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So kommen Sie souverän durch die Prüfungszeit!
Der
Leitfaden und Wegweiser durch die Prüfungszeit: Kein anderes Thema ist für Referendare so angstbesetzt wie das Examen. Eine rechtzeitige, systematische und konkrete Hilfe kann diese Belastung verringern und Ihnen Ängste nehmen. Zwei "alte Hasen" verraten hier die
besten Tipps für ein erfolgreiches Staatsexamen. Immer klar auf den Punkt gebracht, humorvoll illustriert und mit Hinweisen auf Stolperfallen.
Zum Schluss:50 Prüfungsfragen, die es in sich haben. So vorbereitet können Sie dem Examenstag gelassen entgegenblicken.
Experten-Tipp:
"Die Tipps werden von exzellenten Kennern der Materie gegeben - und sind so geschrieben, dass ihre Lektüre Freude macht. Referendare, die es verstehen, aus der Fülle der Anregungen die für sich geeigneten Schlussfolgerungen zu ziehen, werden das Staatsexamen weniger als pure Belastung erleben, sondern eher als eine Herausforderung, deren Bewältigung offensiv und zuversichtlich angegangen werden kann."
Prof. (i.R.) Dr. Uwe Schaarschmidt
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Seitenzahl: 164
Udo W. Kliebisch - Mathias Balliet
Kein Stress mit dem Staatsexamen!
22 Tipps für einen erfolgreichen Abschluss des Referendariats
Hinweis:
Aus Gründen besserer Lesbarkeit erscheinen im Text im Falle von Personengruppen oder Funktionen nur die männlichen Formen; die weiblichen sind stets mitgemeint.
Dr. Udo W. Kliebisch (Studiendirektor) ist Fachleiter im Kernseminar am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung in Dortmund (Seminar Gymnasien/Gesamtschulen) sowie zertifizierter Coach (Qualifizierung MSW NRW), zertifizierter Beratungslehrer und KODE®-Kompetenztrainer.
Mathias Balliet (Studienrat) ist Fachmoderator für Praktische Philosophie der Bezirksregierung Arnsberg, psychologisch ausgebildeter, zertifizierter Beratungslehrer und Lehrbeauftragter an der Ruhr-Uni Bochum.
© 2013 AOL-Verlag, Hamburg
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Redaktion: Dr. Kristina Poncin
Layout/Satz: Reemers Publishing Services GmbH, Krefeld
Illustrationen: Scott Krausen
ISBN: 978-3-403-70152-1
Das Werk als Ganzes sowie in seinen Teilen unterliegt dem deutschen Urheberrecht. Der Erwerber des Werkes ist berechtigt, das Werk als Ganzes oder in seinen Teilen für den eigenen Gebrauch und den Einsatz im Unterricht zu nutzen. Die Nutzung ist nur für den genannten Zweck gestattet, nicht jedoch für einen weiteren kommerziellen Gebrauch, für die Weiterleitung an Dritte oder für die Veröffentlichung im Internet oder in Intranets. Eine über den genannten Zweck hinausgehende Nutzung bedarf in jedem Fall der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlages.
Vorwort
Allgemeine Tipps
Tipp 1: Nutzen Sie Ihre Kompetenzen!
Tipp 2: Entspannen Sie sich!
Tipp 3: Teilen Sie Ihre Zeit ein!
Tipp 4: Machen Sie sich einen Handlungsplan!
Tipp 5: Setzen Sie sich realistische Ziele!
Tipp 6: Glauben Sie an sich selbst!
Tipp 7: Arbeiten Sie mit einem Portfolio!
Tipp 8: Nutzen Sie Ihre Ressourcen!
Tipps zur Vorbereitung auf die Prüfungsstunden
Tipp 9: Organisieren Sie rechtzeitig den Prüfungstag!
Tipp 10: Üben Sie gezielt im Unterricht!
Tipp 11: Machen Sie Unterricht und Prüfung transparent!
Tipp 12: Nutzen Sie kollegiale Beratung!
Tipp 13: Sprechen Sie mit Ihren Ausbildern!
Tipp 14: Lassen Sie sich coachen!
Tipps zur Vorbereitung auf das Kolloquium
Tipp 15: Sichten Sie Ihre Mitschriften und Materialien!
Tipp 16: Vernetzen Sie Ihr Wissen!
Tipp 17: Denken Sie um die Ecke!
Tipp 18: Verknüpfen Sie Theorie und Praxis!
Tipp 19: Organisieren Sie Selbstlerngruppen!
Tipp 20: Üben Sie Stellungnahmen!
Tipp 21: Simulieren Sie Kolloquien!
Tipp 22: Konkretisieren Sie Ihr Einstiegsthema!
50 Prüfungsfragen, die es in sich haben
Literaturverzeichnis
Die Prüfung ist nur das Tüpfelchen auf dem i. Für die meisten Referendare zumindest. Das Tüpfelchen auf dem i der Belastungen, die die Ausbildung so mit sich bringt: übervolle Klassen, Unterrichtsvorbereitungen, schwierige Schüler und manchmal schwierige Kollegen und Ausbilder, die Druck machen. Faktoren, die für viele Referendare die Ausbildung zur schlimmsten Phase ihres Lebens werden lässt. Klar: Vieles davon ist hausgemacht, selbst verursacht, und nur wenige Referendare erkennen den eigenen Anteil an den Problemen, die sie haben. Aber was nutzt das: Subjektiv ist die Belastung da, wird im Laufe der Ausbildung gesteigert durch die Verantwortung, die der selbstständige Unterricht mit sich bringt, und gipfelt in der Prüfung. Kein Wunder, dass mancher Referendar schon fertig ist, bevor es richtig losgeht: Angst treibt viele um, Unsicherheit regiert die Situation. Und vor allem sind da die Vorstellungen über das Kolloquium, denn man weiß ja nicht wirklich, was dann geprüft wird, man kennt die meisten Prüfer nicht … Und viele kennen sich leider auch selbst viel zu wenig, um sich mit dem Gelernten angemessen sicher zu fühlen.
Seminarausbilder wissen natürlich um diese Situation, versuchen zu helfen, wo es geht und wo es erlaubt ist. Aber was nutzt das alles dem Referendar, der sich die Prüfung als Katastrophe ausmalt, alle irrationalen Ideen, die er kennt, hineinprojiziert und der dann Panik bekommt? Was nutzt die Hilfestellung der Ausbilder dem Referendar, der alles perfekt machen möchte und jetzt schon weiß, dass dies nicht klappen wird, und der dadurch ängstlich wird? Was nutzt die Hilfestellung dem Referendar, der meint, er könne bei jeder Prüfung durchfallen, obwohl seine gesamte Biografie eine andere Sprache spricht? Ja: Ausbilder haben es schwer, Referendaren Ängste zu nehmen, die sich über Jahre hinweg geradezu systematisch aufgebaut haben. Angst aber bedeutet Stress. Die Enge, die die Angst auslöst, ist die Enge, die wir als Disstress erleben, als jene Art von Stress, die uns lähmt, die uns hemmt, die uns zum Opfer macht, die Kontrollverlust bedeuten kann. Ja, diese Angst, dieser Stress ist es, vor der bzw. dem wir uns fürchten. Wer will schon so offensichtlich vor anderen versagen? Wer will schon vor sich selbst versagen?
„Kein Stress mit dem Staatsexamen!“ Ein schöner Gedanke, werden Sie vielleicht sagen. „Kein Stress mit dem Staatsexamen!“ Ein netter Buchtitel, werden Sie vielleicht sagen. „Kein Stress mit dem Staatsexamen!“ Alles leere Versprechungen, werden Sie vielleicht denken. Vielleicht sind Sie aber doch ganz anders drauf: Warum haben Sie dieses Buch gekauft? Warum haben Sie es aufgeschlagen? Und warum um alles in der Welt lesen Sie gerade diese Zeilen? Sollte da doch diese Hoffnung sein, es könnte was dran sein an der Idee, das Staatsexamen stressfrei vorzubereiten und zu bestehen? Ja, wir Autoren sind uns sicher: Sie würden hier nicht reinschauen, wenn Sie nicht an diese Möglichkeit glauben würden.
Wir möchten Sie ermutigen, Ihren Glauben an das stressfreie Staatsexamen zu behalten, ja, ihn zu vertiefen. Dieses Buch, das Sie gerade zu lesen anfangen, ist kein Allheilmittel. Aber gemeinsam können wir es schaffen: Ihr Glaube, Ihre Tatkraft, alles, was Sie sich wert sind, einerseits, und unsere Anregungen, unsere Tipps und unsere Prüfungsfragen anderseits, beides zusammen rechtfertigt den Buchtitel: „Kein Stress mit dem Staatsexamen!“ Wie viele Wege ist vielleicht auch dieser für Sie nicht einfach, aber er ist gangbar, wenn Sie früh starten, wenn Sie geduldig am Ball bleiben und wenn Sie sich nicht ablenken lassen: durch sich selbst, durch andere Menschen, durch Gerüchte und durch all die Unannehmlichkeiten, die eine Ausbildung und eine Prüfung mit sich bringen. Wir sind sicher: Sie können das und Sie schaffen das! Wenn auch nicht alles und nicht alles perfekt, so doch so viel, dass Sie am Ende mit sich und dem Ergebnis Ihres Staatsexamens zufrieden sein können.
Susanne Bieling, Stefanie Kosch, Dennis Becker und Tim Pedde sind glücklich: Sie haben das Staatsexamen schon hinter sich, erst seit Kurzem. Den vier Kolleginnen und Kollegen danken wir ganz besonders für die tollen Tipps in unserer Rubrik „Examinierte meinen dazu“ – authentisch, prägnant und aus ganz persönlicher Erfahrung geschrieben.
Es gibt manches zu tun und es kann sogar Freude machen. „Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt“, sagt eine chinesische Weisheit. Sie sind ihn schon gegangen, diesen ersten Schritt, indem Sie bis hierher gelesen haben. Wir würden uns freuen, wenn Sie Ihren Weg mit unserer Hilfe weitergehen würden.
Udo Kliebisch / Mathias Balliet
Wie Sie sich auf Ihr Staatsexamen vorbereiten, bestimmen Sie nicht selbst. Verantwortlich dafür sind Ihre Kompetenzen, die Sie bis zum Start der Vorbereitung auf das Examen erworben haben. Kompetenzen – ein großes Wort? Kompetenzen sind ein Bündel von Fähigkeiten, die die Gesamtheit Ihrer Person kennzeichnen. Kompetent ist ein Mensch dann, wenn er diese Fähigkeiten nicht nur hat, sondern auch situativ erfolgreich einsetzen kann. Kompetent ist man also erst, wenn man auch kompetent redet und handelt. Volker Heyse und John Erpenbeck haben ein Kompetenzmodell entwickelt, das die Fähigkeiten des Menschen in vier Bereiche einordnet (siehe Heyse / Erpenbeck 2009; Heyse / Erpenbeck / Ortmann 2010). Erfolgreich sind Sie dann, wenn Ihr Stärken-Schwächen-Profil in den einzelnen Kompetenzbereichen gut auf Ihre berufliche Situation abgestimmt ist. Die vier Bereiche sind im Einzelnen:
1. Die personale Kompetenz konkretisiert sich in Ihren Fähigkeiten zur Selbsteinschätzung, zur Entwicklung von Wertvorstellungen sowie zur Deutung der Wirklichkeit und in Ihrem Selbstmanagement: Welche Werthaltungen haben Sie? Welche Überzeugungen kennzeichnen Ihr Handeln?
2. Die Aktivitäts- / Handlungskompetenz bezeichnet Ihre Fähigkeit zur Aktion, auch zur Interaktion mit Gruppen und Teams sowie zur Koordination von Arbeitsprozessen: Wie engagiert sind Sie? Wie motiviert verfolgen Sie Ihre Ziele?
3. Die Fach- / Methodenkompetenz beschreibt, in welchem Maße Sie erlernte Methoden und Fachwissen anwenden können: Wie wichtig sind Ihnen Fakten? Wie bedeutsam sind Fakten und Methoden für Ihre Entscheidungen? Welche Lern- und Arbeitsmethoden beherrschen Sie?
4. Die sozialkommunikative Kompetenz bemisst Ihre Fähigkeit, mit Schülern*, Kollegen und weiteren Personen im System Schule zu kommunizieren und zu kooperieren: Welche Rolle spielen andere Menschen und deren Meinungen für Sie? Wie gehen Sie mit anderen Menschen um?
Jeder Mensch verfügt über jede der vier Kompetenzen; die Menschen unterscheiden sich jedoch darin, welche Anteile die einzelnen Kompetenzbereiche an ihrer Gesamtkompetenz haben. Die spezifische Verteilung der Kompetenzen ist das individuelle Kompetenzprofil.
Spannend ist nun: Auch die Art, wie Sie sich auf Ihr Examen vorbereiten, wann Sie starten, wie intensiv Sie sich mit Fakten auseinandersetzen und ob Sie bei Ihrer Vorbereitung lieber mit anderen Menschen zusammenarbeiten oder sich doch lieber allein mit den Inhalten beschäftigen, all das wird auch bestimmt durch Ihr ganz persönliches Kompetenzprofil. Optimal bereiten Sie sich dann auf Ihr Examen vor, wenn Sie Ihr eigenes Profil gut kennen.
Nicht jedes Profil ist gleich geeignet, um sich effizient auf eine Prüfung vorzubereiten. Vier Beispiele:
1. Eine zu hohe personale Kompetenz kann dazu verleiten, an andere Menschen viel zu hohe Ansprüche zu stellen und sie so ständig zu überfordern.
2. Eine zu hohe Handlungskompetenz kann das Gegenteil bewirken: Dann werden die Inhalte zu schnell und zu oberflächlich behandelt. Fehler sind vorprogrammiert, die durch Nachlässigkeit entstehen.
3. Eine zu hohe Fach- und Methodenkompetenz kann zum Beispiel dazu verführen, zu tief und zu lange in Details zu graben.
4. Eine zu hohe sozialkommunikative Kompetenz kann stark abhängig machen von den Einschätzungen, Meinungen und Urteilen anderer Menschen. Es wird Zeit dadurch verloren, diese Meinungen einzuholen, man kann sich zu wenig auf seine eigenen Fähigkeiten verlassen.
Wer sein Kompetenzprofil ganz genau entdecken will, muss den KODE®-Kompetenztest machen, den Volker Heyse und John Erpenbeck entwickelt haben (siehe Heyse / Erpenbeck 2007). Dieser Test darf nur von lizenzierten Trainern durchgeführt werden. Eine gute Annäherung an Ihr Kompetenzprofil können Sie aber schon dadurch erreichen, dass Sie eine ehrliche Selbst- und eine Fremdeinschätzung vornehmen. Das können Sie so machen:
1. Personale Kompetenz: Nennen Sie die drei wichtigsten Überzeugungen, die Ihr Handeln als Lehrer bestimmen. Wenn Sie mögen, unterscheiden Sie zwischen pädagogischen, didaktischen und methodischen Überzeugungen.
2. Aktivitäts- / Handlungskompetenz: Erinnern Sie die drei Ereignisse in Ihrem Referendariat, für die Sie sich am meisten und freiwillig engagiert haben.
3. Fach- / Methodenkompetenz: Denken Sie an drei Unterrichtsvorbereitungen, die Sie Ihrer Meinung nach sehr differenziert und präzise durchgeführt haben.
4. Sozialkommunikative Kompetenz: Nennen Sie drei Situationen in Ihrem Referendariat, in denen Ihnen Kollegen oder Mitreferendare besonders wichtig waren.
Für jeden Kompetenzbereich haben Sie nun drei Ereignisse benannt. Notieren Sie für jedes Ereignis auf einem DIN-A4-Blatt ein markantes Wort, mit dem Sie sich an das Ereignis erinnern können. Ordnen Sie die Blätter; in jeder Spalte liegt das Blatt mit dem Ereignis oben, in dem sich der jeweilige Kompetenzbereich am meisten spiegelt, beispielsweise so:
Personale Kompetenz
Aktivitäts- / Handlungs-kompetenz
Fach- / Methodenkompetenz
Sozialkommunikative Kompetenz
Ich möchte gerecht sein.
Ich habe die Termine für meine Unterrichtsbesuche selbstständig und frühzeitig geplant.
In der Unterrichtsreihe zu Woyzeck habe ich die historische Dimension besonders differenziert bearbeitet.
Bei meiner Unterrichtsreihe zu Woyzeck habe ich mir Hilfe von meinen Mitreferendaren geholt.
Bewerten Sie nun die Eintragungen in den jeweiligen Spalten nach folgenden Regeln:
In jeder Spalte müssen Sie mindestens eine Eintragung mit mindestens einem Punkt bewerten.
Pro Eintrag dürfen Sie einen, zwei oder drei Punkte vergeben, je nachdem wie markant nach Ihrer Einschätzung das Ereignis den jeweiligen Kompetenzbereich repräsentiert.
Schauen Sie sich danach die Gesamtpunktzahl pro Spalte an. Erkennen Sie Unterschiede? Visualisieren Sie Ihren Eindruck jetzt in einer Art Tortendiagramm: Wie groß sind in Ihrem Fall die Tortenstücke, die die einzelnen Kompetenzbereiche symbolisieren? Sie erhalten dann zum Beispiel ein solches Kompetenzprofil:
Was bedeutet Ihr Profil für Ihre Examensvorbereitung? Ziehen Sie erste Schlüsse daraus: Nutzen Sie Ihre Stärken! Aber Achtung: Zu viel des Guten schadet mehr, als es nutzt. Wo erkennen Sie Schwächen? Geben Sie Acht auf diese blinden Flecken und versuchen Sie, diese Bereiche weiter zu entwickeln.
Ein paar Fragen zur Selbstwahrnehmung können dabei helfen:
Sie haben eine hohe personale Kompetenz: Prüfen Sie beim Lernen genau: Was hat das, was Sie lernen, mit Ihren Überzeugungen zu tun?
Sie haben eine hohe Handlungskompetenz: Fangen Sie früh mit der Vorbereitung an.
Sie haben eine hohe Fachkompetenz: Achten Sie darauf, nicht zu lange bei Einzelheiten zu verweilen. Verschaffen Sie sich rasch einen Überblick.
Sie haben eine hohe sozialkommunikative Kompetenz: Suchen Sie sich Mitstreiter fürs Lernen. Bilden Sie möglichst früh Lerngruppen – und nutzen Sie sie auch.
Lassen Sie Ihre Kompetenzen in einem zweiten Schritt von Menschen einschätzen, die Sie gut kennen. Die einfachste Methode: Bitten Sie die Personen, zu Ihren Kompetenzen ein Tortendiagramm zu malen. Vergleichen Sie danach Selbst- und Fremdeinschätzung. Ziehen Sie aus dem Ergebnis weitere Schlüsse.
In einem dritten Schritt testen Sie, für wie selbstwirksam Sie Ihr Tun halten: In welchem Maße, glauben Sie, sind Sie bis zum heutigen Tag durch eigene Fähigkeiten und durch eigenes Handeln vorwärtsgekommen? Bewerten Sie die Selbstwirksamkeit mit einer Zahl von 0 bis 10. Je höher die Zahl, desto höher auch die Selbstwirksamkeit, die Sie sich zuschreiben. Bringen Sie danach die Einschätzung Ihrer Selbstwirksamkeit in Zusammenhang mit Ihrer Selbsteinschätzung zu Ihren Kompetenzen und mit der Fremdeinschätzung dazu. Geringe Selbstwirksamkeit kann mit hoher sozialkommunikativer Kompetenz einhergehen. Das heißt: Sie brauchen bei der Examensvorbereitung in besonderem Maß andere Menschen, um sich sicher zu fühlen. Eine hohe Selbstwirksamkeit kann aber auch mit einer hohen Handlungskompetenz zusammenfallen: Sie brauchen in dem Fall weniger Unterstützung von anderen, was Ihre Lernsicherheit angeht. Sie brauchen aber vielleicht Hilfe, um Ihr zügiges und engagiertes Verhalten verwirklichen zu können.
Selbst- und Fremdeinschätzungen sind natürlich nicht identisch mit den Ergebnissen eines Kompetenztests. Dennoch geben diese Einschätzungen gute Anhaltspunkte dafür, wo Ihre Stärken und wo Ihre Schwächen liegen. Sprechen Sie mit Referendaren und Ihren Ausbildern darüber, was Ihnen aufgefallen ist. Lassen Sie sich beraten: Worauf sollten Sie angesichts Ihrer Kompetenzen bei der Vorbereitung auf das Examen achten? Wie können Sie Ihre Stärken ausbauen, ohne zu übertreiben? Wie können Sie Schwachstellen kompensieren oder zu Stärken machen?
Nutzen Sie bei der Einschätzung der Selbstwirksamkeit auch positive Erfahrungen, die Sie mit anderen Prüfungen gemacht haben. Wann haben Sie früher schon einmal eine Prüfung erfolgreich bestanden? Wie haben Sie sich gefühlt, als alles hinter Ihnen lag? Diese Erfahrungen sind (insbesondere vom Ergebnis her betrachtet) hilfreich, um Ängste und Befürchtungen abzubauen.
In Belastungssituationen reagieren Menschen oft anders als in Situationen, in denen sie sich wohlfühlen. Für Ihre Selbst- und Fremdeinschätzung sollten Sie auch auf diesen Unterschied achten, damit Sie das Spektrum Ihrer Ressourcen angemessen bewerten.
Trotz hoher Fach- und Methodenkompetenzen verbuchen manche Referendare bei Prüfungen nur geringe Erfolge. Bedenken Sie: Für eine angemessene Examensvorbereitung ist nicht nur wichtig, was Sie tun wollen, sondern vor allem das, was Sie am Ende tatsächlich tun. Ihr Erfolg hängt nicht nur davon ab, was Sie fachlich und didaktisch können, sondern auch von Ihren personalen Kompetenzen: Wie gut ist Ihr Selbstmanagement? Wie stark ist Ihre Selbstdisziplin? Wie groß sind Ihre Geduld, Ihre Ausdauer und Ihre Fähigkeit, mit inneren Widerständen umzugehen?
Sie haben eine lange Schulausbildung und ein Studium, vielleicht eine Berufsausbildung hinter sich. Sie sind erwachsen und eine gestandene Persönlichkeit. Und jetzt im Referendariat sollen Sie sich (wieder) etwas zu Ihrem Persönlichkeitsprofil sagen lassen? Ja, denn unter dem Aspekt der Professionalisierung im Lehrberuf haben Sie sich wahrscheinlich noch nie beraten lassen (müssen). Seien Sie offen für diese Beratung! Lassen Sie Anregungen an sich heran! Nur so entdecken Sie die Bereiche, in denen Sie sich entwickeln sollten.
Sich mit anderen abzusprechen und Erfahrungen auszutauschen, das ist sinnvoll. Aber: Hohe sozialkommunikative Kompetenz wie auch hohe personale Kompetenz machen eines mindestens ebenso wichtig: Hören Sie auf sich selbst! Gestalten Sie Ihre Unterrichtsstunden so, wie Sie es selbst für richtig halten und wie Sie es am besten können. Sie kennen sich am besten und wissen auch am besten, wie die Klasse auf Sie reagiert (siehe Tipp 6).
* Im Interesse der besseren Lesbarkeit verzichten wir auf die ausdrückliche Nennung der weiblichen Formen; sie sind aber stets mit gemeint.
Stress heißt das Wort, das viele Referendare schon kurz nach dem Beginn der Ausbildung besser kennen als manchen Begriff aus der Fachdidaktik. Der Übergang vom Studentensein ins Referendariat sorgt für viel Unruhe und er fordert eine Neuorientierung: Welche Personen haben im System Schule etwas zu sagen? Welche Menschen sind in den Zentren für schulpraktische Ausbildung wichtig? Welche (auch impliziten) Regeln gelten, wenn man mit Ausbildungslehrern oder Seminarausbildern umgeht? Welche Werte spielen in den beiden Systemen, in der Schule und im Ausbildungszentrum, eine Rolle? Welche Arbeitseinstellung und welche Arbeitsorganisation werden verlangt? Neben diesen systemischen Komponenten belasten die Herausforderungen, die die Ausbildung stellt: Vor allem das Planen von Unterricht, aber auch das Unterrichten selbst beansprucht viele Referendare nicht nur, es belastet sie. Die Aufgaben in den Fach- und Kernseminaren sind dann oft nur die letzten Tropfen, die das Fass der Arbeitstoleranz zum Überlaufen bringen: Schlafmangel und Schlafstörungen, Gereiztheit, Ruhelosigkeit, Verspannungen und das bekannte Druckgefühl stellen sich ein und begleiten viele Referendare praktisch bis ans Ende der Ausbildung. Sie bilden einen Teufelskreis, aus dem viele Referendare kaum einen Ausweg finden (siehe Abbildung).
Wer sich entspannen will, muss verstehen, wie Stress zustande kommt: Menschen und Ereignisse beeinflussen unsere Gedanken und Gefühle, auch unsere Körperwahrnehmungen. Über neurobiologische Vorgänge sind unsere kognitiven und emotionalen Deutungen der Umstände miteinander vernetzt. Das Ergebnis unserer Weltdeutung bestimmt, wie wir uns verhalten. Vier probate Mittel, sich zu entlasten: der Gedankenstopp, der Wechsel der inneren Beobachtungsposition, die progressive Muskelentspannung und der Atemtrick.
„Das schaff‘ ich nicht.“ „Wenn die Prüfer mich nicht mögen, geht das bestimmt schief.“ „Ich kenn‘ mich: In Prüfungen habe ich schon immer abgebaut.“ „Was man fürs Kolloquium alles wissen soll …. Das ist doch viel zu viel.“
So oder so ähnlich denken viele Referendare, wenn die Prüfung näherrückt. Unheilvoll sind solche Gedanken, weil sie jedes Selbstbewusstsein und jede Selbstwirksamkeit unterlaufen. Schlechte Gefühle und unvorteilhafte körperliche Reaktionen sind die Folge. Stoppen Sie den Kreislauf. Das geht so: Stellen Sie sich ein STOPP-Schild vor, wie Sie es viele Hunderte Mal im Straßenverkehr gesehen haben. Immer wenn Sie spüren, dass sich Ihr unheilvolles Gedankenkarussell zu drehen beginnt: Sagen Sie sich innerlich laut „STOPP!“ und machen Sie sich zugleich ein Bild vom typischen STOPP-Schild. Wenn’s nicht reicht: Wiederholen Sie das „STOPP!“ Noch ein paar Mal, bis Sie merken: Ihre Gedanken kommen zur Ruhe.
Wenden Sie sich nach der STOPP-Übung unmittelbar einer neuen Tätigkeit zu, die Sie von dem ablenkt, was Sie bisher getan haben.
Erinnern Sie sich an den STOPP-Trick, damit Sie ihn auch anwenden, wenn Sie belastet sind: Kleben Sie dazu überall dorthin ein STOPP-Schild, wo Sie täglich vorbeischauen, zum Beispiel auf Ihren PC oder auf den Badezimmerschrank. So trainiert Ihr Unbewusstes das STOPP-Ritual beinahe wie von selbst.