Kinder brauchen Regeln - Gerlinde Unverzagt - E-Book

Kinder brauchen Regeln E-Book

Gerlinde Unverzagt

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Beschreibung

Damit Eltern die täglichen Auseinandersetzungen ums Zähneputzen, Essen und Anziehen besser durchstehen, gibt es diesen Ratgeber, der dabei hilft, Regeln zu finden, die zur eigenen Familie passen. Er zeigt, wie es möglich ist, die eigene Linie klar und liebevoll zu verfolgen, Regeln durchzusetzen und mit Regelverletzungen umzugehen - anhand von Szenen, die alle Eltern aus dem Familienalltag kennen.

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Gerlinde Unverzagt

Kinder brauchen Regeln

Schluss mit den Dauerkonflikten im Familienalltag

Impressum

Titel der Originalausgabe: Kinder brauchen Regeln

Schluss mit den Dauerkonflikten im Familienalltag

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2013

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2014

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Titelfoto: Getty Images

E-Book-Konvertierung: epublius GmbH, Berlin

ISBN (E-Book): 978-3-451-80459-5

ISBN (Buch): 978-3-451-00679-

Inhalt

„Nur noch ein bisschen fernsehen …“

Kinder brauchen Regeln – und Eltern noch viel mehr

„Hatten wir das nicht abgesprochen?“

Welche Regeln gelten immer und wie viele brauchen wir?

„Wie oft soll ich dir das noch sagen!“

Regeln finden, aber wie?

„Das macht man einfach nicht!“

Wo kommen meine Regeln her?

„Opa macht das auch immer!“

Das Vorbild der Erwachsenen

„Darf ich jetzt oder nicht?“

Das gute alte Machtwort oder wer ist hier der Chef?

„Kannst du jetzt vielleicht endlich mal ins Bett gehen?“

Auf die richtigen Worte kommt es an

„Wenn du nicht sofort aufhörst, dann …“

Bis hierher – und wie weiter?

„Nie darf ich was bestimmen!“

Kinder kooperieren, wenn sie auch gefragt werden

„Warum müssen wir uns nur immer so viel streiten?“

Kinder streiken, um sich Gehör zu verschaffen

Buchtipps

Über die Autorin

Rituale geben Kindern Sicherheit und Geborgenheit

© Getty Images

„Nur noch ein bisschen fernsehen …“

Kinder brauchen Regeln – und Eltern noch viel mehr

„Du guckst ja immer noch fern!“ Jonas lässt sich nicht stören, obwohl die Sesamstraße längst vorbei ist. Seine Mutter seufzt und legt ein paar Minuten später nach: „Du solltest doch ausschalten und dein Zimmer aufräumen!“ Der Vierjährige ignoriert auch das. „Hatten wir nicht abgemacht, dass du deine Bauklötze wegräumst, wenn die ‚Sesamstraße‘ vorbei ist?“ Jonas fängt an zu quengeln. „Bitte Mama, nur noch ein bisschen …“ Seine Mutter wird sauer. „Wenn du dein Zimmer nicht sofort aufräumst, gibt es die ganze Woche keine Sesamstraße mehr!“ Sie schaltet den Fernseher aus und geht in die Küche. Jonas räumt nicht auf und macht den Fernseher einfach wieder an. Irgendwann platzt seiner Mutter der Kragen: „Dann gehen wir morgen auch nicht in den Zoo, dein Freund darf hier nicht mehr übernachten und der Nachtisch ist heute auch gestrichen ….“ Als sie Jonas entsetzten Blick sieht, tut ihr leid, was sie gesagt hat. Sie entschuldigt sich, nimmt alles wieder zurück und bietet zur Versöhnung ein Stück Schokolade an.

Was ist hier passiert? Wie soll ein Kind von vier Jahren auf diesen Ausbruch unserer Hilflosigkeit reagieren? Jonas’ Mutter versucht anfangs, an die Vernunft ihres Sohnes zu appellieren und ihren Ärger zu verbergen. „Bitte, bitte, räum doch deine Bauklötze weg!“ Wer hat noch nicht erlebt, dass Eltern ihre Kinder geradezu anflehen, dieses oder jenes zu tun? Dabei kehren sie jedoch das Verhältnis zu ihren Kindern um: Kinder kämpfen immer um Macht. Bocken, motzen und quengeln sind ihre schärfsten Waffen. Gleichzeitig wollen sie sich an ihren Eltern orientieren und sich geborgen fühlen. Das geht aber nicht, wenn Eltern als Bittsteller auftreten. Also doch drohen? Die meisten Drohungen sind leer und verpuffen wirkungslos. Sie bewirken nur, dass die Kinder uns nicht ernst nehmen und die Situation immer wieder auf die Spitze treiben. Wenn ein Vier- oder Fünfjähriger merkt, dass er seine überlegene Mutter dazu bringen kann, wie ein Kindergartenkind herumzutoben, dann denkt er sich: „Wow!“ Sicher dürfen auch Mütter und Väter mal ausrasten. Aber wenn das öfter vorkommt, gerät man in eine Sackgasse und verzettelt sich in den ganz normalen Krisenherden.

Teufelskreise durchbrechen

Anfangs ist es das Schlafen, zwischen zwei und fünf Jahren das Essen, später das Aufräumen oder das Fernsehen – Ärger mit den Eltern ist für Kinder kein Grund, mit dem Quengeln und dem Trotzigsein aufzuhören. Im Gegenteil: Es entsteht ein Kreislauf, der unangebrachtes Verhalten auch noch belohnt, weil er das Kind im Kampf um Aufmerksamkeit als Sieger hervorgehen lässt. Wie bei Jonas, der für sein Verhalten schlussendlich mit Schokolade verwöhnt wird. Wie oft kochen Eltern ein Festmenü, das von Kindern mit einem „Iiihhh“ quittiert wird. Und dann bekommen sie Spaghetti mit Ketchup, nur damit sie überhaupt etwas essen. So werden sie für ihre Antihaltung belohnt und erziehen sich ihre Eltern dazu, auf Kommando zu kochen. Diese Teufelskreise müssen Eltern durchbrechen. Beim Essen hieße das: „Das Essen schmeckt dir nicht? Schade, mir schon.“ Mehr müssen Sie nicht sagen. Wir Eltern überfordern unsere Kinder oft mit Warum-Fragen: Warum hast du dir die Hände nicht gewaschen? Warum hast du deine Schuhe noch nicht angezogen? Das Kind empfindet diese Fragen nur als das, was sie sind: ein Ausdruck von Hilflosigkeit und Verunsicherung. Doch Kinder brauchen gesicherte Abläufe, Rituale und Regeln – und Eltern brauchen sie auch.

Regeln schaffen Spielräume

Kinder provozieren, damit Eltern reagieren. Wenn die Großen dann keine klare Linie vertreten, geben sie ihre eigene Unsicherheit an die Kinder weiter. Klar fällt es in vielen Situationen schwer, das Verhalten eines Kindes zu reglementieren. Eltern bleibt jedoch nichts anderes übrig, als sich der Wut oder dem Beleidigtsein ihres Sprösslings zu stellen. Dabei kommt es auf das Wie an: Liebevoll, zugewandt und dennoch klar ausgesprochen dienen Regeln, Absprachen und Routinen der Orientierung und schaffen Geborgenheit.

Müssen Eltern dabei immer konsequent sein? Was der Vater zugesteht, sollte die Mutter nicht untersagen. Was heute gerade noch so durchgeht, darf nicht morgen eine Lawine von Vorwürfen auslösen. Nicht beinharte Strenge und dann wieder achselzuckendes Gewährenlassen, sondern Zuverlässigkeit und absehbare Folgen sind nötig. Denn nur wer weiß, was folgt, hat die Wahl, sein Verhalten zu korrigieren oder vorher zu entscheiden, wie er sich verhält.

Elternwünsche – Kinderwünsche

In jeder Familie leben Menschen mit verschiedenen Bedürfnissen und Wünschen zusammen. Manchmal muss einer zurückstecken. Das muss durchaus nicht immer der Vater oder die Mutter sein – aber auch nicht grundsätzlich das Kind. Der fünfjährige Paul will jeden Abend, kaum dass sein Vater die Haustür aufgeschlossen hat, mit ihm spielen. Der Vater ist müde und möchte am liebsten im Sessel sitzen und Zeitung lesen. Er versucht es mit Strenge: „Lass mich jetzt bitte in Ruhe!“ Ohne Erfolg. Paul quengelt so ausdauernd, dass an Ruhe nicht zu denken ist. Lustlos macht der Vater ein paar Vorschläge, was Paul um seinen Flughafen herum noch alles bauen könnte. Aber innerlich kocht er schon. Dann sagt er: „Du willst mit mir spielen und ich will mich erst einmal ausruhen. Was machen wir denn jetzt?“ Von Paul stammt der Vorschlag, ihm eine Pause zu lassen – unter einer Bedingung: „Wenn der große Zeiger oben ist, spielst du mit mir!“ Für einen glatten Verzicht reicht die Einsicht bei den meisten Fünfjährigen noch nicht aus, doch ein Aufschub ist schon mal drin. Zurückzustecken und die Wünsche eines anderen zu respektieren, müssen Kinder noch lernen wie das Radfahren und Rollschuhlaufen. Die Aufmerksamkeit seiner Eltern ist für ein Kind so wichtig wie die Luft zum Atmen. Deshalb sollten Eltern sie nicht dauernd verweigern. Sie müssen mindestens so viele Streicheleinheiten einbringen, wie sie Pflichten und Erwartungen einfordern. Was, wenn man die Kinder einmal am Tag Bestimmer sein lässt? Philipp darf in der Stunde vor dem Schlafengehen bestimmen, was passiert – innerhalb bestimmter Grenzen. Er darf sagen: „Wir spielen jetzt Zirkus. Ich bin der Dompteur, Mama ist der Clown und Papa ist der Löwe.“ Warum nicht? Wenn Kinder Regeln festlegen dürfen, haben sie das Gefühl, wichtig zu sein und ernst genommen zu werden. Das ist für sie enorm wichtig – und festigt ihre Bereitschaft zu kooperieren.

Auch Eltern haben Grenzen

Wer kennt das nicht: Auf der Arbeit ist es schlecht gelaufen, die S-Bahn hatte Verspätung und zu Hause ist der Kühlschrank leer – alles schon anstrengend genug. Dann weigert sich das vierjährige Töchterchen, im Kindergarten mitzukommen, ist auch müde, erschöpft und weinerlich. Statt Verständnis erntet das Kind Ungeduld und Gereiztheit.