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Der Empfang des berühmten Magiers Hans Brandstetter in Hannover endet mit einer Leiche: Eine Frau ist vom Balkon gestürzt. War es ein Unfall - immerhin waren Drogen im Spiel - oder Mord? Und hat der Zauberer etwas mit dem Todesfall zu tun? Das fragen sich nicht nur Hauptkommissar Peter Flott und sein Team, auch Kater Socke und seine pelzigen Freunde gehen auf Spurensuche. Sie interessieren sich vor allem für den schwarzen Kater des Magiers, der seit dem Todesfall vermisst wird. Dann wird eine weitere Leiche gefunden. Diesmal war es eindeutig Mord …
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Seitenzahl: 348
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Heike Wolpert
Katzenrausch und Katertausch
Kriminalroman
Tödliche Magie Der Empfang des berühmten Magiers Hans Brandstetter in Hannover endet tödlich: Eine Frau ist vom Balkon gestürzt. War es ein Unfall? Immerhin waren Drogen im Spiel. Oder Mord? Und hat der Zauberer etwas mit dem Todesfall zu tun? Die Zeugenaussagen bezüglich seines Alibis widersprechen sich. Hauptkommissar Peter Flott und sein Team ermitteln, und auch Socke und seine pelzigen Freunde gehen auf Spurensuche. Sie interessieren sich vor allem für den schwarzen Kater des Magiers, der seit dem Todesfall vermisst wird – ebenso wie Brandstetters Assistent. Dann wird eine weitere Leiche entdeckt. Diesmal war es eindeutig Mord. Katzen und Menschen ermitteln auf Hochtouren und mit jeweils eigenen Methoden. Die Verdachtsmomente gegen Brandstetter erhärten sich. Doch selbst ein Magier kann nicht gleichzeitig an zwei Orten sein.
Heike Wolpert, Jahrgang 1966, lebt und arbeitet in Hannover. Abwechslung von ihrem Alltag als Businessanalystin bei einer großen Landesbank findet sie im Schreiben von Krimis und Kurzgeschichten. Nach einem literarischen Ausflug in ihre Geburtsregion, das Taubertal, ist der vorliegende Band bereits der fünfte in ihrer Reihe rund um den tierischen Schnüffler Kater Socke in Hannover, die sich sowohl bei Katzen- als auch Krimifreunden gleichermaßen großer Beliebtheit erfreut. Dass ihr die Ideen nicht ausgehen, dafür sorgt der echte Socke – der schwarz-weiße Kater lebt bereits seit über 13 Jahren bei der Autorin.
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alle Rechte vorbehalten
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung der Fotos von: © Vladimir Sitkovskiy / shutterstock.com; Fer Gregory / shutterstock.com
ISBN 978-3-8392-7706-5
Für Peter
Peter Flott, ermittelnder Hauptkommissar, Sockes Dosenöffner
Christa Eisele, genannt Chris, Peters Ehefrau, vielbeschäftigte Tierärztin
Lisa Sander, Kommissarin und Peters langjährige Kollegin und Vertraute
Friedrich Eberhard, genannt Fritz, der Älteste im Ermittlerteam, eher phlegmatisch, erledigt deshalb am liebsten Schreibtischarbeit
Antonia Boccabella, genannt Toni, die jüngste Kommissarin im Team, manchmal etwas aufbrausend
Sebastian Meyer, Kollege von der Kripo Osnabrück, Tonis Ex-Freund
Ulrich Zeitler, Chef der Spurensicherung
Dr. Joachim Breithaupt, Staatsanwalt
Prof. Dr. Adalbert Kremski, Chef der Rechtsmedizin
Dr. Eilig, Mitarbeiter der Gerichtsmedizin
Frau Bilgur, ältere Dame, Clooneys und Gismos Menschin, Peters Nachbarin
Gero von Haberberg, nicht nur in seiner Funktion als freier Journalist an Toni interessiert
Hans Brandstetter, berühmter Magier, der immer mit einem schwarzen Kater auftritt
Saskia Werblow, seine Ehefrau
Jakob Becker, Katzenbetreuer in Brandstetters Team
Eliza Stark, Texterin in Brandstetters Team
Mike Kammerfeld, Manager des Hotels an der Messe
Kyra Petrovic, Zimmermädchen mit Ambitionen
Marvin Möglinger, glückloser Journalist
Florian Küppersbusch, Marvins ehemaliger Schulfreund
*
Handelnde Tiere:
Socke, schwarzer Kater mit weißen Pfoten, lebt bei Hauptkommissar Peter Flott, liebt Katze Mimi
Mimi, dreifarbige Tigerkatze, Sockes Freundin
Clooney, mollige graugetigerte Katze, Sockes Nachbarin, einem Imbiss nie abgeneigt
Mikey, Tigerkater mit blauem Halsband, Revierchef, kann lesen
Suleika, Perserkatze, weiß immer alles (besser)
Gismo, Jungkater mit Entdeckerdrang, Clooneys Sohn
Jasper, stets kränkelnder Riesenschnauzer, lebt im selben Haushalt wie Suleika
Fiete, vielseitig interessierter Cocker Spaniel mit Maltesereinschlag aus der Nachbarschaft
Kaspar, Melchior und Balthasar, dreimal schwarzer Kater
Zeugen gesucht:
Am vergangenen Freitag, den 9.1.1987, ist eine junge Frau an der Kreuzung Goseriede/Ecke Kurt-Schumacher-Straße angefahren worden. Der bisher unbekannte Fahrer beging Fahrerflucht. Die 19-Jährige erlitt schwere Verletzungen, denen sie kurz darauf im Krankenhaus erlag.
Nach Erkenntnissen des Polizeikommissariats Hannover-Mitte überquerte das spätere Unfallopfer gegen 23:45 Uhr den Fußgängerüberweg der oben genannten Straßenkreuzung, als sie von einem silbergrauen Opel Kadett Kombi erfasst wurde. Der Fahrer hielt an, stieg aus und sah die Verletzte an, um gleich darauf wieder einzusteigen. Im Anschluss fuhr er um die am Boden Liegende herum in Richtung Hauptbahnhof davon. Eine Zeugin, die den Notruf wählte und Erste Hilfe leistete, konnte das Kennzeichen des Wagens leider nicht erkennen.
Der Fahrer wird wie folgt beschrieben:
Männlich, etwa 20 Jahre alt. Er trug eine vermutlich dunkelblaue Jeanshose, eine schwarze Jacke und dunkle Schuhe.
Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Tötung infolge eines Unfalls mit Fahrerflucht und wegen unterlassener Hilfeleistung. Zeugen, die Hinweise zum Unfallhergang oder zum flüchtigen Fahrer geben können, werden gebeten, sich beim Polizeikommissariat Hannover-Mitte zu melden.
Dreimal schwarzer Kater.
Hannover. Die Winterzeit in der Stadt an der Leine wird zauberhaft. EinwohnerInnen und BesucherInnen Hannovers erwartet ein magisches Programm mit zahlreichen Aktionen, Kulturveranstaltungen und kulinarischen Leckerbissen rund um das Thema Zauberei. Höhepunkt ist dabei zweifellos das Musical »Dreimal schwarzer Kater«, welches das Leben des berühmten Magiers Hans Brandstetter zeigt. Brandstetter wurde 1966 in Garbsen bei Hannover geboren, wo er mit Auftritten als Zauberkünstler seine ersten Erfolge feierte. Seine großen Vorbilder: das weltbekannte Magierduo Siegfried und Roy. Mangels Großkatzen baute er den Hauskater Panteras bei seinen Auftritten ein, was ihm bald den Spitznamen »Mini-Roy« einbrachte. Auch wenn ihm dieser Name noch nie gefallen hat, wie seinen 2021 erschienenen Memoiren zu entnehmen ist, hält er sich ebenso hartnäckig, wie es die Beteiligung von gemeinen Hauskatzen in seiner Show tut. Doch nicht nur das einheimische Publikum fand Gefallen an dem Schmusetiger, und so startete Brandstetter bereits im Jahr 1989 eine Weltkarriere, die er nicht zuletzt seinem besonderen Händchen für Katzen verdankt, das erklärte er in einem Interview. Statt des graugetigerten Panteras ist inzwischen ein schwarzer Kater mit demselben Namen sein ständiger Begleiter. Das panthergleiche Tier taucht regelmäßig in seinen Shows auf und erfreut sich mindestens ebenso großer Popularität wie der Magier selbst. Viele Fans kommen eigens wegen der berühmten Katzennummer zu seinen Vorstellungen.
Die coronabedingte Ruhepause nutzte Brandstetter zum Verfassen seiner Memoiren und, wie kürzlich bekannt wurde, zum Schreiben eines Musicals über sein Leben. Zu Gerüchten, denen zufolge er seine Bühnenkarriere beenden wolle, wollte sich der Star nicht äußern.
Brandstetter wird am Freitagabend mit einem festlichen Empfang im Hotel an der Messe willkommen geheißen. In den nächsten Wochen unterstützt er das Ensemble der Staatsoper Hannover bei der Inszenierung seines Musicals.
Über viele weitere geplante zauberhafte Aktionen halten wir Sie auf dem Laufenden.
Mit zitternden Fingern schnitt er den Zeitungsartikel aus, so wie er das seit Jahren mit Texten über Brandstetter tat. Bei seiner Arbeit in einem Kiosk hatte er Zugriff auf die meisten Presseerzeugnisse, in denen Artikel über ihn abgedruckt waren. Um sicherzugehen, dass ihm nichts entging, durchforstete er abends zusätzlich das Internet. Er wusste alles über Brandstetter. Die Memoiren des Magiers, die im vergangenen Jahr erschienen waren, waren ihm so vertraut wie seine eigene Lebensgeschichte. Die Berichte über Brandstetter füllten bei ihm inzwischen mehrere Ordner, die er trotz ihres Umfangs in- und auswendig kannte. Natürlich wusste er seit Langem von Brandstetters geplanten Besuch in seiner Heimatregion. Es überraschte ihn daher, dass dessen Rückkehr nach Hannover in ihm eine derartige Wut hervorrief. Am liebsten wäre er direkt zum Hotel an der Messe gefahren, um ihm einen angemessenen Empfang zu bereiten. Aber zum einen würde er vermutlich gar nicht so nah an ihn herankommen, zum anderen wäre ein schneller Schuss oder gezielter Messerstich viel zu gnädig für diesen Verräter. Nein, Brandstetter hatte etwas anderes verdient …
**
Socke hatte sich schon gewundert, dass Clooney ihn hatte begleiten wollen. Zwar war der Park des Hotels um diese abendliche Uhrzeit meist menschenleer und bot damit die perfekten Voraussetzungen für die Jagd, doch es war eben auch Abendessenszeit, und die Grautigerin zog eine bequem servierte Mahlzeit stets einer aufwendig gefangenen Maus vor. Heute allerdings hatte sie darauf bestanden, bei Sockes obligatorischer Runde durch den Park des nahegelegenen Hotels dabei zu sein. Der Kater mochte seine mollige Nachbarin eigentlich gerne, doch bei der abendlichen Pirsch wäre er trotzdem lieber allein gewesen. Nicht nur, dass Clooney meist nicht darauf achtete sich leise fortzubewegen, es fiel ihr zudem generell schwer, ihr Mäulchen zu halten. Keine besonders guten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Mäusejagd.
Sie hatten die begrenzende Hecke noch nicht erreicht, da begann sie bereits eine Unterhaltung: »Hast du von dem Zauberer gehört?«
Socke schwieg und näherte sich mit leisen Schritten dem Parkgelände. Im Gestrüpp raschelte etwas, und er hielt in seiner Bewegung inne. Nicht so Clooney, die sich hinter ihm gehalten hatte und nun gegen sein Hinterteil prallte.
»Hast du?«, wiederholte sie dabei ihre Frage.
Was immer sich in der Hainbuchenhecke befunden hatte, entfernte sich raschelnd. Die Grautigerin bemerkte das Verschwinden der potenziellen Beute gar nicht. Sie plapperte unbeirrt weiter: »Der macht Kunststücke mit Katzen. Vielleicht kann er ja eine Assistentin gebrauchen.«
Socke warf einen Blick zwischen den Blättern hindurch in den Park hinein und gab es auf. Selbst ohne seine schwatzhafte Nachbarin wäre ihm heute kein Jagdglück beschieden gewesen, denn er entdeckte mehrere Menschen in der Anlage. Die meisten waren mit Kameras ausgestattet, die sie auf das nahegelegene Hotel ausgerichtet hatten.
»Ui! Paparazzi«, freute sich Clooney und drängelte sich an ihm vorbei auf einen der Fotografen zu.
»Halt!«, versuchte Socke, sie zurückzuhalten, was ihm natürlich nicht gelang. Wenn Clooney sich etwas in den pelzigen Kopf gesetzt hatte, dann konnte sie nichts und niemand davon abhalten. Schon lange hoffte die Tigerin, berühmt zu werden. In ihrer Vorstellung erhielt man als »Katze des öffentlichen Lebens«, wie sie das nannte, jede Menge Fanpost mit Leckerlis darin, und sie war überzeugt, dass ein entsprechender Zeitungs- oder gar Fernsehbericht ihr helfen würde, dieses Ziel zu erreichen. Zügig hielt sie daher auf einen jungen Mann zu, der den Zufahrtsbereich der einige Meter entfernten Hotelgarage fest im Visier seines Fotoapparats hatte. Im nächsten Augenblick strich Clooney dem Reporter um die Beine. Als der sie wegzuschieben versuchte, miaute sie laut.
»Was zum …?« Der junge Mann riss sich von seiner Kamera los. Katze und Mensch sahen sich an. »Was machst du denn hier?«, wollte Letzterer wissen.
»Miau!«
»Bist du ein Groupie von Panteras?« Er grinste, die Vorstellung schien ihm zu gefallen.
Socke gesellte sich zu ihnen. »Wer ist Panteras?«, fragte er an Clooney gewandt.
»Das ist der Kater von dem Zauberer. Die beiden sind heute zusammen in der Zeitung abgebildet«, antwortete sie, während sie weiter um die Beine des Mannes herumtänzelte, der nun sein Objektiv auf sie gerichtet hatte.
Die Grautigerin erhob sich auf die Hinterpfoten und sah direkt in die Linse.
Der Auslöser klickte.
»Vielleicht lerne ich ihn ja kennen und er verliebt sich in mich«, raunte Clooney Socke zu. »Wäre nicht der erste Prominente, der einer Schönheit aus dem Volk verfällt.«
In diesem Moment fuhr eine schwarze Limousine in die Hotelzufahrt ein. Ein Raunen ging durch die Menschenmenge im Park.
»Du bist ja ein süßer Moppel«, erklärte der Fotograf ernst und strich Clooney über den Kopf, »aber jetzt ruft die Arbeit. Und die echten Stars.« Damit folgte er seinen Kollegen in Richtung des Luxusautos. Dahinter kam ein weißer Kastenwagen in ihr Sichtfeld, auf dessen Seite der überlebensgroße Kopf eines Mannes mit Zylinderhut abgebildet war, der eine schwarze Katze vor sich hielt.
»Moppel?«, fragte Clooney erbost. »Und was meint er mit echten Stars?«
Socke trat ohne eine Erwiderung den Rückzug an. Er hatte gelernt, dass es bei gewissen Fragen besser war zu schweigen.
**
»Boah! Ist mir schlecht!« Balthasar, ein stattlicher Kater mit dichtem schwarzem Kurzhaarfell, gab Würgegeräusche von sich.
»Das war aber auch ein Geschaukel«, stimmte ihm Melchior zu, ebenfalls vollkommen schwarz und nur ein klein wenig schmaler als Balthasar.
»Oh mein Kater! Was seid ihr? Babykätzchen?« Der dritte im Katzenbunde hieß Kaspar. Rabenschwarz wie die beiden anderen, bis auf einen winzigen weißen Fleck an der Brust.
Außer ihren Namen Kaspar, Melchior und Balthasar hatten die drei Gesellen nichts Königliches an sich. Wenn man mal von der Tatsache absah, dass es sich um Angehörige einer Spezies handelte, die im alten Ägypten als Gottheit verehrt worden war.
»Auf der Straße hättest du keinen Tag überlebt, wenn dir schon wegen ein bisschen Autofahren schlecht wird.« Kaspar begann, den Raum zu inspizieren, der wohl in den nächsten Wochen die Bleibe der drei sein würde. »Ich habe einmal eine ganze Nacht auf einem Baum verbringen müssen, nachdem ich vor einem tollwütigen Hund geflohen bin. Und es war eine stürmische Nacht!«
Balthasar verdrehte genervt die Augen. »Wir kennen die Geschichte.«
»Das stimmt«, pflichtete Melchior bei. Wie immer, wenn er nervös war, putzte er sich mit hektischen Bewegungen. Er musste unbedingt den Geruch nach diesem Automobil in seinem Fell neutralisieren. »Du hast dich dort nicht mehr runtergetraut, und die Feuerwehr musste dich am nächsten Morgen retten.«
»Ich war damals eben noch jung und unerfahren«, verteidigte sich Kaspar.
»Ich hatte es auch nicht immer leicht.« Melchiors Stimme klang nun weinerlich.
»Du Ärmster bist im Tierheim geboren.« Entgegen seiner Worte zeigte Balthasar keinerlei Bedauern. »Kater! Wir haben das tausend Mal gehört. Aber mit Selbstmitleid werden wir uns nie aus der Herrschaft des Bösen befreien können.«
Melchior seufzte. »Es ist aussichtslos.«
Kaspar tigerte unruhig durch das Zimmer. »Wer hätte gedacht, dass ein Leben in Gefangenschaft auf mich wartet, als ich von diesem Baum gerettet wurde.«
»Der Futtersklave ist nett und auf unserer Seite«, versuchte Melchior, ihn aufzumuntern. »Er ist nur etwas schwer von Begriff.«
»Wenn es nur das wäre. Der Futtersklave ist nicht nur unser ergebener Diener.« Wie es schien, hatte Balthasar seine Reiseübelkeit überwunden. »Insbesondere ist er abhängig vom Bösen. Und am Ende wird er tun, was derjenige sagt, denn der bezahlt ihn.«
Kaspar kletterte auf den höchsten Punkt des gigantischen Kratzbaums und verkündete: »Wenn es so ist, sind wir verloren. Dann ist das Ende nah!«
»Oh großer Kater! Geht’s vielleicht ein kleines bisschen weniger pathetisch?«, schimpfte Balthasar. »Du tust gerade so, als müssten wir alle sterben.«
»Das müssen wir auch. Ich habe gehört, wie der Böse vom Futtersklaven verlangt hat, uns zu töten. Wenn wir nichts unternehmen, sind wir bald tot!«
**
Kyra Petrovic hatte keineswegs vor, bis an ihr Lebensende den Dreck anderer Menschen wegzuputzen. Der einzige Grund, weshalb sie den Job als Zimmermädchen im Hotel an der Messe angenommen hatte, waren die Reichen und Schönen, die hier verkehrten.
Kyras größtes Kapital waren, wie sie selbst fand, ihr gutes Aussehen und ihre Skrupellosigkeit. Sie beabsichtigte, beides ohne Rücksicht auf Verluste einzusetzen. Es fehlte nur noch der passende Kandidat. Der konnte gerne alt sein, und es würde sie auch nicht stören, wenn er hässlich wäre. Ganz im Gegenteil, wenn er ihr finanziell etwas zu bieten gehabt hätte, wäre sie sogar mit dem Glöckner von Notre-Dame ins Bett gegangen. Leider waren prominente Gäste in den vergangenen Monaten rar gesät gewesen. Sie hatte deshalb überlegt, sich nach einer anderen Stelle umzusehen, doch im Moment war das schwierig. Vor allem wenn man wie sie keine besonderen Qualifikationen im Hotelwesen mitbrachte. Sie biss also die Zähne zusammen und entwickelte eine weitere Stärke: Geduld. Geduld, die sich hoffentlich bald auszahlen würde.
Für den Empfang Brandstetters am heutigen Abend hatte sie sich freiwillig als Hilfskellnerin gemeldet und Mike, dem Eventmanager des Hotels, mehr als bloß schöne Augen gemacht. Sie lachte leise vor sich hin, als sie an dessen Blick dachte, nachdem sie ihm die Handyaufnahmen gezeigt hatte. Manchmal musste man seinem Glück halt ein bisschen auf die Sprünge helfen.
Heute Abend also war sie für die Getränke am Tisch von Hans Brandstetter zuständig. Sie betrachtete das Outfit, das sie zu dem Anlass tragen wollte. Eigentlich wurde die Kleidung einheitlich vom Hotel gestellt, aber sie hatte bei der Größe absichtlich eine Nummer kleiner angegeben. Der Rock saß also ziemlich knapp, und ob sie sämtliche Knöpfe der Bluse zubekommen würde, war fraglich. Sie hatte aber sowieso nicht vor, das auszuprobieren.
Mike würde durchdrehen, wenn er sie heute Abend sehen würde. Er war leicht reizbar in letzter Zeit. Sie grinste, selbst schuld, wenn man so leichtsinnig war und seine Angestellten unterschätzte.
Sie freute sich auf den Empfang. Über Brandstetter hatte sie alles gelesen, was in den diversen Medien zugänglich war. Er hatte sich in den letzten Jahren und trotz Pandemie zu einem Weltstar entwickelt. Wie bei Promis üblich war nicht nur seine Karriere, sondern auch sein Privatleben immer wieder Thema in der Öffentlichkeit. Mit dem einstigen Supermodel Saskia Werblow war er seit gut zwölf Jahren zusammen. 2015 hatten sie eine glamouröse Hochzeit gefeiert, und wenn man der Biografie Glauben schenkte, führten sie nach wie vor eine Bilderbuchehe. Kyra kaufte ihnen das jedoch nicht ab. Dass Brandstetter gerne flirtete und bei seinen Shows stets die attraktivsten Zuschauerinnen mit einbezog, war schließlich kein Geheimnis. Und genauso wenig, dass er dabei einen bestimmten Typ Frau bevorzugte: blond, kurvig und mit üppiger Oberweite. Immer wieder wurde außerdem von Affären gemunkelt. Dass sich die betroffenen Frauen hierzu nicht in der Öffentlichkeit äußerten, kostete Brandstetter mit Sicherheit das ein oder andere Sümmchen.
In letzter Zeit häuften sich zudem die Trennungsgerüchte. Saskia Werblow dementierte. Brandstetters Antwort auf diesbezügliche Fragen der Journalisten war stets: »Kein Kommentar!« Aber es waren die kleinen Gesten im Miteinander der Eheleute, die die Gerüchteküche weiter am Brodeln hielten. Kyra frohlockte, beste Voraussetzungen für ihre eigenen Pläne. Wenn sie es geschickt anstellte, würde der heutige Abend ihr Leben verändern. Sie ahnte nicht, in welch fataler Weise sich ihr Wunsch erfüllen würde.
**
Er kauerte im Gebüsch unter einem der Balkone von Brandstetters Suite. Über sich vernahm er die Stimme des Magiers, der seiner Frau nach draußen gefolgt zu sein schien. Er hörte ein Feuerzeug klicken.
»Rauchen lässt Ihre Haut altern«, hörte er Brandstetter vorlesen, was vermutlich auf einer Zigarettenpackung stand.
»Dir kann das doch egal sein«, konterte Saskia Werblow.
In seinem Versteck konnte er jetzt den Rauch ihrer Zigarette riechen. Das letzte Mal, dass er dem Magier so nahe gekommen war, war viele Jahre her. Er hatte in der ersten Reihe von dessen Zaubershow im Rahmen einer Europatournee gesessen. Das Ticket hatte ihn damals ein Vermögen gekostet, und da Deutschland nicht auf dem Tourplan gestanden hatte, war er dafür sogar extra nach Salzburg gereist. Heute war seine Anreise deutlich kürzer ausgefallen. Entspannter gestaltete es sich diesmal trotzdem nicht. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals.
»Was hast du denn mit dem Polizeipräsidenten vorher am Telefon zu besprechen gehabt? Pffff! Polizeipräsident! Drunter geht’s wohl nicht?« Brandstetters Ehefrau schien ebenso angespannt zu sein wie er selbst.
»Das lass mal meine Sache sein.«
»Hast du Angst, dass ich Amok laufe und dir was antue, wenn du mich abservierst?« Ihre Stimme hörte sich bitter an.
Brandstetters Lachen klang unecht. »Vor dir hab ich keine Angst!«
»Vor wem dann? Meinst du nicht, dass du dich ein bisschen zu wichtig nimmst mit deinem Verfolgungswahn? Oder hast du dich etwa mit den falschen Leuten angelegt?«
»Das geht dich gar nichts an.«
Er grinste in seinem Versteck vor sich hin. Auch wenn er ihn nicht sah, spürte er Brandstetters Unbehaglichkeit.
Aus dem nahen Hotelpark war ein Rascheln zu hören. Schritte näherten sich. Dann klickte eine Kamera.
»Diese verdammten Paparazzi!«, schimpfte der Magier.
Seine Frau lachte. »Die Geister, die ich rief.«
Der Fotograf kam dichter heran. »Herr Brandstetter, warten Sie doch einen Moment!«
Er presste sich eng an die Wand unter dem Balkon.
»Sie wissen doch, wie kamerascheu mein Mann ist.« Saskia Werblows Worte trieften vor Ironie.
Der Auslöser wurde einige weitere Male betätigt. Die jeansbehosten Beine des Reporters waren nun keine zwei Meter von ihm entfernt. »Geister?«
»Ja, witzig, nicht wahr? Der große Magier fürchtet sich vor Geistern.« Die Werblow klang deutlich lockerer, nachdem Brandstetter vor dem Neuankömmling geflüchtet war. Er hörte das Klicken eines Feuerzeugs.
»Geht’s ein bisschen genauer?«
»Er hat gerade mit dem Polizeipräsidenten telefoniert«, plauderte Saskia Werblow aus und ergänzte: »Er fühlt sich bedroht.«
»Gab es anonyme Briefe oder Anrufe?«, hakte der Reporter nach.
»Nicht, dass mir das bekannt wäre.« Gehässiges Lachen. »Sie wissen ja, er ist Magier. Da spürt man so etwas auch ohne schriftlichen Beweis.«
»Hat dieses magische Gespür etwas mit seinem Aufenthalt in Hannover zu tun?«
»Wer weiß das schon?« Werblow blies hörbar den Rauch ihrer Zigarette aus. »Vielleicht hat er aus seiner Sturm- und Drangzeit hier noch ein paar Leichen im Keller, die er damals hat verschwinden lassen? Das ist ja seine Spezialität: Dinge verschwinden zu lassen.« Sie kicherte. »Nur leider tauchen die in seiner Show ja immer wieder auf.« Jetzt lachte sie laut.
Die Balkontür wurde geöffnet. Schritte waren zu hören, danach Brandstetters Stimme: »Hör auf, diesem Aasgeier Lügenmärchen über mich aufzutischen, und komm endlich rein.«
»Lass mich los!«
Die Kamera klickte erneut, die Journalistenbeine näherten sich noch weiter.
»Verschwinden Sie!«, brüllte Brandstetter. »Wenn ich eins von Ihren Fotos im Netz oder in der Zeitung sehe, verklage ich Sie! Und dann gnade Ihnen Gott!«
»Und viel schlimmer: dann gnade Ihnen mein Mann!«, ergänzte die Werblow. »Lass mich los!« Den Geräuschen nach zu urteilen, zerrte der Magier sie nach drinnen.
Der Reporter trat den Rückzug an.
Der Mann unterm Balkon hätte beinahe in die Hände geklatscht. Die Show hatte begonnen. Wieder saß er in der ersten Reihe.
**
Manchmal dachte er, er hätte damals, vor drei Jahren, diesen Kettenbrief nicht ignorieren sollen. Marvin Möglinger war eigentlich ein lebensbejahender Mensch, aber seit einigen Monaten fiel es ihm zunehmend schwerer, positiv zu denken. Und wenn er so darüber nachdachte, hatte seine Pechsträhne tatsächlich an jenem Tag vor drei Jahren begonnen.
Er hatte in dieser Zeit gerade seinen Bachelor im Bereich Medien- und Kommunikationswissenschaften in der Tasche gehabt und einen vielversprechenden Job bei einem angesehenen Radiosender in Aussicht, bei dem er im Sommer zuvor ein Praktikum absolviert hatte. Doch bevor er seine neue Anstellung antreten konnte, war seine Glückssträhne abrupt abgerissen.
An besagtem Morgen vor drei Jahren hatte er eine komische E-Mail in seinem Postfach vorgefunden.
Darin beklagte ein junger Mann den Verlust seines Jobs und den seines Augenlichts, und zwar weil er, wie er behauptete, leichtfertig eine Mail gelöscht hatte, anstatt diese weiterzuleiten. Insgesamt zehn Personen hätten das Schreiben von ihm bekommen sollen, aber der inzwischen erblindete Absender hatte sich über die Anweisung lustig gemacht und sie als Blödsinn abgetan, was er nun bitter bereute. Das Ganze, so schrieb er in seiner Mail an Marvin, sei sieben Jahre her, und endlich sei er in der Lage, diese Warnung zu verfassen, um damit, wie er hoffte, den Tod seiner schwer erkrankten Lebensgefährtin zu verhindern. Zehn Jahre sollte sein Pech nämlich andauern, wenn er die Nachricht nicht mindestens an zehn Personen senden würde.
Marvin hatte herzhaft gelacht. Diese Kettenbriefe wurden immer plumper! Er verschob die Mail direkt in den Papierkorb.
War das womöglich ein Fehler gewesen? In letzter Zeit hatte er öfter darüber nachgedacht.
Als er nämlich an diesem Tag, früher als sonst, von der Uni nach Hause kam, überraschte er seine Freundin mit dem Nachbarn im Bett.
Gut, er hatte in den letzten Monaten mehr Zeit in seine Karriere und weniger in seine Beziehung investiert, aber war das ein Grund, sich diesem ewigen Studenten an den Hals zu werfen? Auf seine diesbezügliche Frage hin zuckte sie mit den Schultern und packte dann ohne weiteren Kommentar ein paar Habseligkeiten zusammen. »Den Rest hole ich morgen Vormittag ab, sieh zu, dass du zwischen zehn und elf aus dem Haus bist.« Das waren die letzten Worte, die er aus ihrem Munde hörte, bevor sie in der nachbarlichen Wohnung verschwand und es in seiner still wurde.
Statt der Stimme seiner Freundin hörte er gleich darauf die seines potenziellen zukünftigen Arbeitgebers auf dem Anrufbeantworter, der zu seinem großen Bedauern die mündliche Jobzusage zurücknehmen musste. Marvin habe sicher Verständnis.
An den Rest dieses schicksalhaften Tags erinnerte er sich, dank einer beträchtlichen Menge billigen Rotweins, nur mehr verschwommen.
Was er allerdings genau wusste, war, dass seither nichts mehr klappte in seinem Leben.
Über hundert Bewerbungen hatte er geschrieben, doch ohne Berufserfahrung oder Beziehungen war es aussichtslos. Mangels Alternativen schlug er sich seither als freier Reporter durchs Leben.
Er kehrte in seine Geburtsstadt Hannover zurück, wo er übergangsweise bei einem ehemaligen Schulkameraden wohnte. Der »Übergang« währte nun schon 21 Monate, und die Geduld seines einstmals besten Kumpels darüber war nahezu erschöpft. Was Marvin dringend brauchte, war die Story, unter der sein Name stand und dank der die großen Zeitungen, Radio- und womöglich sogar Fernsehsender bei ihm Schlange stehen würden.
Aber er verfasste nur Artikel über das jährliche Treffen des Kaninchenzüchterverbands oder das Jubiläum der Landfrauen, und selbst darüber konnte er sogar noch froh sein. Seit Corona waren auch solche Veranstaltungen rar geworden.
Eine exklusive Geschichte über Brandstetter würde ihm daher gerade recht kommen, und wenn er es schlau anstellte, war die Begegnung, die er eben auf dessen Hotelbalkon beobachtet hatte, der Schlüssel dazu.
Dann wäre der Kettenbrieffluch endlich gebrochen! Marvin Möglinger witterte Morgenluft. Eigentlich war er schon immer ein unverbesserlicher Optimist gewesen.
**
Freitagabend. Gut gelaunt schloss Hauptkommissar Peter Flott die Haustür auf. Die Woche war ruhig gewesen. Es schien, als mache das Verbrechen gerade Pause in Hannover, und so hoffte er trotz Bereitschaftsdienst auf ein arbeitsfreies Wochenende. Er atmete tief durch und trat in den Flur. Kater Socke kam angewetzt und strich ihm um die Beine. »Miau!«
»Hallo, Socke«, begrüßte er den schwarzen Kater, der seinen Namen seinen weißen Pfoten verdankte. »Na, hast du Hunger? Heute haben wir ›Huhn in Gelee‹ oder ›Rind in feiner Soße‹ im Angebot. Oder darf es erst mal eine Portion Katzenleberwurst sein?« Unwillkürlich musste er grinsen. Das hätte er sich vor ein paar Jahren nicht träumen lassen, dass er mal mit einem Kater über dessen Speisevorlieben sprechen würde.
»Miau!« Und dass der ihm antworten würde.
Peter entledigte sich seiner Winterjacke und -schuhe, bevor er ins Badezimmer eilte, wo sich Sockes Napf befand. Einen hungrigen Kater durfte man nicht warten lassen, das hatte er in den inzwischen sieben Jahren, die der ihn mit seiner Anwesenheit beehrte, gelernt.
»Bin da-ha!«, rief er im Vorbeigehen seiner Ehefrau Chris zu, die es sich mit einem Buch auf der Couch im Wohnzimmer gemütlich gemacht hatte.
Mit geübten Handgriffen richtete er eine Portion Hühnchen für Socke an und gesellte sich zu seiner Frau.
Die hatte ihren Krimi beiseitegelegt und deutete auf die Teekanne auf dem Beistelltisch. »Oder lieber ein Glas Wein?«
»Später.« Peter ließ sich in einen Sessel fallen und streckte die Beine von sich. »Wie war der Termin heute?«, fragte er.
»Interessant.« Chris hatte am Frühstückstisch von ihrer Verabredung im Hotel gegenüber erzählt, wo sie als Tierärztin einen Raum für die kätzische Begleitung des Ehrengasts Hans Brandstetter hatte fachgerecht ausstatten dürfen. Hans Brandstetter trat in seiner Show und auch sonst in der Öffentlichkeit immer mit seinem Kater Panteras auf. Genau wie in seiner Anfangszeit sein Idol Roy Horn, Teil des legendären Magierduos Siegfried und Roy, der stets in Begleitung des Geparden Chico unterwegs gewesen war. »Dieses Tier bekommt eine Luxussuite, die keine Katzenwünsche offenlässt. Darin könnten locker sämtliche Katzen aus dem Revier leben.«
Socke, der soeben in den Raum geschlendert kam, blickte sie interessiert an.
»Hast du den tierischen Star kennengelernt?«, fragte Peter, der nebenbei registrierte, dass Sockes Hunger erstaunlich schnell gestillt schien. Wahrscheinlich hatte der mal wieder nur das Gelee von seiner Mahlzeit geschleckt.
Chris verneinte. »Weder Panteras noch seinen menschlichen Meister.« Sie zwinkerte bei der Bezeichnung, die in letzter Zeit häufig in der Zeitung gebraucht worden war.
Socke betrachtete Chris aufmerksam, aber mehr kam zu dem Thema nicht. »Und bei dir?«, wechselte sie das Thema. »Hängt der Haussegen im Präsidium immer noch schief?«
Peters Team bei der Mordkommission hatte Anfang der Woche endlich den sehnsüchtig erwarteten Zuwachs bekommen. Leider handelte es sich bei dem Neuen ausgerechnet um Sebastian Meyer, den Ex-Freund von Kommissarin Antonia Boccabella. Die temperamentvolle Halbitalienerin hatte sich vor Kurzem von dem Kollegen aus Osnabrück getrennt, doch da war dessen Bewerbung schon angenommen und seine Versetzung nach Hannover beschlossene Sache gewesen.
»Toni ignoriert ihn, und Basti leidet still vor sich hin. Und er hofft wohl immer noch, dass sie zu ihm zurückkehrt.« Peter seufzte. »Bisher konnte ich die zwei getrennt voneinander beschäftigen. Das ist natürlich nur eine Frage der Zeit, bis Teamwork gefragt ist.« Wenn es einen Mordfall gäbe, würde er die beiden nicht voneinander fernhalten können.
Wie aufs Stichwort klingelte sein Diensthandy.
**
»Und danach kam ein Kastenwagen angefahren. Auf der Seite war ein stattlicher Kater abgebildet. Hach!«, schwärmte Clooney.
»Panteras. Da war er bestimmt drin.« Ihr Sohn Gismo trippelte aufgeregt hin und her.
»Hast du ihn gesehen?«, wollte Mimi mit verträumter Miene von Clooney wissen.
Socke betrachtete die hübsche Glückskatze misstrauisch von der Seite. So entrückt hatte er seine geliebte Freundin noch nie erlebt.
»Pah!« Perserkatze Suleika blickte herablassend von der Mauer herunter. »Dieser Rummel um ein einfaches Tier ist so albern!«
»Nicht persönlich«, antwortete Clooney in Mimis Richtung. Dann erzählte sie von ihrer kurzen Begegnung mit dem Journalisten im Park. Dass er sie als Moppel bezeichnet hatte, ließ sie dabei aus.
Socke lauschte seiner tierischen Nachbarin nur mit halbem Ohr. Er kannte die Geschichte, schließlich war er selbst dabei gewesen.
Stattdessen musterte er Mimi nachdenklich. Sehr zu seinem Unmut schien es so, als teile sie Clooneys Begeisterung für den stattlichen Panteras. Mimi hing an ihren Lippen, als die Grautigerin wieder auf ihre Schwärmerei für den »eigentlichen Weltstar«, wie sie Panteras nannte, zurückkam.
»Hast du ihn gesehen?«, wollte nun auch Nachbarskater Mikey wissen, der eben erst hinzugekommen war.
»Leider nicht. Aus dem anderen Auto ist dieser Zauberer ausgestiegen und noch eine Frau. Der Kastenwagen ist weitergefahren in die Tiefgarage des Hotels.«
»Pah!«, wiederholte Suleika. »Einfach lächerlich, wie die einen schlichten Hauskater zum Star hochstilisieren.«
»Genau«, stimmte Socke ihr zu.
»Du bist ja bloß neidisch! Panteras ist ein Künstler. Bestimmt ein einsamer Künstler.« Clooney blickte schwärmerisch vor sich hin, bevor sie sich an Mikey wandte. »Hast du von dem Fotowettbewerb in der Zeitung gelesen?«
Der Revierchef verneinte. Tatsächlich konnte der Kater einige Buchstaben entziffern, denn er hatte vor Jahren der Tochter seiner Menschen über die Schulter geschaut, als die Lesen gelernt hatte. Das war allerdings schon eine Weile her, und Luisa las ihre geliebten Detektivgeschichten inzwischen allein in ihrem Zimmer. Um in Übung zu bleiben, sah Mikey daher seinen erwachsenen Menschen regelmäßig dabei zu, wie sie die Zeitung durchblätterten. Für Clooney war er deshalb der Informant, wenn es um Zeitungsberichte ging, auch wenn seine »Lektüre« sich zumeist auf die Überschriften und Fotos beschränkte. Von dem erwähnten Wettbewerb hatte er jedenfalls nichts mitbekommen.
Clooney nickte selbstzufrieden. »Die NHP sucht das schönste Katzenfoto. Es gibt tolle Preise zu gewinnen. Aber ich denke, die machen das hauptsächlich deshalb, damit Panteras eine Gefährtin findet.« Sie warf sich in Position.
Auf Mimis Gesicht zeigte sich ein Strahlen.
»Hast du etwa auch ein Auge auf diesen Panteras geworfen?«, fragte Socke seine Freundin mit Vorwurf in der Stimme.
Mimi begann, sich verlegen zu putzen.
»Ach was!«, wusste Gismo es besser. »Die veranstalten den Wettbewerb wegen des Zauberers. Man kann sogar eine Nebenrolle in seinem Musical gewinnen. ›Dreimal schwarzer Kater‹ heißt es.«
»Eine Rolle?« Clooneys Stimme überschlug sich beinahe vor Begeisterung.
Suleika steuerte mal wieder ein »Pah!« bei, gefolgt von: »Woher weißt du das?«
»Kam in den Regionalnachrichten.« Wenn es ums Fernsehprogramm ging, konnte man Gismo so leicht nichts vormachen. Dank der großen seniorengerechten Fernbedienungstasten, mit denen er den Sender selbst wechseln konnte, war der Jungkater immer umfassend informiert.
Seine Mutter war ganz aufgeregt. »Warum hast du mir das nicht erzählt? Was muss man tun, um teilzunehmen?«
»Also, man soll ein Foto seines Tiers mit einem zauberhaften Werbeslogan einreichen. Und man muss mindestens 18 Jahre alt sein …«
»Waaaas? So alt?«
»Das ist nur was für Menschen«, belehrte Suleika sie.
»Äh, ja«, stimmte Gismo ihr bedauernd zu.
»Aber warum nur für Menschen? Wenn das Stück doch ›Dreimal schwarzer Kater‹ heißt?«
»Bist du ein Kater?«, neckte Mikey sie.
»Fällst du mir jetzt auch noch in den Rücken?«, fauchte Clooney ihn an. »Die müssen ihre Teilnahmebedingungen eben ändern. Wenn ich erst den Fotowettbewerb gewonnen habe und Panteras’ Freundin bin, werden sie mich anflehen, eine Rolle in dem Musical zu übernehmen.«
»Wohl dem, der über ein gesundes Selbstbewusstsein verfügt.« Damit hatte Suleika wie immer das letzte Wort.
**
Kaspar war erstaunt. »Was machst du denn schon wieder hier?«
»Ich habe dem Bösen die Krallen gezeigt«, verkündete Melchior stolz.
Sein Gegenüber nickte anerkennend.
»Du hast was?«, fragte Balthasar verdutzt.
»Er hat versucht, mir den Bauch zu kraulen.«
»No-Go!«, fauchte Kaspar.
»Na ja.« Balthasar begann, sich hektisch zu putzen.
»Du lässt ihn doch nicht etwa …?« Kaspar fixierte den schwarzen Kater streng.
»Na ja«, wiederholte der, »wenn man Verdauungsbeschwerden hat …«
»So genau will ich das gar nicht wissen!« Kaspar wandte sich wieder an Melchior: »Alle Achtung, das hätte ich dir gar nicht zugetraut.«
»Er war gemein zum Futtersklaven«, lieferte der eine Erklärung für sein ungewohnt renitentes Verhalten.
»Was?«, kam es nun zweistimmig.
Kaspar machte einen Buckel und stellte sämtliche Rückenhaare auf. »Was hat er getan? Kater, lass dir die Mäuseschwänze doch nicht einzeln aus der Schnauze ziehen.«
»Zuerst hat er rumgemeckert, wie immer. Dass er zu viel Geld ausgibt für uns, ihr wisst schon.« Die anderen beiden nickten. »Er meinte, wir werden zu sehr verwöhnt. Viel zu hohe Kosten für Futter und Spielzeug.«
Zweistimmiges »Pffff!«
»Und am Ende sagte er zu dem Futtersklaven, er wäre auch zu teuer. Und wenn er nicht täte, was er von ihm verlangt, dann würde er sich selbst darum kümmern und um ihn gleich mit. Da hab ich ihm meine Krallen gezeigt.«
»Richtig so! Das hätte ich genauso gemacht«, lobte Kaspar.
»Ich auch!«, stimmte sogar Balthasar zu.
»Der Futtersklave hat versucht, mich von ihm wegzuziehen. Hat leider nicht so gut geklappt. Er hat gebrüllt wie am Spieß.«
Kaspar lachte hämisch.
»Seine Frau stand daneben und hat nur dumm geschaut. Als der Futtersklave mich endlich von ihm getrennt hatte, hat er geschrien, dass er uns einschläfern lassen würde, weil wir gemeingefährlich sind.«
»Ihn sollte man einschläfern!«, schimpfte Kaspar.
Balthasar machte eine betroffene Miene. »Es wird immer schlimmer mit ihm«, murmelte er.
»Danach hat er gebrüllt, der Futtersklave sollte ihm aus den Augen gehen und erst wiederkommen, wenn das Problem gelöst sei!«, berichtete Melchior weiter.
»Das Problem? Damit hat er wahrscheinlich uns gemeint«, war sich Kaspar sicher. »Kater, wir müssen von hier verschwinden, bevor es zu spät ist, sonst sieht es ganz düster aus.«
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»Hast du die Kratzer an seinem Unterarm gesehen?«, raunte die Fotografin von der NHP Marvin Möglinger zu.
»Hm.« Marvin war mit seinen Gedanken woanders und nickte zerstreut. Seine Beobachtungen hatten sich nicht auf den verletzten Arm Brandstetters beschränkt. Das war ein Detail, das ihm allenfalls am Rande aufgefallen war. Während seine Kollegin Mutmaßungen zum Verhältnis zwischen dem Magier und seinem angeblich so geliebten Kater anstellte, dachte er an die Blicke, die Brandstetter mit seiner Frau getauscht hatte. Und an die unbekannte Schöne, die sich in Brandstetters Nähe aufgehalten und ihn nicht aus den Augen gelassen hatte. Während dessen Frau auf den heftigen Flirt Brandstetters mit einer der Servicekräfte nur mit einem Achselzucken reagiert hatte, hatte das Gesicht der Unbekannten Bände gesprochen. Von anfänglicher Ungläubigkeit bis hin zu Mordlust war alles dabei. Schließlich hatte sie die Veranstaltung noch vor deren Ende wütend verlassen.
Marvin war der gehässige Ausdruck von Brandstetters Ehefrau beim Abgang der Schönen nicht entgangen. Leider war es ihm nicht gelungen, der Dame zu folgen oder gar sie anzusprechen. Bis er sich den Weg aus dem Festsaal nach draußen gebahnt hatte, war sie verschwunden gewesen, was die Vermutung nahelegte, dass sie einen der Aufzüge genommen hatte und folglich im Hotel wohnte. Zwei der Aufzugstüren standen offen, das Display über der dritten Tür zeigte eine Drei.
Lässig schlenderte er auf den Pagen zu, der die Eingangstür bewachte. »Kennen Sie die Dame, die eben hier vorbeigekommen ist?« Er wedelte mit seinem Smartphone. »Sie hat ihr Handy liegen lassen und ich würde es ihr gerne bringen …« Man konnte es ja mal versuchen, und auf die Schnelle war ihm kein besserer Vorwand eingefallen.
Der Hotelangestellte runzelte die Stirn. »Frau Stark?«
Bingo! Den Namen hatte er schon mal gehört. Eliza Stark. Hieß so nicht die neue Texterin in Brandstetters Team? In einem Bericht zum Musical meinte er, etwas in der Art gelesen zu haben. Sie musste erst vor Kurzem Teil des Teams geworden sein, denn auf der Homepage des Magiers hatte er kein Foto von ihr gefunden.
Die Empfangsdame kam schnellen Schritts angelaufen. »Sie können mir das Mobiltelefon geben, ich leite es weiter.« Sie streckte ihm auffordernd ihre Hand entgegen und bedachte den Pagen mit einem strengen Blick.
Er hätte es sich denken können. Hastig ließ Marvin das Mobiltelefon in seiner Fototasche verschwinden. »Danke, das erledige ich selber.«
Die Frau ließ sich nicht so leicht abschütteln. »Sie können nicht einfach das Eigentum eines Hotelgasts an sich nehmen. Das ist Diebstahl!«
Marvin trat der Schweiß auf die Stirn. Wieder mal hatte er sich durch seine Unbedachtheit in eine mehr als unangenehme Situation manövriert. Die Miene der Frau zeigte Entschlossenheit. Die brachte es fertig, ihm sein eigenes Handy abzunehmen. »Äh, ich, äh, ich … muss leider … dringend …« Was er so nötig vorhaben könnte, fiel ihm nicht ein. Er versuchte, den Rückzug anzutreten, dabei dachte er neidisch an seine Kollegen, die nie um Worte und Ausreden verlegen waren und immer an ihr Ziel kamen. Früher war es bei ihm genauso gewesen, aber seit diesem blöden Kettenbrief gelang gar nichts mehr.
Die Empfangsdame und der Page verstellten ihm den Weg nach draußen. »Ihren Presseausweis!«, verlangte die Frau nun, nachdem sie das Handy nicht bekommen hatte. Mit einem »Bitte« hielt sie sich bei ihrer Aufforderung nicht auf.
»Lassen Sie mich gehen, mir ist schlecht!« Oh mein Gott, dachte Marvin bei sich, eine peinlichere Ausrede gab es wohl kaum, außer vielleicht »Ich muss mal«. Hinter ihm entstand Bewegung, mehrere Leute betraten die Halle. Die zwei Hotelangestellten ihm gegenüber richteten ihre Aufmerksamkeit kurz auf einen Punkt in seinem Rücken. Schnell schlüpfte Marvin zwischen ihnen hindurch ins Freie und flüchtete in den Hotelgarten. »Das wird Konsequenzen haben!«, hörte er die Frau rufen.
Er atmete tief durch. Im Hotel konnte er sich wohl erst einmal nicht mehr blicken lassen. Wie sollte er jetzt an die Frau und vor allem an eine Story rankommen?
»Scheißkettenbrief!«, fluchte er.
**
Chris zeigte auf den Plan, der seit ein paar Tagen auf dem Couchtisch ausgebreitet lag: Die Tischordnung für ihre und Peters Hochzeitsfeier im Frühjahr. »Wie wär’s, wenn wir Basti zu deinen Tanten Mina und Inge setzen?«
»Großtanten«, verbesserte Peter. »Keine gute Idee. Da bringt er sich noch vor der Nachspeise um, weil er mit seinen 37 Jahren immer noch nicht verheiratet ist.«
»Oooookay!«
Peter nahm den Klebezettel mit der Aufschrift »Sebastian M.« und positionierte ihn am Tisch »Segelgruppe«. »Wie wäre es damit?«
»Sehr schlecht. Weißt du nicht, dass Basti als kleiner Junge bei einem Segeltörn im Steinhuder Meer ins Wasser gefallen und beinahe ertrunken wäre? Er hat es mir beim Sommerfest erzählt. Seither macht er einen großen Bogen um Segelboote. Aber was hältst du hiervon?« Sie schob Bastis Post-it an den »Kripo-Tisch« zurück und nahm stattdessen den mit dem Namen »Antonia B.« weg. »Dann setzten wir Toni halt an den Seglertisch.«
»Bloß nicht!« Peter deutete auf einen der Zettel an besagtem Tisch. »Rosalie gibt Toni die Mitschuld an der Trennung von ihrem Ex. Der ist ein unverbesserlicher Frauenheld. Beim Großraumentdeckertag vor zwei Jahren hatten wir eine Führung durchs Polizeipräsidium angeboten. Rosalie und ihr damaliger Freund waren da, und er hat sich prompt an Toni rangemacht. Das hat zu einem Riesenkrach zwischen ihm und Rosalie geführt.« Peter seufzte und klebte den Zettel zu weiteren nicht zugeordneten am Rand des Plans. »So eine Tischordnung zu organisieren, ist ja komplizierter als eine Mordermittlung.«
Seine Angetraute gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Wem sagst du das? Vor allem, wenn man so viele Gäste einladen möchte wie wir.«
»Deswegen haben wir schließlich so lange gewartet.«
Die beiden hatten bereits im Frühjahr geheiratet. Coronabedingt war es ein Ereignis in ganz kleinem Kreis gewesen, das nun endlich mit sämtlichen Freundinnen, Freunden, Bekannten und Verwandten sowie Kolleginnen und Kollegen nachgeholt werden sollte. Als Location bot sich das Hotel an der Messe gleich gegenüber ihres Hauses an. Ein Termin im kommenden Frühjahr war schon gefunden, und spätestens zu Weihnachten sollten die Einladungskarten verschickt werden. Seit Tagen knobelten sie an der optimalen Tischordnung.
»Na ja, ein bisschen Zeit bleibt uns ja noch. Wer weiß, wer sich bis dahin alles trennt oder wieder versöhnt.«
Peter griff nach der Rotweinflasche.
»Danke, ich hab genug.« Chris hielt ihre Hand über ihr Glas und sah auf die Uhr. »Für mich ist Schlafenszeit.«
Peter schenkte sich selbst etwas Wein ein und stellte die Flasche zurück auf den Couchtisch neben sein Diensthandy, das seit dem Anruf am frühen Abend glücklicherweise still geblieben war.
Socke, der auf dem Sessel ihm gegenüber gemütlich gedöst hatte, öffnete die Augen und gähnte herzhaft.
Das war für Chris das endgültige Signal, sich zu erheben. Sie gab ihrem Mann einen Kuss und streichelte im Hinausgehen Sockes Köpfchen.
Der Kater streckte sich, gähnte erneut und folgte dann seiner Menschin. Vielleicht konnte kater ja noch ein Betthupferl erbetteln.
Peter blickte den beiden gedankenverloren hinterher. Der dienstliche Anruf zur Feierabendzeit hatte zum Glück keinen größeren Einsatz zur Folge gehabt. Sein Chef hatte ihn lediglich gebeten, ein Gespräch mit Hans Brandstetter zu führen. Der Magier hatte nämlich bei keinem Geringerem als dem Polizeipräsidenten selbst angerufen, weil er sich bedroht fühlte. Einen stichhaltigen Grund für diese Bedrohung hatte er bei dem Telefonat zwar nicht anführen können, doch weil es sich um einen prominenten Gast der Stadt handelte, wollte der Polizeipräsident das Ganze nicht sofort als Spinnerei abtun. Auch wenn er es genau dafür hielt, was er Peter unumwunden mitteilte. »Er wirkte ziemlich hysterisch und hat damit gedroht, an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn wir nichts unternehmen. Ich kenne diese Art von Anrufen. Da steckt meistens nichts dahinter. Trotzdem können wir uns keinen verärgerten Brandstetter leisten. Sie wohnen doch gleich um die Ecke von seinem Hotel«, erklärte er schließlich, warum er sich ausgerechnet an Peter gewandt hatte. »Gehen Sie bei ihm vorbei und reden mit ihm. Geben Sie ihm das Gefühl, ernst genommen zu werden. Das reicht hoffentlich.«
Peter war also bei Brandstetter gewesen, der sich zunächst ausgiebig darüber aufgeregt hatte, dass der Polizeipräsident nicht persönlich aufgetaucht war.