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›Kein Tag ohne dich‹ von Marie Force ist der zweite Band der Bestseller-Reihe ›Lost in Love – Die Green-Mountain-Serie‹ und zugleich ein in sich abgeschlossener Liebesroman. Für Nolan Roberts ist ein Traum wahr geworden – Hannah hat ihn geküsst! Schon lange ist Nolan heimlich in sie verliebt, doch noch nie war er dem großen Glück so nahe. Aber der Tod ihres Ehemanns vor sieben Jahren hat Hannah in ein tiefes Loch gerissen – sie weiß nicht, ob sie noch an die Liebe glauben kann … Hannah Guthrie Abbott hatte die große Liebe bereits gefunden. Die Liebe, die alles bedeutet. Doch Caleb ist tot, schon seit sieben Jahren. Aber Hannah kann sich nicht lösen, sie hat Angst davor, sich auf etwas Neues einzulassen. Ihre Familie nimmt Rücksicht auf ihre Gefühle und ist für Hannah da. Trotzdem machen sich die Abbotts Sorgen um ihre älteste Tochter, sie ist zu jung um den Rest ihres Lebens allein zu sein. Aber Hannah bleibt stur. Bis zu jener Nacht, in der sie Nolan küsst. Nolan Roberts kann sein Glück kaum fassen – ein Kuss von Hannah! Ein Traum wird wahr. Leider hat sie sich seitdem nicht bei ihm gemeldet. Aber Nolan ist geduldig, schon zu lange ist er heimlich in Hannah verliebt. Als Hannahs Auto eine Panne hat, eilt er ihr sofort zur Hilfe. Als Dank lädt Hannah ihn überraschend zu einem Essen ein. Ein wunderbarer Abend in knisternd aufgeladener Atmosphäre lässt Nolan hoffen. Er lädt Hannah zu einem romantischen Wochenende in der bezaubernden Landschaft Vermonts ein, Tage voller Leidenschaft. Diese lassen in Hannah lange verloren geglaubte Gefühle erwachen … Lass dich entführen … … in die unberührte Natur Vermonts, … in eine idyllische Kleinstadt, ... in eine Großfamilie, die glücklich macht … und finde die ganz große Liebe! Die ›Lost in Love – Die Green-Mountain-Serie‹ Band 1: Alles, was du suchst Band 2: Kein Tag ohne dich Band 3: Mein Herz gehört dir Band 4: Schenk mir deine Träume Band 5: Sehnsucht nach dir Die Kurzgeschichten zu: Die ›Lost in Love – Die Green-Mountain-Serie‹ Kurzgeschichte 1: Endlich zu dir Kurzgeschichte 2: Ein Picknick zu zweit Kurzgeschichte 3: Ein Ausflug ins Glück Kurzgeschichte 4: Der Takt unserer Herzen Kurzgeschichte 5: Ein Fest für alle
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Seitenzahl: 491
MarieForce
Lost in Love - Die Green-Mountain-Serie 2
Hannah Guthrie Abbott hatte die große Liebe bereits gefunden. Die Liebe, die alles bedeutet. Doch Caleb ist tot, schon seit sieben Jahren. Aber Hannah kann sich nicht lösen, sie hat Angst davor, sich auf etwas Neues einzulassen. Ihre Familie nimmt Rücksicht auf ihre Gefühle und ist für Hannah da. Trotzdem machen sich die Abbotts Sorgen um ihre älteste Tochter, sie ist zu jung um den Rest ihres Lebens allein zu sein. Aber Hannah bleibt stur. Bis zu jener Nacht, in der sie Nolan küsst.
Nolan Roberts kann sein Glück kaum fassen – ein Kuss von Hannah! Ein Traum wird wahr. Leider hat sie sich seitdem nicht bei ihm gemeldet. Aber Nolan ist geduldig, schon zu lange ist er heimlich in Hannah verliebt. Als Hannahs Auto eine Panne hat, eilt er ihr sofort zur Hilfe. Als Dank lädt Hannah ihn überraschend zu einem Essen ein. Ein wunderbarer Abend in knisternd aufgeladener Atmosphäre lässt Nolan hoffen. Er lädt Hannah zu einem romantischen Wochenende in der bezaubernden Landschaft Vermonts ein, Tage voller Leidenschaft. Diese lassen in Hannah lange verloren geglaubte Gefühle erwachen …
Die ›Lost in Love – Die Green-Mountain-Serie‹:
Band 1: Alles, was du suchst
Band 2: Kein Tag ohne dich
Band 3: Mein Herz gehört dir
Weitere Informationen finden Sie auf www.fischerverlage.de
Als Marie Force Urlaub in Vermont, USA, machte, spürte sie sofort, dass diese wunderschöne, unberührte Landschaft die perfekte Kulisse für unwiderstehlichen Lesestoff bietet. Auf der Suche nach Souvenirs entdeckte sie in einer idyllischen Kleinstadt den Green-Mountain-Country-Store und lernte dessen Besitzer kennen: eine moderne und sympathische Familie, die mit großer Freude heimische Produkte verkauft. Und schon sah Marie Force das Setting für die Romane vor sich. Fehlt nur noch die Liebe … aber die findet sich in Butler, dem fiktiven Städtchen in dieser Serie, zum Glück an jeder Ecke.
Marie Force lebt mit ihrer Familie in Rhode Island, USA, sie ist New-York-Times-Bestsellerautorin, und allein in den USA verkauften sich ihre Bücher über 4 Millionen Mal.
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
28. Kapitel
Epilog
Anmerkung der Autorin
Leseprobe Band 3
1. Kapitel
2. Kapitel
Lost in Love - Die Green-Mountain-Serie
Diesen Sommer ist ein neuer Junge in unseren Ort gezogen. Er heißt Caleb Guthrie. Hunter und Will mögen ihn, ich bin mir da noch nicht so sicher.
Aus dem Tagebuch von Hannah Abbott, 12 Jahre
Hannah Abbott Guthrie freute sich immer auf den zweiten Donnerstag im Monat, weil sie dann in St. Johnsbury mit ihren Freundinnen verabredet war: erst zum Essen, anschließend zum Wellnessnachmittag im Spa. Sie kannten sich alle schon seit der Highschool, doch mit den Donnerstagstreffen haben sie erst vor knapp sieben Jahren begonnen. Nachdem Hannah ihren Mann Caleb im Irak verloren hatte, halfen ihr die regelmäßigen Treffen mit den Mädels sehr. Und obwohl sich Hannah inzwischen an ein neues Leben ohne Caleb gewöhnt hatte, behielten sie die Treffen bei.
Ihre Freundinnen hatten ihr ebenso treu zur Seite gestanden wie ihre Familie. Hannah liebte diese gemeinsame Zeit in St. Johnsbury, ihre »kleine Flucht aus dem Alltag«. Diesmal überlegte sie sogar, die Einladung ihrer Freundin Becky anzunehmen und über Nacht bei ihr zu bleiben, damit sie nach dem entspannenden Nachmittag nicht noch nach Hause fahren musste.
Ihr Bruder Hunter hatte sich angeboten, abends nach Calebs altem Hund Homer zu schauen, damit das Tier nicht den ganzen Tag und die Nacht allein wäre. Doch auch wenn für Homer gesorgt war, wollte Hannah sich noch nicht ganz festlegen. Seit Calebs Tod litt sie unter Schlafstörungen, und wenn sie schon nachts durch die Gegend geisterte, wollte sie das lieber in ihrem eigenen Haus tun.
Hannah nahm ihre bis oben vollgepackte Sporttasche, tätschelte Homer zum Abschied und sagte ihm, dass Hunter später vorbeikommen und nach ihm sehen würde. Dann schloss sie die Tür des großen viktorianischen Hauses ab, das Caleb ihr hinterlassen hatte. Es war viel zu groß für eine Person, aber Caleb hatte es von seiner Großmutter geerbt und so geliebt, dass Hannah es nicht übers Herz bringen würde, es zu verkaufen.
Sie schloss ihren in die Jahre gekommenen Geländewagen auf, stellte die Tasche in den Kofferraum und rutschte hinters Steuer. Es war kalt, aber sonnig – ein Vorfrühlingstag im nördlichen Vermont, wo der Winter deutlich länger verweilte als im Süden des langgestreckten Bundesstaats. Mit Hinblick auf die Temperaturen hatte Hannah noch einmal den dicken Mantel angezogen statt der neuen Übergangsjacke, die nun jeden Tag zum Einsatz kommen könnte.
Sie drehte den Schlüssel in der Zündung. Es gab ein klickendes Geräusch, das nichts Gutes verhieß. »Komm schon!«, flüsterte sie. »Nicht heute. Das kannst du morgen machen, wenn ich nirgendwo hinmuss.« Erneut drehte sie den Schlüssel, und wieder machte es klick. Die Batterie war leer. »Das kann doch wohl nicht wahr sein!«, stieß Hannah aus und legte den Kopf aufs Lenkrad. Sie versuchte, sich zu erinnern, wo die anderen heute waren. Ihr Vater und Hunter waren zu einer Konferenz nach Montpelier gefahren. Will war in New York, wo er seiner Freundin Cameron half, die Sachen für ihren Umzug nach Vermont zu packen. Colton war oben auf dem Berg in der kleinen familieneigenen Ahornsirup-Fabrik, Wade verstand wie sie selbst von Autos gar nichts, Lucas und Landon hatten gerade vierundzwanzig Stunden Bereitschaftsdienst bei der Freiwilligen Feuerwehr, und Max war in Burlington an der Uni.
Ihre Schwestern Ella und Charley konnten in dieser Situation ebenso wenig helfen wie Wade. Hannahs Mutter hatte Gramps am Morgen zur jährlichen ärztlichen Untersuchung gebracht. Damit war nur noch einer übrig, den Hannah anrufen konnte, und leider war er der Letzte, den sie fragen wollte.
»Wenn ich mich bei Nolan melde, macht er sich Hoffnungen, und das will ich ihm nicht antun«, brummelte sie in der kalten Luft vor sich hin. Es hatte schon gereicht, dass sie vor kurzem in der Grange Hall mit ihm getanzt und sich von ihm nach Hause hatte bringen lassen. Das hatte sie in den Jahren seit Calebs Tod keinem anderen Mann erlaubt.
Aber Nolan war nicht irgendein Mann. Was seine Gefühle für sie betraf, hatte er nichts verheimlicht. Er ergriff jede Gelegenheit, sich bei Hannahs Verwandten nach ihr zu erkundigen – die ihr wiederum bei jeder sich bietenden Gelegenheit von Nolans Interesse berichteten.
»Das ist doch albern! Entweder rufst du jetzt Nolan an und kannst nach St. Johnsbury fahren, oder dir entgeht der Tag mit deinen Freundinnen. Du hast die Wahl!« Das Einzige, was Hannah nach fast sieben Jahren des Alleinseins nicht albern fand, waren ihre Selbstgespräche. Wenn jemand wüsste, wie oft sie regelrechte Diskussionen mit sich selbst führte, würde man sie wahrscheinlich einweisen lassen.
Sie griff nach ihrem Handy und wählte. Mit angehaltenem Atem wartete sie, dass er sich in seiner Werkstatt meldete.
»Nolan’s.«
Beim Klang seiner tiefen Stimme bekam sie ein nervöses Flattern im Bauch.
»Hallo?«, fragte er.
»Oh, Entschuldigung. Hallo, Nolan! Ich bin’s, Hannah.«
»Hannah.« In diesem einen Wort lagen Hoffnung, Verwunderung, Vorsicht. Dass es Nolan gelang, allein mit dem Aussprechen ihres Namens so viele Gefühle auszudrücken, war einer der zahlreichen Gründe, warum sich Hannah von ihm fernhielt. Was er für sie empfand, war ein offenes Geheimnis; es machte sie nervös, in seiner Nähe zu sein. Eigentlich war es albern, schließlich kannte sie Nolan schon ihr Leben lang, und trotzdem wurde sie jedes Mal unruhig, wenn sie ihn irgendwo erblickte. »Was gibt’s?«
»Ähm, mein Auto springt nicht an, ausgerechnet heute, wo ich verabredet bin«, beeilte sich Hannah zu sagen.
»Macht es irgendwelche Geräusche?«
»Es klickt.«
»Hört sich nach der Batterie an. Ich komm rüber.«
»Ähm, hast du denn Zeit?«
»Natürlich«, sagte er, als wäre es die dümmste Frage, die er je gehört hatte. »Dafür bin ich ja da. Dauert nicht lange!«
»Danke, Nolan.« Hannah legte das Handy neben sich auf den Beifahrersitz und wartete voll innerer Unruhe. Das war Nolans Wirkung auf sie, selbst wenn er gar nicht da war. In den vergangenen sechs Wochen hatte sie sich bemüht, nicht an den Abend zu denken, als sie mit ihm getanzt und er sie nach Hause gebracht hatte. Sie wollte sich nicht daran erinnern, dass sie ihm erlaubt hatte, ihr einen Abschiedskuss zu geben, der ihr viel zu gut gefallen hatte.
Beim Gedanken an die Situation auf ihrer Veranda tasteten ihre Finger unbewusst nach ihren Lippen. Nolan hatte darauf bestanden, Hannah zur Tür zu bringen. »Es war ein schöner Abend«, hatte er gesagt. »Danke, dass du mit mir getanzt hast.«
»Nun, das war auch wirklich eine Strafe.« Mit der blöden Bemerkung wollte sie ihre Nervosität überspielen.
»Glaube ich gerne«, erwiderte Nolan und lachte gutmütig. »Ich bin für meine zwei linken Füße bekannt.«
»Du kannst doch gut tanzen!«
»Ja?« Er klang überrascht.
»Doch, total!«
»Hm. Ich dachte immer, ich würde mich ziemlich dumm dabei anstellen.«
»Das stimmt nicht.«
Die Worte schwebten zwischen ihnen, schwer vor Erwartung.
»Hannah …« Er legte die Hände auf ihre Wangen. Sie waren weich, obwohl er jeden Tag in der Werkstatt arbeitete.
Das Verlangen, das sie im Licht der Verandalampe in Nolans Gesicht sah, machte sie sprachlos und raubte ihr den Atem. Dann streiften seine Lippen ihren Mund, ganz vorsichtig und zurückhaltend, aber gleichzeitig intensiver, als es ein deutlich leidenschaftlicherer Kuss vermocht hätte. Hannah hatte den Zauber unterbrochen, indem sie sich von Nolan löste, ohne es wirklich zu wollen. Warum sie es dennoch getan hatte, war eine Frage, die sie auch sechs Wochen später nicht beantworten konnte.
Am nächsten Tag hatte Nolan angerufen, aber feige, wie sie war, hatte sie den Anruf auf die Mailbox springen lassen und nicht mehr mit ihm gesprochen. Bis zum heutigen Tag. Allerdings hatte sie die süße Nachricht, die er hinterlassen hatte, so oft abgehört, dass sie die Worte auswendig kannte:
Oh, hallo, Hannah! Ich bin’s, Nolan. Ähm, ich, also, ich wollte dir sagen, dass ich es schön fand gestern Abend. In Stowe gibt es einen neuen Mexikaner, den wollte ich mal ausprobieren. Du magst doch gerne Mexikanisch. Wenn du also Lust hast, mit mir hinzugehen, du hast ja meine Nummer. Ruf mich an, ja?
Sie hatte ihn nicht angerufen und auch niemandem von dem Fast-Kuss erzählt. Weder ihrer Mutter noch ihren Schwestern und schon gar nicht ihren neugierigen Brüdern oder ihrem Vater, die alle viel zu viel in etwas hineinlesen würden, was doch nur eine unschuldige Geste gewesen war. Nur dass sie so unschuldig eben doch nicht gewesen war. Es war der erste Kuss, den Hannah als Witwe bekommen hatte, und irgendwie konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, Caleb damit verraten zu haben.
Natürlich wusste sie, dass das albern war. Caleb wäre viel eher wütend auf sie, weil sie sich nach so vielen Jahren immer noch im Haus vor dem Leben versteckte. Hannahs Mann war praktisch veranlagt gewesen, kein Typ, der darauf wartete, dass ihm alles auf dem Silbertablett präsentiert wurde. Mit Leidenschaft und Begeisterung hatte er seine Träume verfolgt, und so hatte er auch seinem Land gedient.
Wenn er für einen Tag zurückkehren und sie noch immer dort vorfinden würde, wo er sie vor fast sieben Jahren zurückgelassen hatte, würde er ihr ganz gewaltig seine Meinung sagen. Hannah wusste, dass sie zu ihren Schuldgefühlen stehen sollte, statt sie als Verrat an Caleb abzutun. Ohne jeden Zweifel hatte er sie so geliebt, wie ein Mann seine Frau nur lieben konnte, und nur das Allerbeste für sie gewollt.
Nein, mit ihren Schuldgefühlen musste sie sich ganz allein auseinandersetzen. Es war ein Anfang, sich das überhaupt klarzumachen. Nolan zu küssen hatte absolut nichts mit Caleb zu tun. Ganz im Gegenteil, wenn ein anderer Mann in seinen Augen in Frage käme, dann ganz bestimmt Nolan. Caleb hatte viel von ihm gehalten und war eng mit ihm befreundet gewesen. Zumindest hoffte Hannah das. Mit Sicherheit sagen konnte sie es nicht.
Was also sprach dagegen? Sie hätte es gerne gewusst, doch wenn sie darüber nachdachte, fiel ihr immer wieder dieselbe Ausrede ein: Sie war noch nicht bereit, mit einem anderen Mann zusammen zu sein. Und es war sinnlos, Nolan Hoffnungen zu machen, solange sie nicht für das bereit war, was er von ihr wollte.
Ein Klopfen am Seitenfenster erschreckte sie so sehr, dass sie zusammenfuhr. Mit zitternden Händen öffnete sie die Tür und stieg aus.
»Wollte dich nicht erschrecken. Ich dachte, du hättest den Wagen gehört.«
Hannah staunte, wie tief sie in ihre Gedanken versunken gewesen war. Wie hatte sie die Ankunft des großen Abschleppwagens überhören können, der am Straßenrand stand? Sie stieg aus. »Ich war … ähm …«
»Ganz weit weg?«, fragte Nolan mit einem hinreißenden Lächeln, das das tiefe Grübchen auf seiner linken Wange zur Geltung brachte. Sein dunkles Haar war graumeliert, was ihn ein wenig älter wirken ließ als fünfunddreißig. Doch es waren seine eindringlichen braunen Augen und die Art und Weise, wie sie Hannah immer zu verschlingen schienen, was sie jedes Mal völlig aus der Bahn warf.
Wenn Nolan sie so ansah wie jetzt, fühlte sie sich völlig wehrlos. Sie räusperte sich. »Ja, wahrscheinlich.«
»Viel im Kopf?«
Weil sie irgendetwas mit ihren Händen tun wollte, schob sie sie tief in ihre Manteltaschen. »Nicht mehr als sonst.«
Lange sah Nolan sie an, und als Hannah ihn gerade erinnern wollte, dass er wegen ihres Autos gekommen war, nicht um sie mit seinem sehnsüchtigen Blick in Brand zu setzen, sagte er: »Ich hab versucht, dich anzurufen.«
»Ich weiß.«
»Es tut mir leid, wenn ich mich an dem Tanzabend danebenbenommen habe. Ich habe mir hundertmal den Kopf darüber zerbrochen und kann mir nicht erklären, warum ich die erstbeste Gelegenheit, die du mir gegeben hast, so schamlos ausgenutzt …«
»Hör auf, Nolan! Red nicht so! Du hast überhaupt nichts ausgenutzt. Ich möchte nicht, dass du das glaubst.« Auch wenn Hannah dieses unangenehme Gespräch am liebsten nicht geführt hätte, konnte sie ihn nicht in dem Glauben lassen, etwas falsch gemacht zu haben. »Du hast nichts Falsches getan.«
Er schüttelte den Kopf, wollte es nicht hören. »Doch. Ich habe so lange auf dich gewartet, Hannah. Du hast keine Vorstellung, wie lange. Und bei der ersten Gelegenheit habe ich es sofort vermasselt.«
Überrumpelt und verunsichert durch die Selbstverachtung, die in Nolans Worten durchklang, wusste Hannah nicht, was sie antworten sollte. Wie lange hatte er denn gewartet? Länger als sieben Jahre? Wenn ja, dann war ihr das neu. Obwohl sie es nicht wollte, fühlte sie sich zu ihm hingezogen und legte ihm die Hand auf den Arm.
Er schaute zuerst auf ihre Finger, dann in ihre Augen.
»Du hast nichts falsch gemacht. Es ist meine Schuld. Ich hätte den Kuss nicht abbrechen sollen, ich wollte nämlich gar nicht aufhören. Ich weiß auch nicht, warum ich das getan habe.«
Nolan richtete sich ein wenig auf. »Hannah …«
»Ich bin völlig durcheinander.«
»Weshalb?«
»Wie kann ich dich in einem Moment küssen wollen und kurz darauf das Gefühl haben, nicht dazu bereit zu sein? Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat.«
Nolan holte tief Luft, als versuchte er, sich unter Kontrolle zu halten. »Vielleicht können wir das gemeinsam herausfinden.«
Sie wagte einen Blick in seine Augen, und ihr Herz vollführte einen seltsamen Sprung. Das war nicht gut. So was hatte sie heute nicht auf dem Plan gehabt. »Was meinst du damit?«
»Lass uns etwas zusammen unternehmen. Was du willst. Ohne Druck, ohne Küsse, einfach so. Wir machen nur das, was du willst.«
Verstört durch die Eindringlichkeit seiner Worte und die Zärtlichkeit, die in ihnen lag, fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. Sie versuchte zu ignorieren, wie er diese kleine Geste verfolgte. »Warum ich?«
»Wenn ich das wüsste!« Nolan lachte schroff. »Aber ich kann mich nicht erinnern, wann du es nicht warst.«
»Moment, soll das heißen …«
»Vergiss es! Die Vergangenheit ist egal. Wir leben in der Gegenwart, und ich möchte Zeit mit dir verbringen, selbst wenn wir nur hin und wieder zusammen essen gehen. Meinst du, das geht?«
»Ich … ähm, mein Auto. Ich hab einen Termin.«
Vor Enttäuschung presste Nolan die Lippen aufeinander. Es tat Hannah leid, aber sie war nicht in der Lage, seine Frage zu beantworten. Zuerst musste sie überlegen, was sie für ihn empfand. Spontaneität war für Hannah ein Fremdwort geworden. Die gab es nicht mehr, seit Caleb gestorben war und ihre Jugend und Lebendigkeit, ihre Hoffnungen und Träume mit sich genommen hatte.
»Mach mal die Motorhaube auf!«
Nolans offizieller Tonfall bildete einen schroffen Gegensatz zu dem flehenden Bitten, das eben noch in seiner Stimme gelegen hatte.
Hannah kletterte ins Auto zurück und tat, worum er sie gebeten hatte. Bevor sie die Entriegelung lösen konnte, rutschten ihre Finger mehrmals ab. Endlich! Sie ließ die Fahrertür offen, damit sie eventuelle weitere Anweisungen von Nolan hören konnte.
Er hob die Motorhaube an. Das verschaffte Hannah eine kurze Verschnaufpause, um ihre Gedanken zu sammeln. Er wollte sich also mit ihr treffen, ihr aber keinen Druck machen. Nolan war lieb und rücksichtsvoll, er sah gut aus und konnte hart arbeiten – alles Dinge, die Hannah an einem Mann mochte und bewunderte. Ganz zu schweigen davon, dass er unglaublich sexy war. Sie zuckte innerlich zusammen. Wann hatte sie zum letzten Mal an irgendwas gedacht, das mit Sex zu tun hatte?
»Die Batterie ist leer, das ist seltsam. Sie ist noch relativ neu. Wir haben sie erst vor einem Jahr oder so ausgewechselt. Hast du gestern Nacht das Licht angelassen?«
»Nein.«
»Hm.«
»Kannst du sie reparieren, oder soll ich meine Verabredung absagen?«
Nolans Kopf kam hinter der Motorhaube hervor. »Wie weit musst du denn fahren?«
»Nur nach St. Johnsbury.«
»Ich kann dir helfen, aber ich muss das Auto zum Ende der Auffahrt schieben, damit ich dir Starthilfe geben kann. Kannst du in den Leerlauf schalten?«
»Klar. Soll ich dir helfen?«
»Nein. Bleib sitzen, halt das Lenkrad gerade und tritt auf die Bremse, wenn ich es sage, ja?«
»Ja.«
Nolan ließ die Motorhaube vorsichtig sinken, so dass sie nicht einrastete, zog seine Jacke aus und warf sie auf den Rasen, wo der Schnee inzwischen geschmolzen war. Er trug ein graues Arbeitshemd, über dessen Brusttasche ein rotes Namensschild prangte. Gebannt sah Hannah zu, wie er sich bereitmachte, den Wagen anzuschieben. Sein Bizeps wölbte sich unter dem groben Stoff. Dann rollte der Wagen in Richtung Straße, wurde immer schneller.
»Gut. Stopp!«, rief er.
Hannah trat auf die Bremse.
Innerhalb weniger Minuten hatte Nolan ihren Geländewagen an die Starthilfekabel geklemmt. Auch jetzt beobachtete Hannah ihn genau, registrierte, wie ihm das Haar in die Stirn fiel und sich das Hemd über seine breite Brust spannte. War ihr jemals aufgefallen, wie muskulös er war, bevor sie mit ihm getanzt hatte?
Um ehrlich zu sein, hatte sie sich nie gestattet, genauer hinzuschauen, weil sie Angst hatte, etwas zu sehen, das ihr gefiel. Doch nun musste sie zugeben, dass ihr Nolan sehr gefiel. Sie seufzte leise auf. Sie war es leid, immer allein zu sein. Das hatte sie sich in dem langen, kalten, einsamen Winter eingestehen müssen, der gerade zu Ende ging.
Da sie eine große Familie hatte – Eltern, Großvater, neun Geschwister und weitere Tanten, Onkel und Cousins und Cousinen, die sämtlich in der Nähe lebten –, war immer etwas los. Doch letzten Endes war Hannah allein in dem großen Haus, in dem sie einst glücklich verheiratet gewesen war. Sie war jetzt fünfunddreißig Jahre alt und ein Fünftel ihres Lebens Witwe. Am kommenden, siebten Jahrestag von Calebs Tod war sie länger verwitwet als sie verheiratet gewesen war.
Es war vielleicht an der Zeit, wieder ins Leben zurückzukehren.
»Versuch’s jetzt mal!«, riss Nolan sie aus ihren Gedanken.
Hannah drehte den Zündschlüssel und vernahm das erfreuliche Geräusch des anspringenden Motors. »Vielen, vielen Dank!«, rief sie.
»Kein Problem.« Nolan entfernte die Starthilfekabel und drückte ihre Motorhaube zu.
Als er sich bückte, um seine Jacke aufzuheben, ließ der Anblick seines knackigen Hinterns in der blauen Arbeitshose Hannahs Haut kribbeln. Ein Gefühl, das sie seit sehr langer Zeit nicht mehr gespürt hatte, aber immer noch die Macht hatte, ihr Angst einzujagen. Hannah fuhr die Fensterscheibe hinunter.
Bevor Nolan in seinen Wagen stieg, blieb er an ihrer Autotür stehen. »Fahr vorsichtig und ruf mich an, wenn es noch mal Probleme gibt!«
»Mach ich. Schick mir die Rechnung!«
»Hör auf. Das war gratis, Hannah.«
»Dann danke ich dir für deine Hilfe.«
Nolan überlegte, als wollte er noch etwas sagen, begnügte sich aber mit: »Keine Ursache.«
Er war schon gegangen, als Hannah ihm nachrief: »Nolan?«
Mit erhobenen Brauen drehte er sich um. »Ja?«
Sie überwand sich, die nächsten Worte auszusprechen: »Ich würde gerne mal was mit dir unternehmen. Wie du vorgeschlagen hast. Wenn das in Ordnung ist.«
Nach seinem entgeisterten Gesichtsausdruck zu urteilen, war es das Letzte, womit er gerechnet hatte. »Ja? Wirklich?«
Hannah nickte. »Ich melde mich.«
»Ich warte.«
So, jetzt weiß ich Bescheid. Caleb Guthrie ist ein Idiot. Jeden Tag zieht er mich auf dem Spielplatz an den Haaren und läuft dann weg. Alle Jungen lachen darüber. Am liebsten würde ich ihm eine kleben.
Aus dem Tagebuch von Hannah Abbott, 12 Jahre
Nolan fuhr mit seiner Routine fort, als wäre in Hannah Guthries Auffahrt gerade nicht das Unglaublichste geschehen, was möglich war – zumindest in seiner Welt. Als er in die Werkstatt zurückkehrte und sich daranmachte, die Autos zu reparieren, die die Kunden am Morgen vorbeigebracht hatten, dankte er Gott dafür, dass sich Batterien manchmal entleerten.
Nolan ging seiner Arbeit nach, wechselte Öl, tauschte Zahnriemen aus und nahm Anrufe entgegen, während er versuchte, nicht an Hannah und die Hoffnung zu denken, die sie ihm am Vormittag gemacht hatte. Seit dem Abend, als sie miteinander getanzt und sich geküsst hatten, hatte er sich mindestens tausendmal vorgeworfen, sie überrumpelt zu haben. Aber als er eben gehört hatte, dass ihr der Kuss gefallen hatte und sie gar nicht hatte aufhören wollen …
Wie zum Kuckuck sollte er jetzt konzentriert weiterarbeiten? Und wie sollte er mit den furchtbaren Schuldgefühlen klarkommen, die ihn ständig quälten?
Caleb Guthrie war einer der besten Freunde gewesen, die er je gehabt hatte. Den Schmerz über seinen Verlust trugen Calebs Freunde auch nach all den Jahren noch mit sich herum. Caleb war die Sonne gewesen, um die sie alle wie Planeten kreisten. Er war ihr furchtloser Anführer gewesen, ohne ihn waren sie in vielerlei Hinsicht verloren.
Da Calebs Vater Offizier bei der Armee war, hatte seine Familie ein unstetes Leben geführt. Zu Beginn des siebten Schuljahrs zog sie nach Vermont, da der Vater der Familie schließlich nachgegeben hatte und als Colonel in den Ruhestand gegangen war. Die Kinder in der Kleinstadt Butler hatten anfangs nicht gewusst, was sie von Caleb halten sollten, einem Jungen, der überall auf der Welt Freunde hatte. Es waren seine »Sultans«, wie er sie nach dem Lied Sultans of Swing der Dire Straits nannte, dem Lieblingsstück seines Vaters. Wo immer Caleb wohnte, sammelte er neue Sultans. Dazuzugehören war eine große Ehre, die alle sehr wichtig nahmen. Caleb wählte seine Freunde sorgfältig aus und hatte sich sogar ein eigenes Aufnahmeritual ausgedacht. Als Nolan in den Kreis aufgenommen wurde, hatte er einen Freund bekommen, wie er noch keinen gehabt hatte: lustig, frech, ausgelassen, gleichzeitig ernsthaft, wagemutig und genial, aber mit einem schrägen Humor und einer ungewöhnlichen Lebenseinstellung.
Durch Caleb war Nolan lockerer geworden, der Freund hatte ihm gezeigt, dass das Leben aus mehr bestand als aus Lernen und Arbeit. Caleb hatte ihn an neue Menschen, Dinge und Unternehmungen herangeführt, von Skifahren in den Rocky Mountains über Frühlingsferien in Mexiko bis zum Mardi Gras in New Orleans, wo die Sultans alljährlich den kreolischen Jazz feierten, wie er in ihrer Hymne besungen wurde.
Mit Caleb war das Leben ein großer Spaß. Ohne ihn war es eine gewaltige, gähnende Leere, die niemand füllen konnte. Nicht ansatzweise konnte sich Nolan das Loch vorstellen, das Calebs Tod in Hannahs Leben gerissen hatte. Die beiden waren ein wunderbares Paar gewesen, das sich innig geliebt hatte und seinen Freunden und Verwandten ebenso eng verbunden war wie sich selbst. Die Partys am Labor-Day-Wochenende in Hannahs und Calebs Haus waren legendär. Trotz des schmerzlichen Verlusts hielten Hannah und die Sultans die Tradition aufrecht, denn sie wussten, dass Caleb es von ihnen erwartet hätte.
Aber es war so verdammt hart. Ein junger, lebenslustiger Mann, der noch sein ganzes Leben vor sich hatte, sollte nicht mit achtundzwanzig sterben. Er durfte nicht sterben, ohne den Menschen, die er hinterließ, eine Vorstellung davon zu geben, wie sie ohne ihn weitermachen sollten.
Nolan redete sich gerne ein, dass Caleb seine Gefühle für Hannah gutheißen würde, denn dass Caleb sie verurteilte, war schlichtweg unerträglich. Nolan hatte Hannah früher lediglich freundschaftliche Gefühle entgegengebracht. Bis ungefähr zwei Jahre nach Calebs Tod.
Da veränderte es sich langsam, und zwar an einem Labor-Day-Wochenende mit den Sultans. Nolan hatte Hannah beobachtet, hatte gesehen, wie sie so tat, als sei alles gut, wie sie die wilde Bande mit Bier und Essen versorgte. Plötzlich war ihm aufgegangen, dass er mehr als Freundschaft für Hannah empfand. Warum ausgerechnet für sie? Seit fünf Jahren stellte er sich diese Frage nun fast jeden Tag. Eine Antwort konnte er nicht geben. Er wusste nur, dass sie ihn tief berührte, viel stärker als jede andere Frau.
Nolan brachte gerne Dinge in Ordnung. Darin war er gut, das war sein Ding. Und nun wollte er die Dinge für Hannah in Ordnung bringen. Sie wieder zum Lächeln bringen, so wie damals, als Caleb noch lebte, damals, bevor das Leben ihr den Boden unter den Füßen wegzog. Er wollte für sie alles zusammensetzen, wiedergutmachen, was gar nicht wiedergutzumachen war.
Die Abbott-Familie hatte gemerkt, dass Nolans Gefühle für Hannah über das rein Freundschaftliche hinausgingen, doch die anderen Sultans wussten es nicht. Gut, von Hannahs Brüdern Hunter und Will abgesehen, die ebenfalls zu Calebs Kreis gehörten. Aber Nolan glaubte nicht, dass sie es weitererzählten. Warum sollten sie? War ja nicht so, als wäre aus Nolans Zuneigung irgendetwas entstanden.
Bis zu jenem Samstagabend in der Grange Hall. Bis heute, als Hannah sagte, sie wolle etwas mit ihm unternehmen. Wie lange würde er warten müssen, bis er von ihr hörte? Würde sie es sich auf der Fahrt nach St. Johnsbury noch anders überlegen?
Nolan beugte sich über die Motorhaube eines Chevy, atmete tief aus und konnte nicht mehr sagen, wie lange er schon auf den V8-Motor starrte, ohne an etwas anderes als Hannah Guthrie zu denken. Wie sie heute Morgen ausgesehen hatte, wunderschön mit ihren leicht geröteten Wangen, als sich ihr Gespräch um den Kuss drehte.
Das Warten auf ihren Anruf könnte ihn wirklich in den Untergang treiben. Zumindest war es der Untergang für seine Konzentration, stellte er fest, als er sich daranmachte, die Zündkerzen und Filter des älteren Autos zu wechseln.
Jedes Mal, wenn das Werkstatttelefon klingelte, setzte sein Herz kurz aus. Das war absolut lächerlich. Hannah hatte gesagt, sie würde sich melden. Nicht, dass sie heute anrufen würde. Warum nur hatte er sie nach der Starthilfe nicht gebeten, ihm Bescheid zu sagen, wenn sie sicher an ihrem Ziel angekommen war?
Mit einem Lappen wischte er sich die Schmiere von den Händen und warf ihn frustriert beiseite. War es möglich, dass man sich selbst in den Wahnsinn trieb? Wenn ja, war er auf dem besten Weg dahin.
Da an produktive Arbeit nicht mehr zu denken war, beschloss Nolan, eine vorgezogene Mittagspause einzulegen.
Er wollte gerade gehen, um sich etwas zu essen im Diner zu holen, da klingelte das Telefon. Unter normalen Umständen hätte er den Anrufbeantworter anspringen lassen, aber wenn die Möglichkeit bestand, dass Hannah anrief, galt das alles nicht. Er stürzte zurück ins Büro und riss den Hörer hoch.
»Nolan’s.«
»Hallo! Ich bin’s, Hannah.«
Nein. Das konnte doch nicht … War es schon so weit mit ihm gekommen, dass er Wahnvorstellungen hatte? Hatte er sich ihren Anruf so sehr gewünscht, dass er ihn mit purer Willenskraft herbeigeführt hatte?
»Nolan? Hörst du mich?«
Sie war es wirklich. »Oh, ja, sorry. Ich hör dich. Ist alles in Ordnung mit dem Auto?«
»Deshalb rufe ich an. Ich dachte, du würdest dir vielleicht Sorgen machen, ob ich gut angekommen bin, und da dachte ich mir, ich rufe dich kurz an.«
Bildete er sich das ein, oder redete sie besonders hektisch? War Hannah etwa verlegen? Klang sie nervös? Die ruhige, coole Hannah, die er kannte und liebte, war nie nervös. Sie hatte ihre Gefühle immer unter Kontrolle, was Nolan angesichts dessen, was sie mitgemacht hatte, unglaublich bewunderte. »Das freut mich. Ich hab die Daumen gedrückt, dass die Batterie keine Probleme mehr macht.«
»Ist alles gut.«
Nolan wusste nicht, was er sagen sollte. Er jonglierte mit verschiedenen Möglichkeiten, verwarf eine nach der anderen.
»Und dann wollte ich dir noch sagen …«
Sein Herz klopfte laut vor Erwartung. »Was denn, Hannah? Was wolltest du mir sagen?«
»Seit ich dich heute Morgen gesehen habe, muss ich ständig an Enchiladas denken.«
Er lachte überrascht. »Wirklich?«
»Mir läuft praktisch das Wasser im Mund zusammen. Deshalb dachte ich, wir könnten vielleicht diesen Laden in Stowe ausprobieren? Heute Abend? Falls du nicht zu viel zu tun hast. Ich weiß, es ist sehr kurzfristig …«
»Ich hab nichts vor.« Hatte er schon, doch das würde er absagen. Die Rallyegruppe konnte sich auch ohne ihn treffen. »Wann bist du zurück?«
»Gegen halb sieben.«
»Wie wär’s dann mit sieben?«
»Gut. Bis dann!«
»Ich hol dich ab. Damit du nicht vom Fleisch fällst. Was würden die Leute sonst dazu sagen?«
Sie lachte, er musste schmunzeln. »Bis dann.«
Nolan legte auf und stieß ein Siegesgeheul aus. »JA!«
»Und?«, fragte Becky, als Hannah aufgelegt hatte. »War das so schwer?«
»Es war entsetzlich! Ich habe herumgestammelt wie eine Idiotin.«
»Gar nicht. Wahrscheinlich hüpft er jetzt vor Freude durch die Werkstatt.«
»Hör auf. Das tut er nicht. Ich hätte dir gar nichts davon erzählen sollen.«
»Doch, das war richtig! Du hast es extra getan, weil du wolltest, dass ich dich zum Anrufen überrede.«
»Stimmt gar nicht!«
»Doch, Hannah«, sagte Becky liebevoll, »das stimmt. Du wolltest sozusagen meine Erlaubnis, deine Gefühle für Nolan anzuerkennen. Ich freue mich, dass ich diejenige bin, der du dich anvertraut hast und die dir den nötigen Schubs gegeben hat. Es ist höchste Zeit, oder?«
»Kann sein. Ich fühle mich nur immer noch … keine Ahnung. Es ist albern, aber ich habe immer noch das Gefühl, Caleb untreu zu sein.«
»Ach, Schätzchen. Caleb hat dich so geliebt, er würde sich wünschen, dass du glücklich bist. Das weißt du auch.«
»Sicher weiß ich das, aber ich kann mir trotzdem nur schwer vorstellen, etwas mit einem anderen zu haben. Ich wollte nie ohne Caleb sein.«
»Du hast es dir nicht ausgesucht. Du bist eine junge, hübsche, vor Leben sprühende Frau, die noch so viel vor sich und so viel Liebe zu geben hat. Ich kann nicht mal ansatzweise erahnen, was du durchgemacht hast, aber du hast alles mit großer Würde ertragen.«
»Nicht immer«, sagte Hannah und lachte, um die Stimmung ein wenig aufzuhellen. Sie erlaubte sich nicht oft Ausflüge in die Rührseligkeit, da nichts Gutes davon ausging, doch hin und wieder …
»Du hast mit Sicherheit viele schlimme Tage hinter dir und wirst wahrscheinlich bis zu deinem Lebensende immer wieder welche haben. Aber das heißt nicht, dass du nicht auch Schönes erleben kannst, zum Beispiel mit einem wunderbaren Mann, der dich ansieht, als wärst du das Maß aller Dinge.«
»Tut er gar nicht.«
»Oh, doch, das tut er. Kannst du jeden fragen.«
Immer wenn das jemand sagte, wurde Hannah nervös und unsicher. Sie kannte Nolan seit ewigen Zeiten – sogar noch länger als Caleb. Er war einer der engsten Freunde ihres Mannes und Trauzeuge bei der Hochzeit gewesen. »Hast du auch schon mal daran gedacht, Nolan könnte mir vielleicht zu nahe stehen?«
»Wie meinst du das?«
»Caleb und er waren die besten Freunde. Ich kenne ihn schon mein Leben lang. Er war immer da, verstehst du? Wie kann daraus plötzlich mehr werden?«
»So ist es bei Caleb und dir auch gewesen, schon vergessen?«
Als könnte Hannah je den Abend vergessen, als Caleb sie im Steinbruch küsste und sich alles zwischen ihnen für immer änderte. Sie musste zugeben, dass an dem Argument etwas dran war.
»Ich wünsche mir etwas für dich«, sagte Becky.
»Was denn?«
»Ich wünsche mir, dass du mit Nolan essen gehst, ohne dir den Kopf darüber zu zerbrechen. Ihr geht essen. Nicht mehr, nicht weniger.«
»Wenn ich das glaube, was du und alle anderen sagen, dann ist es für ihn jetzt schon viel mehr.«
»Na und? Das ist seine Sache, nicht deine. Nimm nichts davon an. Fahr zum Mexikaner. Iss etwas. Genieß den Abend und entspann dich. Schaffst du das?«
»Glaub schon. Bei Nolan kann ich mich wahrscheinlich besser entspannen als bei jemandem, den ich gerade erst kennengelernt habe.«
»Das glaube ich auch. Mach dir einen schönen Abend. Du hast ein bisschen Spaß und Fröhlichkeit verdient.«
Hannah umarmte ihre langjährige Freundin. »Danke für die aufmunternden Worte und dein Verständnis, wenn ich jetzt doch nicht bei dir übernachte.«
»Als du erzählt hast, dass Nolan dich eingeladen hat, habe ich mir vorgenommen, dich notfalls mit Gewalt aus dem Haus zu treiben.«
Hannah lächelte. Manchmal hatte sie das Gefühl, die anderen wünschten sich mehr für sie, als sie selbst für nötig hielt. Bis auf die letzten Monate war sie vollkommen damit zufrieden gewesen, in ihrem großen, alten Haus herumzuwuseln und mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart zu leben.
Doch irgendwann im vergangenen Winter hatte es begonnen: Sie war unruhig geworden, hatte sich einsam und allein gefühlt und war plötzlich bereit gewesen, einen Schritt aus ihrem Kokon heraus zu machen und sich anzusehen, was um sie herum passiert war, während sie sich in ihrem Kummer eingesponnen hatte.
Nach zwei Stunden Heiterkeit mit den Freundinnen war Hannah auf dem Heimweg. Unzählige Fragen gingen ihr durch den Kopf. Würde der Abend mit Nolan unangenehm oder locker werden? Würde er wieder versuchen, sie zu küssen, oder würde er Abstand halten? Was wäre ihr lieber? Sie konnte es nicht mit Sicherheit sagen.
Als sie zwanzig Minuten vor der verabredeten Zeit in die Auffahrt ihrer Villa bog, waren ihre Nerven zum Zerreißen gespannt. Ein Unfall auf der Hauptstraße hatte ihr eine halbe Stunde Verspätung beschert. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, ging Hannah zum Telefon im Flur und hinterließ eine Nachricht für Hunter auf seinem Anrufbeantworter im Büro, dass sie doch nach Hause gekommen war und er sich nicht um Homer kümmern brauchte.
»Hey, Homeboy«, rief sie den Hund mit dem Spitznamen, den Caleb der gescheckten Promenadenmischung schon als Welpe gegeben hatte. Niemand wusste Genaueres über Homers Herkunft, die Spekulationen reichten von Deutschem Schäferhund über Labrador bis zu Beagle. »Wo bist du, Junge?« Hannah sah im Esszimmer nach, wo sie sich meistens mit dem Hund aufhielt, dann im Büro, wo sie arbeitete und ein Körbchen für ihn aufgestellt hatte, doch Homer war nirgends zu finden.
Mit seinen sechzehn Jahren kam der Rüde nicht mehr alleine die Treppe hinauf, er musste also irgendwo im Erdgeschoss sein. Hannah ging in die Küche und stutzte, als sie ihn auf dem Boden liegen sah, alle viere von sich gestreckt, den Blick auf sie gerichtet. Offensichtlich ging es ihm schlecht.
Sie hockte sich neben ihn. »Hey, mein Junge, was machst du denn hier?« Als sie ihm über Kopf und Rücken strich, bemerkte sie, dass Homer stoßweise atmete und den Kopf nicht heben konnte. Wie immer versuchte er, ihr die Pfote entgegenzustrecken, konnte aber nicht genügend Kraft aufbringen. Hannah schossen Tränen in die Augen. »Nein, Homie. Noch nicht. Bitte noch nicht.« Sie legte sich neben ihn und streichelte ihn weinend.
Sie wusste, dass sie aufstehen und Myles Johansen anrufen sollte, den örtlichen Tierarzt. Er machte seit längerem Hausbesuche, um nach Homer zu sehen, und hatte ihr versichert, sie könne sich jederzeit melden, wenn sie ihn bräuchte. Irgendwie war ihr klar, dass dieser Anruf alles ändern würde.
»O Homie, es tut mir leid, dass ich dich heute allein gelassen habe. Ich weiß ja, dass es dir schon länger nicht mehr gutgeht und du nur geblieben bist, weil du mich nicht allein lassen wolltest. Ich verspreche dir, dass ich klarkomme. Aber bevor ich jemanden anrufe … so lange wir noch unter uns sind … Wenn du Caleb siehst, dann richte ihm aus, dass ich ihn liebe und er mir fehlt, ja? Du passt gut auf ihn auf, nicht? Er wird sich so freuen, dich zu sehen.«
Noch eine Minute, sagte Hannah sich und umarmte Homer schluchzend. Noch eine Minute, dann würde sie Myles anrufen.
»Hannah?« Nolans Stimme hallte durchs Erdgeschoss. »Bist du da?«
Wie lange lag sie schon neben dem Hund auf dem Boden? Mit dem Ärmel wischte Hannah sich über die Augen, versuchte, in Ordnung zu bringen, was nicht in Ordnung zu bringen war. »Hier hinten.«
»Ich habe geklingelt, aber du hast nicht aufgemacht. Ich hoffe, es ist in Ordnung, dass ich reingekommen bin …« Als Nolan sie mit Homer in der Küche liegen sah, blieb er auf der Schwelle stehen. »O Gott, Hannah, was ist? Ist was passiert?«
Sie rückte ein Stück zur Seite, damit er den Hund sehen konnte, der ausgestreckt dalag und flach atmete.
»O nein. Was kann ich tun?«
»Könntest du Myles für mich anrufen?«
»Klar. Sonst noch jemanden?«
»Hunter. Er soll meinen Eltern Bescheid sagen. Und die Guthries. Die sollten auch dabei sein.«
»Ja, gut, mach ich. Bleib du bei Homer.«
Erleichtert atmete Hannah auf, weil sie nicht diejenige sein musste, die die anderen informierte. »Schon gut, mein Junge«, flüsterte sie Homer ins Ohr. »Es ist alles in Ordnung. Du kannst gehen, wenn du so weit bist. Ich verstehe, dass du müde bist. Du musstest so lange ohne deinen besten Freund auskommen. Das war so schwer für dich, aber du hast dich gut um mich gekümmert. Caleb wäre stolz auf dich gewesen, wie brav du auf mich aufgepasst hast.«
Hannah bemühte sich, nur leise zu schluchzen, um Homer nicht zu beunruhigen. Es ging hier nicht um sie, es ging um den Hund, und sie wollte ihm alles geben, was er brauchte.
Nolan kam in die Küche zurück und hockte sich neben Hannah. »Myles ist unterwegs, Hunter habe ich eine Nachricht hinterlassen. Weil ich ihn nicht erreicht habe, habe ich deine Mutter angerufen. Hoffentlich war das in Ordnung.«
Hannah nickte, dankbar, dass Nolan das übernommen hatte.
»Wie kann ich dir helfen?« Er legte die Hand auf ihre Schulter. Seine Stimme war belegt vor Rührung. Auch er hatte Caleb geliebt, und das war jetzt wichtig.
»Das hilft schon, danke.« Hannah lehnte sich gegen Nolan, legte den Kopf an seine Brust und liebkoste Homers seidiges Fell. Der Hund hatte die Augen geschlossen, sein Atem war noch flacher geworden.
Nolan saß neben ihr, stützte sie, und Hannah war dankbar für seine Gegenwart und seine Stärke.
Ich hab es getan. Endlich habe ich Caleb Guthrie mitten ins Gesicht geschlagen. Er hat mich total blöd angeglotzt, das Blut ist ihm aus der Nase gelaufen. Die Schule hat bei meiner Mutter angerufen, sie musste mich abholen, ich hab den ganzen Tag Stubenarrest bekommen. Aber das war es allemal wert.
Aus dem Tagebuch von Hannah Abbott, 13 Jahre
Kurze Zeit später kam Myles ohne anzuklopfen ins Haus. Nolan musste ihm gesagt haben, wo sie waren, denn er ging direkt in die Küche und kniete sich neben den Hund. »Wie lange geht es ihm schon so?«
»Ich weiß es nicht.« Die Anspannung in Myles’ Stimme ließ neue Tränen über Hannahs Wangen rinnen. Sie wischte sie fort. »Heute Morgen war noch alles in Ordnung – jedenfalls so, wie es mittlerweile möglich ist. Er ist herumgelaufen, hat gefressen, alles. Ich war ein paar Stunden weg, und als ich wiederkam, lag er so da.«
Myles, ein blonder, blauäugiger, gutaussehender Mann, hatte Hannah einmal zum Essen eingeladen, aber sie hatte abgelehnt. Trotz ihrer Absage war der Tierarzt eine große Unterstützung bei dem alternden Homer gewesen. Mit dem Stethoskop in den Ohren hörte Myles die Brust des Hundes ab. »Sein Herz schlägt nur noch ganz langsam.« Myles sah Hannah an, Traurigkeit im Blick. »Wir können einfach abwarten oder ihm ein bisschen helfen. Das musst du entscheiden.«
»Hat er Schmerzen?«
»Das glaube ich nicht.«
»Was soll ich tun?«, fragte sie.
»Das kann ich dir nicht sagen«, erwiderte der Tierarzt einfühlsam.
»Können wir es ihm bequemer machen?«, fragte Nolan.
»Das ist eine gute Idee.«
Mit Hannahs Einverständnis trugen die beiden Männer den Hund vorsichtig zum Sofa im Wohnzimmer, auf den Platz, den Homer für sich auserkoren hatte, kaum dass er bei Caleb eingezogen war.
Aufgeweckt von der Bewegung, öffnete der Rüde kurz die Augen und seufzte, als er aufs Sofa gelegt wurde. Dann schlief er wieder ein.
Hannah saß da, den Kopf des Hundes auf ihrem Schoß, und streichelte ihn, damit er wusste, dass er nicht allein war. Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie dachte daran, wie sehr Caleb diesen Hund geliebt hatte, dass die beiden ein Herz und eine Seele gewesen waren, dass Homer sein Herrchen nicht aus den Augen gelassen hatte, sobald Caleb nach Hause gekommen war, dass er immer an der Tür gewartet hatte, wenn Caleb fort war. Seine Einsätze waren für den Hund genauso hart gewesen wie für Hannah.
Nolan hockte sich neben sie aufs Sofa und griff nach ihrer freien Hand.
Myles nahm den Lehnstuhl neben dem Kamin, in dem das Feuer erloschen war. Es war kühl im Zimmer.
»Könntest du vielleicht das Feuer wieder anmachen, Nolan? Ich möchte nicht, dass Homer friert.«
»Kein Problem.«
Bald hatte Nolan ein Feuer entfacht, das den Raum erwärmte und den Hund in weiches Licht tauchte.
»Und, soll ich ihm nun helfen, Myles?«, fragte Hannah nach langem Schweigen.
Der Tierarzt stand auf und prüfte noch einmal den Herzschlag des Rüden. »Ich glaube, das ist nicht nötig.«
Wieder flossen ihre Tränen.
Nolan legte den Arm um Hannah und tröstete sie stumm, während sie das langsame Heben und Senken von Homers Brust verfolgte.
Unzählige Erinnerungen stürmten auf sie ein. Sie dachte an all die Jahre, in denen sie, Caleb und Homer mit der Army durchs Land gezogen waren, an die Urlaubszeiten, die sie zu Hause in Vermont verbracht hatten. Jedes Mal, wenn Caleb einen Einsatz hatte, war Hannah mit Homer zu ihrer Familie zurückgekehrt. Sie und der Hund hatten sich gegenseitig gestützt und geholfen, Calebs lange Abwesenheiten zu ertragen.
An dem Tag, als Caleb starb, waren sie zu Hause in Vermont gewesen, es war ein ganz normaler Tag, bis der Militärseelsorger mit zwei weiteren Offizieren auftauchte, alle in der vielsagenden Ausgehuniform, und Hannahs heile Welt zerstörte. Irgendwie hatte Homer es gewusst … Er hatte verstanden und zusammen mit Hannah getrauert.
Die Haustür schlug auf, Hannah schreckte aus ihren Erinnerungen hoch. Hunter kam ins Wohnzimmer, gehetzt und ein wenig nachlässig gekleidet, völlig untypisch für ihren sonst so ruhigen, gefassten Zwillingsbruder. »Ich bin sofort gekommen, als ich Nolans Nachricht gehört habe. Ist er …«
»Nein, aber es dauert nicht mehr lange«, sagte Hannah. Trotz ihrer großen Traurigkeit hatte sie sich damit abgefunden. Der Verlust von Homer war für sie wie für Calebs Freunde und Verwandte der Endpunkt einer langen Geschichte. »Komm her.« Sie hielt ihrem Bruder die Hand hin, der sie in seine schloss und sich neben den Hund auf den Boden kniete.
Tränen traten Hunter in die Augen. Er beugte sich vor und küsste Homers Gesicht. Dann nahm er Hannah fest in die Arme. »Kommst du damit klar?«
»Mir ging’s schon besser, aber wir wussten ja, dass es irgendwann so weit sein würde.«
»Trotzdem …«
Ihr Zwillingsbruder kannte sie besser als jeder andere, deshalb war ihm klar, wie hart der Tod von Homer sie treffen würde. »Trotzdem«, wiederholte Hannah und deutete ein Lächeln an, um Hunter zu beruhigen. Er machte sich immer so viele Sorgen um sie.
Kurz darauf kamen ihre Eltern, gefolgt von Hannahs Bruder Will und seiner Freundin Cameron, die gerade aus New York zurückgekehrt waren.
»Wir sind sofort losgefahren, als wir es gehört haben.« Will nahm seine Schwester in die Arme und küsste sie, dann bückte er sich und streichelte den Hund. »Wie geht es ihm?«
»Nicht so gut.«
Ihre Mutter hatte Essen mitgebracht, das sie in die Küche stellte. Die anderen gingen nach und nach hinüber, doch Hannah blieb bei Homer sitzen, und Nolan harrte an ihrer Seite aus.
»Tut mir leid, dass unsere Pläne für heute Abend durchkreuzt wurden«, sagte sie.
»Das hier ist wichtiger.«
Nur weil Hannah den Hund so genau beobachtete, sah sie, dass er noch einmal tief Luft holte, bevor sein Brustkorb aufhörte, sich zu bewegen. Sie beugte sich vor, umarmte ihn und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich hab dich lieb, Homer. Vergiss nicht, Caleb meine Nachricht zu überbringen. Macht es euch nett da oben. Eines Tages sehen wir uns wieder.«
Nolans Hand lag warm auf ihrem Rücken und streichelte sie sanft, während Hannah um Homer und Caleb und alles weinte, was sie verloren hatte. Myles und ihre Familie kehrten aus der Küche zurück und bildeten einen stillen Kreis um das Sofa, wo Hannah den Hund in den Armen hielt, bis sein Fell nass von ihren Tränen war.
»Gib ihn Myles«, sagte Hunter schließlich, selbst unter Tränen.
»Wir brauchen seine Decke.«
»Wo ist die?«, fragte Will.
»Oben in meinem Zimmer, auf dem Bett.«
Will ging zur Treppe. »Ich hol sie.«
Eine Minute später kehrte ihr Bruder mit dem zerschlissenen Quilt zurück, den Calebs Mutter für Homer genäht hatte, als er noch ein Welpe war. Als Hannah daran dachte, wie der kleine Homer die Decke von einem Zimmer ins nächste geschleppt hatte, musste sie wieder weinen. Alle zusammen wickelten den Hund in seine geliebte Kuscheldecke.
Ein Klopfen an der Haustür verkündete, dass Amelia und Bob Guthrie da waren.
»O nein!« Amelias Augen glänzten vor Tränen, als das Paar ins Zimmer trat und den eingewickelten Homer erblickte. »Wir sind zu spät.«
»Nur ein paar Minuten.« Hannah stand auf, um ihre Schwiegereltern zu umarmen. »Setzt euch doch noch ein bisschen zu ihm, bevor Myles ihn mitnimmt.«
»Das wäre schön«, presste Bob hervor.
Mit Nolans Hand auf ihrem Rücken ging Hannah mit den anderen in die Küche. Alle nahmen sie in die Arme, doch Hannah fühlte sich wie in Watte gepackt. Sie wusste zwar, dass Homer gegangen war, aber der Schmerz schien nicht bis zu ihr durchzudringen. Alles erinnerte sie zu sehr an Calebs Tod. Auch damals war sie inmitten ihrer Lieben gewesen, die etwas für sie tun wollten, wo doch nichts getan werden konnte. Hannah wusste nur zu gut, wie es sich anfühlte, wenn die Taubheit verschwand und der Schmerz sich breitmachte.
»Es tut mir so leid«, flüsterte Cameron.
»Danke. Schön, dass du wieder da bist.«
Cameron lächelte aufmunternd mit feuchten Augen. Hannah mochte Wills Freundin unheimlich gern, ihre Anwesenheit tröstete sie.
Als Nächstes umarmte sie ihre Eltern.
Tränen schwammen in den Augen ihres Vaters, der ihr einen Kuss auf die Stirn drückte. »Es tut mir so leid, Schätzchen«, sagte Lincoln. »Homer war ein prächtiger alter Junge.«
»Ja, das stimmt. Caleb wird sich freuen, ihn wiederzusehen.«
Will verließ das Zimmer, Cameron ging ihm nach.
»Die anderen wollten auch sofort kommen«, erklärte Hannahs Mutter. »Aber ich habe ihnen gesagt, das Haus wäre schon voll. Alle denken an dich.«
»Ich weiß.« Hannah war bewusst, dass ihre sieben anderen Geschwister ebenso um Homer trauerten. »Danke, dass du dich darum gekümmert hast.«
»Was können wir für dich tun?« Ihre Mutter strich ihr übers Haar.
Hannah schüttelte den Kopf. »Nichts Besonderes. Es ist gut, dass ihr hier seid.«
»Wir sollten es den Sultans sagen«, meinte Hunter.
Dieser Gedanke war auch Hannah schon durch den Kopf gegangen, kurz nachdem sie heimgekommen war und Homer in seinem schlechten Zustand gesehen hatte.
»Sie werden es auch wissen wollen.«
»Kannst du sie anrufen?«, bat Hannah. »Ich glaube, das schaffe ich nicht.«
»Ich kümmere mich darum.« Hunters Augen waren rot, er hatte den Kiefer vorgeschoben wie in den Monaten nach Calebs Tod, als er sich für seine Zwillingsschwester so stark zusammengerissen hatte, dass er seine eigene Trauer verdrängte.
»Ihr müsst nicht hierbleiben«, sagte sie zu ihrer Familie. »Mir geht’s gut. Wirklich. Nolan ist ja da.« Sie sah ihn an. Sein Nicken war ihr ebenso ein Trost wie seine ruhige, beständige Anwesenheit in den letzten Stunden. Nur bei der Vorstellung, sich an ihn zu lehnen, wurde sie nervös. Sie wusste, dass er sich diese Geste von ihr wünschte.
Als die anderen Nolan fragend beäugten, fügte Hannah hinzu: »Wir hatten heute eigentlich was vor.« Ihre Familie nahm die bedeutsame Neuigkeit weitaus zurückhaltender auf, als sie erwartet hatte. Sie schienen zwar vor Neugier fast zu platzen und hätten bestimmt am liebsten tausend Fragen gestellt, rissen sich aber zusammen. Gleich war Hannah ein wenig leichter zumute, denn sie war jetzt nicht in der Stimmung, sich einer Inquisition der Abbotts zu stellen.
Doch ihr war auch klar, dass sie das Unvermeidliche nur hinausschob. Sie konnte sich darauf einstellen, nach ihrer Trauerzeit um Homer ordentlich durch die Mangel gedreht zu werden.
Ihre Familie blieb, als Myles den toten Homer zum Auto brachte. Sie blieb, als Hannah zusammen mit Calebs Eltern Tränen vergoss. Sie blieb, bis sie überzeugt war, dass Hannah zurechtkam. Sie zum Gehen zu überreden war gar nicht so einfach, doch schließlich konnte Hannah ihnen allen glaubhaft versichern, dass alles gut war.
Als sie mit Nolan allein war, wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Sie war ihm dankbar, dass er wartete, bis sie ihre Gedanken ordnen konnte, und nicht das Bedürfnis hatte, das Schweigen zu unterbrechen.
Ihm zuliebe setzte Hannah ein Lächeln auf. »Wahnsinnsdate heute, was?«
»Der geht in die Geschichte ein.« Nolan nahm wieder ihre Hand. Er schien sie immerfort berühren zu müssen, und Hannah konnte nicht leugnen, dass ihr das gefiel. »Ich bin froh, dass ich heute Abend bei dir sein konnte.«
»Ich auch. Möchtest du dich noch ein bisschen hinsetzen?«
»So lange du willst.« Er ließ sie nur los, um einen weiteren Holzscheit aufs Feuer zu legen, dann kam er zu ihr zurück und griff wieder nach ihrer Hand.
»Was denkst du gerade?«, fragte sie nach langem Schweigen.
»Dass gerade viele schmerzhafte Erinnerungen hochkommen und ich deshalb nur mutmaßen kann, wie du dich fühlen musst.«
»Ziemlich schlimm, aber mir hilft die Vorstellung, dass Homer über die Regenbogenbrücke geht und Caleb auf der anderen Seite auf ihn wartet. Ich male mir aus, wie der Hund auf ihn zuläuft, so wie früher. Beide sind jung und fröhlich und freuen sich, wieder vereint zu sein.« Hannah wischte sich Tränen von den Wangen. »Sie sind bestimmt super glücklich, sich wiederzuhaben.«
»Ja«, presste Nolan hervor und fuhr sich mit der freien Hand ebenfalls übers Gesicht. »Ich wette, sie feiern ein riesiges Wiedersehen.«
»Es ist tröstlich, sich das vorzustellen, nicht?«
Nolan nickte.
»Weißt du noch, wie Caleb sich immer auf die Brust klopfte und Homer ihm dann in die Arme sprang?«, fragte Hannah.
»Ja. Das hat Homer bei keinem außer Caleb gemacht, egal wie sehr wir uns angestrengt haben.«
»Weil Caleb der Einzige war, dem er zutraute, ihn aufzufangen.«
Ohne zu reden, saßen sie lange nebeneinander, schauten in den Kamin, verloren in ihren Gedanken und Erinnerungen. Es war schön, fand Hannah, Nolan bei sich zu haben, ihre Trauer mit jemandem zu teilen, der Caleb und Homer gemocht hatte und den Verlust fast so tief empfand wie sie selbst.
»Ich finde, wir müssen etwas für Homer organisieren«, sagte Nolan schließlich.
»Was denn?«
»Was Caleb auch getan hätte: eine große Beerdigung mit allem Drum und Dran. Darauf hätte er bestanden.«
Zum ersten Mal seit Stunden hatte Hannah einen Grund zum Lächeln. Gemeinsam malten sie sich aus, was für eine Verabschiedung Caleb für seinen geliebten Gefährten geplant hätte. »Du hast recht. Das muss richtig bombastisch werden, fast schon übertrieben.«
»Genau.«
»Dann brauchen wir die Sultans.«
»Richtig, ohne die kann man nur schwer übertreiben.«
Hannah sah Nolan ins Gesicht. »Das ist wirklich eine super Idee. Und es stimmt: Genau das hätte Caleb sich einfallen lassen.«
»Du hättest es früher oder später auch getan.«
»Wann sollen wir es machen?«
»Die Jungs brauchen ein bisschen Zeit, um die Fahrt hierher zu planen. Übernächstes Wochenende?«
»Find ich gut. Ich freu mich! Danke, dass du das vorgeschlagen hast. So können wir das Andenken an Homer und Caleb ehren.«
Nolan tat ihr Lob achselzuckend ab. »Soll ich gehen, damit du dich ein bisschen ausruhen kannst?«
»Nein.« Hannah lehnte den Kopf an seine Schulter. »Ich weiß, dass du morgen arbeiten musst und so, aber wenn du nichts dagegen hast, dann bleib doch noch etwas …«
Nolan nahm Hannah in den Arm und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. »Das brauchst du mich nicht zweimal zu fragen.«
Auf der Fahrt von Hannahs Haus zur Hütte außerhalb der Stadt sprach Will kein einziges Wort. Jetzt gehörte diese Hütte ihnen beiden, machte sich Cameron klar. Die Freude über ihren Umzug nach Vermont wurde von der Nachricht getrübt, mit der sie bei ihrer Ankunft in Butler begrüßt worden waren.
Cameron hätte gerne etwas gesagt, um Will aufzumuntern, doch sie kam zu dem Schluss, besser zu warten, bis er bereit war zu reden. Als sie an sein leidendes, trauriges Gesicht in Hannahs Hauswirtschaftsraum dachte, tat er ihr unendlich leid.
In der Hütte war es kalt und dunkel. Und es war ungewöhnlich leise, weil Wills Hunde noch eine Nacht bei seinen Eltern verbrachten.
»Komisch ohne die Jungs«, sagte Cameron in der Hoffnung, ein Gespräch anfangen zu können.
Will hockte sich vor den Kamin, um ein Feuer zu entfachen. »Ja, ich mag es auch nicht, wenn sie nicht da sind. Dann ist das Haus so leblos.«
Cameron ging ins Schlafzimmer und öffnete den Koffer, in dem sie ihren Pyjama verstaut hatte. Sie zog die Flanellhose mit den Elchen an, die Will ihr ebenso wie das Sweatshirt seiner Uni geschenkt hatte, und ging zu ihm ins Wohnzimmer.
Er starrte ins Feuer, gedankenverloren und weit weg.
Cameron konnte es nicht ertragen, ihn leiden zu sehen. Von hinten schlang sie die Arme um ihn. »Was kann ich für dich tun?«
Will atmete tief aus und legte seine Hand auf ihre. »Dass du hier bist, macht schon alles besser.«
»Das mit Homer tut mir leid.«
»Danke. Ich wusste zwar, dass er alt war, aber irgendwie wollte ich nicht wahrhaben, dass er sterben muss.«
»Ich weiß.«
»Das bringt alles zurück. Mit Caleb.«
»Ja, ich weiß.«
»Als Hannah sagte, Caleb würde sich freuen, Homer zu sehen …« Er schüttelte den Kopf. »Das hat mich richtig fertiggemacht.«
»Komm her!« Cameron drängte Will, sich zu ihr umzudrehen.
Er schlang die Arme um sie. »Tut mir leid«, murmelte er dumpf in ihre Haare. »So wollte ich den ersten Tag, an dem wir offiziell zusammenwohnen, eigentlich nicht verbringen.«
»Bitte entschuldige dich nicht dafür, dass du traurig bist, Will. Ich habe Homer nur ein paarmal gesehen und Caleb gar nicht gekannt, aber es tut mir so leid für Hannah. Ich kann nur erahnen, wie es dir gehen muss.«
Er hielt sie lange fest, Cameron strich ihm übers Haar und hätte gerne etwas gesagt oder getan, das ihm geholfen hätte.
»Ich bin froh, dass du jetzt bleibst«, sagte Will nach langem Schweigen.
»Ich auch.«
Er löste sich von ihr, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. Vorsichtig küsste er sie.
Cameron streichelte seine Wange und betrachtete das Gesicht, nach dem sie sich in den Wochen der Trennung, als sie alles für den Umzug vorbereitete, unermesslich gesehnt hatte.
»Was, glaubst du, hat es zu bedeuten, dass Hannah und Nolan heute Abend etwas vorhatten?«, fragte Will.
»Es könnte heißen, dass sich seit dem Tanzabend in der Grange Hall ein bisschen etwas zwischen ihnen entwickelt hat.«
»Ach, das wäre toll. Ich habe es erst gar nicht glauben können, als sie das gesagt hat.«
»Ich habe es super von dir und deiner Familie gefunden, dass es keiner kommentiert hat.«
»Ist nicht leicht gewesen«, gab Will mit dem ersten Anflug eines Lächelns zurück.
»Hannah weiß mit Sicherheit, dass sie sich auf einiges gefasst machen darf, sobald ein bisschen Ruhe eingekehrt ist.«
»Ganz bestimmt.« Will beugte sich vor, um Cameron zu küssen, jetzt etwas inniger. »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin fix und fertig. Was hältst du davon, wenn wir sofort in die Falle gehen?«
Jegliche Aussicht, sich mit Will Abbott in die Horizontale zu begeben, brachte Camerons Herz zum Hüpfen. »Von mir aus gern.«
Gemeinsam putzten sie sich im Badezimmer die Zähne, dann sprang Cameron ins Bett und zog sich die Decke mit klappernden Zähnen bis unters Kinn. Als Will nackt aus dem Bad kam, war sie fassungslos.
»Ist das dein Ernst? Mir ist eiskalt, und du bist nackt?«
»Ich verlass mich darauf, dass du mich wärmst.«
»Da wirst du aber sehr enttäuscht sein.«
»Niemals.« Er kuschelte sich an sie, groß, stark und warm. »Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du jetzt bei mir bleibst und ich jeden Abend mit dir schlafen kann. Ich bin der glücklichste Mensch der Welt.«
»Nein, ich.«
»Aber du hast deutlich zu viel an.« Wills Hand wanderte unter Camerons Oberteil. Als seine kalten Finger ihren deutlich wärmeren Bauch berührten, zuckte sie zusammen.
»Auf gar keinen Fall ziehe ich mich heute aus, Mr Abbott. Mir ist viel zu kalt.«
»Ich wärme dich. Versprochen!«
»Nein!«, schrie Cameron, als er die zweite eiskalte Hand auf ihren Rücken legte.
Will lachte. Er schlang die Arme um sie und drückte sie eng an sich. Inzwischen kannte Cameron ihn gut genug, um zu wissen, dass er sie so lange beschwatzen würde, bis sie den Pyjama ablegte. Darin war er besonders gut. Doch er machte keinen Versuch, sondern hielt sie einfach nur fest.
»Alles in Ordnung?«, fragte Cameron.
»Ich fühle mich so wie damals, als Caleb starb, und das ist albern, weil … Egal, es kommt mir albern vor.«
»Es ist nicht albern.«
»Ich hoffe, dass es Hannah nicht zurückwirft, wo sie gerade angefangen hat, ein paar Schritte nach vorne zu machen.«
»Schwierige Momente wird sie bestimmt auch weiterhin haben, aber wir sind ja alle für sie da und werden ihr helfen, sie zu überstehen.«
»Ich muss ständig an ihn denken«, sagte Will. »An Caleb … Er war …« Bebend atmete Will aus. »Er ist anders als alle gewesen, die ich je gekannt habe.«
Cameron spürte, dass er das Bedürfnis hatte, über den verstorbenen Schwager zu sprechen. »Wie denn?«
»Es ist schwer, ihn Leuten zu beschreiben, die ihn nicht gekannt haben, und ihm dabei gerecht zu werden. Er ist intelligent, stark, mutig und wahrscheinlich mehr als ein bisschen verrückt gewesen. Er hat laut und gemein sein können und hat gerne einen über den Durst getrunken, und damit meine ich, so richtig.«
»Was hat Hannah davon gehalten?«
»Es ist das Einzige gewesen, über das ich sie mal habe streiten hören. Hannah hat immer gesagt, sie würde erst Kinder mit ihm bekommen, wenn er endlich erwachsen wäre.«
Cameron spürte, dass sich Wills Lippen an ihrem Hals zu einem Lächeln verzogen.
»Du hättest ihn beim Eishockey sehen müssen! Auf dem Eis ist er zum Tier geworden, er ist ständig auf der Strafbank gesessen.«
Cameron schmunzelte über das Bild, das Will zeichnete.
»Aber er war auch superschlau. Hat seinen Hochschulabschluss mit Bestnote gemacht. Wer schafft das schon?«
»Ich jedenfalls nicht. Was hat er studiert?«