Keep cool, Frauchen - Tanja Behrendt - E-Book

Keep cool, Frauchen E-Book

Tanja Behrendt

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Beschreibung

Stell dir vor, dein Hund flippt aus, wenn er Artgenossen sieht, er wälzt sich in was Ekligem oder ignoriert dich beim Gassigehen. Was macht das mit dir? Regst du dich auf? Bist du frustriert, weil das viele Training nichts gebracht hat? Lerne, zukünftig gelassener zu bleiben. Schont die Nerven und tut der Mensch-Hund-Beziehung gut. Dieser Ratgeber begleitet dich auf dem Weg zu innerer Ruhe und mentaler Stärke. Er enthält das Beste aus dem Resilienz- und Achtsamkeitstraining, zugeschnitten auf Hundehalter. Entdecke bewährte Methoden und ausführliche Beschreibungen, wie du das Ganze umsetzen kannst. Finde deinen Weg zu mehr Gelassenheit. Und freu dich auf einen entspannten Alltag mit Hund.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 168

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Tanja Behrendt

KEEP COOL,

Frauchen

Wie du in allen Situationen mit deinem Hund gelassen bleiben kannst

INHALT

VORWORT

Willkommen auf deinem Weg zu mehr Gelassenheit

Kleine Anleitung zum Gelingen

WIE DU DIE TÜR ZUR GELASSENHEIT ÖFFNEN KANNST

DIE ZUSAMMENHÄNGE VERSTEHEN

Säbelzahntiger und Co.

Unsere Stressreaktionen

Von Alarmanlagen und Hormonen

Yerkes und Dodsen machen es uns leichter

Die gedachte Zitrone

Das Gedankenknäuel entwirren

WIE DU DEINE GEDANKEN SINNVOLL LENKEN KANNST

GELASSENHEIT BEGINNT IM KOPF

Von Brücken auf dem weiten Feld

Akzeptieren: A-ha!

Vorsicht! Bewertungen

Gedanken mit Fehlfunktion

Von den Gedanken distanzieren

Hunde leben im Hier und Jetzt

WIE DU DEINE EMOTIONEN REGULIEREN KANNST

DIE BESONNENHEIT STÄRKEN

Alarmanlage versus besonnener Denker

Vagusnerv: hilfreicher Vagabund

Altbewährt: die Atmung

Schützende Sätze

Puh, geschafft! Der arme Hund …

Dem Hund in den Mund gelegt

Äußerungen von Fremden

Situationen emotional verändern

WIE DU DEINEN KÖRPER HILFREICH EINSETZEN KANNST

UNSER TRÄGER DER GELASSENHEIT

Körper und Geist

Entdeckung der Langsamkeit

Dein Blick – sein Auftrag

So soll es sein: Visualisierungen

Wenn …, dann …

Beharrlich statt energetisch

Copy and Paste

Ein sicherer Stand, ein klarer Weg, ein festes Ziel

WIE DU EINE ZUVERSICHTLICHE SICHTWEISE ERHALTEN KANNST

ALLES EINE FRAGE DES FILTERNS

Filter dir die Welt, wie sie dir gefällt

Das kleine Glitzern wiederfinden

Zuversichtlich denken

Die Macht der Worte

Wieder versagt – und trotzdem zuversichtlich bleiben

Manchmal gibt es keine Lösung. Nutze es!

WIE DU SOUVERÄN HANDELN KANNST

HANDLUNGSFÄHIGKEIT SPÜREN

Sei kein Floh!

Die drei Sphären – meide eine

Die innere Überzeugung

So tun, als ob du es kannst

An/Aus: Energiereglung

„Besser-als-zuvor“-Schritte

Wie ein Geldschein

Ein Netz fängt auf

ZUM ABSCHLUSS

Beispielhafte Wege

Zum Weiterlesen

Über die Autorin

Über die Illustratorin

Impressum

VORWORT

WILLKOMMEN AUF DEINEM WEG ZU MEHR GELASSENHEIT

Du hältst dieses Buch in Händen, da uns ein gemeinsamer Wunsch verbindet: Bei Herausforderungen mit unserem Hund gelassener zu bleiben. Dieses Anliegen kenne auch ich nur zur gut. Wir möchten für unseren Hund ein ausgeglichener Begleiter sein. Jemand, dem er sich vertrauensvoll zuwenden kann, wenn er in der Welt da draußen vor kleinen oder größeren Herausforderungen steht. Ich bin diesen Weg zu mehr Gelassenheit gegangen. Die innere Haltung ist für mich zum wertvollsten Gut im Hundetraining geworden und ist die Grundlage einer tiefen Beziehung zu unserem Hund. Es ist mir ein Herzensanliegen, dich auf deinem Weg zu mehr Gelassenheit mit deinem Hund zu begleiten. Aus bewährten und vielfältigen Ansätzen kannst du deinen individuellen Weg finden.

KLEINE ANLEITUNG ZUM GELINGEN

Für dieses Buch kannst du dir Zeit nehmen. Blättere darin herum, lies etwas mehrmals, lege es mal beiseite und gib Inhalten Zeit zu wirken. Sei neugierig, probiere aus, staune, setze Ausrufe- und Fragezeichen, unterstreiche, male Sonnenstrahlen, Smileys oder nach was dir ist, wenn Inhalte mit dir in Resonanz gehen. Manchmal ist es ein einzelner Satz, der dich weiterbringt. Mache dir das Buch so zu eigen, dass es für dich persönlich seinen größtmöglichen Nutzen entfalten kann. Es soll dir ein guter Begleiter auf deinem Weg sein.

Du erfährst zu allen Methoden wesentliche Hintergründe und wie du sie in der Praxis umsetzen kannst. Dir stehen sowohl „Quick Steps“ zum sofortigen Einsatz als auch tiefgründige Übungen zur Verfügung, die deine Gelassenheit nachhaltig etablieren werden. Wissenschaftliche Zusammenhänge vereinfache ich für den bestmöglichen pragmatischen Nutzen. Du wirst merken, dass nicht alles trennscharf voneinander abzugrenzen ist, dafür sind die Themen miteinander zu verwoben. Alles beginnt mit Wissen und gelingt mit Übung.

Wichtige Grundlagen erhältst du im ersten Kapitel. In den folgenden Kapiteln geht es um die Methoden. Die Reihenfolge, in der du liest, ist nicht entscheidend. Doch ich empfehle dir, dich am Ende mit allen Inhalten auseinanderzusetzen. Die Forschung zeigt, dass dein Weg umso erfolgreicher verläuft, je breiter dein Repertoire an Strategien ist, die du je nach Situation einsetzen kannst.

Zum Abschluss findest du für typische Herausforderungen mit deinem Hund beispielhafte Pfade. Sie dienen als Anregung für deinen eigenen Weg. Probiere dich aus und finde heraus, was am besten zu dir passt. Lass dich nicht davon entmutigen, dass so mancher Weg auch eine Sackgasse werden kann. Das gehört dazu.

Ich wünsche dir viele schöne Lesemomente sowie wertvolle Erkenntnisse für einen gelasseneren Alltag mit deinem Hund.

Wie du die Tür zurGELASSENHEITöffnen kannst

DIE ZUSAMMENHÄNGE VERSTEHEN

Unser genetisches Erbe macht es uns nicht immer einfach, bei Herausforderungen gelassen zu bleiben. Aber es ist möglich, wenn man die Zusammenhänge durchschaut.

Vor Aufregung den Kopf verlieren, in Grübeleien versinken oder vor Scham samt Hund im Boden versinken wollen. Wer kennt das nicht in gewissen Situationen mit seinem vierbeinigen Begleiter? Es fühlt sich an, als ob wir ziemlich viele Knoten im Kopf haben, die vernünftiges Denken unmöglich machen. Ein Wirrwarr an Gedanken, Gefühlen und Erinnerungen. Wir alle haben dann wahrscheinlich schon den Ratschlag gehört, doch einfach mal gelassener zu bleiben. Zugegebenermaßen ist dies ein gutgemeinter Hinweis. Klar auf den Punkt gebracht und sehr hilfreich. Im Übrigen auch für das gesamte Leben, wie der wohlwollende Ratgeber in einem Atemzug anmerkt. Ohne Gelassenheit sei klar, diese Aussage wird gerne von einem mitleidigen Kopfschütteln begleitet, dass wir die Probleme mit dem Hund nie lösen würden. Zusätzlich ernten wir einen ungläubigen Blick, warum wir das Offensichtliche nicht hinbekommen. Und schon werden wir wieder ein bisschen kleiner, zumindest innerlich.

Leider fehlt bei guten Ratschlägen dieser Art immer ein wesentlicher Punkt. Wie kann es gelingen, gelassener zu bleiben? Wie kann man die gefühlten Verknotungen im Gehirn lösen, wenn man sich in seinem Wirrwarr im Kopf völlig gefangen fühlt und nur handlungsunfähig zuschauen kann, wie einem geschieht.

Knoten im Kopf

Wie schnell denken wir in solchen Situationen, dass wir es sind, die wohl irgendwie nicht richtig funktionieren. Was für ein Trugschluss! Wir funktionieren. Sehr gut sogar. Die Natur wäre stolz auf uns, denn die fehlende Gelassenheit bei Herausforderungen entspricht genau ihrer Planung. Es ist sehr hilfreich, diese Hintergründe zu verstehen. Erst dann sind wir in der Lage, mit unserer naturgegebenen Reaktion sehr viel wohlwollender umzugehen und diese nicht mehr als ein Scheitern zu begreifen. Wir werden erkennen, dass unser eigener Einfluss, Ordnung in das Gedankenwirrwarr zu bekommen, deutlich größer ist als wir denken.

Dieses Verständnis ist ein machtvoller Schlüssel, der uns die Tür zu mehr Gelassenheit im Umgang mit unseren Hunden aufschließt.

Fehlende Gelassenheit bei Herausforderungen liegt in unserer Natur!

SÄBELZAHNTIGER UND CO.

Unser biologisches Stresssystem bringt uns heute so häufig zur Verzweiflung und erweist sich als größter Gegenspieler der Gelassenheit. Ein guter Grund, uns das näher anzuschauen.

Unser Stresssystem hat sich im Laufe der Evolution entwickelt und in der gefahrenvollen Urzeit bewährt. Es hat uns im Umgang mit dem vielzitierten Säbelzahntiger und um genau zu sein auch mit anderen Tieren der Urzeit wie riesigen Hyänen, anderen Fleischfressern, Raubvögeln und giftige Reptilien geholfen. Unser Vorfahren haben nicht nur Jagd auf potenziell gefährliche Tiere gemacht. Mit vielen davon konkurrierten sie auch um Lebensraum und Beute, zu welcher sie auch nicht selten selbst wurden. Stressreaktionen bei Gefahr münden in Kampf, Flucht oder Totstellen. Das nordamerikanische Opossum hat die letztgenannte Möglichkeit übrigens perfektioniert. Begegnet ihm ein überlegener Fressfeind, so lässt es seinen Kiefer herabfallen, die Zunge heraushängen, fällt um wie ein abgesägter Baum und liegt totengleich da. Aber keine Sorge, du wirst in diesem Buch weitaus hilfreichere Reaktionen auf stressige Herausforderungen kennenlernen als diese. Auch bei unseren Hunden finden wir die genannten Stressreaktionen, allerdings sind hier die englischen Ausdrücke geläufiger: Fight, Flight und Freeze.

DAS ERBE UNSERER VORFAHREN

Diesen Stress, den wir heute oft negativ wahrnehmen, war einst für die Entwicklung der Menschheit elementar. Diese uralten Reaktionen stellten einen bedeutsamen Überlebensvorteil dar und befähigten uns zu körperlichen Höchstleistungen. Die Gelassenen unter unseren Vorfahren, die in aller Ruhe die Schönheiten der Natur wahrnahmen und bei denen dieses Stresssystem nicht angesprungen ist, konnten kaum überleben. Sie wurden bei den entsprechenden Situationen ziemlich schnell aussortiert und konnten ihre entspannte genetische Veranlagung nicht weitergeben. Wir sind also die Nachfahren von Urmenschen, deren Stresssystem hervorragend funktioniert hat. Vor diesem Hintergrund sollten wir positiv wahrnehmen, dass wir trotz oder geraden wegen unserer fehlenden Gelassenheit in herausfordernden Situationen eigentlich ganz nach Plan funktionieren. Wir Hundehalter der Neuzeit sind mit einem Steinzeitgehirn ausgestattet, das für heutige Herausforderungen leider nicht immer hilfreich ist.

Stressreaktionen sicherten früher unser Überleben.

UNSERE STRESSREAKTIONEN

Es gibt jedoch zu den Herausforderungen unserer Vorfahren einen deutlichen Unterschied: In unserem Alltag geht es nicht mehr um Leben und Tod. Stressauslösend sind heutzutage Situationen, wenn unser Hund mal wieder ganz eigene Ideen entwickelt und uns damit auf die Palme oder zur Verzweiflung bringt. Sei es die explosive Hundebegegnung, die scheinbar plötzlich tauben Hundeohren oder je nach Charakter des menschlichen Gegenübers die beleidigenden oder mitleidigen Worte zu der scheinbar nicht ganz perfekten Erziehung unseres Hundes. Alle diese Belastungen werden ergänzt durch unzählige weitere Herausforderungen eines modernen Alltags. Also eher Dinge, die in unserem Inneren wirken. Unglücklicherweise springt auch durch diese inneren Belastungen unser Stresssystem an.

DIE DREI OPTIONEN

Nach den genetischen Vorgaben unser Vorfahren wird der Körper in Alarmbereitschaft versetzt und alles auf die Optionen Flucht, Kampf oder Totstellen vorbereitet. Die Ausprägungen hast du wahrscheinlich schon selbst erlebt.

Entscheidet sich unser Körper für Flucht, so nehmen wir bei uns schnelle und hektische Bewegungen wahr und möchten am liebsten die belastende Situation verlassen oder, auch beliebt in unangenehmen Situationen, uns gerne in Luft auflösen. Wählt unser Körper den Kampf, so sind wir bei Herausforderungen im Angriffs modus, was sich häufig in verbaler Form, in einer Drohmimik oder noch deutlicher in Drohgebärden ausdrückt. Scheinen Flucht und Kampf aussichtslos, so zeigt sich das Totstellen in Form eines gedanklichen „Blackouts“. Vornehmlich in Turnier- oder Prüfungssituationen, aber auch in kritischen Momenten mit dem Hund, wenn man urplötzlich überhaupt nicht mehr weiß, welche Handlung nun eigentlich erforderlich ist.

Egal, welche dieser Möglichkeiten aktiviert wird, sie sind alle ziemlich weit entfernt von der Gelassenheit, die wir eigentlich erreichen wollen. Die zusätzlich zur Verfügung gestellte Energie wird für unsere Herausforderungen in der Regel gar nicht benötigt. Wir spüren das in unserem Inneren. Wir werden noch unruhiger, da die Energie sich ungenutzt im Körper aufstaut.

Auch heute noch sind alte Stressmuster in uns wirksam.

DER TROPFEN ZU VIEL

Hinzu kommt, dass unsere Vorfahren nach der Aktivierung ihres Stresssystems ausreichend Zeit hatten, sich in ihrer Höhle bei Beeren, Pilze, Wurzeln und Mammutspieß zu erholen. Davon unterscheidet sich unser Alltag deutlich. Die alltäglichen kleinen Stressoren reichen aus, das Stressniveau stets auf einem recht hohen Niveau zu halten. Unsere Mikrostressoren werden als „Daily Hassles“ bezeichnet. Summieren wir diese, so wird klar, warum es kaum möglich ist, in den entsprechenden Situationen mit dem Hund noch gelassen zu bleiben. Wir sind durch unseren Alltag häufig bereits im Daueralarm. Jede zusätzliche Herausforderung, sei sie auch noch so klein, ist dann der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.

VON ALARMANLAGEN UND HORMONEN

Wenn du nun an eine stressbelastete Situation mit deinem Hund denkst, so fallen dir wahrscheinlich sofort körperliche Reaktionen wie Herzklopfen und eine flache Atmung ein. Sie und viele weitere tauchen plötzlich in unserem Körper auf. Wie ungebetene Gäste breiten sie sich in uns aus und es ist nicht möglich, ihnen den Zutritt zu verwehren. Doch diese so ungeliebten Körperreaktionen verdienen es durchaus, mit Wertschätzung empfangen zu werden. Immerhin war es seit jeher ihre Aufgabe, unser Leben zu sichern. Sie sind das Ergebnis von beeindruckenden Vorgängen in unserem Körper.

DIE SCHNELLSTRASSE ZUM STRESS

Unsere Augen nehmen wahr, dass uns auf dem Waldweg ein fremder Hundehalter entgegenkommt. Alles, was unsere Sinne mit Ausnahme von geruchlichen Eindrücken wahrnehmen, erreicht im Gehirn den sogenannten Thalamus, unser Tor zum Bewusstsein. Von dort wird der Reiz weitergeleitet. Würde nun allein unser präfrontaler Cortex (PFC) die eingehende Information verarbeiten, so wäre eine sachlich analytische Bewertung der Situation die Folge. Der PFC ist der Teil unserer Großhirnrinde, der zuständig ist für Planung, Situationsanalyse und abwägende Entscheidungsfindung. Bildlich können wir uns diesen Bereich als einen besonnenen Denker vorstellen. Ist diese Situation tatsächlich eine Gefahr? Der Denker würde nach Einbeziehen aller Bewertungskriterien entscheiden: keine wirkliche Gefahr vorhanden. Sorgenfrei und gelassen passieren wir den entgegenkommenden Hund. Ach, was für eine schöne Vorstellung.

Doch leider hat jeder von uns seine ganz individuellen Reize und herausfordernden Situationen, bei denen die Gelassenheit abhandenkommt. Unser Denkerhirn wird dann übergangen und wir reagieren gestresst. Vom Thalamus führen nämlich Reizleitungen mit teilweise sehr hohen Geschwindigkeiten zur Amygdala. Das ist unsere „Alarmanlage“, die bei einem entsprechenden Reiz innerhalb von wenigen Millisekunden eine Stressreaktion in Gang setzt. Keine Zeit für Besonnenheit. Die hätte uns in Urzeiten das Leben kosten können.

UNSER KÖRPER IM TURBO-MODUS

In herausfordernden Situationen läuft ein Notfallprotokoll ab. Es wird eine Kaskade von Botenstoffen aktiviert. Vereinfacht dargestellt fluten die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol unseren Körper. Unsere Urreaktionen von Kampf oder Flucht werden so perfekt vorbereitet. Unzählige Körperreaktionen laufen ab, die den Körper zu Höchstleistungen befähigen. Das Herz schlägt schneller, um alle Muskeln und Organe gut mit Sauerstoff zu versorgen. Schweißdrüsen werden angeregt, um den Körper bei Kampf oder Flucht vor Überhitzung zu schützen. Der Atem beschleunigt sich, um mehr Sauerstoff zu erhalten, wir atmen flacher.

Dieser Turbo-Modus des Körpers lässt sich leider nicht auf Knopfdruck unterbinden. Darüber sollten wir uns aber nicht ärgern, sondern vielmehr staunen, was unser Körper leistet. Auch wenn wir das eher als unliebsames Geschenk der Natur wahrnehmen und oftmals dankend zurückgeben möchten. Doch uns stehen einige Möglichkeiten zur Verfügung, um Einfluss auf diese Stressreaktionen zu nehmen und unser Alarmzentrum besser zu managen.

Unser Körper – Hochleistung in Rekordzeit!

YERKES UND DODSEN MACHEN ES UNS LEICHTER

Die Forschungsergebnisse der amerikanischen Psychologen Yerkes und Dodson zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben auch heute noch Gültigkeit und eine große Bedeutung für unseren Weg: Unser aller Zielsetzung ist häufig, maximale Gelassenheit in herausfordernden Situationen erreichen zu wollen. Dadurch könne man diese besser bewältigen. Dieser Zusammenhang stimmt zwar, allerdings verläuft dieser nicht linear.

Die vereinfachte Darstellung zeigt, dass das maximale Leistungsniveau nicht bei allergrößter Gelassenheit, sondern bei einem mittleren Anspannungsniveau erreicht wird. In einem zu entspannten Zustand ist es nämlich kaum möglich, eine angemessene Leistungsfähigkeit abzurufen. Der mittlere Anspannungsbereich erlaubt uns hingegen, bestmöglich zu agieren, da unser Aufmerksamkeitsfokus verengt wird. Wir sind nun in der Lage, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Geht die Aktivierung aber über ein angemessenes Mittelmaß hinaus, sind auch häufig Emotionen wahrnehmbar, die von der eigentlichen Herausforderung ablenken können. Üblicherweise sind das Gefühle wie Angst, Ärger, Wut.

Diese Forschungsergebnisse sind für unseren Weg sehr hilfreich. Wie oft eilen wir dem Ziel hinterher, möglichst tiefe Gelassenheit zu erreichen und wie Buddha selbst durch jegliche Herausforderungen mit unserem Hund schreiten zu wollen. Doch nun können wir die Latte mit wissenschaftlicher Untermauerung getrost etwas tiefer hängen. Das entlastet. So liegt die Kunst also darin, dass wir unser Anspannungsniveau passend auf ein mittleres Niveau regulieren können. Dann sind wir in der Lage, in den herausfordernden Situationen mit unserem Hund angemessen aufmerksam zu sein, klare Gedanken zu haben und sinnvolle Entscheidungen zu treffen.

Wir wären für unseren Hund wahrlich kein hilfreicher Begleiter, wenn wir in diesen Situationen mit absoluter Gelassenheit und maximaler Muskelentspannung agieren würden.

Eine mittleres Anspannungsniveau ist das Ziel.

Die Yerkes-Dodsen-Kurve: Eine gewisse Anspannung hat durchaus Vorteile

DIE GEDACHTE ZITRONE

Du kannst dir das folgende Gedankenexperiment vorlesen lassen oder es zunächst selbst lesen und im Anschluss am besten mit geschlossenen Augen so vorstellen, als würde ein innerer Film ablaufen. Beobachte während dieser Übung deine Gefühle und dein Verhalten.

Erforsche die Macht deiner Gedanken

Schließe deine Augen, atme ein und aus und komme zu Ruhe. Stelle dir vor, vor dir liegt auf einem Holzbrett eine gelbe und saftige Zitrone. Du nimmst sie in die Hand, ertastest mit den Händen die Beschaffenheit der Oberfläche und du betrachtest die Schale. Nimm jedes Detail wahr. Greife dann zu dem Messer daneben. Schneide die Zitrone in zwei Hälften. Schon während des Schneidens tritt der Zitronensaft heraus. Nimm eine Hälfte in die Hand und rieche daran. Du nimmst die Säure wahr. Beiße nun herzhaft in die Zitrone. Hallte nun inne und spüre nach, was diese Vorstellung in dir ausgelöst hat:

• Was hast du gefühlt, als du gedanklich in die Zitrone gebissen hast?

• Was konntest du in deinem Mundraum wahrnehmen?

• Gab es kleine Bewegungen deiner Gesichtsmuskeln?

Wenn es dir gelungen ist, das Beschriebene bildhaft zu erleben, so wirst du wahrscheinlich ein unangenehmes Gefühl im Mundraum und einen verstärkten Speichelfluss wahrgenommen haben. Vielleicht wurde das auch von verzogenen Gesichtsmuskeln begleitet.

GEDANKEN ERSCHAFFEN DEINE REALITÄT

Dieses kleine Experiment macht wesentliche Dinge deutlich: Allein unsere Gedanken sind in der Lage, bei uns Gefühle und ein Verhalten auszulösen. Unser Gehirn kann nicht unterscheiden, ob wir etwas gerade tatsächlich erleben oder ob wir es uns nur einbilden. Unsere Gedanken schaffen also eine vermeintliche Wahrheit. Das heißt, wir selbst müssen uns klarmachen, was Realität ist und was unserer Vorstellung entspringt. Ansonsten geben wir unseren Gedanken sehr viel Macht.

Hinzu kommt, dass wir den Wahrheitsgehalt eines Gedankens umso höher einstufen, je stärker die Emotionen sind, die dieser in uns auslöst. Löst der Gedanke an Hundebegegnungen starke negative Emotionen aus, so glauben wir umso mehr daran, dass Hundebegegnungen besorgniserregend sind.

Unser Gehirn arbeitet fast wie ein Computer. Eingehende Informationen werden verarbeitet. Dabei ist es egal, ob diese real sind oder unseren Gedanken entspringen. In der Computersprache ist der Spruch „garbage in, garbage out“ verbreitet, was übertragen so viel heißt wie: Wenn ich den Rechner mit unsinnigen Dingen füttere, kann nichts Sinnvolles dabei herauskommen. Wir müssen also auch bei unserem Gehirn sehr sorgsam darauf achten, mit welchen Gedanken wir es füttern. Nicht umsonst sagt man, unser Gehirn sei zwar ein zuverlässiger Diener, aber ein miserabler Herr.

Wir können nicht vermeiden, dass uns wenig hilfreiche Gedanken durch den Kopf gehen, aber wir müssen verhindern, dass sie unbemerkt sehr machtvoll werden. Es besteht ein nicht zu unterschätzender Zusammenhang zwischen unseren Gedanken und fehlender Gelassenheit. Darin liegt aber auch ein großes Potenzial verborgen.

Herausforderungen mit dem Hund sind auch nur Gedanken.

DAS GEDANKENKNÄUEL ENTWIRREN

„Ich bin gefangen in meinen Gedanken und Gefühlen“, „Ich komme da nicht alleine raus.“ Vielleicht kennst du solche oder ähnliche Gedanken in Situationen mit deinem Hund. Wo sind Anfang und Ende, wo ist oben und unten? Mit solchen riesigen Knoten im Kopf ist man kaum fähig, sinnvoll und gelassen zu agieren. Es wird Zeit, die Knoten zu lösen, das Gedankenknäuel zu entwirren und in einzelne Bestandteile zu sortieren. Erst dann können wir einen Überblick erhalten und uns aus unserer Handlungsunfähigkeit befreien.

Die Zusammenhänge erkennen

Gewisse Situationen wirken als Auslöser für die unheilvollen Verstrickungen in unserem Kopf. Dies können für den Hund schwierige Außenreize wie Jogger, Wildtiere oder auch ein anderer Hund sein. Auch ähnliche Situationen zu bereits Erlebtem haben diese Wirkung. Untrennbar beteiligt sind auch unsere Erinnerungen. Beim Gedankenexperiment mit der Zitrone hast du gespürt, welche enorme Wirkung die Erinnerung an bereits Erlebtes auf uns hat.

AUTOMATISCHE GEDANKENMUSTER

Diese genannten Auslöser führen zu in Teilen unbewussten Gedanken. Daraus ergeben sich entsprechende Gefühle und Verhaltensweisen. Wenn du dich ängstlich fühlst, so wirst du sicher flacher atmen und hektischere Bewegungen zeigen. Dein Körper handelt also passend zu deinen Gefühlen. Alle drei Bereiche beeinflussen sich immer wechselseitig. Je häufiger wir diese Prozesse erleben oder in unserem Kopf durchspielen, umso mehr verfestigen sich diese Verflechtungen. Mit jeder Wiederholung prägt sich immer tiefer ein: Ein bestimmter Auslöser führt zu dazugehörigen Gedanken, Gefühlen und Handlungen unseres Körpers. Die Wiederholung ist nun einmal die Mutter jedes Lernens.

Das alles wird in einem Gedankenmuster abgespeichert, das bei entsprechenden Auslösern automatisch anspringt. Wir werden von unseren Gedanken und Gefühlen förmlich überschwemmt und fühlen uns ihnen hilflos ausgeliefert. Ein Hund in der Ferne, ein Schatten, den wir für ein Reh halten, ein plötzlich auftauchender Jogger: Jeder kennt seine individuellen Auslöser. Selbstverstärkende Prozesse tun ihr Übriges und schneller als wir schauen können, geraten wir in Verstrickungen, die uns jede Handlungsfähigkeit rauben.

Gedanken, Gefühle und Handeln stehen immer in Beziehung zueinander.

DIE FÄDEN IN DER HAND BEHALTEN

Wir können und wollen natürlich nicht alle Auslöser vermeiden, die zu Stressreaktionen führen. Aber wir können solche heillosen Gedankenverstrickungen verhindern, indem wir bewusster und planvoller auf die Auslöser reagieren. Dann sind wir nicht länger Zuschauer unserer Reaktion, sondern nehmen aktiv darauf Einfluss. Dabei unterstützen uns bewährte Methoden aus dem Mental-, Resilienz- und Achtsamkeitstraining.

Wie du deineGEDANKENsinnvoll lenken kannst

GELASSENHEIT BEGINNT IM KOPF