KIGALI - Dantse Dantse - E-Book

KIGALI E-Book

Dantse Dantse

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  • Herausgeber: neobooks
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2017
Beschreibung

Der Völkermord in Ruanda, von April bis Juli 1994, mit über 1.000.000 Opfern, liefert den Hintergrund für diesen fesselnden, erschütternden und bewegenden Roman über die unmenschliche Tragödie eines jungen Mädchens. Er basiert auf historisch belegten Begebenheiten und den wahren Erlebnissen sowie Fantasien des misshandelten Opfers. Die Geschichte über die nun erwachsene Frau namens Kigali ist aber fiktiv dargestellt. Der Autor des Buches berichtet: "Kigali, die Frau aus Ruanda, gibt es wirklich und sie lebt nach einem entwürdigenden Leben in Frankreich derzeit wieder in einem Land in Afrika. Sie war erst 11, als sie während des Völkermords in Ruanda auf bestialische Weise ihre Mutter und ihre drei Geschwister verlor. Als einzige Überlebende fand sie Schutz bei einem Nachbarn. Als ihr Vater, ein Offizier der ruandischen Armee, sie mithilfe seines kongolesischen Freundes in die Demokratische Republik Kongo in Sicherheit bringen will, wird er als Verräter von Hutu-Extremisten grausam ermordet, und das kleine Mädchen muss alles mit eigenen Augen mit ansehen. Die Hintergrundgeschichte dieses Buches – die Ermordung ihrer Familie; die unvergessliche Flucht aus Kigali in den Kongo mithilfe des Freundes ihres Vaters; die jahrelangen Vergewaltigungen durch diesen Familienfreund in Brazzaville und die zahlreichen, daraus folgenden Schwangerschaftsabbrüche; ihre Liebe zu einem Mann aus Kamerun , der ihr zur Flucht vom Kongo nach Douala in Kamerun verhilft; ihre Ehe mit einem Deutsch-Franzosen, der sie mit nach Paris nimmt; ihre brutalen Erlebnisse dort, als ihr Mann sie als Zwangsprostituierte für reiche Menschen einsperrt; ihre Rettung; ihre Flucht nach Deutschland und ihre Reise zurück nach Afrika – beschreibt Kigalis grausames Schicksal, so wie sie es erlebt und mir erzählt hat." Das Leben des Opfers geht von Martyrium zu Martyrium. Von Flucht zu Flucht, bis sie sich entscheidet, nicht mehr Opfer zu sein, sondern ihrem Schicksal eine positive Wendung zu geben.

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Dantse Dantse

KIGALI

Le procès de l'amour oder Die Liebe auf der Anklagebank

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Über das Buch

Der Autor des Buches berichtet:

Vorbemerkung

1. New York 12.12.2015 Bericht des Reporters von NC-TV nach den Plädoyers des Staatsanwaltes und des Verteidigers.

2. New York 12.03.2015 Festnahme von Jessy Mackebrandt.

3. Kigali, Ruanda April 1994 Rückblick: Genozid in Ruanda – Trauma eines Kindes. Das 1. Martyrium von Kigali – Jessy ist 11 und heißt noch Kigali.

4. April 1994 bis Februar 2003 Kigali wird gerettet und nach Brazzaville, Kongo gebracht. Das 2. Martyrium von Kigali: Missbrauch, Vergewaltigung, Abtreibungen. Liebe mit Nana und die Flucht nach Kamerun.

5. Douala, Kamerun 06. April 2003 Ankunft in Kamerun, erster komplett erotischer Tag in Douala.

6. Bangangté, Kamerun 2003-2006 Die Beziehung mit Nana und die Trennung von ihm.

7. Darmstadt September 2010 Kigali in der Therapie: Warum sie nun Jessy Mackebrandt heißt.

8. New York 2011 Jessys Beziehung mit Bill Baker, dem Baugiganten von New York. Der erste Tote.

9. New York 2012 Jessys Liebe zu Robert Clooney, Besitzer einer Drogeriekette. Zweiter Toter

10. New York 11.03.2015 Viele Indizien gegen Jessy und ihre Verhaftung.

11. New York 13.03.2015 Star-Anwalt Johnny M. Walker vertritt Jessy, Freilassung von Jessy.

12. New York September 2015 Prozessbeginn, Anklagepunkte werden verlesen, Wahl der Geschworenen, Prozessverhandlung.

13. New York Oktober 2015 Johnny Mackebrandt Walkers Verteidigungsstrategie.

14. New York 12.12.2015 Die Schlussplädoyers des Staatsanwaltes und Jessys Verteidigers.

15. New York 23.12.2015 Guilty or not guilty? Ist die Liebe schuldig oder ist Jessy schuldig? Das Urteil der Jury.

16. New York 27.01.16 Abschließendes Gespräch zwischen Jessy und Johnny M. Mackebrandt.

17. Darmstadt Sonntag, 03.10.2010 Abschluss-Sitzung der Therapie bei Dr. Camara

Über den Autor

Weitere Bücher des Autors bei indayi edition (Auszug)

Impressum neobooks

Über das Buch

„Nicht Jessy, meine Mandantin, hat gemordet. Nicht Jessy sollte angeklagt werden. Verehrte Geschworene, bevor Sie sich zurückziehen, um eine Entscheidung zu fällen, möchte ich noch einmal eindringlich an Sie appellieren, nur nach Fakten zu urteilen. Die Liebe ist schuld und schuldig, die Liebe sollte hier angeklagt werden und nicht meine Mandantin. Die Liebe hat ermordet, die Mordwaffe steckt in ihr und das Mordmotiv ist sie selbst.

Dieser Prozess ist le procès de l´amour…“

Der Völkermord in Ruanda, von April bis Juli 1994, mit über 1.000.000 Opfern, liefert den Hintergrund für diesen fesselnden, erschütternden und bewegenden Roman über die unmenschliche Tragödie eines jungen Mädchens. Das Buch basiert auf historisch belegten Begebenheiten und den wahren Erlebnissen sowie Fantasien des misshandelten Opfers. Die Geschichte über die nun erwachsene Frau namens Kigali ist aber fiktiv dargestellt.

Achtung: Nicht jeder Mensch kann diese Geschichte ertragen.

Kigali ist eine schöne afrikanische Frau aus Ruanda, wo sie auch geboren wurde.

Ihre ganze Familie wird während des Genozids, der am 6. April 1994 beginnt und bis Mitte Juli 1994 andauert, bestialisch umgebracht. Sie ist erst 11und muss alles mit eigenen Augen ansehen. Sie wird von einem Freund ihres Vaters gerettet, der sie in seine Heimat nach Brazzaville im Kongo bringt. Aber bald erkennt sie, dass die Hilfe nicht umsonst war. Sie erlebt dort ihren persönlichen Genozid. Dieser Freund vergeht sich an ihr, missbraucht sie 9 Jahre lang und zwingt sie ständig zu Abtreibungen. Traumatisiert vom Mord an ihrer Familie und aus Angst selbst zu sterben, akzeptierte sie diese Verbrechen, indem sie einen Teil ihrer Person in sich abspaltet und eine fremde Persönlichkeit entstehen lässt.

Als sie 20 wird, lernt sie zufällig einen Geschäftsmann namens Nana aus Kamerun kennen und verliebt sich in ihn. Mit seiner Hilfe verlässt sie den Kongo und flüchtet nach Kamerun. Zum ersten Mal in ihrem Leben ist sie glücklich und hat jemanden, der sie wirklich liebt. Alles läuft gut und auch sexuell lebt sie ihre Fantasien mit ihm voll und ganz aus.

Obwohl sie sich sehr lieben, trennt sie sich ohne Vorwarnung von ihm und verschwindet ohne eine Nachricht zu hinterlassen mit einem anderen Mann, der sie seit Monaten anbaggert. Dieser Mann ist Deutsch-Franzose, ein guter Freund von Nana. Er wohnt zwar in Paris, ist aber oft geschäftlich in Kamerun. Sie verlieben sich und heiraten sogar bald und er verspricht ihr ein Leben im Himmel in Frankreich. Deswegen immigriert sie fluchtartig nach Paris und nimmt den Namen ihres Mannes an. Dabei ändert sie auch ihren Vornamen und heißt nun Jessy Mackebrandt.

Sie glaubt wirklich, dass sie in Europa, dem „Paradies“, am Ende ihres Leidenswegs ist. Aber nur wenige Wochen nach ihrer Ankunft in Paris erlebt sie, was sie sich in keinem Alptraum hätte vorstellen können: die wahre Hölle am eigenen Leib.

Das Leben des Opfers geht von Martyrium zu Martyrium. Von Flucht zu Flucht, bis sie sich entscheidet, nicht mehr Opfer zu sein, sondern ihrem Schicksal eine positive Wendung zu geben.

Sie schafft es nach 4 Jahren wieder zu flüchten und landet in Deutschland, wo sie sich einer Psychotherapie unterzieht. Der Arzt will ihr helfen, ihre Peiniger vor Gericht zu bringen. Sie schmiedet aber einen anderen Plan, wie sie sich an all dem, was sie in Paris erlebt hat, rächen wird, nicht mit einer Waffe, nicht mit einem Gift, nicht mit Gewalt, sondern mit der Liebe und das in New York, wo die meisten ihrer Peiniger leben. Eine Rache ohne selbst ein Verbrechen zu begehen: Die Lösung ist die Liebe. Die Liebe soll diese Menschen bestrafen. Es ist ihre Rache, ihre ehemaligen Freier mit der Liebe umzubringen. Nach dem ungeklärten Tod von sieben bekannten Persönlichkeiten, wird sie verhaftet. Sie wird vor Gericht gestellt und hat als schwarze Frau kaum Chancen, freigesprochen zu werden. Aber ihr Star-Anwalt hat eine sensationelle, noch nie in einem Strafprozess aufgetauchte Idee…

Eine atemberaubende, harte Geschichte über den Mut einer gedemütigten Frau, die unmenschlich gelitten hat, die sich aber entscheidet weiterzuleben und gut und glücklich zu leben.

Der Autor des Buches berichtet:

„Kigali, die Frau aus Ruanda, gibt es wirklich und sie lebt nach einem entwürdigenden Leben in Frankreich derzeit wieder in einem Land in Afrika.

Sie war erst 11, als sie während des Völkermords in Ruanda auf bestialische Weise ihre Mutter und ihre drei Geschwister verlor. Als einzige Überlebende fand sie Schutz bei einem Nachbarn. Als ihr Vater, ein Offizier der ruandischen Armee, sie mithilfe seines kongolesischen Freundes in die Demokratische Republik Kongo in Sicherheit bringen will, wird er als Verräter von Hutu-Extremisten grausam ermordet, und das kleine Mädchen muss alles mit eigenen Augen mit ansehen.

Die Hintergrundgeschichte dieses Buches – die Ermordung ihrer Familie; die unvergessliche Flucht aus Kigali in den Kongo mithilfe des Freundes ihres Vaters; die jahrelangen Vergewaltigungen durch diesen Familienfreund in Brazzaville und die zahlreichen, daraus folgenden Schwangerschaftsabbrüche; ihre Liebe zu einem Mann aus Kamerun , der ihr zur Flucht vom Kongo nach Douala in Kamerun verhilft; ihre Ehe mit einem Deutsch-Franzosen, der sie mit nach Paris nimmt; ihre brutalen Erlebnisse dort, als ihr Mann sie als Zwangsprostituierte für reiche Menschen einsperrt; ihre Rettung; ihre Flucht nach Deutschland und ihre Reise zurück nach Afrika – beschreibt Kigalis grausames Schicksal, so wie sie es erlebt und mir erzählt hat.“

Vorbemerkung

Der Autor hat Kigali vor einigen Jahren in Kamerun kennengelernt. Sie erzählte ihm ihre Geschichte und bat ihn, sie aufzuschreiben und zu veröffentlichen.

Die meisten der im Buch vorkommenden Personen basieren auf Personen des wirklichen Lebens, sind aber fiktiv dargestellt. Alle Namen sind frei erfunden, jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen ist rein zufällig.

1. New York 12.12.2015 Bericht des Reporters von NC-TV nach den Plädoyers des Staatsanwaltes und des Verteidigers.

NC-TV-Direkt:

„Liebe Zuschauer der New York City TV, wir schalten direkt zu unserem Reporter im Gerichtsgebäude:

Hallo Wayne Robertson, le procès de l´amour. Diese Worte sollte man sich merken. Ein sehr spannendes Duell heute, oder?

„Guten Tag Will Malone, ja, ein sehr spannendes Duell zwischen dem Staatsanwalt Sam Obama und dem Verteidiger Johnny M. Walker.“

Nun haben sich die Geschworenen zurückgezogen um zu beraten. Was meinen Sie, wer hat gepunktet? Der Staatsanwalt oder die Verteidigung?

„Will Malone, es war, wie gesagt, ein sehr spannendes Duell. Man hat gemerkt, dass der Staatsanwalt unbedingt will, dass Jessy hinter Gitter kommt. Er hat versucht, die Jury mit den Persönlichkeiten der Verstorbenen und ihren Leistungen in der Gesellschaft zu beeindrucken. Hier seine Worte:

„Ja, diese Menschen, die für den amerikanischen Traum standen, die dazu beitrugen, dass New York und Amerika sind, was sie sind, sie haben den Preis gezahlt. Den Preis dafür, einer Hochstaplerin und Betrügerin vertraut zu haben, ihr helfen zu wollen. Lassen Sie nicht zu, dass so eine Frau frei herumläuft und unseren Traum von Freiheit und Wohlstand, für den unsere Väter und Mütter gestorben sind, zertrampelt.“

Ja, man konnte auf den Gesichtern der Geschworenen die Wirkung dieser Worte ablesen.“

Ja, aber dann kam Johnny M. Walker, Wayne Robertson!

„Tatsächlich, Malone. Das ist richtig. Dann kam der Wolf, nein der Löwe der Juristenszene New Yorks. Während des ganzen Plädoyers des Staatsanwalts hatte er die Augen geschlossenund wurde praktisch vom Richter geweckt, als der Staatsanwalt fertig war. Er legte dann sofort los. Alle Leute erwarteten, dass er an seine Strategie der letzten Verhandlungstage, mit seinen rassistischen Thesen, anknüpfen oder die Argumenten des Staatsanwalts zerstören würde. Nein, er ignorierte sie alle und kam mit der Sache der Liebe. Das überraschte alle, auch den Richter. Was für eine Meisterleistung! Le procès de l‘amour, über diese vier Worte wird die Welt auchnach dem Urteil der Jury noch lange diskutieren. […]

Wenn die Liebe schuldig gesprochen wird, dass bedeutet, wenn Jessy frei gesprochen wird, wird man in Zukunft mit der Liebe anders umgehen? Die Liebe, eine Mordwaffe? Die Liebe eine Mörderin? Was Gott uns und der Welt als großes Zeichen seiner Zuneigung gegeben hat, kann so böse sein? So böse, dass man die Liebe verurteilen muss? Und wenn ja, wie denn? Eine Jury von 12 Menschen entscheidet über die Liebe. Ja, nach dem Plädoyer von Star-Anwalt Johnny M. Walker geht es nicht mehr um Jessys Schuld oder Unschuld. Es geht um die Liebe als Mörderin. Zum ersten Mal in der Kriminalgeschichte könnte über ein Gefühl als selbständig agierendes Objekt geurteilt werden. Ja, das Urteil wird sehr spannend sein.“

Robertson, wer hat das Duell nach Ihrer Meinung gewonnen?

„Der Staatsanwalt war gut, wirklich sehr gut, aber Jonny M. Walker war einfach großartig, nein, er war exzellent.“

Ihre Einschätzung, wie das Urteil ausfallen wird?

„Schwer zu sagen, aber auch schwer, gegen die Argumente der Verteidigung zu sein. So oder so, Jessy hat gewonnen, egal ob sie ins Gefängnis geht oder frei bleibt…“

Danke, Wayne Robertson!

„Schönen Tag, Malone!“

„Das war unser Spezialreporter direkt aus dem Gerichtsgebäude. Nun fragen wir unsere Expertin im Studio, Frau Dr. Hilary Lopez.

Frau Lopez, es wird nicht einfach sein für die Geschworenen, oder?

„Wie Ihr Reporter bereits gesagt hat, ich glaube, dass Frau Jessy Mackebrandt Dank der großartigen Arbeit Ihres Rechtanwalts so oder so schon gewonnen hat. Johnny M. Walker war einfach gigantisch und gepunktet hat er enorm. Denn die Anklage konnte auf diesen unerwarteten Angriff nichts mehr erwidern.

Aber hier geht es um Jessy. Die Jury entscheidet über Schuld oder Unschuld von Jessy. Jessy ist angeklagt und nicht die Liebe und…“

Sie haben Recht. Aber ist es nicht so, dass nach diesem Plädoyer der Verteidigung in den Köpfen der Menschen – und wie die Medien schon berichten – ein Freispruch Jessys automatisch die Schuld der Liebe bedeuten würde?

„Rein subjektiv vielleicht. Ich denke ganz objektiv dennoch, dass die Geschworenen gegen Jessy entscheiden, das heißt, die Liebe wird freigesprochen bzw. es wird nicht über sie geurteilt. Die Geschworenen werden die Erklärung des Verteidigers nicht annehmen. Sie können es nicht, da es etwas ist, was man in der realen Welt nicht belangen kann. Man kann die Liebe nicht verhaften und bestrafen. Wie sollte das gehen? Da die Frau sehr offensichtlich in die Sache verwickelt ist, wird sie schuldig gesprochen, verurteilt und bestraft werden. Denn man braucht einen Täter oder eine Täterin, den man aber nicht bekommt, wenn die Liebe die Schuldige ist.

So wäre es jedenfalls in unserer negativen Welt. Würde mich aber nicht wundern, wenn es die Geschworenen anders ausgehen lassen.“

2. New York 12.03.2015 Festnahme von Jessy Mackebrandt.

Donnerstag 12. März 2015 von George Michael, New York Daily

Festnahme nach Mord an Lisly Taylor McCain, der Ehefrau des Medienbarons Bill McCain

New York

Fast zwei Monaten nach dem Mord an Frau McCain hat die New Yorker Polizei jetzt eine Tatverdächtige festgenommen. Es handelt sich um eine 32jährige Frau aus Deutschland mit ruandischer Herkunft. Vor 8 Wochen starb Frau McCain unter mysteriösen Umständen. Laut Medienberichten geht aus den Untersuchungsunterlagen hervor, dass sich die beiden Frauen sehr gut kannten. Ob sie eine lesbische sexuelle Beziehung unterhielten, wollten die Ermittler nicht bestätigen. Zu der Identität der Frau, dem Tatmotive sowie der Tatwaffe wollte die Polizei keine Angaben machen. Der Tod von Frau McCain weist viele Ähnlichkeiten mit weiteren ungeklärten Todesfällen des letzten Jahres auf. Es gibt einen Zusammenhang zwischen diesen Fällen und der Tatverdächtigen, sagte der Polizeisprecher…“

Detective Brown war zufrieden und stolz, als er die Zeitung las. Endlich hatte er die Mörderin geschnappt. Er war sich sicher, dass diese Frau auch in den Tod von Bill Baker, dem Baugiganten, von Robert Clooney vom Clooney Drugstore, von Jacob Murphy, dem Sohn von Murphy Investment, von Ehepaar Cameron, den Waffenhändlern und von Colonel Robert De la Garde, dem Champagner-Händler verwickelt war.

Die Anhörung vor dem Richter war nicht einfach gewesen. Das Problem war, dass die Beweise sehr dürftig waren. Eigentlich gab es überhaupt noch keine Beweise, es gab nur Vermutungen und Indizien. Und die einzigen Indizien waren, dass Frau Jessy Mackebrandt Kontakt mit allen diesen Personen gehabt hatte und dass sie alle auf ähnliche Weise gestorben waren: ohne Fremdeinwirkung. Ein weiteres Indiz war, dass sie alle vor ihrem Tod große Geldsummen an verschiedene Hilfsorganisationen nach Ruanda, Jessys Herkunftsland, überwiesen hatten. Normalerweise konnte man mit diesen Beweisen keinen Menschen hinter Gitter bringen, wäre das Opfer nicht eine prominente Person. Aber irgendwie musste man der Öffentlichkeit ein Beruhigungsmittel verabreichen. Deswegen hatte der Staatsanwalt dafür plädiert, dass die Polizei Beweise fabriziert und manipuliert, damit Jessy Mackebrandt nach der Anhörung nicht wieder freikam. Aber sein feines Gefühl sagte ihm auf jeden Fall, dass die Frau auch ohne handfeste Beweise die richtige war.

Es war geschafft. Sie saß nun im Gefängnis. Aber Brown hatte noch viele offene Fragen nicht beantwortet und er wusste, dass ein guter Anwalt diese Frau nach jetzigem Stand zumindest gegen Kaution frei bekommen würde. Er musste deswegen die Ermittlungen intensivieren und zwei Antworten zu zwei Fragen finden:

Warum hat sie die Menschen umgebracht (Tatmotiv)

Womit hat sie sie umgebracht? (Tatwaffe)

Um Geld ging es allem Anschein nach nicht, da nirgendwo nachzuweisen war, dass sie selbst Geld oder große Geschenke bekommen hätte, außer einer Villa vom ersten Opfer. Die Gelder waren immer ganz offiziell an bekannte karitative Organisationen in Ruanda überwiesen worden, sie waren auch angekommen und keine der Organisationen kannte Frau Jessy Mackebrandt. Deswegen war ausgeschlossen, dass sie irgendwelchen Profit von diesen Geldern gehabt hätte und deswegen war auch Gier als Motiv für den Mord, womit die Staatsanwaltschaft sie beschuldigt hatte, eigentlich falsch. Das wusste er auch. Es gab auch keine Hinweise, dass diese Menschen auf irgendwelche Art gezwungen worden waren diese Spenden zu machen. Alles lief ganz legal. Aber warum hatten sie das alle erst getan, nachdem sie Jessy Mackebrandt kannten? Und warum starben sie dann kurz danach?

Er dachte darüber schon nach, seitdem er die Frau verhaftet hatte und konnte wusste immer noch nicht, wie diese Menschen gestorben waren. Es fehlte die Mordwaffe, damit Frau Jessy Mackebrandt vor einer Jury schuldig gesprochen würde.

Detective Brown wusste, dass er noch viel zu tun hatte und dass diese ganze Strafsache erst am Anfang war. Aber nun wollte er zuerst entspannen und sich einen Hamburger holen. Als er seine Jacke anziehen wollte, klingelte das Telefon. Es war der Staatsanwalt Sam Obama.

„Guten Morgen, Sam.“

„Ja, geht so… was bitte? Johnny, wer? Johnny M. Walker? Wie hat sie es geschafft, den hierher zu bekommen? Der ist der beste Rechtsanwalt, den New York hat…“

„Okay, danke Sam, ja, ja, okay, ja…“

Er setzte sich wieder und hatte auf einmal keinen Hunger mehr.

„Wer ist diese Frau wirklich?“, fragte er sich.

„Nicht jeder, auch wenn er sehr viel Geld hat, schafft es, von Star-Rechtsanwalt Johnny Mackebrandt Walker von Walker and Associates verteidigt zu werden“, sagte er sich mit sorgenvollem Gesichtsausdruck, als er an die Beweise dachte, die er mit geliefert hatte, damit Frau Jessy Mackebrandt hinter Gitter kam.

„Warum tragen sie den gleichen Name? Jessy Mackebrandt, Johnny Mackebrandt. Ist das Zufall?“, grübelte er und rief eine Kollegin. „Melanie, bitte such mir alle Informationen über Johnny Mackebrandt Walker“, bat er.

„Von Walker and Associates? Du willst einen Hai fangen, Mike?“, fragte sie erstaunt.

„Der Hai ist von ganz allein im Netz gelandet“, antwortete Detective Brown.

„Pass auf, Mike, dieser Mann hat immer alle Polizisten zerstört. Ich hoffe du weißt, was du tust.“

„Das hoffe ich auch, Melanie. Ich will all diese Information über ihn noch heute.“

„Wird gemacht. Du wirst sogar wissen, welche Farbe sein Slip hat“, spaßte sie.

„Danke, das ist sehr nett von dir, aber lieber erfahre ich, welche Farbe dein Slip hat.“

„Du fängst wieder an, du schlimmer Finger. Der Boss macht keinen Spaß, du weißt es“, warnte sie.

„Er muss es doch nicht wissen. Morgen Abend? Habe gehört, dass er die ganze Woche in Baltimore ist, wegen dem Fall Taylor. Lass uns doch nur mal etwas trinken gehen. Nur Trinken, verspreche ich dir“, insistierte Detective Brown.

„Hahaha, nur Trinken, dein letztes Versprechen hat mich damals meinen Freund gekostet. Du hast heute noch die gewünschten Informationen“, sagte sie und ging zurück in ihr Büro.

Brown sah dieser superben schwarzen Frau mit dem super Hintern, der Jennifer Lopez eifersüchtig machen würde, hinterher und spürte ein großes Verlangen nach ihr. Er wusste, er würde es immer wieder probieren, bis sie irgendwann einmal wieder schwach werden würde. Jetzt konzentrierte er sich erstmal wieder auf seine Arbeit und auf Walker and Associates.

Er wusste wie dieser Mann arbeitete, er würde versuchen, die Polizei und den Staatsanwalt zu erniedrigen, zu diffamieren. Er würde alles tun, um die Behörde als blöd, unfähig, ungerecht und vor allem, und das war immer besonders schmerzhaft für die Beamten, als rassistisch darzustellen. Ja, eine arme, hübsche, schwarze Frau gegen reiche, weiße Männer und Frauen.

Er versuchte wieder ganz rational nachzudenken: Warum nur diese Personen? Was verband sie mit der Tatverdächtigen? Kannte sie diese Personen schon von viel früher oder hatte sie sie nur zufällig getroffen? Brown war intensiv in seine Gedanken versunken als das Telefon erneut klingelte. Es war wieder der Staatsanwalt.

„Ja Sam, habe ich schon dran gedacht, aber da du auch schwarz bist, wird das vielleicht die Behörde vor den Rassismus-Vorwürfen retten, hahaha“, sagte Brown zum Staatsanwalt.

Die beiden arbeiteten seit Jahren sehr erfolgreich und waren per Du.

Sein Lachen war eher ironisch zu verstehen, da er aus Erfahrung wusste, dass die Hautfarbe des Anklägers kaum verhindern würde, dass die Öffentlichkeit und die Presse die ganze Sache als Rassismus der Weißen gegenüber den Schwarzen darstellen würde. Er war ein weißer Polizist. Er führte die Ermittlungen. Er hatte die schwarze Frau verhaftet und das würde vielen ausreichen, um den Prozess gegen Jessy Mackebrandt als den ewigen Hass der mächtigen und bösen Weißen auf die schwachen und guten Schwarzen zu bezeichnen. Mit den Beweisen, die vorlagen, würden viele zu Recht sagen: „Ja, sehen Sie? Die gesetzlich festgeschriebene Diskriminierung von Schwarzen.“

Das war nicht immer angenehm für einen Polizisten, der nur seine Arbeit tat, unabhängig von der Hautfarbe, überall zu lesen, dass er Rassist sei. Er kannte Kollegen, die daran kaputt gegangen waren. Ihre Familie, Kinder und Freunde wurden beschimpft, beleidigt, angegriffen, beschmutzt.

Ihm wurde warm als er an Walker dachte.

„Ich bin noch dran, Sam. Ja, ich weiß, Sam. Allein der Name Walker and Associates wird die Sache zu einem Medienspektakel machen. Wir haben viel zu tun, das ist mir bewusst…“

„…Nein, Sam, nicht am Telefon, du weißt doch. Sonst steht morgen schon unser ganzes Gespräch wortwörtlich in der Presse…“

„Okay, ich bin morgen um 11 bei dir“, sagte er und legte auf.

3. Kigali, Ruanda April 1994 Rückblick: Genozid in Ruanda – Trauma eines Kindes. Das 1. Martyrium von Kigali – Jessy ist 11 und heißt noch Kigali.

(Mit dem Genozid von Ruanda wird der Völkermord der von Frankreich und der UNO unterstützten Hutu an den Tutsi bezeichnet. Er begann am 6. April 1994 und dauerte bis Mitte Juli 1994 an. Innerhalb von nur 4 Monaten wurden fast 1.000.000 Menschen vor den Augen der UNO und mit Unterstützung aus Frankreich zum Teil bestialisch umgebracht).

Kigali war noch nicht eingeschlafen als sie hörte, wie ihre Eltern im Wohnzimmer nebendran fast flüsternd redeten. Seit Wochen lag ein komisches Gefühl in der Luft.

Die Nervosität ihres Vaters war nicht zu verbergen. Ihre Mama war seit Tagen sehr still geworden und es war auch komisch, dass alle Kinder, die normalerweise im Internat zur Schule gingen zurück nach Hause gekommen waren. Es waren aber noch gar keine Ferien.

Sie war immer sehr froh, wenn ihre älteren Geschwister nach Hause kamen, da sie dann noch mehr Spielkameraden hatte. In dieser Zeit unternahmen sie viel zusammen und sie konnte sie begleiten, wenn sie zu ihren Freunden gingen. Sie liebte es, mit im Auto zu sein, wenn der große Bruder mal in die Stadt fuhr, um etwas zu kaufen. Ja, wenn sie da waren, brauchte sie ihre Mama oder ihren Papa fast nicht mehr. Sie kamen in den verschiedenen Ferien immer zurück nach Hause.

Aber diesmal war alles anders. Es gab noch keine Ferien, aber trotzdem waren sie zu Hause. Es gab keine große Erklärung dafür und der Vater riet ihnen, vorsichtig zu sein und selten in die Stadt zu gehen, oder Freunde zu besuchen.

Die Stimmung war sehr bedrückt. Etwas war nicht in Ordnung. Der Vater ging zwar arbeiten, rief aber fast jede Stunde die Familie an und fragte, ob alles okay sei. Normalerweise kam er immer sehr spät nach Hause, aber in letzter Zeit war er nun immer schon sehr früh zu Hause und ging nicht mehr weg.

Ihre Mama ging nicht mehr arbeiten Sie behauptete Urlaub zu haben, aber Urlaub hatte sie schon vor wenigen Monaten genommen.

Kigali war das jüngste Kind der Familie und verstand nicht, was los war, aber sie ahnte schon länger, dass etwas nicht in Ordnung war.

Was sie diese Nacht hörte, konnte sie mit ihren elf Jahren gar nicht verstehen, aber es hörte sich nicht gut an. Sie konzentrierte sich noch viel mehr, um besser zu verstehen, was ihre Eltern da redeten.

„Was haben deine französischen Freunde gesagt?“, fragte ihre Mama den Vater.

„Freunde? Die Franzosen machen Politik, und ihr Freund bist du nur, wenn sie dich noch brauchen, um Profit zu machen. Du weißt nicht, wie sie Spezialisten darin sind, die Seiten zu wechseln, ohne Skrupel. Es ist komisch, ich kann viele gar nicht mehr erreichen. Ich versuche seit Tagen, Colonel Le Choux-Noir zu treffen ohne Erfolg, auf einmal.“

„Meinst du den Militär, mit dem du so oft unterwegs bist? Er hat keine Zeit mehr für dich?“, staunte ihre Mutter.

„Ja, genau der.“

„Das heißt, es ist vielleicht wahr, dass etwas vorbereitet wird? Alles, was wir vom Propaganda-Sender Radio-Télévision Libre des Milles Collines hören glauben die Menschen wirklich?“, fragte ihre Mama.

„Klar, etwas Schlimmes wird passieren. Wir müssen die Kinder in Sicherheit bringen. Am Samstag fährt einen Freund Richtung Grenze zum Kongo (ehemaliges Zaire). Er wird dich und die Kinder mitnehmen. Ich bleibe allein hier und komme nach. Du erzählst den Kindern, dass ihr einen kleinen Urlaub macht und Onkel Rama in Cyangugu besucht. Das liegt direkt an der Grenze zum Kongo, etwa 200 Kilometer südöstlich von hier, so werdet ihr unerkannt bleiben. Falls es schlimmer wird, werde ich euch dort treffen und wir werden schnell nach Bukavu im Kongo flüchten. Dort habe ich sehr gute Kontakte. Auf jeden Fall ist es dort sicherer als hier in Kigali. Wenn nach einem Monat alles weiter ruhig ist, dann kommt ihr zurück“, sagte ihr Vater zu ihrer Mama.

Kigalis Mutter sah sehr traurig und unglücklich aus.

„Machen sie dir immer noch Druck? Fordern sie weiter von dir, dass du dich von mir, bzw. von uns trennen musst?“, fragte sie.

Ihr Mann strich über seine Nasenspitze und schaut auf den Boden, ohne eine Antwort auf diese Frage zu geben. Seine gefühlvolle Frau wusste genau was das bedeutete, insistierte nicht weiter und stellte eine andere Frage.

„Aber die UNO ist doch da. Ich glaube nicht, dass wir Angst haben müssen. Die Blauhelme werden nicht zulassen, dass es hier einen Bürgerkrieg gibt, sie sind doch da, um Frieden zu bringen, Menschen zu schützen.“

„Ja, wenn es nur um einen Bürgerkrieg gehen würde, wäre ich noch gelassener. Was sich da vorbereitet, könnte die Geschichte Ruandas verändern. Es ist viel schlimmer. Es wird von ethnischen Säuberungen gesprochen. Ja, vor zwei Wochen erfuhr ich von einer Gruppe von Offizieren, dass die Tutsi Rebellen bald alle Hutu in ihrem Gebiet umbringen werden. Deswegen müssen die Hutu schneller reagieren und den Tutsi zuvorkommen und sie zuerst töten. Diese Information gab ich Colonel Le Choux-Noir, unserem französischen Freund. Und was sagte er mir? Lapidar meinte er, dass das doch jeder wisse und dass ein Hutu oder Tutsi mehr oder ein weniger Frankreich nicht schade. Weiter meinte er, ich sei doch ein Hutu, wovor hätte ich Sorge und Angst? Frankreich steht an eurer Seite und unterstützt euch finanziell, logistisch und mit Waffen‘, erklärte er lachend.“

„Baba, ich bin überzeugt, dass die UNO der Bevölkerung helfen wird.“

„Ha Reh, vergiss es. Ich bin mir sicher, dass sie nichts machen werden. Was haben sie getan, seitdem sie die Gerüchte hören? Seitdem die Medien und manche Politiker und Militärs ganz offiziell Hass und Mord predigen? Nichts. Es wird nichts getan. Kein Druck kommt aus Frankreich, Belgien, Amerika und so. Im Gegenteil, sie machen ihre Ohren zu und bald werden sie auch ihre Augen verschließen, um nicht sehen zu müssen, wie das Blut vor ihren Augen vergossen wird. Sie werden dann nach der Katastrophe kommen und die Helfer spielen. Die Guten, die den Armen helfen wollen. Deswegen lassen sie die Armut oder den Krieg entstehen, bevor sie handeln. So profitieren sie noch mehr von ihrer Hilfe und nehmen noch mehr Einfluss auf uns. Es ist offensichtlich, dass sich ein Massaker anbahnt. Ein Völkermord steht bevor und alle Botschaften der westlichen Länder wissen es, und vielleicht erwarten sie ihn oder wünschen ihn sogar? Ich habe viele geheime Informationen weitergegeben. Warum machen sie denn nichts? Nein, ich muss euch in Sicherheit bringen, bevor es explodiert. Das ist eine Sache von nur noch wenigen Wochen.“

Kigali hatte alles mitgehört und hatte nun verstanden. Sie ging ins Zimmer und wiederholte das Gespräch in ihrem Kopf, dabei schlief sie ein, und als sie aufwachte war es schon 9 Uhr. Sie blieb im Bett und dachte über das Gespräch nach, als ihre Mama ins Zimmer kam.

„Kigali, du bist noch im Bett, steh auf!“

„Mama, ich habe Kopfschmerzen“, log sie. „Mama, ist es wahr, dass es Krieg zwischen den Tutsi und den Hutu in Kigali geben wird? Wird Papa sich von dir trennen müssen?“, fragte sie.

Die Mama war sichtlich überrascht. Sie hatte nicht erwartet, dass das kleine Mädchen so eine Frage stellen würde.

In Ruanda gibt es zwei große Stämmen, die seit je immer Probleme miteinander hatten, aber irgendwie auch miteinander leben konnten: Es handelt sich um die Hutu, sie sind die Mehrheit, und die Tutsi.

Kigalis Mama war eine Tutsi und ihr Vater ein Hutu.

Seit einigen Monaten propagierten manche Extremisten die Idee einer ethnischen Säuberung und deswegen sollten alle Hutu sich von Tutsi-Partnern trennen, sonst würden sie als Verräter gelten. Diese Leute wollten auch, dass Baba, wie man ihn nannte, sich von Reh trennte. Was er selbstverständlich ablehnte.

Reh versuchte, schnell wieder eine entspannte Ausstrahlung zu haben, und lächelnd sagte sie zu ihrer Tochter: „Ach, meine Tochter, wo hast du den Blödsinn her? Nichts wird passieren in einem Land, wo es Blauhelme gibt. Da wo die UNO ist, ist die Welt vor Ort. Die Welt wird nicht zulassen, dass so etwas passiert. Steh auf. Wir müssen zu Farima fahren. Hast du das vergessen?“

Kigali war trotzdem nicht beruhigt, stellte aber keine weiteren Fragen mehr. Sie hatte keine Lust, irgendwo ohne ihre Familie zu sein, aber gestern hatte sie sich mit Farima, der Tochter einer befreundeten Familie, verabredet. Sie wollten den ganzen Vormittag zusammen verbringen.

„Mama, ruf sie bitte an und sag, dass ich krank bin. Ich will zu Hause bleiben. Bitte Mama“, bat sie.

„Okay, das tue ich, mein Schatz“, antwortete Mama und ging hinaus.

Den ganzen Tag beruhigte sie sich mit der Anwesenheit der Blauhelme vor Ort, aber die Nachrichten, die sei mitbekam waren sehr beunruhigend. Berichte von Menschenrechtsorganisationen, wie Human Rights Watch, legte schon Anfang 1994 offen, dass neben Macheten, die an die Bevölkerung verteilt worden waren, Kriegswaffenlieferungen in erheblichem Umfang nach Ruanda gingen. Die Geheimdienste der Weltmächten müssen doch informiert sein und ganz sicher tun sie etwas dagegen, überzeugte sie sich selbst.

Dieser Tag, Mittwoch der 6 April 1994, verlief ansonsten ruhig. Im Rundfunk war zu hören, dass der Präsident des Landes in Daressalam war und am Abend zurück nach Kigali flog. Deswegen warteten sie mit dem Abendessen nicht auf Baba, der ein Offizier der Armee war. Er musste bei solchen Gelegenheiten, wenn der Präsident nach Hause zurück kam oder ins Ausland flog, immer in Bereitschaft sein.

Sie waren fertig mit dem Essen und schauten ein Video von Rambo, als Baba vollgeschwitzt und außer Atem ins Wohnzimmer platzte.

„Schnell, schnell, packt eure Sache, sofort!“, schrie er sehr aufgeregt.

„Was ist los Baba?“, fragte Reh.