Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Hannover - hier leben liebenswerte Menschen. Größtenteils zumindest. Blickt man tiefer, entdeckt man, dass das Böse hinter zahlreichen Fassaden der Leinemetropole lauert. Wie der berühmte »rote Faden« zieht sich das Verbrechen quer durch die Stadt und hinterlässt eine blutige Spur. 11 Kurzkrimis verbunden mit 125 Sehenswürdigkeiten und Freizeittipps laden zu einem spannenden Rundgang ein, der so einiges aufdeckt, was sogar manch Einheimischer noch nicht wusste!
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 221
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Claudia Rimkus / Heike Wolpert
Mörderisches aus Hannover
11 Krimis und 125 Freizeittipps
Tödliche Vielfalt Die niedersächsische Landeshauptstadt ist immer wieder auch Schauplatz kleiner und großer Verbrechen. Die hannoverschen Autorinnen Claudia Rimkus und Heike Wolpert decken in 11 Kurzkrimis kriminelle Machenschaften in den verschiedenen Teilen ihrer Stadt auf. Ob in Herrenhausen, Linden oder Misburg, in der List oder im vornehmen Zooviertel – überall sind Täter und Opfer zu Hause. Manche sind bedauernswert, andere haben es nicht anders verdient. Die Spuren dieser Menschen führen vorbei an 125 besonderen, sehenswerten Orten der Stadt, die Erholung oder Gaumenschmaus versprechen. Ein Genuss – in jeder Hinsicht!
Claudia Rimkus wurde in Hannover geboren, wo sie noch heute lebt und arbeitet. Die zweifache Mutter und Großmutter fühlt sich ihrer Heimatstadt eng verbunden, weshalb diese oft Schauplatz ihrer Geschichten ist. Die ersten Erzählungen der Autorin wurden erfolgreich als Fortsetzungsromane in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung veröffentlicht. Es folgten mehrere Kurzgeschichten und Romane.
Heike Wolpert, geboren in Bad Mergentheim, lebt seit über einem Vierteljahrhundert in Hannover. Abwechslung von ihrem Alltag als Businessanalystin bei einer großen Landesbank findet sie im Schreiben von Krimis. Ihre Reihe um den tierischen Schnüffler Kater Socke umfasst inzwischen vier Bände und erfreut sich bei Katzen- und Krimifreunden gleichermaßen an Beliebtheit.
Immer informiert
Spannung pur – mit unserem Newsletter informieren wir Sie regelmäßig über Wissenswertes aus unserer Bücherwelt.
Gefällt mir!
Facebook: @Gmeiner.Verlag
Instagram: @gmeinerverlag
Twitter: @GmeinerVerlag
Besuchen Sie uns im Internet:
www.gmeiner-verlag.de
© 2019 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 0 75 75 / 20 95 - 0
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Katja Ernst
Herstellung: Julia Franze
E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © bernswaelz / pixabay.com
ISBN 978-3-8392-6208-5
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Wie muss eine gute Geschichte sein? Spannend! Wie muss eine gute Stadt sein? Voller guter Geschichten! Claudia Rimkus und Heike Wolpert verbinden die Liebenswürdigkeiten Hannovers gekonnt und mit fesselnden Kurzkrimis rund um die Abgründe der menschlichen Seele der »normalen« Bürger*innen der Stadt. Ob der Ehemann stört oder sich selbst eine Grube gräbt, ob der Nachbar ein doppeltes Spiel treibt oder die alten Damen zum Tee bitten – immer sind es Menschen um die Ecke, harmlose Familienväter oder -mütter, Menschen, die man kennt, die unerwartet und unvermittelt eine Gewalttat begehen oder einen Raub durchführen. Der/die eine oder andere Täter*in kommt uns deshalb sogar sympathisch vor. Aber was wäre ein guter Krimi ohne messerscharf ermittelnde Detektive*innen, die auch einmal auf vier Beinen die Fälle lösen? Genau wie die Täter*innen leben sie in den Häusern, an denen wir jeden Tag vorbeigehen – von außen nicht zu unterscheiden. Die schillernde Fassade der Stadt hat Risse bekommen, und mit diesen beschäftigen sich die beiden Autorinnen in der Tradition des »Golden Age« des Kriminalromans der 20er-Jahre. Denn wer aufmerksam liest, entdeckt nicht nur die Sehenswürdigkeiten der Stadt neu, sondern kann die Täter*innen der einzelnen Kurzkrimis ermitteln.
Der regionale Krimi hat einen hohen Stellenwert im Bereich der Kriminalliteratur gewonnen, da er unser Bedürfnis nach Geschichten rund um unsere Lebensbereiche stillt und gleichzeitig unsere Lust an menschlichen Abgründen befriedigt. »Mörderisches aus Hannover« vereint diese beiden Punkte auf wunderbare Weise, denn beim Lesen der Kurzkrimis kann man die Stadtteile, in denen die Geschichten spielen, noch einmal (neu) für sich entdecken. Ein Verzeichnis der Sehenswürdigkeiten ist jedem Kurzkrimi angehängt. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen mit den Kurzkrimis von Claudia Rimkus und Heike Wolpert und nach der Lektüre einen aufregenden Spaziergang durch die beschriebenen Stadtteile.
Volker Petri
Krimifest Hannover und Region
Andrea legte sich ein Handtuch um den Hals. »Dir würde ein bisschen Sport auch nicht schaden.« Abschätzig ließ sie ihren Blick über Reinhards Bauchansatz schweifen.
Der zuckte nur die Schultern. Was sollte er antworten? Sie hatte ja recht. In ihren beinahe 20 Ehejahren hatte er nahezu ebenso viele Pfunde zugelegt, wie Jahre vergangen waren. Sie beide waren nicht mehr so schlank wie an ihrem Hochzeitstag, aber mit Andrea war die Zeit diesbezüglich gnädiger umgegangen. Ihre Pölsterchen hatten sich an den sogenannten richtigen Stellen gebildet und standen ihr ausnehmend gut. Trotzdem hatte sich seine Frau von dem attraktiven, sportlichen Neuzugang in der Nachbarschaft zu regelmäßigen gemeinsamen Joggingrunden überreden lassen. Abwechselnd fuhren sie mal in die Leinemasch 1 , mal an den Maschsee, um ihre Runden zu drehen. Und die sportliche Betätigung schien ihr gutzutun, sie war regelrecht aufgeblüht.
Der eigentliche Auslöser für ihr plötzliches Interesse an Sport war der 80. Geburtstag seines Vaters vor gut fünf Monaten gewesen. So zumindest hatte es Reinhard in Erinnerung. Bei der Feier war seine ganze unliebsame Verwandtschaft zusammengekommen, inklusive seines zwei Jahre jüngeren Bruders Martin. Zwischen Reinhard und Martin hatte es schon immer einen ungleichen Kampf um die Gunst ihres Erzeugers gegeben. Martin war der Stolz ihrer Eltern. Ein Staranwalt, der sich mit Scheidungen eine goldene Nase verdient hatte, während er, Reinhard, seinen Berufswunsch Arzt nicht hatte verwirklichen können und »nur« als Krankenpfleger arbeitete. Und natürlich sah Martin mit seinen 48 Jahren nach wie vor blendend aus. Sportlich und gepflegt, dabei nach wie vor Single, erntete er bewundernde Blicke, nicht zuletzt von Andrea, die ihn an diesem Abend im Restaurant Emma 2 im Bahnhof Langenhagen in ein angeregtes Gespräch verwickelt hatte. Reinhard wusste schon, warum er normalerweise ein Zusammentreffen mit seiner Familie vermied.
»Ich kann gar nicht verstehen, warum du deiner Familie aus dem Weg gehst«, hatte Andrea im Anschluss an die Geburtstagsfeier prompt geäußert, und dann war noch das unvermeidliche »Dein Bruder hat sich aber besser gehalten als du« gefolgt sowie: »Wir sollten ebenfalls mehr Sport machen.«
Der neue Nachbar war ihr da offensichtlich ganz recht gekommen. Als der sich vorstellte, hatte sich das Gespräch bald schon um dieses, aus Reinhards Sicht, leidige Thema gedreht, und es stellte sich heraus, dass Christoph, wie der schicke Mittvierziger hieß, zweimal die Woche joggte.
»Begleiten Sie mich doch mal«, forderte er das Ehepaar auf und erntete unterschiedlich starke Begeisterung.
Während Andrea bereits eine Woche später die erste Runde mit ihm drehte, redete Reinhard sich mit den Worten heraus: »Ich laufe auf der Arbeit genug durch die Gegend.«
Eine Zeit lang blieb es so. Andrea quälte sich jeden Dienstag- und Freitagmorgen eine Stunde früher als üblich aus dem Bett, um mit Chris, wie sie ihn seit Neuestem nannte, zu laufen. Und trotz dieser Mühe blühte sie sichtlich auf.
Reinhard beobachtete sie mit Argwohn. Sie hatte tatsächlich ein klein wenig abgenommen und sich, wie sie betonte, zur Belohnung neu eingekleidet. Eine ausgiebige Shoppingtour durch die Ernst-August-Galerie 3 hatte sie sich gegönnt. Da sie vor einiger Zeit eine größere Summe von ihrem Patenonkel geerbt hatte, konnte sie aus dem Vollen schöpfen. Dabei hatte Reinhard sie inzwischen fast überzeugt gehabt, sich von dem Geld ein neues Auto zuzulegen. Davon wollte sie nun allerdings nichts mehr wissen. »Es täte dir ganz gut, auch mal zu laufen, statt immer zu fahren«, war eines ihrer Argumente.
Und dann fügte sie noch an: »Zum Fenster rausschmeißen müssen wir mein Geld schließlich nicht.« »Mein Geld«, hatte sie gesagt. Reinhard war es nicht entgangen. Ach ja, und angeblich wollte sie ihr Geld zusammenhalten. Sie selbst allerdings hatte jetzt mindestens einmal pro Woche einen Termin beim Friseur oder bei der Kosmetikerin.
Und vor ein paar Tagen hatte er entdeckt, dass sich ihre Kleidungskäufe nicht auf Damenoberbekleidung beschränkt hatten. Die Spitzenwäsche, die er im gemeinsamen Kleiderschrank gefunden hatte, kannte er jedenfalls nicht an seiner Frau, schließlich lief bei ihnen seit einigen Monaten nichts mehr. Zumindest nicht bei ihnen gemeinsam, in ihrem Ehebett, wie ihm so langsam schwante. Offenbar hatte der neue Nachbar nicht nur Andreas Liebe zum Joggen geweckt.
Besonders raffiniert war es da von ihr, Reinhard immer wieder aufs Neue aufzufordern, sie und Chris bei ihren Runden um den Maschsee oder in der Leinemasch zu begleiten. »Wenn dir das zu anstrengend ist, wie wäre es dann mit einem sinnlichen Spaziergang im Park der Sinne 4 ?«, schlug sie vor. »Chris und ich sind da auch schon gelaufen.« Das wiederum schürte sein Misstrauen erst recht.
Kurz nach der Entdeckung der funkelnagelneuen Dessous sagte er notgedrungen zu und quälte sich im Morgengrauen an der Seite seines Nachbarn um den Maschsee. Ausgerechnet an diesem Tag hatte Andrea über Migräne geklagt und war zu Hause geblieben. So ein Zufall! Für Reinhard ein weiteres Indiz für ihre Untreue. So konnte das nicht weitergehen. Was, wenn sie ihn verließ? Würde er bei einer Scheidung einen Teil ihres Erbes abbekommen oder würde er leer ausgehen? Kurz spielte er mit dem Gedanken, seinen Bruder, den Star-Scheidungsanwalt, anzurufen, verwarf ihn dann aber schnell. Stattdessen forschte er im Internet nach Informationen dazu und hatte recht schnell die ernüchternde Antwort: Ein Erbe ist nicht ausgleichspflichtig. Mit anderen Worten: Er würde in die Röhre schauen. Eine Weile brauchte er, um das zu verdauen. Er versuchte sich zu beruhigen, bisher sprach nichts dafür, dass sie vorhatte, sich zu trennen. Vielleicht war das ja nur so eine Art Midlife-Crisis, das machten schließlich nicht allein Männer durch. Er beobachtete Andrea weiterhin genau.
Als sich eine Gelegenheit bot, ihr Handy zu kontrollieren, nutzte er diese ohne ein schlechtes Gewissen und die Erkenntnis traf ihn wie ein Keulenschlag. Sie hatte in den letzten Tagen mehrfach eine ihm bekannte Rufnummer gewählt. Er wusste sie deshalb auswendig, weil er ja ebenfalls mit dem Gedanken gespielt hatte, seinen Bruder Martin anzurufen, und lange auf dessen Telefonnummer gestarrt hatte, ohne sie zu wählen. Offenbar plante Andrea also ihre Scheidung, und da war der Staranwalt gerade gut genug.
Aber so leicht würde er sich nicht abservieren lassen. Er fasste einen Plan.
Zunächst meldete er sich für den kommenden Freitag zur Joggingrunde mit Chris an. Die Vorzeichen standen gut. Das Wetter war trübe und regnerisch und würde es wohl bleiben. Wie zu erwarten, sagte Andrea erneut ab. Diesmal bereits zwei Tage vorher mit dem Hinweis, sie habe etwas anderes vor. Er fragte nicht nach.
Am Freitag also starteten sie zu zweit ihre Runde nahe der HDI Arena 5 . Reinhard stellte sein Auto vor der Nordkurve 6 ab. Zu dieser frühen Stunde gab es nahe der angesagten Fan-Kneipe ausreichend Parkplätze. Chris machte sich gründlich, Reinhard eher halbherzig warm und los ging es. Da die Sonne noch nicht aufgegangen war, trugen sie Stirnlampen. Auf Höhe der Löwenbastion 7 begegnete ihnen ein Skater, auf dem Weg zum Strandbad 8 trafen sie weitere vereinzelte Unermüdliche. Chris lief leichtfüßig voran, Reinhard keuchte hinterher und kam gehörig ins Schwitzen. Nachdem sie die Maschseequelle 9 passiert hatten, waren sie allein. Nach wie vor war es dunkel, der Zeitpunkt war gekommen.
»Hilfe!« Reinhard stöhnte auf und ließ sich zu Boden sinken. Chris drehte augenblicklich um und leuchtete ihn an. Reinhard fasste sich ans Herz und röchelte. Der sportliche Nachbar kniete sich neben ihn. Reinhard bedeutete ihm, seine Jacke zu öffnen, und krallte sich mit den Händen in die Erde, griff einen großen Stein, den er zuvor ausgemacht hatte, und schlug seinem Helfer kräftig gegen die Schläfe. Der sackte zur Seite, und Reinhard nutzte das Überraschungsmoment und rammte ihm eine Spritze in die Wunde am Kopf. Insulin, das er bei der Arbeit entwendet hatte – genug, um einen zuckerkranken Elefanten zu behandeln. Chris schien langsam zu begreifen, was vorging, denn er versuchte sich zu wehren, aber Reinhard kniete längst auf seinem Brustkorb. Er wusste, wie man mit unruhigen Patienten fertig wurde. Später würde er aussagen, er habe keinen Puls mehr spüren können, und deshalb eine Herzmassage versucht, daher die Hämatome auf dem Brustkorb und die gebrochene Rippe. Die Wunde am Kopf wollte er damit erklären, dass Chris bei seinem Sturz unglücklich auf einem Stein aufgekommen sei, den er gleich entsprechend platzieren würde. Chris ächzte unter ihm, doch das Insulin wirkte schnell. Schneller als gedacht. Reinhard zückte sein Handy und wählte die 112.
Der wenig später eingetroffene Notarzt konnte nur noch Chris’ Tod feststellen. Er vermutete einen Herzinfarkt. Das Opfer war gestürzt und hatte das Bewusstsein verloren. Reinhard zeigte sich untröstlich, dass er ihm nicht hatte helfen können.
Es dauerte lange, bis alle Fragen beantwortet waren und Reinhard nach Hause fahren konnte, denn selbstverständlich war er für diesen Tag arbeitsunfähig.
Andrea war nicht zu Hause, als er dort eintraf. Schade, er hätte ihr so gerne die Nachricht vom Ableben des Nachbarn überbracht. Der Anrufbeantworter blinkte. Er holte sich, angesichts der Ereignisse und trotz der frühen Tageszeit, ein Bier aus dem Kühlschrank und drückte auf den Wiedergabeknopf, während er sich einschenkte.
»Hallo, Bruderherz«, hörte er Martins Stimme und ärgerte sich über die alberne Anrede. »Wenn du deine Frau vermissen solltest, die ist bei mir. Sie hat es nicht übers Herz gebracht, es dir persönlich zu sagen. Sie will sich scheiden lassen, um mit mir ein neues Leben anzufangen. Du hörst von ihrem Anwalt.« Sein Lachen klang diabolisch. »Also von mir.«
1 Leinemasch
Die Leinemasch ist ein beliebtes Ausflugsziel der Hannoveraner. Sie erstreckt sich zwischen Maschsee, Ziegenbockbrücke und Wiesendachhaus. In diesem Gebiet gibt es neben idyllischen Wegen, Wiesen, Bächen und Sumpfgebieten auch mehrere Seen. Die drei größten sind die bei den Hannoveranern beliebten Ricklinger Kiesteiche. Jeden Sommer werden sie von zahlreichen Badegästen besucht.
Die Leinemasch eignet sich hervorragend für Wanderungen oder den Sonntagsspaziergang.
2 Café & Restaurant Emma in Langenhagen
Das Gebäude, in dem sich das Café & Restaurant Emma befindet, wurde 1920 bis 1921 von der königlichen Eisenbahndirektion in norddeutscher Klinkerarchitektur erbaut. Bis zum Anfang des Jahrtausends nannte sich die Haltestelle schlicht »Langenhagen« und wurde dann in »Langenhagen Pferdemarkt« umbenannt. Seit Oktober 2015 steht das Stationsgebäude in neuem Gewand zur rundum gastronomischen Versorgung offen. Zur Kaffeezeit freuen sich Besucher über selbstgemachte Kuchen- und Tortenkreationen des Betreibers und gelernten Patissiers Ingo Welt. Abends kann der Gast dann auf eine kulinarische Reise gehen. Köstliche Klassiker wie Kalbsfrikassee oder Schweinebäckchen schmecken ebenso wie die frischen Spaghetti, Salate oder Burger. Die vielfältigen Vorspeisen sind längst kein Geheimtipp mehr. Außerdem lädt das Café & Restaurant Emma regelmäßig zu besonderen kulinarischen Aktionen und Veranstaltungen.
Café & Restaurant Emma
Bahnhofsplatz 9
30853 Langenhagen
www.emma-cafe-restaurant.de
3 Ernst-August-Galerie
Das Einkaufszentrum in Hannovers Innenstadt bietet mit über 150 Ladengeschäften Shoppingvergnügen für jeden Geschmack. Besucher finden hier Mode für die ganze Familie, Technikartikel und allerlei Kleinigkeiten zum Verschenken. Aber auch Lebensmittelläden und diverse Dienstleistungsunternehmen haben ihren Platz auf den drei Ebenen des Centers. Nach ausgedehnter Einkaufstour können sich Gäste in einem der zahlreichen Gastronomiebetriebe stärken.
Durch die günstige Lage nahe Hannovers Hauptbahnhof ist die Ernst-August-Galerie gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Wer trotzdem mit dem eigenen Wagen anreist, freut sich über das große angegliederte Parkhaus mit 1.200 Stellplätzen.
Ernst-August-Galerie
Ernst-August-Platz 2
30159 Hannover
www.ernst-august-galerie.de
4 Park der Sinne
Einen ganz besonderen Park findet man in Hannovers Stadtteil Laatzen, der im Rahmen der Expo 2000 konzipiert wurde. Im Park der Sinne gibt es viele Anlagen, an denen Besucher bewusst ihre verschiedenen Sinne erleben können. Sie fühlen auf dem Barfußpfad unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten, riechen im Garten der Düfte, wie Wildrosen oder bestimmte Kräuter duften, lauschen auf die Geräusche von Klangschalen oder das Plätschern am idyllischen Teich, der gesäumt von bunten Blumen ist – und vieles mehr. Neben Natur können auch einige Kunstwerke bestaunt werden. Selbst die Griffe der Eingangstore, die in alter Schmiedekunst gefertigt wurden, stellen ein sinnliches Erlebnis des Fühlens dar.
Park der Sinne
Karlsruher Straße 101
30880 Laatzen
www.laatzen.de/de/park-der-sinne/park-der-sinne.html
5 HDI Arena
In diesem Fußballstadion mit seinen über 49.000 Zuschauerplätzen finden nicht nur die Heimspiele der hannoverschen Bundesligamannschaft Hannover 96, sondern auch immer wieder Konzerte und andere Großveranstaltungen statt.
Das Stadion wurde 1954 für ursprünglich rund 86.000 Besucher erbaut und trug damals noch den Namen »Niedersachsenstadion«. Seither gab es mehrere Umbauaktionen, meist zu Fußballgroßereignissen, beispielsweise der Weltmeisterschaft 2006.
2002 fand das damalige Niedersachsenstadion einen Namenssponsor und wurde in »AWD-Arena« umbenannt. Einen neuen Sponsor und damit auch neuen Namen bekam das Stadion 2013, seither heißt es HDI Arena.
HDI Arena
Robert-Enke-Straße 1
30169 Hannover
www.hdi-arena.de
6 Nordkurve Hannover
In dieser Sportkneipe nahe dem Stadion können alle Fans, die keine Karte mehr bekommen haben, die Spiele ihrer Mannschaft Hannover 96 beim Public Viewing verfolgen. Selbst im Biergarten müssen sie nicht auf die Fußballübertragung verzichten, hierfür sorgen eine vier mal fünf Meter große LED-Großbildwand und drei Flat-Monitore (insgesamt sind es bis zu 15 Monitore innen und außen). Im Innenbereich zeugen zahlreiche 96-Trikots und -Fahnen davon, welche Mannschaft die Betreiber und Stammgäste unterstützen.
Wie in jeder Sportsbar gibt es hier Getränke und Snacks.
Nordkurve Hannover
Robert-Enke-Straße 2
30169 Hannover
www.nordkurve-hannover.de
7 Löwenbastion
Manch einer behauptet, die Löwenbastion sei der schönste Platz an Hannovers Maschsee. Zwei bronzene Löwen bewachen hier – am Rudolf-Bennigsen-Ufer, dem Südufer des Sees – zu beiden Seiten den Aufgang zu dieser Aussichtsplattform. Erschaffen wurden sie 1938 von dem umstrittenen Bildhauer Arno Breker.
Während des Maschseefests ist die Löwenbastion ein beliebter Treffpunkt, dann wird hier eine Bühne aufgebaut und die Besucher können sich, umgeben von zahlreichen Verpflegungsbuden, über wechselndes Kulturprogramm freuen.
Löwenbastion
30173 Hannover
www.loewenbastion.de
8 Strandbad Maschsee
Ein ganz besonderes Freibadvergnügen bietet das Strandbad direkt am Maschsee. Das Außergewöhnliche: Der Sandstrand vor dem 320.000 Quadratmeter großen Wasserbereich sorgt für ein Urlaub-am-Meer-Gefühl. Wie in jedem Freibad gibt es sanitäre Anlagen, Duschen und Umkleiden sowie einen Kiosk mit Erfrischungen.
Das Strandbad wurde 1937 eröffnet und ist somit eines der ältesten Bäder Hannovers. Der historische Eingangsbereich steht unter Denkmalschutz.
Strandbad Maschsee
Rudolf-von-Bennigsen-Ufer 83
30519 Hannover
www.das-strandbad.de
9 Maschseequelle
Die Maschseequelle ist eine denkmalgeschützte Wasserpumpen- und Filteranlage am Westufer des hannoverschen Sees, die bis 1960 noch in Betrieb war und dafür sorgte, das der Wasserspiegel des Maschsees sich im Sommer nicht zu sehr senkte. Sie steht unter Denkmalschutz.
Während des Maschseefests verwandelt sich die Quelle in einen Biergarten; Palmen und Sand sorgen für das entsprechende Urlaubsfeeling. Neben den Biergartenklassikern können auch exotische Cocktails genossen werden und eine Bühne mit wechselnder Livemusik vervollständigt das Partyangebot.
Die Maschseequelle kann nur zu Fuß oder mit dem Boot erreicht werden.
Maschseequelle
30173 Hannover
Seit knapp 16 Jahren lebte Marie nun schon in Hannover. Nach dem Unfalltod ihrer Schwester hatte sie ihre Stelle als Verwaltungsangestellte aufgegeben und war aus Hamburg an die Leine gezogen, um ihre Nichte und ihren Neffen großzuziehen. Deren Vater zahlte ihr sogar ein kleines Gehalt. Außerdem genoss sie freie Kost und Logis. Anfangs war es ihr schwergefallen, sich in der Stadt einzugewöhnen – zumal sie sich mit ihrem Schwager nicht besonders gut verstand. Mit der Zeit hatte sie sich jedoch in der neuen Umgebung sehr wohlgefühlt. Die Landeshauptstadt Niedersachsens, die oft spöttisch als Provinz bezeichnet wurde, hatte viel zu bieten. Oft streifte sie mit den Kindern durch den riesigen Stadtwald Eilenriede. Auch am Maschsee 10 waren sie häufig. Sie unternahmen Rundfahrten mit dem Dampfer vom Ostanleger am Altenbekener Damm 11 aus, der neben dem Pier 51 12 lag, und glitten im Winter von derselben Stelle aus auf Schlittschuhen über den zugefrorenen See. Dreimal im Jahr bummelten sie über das Schützenfest 13 auf dem Schützenplatz, fuhren Karussell oder Riesenrad und aßen Zuckerwatte. Wenn draußen Herbststürme tobten, wollten die Kinder immer mal wieder eines der Museen besuchen. Besonders das Landesmuseum 14 mit den riesigen Dinosauriern und den Aquarien mochten sie gern. So vergingen die Jahre. Die Kinder hatten zwischenzeitlich die Schule beendet, und Marie lebte immer noch mit ihnen zusammen unter einem Dach.
Im Speisezimmer der Villa in Hannovers Südstadt am Rande der Eilenriede saß die Familie nun beim Abendessen. Der mächtige Immobilienhändler Alfons Reinicke warf seiner Schwägerin einen vernichtenden Blick zu. »Die Kartoffeln sind verkocht, und das Fleisch ist zäh! Kannst du nicht einmal was Genießbares auf den Tisch bringen, Marie?«
»Kannst du nicht einmal pünktlich zum Essen erscheinen?«, konterte sie ungerührt. »Oder wenigstens anrufen, wenn es später wird? Ich bin schließlich keine Hellseherin.«
»Als Nächstes erwartest du noch, dass ich mich bei dir an- und abmelde«, spottete er. »Wie einfältig bist du eigentlich?«
Genervt schnaubte Marie durch die Nase, sagte aber kein Wort. Irgendwann würde ihr Schwager es zu weit treiben! Es verging kein Tag, an dem sie ihn nicht am liebsten zum Mond schießen würde. In solchen Momenten fragte sie sich, welcher Teufel sie damals geritten hatte, zuzustimmen, ihm nach dem Tod ihrer Schwester den Haushalt zu führen.
Alfons drangsalierte seine Tochter Anja und gab seiner Schwägerin die Schuld daran, wenn etwas nicht wie gewohnt funktionierte. Auch als Chef war er schwierig, denn er überforderte oft seine Mitarbeiter mit seinen Ansprüchen und Aufgaben. Dafür ließ er seinem leichtfertigen Sohn Michael alles durchgehen. Kurzum, Alfons war ein Stinkstiefel erster Güte.
Nur den Kindern zuliebe hatte Marie es die letzten Jahre in diesem Haus ausgehalten. Jetzt waren die beiden erwachsen, obwohl man bei Mike, wie Michael sich neuerdings nannte, geteilter Meinung sein konnte. Was hielt Marie also noch hier? Sie brauchte gar nicht darüber nachzudenken. Es war ihre Nichte, für die sie diese beiden Kotzbrocken notgedrungen in Kauf nahm.
Ohne seine Schwägerin weiter zu beachten, wandte sich Alfons an seinen Sohn: »Hast du Lust, mich morgen Abend zu begleiten, Mike? Am Steinhuder Meer eröffnet ein Wellnessclub.« Vielsagend zwinkerte er ihm zu. »Wenn du verstehst, was ich meine!?«
»Logisch«, erwiderte sein Sohn grinsend. »Übernachten wir in Steinhude?«
»Ich buche uns ein nettes Hotel.«
»Super! Das wird bestimmt ein heißes Wochenende.«
»Darauf kannst du wetten.« Dröhnend lachte er. »Man gönnt sich ja sonst nichts.« Sein Blick wechselte zu seiner Tochter. »Willst du nicht auch mitkommen, Anja? Vielleicht findest du dann endlich einen Mann.«
Während das blonde Mädchen beschämt den Blick auf den Teller senkte, fixierte Marie ihren Schwager scharf.
»Lass sie in Ruhe, Alfons! Du solltest froh sein, dass deine Tochter ein anständiges Mädchen ist und sich nicht mit zwielichtigen Gestalten rumtreibt! Es genügt, wenn euer Ruf im Eimer ist!«
»Du bist doch nur neidisch, weil bei dir schon lange nichts mehr läuft.«
Ruhig hielt sie seinem herausfordernden Blick stand. »Das kannst du wohl kaum beurteilen.«
Für einen Moment schienen ihn ihre Worte zu verunsichern. Dann lachte er jedoch schallend. »Solange du immer den Moralapostel spielst, beißt bestimmt keiner an.«
»Täusch dich bloß nicht.« Es war ihr völlig egal, was ihr Schwager über sie dachte.
Als Maries Schwester noch lebte, war Alfons regelmäßig fremdgegangen. Seit ihrem Tod waren seine Affären hinter vorgehaltener Hand überall Gesprächsthema.
Durch die nächtlichen Aktivitäten seines Vaters war es nicht verwunderlich, dass Mike in dieser Hinsicht in dessen Fußstapfen trat. Tagsüber arbeitete der junge Mann in der Firma, abends hechelte er jedem Rock hinterher. Er wechselte die Mädchen wie andere Männer die Socken und war auch noch stolz darauf. Bei ihm hatte Maries Erziehung eindeutig versagt.
Im Nachhinein war ihr klar, woran das lag. Der Junge stand viel zu sehr unter dem Einfluss seines Vaters, betrachtete ihn als Vorbild und eiferte ihm nach. Anja hingegen hatte sich immer an ihrer Tante orientiert. Ihrem Vater ging die knapp 20-Jährige meistens aus dem Weg, da er ständig etwas an ihr auszusetzen hatte. Nichts konnte sie ihm recht machen. Am schlimmsten traf sie jedoch sein oft beißender Spott. Er hielt sie für ein Aschenbrödel und ließ sie spüren, wie enttäuscht er von ihr war.
Später betrat Marie das Zimmer ihrer Nichte, die mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf dem Bett lag und an die Decke starrte.
»Was ist los mit dir?«, fragte Marie sie und setzte sich zu Anja. »Du bist vorhin so schnell verschwunden.«
»Ich halte das nicht mehr aus. Am liebsten würde ich meine Sachen packen und den Abflug machen. Wenn ich nur wüsste, wohin.«
Nachdenklich schaute Marie sie an. »Meinst du nicht, du würdest dein Zuhause vermissen?«
»Du würdest mir schrecklich fehlen, auf alles andere kann ich problemlos verzichten.« Sie setzte sich auf und schaute ihre Tante traurig an. »Du bist doch auch nur meinetwegen hier.«
»Stimmt«, gab Marie zu. »Ich habe die beiden schon lange satt bis obenhin. Aber was dein Vater mir gerade geboten hat, schlägt dem Fass den Boden aus!«
»Hattet ihr wieder Zoff?«
»Das ist noch untertrieben. Ich war heute Morgen in seinem Büro, weil er seinen Terminkalender vergessen hatte. Auf dem Weg nach Hause habe ich Herrn Harmsen aus der Poststelle getroffen. Er hat mich gefragt, ob ich meine Briefe gleich mitnehmen möchte. Normalerweise bringt Alfons ja abends die Post mit – und anscheinend unterschlägt er mir einen Teil davon. Es war nämlich eine Anfrage von der Rentenversicherung dabei, aus der hervorgeht, dass Alfons all die Jahre keine Beiträge für mich gezahlt hat! Als ich ihn eben zur Rede stellen wollte, hat er gelacht und gesagt, dadurch wäre ich immer von ihm abhängig!« Unwillkürlich ballte sie die Hände zu Fäusten. »Aber diese Suppe werde ich ihm gründlich versalzen!«
»Was hast du denn vor?«
»Ich werde ihm eine Lektion erteilen, die er nie vergessen wird.«
»Hast du keine Angst, dass er sich rächen wird? Ich traue Vater alles zu.«
»Bevor er merkt, was passiert ist, bin ich längst über alle Berge.«
»Nimm mich mit!«, flehte Anja. »Lass mich nicht allein!«
Lächelnd strich sie ihrer Nichte über die Wange. »Ich habe gehofft, dass du das sagst. Würdest du schon am Wochenende mit mir verschwinden?«
»Je eher, desto besser.«
»Gut, dann pack zusammen, was du mitnehmen möchtest. Aber nicht mehr als zwei Koffer. – Und lass dich nicht dabei erwischen.«
»Die beiden kommen sowieso nie in mein Zimmer.« Gespannt blickte sie ihre Tante an. »Wo fahren wir denn hin? Wir haben doch gar kein Geld.«
»Das lass mal meine Sorge sein«, erwiderte Marie geheimnisvoll. »Wenn die beiden nach Steinhude aufbrechen, machen wir uns aus dem Staub. Bis dahin gibt es viel zu tun.« Sie drückte Anja einen Kuss auf die Stirn und erhob sich. »Schlaf gut, mein Kind.«
»Du auch.«
In ihrem Zimmer dachte Marie noch einmal über ihren Plan nach, die Stadt zu verlassen. Es würde ihr nicht leichtfallen, nach all den Jahren fortzugehen. In Hannover fühlte sie sich zu Hause. Sie liebte das umfangreiche Kulturangebot – seien es die vielen Museen oder auch die besonderen Ausstellungen in der Eisfabrik 15 oder in der Kulturetage des SofaLoft 16 . Die Veranstaltungen im Theater am Aegi 17 oder im Uhu-Theater 18 würde sie ebenfalls vermissen. Dennoch musste sie einen Schlussstrich ziehen.
*
Um keinen Verdacht zu wecken, wich Marie bis zum Wochenende nicht von ihren gewohnten Abläufen ab. Als Alfons am Freitag zur Besichtigung einer Immobilie gegenüber der Gilde Brauerei 19 erwartet wurde, fuhr seine Schwägerin zum Einkaufen. Sie stellte den Kleinwagen in der Stüvestraße ab und nahm ihren Weidenkorb aus dem Kofferraum. Wie immer blieb sie einen Moment bei den Stolpersteinen 20 stehen, bevor sie die Straße zum Stephansplatz 21 überquerte. Seit Jahren kaufte sie auf dem Wochenmarkt Frisches aus der Region. Zum Abschluss des Einkaufs nahm sie aus dem Wienerwald 22 gegrillte Hähnchen zum Mittagessen mit. Anschließend fuhr sie in die Sallstraße und betrat wenig später die St. Heinrich Kirche 23