich mir aus der Menge eine Hand entgegen ...
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Veröffentlichungsjahr: 2016
Wenn sich zäher Nebel über die letzten Herbsttage legt, denke ich manchmal an Pauline, die eine außergewöhnlich feinfühlige Frau war. Von ihr ging schon seit frühester Kindheit eine heilsame Warmherzigkeit und eigenartige Faszination aus, der man sich nur schwer entziehen konnte.
Pauline führte ein angenehmes und glückliches Leben mit ihrem fleißigen und strebsamen Ehemann, der ihr viele Wünsche von den Augen ablas. Etliche ihrer ehemaligen Schulfreundinnen beneideten sie darum und hätten gerne mit ihr getauscht. Das änderte sich erst nach jenem unheilvollen Novembertag, der einen unauslöschlichen Schatten über ihr Leben warf.
Pauline saß in ihrem bequemen Lieblingssessel im schummrig beleuchteten Wohnzimmer, hörte Musik und hing quälenden Gedanken nach. Ein angenehmes sowie glückliches Leben führte sie? Pauline schüttelte verzweifelt den Kopf und schloss die Augen. Nein, diese schöne Zeit war vorbei, das spürte sie ganz genau.
Seit ein paar Monaten war Helmut verändert. Dauernd sprach er vom furchtbaren Stress in der Arbeit und hatte kaum noch Zeit für sie. Wenn er spät am Abend heimkam, aß er wenig, sprach über Belanglosigkeiten und verschwand dann nach kurzer Zeit in seinem Arbeitszimmer, wo er sich nur ungern stören ließ.
Früher hatten sie an den Wochenenden Ausflüge unternommen, die ihnen viel Spaß bereitet hatten. Auch das gehörte der Vergangenheit an, weil er sogar an den Sonntagen über langen Zahlenkolonnen brütete und wichtige Dinge berechnen musste.
Pauline strich sich müde eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Heute war sie beim Friseur gewesen, aber nicht einmal das hatte Helmut bemerkt. Er hatte lange Telefonate geführt und war zeitig schlafen gegangen, weil er angeblich so extrem müde gewesen war.
Sie lächelte gequält und dachte daran, dass er früher die Abende mit ihr gemeinsam verbracht hatte. Lange Spaziergänge hatten sie gemacht und die kühle Nachtluft und den romantischen Mondschein genossen. Manchmal hatten sie Tanzveranstaltungen besucht oder den Abend daheim mit einem Glas Wein ausklingen lassen.
Seit ein paar Monaten musste sie sich oft alleine unterhalten und so hatte sie genug Zeit gehabt, um auf dumme Gedanken zu kommen. Arbeitete nicht seit genau dieser Zeit eine neue Kollegin im Büro von Helmut? Er hatte sie einige Male kurz und ganz nebenbei erwähnt.
Angeblich war Lisa sehr tüchtig und hatte ein enormes Fachwissen. Über ihre äußere Erscheinung hatte er kein Wort gesagt, aber Pauline hatte auf einem Foto in der Gemeindezeitung gesehen, dass diese Lisa eine äußerst hübsche Frau war.
Eifersucht schlich sich in ihre Gedanken, ließ sie eine quälende Unruhe in sich spüren. Bis jetzt hatte sie noch nie Grund für Misstrauen gehabt, aber konnte sie sich der Treue von Helmut wirklich sicher sein? Eigentlich war auf dieser Welt doch fast nichts vollkommen sicher.
Energisch schob Pauline die verwirrenden Gedanken zur Seite. Sie wollte jetzt mit positiven Erinnerungen zu Bett gehen, um ihre dumme Eifersucht zu vergessen. Als sie kurz darauf neben Helmut lag und seine vertrauten Atemgeräusche hörte, wurde ihr wieder wohler zumute und sie schlief beruhigt ein.
Beim Frühstück sagte Pauline beiläufig: „Heute sind wir um 18 Uhr zur Geburtstagsfeier bei den Hubers eingeladen.“
„Da musst du leider alleine hingehen, denn wir haben am Abend noch eine wichtige Besprechung“, antwortete Helmut und nahm noch einen Schluck vom Kaffee.
"Wie du meinst", murmelte Pauline und zuckte dabei unwillig mit der Schulter.